Hinter mir liegen rund 4 Kilometer brachialer Aufstieg. Den größten Teil musste ich schiebend bewältigen. Danach saß ich zufrieden im Gasthof “Lug ins Land” in Rothenthurn bei Spittal an der Drau mitten im Wald. So läuft es nun mal, wenn mann die günstigste Unterkunft in Spittal amn der Drau sucht. Doippelzimmmer inklusive Frühstück für 49 Euro, als Zugabe eine Terrasse. Keine Frage: Hier hätte man es locker 14 Tage aushalten können, zumal das Gasthauss eine sehr gute Küche zu zivilen Preisen garantiert. Die “Familienanbindung” gibt es quasi gratis dazu.
Als ich schnaubend und schiebend (es sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass ich eben NICHT mit dem E-Bike unterwegs war), wurde ich direkt mit einem Halben begrüßt. Der Senorichef kennt seine Pappenheimer. Aus dem halben wurden sehr schnell drei Halbe. Die Runde war erst beendet, nachdem sich die anwesenden Herren mit der Formel “Wir müssen noch Heu machen” verabschiedeten. Mir blieb nun Zeit einzuchecken und danach die die Küche des Hauses zu testen. Ergebnis: Alles hervorragend. Einziges Manko: Die Küche schließt bereits um 19 Uhr. Für Leute, die mit dem E-Bike unterwegs sind, dürfte das kein Hindernis sein. Für alle anderen bedeutet das: Vernünftig planen und die Qualen des Anstiegs auf sich zu nehmen, es lohnt sich allemal. Und wieder einemal muss ich darauf hinweisen: Ohne Booking.com hätte ich diesen schönen Ort niemals gefunden. Nein! Ich werde für diesen Hinweis nicht bezahlt! Für mich ist das nur ein Anlass, darauf hinzuweisen, dass die Plattfomökonomie nicht nur Schattenseiten hat. Wieder so ein Ort, den ich ohne die Plattform niemals gefunden hätte.
Und hier geht es zum Internetauftritt des Gasthofs "Lug ins Land": https://www.luginsland.at/
Zur Etappe selbst: Man könnte es eigentlich kurz machen, die Steckenprofile, die im Internet kursieren, versprechen einen angenehmen Tagesverlauf. Mein Fazit: Vergesst es, ich kann nicht verstehen, warum Komoot das Ganze als mittelschwere Tour klassifiziert hat. Natürlich ist die Streccke mit rund 50 Kilometer nur eine klassische Halbetappe gewesen, die von komfortablen, mitunter rasanten Abfahrten geprägt war. Das war ein Vorgeschmack darauf, was mich auf den kommenden Etappen des Drauradweges erwarten würde.
Ein Hinweis: Von Mallnitz bis Villach sind Drauradweg und Alpe-Adria identisch. Erst dann muss man sich entscheiden, ob man weiter nach Slowenien oder Norditalien fahren möchte.
