Das war ein hartes Stück Arbeit, die Etappe ist nur bedingt zu empfehlen. Allerdings gibt es wegen der Baustellen vor allem auf der österreichischen Seite fast täglich Veränderungen. Denn eigentlich ist die Strecke ganz schön.
Los ging es an der Triftsperre. Die Strecke in die Passauer Altstadt war richtig gut ausgeschilert, und ich merkte, wie ich mich am Abend zuvor verfahren hatte. Der Tag begann grau, und es tröpfelte ein wenig.
Erst kurz vor Schärding/Österreich wurde es besser. Dort machte ich am Marktplatz eine längere Mittagspause, um zu trocknen. Um es vorweg zu sagen: Die erste Hälfte der Etappe ist in weiten Teilen eine Zumutung. “Weg von der Straße” schien die Devise der Planer zu sein. Deswege ging es immer wieder über Schotter- und Rumpelpisten. Man braucht sich also nicht zu wundern, wenn man hier - falls einem überhaupt jemand begegnet - Radler mit geländegängigen E-Bilkes entgegenkommen.
Die Strecke ist zwar gut beschildert, aber die Strecke von Passau bis Schärding und weiter bis nach Obernberg am Inn gehört zweifellos zu den am lieblosesten zusammgestückelten Strecken, die ich je gefahren bin. Teilweise kommt man nur mit Tempo 9 voran. Ergebnis: Man braucht für alles eine gefühlte Ewigkeit. Dazu kommt, dass Anschluss- und Verbindungsstücke wegen der kurzen, aber knackigen Steigungen ganz schön in die Knochen gehen. Und an zwei Stellen muss man sein Fahrrad die Treppen hoch tragen. Wenn es dann noch aus Eimern schüttet, kann einem schon die Ferienlaune vergehen.
Allerdings ist es auch schwer, Verbesserungsvorschläge umzusetzen. Zwar ist die Innenstadt von Schärding sehr schön, doch sind die Verkehrsbelastungen quasi omipräsent.
Je weiter man sich den Inn hinaufquält, desto stiller ist es. Irgendwann kommt man auf einer Ebene an, die von Feldern geprägt wird. Und der Radler musss wohl oder übel die Feldwege nutzen. Der Wendepunkt ist wie gesagt in Oberberg am Inn. Die Stadt zeichnet sich durch ein schönes historisches Zentrum aus. Kurz davor ist noch einmal Schieben angesagt. Wer keinen Motor und obendrein Gepäck hat, sollte es mir nachtun. Den Helden zu spielen geht nur in die Knochen. Und selbige konnte ich in den kommenden Wochen noch gut gebrauchen.
Hier geht es zum Internetauftritt der Marktgemeinde Obernberg am Inn: https://www.obernberg.at/
Der Inn ist im gesamten Abschnitt von mächtigen Schleusenanlagen, Pumpwerken, aber auch von Naturschutgebieten geprägt. Man ist mitunter recht lange unterwegs, bis man das nächste Dorf erreicht. Möglichkeiten zur Einkehr sind begrenzt, und weil ich an einem Dienstag unterwegs war, hatten viele Betriebe erst gar nicht geöffnet.
Erst abei Minning änderte sich der Gesamteindruck rapide. Und es bestätigte sich eine Regel: Immer, wenn es einfacher wird, knubbeln sich die Radler. In einem historischen "Gasthaus Burgschänke Frauenstein bei Minning" gönnte ich mir zwei Radler, bevor ich weiter nach Braunau am Inn radelte. Das dürfte auch der schönste Abschnitt der gesamten Etappe sein, vor allem deshalb, weil das Radeln auf dem Damm eindrucksvolle Perspektiven vom Inn eröffnete.
Hier geht es zum Internetauttritt des Gasthauses Burgschänke: https://www.burg-frauenstein.com/
Ein Wort zu Braunau: Völlig zu Unrecht wird meistens immer nur daran erinnert, dass die Stadt Geburtshaus von Adolf Hitler ist. Dabei hat das Städtchen ein schönes historisches Zentrum mit einem breiten gastronomischen Angebot. Das Gebursthaus des “Führers” war übrigens eingerüstet. Lediglich ein Gedenkstein erinnert heute daran, was damals geschehen ist, ohne den Verursacher beim Namen zu nennen. In Braunau hat man sich lange mit dem zweifelhaften historischen Erbe schwergetan. Sogar von einem Abriss war die Rede, um keine “Pilgerstätte” zu schaffen. Inzwischen geht man in Braunau souveräner mit der Last um. Sie ist heute Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus.
Eine Bleibe fand ich in Kirchdorf am Inn, genauer gesagt im Stadtteil Seibersdorf. Auf der Karte sah das alles näher aus. Bis ich beim “Kirchwirt” ankam, waren 10 Kilometer mehr auf dem Tacho als ursprünglich angedacht. Aber: Ich war ein gutes Stück näher an Salzburg herangerückt als ursprünglich geplant.
Für die Strapazen wurde ich reichlich belohnt. Für 45 Euro gab es ein Doppelzimmer mit Bad und Küchenzeile. Sogar eine Badewanne war dabei. Und die Küche ist sensationell und preiswert: Hier findet der Freund heimischer Küche alles, vorausgesetzt er ist kein Verganger. Und ein großes Helles war für 3,30 Euro zu haben. So etwas kann nur ein Familienbetrieb leisten. Es bleibt die Frage, was ist, wenn die Familien nicht mehr können oder wollen …
Der Internetauftritt ist uralt und nicht mehr aktuell. Stattdessen hier ein passender Link zum Hortelportal HRS: https://www.hrs.de/de/hotel/434365/
|
|
|