Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
   Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung

Teil 2

Vim Hospital zum städtischen Krankenhaus 3

2. Der Neuanfang in Moselweiß

 

Trotz der durch die preußische Befestigung auferlegten Fesseln wuchs die Bevölkerungszahl der Stadt Koblenz. Dieser Entwicklung musste auch das soziale Netz Rechnung tragen. Natürlich veränderte sich im Laufe der Zeit auch das Altstadt-Hospital. In unmittelbarer Nachbarschaft des alten Franziskanerklosters wurden Häuser und Grundstücke angekauft. In den 70er- und 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts kam es zu umfangreichen Erweiterungen. Hatte die Zahl der Betten beim Einzug gerade mal 40 betragen, war sie jetzt auf 370 gestiegen.

 

Erweiterungsbauten reichten jedoch bei Weitem nicht aus. Auch der Personalstamm war erheblich gewachsen, was die Statistiken vom Oktober und November 1914 widerspiegeln, als man sich gemäß einer Anweisung des preußischen Innenministeriums auch an Rhein und Mosel mit der Aufnahme verwundeter Soldaten auseinandersetzte. Demnach gab es in Koblenz 59 männliche und 243 weibliche Krankenpflegekräfte. Allerdings besaßen nur 13 Männer und 153 Frauen eine staatliche Prüfung. Weitere 38 Frauen hatten die am 1. August 1914 eingeführten Notprüfungen bestanden. Der Einfluss der geistlichen Korporationen in der Krankenpflege war weiterhin beachtlich. 242 Frauen und Männer, die in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen in der Stadt eingesetzt waren, gehörten einer religiösen Lebensgemeinschaft an.239 Im Bürgerhospital lebten in dieser Zeit 30 Borromäerinnen. 20 dieser Schwestern waren in der Krankenpflege eingesetzt. Dazu kamen fünf Krankenwärter und eine Krankenwärterin.  70 bis 80 Betten konnten laut Statistik sofort für die Versorgung von Soldaten bereitgestellt werden. In Wirklichkeit aber waren bereits im Herbst 1914 106 Betten mit Verwundeten belegt worden.240

 

Trotz der beachtlichen Zahlen spielte das Hospital bei der Versorgung von Militärangehörigen in zivilen Einrichtungen nicht die Hauptrolle. Die übernahm das modernere, 1899 erstmals bezogene Brüderhaus in der Kardinal-Krementz-Straße. Dort standen 225 Betten für die Soldaten zur Verfügung. Davon waren 200 belegt. Im November 1914 arbeiteten 70 Personen in der Einrichtung, davon gehörten aber nur 25 der Kongregation der Barmherzigen Brüder an. Insgesamt 30 Personen waren direkt mit der Krankenpflege befasst. Davon besaßen 20 eine staatliche Prüfung.241 Ein weiterer Schwerpunkt der medizinischen Versorgung wurde auch der Marienhof in der Moselweißer Gemarkung. Dort standen 135 Betten für die Soldaten zur Verfügung. 86 Personen wurden in der Krankenpflege eingesetzt. Das waren fast alles Frauen, die der Kongregation „Schwestern vom Heiligen Geist“ angehörten. Ihre Ausbildung war in der Regel sehr gut. 81 Personen hatten eine staatliche Prüfung.242

 

Auch wenn die genannten Zahlen aus der Kriegszeit stammten und in der ganzen Stadt weitere Betten in Notlazaretten243 geschaffen werden mussten, spiegeln die Statistiken doch eine gewisse Konkurrenzsituation der größten Koblenzer Krankenhäuser seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wider. Schon allein aufgrund der topografischen Situation hatte das Bürgerhospital unabhängig von den unzureichenden Isolierungsmöglichkeiten die schlechtesten Entwicklungschancen. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Stadtverwaltung, die seit der Verabschiedung der Bundesgesetze über den Unterstützungswohnsitz von 1870/71 direkt für die Hospitalverwaltung zuständig war, bereits 1902 entschieden hatte, die rund 100 Betten für die Armen auszulagern.

