Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Stuhlweißenburg - Budapest - 94 km

Eine Etappe mit viel Licht, aber auch mit Schatten. Letzteres ist auch der Grund, warum es an dieser Stelle keine Komoot-Verlinkung gibt. Die eigentlich sehr gute Navigationsapp, die mir über die ganze Strecke eine wertvolle Hilfe gewesen war, hatte mir eine heftige Etappe mit vielen fetten Steigungen vorgeschlagen. Kenner wissen: Man muss nicht unbedingt ins Gebirge reisen, um sich fertig zu machen. Ein dauerndes Rauf und Runter tut es auch, das hatte mir die vergangenen Tage gezeigt. Inzwischen war ich ja auch nicht mehr der Frischste. Immerhin war der 22. Tag meiner Radreise angebrochen, und ich musste zugeben, dass ich doch ein wenig schwächelte.

 

Also plante ich manuell mit Googe maps - und ich fand eine deutlich flachere Strecke, die die Tour, anders als geplant, letztendlich mit insgesamt 94 Kilometern rund 20 Kilometer länger ausfiel als geplant. Die Verlängerung lag vor allem im letzten, nach Budapest führenden Abschnitt verbunden, der mitunter etwas abenteuerlich erschien. Am Ende stand fest: Auch diese Etappe hatte mir einiges abverlangt, zumal ich mal wieder heftig vom direkten Weg abgekommen bin. Deshalb verzichte ich auch auf ein Streckenprotokoll. Das würde anderen nicht wirklich weiterhelfen.

Fußgängerzone mit den Überresten der alten Stephansbasilika

Da ich am Vorabend keine Lust verspürt hatte, noch einmal zurück in die Altstadt zu fahren, holte ich vor dem Start in Richtung Budapest meine Rundfahrt nach Stuhlweißenburg nach. Székesfehérvár wird auch "Stadt der Könige" genannt, weil im Mittelalter in der heutigen 100.000-Einwohner-Stadt die ungarischen Könige war. An die einst herausragende Bedeutung der Stadt erinnern vielen Baudenkmäler. Außerdem ist das reiche archäologische Erbe ominpräsent. Fundamente und Mauern wurden freigelegt und in die Fußgängerbereiche Altstadt integriert.

Stuhlweißenburg - Altstadt
Stuhlweißenburg - Altstadt
Stuhlweißenburg - Altstadt

Die erste Hälfte der Tagesetappe kann man wirklich sehr positiv bewertet. Wichtig ist, dass man in der Stuhlweißenburger Altstadt die Beschilderung in Richtung Velence sucht. Dafür orientiert man sich in Richtung der Hauptstraße 7. Völlig anders als erwartet wird man nach wenigen Kilometern auf einen vorbildlich ausgebauten Radweg geführt, der intensiv genutzt wird. An jenem 4. August, einem Sonntag, schien wirklich jeder mit dem Rad unterwegs zu sein.

 

Bereits am Balaton war mir aufgefallen, dass nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische gern mit dem Fahrrad unterwegs sind - Letztere allerdins weniger mit dem E-Bike, sondern ganz konventionell. Auch fahren die Ungarn gern in größeren Gruppen, gemeinsame Touren mit der Familie oder mit Freunden sind sehr beliebt. In Richtung Valence waren übrigens fast ausschließlich Einheimische unterwegs. Das liegt wohl auch daran, dass es hier eine reiche Auswahl an Weinlokalen gibt,

Auf dem Weg nach Velence
See in Valence

In Velence angekommen, wurde ich wieder einmal Opfer meines Eigensinns. Dort gibt es nämlich einen See, für den eine völlig neue touristische Infrastruktur geschaffen wird.In Valence angekommen, wurde ich wieder einmal Opfer meines Eigensinns. Dort gibt es nämlich einen See, für den eine völlig neue touristische Infrastruktur geschaffen wird. Ich wollte natürlich alles erkunden und velor irgendwann die Beschilderung aus dem Blick. Das war zunächst kein Beinbruch, entlang von wenig befahrenen Nebenstraßen kam ich gut weiter. Außerdem gibt es auch Radwege, die allerdings auch abrupt enden können.

 

Es war also höchste Zeit "Dr. Google" zu befragen. Ich wurde grundsätzlich auch gut weitergelenkt, verfahren habe ich mich eigentlich nicht. Nur hat die App die Unart, die kürzesten Verbindungen zu suchen. Und so landete ich wieder mal auf einem Feldweg, der stellenweise ein solcher Acker war, dass ich schieben musste. Da es wieder sehr warm war, wurde die 3 Kilometer lange Holperpiste zu einer echten Tortur.

