Die längste Etappe der Tour mit rund 80 Kilometern bei endlich sommerlichen Temperaturen. 17. Juli 2025.
Komoot: Von Pilsen nach Beroun
Die erste Woche meiner Radreise (inklusive Regensburg-Aufenthalt) lag nun hinter mir. Doch erst am 17. Juli, einem Donnerstag, hatte ich mit dem Wetter richtig Glück. Schon beim morgentlichen Start war es warm und sonnig. So sollte es grundsätzlich bleiben, wenngleich es sich nachmittags merklich eintrüben sollte. Aber das Wetter hielt, die erwartete Dusche von oben blieb aus.
Ich stand also zunächst vor einer ganz anderen Herausforderung: Galt es doch, aus der quirligen, verkehrsreichen Stadt herauszufinden! Und das war trotz des grundsätzlich guten innerstädtischen Radwegenetz gar nicht so einfach, was auch an der knauserigen Beschilderung lag. Aber selbst, wenn die Beschilderung besser gewesen wäre, hätte mir das wohl nicht geholfen. Ich stieß nämlich auf Baustellen, sodass die Fahrradnavigation nicht so richtig weiterhalf. Ich drehte also zwei Ehrenrunden, wobei ich auf Höhe der Pilsener Urquell-Brauerei noch richtig unterwegs war. Ein Beinbruch war das nicht, handelte es sich doch nur um etwas 4 Kilometer. Allerdings ist der Weg aus der Stadt nicht gerade eben, aber grundsätzlich war alles gut machbar. Schieben musste ich nicht.
Ergänzend sei angemerkt, dass durch Pilsen zwei Flüsse fließen: die bereits erwähnte Radbuza und der Fluss Mies, die sich in im Bereich zwischen Stadion und Hautptbahnhof zur Berounka vereinigen. Dieser Fluss sollte mir bis kur vor Prag erhalten bleiben, wenngleich die Radtour bis Beroun eben nicht an den Flussufern entlang, sondern über Umwege führt. Es gibt enige Steigungen zu bewältigen, und nicht immer ist die Beschilderung so, dass man als Ortsunkundiger etwas damit anfangen kann. Am besten war es noch dort, wo man auf Nebenstraßen fahren konnte.
Die Etappe ist unspektakulär, führt aber auch durch landschaftlich schöne Abschnitte zunächst nach Horowitz ( Hořovice), eine Stadt mit rund 7600 Einwohnern, die bereits zum Bezirk Beroun gehört. Nach der Stadt, die aus einem mittelalterlichen Dorf hervorgegangen ist, hat sich die Adelsfamilie Horowitz benannt, an die heute noch ein Schloss erinnert. Aber nicht nur deshalb ist das Städtchen sehr ansehnlich und gepflegt.
In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass es schier unmöglich ist, das reiche kulturelle Erbe Böhmens im Rahmen einer zeitlich knapp bemessenen Radreise zu erfassen. Und das liegt eben nicht nur an berühmten Städten wie Prag und Pilsen. Fast überall gibt es eine sehenswerte Kirchen, einen historischen Gutshof oder ein sogenanntes Zamek des örtlichen Adels. Hinter dem Begriff kann sich ein Palais, ein Schlösschen oder sogar eine Pfalz verbergen. Insofern kann auch dieser Tourenbericht einen nur sehr oberflächlichen Überblick geben. Auf jeden Fall gilt: Wer eine Kulturreise plant, ist in Tschechien goldrichtig. Angenehm ist, dass immer noch viele Menschen Deutsch sprechen. Und wenn nicht: Mit Englisch kommt man immer durch.
Die Weiterfahrt ab Horowitz erfolgt wieder auf oder entlang von Straßen, die zum Teil stark frequentiert sind. Aber gefährlich ist das nicht, weil alles grundsätzlich gut geregelt ist. Und irgendwann ist man wieder an der Berounka und rollt in die schöne Altstadt von Beroun.
Was auf dem Weg nach Beroun auffällt, sind die vielen Indusrtriebrachen, die von einem gravierenden Strukturwandel zeugen. Der Bezirk war früher wegen des Abbaus von Erz- und Kalkstein, vor allem aber wegen seiner Textilindustrie bekannt. Diese war, ganz ähnlich wie in Deutschland, wegen der starken Konkurenz auf dem Weltmarkt in weiten Teilen nicht überlebensfähig. Das Ergebnis ist deutlich sichtbar. Man lerne: Nicht nur Deutschland hat der Strukturwandel eiskalt erwischt!
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