Hier der Link zu den offiziellen Seiten beider Radwege:
Drauradweg: https://www.drauradweg.com/de/
Alpe Adria: https://www.radtouren.at/?wso_cycling_tour=alpe-adria-radweg
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es gerade im Bereich der Ortsdurchfahrten und abseits der stark befahrenen Bundesstraßen immer wieder zu Verbindungsstücken mit kurzen, aber nervigen Anstiegen kommt. Da die Temperaturen an diesem Julitag zwischen 27 und 31 Grad schwankten, war das Ganze nicht ohne. Die ganze Etappe war übrigens von einer guten Beschilderung und erfreulich wenigen Rumpelpisten geprägt. Dass man sich in einer Tourstik-Hochburg befand, war an einer hohen Gastronomiedichte zu erkennen. Überlaufen war übrigesn nichts, ganz im Gegenteil. Kärnten empfiehlt sich wirklich für alle, die ihren Urlaub aktiver gestalten wollen - auch in der Hauptsaison,
Bleibt die Frage: Wie kommt man hin? Die Hohen-Tauern-Berggruppe, genauer gesagt die Goldstein-Gruppe und Ankogel-Gruppe bei Bad Gastein, befahren nur echte Könner oder Wahnsinnige. Für alle anderen gibt es die ÖBB. Die klassische Variante ist, mit dem Rad von Bad Gastein nach Böckstein zu fahren und dann die “Tauernschleuse” zu nutzen. Es geht alledings auch komfortabler. Direkt ab Bad Gastein fährt auch ein Regionalexpress. Fahrkarten kann man online buchen und sich im Bahnhof ausdrucken lassen. Vorteil: Man kann die vielen Radler, die geduldig in Böckstein warten, einfach ignorieren. Es gibt aber einen Nachteil: Auch der Bahnhof Bad Gastein ist nicht barrierefrei. Wenn der Zug auf Gleis 1 abfährt ist das kein Problem. Aber manchmal geht es eben auf Gleis 2 ab. Dann sind abladen und Treppen angesagt. Ein weiteres Problem: Der ÖBB-Regionalexpress ist, obwohl von neuen Waggons geprägt, eben kein Niederflurzug. Aber: Sie warten wirklich, bis jeder drin ist. Und die Radler, sehr oft schwer bepackt, helfen sich gegenseitig.
Noch ein Wort zur Ankunft in Malnitz: Da läuft alles sehrkomfortabel, die Bahnsteige sind auch mit Aufzügen ausgestattet. Außerdem gibt es eine Möglichkeit, das erste Bier des Tages zu sich zu nehmen (was ich nicht tat) - und Snacks gibt es auch.
Ab Malnitz kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Dennoch ein Hinweis: Die Beschilderung deutet vor allem auf den Alpe-Adria-Radweg hin. Davon sollte man sich nicht irritieren lasssen - erst ab Villach trennen sich die Wege. Und so kann man erst mal losradeln, um schon sehr schnell auf die erste kleine Steigung zu stoßen. “Das kann kann ja laustig werden”, denkt man sich fast automatisch. Doch dann kommt es anders als man denkt. Es folgt eine fast 7 Kilometer lange Abfahrt, und die ist alles andere als ungefährlich. Das Gefälle beträgt nämlich zwischen 10 und 12 Prozent, wer da durchzieht, is aus meiner Sicht schlicht und ergreifend lebensmüde, zumal es in der an und für sich guten Straße abschnittsweise schadhafte Stellen gibt. Wer das nicht einkalkuliert, ist sehr schnell weg vom Fenster - womöglich für immer. Radfahrern mit viel Gepäck verbietet sich die schnelle Fahrt automatisch. Ich war nie schneller unterwegs als mit Tempo 23. Meine Bilanz: Auch Bremsen kann ganz schön in die Knochen gehen.
Ungefährlich ist der Abschnitt auch deshalb nicht, weil Radler auf der normalen Piste der Bundesstraße … unterwegs sind. Erst nach den besagten 7 Kilometern werden Radler immer wieder auf Nebenstrecken oder Waldwege geführt, was den Nachteil hat, dass es punktuell immer wieder zu kurzen, aber unangenehmen Steigungen kommt, die wirklich in die Knochen gehen. Aber egal: Ich bin relativ zügig nach Spital an der Drau gekommen.
Dass ich dann im “Lug ins Land” gelandet bin, war mein Privatvergnügen. Aber wie gesagt: Die Mehrbelastung, was für mich ungefähr drei Kilometer Anstieg bei weitgehendem Schieben bedeutete, hat sich gelohnt: Das Preis-Leistungsverhältnis ist einfach unglaublich.
Großes Doppelzimmer zur Alleinnutzung, große Terrasse und quasi Familienanschluss. Dazu sehr gutes Essen zu reellen Preisen: Bei den vielen guten Unterkünften, die ich bislang auf dieser Tour hatte, wurden meine bisherigen Bestnoten noch einmal getoppt. “Lug ins Land” könnte auch das Ziel für einen längeren Aufenthalt sein. Der Gasthof ist übrigen sehr familienfreundlich, und ein kleiner Badesee liegt etwa 10 Fußminuten entfernt.
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