 

Ausweichquartier wurde das in der benachbarten Nagelsgasse gelegene von Solemacher’sche Haus. „Die [...] Erweiterungsbauten waren lediglich auf die jeweiligen Bedürfnisse eingestellt und diesen angepasst. Die Folge war, dass die Einheitlichkeit des Hauses und die Übersichtlichkeit mit der Ausdehnung desselben mehr und mehr verloren gingen und der Betrieb erschwert wurde. Auch war es nicht möglich gewesen, in den Räumen des alten Klosterbaues trotz mancher Verbesserungen der Neuzeit entsprechende gesundheitliche Verhältnisse zu schaffen [...]“244, bemängelte der für die spätere Klinikverlegung zuständige Mediziner und Beigeordnete Dr. Ernst Dahm (1875–1941)245.

 

Das Wirken der Borromäerinnen im Bürgerhospital wurde im Frühjahr 1909 auf eine neue vertragliche Basis gestellt. Damit war sichergestellt, dass die Schwestern „gesund und krank“ auf Kosten des Hospitals unterhalten wurden. Darüber hinaus gab es für sie „in der Anstalt eine anständige, von allen anderen Personen abgetrennte Wohnung.“ Außerdem wurde jeder Schwester aus der Kasse der Hospitalverwaltung jährlich ein Betrag in Höhe von 150 Mark für Bekleidung ausgezahlt. Wenn eine Schwester starb, beerdigte man sie auf Kosten des Hospitals. Der Generaloberin im Trierer Mutterhaus wurde eine besondere Autorität zugebilligt. Sie konnte Schwestern zurückberufen und nach eigenem Ermessen wechseln. Auch das nicht geistliche Dienstpersonal wurde von den Borromäerinnen ausgewählt, allerdings behielt sich die Hospitalleitung vor, Neueinstellungen zu bestätigen.246

 

Trotz der guten Betreuung waren die Bedingungen im Hospital alles andere als ideal. Patienten und Personal des Krankenhauses mussten zusätzliche Belastungen ertragen, für die die Anstalt längst nicht mehr ausgelegt war. So erhielt die Einrichtung nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges den Status eines „Festungs-Hilfs-Lazaretts“. Dessen Chefarzt beklagte sich im Dezember 1915 beim Beigeordneten Dr. Janssen über die beengten Verhältnisse, aber kurioserweise nur über die unzulänglichen Möglichkeiten zur sauberen Lagerung der Uniformen der Verwundeten.247 Im weiteren Verlauf des Krieges mehrten sich die Hinweise auf die alles andere als befriedigenden Bedingungen. So schrieb der Chefarzt im Juni 1916: „[...] Da durch die Zunahme der Infektionen (Masern) wieder ein Mangel an zur Isolierung nötigen Räume eingetreten ist, bitte ich nochmals zur Erlangung solcher die geplanten baulichen Veränderungen baldigst ausführen zu lassen. [...]“248 Ins Auge gefasst wurden damals die Erweiterung der Augenklinik und die Modernisierung der Infektionsabteilung. Die Verwaltung konnte sich aber angesichts knapper Kassen nicht dazu durchringen, die gewünschten Veränderungen zu realisieren.249

 

Aber auch andere Bereiche des Krankenhauses zeigten Mängel. Der in Koblenz sehr populäre Hospitalpfarrer Dr. Georg Reitz kritisierte im November 1916: „[...] Ich bitte dringend, in dem Gang der Mansarde über mir, wo die vielen Mädchen jetzt untergebracht sind, für ein ordentliches Becken und eine hygienische Aborteinrichtung zu sorgen. Heute kommt wieder Wasser bei mir durch, das die Decke verdirbt. Und von dem Abort riecht der ganze Mansardengang. Die Zustände sind ganz unhaltbar. Ich habe noch drei Mansardenzimmer oben, darunter auch mein Fremdenzimmer. Ich könnte aber augenblicklich niemand dort schlafen lassen. Ich bitte um unverzügliche Abstellung der ekelhaften Geschichte. [...]“250

 

Auch der Krieg selbst machte Veränderungen im Hospital nötig, zumal sich die deutsche Niederlage spätestens seit dem Hungerjahr 1917 abzeichnete. Am 12. März 1918 war Koblenz Ziel eines ersten Luftangriffs geworden. Bei einem alliierten Angriff auf den Hauptbahnhof starben zwölf Menschen. Die Akten spiegeln die Bemühungen der damaligen Krankenhausleitung wider, das Hospital gegen mögliche Luftangriffe zu sichern. So wurde im September ein weiterer bombensicherer Raum zum Unterbringen der Kranken des Hospitals erforderlich, „da diese nicht mehr bei der kalten Jahreszeit in die Keller gebracht werden können“. Vorgeschlagen wurde, die Einsegnungskapelle und den daran anschließenden Flur entsprechend zu nutzen und die Fenster gegen Bombensplitter zu sichern.251

