Wenn ich nach der schönsten Station meiner Radreise 2024 gefragt werde, antworte ich spontan "Maribor". Nicht nur der Vollständigkeit halber muss man das knapp 30 Kilometer entfernte Ptuj mit seinen rund 18.000 Einwohnern nennen. Touristiker bezeichnen Ptuj gern als "Stadt mit Tausenden von Sehenswürdigkeiten". Das ist sicherlich übertrieben, doch sieht man sofort, dass die Dichte an Baudenkmälern unglaublich hoch ist.
Hier geht es zum offiziellen Internetauftritt der Stadt Ptuj:
https://visitptuj.eu/de/erlebnisse/kultur-erbe/sehenswuerdigkeiten/
Wie gestaltet sich der Weg dorthin? Grundsätzlich hat der Drauradweg auf diesem Abschnitt seinen Namen auch wirklich verdient. Denn hier wird das Flusstal deutlich weiter, sodass man überwiegend im Uferbereich unterwegs ist. Streckenqualität und Beschilderung sind auch ok, man fährt überwiegend über verkehrsarme Nebenstraßen, Schotterpisten sind selten.
Schon vor dem Start stimmte mich das Höhenprofil hoffnungsvoll, sollte es doch grundsätzlich leicht bergab gehen. In der Praxis zeigte sich jedoch, dass es dennoch einige Steiigungen gibt, bei denen man schon etwas ins Schnaufen kommen kann. Dazu kam, dass es an diesem letzten Julitag doch recht heiß war, sodass am Zielort der Zwischenetappe erst einmal eine Einkehr erforderlich wurde.
Ptuj, auf deutsch Pettau, profitierte 2012 von der Kulturhauptstadt Maribor, auch hier gab es zahlreiche Veranstaltungen. Die Stadt ist sehr alt, die einstige Römersiedlung wurde bereits im 1. Jahrhundert zur Stadt erhoben. Die ersten Siedlungsspuren reichen sogar bis in die Jungsteinzeit zurück.
Ptuj war einst Hauptstadt des Herzogtums Steiermark, heute verschmelzen hier österreichische, slawische und mediterrane Einflüsse. Wer mit dem Fahrrad in Richtung des historischn Stadtkerns fährt, wird von Schloss (Burg) Ptuj empfangen, die ihren Ursprung in einem römischen Kastell hat, ihr heutiges Aussehen aber in weiten Teilen im 17. Jahrhundert erhielt. Heute befindet sich hier ein Regionalmuseum.
Hier werden Schloss und Regionalmuseum vorgestellt:
https://visitptuj.eu/de/erlebnisse/kultur-erbe/sehenswuerdigkeiten/schloss-ptuj/
Wie es von Ptuj aus weitergeht? Die Antwort: Unter nahezu optimalen Bedingungen. Die Strecke bis Ormož ist ein Musterbeispiel dafür, dass man auch in Slowenien auch auf kommunaler Ebene viel Geld in den Ausbau von Straßen und Radwegen investiert hat. Per Fahrrad kann man bequem die Naturlandschaften und gepflegten Dörfer erkunden. Auch wird diese Teilstrecke von imposanten Ingenieurleistungen geprägt. Umweit von Ptuj gibt es Kanäle und ein Wasserkraftwerk.
Trotz des guten Gesamteindrucks offenbaren sich auf dem Weg nach Ormož (deutscher Name Friedau) leider auch einigen Mängel. Einerseits ist die Beschilderung nicht immer schlüssig und wegen der infolge der vielen Ausflugsziele in der Region zahlreichen Radwegvarianten oft sehr kleinteilig, andererseits lässt die Qualität der Wege immer stärker nach, je näher man an der kroatischen Grenze ist. Man könnte fast meinen, dass man in Slowenien denkt, dass sich die Kroaten drum kümmern sollen. Und so kam es wie es kommen musste: Ich landete auf steinigen und staubigen, suboptimal zu befahrenen Feldwegen. Nein! Ich hatte mich nicht verfahren, die Beschilderung war eindeutig. Und irgendwann landete ich auf der Straße nach Ormož. Und da das Stadtzentrum auf einer Anhöhe liegt, war mal wieder Schieben angesagt. Und das in der prallen Sonne. Glücklicherweise gab es oben eine Tankstelle, an der ich mich für die weitere Tour eindecken konnte.
