Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Löhrstraße


Teil des römischen Achsenkreuzes (Cardo Decumanus) im Koblenz des 1. und 3. Jahrhunderts. In Nord-Süd-Richtung verlaufender Abschnitt der antiken Fernstraße von Mainz nach Köln sowie antiker Handwerksbezirk. In unmittelbarer Nähe, am Eingang, der späteren Hohenfelder Straße, lag darüber hinaus ein spätantik-frühmittelalterliches Gräberfeld. Anders als in der älteren Forschung vermutet, war die Löhrstraße in der Zeit vor dem 13. Jahrhundert nicht unbebaut. Älteren Quellen zufolge leitet sich der Name der Straße von den Lohegruben der Gerber ab, die ihre Werkstätten erst 1671 nach Lützelkoblenz verlegen mussten.

 

Der alte Flurname „Lere“ scheint also nichts – wie ursprünglich angenommen– mit dem Wort „leer“ zu tun zu haben. Bereits bei der französischen Beschießung von 1688 gab es in der Löhrstraße schwere Schäden. 36 Häuser wurden sogar vollständig zerstört. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Straße nicht nur durch Barockbauten, sondern vor allem durch die Kaufhausarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts geprägt. Bis auf das Gebäude Löhrstraße 2 und das Tappiser & Werner-Kaufhaus sowie zwei Wohn- und Geschäftshäuser an der Ecke Altlöhrtor wurden bei den Bombenangriffen von 1944 alle nennenswerten Gebäuden in dieser Straße zerstört. Ende 1996 musste dann auch noch der im Sinne der Neuen Sachlichkeit errichtete Kaufhausbau weichen.

 

Die gesamte Löhrstraße ist seit 1975 Fußgängerzone mit entsprechender Gestaltung.


Löhrstraße 2


Alte Hausnummer: 742


Baujahr:1608/1691 (Wiederaufbau 1960).


Geschichte: Das Haus wurde zusammen mit den drei anderen Eckgebäuden 1608 errichtet, im Herbst 1688 aber zerstört. Die Konzeption des Wiederaufbaus schreibt Kurt Eitelbach Johann Christopherus Sebastiani zu. 1944 wurden ein Teil des Dachwerks und der obere Bereich des Schweifgiebels schwer beschädigt. Zusammen mit den Gebäuden Marktstraße l und 2 sowie „Am Plan” 2 gehört das Haus zur Gebäudegruppe „Vier Türme”.


Konstruktion: Das Gebäude wurde in Mischbauweise errichtet. Die beiden unteren Geschosse bestehen aus verputztem Bruchstein. Die über diesen Etagen gelegenen Fachwerk- und Holzkonstruktionen waren lange Zeit verputzt und wurden erst nach dem Krieg wieder freigelegt.


Beschreibung: Dreigeschossiges, jeweils zweiachsiges Wohn- und Geschäftshaus (Apotheke) an der Ecke Löhrstraße/Altengraben. Das Gebäude aus der Zeit des Übergangs von der Renaissance zum Frühbarock hat zwei Zwerchgiebel und einen Eckerker.

 

Im Erdgeschoss stammen die beiden Eingänge und die Schaufenster aus dem ersten Drittel unseres Jahrhunderts. In den beiden Obergeschossen befinden sich auf jeder Schauseite jeweils zwei schmale Zwillings-Rechteckfenster (im ersten Obergeschoss mit roter Sandsteinrahmung). Oberhalb des ersten Obergeschosses wurde ein mehrfach profilierter, vorkragender Schwellbalken angebracht, auf dem die Fachwerkkonstruktion der anderen Etagen ruht. Die Fenster im zweiten Obergeschoss werden durch Verzierung der Brustriegel mit Schräggittern und ausgeschnittenen Rauten betont.

 

Da sich auf der Seite Altengraben sechs auf diese Weise verzierte Brüstungsriegel befinden, nimmt Fritz Michel an, dass sich darüber ursprünglich sechs schmale Fenster befanden. In den Eckfeldern sind die durchgehenden Schrägbalken („halbe Männer”), in den mittleren Riegeln nasenbesetzte, geschweifte Gegenstreben
besonders auffällig. Oberhalb des zweiten Obergeschosses liegt ein mehrfach profiliertes Traufgesims. Die darüber aufgehenden beiden zweistöckigen Fachwerkgiebel sind ähnlich wie das zweite Obergeschoss gestaltet worden. Sie wurden darüber hinaus mit reich geschnitzten Schweifbalken versehen. Zu den Motiven zählen zum Beispiel Ranken und Voluten, an der Löhrstraße zusätzlich Puttenköpfe. Auf beiden Straßenseiten wurden in den Giebelfeldern zwei rundbogig abgeschlossene Fenster übereinander angeordnet.

 

Der zweistöckige, polyonale, in beiden Etagen jeweils dreifenstrige Eckerker (er setzt auf Höhe des ersten Obergeschosses an) hat ein Glockendach mit aufsitzender Laterne und Giebelreiter. Sein durch vier Eckpilaster gegliedertes Untergeschoss ist in Stein ausgeführt und hat mit Blattwerk und Löwenköpfen verzierte Wülste. Fenstersäulen und Brustriegel sind mit Weinranken, Engeln und Akanthusblättern geschmückt. Auf dem mittleren Brustriegel ist ein Relief des heiligen Petrus und die Inschrift „ZV.S PETRVS 1691″ zu sehen. Das zweite Geschoss des Erkers wurde als Holzkonstruktion errichtet. Die Fensterpfosten sind als gedrehte Säulen mit Kapitell ausgestaltet, die Brüstungsfelder mit Früchten und einer Kartusche mit Rollwerk verziert. Im mittleren Brüstungsfeld erkennt man die Inschrift „J.M. 1960″.


Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 321-323; Eitelbach, Johann C. Sebastiani, S. 68; Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; StAK, Fach 7

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