 

Weiterführende Maßnahmen waren nicht mehr nötig, weil der Krieg im November 1918 endlich zu Ende war. Sechs Tage nach dem Waffenstillstand, genauer gesagt, am Morgen des 17. November 1918, setzte sich eine Million Mann unter dem Befehl des französischen Marschalls Ferdinand Foch in Bewegung. Zu diesem gewaltigen Verband zählten rund 250.000 Amerikaner, die sich das Moseltal hinunter zum Rhein bewegten. Es war die neue 3. Armee unter dem Oberbefehl von John J. Pershing. Am Morgen des 12. Dezember (10.30 Uhr) marschierten schließlich rund 10.000 amerikanische Soldaten in die Stadt ein. „In vielen Fällen begrüßten die Beamten unsere Ankunft, weil sie in unserer Anwesenheit eine große Hilfe für die Stärkung ihrer durch die Revolution geschwächten Autorität erblickten, denn während des Monats November waren in zahlreichen Städten des Rheinlandes  Soldaten- und Arbeiterbeiräte geschaffen worden, die viele Machtbefugnisse der Beamten an sich gerissen hatten“, erinnerte sich US-General Henry T. (Tureman) Allen.252

 

Trotz der anfangs von gegenseitigem Misstrauen und Übergriffen der neuen Besatzung geprägten Atmosphäre gelang es, dass Verwaltung und Justiz weiterhin funktionierten. Gleiches muss auch für die medizinische Versorgung gegolten haben, denn die Quellen berichten nur wenig über Störungen im Hospitalbetrieb. Nur von den beengten Verhältnissen im alten Franziskanerkloster war die Rede. Denn im Bürgerhospital wurden in der ersten Phase der fremden Besatzung auch verletzte und kranke Gefangene untergebracht, wie ein Bewilligungsbescheid der damaligen Bezirksregierung belegt. Darin heißt es: Dem Antrag des Bürgerhospitals auf Erstattung der Kosten für die Instandsetzung der Geisteskrankenzelle wurde stattgegeben. Zuvor hatte ein von den Amerikanern eingelieferter Geisteskranker bei einem Tobsuchtsanfall die Zelle zerstört. Wie die witeren Ermittlungen ergaben, war der Patient zwar deutscher Staatsangehöriger, aber in amerikanischer Strafhaft. Er wurde auch nach seiner Entfernung aus dem Spital wieder den Amerikanern übergeben. Und das Reich musste 256 Mark an das Hospital zahlen.253

 

Ein weiterer Blick in die Akten zeigt, dass die Haftbedingungen für Gefangene nicht sonderlich streng gewesen sein mussten. So heißt es in einem Brief des Oberbürgermeisters Dr. Karl Russell an das städtische Hochbauamt: „[...] Es ist wiederholt vorgekommen, dass Kranke, vor allen Dingen im Krankenhaus untergebrachte amerikanische Gefangene, über den an der Nagelsgasse gelegenen Zaun das Krankenhaus verlassen haben oder in das Krankenhaus zurückgekehrt sind, auch auf diese Weise nicht einwandfreien Besuch erhalten haben. Um das Entweichen der Krankenhaus-Insassen zu verhüten, ist eine Erhöhung des Zaunes und eine schrägliche Absperrung mit Stacheldraht erforderlich. [...]“254

 

Vor den geschilderten Hintergründen verwundert es nicht, dass man sich in Koblenz schon früh Gedanken über eine Verlagerung des Krankenhauses machte. „Als bereits vor einigen Jahrzehnten sich das Haus wiederum als zu klein erwies und eine neue Erweiterung erforderlich wurde, sah man bei den erwähnten Mängeln und bei der Beschränktheit des zur Verfügung stehenden Geländes und der ungünstigen Lage inmitten des dicht bevölkerten Stadtteiles von einer weiteren Vergrößerung ab und entschloss sich zu einem Neubau. Zunächst wurde in Moselweiß ein Gelände von etwa 40 Morgen erworben. Später, als die Verhandlungen mit der Gemeinde Metternich wegen Eingemeindungen liefen, sollte der Neubau in diesem Stadtteil am Südhange des Höhenzuges angelegt werden. Die Baupläne waren seitens des Bauamtes angefertigt, kamen aber nie zur Ausführung“, erinnert sich Beigeordneter Dahm.255