Auch Ormož hat eine reiche Geschichte. Sie beginnt im 3. Jahrhundert vor Christus. Gelegen an wichtigen Verkehrswegen, hatte die Gemeinde, die sich in der Nachbarschaft eines bekannten Weinbaugebiets befindet, schon früh eine besondere strategische Bedeutung. Entsprechend umkämpft war sie, Burg und Befestigung konnten ihre mehrmalige Zerstörung nicht verhindern. Die Gemeinde hat heute rund 2.300 Einwohner, ein Abstecher lohnt sich auf jeden Fall.
Wer mehr über Ormož wissen will, muss sich die Infos leider zusammengooglen. Die veraltete Internetseite der Gemeinde hat keine Übersetzungsfunktion.
Ich freute mich, dass es nun bergab ging. Ich landete im Bereich des Bahnhofs und des alten Grenzübergangs nach Kroatien. Ich wähnte mich schon fast am Ziel, doch machte ich den Fehler, nicht sofort auf die kroatische Seite zu wechseln. Und so landete ich wieder auf einer staubigen Schotterpiste, die entlang des Der Ormož-Sees, einem Stausee der Drauführt. In direkter Nachbarschaft befindet sich die Ormož-Lagune, einem Naturschutzgebiet, das laut Wikipedia aus sechs Rückhaltebecken einer ehemaligen Zuckerfabrik entwickelt wurde. Heute ist das Areal ein Sumpfgebiet und ein Lebensraum für vom Aussterben bedrohten Zugvogelarten. Und einen Reiterhof gibt es auch. Von weiteren Hinweisen für Radler war dagegen nichts zu sehen. Dafür gab es zahlreiche Infotafeln mit von der Europäischen Union finanzierten Belehrungen. Ich war richtig sauer: Zum Trinken gab es nichts. Und Hunger hatte ich auch. Bei 32 Grad nur geistige Nahrung aufzunehmen, lag mir fern. Die EU scheint ja ein richtig freudloser Verein zu sein. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass mitten in der Pampa Belehrungen der "Supereuropäer" auf mich warten. Orientierungshilfen suchte man dagegen vergebens. Nicht immer hilft das Navi weiter.
Genervt fuhr ich durch staubiges Gelände zurück. Bei der alten Grenzstaton fuhr ich über die Brücke nach Kroatien hinein. Über auch für Radler in weiten Teilen gut zu befahrende Straßen ging es dann nach Varaždin, dem südlichsten Punkt meiner Reise. Zwar gab es auf der Strecke immer wieder ausgeschilderte Möglichkeiten, in die Natur auszuweichen, doch war mein Bedarf an Natur für diesen Tag gedeckt.
In Varaždin angekommen, gestaltete sich der Weg zu meiner Unterkunft aufwendiger als gedacht. War doch auch die Partnerstadt von Koblenz durch etliche Straßenbaustellen geprägt. Es gab also noch ein paar Kilometer als Zugabe. Dabei ist das Hotel B&B Garestin, das ich gebucht hatte, relativ gut am Rande des Stadtzentrums in Bahnhofsnähe gelegen. Unter dem Strich hatte ich es sehr gut getroffen. Zwar war das zweckmäßig ausgestattete Zimmer nichts Besonderes, doch verfügt das Hotel über ein schönes Restauran mit einer gemütlichen Terrasse. Service und Essen waren sehr gut. Ich gönnte mir einen guten kroatischen Rotwein. Trotzdem bin ich gut erholt und ohne Kopfweh augewacht. Ein Zeichen für die Qualität des edlen Tropfens.
Beschreibung und Buchungsmöglichkeiten findet man über die gängigen Internetportale.
|
|
|