Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Jesuitengasse


Typische Altstadtgasse, die den Entenpfuhl mit dem Jesuitenplatz und damit die Kernbereiche mit den östlichen Stadterweiterungsgebieten des Mittelalters verbindet. Die Geschichte der in West-Ost-Richtung verlaufenden Jesuitengasse reicht mindestens bis in das 13. Jahrhundert zurück. Parallel zum nördlichen Eingang der Firmung verlaufend, verband sie das Zisterzienserinnenkloster mit dem spätrömisch-frühmittelalterlichen Stadtgraben. Ehemals auch Nonnengasse genannt, erhielt die Gasse nach der Ansiedlung der Jesuiten ab 1580 ihren heutigen Namen. Die Baugeschichte einiger Gebäude in diesem Bereich geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das Gros der Gebäude entstand im 18. Jahrhundert, wurde aber später zum Teil gravierend verändert. Die meisten Gebäude in der Jesuitengasse wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und anschließend in den alten Proportionen auf den Originalkellern aufgebaut.


Jesuitengasse 1


Alte Hausnummern (Vorgängerbau): 495


Geschichte: Das im Krieg völlig zerstörte Wohn- und Geschäftshaus wurde 1950 wieder aufgebaut. Das ältere Kellergeschoß blieb erhalten. Das heutige viergeschossige Haus hat ein abgewalmtes, schiefergedecktes Mansarddach. Die-Schaufenster des Erdgeschosses wer-den rundbögig abgeschlossen.


Beschreibung: Siehe unter Entenpfuhl 30.


Quellen: Akten der Bauaufsicht.


Jesuitengasse 1a


Alte Hausnummer: 496

(auf älteren Plänen hatte das Gebäude die Nummer 1).


Geschichte: Das Alter des Vorgängerbaus kann heute nicht mehr bestimmt werden. Die Pläne für einen Schaufensterumbau vom Juli 1903 zeigen ein dreigeschossiges Haus mit Hinterbau. In den Obergeschossen des Vorderhauses befanden sich jeweils sechs Fenster, die in Dreiergruppen zusammengefaßt waren. Eine Segmentbogentonne im Kellergeschoß hat man ab 1909 nachträglich durch eine flache Betondecke ersetzt. Im Zusammenhang mit dem vollständigen Umbau der Eckbauten Entenpfuhl 30 (heute Jesuitengasse 1) und 32 erfolgte der Abbruch des alten Gebäudes. An seiner Stelle entstand 1911/12 ein neues Haus (Architekt: Carl Becker). Dieses wurde im Krieg schwer beschädigt und 1955 durch ein Geschoß ergänzt sowie mit einem neuen Mansarddach versehen.


Konstruktion: Massivbau mit Putzfassade. Beschreibung: Traufständiges, viergeschossiges Haus. Die Viereckfenster des vierachsigen Wohn- und GeschäfLsgebäudes sind zum Teil paarweise zusammengefaßt. Der Bau hat ein Mansarddach mit einer dreifenstrigen Gaube. Die Fassade ist durch einen Putzsockel, ein Stockgesims und ein weit auskragendes Trauf-gesims gegliedert. Zu den Gliederungselementen gehören außerdem Lisenen. Im Erdgeschoß befinden sich zwei Eingänge und ein Schaufenster.


Quellen: Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; Akten der Bauaufsicht; StaK, Fach 15.


Jesuitengasse 3


Alte Hausnummer: 497


Geschichte: Der Kern des Baus entstand (nach Fritz Michel) noch am Ende des 16. Jahrhun-derts. In dem Gebäude wurde der Mediziner Johannes Müller (1801–1858) geboren. Ältere Unterlagen über das Bürgerhaus sind nicht mehr erhalten.
Konstruktion: Massivbau mit Putzfassade. Beschreibung: Traufständiges, viergeschossiges Gebäude. Das nachträglich aufgestockte Wohn-und Geschäftshaus hat ein Mansarddach mit zwei Dachhäuschen. Oberhalb des Ladeneinbaus im Erdgeschoß ist die Fassade durch ein Stockgesims gegliedert. In den Obergeschossen befindet sich jeweils ein Drillingsfenster. Auffällig ist das weit auskragende, mit einem Würfelfries versehene Traufgesims.


Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 276; Akten des Kulturamtes; Kampmann, Wenn Steine reden, S. 106/107.