 

Bis zum endgültigen Umzug auf das Kemperhofgelände in Moselweiß sollte es noch Zwischenstufen geben. Einige davon lassen sich bis weit in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückverfolgen. Einer der ersten Schritte auf dem langen Weg zu einer modernen medizinischen und sozialen Versorgung durch die Kommune war der Bau eines Isolierhauses für geschlechtskranke Frauen auf dem Gelände des Bürgerhospitals und die Gründung des „Kaiserin-Augusta-Hauses“.

 

Das heute nicht mehr bestehende Gebäude für Wöchnerinnen sollte am Kaiserin-Augusta-Ring (jetzt Moselring) gebaut werden. Die Voraussetzungen schufen die Koblenzer Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 30. September 1911. Bei den Beratungen wurde auch deutlich, dass die für den Bau erforderlichen Mittel schon bereitstanden. Großzügige Stiftungen des Bankiers Kommerzienrat Dr. Gustav Seligmann und des Kommerzienrates Oswald sowie der „Frau Geheimrat“ Spaeter hatten dies möglich gemacht. Die bestehende Finanzierungslücke sollte aus Mitteln der Stadt Koblenz gedeckt werden. Das neue Heim wurde offiziell erst am 22. Oktober 1913 – also genau am Geburtstag der früheren Kaiserin – seiner Bestimmung übergeben.256 Angesichts der Geburtenentwicklung in der Stadt waren die Kapazitäten des Wöchnerinnenheims bereits 1920 ausgereizt. Schließlich wurde der Südflügel des neuen Waisenhauses St. Barbara im Stadtteil Goldgrube als Säuglingsheim umgebaut.257

 

2.1 Vom Pensionat zum Krankenhaus

 

Waren das 19. und auch noch das frühe 20. Jahrhundert noch von großen medizinischen und städtebaulichen Debatten geprägt, ging es in der Phase der sogenannten „Posturbanisierung“ seit den frühen 1920er-Jahren zunehmend um die konkrete Ausführung im Sinne eines gesundheitsorientierten Städtebaus. Immerhin konnten sich die örtlich Zuständigen auf die Weimarer Verfassung berufen, deren Artikel 161 ausdrücklich die Erhaltung von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit vorschrieb. Trotz der Anfänge in der Ära Bismarck war die noch junge Republik der erste wirkliche deutsche Sozialstaat, der sich entschieden einer ausschließlich vom Markt gesteuerten Wirtschaftsgesellschaft entgegenstellte.258

 

Obwohl die finanzielle Ausstattung angesichts der zahlreichen Krisen zu wünschen übrig ließ, entstand somit ein Klima, das immense Investitionen in neue Wohngebiete und die Modernisierung der „Gesundheits-Infrastruktur“ zuließ. Darüber hinaus gewann die bereits im Kaiserreich betriebene Prävention eine noch nie da gewesene Bedeutung. Hatte vor allem der Kampf gegen die Tuberkulose seit den 1880er-Jahren zur intensiveren Beobachtung gefährdeter Bevölkerungsgruppen geführt, entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine umfassende präventive kommunale Gesundheitsfürsorge.

 

Leitwissenschaft wurde die 1902 vom Mediziner Alfred Grotjahn (1869–1931) begründete und in dessen Standardwerk „Soziale Pathologie“259 weiterentwickelte Sozialhygiene, die sich von ihrem Außenseiterdasein befreite und zu einer breiten Bewegung wurde.260 Deren zentraler Anspruch war es, gesundheitlich gefährdete Gruppen ärztlich zu beobachten. Dazu kam hygienische Beratung, Aufklärung und Gesundheitserziehung. Der neue Anspruch wurde verfassungsrechtlich verankert. So legte Artikel 119 fest, dass die Reinhaltung, Gesundung und soziale Förderung der Familie Aufgabe des Staates und der Kommunen war.261 Aus diesen Anfängen sollte sich schließlich das umfassende Gebiet der Sozialmedizin entwickeln, die heute nicht mehr wegzudenken ist und auch in der Ausbildung in sozialen und medizinischen Berufen eine entscheidende Rolle spielt.262

