Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Von Prag nach Nimburg (Nymburk)

Von der Weltstadt an die Elbe. 66 Kilometer mit lädiertem Hinterrad. 19. Juli 2025.

 

Komoot: Von Prag nach Nymburk

Ein Platten wäre kein Problem gewesen, auch eine kleine Repartur nicht.  Aber wenn sich größere Schwierigkeiten ergeben, gibt es diese Rückschläge genau an einem Wochenende -  und das natürlich zu einer Tageszeit, zu der niemand mehr helfen kann ...

 

Schon am Freitagabend hatte ich festgestellt, dass sich die Speichen am Hinterrad bedenklich gelockert hatten. Das darf eigentlich bei einem Fahrrad mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 160 Kilogramm eigentlich nicht passieren. Ich dachte mir: In einer Weltstadt wie Prag lässt sich das Probleme womöglich noch am Samstagvormittag  beheben. Deswegen beschloss ich nach einer ruhigen Nacht im Marianeum, mich auf die Suche nach einer Werkstatt zu machen - um festzustellen, dass dies gar nicht so einfach war. Die Werkstätten waren nämlich geschlossen, und die in der Prager Altstadt angesiedelten Fahrradvermietungen konnten auch nicht weiterhelfen. Die Mitarbeiter waren zwar sehr freundlich, doch waren die Kollegen, die hätten reparieren können, im Urlaub.

 

Also  beschloss ich, auf gut Glück Richtung Nymburk zu fahren, die Temparaturen waren sehr angenehm, trotz zum Teil dichter Wolken blieb es trocken. zu meiner Überraschung erreichte ich mein Ziel ohne Störungen. Auch der Weg hinaus aus Prag in Richtung Elbe ist gut zu finden, die Beschilderung hilft weiter, und wer glücklicher Besitzer eines Navis ist, hat keine Problem.

 

Wider Erwarten ist der Weg stadtauswärts abschnitweise recht attraktiv, es geht etliche Kilometer an der Moldau und einem Nebenflüsschen (oder sollte  man besser Bach sagen?) entlang, bevor man auf eine Hauptverkehrsstraße stößt, die jedoch auf beiden Seiten von Radwegen flankiert wird. Das geht bis zum spektakulären U-Bahnhof Rajská zahrada (mehr dazu auf Wikipedia Rajská zahrada) recht gut, auch wenn es Steigungen gibt, die ich mit Rücksicht auf das Hinterrad überwiegend schiebend bewältigte. Dort angekommen, befand ich mich mitten in der Trabantenstadt Černý Most. Und dann begann das große Suchen, Ehrenrunden inklusive. Das Navi war da nicht unbedingt hilfreich. Pi mal Daumen hielt ich mich in Richtung Osten. Und siehe da: Plötzlich wurden die Vororte wieder hübscher, ich Landete schließlich auf einem Fahrradweg. Über Felder und Wälder ging es dann durch ein Naherholungsgebiet in der Peripherie von Prag Richtung Elbe.

Auf dem Weg zur Elbe. Das Foto zeigt das Hotel Čertousy in der Peripherie von Prag, das in einem Renaissanceschloss mit gotischem Kern eingerichtet wurde.

Unterdessen waren die Wolken verschwunden, es wurde sonnig und sehr heiß. Wäre die Sache mit meinem lädierten Fahrrad nicht gewesen, hätte ich mehr Sinn für die recht schöne Strecke gehabt, an der es auch Einkehrmöglichkeiten in einigen der vielen historischen Gebäude in unmittelbarer Nähe der Radwege gibt. Diese sind nicht immer asphaltiert, man fährt überwiegend auf feinem Schotter. Alles lässt sich sehr gut bewältigen.

Die Elbe bei Lázně Toušeň.

Schließlich kam ich im schmuckekn Kurort Lázně Toušeň an. Und hier begann auch der schönste Abschnitt der Etappe - der  Weg am Elbufer. Dieser Abschnitt ist bei Wassersportlern sehr beliebt - und ich malte  mir aus, dass hier ein Schiffchen mit Gastronomie nach Nympurk fahren würde. Das gab es natürlich nicht, das wäre ja zu schön gewesen. Stattdessen gab es aber einen schönen Weg  entlang an der  Elbe, der von einigen Biergärtchen gesäumt war.  

 

Die Freude endete jedoch kurz vor Čelákovice. Hier musste ich die andere Seite der Elbe wechseln, um dort festzustellen, dass ich am Ufer nicht mehr weiterfahren konnte. Der Umweg über Landstraßen war angesagt. Immerhin gab es vor dem Start auf die  letzte Teilstrecke nach Nymburk einen schönen Biergarten. Frischt gestärkt machte  ich mich auf die letzten Kilometer nach Nymburk.

 

Der Weg "über die Höhen" war gar nicht so schlimm wie befürchtet. Ich konnte sogar  über einen (nicht befestigten) Radweg entlang der Bahnstrecke bis nach Lysá nad Labem fahren, wo es übrigens auch eine Bahnstation gibt. Von dort ging es über Landstraßen komfortabel bis nach Nymburk. Inzwischen war es Abend geworden, und die Kulturlandschaft war in ein schönes Licht getaucht. Schließlich erreichte ich Nymburk, ein Städtchen mit rund 15.000 Einwohnern, in dem man offenbar schon die Bürgersteige hochgeklappt hatte. Auch erschien mir die Altstadt lange nicht so interessant wie auf meinen anderen Stationen in Böhmen.

Stadtzentrum von Nymburk.

Nach einer Kurzrundfahrt durch das unspektakuläre Stadtzentrum machte ich mich auf die Suche nach meiner in Bahnhofsnähe gelegenen Unterkunft.  Die war gar nicht so leicht zu finden, weil sie inmitten einer großen Baustelle lag. Ich landete wieder am Elbufer, um dann über die Sportanlagen zum Hotel Ned Hockey zu gelangen. Streng genommen war das kein Hotel, sondern, sondern eine Economy-Unterkunft für Familien und Monteure. Ich landete in einem Vierbett-Zimmer zur Alleinnutzung. 

 

Der Preis war auf Booking.com mit rund 40 Euro angegeben.  Bezahlt werden konnte ausschließlich bar, zu meinem Erstaunen stellte man mir 50 Euro in Rechnung. Da ich aber froh war, heil angekommen zu sein, hatte ich keine Lust auf Diskussionen. Das reiche Frühstücksbuffet (8 Euro extra) am anderen Morgen sollte mich jedoch versöhnlich stimmen. Weniger schön fand ich, dass der Verkauf an der Rezeption eingestellt wurde, obwohl ich gesagt habe, dass ich sofort nach dem Abladen meines Gepäcks wiederkommen würde (was ich auch tat). Aber egal, entsprechend früh landete ich im Bett. Ausschließlich mit Cola aus dem Automaten wäre es kein schöner Abend geworden.

Die Elbe in Nymburk.
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