Eine schöne, abwechslungsreiche Etappe bei schönem Wetter, warmen Temperaturen mit Tagesziel in der "Goldenen Stadt". 62 Kilometer. 18. Juli 2025.
Komoot: Von Beroun nach Prag
Bernau (Beroun), früher auch Bern (!) genannt, hatte im Königreich Böhmen das Privileg einer Königsstadt, war also unveräußerliche Besitz des Königs. Die Stadt durfte auch nicht verpfändet werden. Noch heute zeugt der alte Stadtkern mit seiner in Teilen erhaltenen Stadtmauer von der früheren Bedeutung. Heute hat Beroun rund 21.000 Einwohner, wobei die Stadt auch ein beliebtes Ziel für Feriengäste ist. Das liegt vor allem auch an der reizvollen Lage an zwei Flüssen, der Litavka und Berounka.
Die Stadt Beroun informiert via Internet über ihre Angebot, wobei im Netzauftritt eine Übersetzungsfunktion integriert ist. Wer mag, kann direkt hier klicken: Internetauftritt der Stadt Beroun
Mit der Unterkunft hatte ich wieder Glück. Das mitten in der Altstadt Hotel Hotel U koně ist eine fast ideale Unterkunft, wenn sie denn barrierefrei wäre. Obwohl in dem historischen Haus im Inneren alles neu ist, gab es wegen des außergewöhnlichen Zuschnitts eben keine Möglichkeit, barrierefrei zu bauen. Wer sich näher informieren will, muss das unter den gängigen Hotelportalen tun, der hauseigene Internetauftritt ist veraltet und vor allem unbebildert. Die Zimmer sind übrigens top. Das Frühstücksbuffet ebenfalls. Einziger Nachteil: Ich musste das Fahrrad vor der Haustüre anschließen. Aber es ging alles gut. In Beroun haben sie nun mal ein anderes Stadtbild :-)
Beroun ist schön, aber nicht spektakulär. Aber die Stadt hat alles, was man für ein angenehmes Leben braucht. Dennoch habe ich mich gefragt, warum so viele junge Gruppen ihre Ferien hier verbringen. Das dürfte vor allem am Fluss Berounka liegen, der an diesem Abschnitt ein Paradies für Boots- und Paddeltouren ist. Und dann gibt es ja auch noch die schönen Biergärten...
Das Problem für Radler ist, erst einmal dorthin zu schaffen. Die Radbeschilderung ist auch in Beroun nicht ganz schlüssig. Man findert zwar noch zum Bahnhof. Das einfachste wäre gewesen, einfach weiter in Richtung Řevnice zu fahren, was auch grundsätzlich richtig gewesen wäre. Aber ich traute der Straßenbeschilderung nicht. Ich improvisierte und landete tatsächlich am Berounka-Ufer, und voller Begeisterung über die landschaftlichen Schönheiten radelte ich in vier Kilometer drauf los - leider in die falsche Richtung.
Und wie es nun mal so ist, wollte ich natürlich nicht zurückfahren. Auf der Suche nach einer Alterntivroute befragte ich mein Navi, das mich natürlich freudig über einen längeren Serpentinenweg bergauf jagen wollte. Ich fuhr also zurück zum Bahnhof und fuhr einfach geradeaus weiter. Und siehe da: Ich landete auf dem richtigen Radweg, der richtig schön ist.
Zwar wird man muss man oft die Straße benutzen, aber das tut der Schönheit der Strecke keinen Abbruch, zumal der Verkenr überschaubar ist. Wer mag, kann in Karlštejn
rasten, einem Städtchen mit gerade mal 740 Einwohnern, das durch die gleichnamige Burg berühmt geworden ist. Basisinformationen und schöne Fotos gibt es unter anderem unter Burg Karlstein.
Ohne Ärgernisse ging es weiter nach Prag. Ab und zu muss man von einem auf das andere Ufer der Berounka wechseln, aber das ist alles gut gemacht - und Möglichkeiten zur Einkehr gibt es auch.
Wenn man Řevnice erreicht hat, sind die ersten Prager Vororte nicht mehr weit. Hat man den Bezirk Prag 16 erreicht, ist der Punkt, an dem die Berounka in die Moldau fließt, nicht mehr weit.
Auf Radwegen, später auf Sicherheitsstreifen kommt man ins Zentrum der "Goldenen Stadt", wobei ich es vermied, direkt in die Altstadt zu fahren und über die Karlsbrücke das Flussufer zu wechseln. Ich hatte ein Quartier am Rande der Innenstadt gebucht, das Hotel Marianeum im Stadtbezirk 2. Das Hotel in Trägerschaft der Caritas berechnete nur 75 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. Für die Hauptsaison in Prag ist das ein Schnäppchenpreis. Es gab sogar einen sicheren Platz für mein Fahrrad.
Doch der Weg zum Marianeum war gar nicht so leicht, wie es aussah. Das lag auch an der schwierigen Verkehrsführung, sodass das Fahrrad-Navigtionssystem wenig weiterhalf. Ich landete schließlich auf dem Wenzelsplatz - also genau dort, wo ich eigentlich gar nicht hin wollte.
Der 18. Juli 2025 war übrigens ein Freitag. Die "Goldene Stadt" war entsprechend voll. Ich fragte mich: Wann machen die Tschechen wie Spanier und Italiener gegen Auswüchse des Massentourismus mobil? Wahrscheinlich deshalb nicht, weil die Metropole immer noch völlig zu Recht auch in hektischen Situationen als eine der schönsten Städte Europas wahrgenommen wird. Kurzum: Ich fühlte mich sofort wohl, vor allem auch deshalb, weil ich feststellte, dass ich gar nicht so viel falsch gemacht habe.
Allerdings hatte ich vergessen, dass nicht nur Rom, sondern auch Prag auf sieben Hügeln gebaut wurden. Deshalb gibt es auch im Innenstadtbereich anstrengende Steigungen, von denen eine selbstverständlich auf meinem Weg zum Hotel Marianeum lag. Ich empfehle das Hotel trotzdem. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, informiert sich über den deutschsprachigen Internetauftritt Hotel Marianeum.
Das einfach ausgestattete Hotel (trotzdem ist alles da, was man braucht) liegt mitten in einem Stadtbezirk voller historistischer und eklektizistischer Gebäude: Alles in allem ergibt sich das Bild einer eigenen Stadt in der Stadt. Die Atmosphäre ist entspannt, hier ist es nicht so überlaufen. Ich habe sogar noch einen Tisch bei eine guten Italiener bekommen (die Tschechen lieben offenbar italienisiche Restaurants, und die Italiener lieben, gemessen an ihrer starken Präsenz, Böhmen).
|
|
|
|