Jesuitengasse 4


Alte Hausnummer (Vorgängerbau): 501


Geschichte: Das Wohn- und Geschäftshaus wurde im Krieg mit Ausnahme des Kellergeschosses völlig zerstört. 1953 entstand an gleicher Stelle ein einfacher (unterkellerter), ein-geschossiger Geschäftsbau mit Flachdach. Vor dem Krieg befand sich auf dem Grundstück ein viergeschossiges, zweiachsiges Gebäude mit Satteldach, das ab 1912 mit dem Nachbarbau verbunden war.


Quellen: Akten der Bauaufsicht; StaK, Fach 15.


Jesuitengasse 5


Alte Hausnummer: 498


Geschichte: Das ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert stammende, mit dem Haus Fir-mungstraße 31 vereinigte Gebäude wurde im Krieg zerstört. Beim Wiederaufbau blieben Tei-le der beiden unteren Stockwerke und des Kellers erhalten.
Konstruktion: Massivbau mit Putzfassade.


Beschreibung: Traufständiges, viergeschossiges Haus. Das nachträglich um eine Etage erhöhte Wohn- und Geschäftshaus hat ein schiefergedecktes Mansarddach und zwei Dachhäuschen. Erdgeschoß und erstes Obergeschoss sind mit neueren Schaufenstereinbauten versehen. Im zweiten und dritten Obergeschoss befindet sich jeweils ein Drillingsfenster mit roter Sandstein-rahmung. Beim Wiederaufbau fiel das ehemals vorhandene zweiachsige Fachwerkzwerchhaus mit Dreieckgiebel weg.


Quellen: Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; Akten der Bauaufsicht; Michel, Kunstdenkmäler, S. 276; StaK, Fach 15.


Jesuitengasse 6


Alte Hausnummer: 500


Geschichte: Das tatsächliche Alter des Hauses ist heute nicht mehr eindeutig zu ermitteln. Baupläne vom Juli 1913 zeigen ein dreigeschossiges, dreiachsiges Gebäude mit Satteldach und drei Dachhäuschen. Die unterschiedlichen Fensterabstände lassen darauf schließen, daß die Baugeschichte des nachträglich aufgestockten Hauses weit in das 18. Jahrhundert zurück-reicht. Nach der Veränderung der Schaufensteranlage erfolgte im Sommer 1912 die Verei-nigung des Gebäudes mit dem Nachbarbau Jesuitengasse 4. Die (traditionalistische) Umge-staltung der Fassade und die Beseitigung der Dachhäuschen erfolgten 1914. Die alte Bauakte sagt nichts über Kriegszerstörungen aus.


Konstruktion: Massivbau mit Putzfassade. Beschreibung: Traufständiges, viergeschossiges und dreiachsiges Wohn- und Geschäftsgebäude (Gaststätte und Hotel). Das Haus hat ein Sat-teldach. Die Putzfassade ist mit einer schwachen Lisenenteilung versehen und durch ein kräftig profiliertes Stockgesims sowie ein ver-schiefertes Traufgesims gegliedert. Im Erdge-schoß befindet sich eine Gaststätte (Eingang und Schaufenster). Die Brüstungsfelder unter den Viereckfenstern weisen Putzkassetten mit Rosetten auf.


Geschoßhöhen (laut Plan von 1912):

  • Keller 3,10 m
  • Erdgeschoß 3,60 m
  • 1. und 2. Obergeschoß 2,80 m
  • 3. Obergeschoß und Dachgeschoß 2,60 m.

 

Straßenfront Jesuitengasse 4–6 (laut Plan von 1912): 12,00 m.


Grundriß: Typ 5.


Quellen: Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; StaK, Fach 15.


Jesuitengasse 7


Geschichte: Das Haus wurde im 18. Jahrhundert errichtet und um 1900 weitgehend verändert.


Konstruktion: Massivbau mit Stuckfassade.


Beschreibung: Traufständiges, viergeschossiges und dreiachsiges Haus. Das nachträglich aufgestockte Wohn- und Geschäftsgebäude hat ein Satteldach und zwei Dachhäuschen mit Dreiecksgiebeln. Der Zugang im Erdgeschoss wird von Pilastern flankiert. Die knapp oberhalb dieser Etage befindlichen Stock- und Sohlbankgesimse sind als Architrav ausgebildet. Das erste Obergeschoss wird durch zwei Eckpilaster und ein profiliertes, über Pilastern verkröpftes Sohlbankgesims gegliedert, auf dem zwei aufgesetzte Knäufe ruhen. Außerdem befinden sich in dieser Etage zwei Schaufenster. Das mittige Rechteckfenster besitzt mit stilisierten Voluten verzierte Gewände und ein Wappen mit Adlerkopf als Schlussstein. Im Brüstungsfeld ist ein profilierter Segmentbogen mit Kranz- und Bandwerk zu erkennen. Die Zone oberhalb der Fenster ist ebenfalls als Architrav gestaltet.