 

Der neue hohe Anspruch an die Prävention machte es erforderlich, dass die Mediziner in den Kommunen mit den örtlichen Polizeibehörden zusammenarbeiteten, was  von den zu überwachenden Menschen nicht immer misstrauisch verfolgt wurde, da Wohnungsinspektionen durchaus üblich waren.263 Auf jeden Fall führte die Verstärkung der Gesundheitsfürsorge dazu, dass das alte französisch-preußische Kreisarztsystem allmählich an seine Grenzen stieß. Es wurde das neue Amt des Stadtarztes geschaffen. Das Ergebnis war, dass die Kreisärzte vielerorts bedeutungslos wurden, was sich übrigens auch in Koblenz offenbarte. In der Provinzhauptstadt war der Stadtarzt ein Mediziner des städtischen Bürgerhospitals, dessen Bedeutung weiter zunahm.

 

Eine schwerwiegende Entscheidung des Katholischen Männervereins brachte nach der lange erfolglosen Suche der Stadtväter um ein neues Krankenhaus die Wende. Der Verein sah sich gezwungen, sein in der Moselweißer Gemarkung gelegenes Knabenpensionat Kemperhof264 aufzulösen. Der Verein hatte das Kemperhofgelände bereits 1850 erworben und am 3. Juni des gleichen Jahres in Anwesenheit der Prinzessin und späteren Kaiserin Augusta den Grundstein für ein neues Waisenhaus gelegt. Dieses Gebäude war dann nach Plänen des Koblenzer Architekten Adolf Osterhaus errichtet worden.265 Ein Verkauf war für den Verein keine leichte Entscheidung. Hatte man doch erst Ende 1908 einen Neubau zur Unterbringung der Waisenknaben fertiggestellt. Die reinen Baukosten dieses nach Plänen des Koblenzer Büros Huch & Grefges erstellten Gebäudes beliefen sich auf 175.000 Reichsmark – Grund und Boden exklusive.266

 

Der notarielle Vertrag, der den Ankauf durch die Stadt Koblenz besiegelte, wurde am 22. Februar 1921 unterschrieben. Demnach kaufte die Kommune vom Katholischen Männerverein das früher als Privatschule benutzte Pensionat Kemperhof einschließlich umliegender Ländereien sowie die Küchen – und die Kapelleneinrichtung. Der Kaufpreis betrug 1,75 Millionen Reichsmark. Außerdem zahlte die Stadt Koblenz weitere 250.000 Reichsmark für die infolge des Verkaufs im Knabenwaisenhaus vorzunehmenden Umbauten in der Schule und zur Stärkung des Pensionsfonds für die ehemaligen Lehrer.267

 

In ihrer Sitzung vom 26. Februar 1921 segneten die Mitglieder der Koblenzer Stadtverordneten-Versammlung den Ankauf der gesamten Anlage ab. Zuvor hatten die Bauverwaltung und die beteiligten Ärzte die Zweckmäßigkeit überprüft und waren zu einem positiven Urteil gekommen, wenngleich die verkehrstechnische Anbindung zu wünschen übrig ließ – bei Regen und Tauwetter waren die Wege recht unkomfortabel. Zudem fuhr die Straßenbahn nur alle 40 Minuten, sodass sich die Stadtverwaltung bei der „Coblenzer Straßenbahngesellschaft“ für einen 20-Minuten-Takt einsetzte. Dem Wunsch des Koblenzer Oberbürgermeisters wurde erst am 23. Oktober 1924 entsprochen.268

 