Und wieder einmal ein landwirtschaftlicher Weg, der in die Knochen ging

Und dann gab es noch ein Problem: Die Omnipräsenz viel befahrener Schnellstraßen. Die E71 und die E73, die nach Budapest führen und für Radfahrer natürlich verboten sind, schnüren die restlichen Verbindungen regelrecht ein, und die Fahrt über die Hauptstraße 7 macht nur bedingt Spaß. Allerdings bleibt die Alterntive über Tárnok und Érd, die eigentlich gar nicht so unattraktiv ist. Doch je länger man auf der "Einflugschneise" nach Budapest unterwegs ist, desto steiler wird es. Und "Dr. Google" scheint ein großes Vergnügen zu verspüren, erschöpfte Radler durch kleine Vororte mit winzigen Häuschen und steilen, engen Straßen zur führen. Irgendwann wurde es mir zu bunt, und ich entschied mich, die nächstbeste Hauptstraße in Richtung Donauufer zu nehmen - den Umweg von 10 Kilometern nahm ich gern in Kauf. Ich hatte übrigens Glück und landete direkt im Budapester Radwegenetz und danach im Stadtteil Buda.

Auf dem Weg am westlichen Donauufer nach Budpapest
Nur noch wenige Kilometer bis zur Budapester Innenstadt

Budapest hat zwar "nur" 1,7 Millionen Einwohner, erschien mir aber deutlich größer. An der Stadtgrenze angekommen, msste ich noch einmal 16 Kilometer bis zu meiner Unterkunft am Rande der Budapester Innenstadt, genauer gesagt in Pesth, strampeln. Am kommenden Tag sollte es auf der anderen Seite noch einmal 16 Kilometer hinausgehen. Die Dimensionen sind also erstaunlich.

In den Außenbereichen der Budapester Innenstadt kann man wirklich nicht von einer gelungenen Stadtplanung sprechen

Budapest ist eigentlich keine alte Stadt. Sie wurde erst 1873 durch die Zusammenlegung von Buda (deutsch: Ofen), Óbuda (Alt-Ofen) und Pest (Pesth) gebildet. Wer heute an die Hauptstadt Ungarns denkt, hat vor allem die imposanten Bauten im Stadtzentrum und das pulsierende Nachtleben im Sinn. Wer jedoch mit dem Fahrrad anreist, dürfte bitter enttäuscht sein: Vieles ist sehr trist, und es gibt Straßenzüge, die einen eher ärmlichen Eindruck machen.

 

Auch scheint man seit den 1990er-Jahren noch einmal alle Fehler der westlichen Stadtplanung wiederholt zu haben. Entsprechend trist ist das Gesamtbild, das man in weiten Teilen der Stadt hat. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Sehr positiv ist dagegen, dass man auf Radwegen sehr gut durch das Getümmel der Metropole gelenkt wird. Allerdings lässt die Beschilderung arg zu wünschen übrgig. Glücklicherweise leistete jetzt "Dr. Google" gute Dienste und führte mich letztendlich über die Donau nach Pest. Im dortigen Achat-Hotel hatte ich ein Zimmer gebucht.

Wenig imposant sieht die historisch Kulisse auf dem Weg nach Pest aus
Budapest: Széchenyi-Kettenbrücke. Im Hintergrund das Parlamentsgebäude. Foto: Wikimedai Commons/Wilfredorf

Was mir auf dem Weg ins Hotel auffiel, ist der große Sanierungsbedarf vieler Gebäude. Andererseits gab es immer wieder brandneue "Inseln" mit Einkaufsmöglichkeiten und Szenelokalen. Budapest erscheint bereits bei der Erstorientierung als Stadt der sozialen Gegensätze.

 

Sehr gut war meine Unterkunft. Zwar erscheint das Achat-Hotel gefühlte Lichtjahre von den Attraktionen der Kernstadt entfernt zu liegen, doch ist es gut an den ÖPNV angebunden. Es gehört zu einer gleichnamigen deutschen Hotelkette. Da ich ein Sondernangebot erwischt hatte, lag das Preis-Leistungsverhältnis weit über dem Durchschnitt. Auch gibt es ein reichhaltiges Frühstück. Leider hatte das Restaurant Ruhetag. Da es schon spät war, wollte ich nicht mehr zurück in die Innenstadt zurück. Bier und Chips in einer Einheimischenkneipe in der Nachbarschaft mussten genügen.

 

Und hier geht es zum Internetauftritt des Achat-Hotels in Budapest: https://achat-hotels.com/it/hotels/budapest?gad_source=1&gclid=Cj0KCQjw6oi4BhD1ARIsAL6pox2H-8aa9jxZro_k9cO6P_-olpZPtK-jLId0TQBMn08YM0JxnLmtg0MaAvjxEALw_wcB

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