 

Die zweiflügligen und mit Oberlichtern ausgestatteten Fenster des zweiten Obergeschosses haben hohlprofilierte Gewände, die an den Außenseiten durch „Ohren” betont werden. Das Feld oberhalb des mittleren Fensters wurde mit Festons ausgestattet. Darüber liegt eine auf vier Konsolen ruhende, sich über alle Achsen erstreckende horizontale Verdachung, die in der Mitte durch einen profilierten Segmentbogen mit Muschelwerk und stuckiertem Männerkopf ergänzt wird. Unterhalb der dreigeteilten Fenster des dritten Obergeschosses befindet sich ein weiteres Sohlbankgesims. Oberhalb des mittleren Fensters wurden wiederum Festons, darüber hinaus ein stuckierter Frauenkopf angebracht.

 

Den optischen Abschluss der Etage bildet eine – wesentlich schwächer als im ersten Obergeschoss ausgebildete – auf vier Konsolen ruhende, durchlaufende Verdachung mit Segmentbogenaufsatz, dessen Scheitel volutenartig gestaltet ist. Der Dachbereich tritt wegen des weit auskragenden Traufgesimses optisch stark zurück.


Bemerkung: Die Gestaltung der Fassadenornamente entspricht dem Formenkanon der Neorenaissance.


Quelle: Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde.

 

Das Haus Jesuitengasse 8. Foto: Reinhard Kallenbach

Jesuitengasse 8


Alte Hausnummer: 499


Hausname: „Franziskaner-Eck”


Geschichte: Der Kern des ursprünglich dreigeschossigen Gebäudes stammt wohl noch aus dem 18. Jahrhundert. Die Aufstockung des Hauses erfolgte wahrscheinlich um 1850. An der Fassade hat man im Jahre 1913 weitreichende Veränderungen vorgenommen. Die Pläne für die Umgestaltung fertigte der Koblenzer Architekt Georg Rohr an, der zur damaligen Zeit zusammen mit seinem Partner Bruck-mann in Worms ein Büro unterhielt. Die an der Jesuitengasse gelegene vorspringende Ekke wurde im Zuge der Neugestaltung mit einem zweigeschossigen, runden Erker versehen. Als Vorbild diente die „Engel-Apotheke” in Worms. Die Arbeiten waren im Juni 1913 abgeschlossen.


Konstruktion: Das Haus wurde in Mischbauweise errichtet. Laut Brandversicherungskataster (1821–1834) war ursprünglich nur das Erdgeschoß massiv.


Beschreibung: Traufständiges, viergeschossiges und dreiachsiges Haus. Das nachträglich aufgestockte Wohn- und Geschäftsgebäude hat ein Satteldach und drei Dachhäuschen (in Verlängerung der Fensterachsen) mit profilierten Dreiecksgiebeln. In der Fassade verschmelzen Neorenaissance- und Jugenstilelemente. Im Erdgeschoß befindet sich über dem Basaltsockel eine Schaufensteranlage mit mittig angeordnetem Eingangsbereich. Die Stockgesimse in den Obergeschossen sind zum Teil mit Würfelfriesen versehen.

 

Oberhalb des zweiten Oberge-schosses ist eine verschieferte Gesimsverdachung angebracht. Das hohlkehlige Traufgesims kragt weit aus. Am Putzfries (im zweiten und dritten Obergeschoß) fällt ein mäanderartiges Band auf. In den Brüstungen der Rechteckfenster sind niedrige schmiedeeiserne Gitter mit Rankenwerk montiert. Die Fenster des zweigeschossigen, runden Erkers an der linken vor-springenden Ecke des Hauses werden von runden Säulen mit kapitellartigen akanthusblatt-verzierten Köpfen flankiert. Zwischen erstem und zweitem Obergeschoß wurde eine Skulptur des heiligen Franziskus aufgestellt. Die Nische mit der Heiligenfigur ist muschelartig verziert. Daneben befinden sich Putten und Füllhörner.


Geschoßhöhen (laut Plan von 1913):

  • Erdgeschoß 3,33 m
  • 1. Obergeschoß 3,18 m
  • 2. und 3. Obergeschoß 3,06 m
  • Dachgeschoß 2,80 m.

Grundriß: Typ 5.


Quellen: Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; StaK, Best. 623, Nr. 2045, Blatt 8; StaK, Fach 15.

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