Die Verwaltung des ehemaligen Knabenpensionats wurde sehr unspektakulär gestaltet. Dessen Buchhalter Meisenberg sollte am 1. April 1921 in den Dienst der Stadt   übernommen werden, um die „künftige Filiale des Hospitals im Kemperhof“ zu führen.269 Darüber hinaus wurde ein neuer städtischer Ausschuss gegründet: Der „Unterausschuss für Krankenhausumbauten“ – kurz „Kemperhofausschuss“ genannt.270 Bereits im Sommer des gleichen Jahres waren die Umbaupläne des Hochbauamtes fertiggestellt. Zuvor war die Ärzteschaft in die Planungen eingebunden worden. Die Stadtverordneten segneten diese schließlich in ihrer Sitzung vom 3. August 1921 ab.271 Am 13. September 1921 lag der Bauantrag der Neubauabteilung im städtischen Hochbauamt der Genehmigungsbehörde vor. In dem Antrag hieß es schlicht: „Der Kemperhof in Coblenz-Moselweiss wird zu einem Krankenhaus umgebaut. Hierzu ist es erforderlich, dass verschiedene Bauteile abgebrochen werden. Zuerst soll das Maschinen- und Kesselhaus niedergelegt werden. Um baupolizeiliche Genehmigung wird gebeten.“272

 

In der Baubeschreibung wurde dann das Vorhaben präzisiert. Demnach sollten sich die Umbauarbeiten zum größten Teil auf das Innere des Gebäudes beziehen, während das Äußere in seiner bisherigen Form fast durchweg bestehen bleiben sollte, wobei man die Küche durch einen Anbau erweitern wollte. Dort wurden später Spülraum, Personalraum, ein Gemüseputzraum sowie Abortanlagen mit Waschraum für das Personal untergebracht.

 

Weitere Veränderungen betrafen das bestehende Stiegenhaus, das abgebrochen und an anderer Stelle durch ein neues Treppenhaus mit Eisenbetontreppen ersetzt werden sollte. Darüber hinaus plante man, im bestehenden Haupttreppenhaus einen vom Erdgeschoss bis zum Dachgeschoss führenden Personenaufzug einzubauen. „[...] Im Übrigen handelt es sich bei den Umbauarbeiten um Entfernen von überflüssigen Treppen, Abbrechen und Neueinziehen von Wänden, Herstellung von Öffnungen, Einbauen neuer Closettanlagen. Das Entfernen der in Frage kommenden Wände ist von der Tragkonstruktion voll und ganz abhängig. Der Küchenanbau ist eingeschossig. Die Kellerdecke wird in Betonkappen zwischen T-Trägern erstellt. Die Umfassungs- und Innenwände werden in Ziegelsteinen gemauert. Der Anbau erhält ein Holzcementdach, die Außenflächen werden verputzt [...]“, hieß es in der Baubeschreibung wörtlich.273

 

Ebenfalls zum ersten Bauabschnitt sollte der Neubau eines dreigeschossigen Kesselhauses mit ausgebautem Dachgeschoss gehören. Dieses Gebäude war für die Wäscherei vorgesehen. Ferner sollten zwei größere Wohnungen sowie Schlafräume für das „Dienstpersonal“ eingerichtet werden. Um die Bedingungen für Patienten zu verbessern, sollte eine neue Liegehalle dazukommen. Sie wurde als Ziegelsteinbau mit Stahlbetondecken errichtet. Diesem ersten „Maßnahmenpaket“ sollte noch im Herbst ein zweites hinterhergeschickt werden.

 

Bereits am 24. Oktober 1921 reichte das städtische Hochbauamt einen weiteren Antrag ein, in dem gravierende Schritte angekündigt wurden. Demnach sollte die Turnhalle des früheren Knabenpensionats zu einem Infektionshaus umgebaut werden. In dem zweigeschossigen Umbau sollten vier Stationen mit getrennten Eingängen für Infektionskranke eingerichtet werden. Die Planer hatten auch an außerplanmäßige Kapazitäten gedacht – sie wollten das Dachgeschoss ebenfalls ausbauen, um es für zusätzliche Krankenräume zu nutzen. Der Fall des Ausbruchs einer Epidemie war ausdrücklich eingeplant. Die gewählten Materialien entsprachen den Möglichkeiten der Zeit: Neben Ziegelsteinmauern kamen Holzfachwerkkonstruktionen mit Bimsstein und Stahlbeton (damals Eisenbeton genannt) zum Einsatz. Die Arbeiten verliefen zügig, sodass das Hochbauamt bereits am 31. August 1922 die Abnahme des Kesselhaus-Rohbaus beantragen konnte.274

 

Doch die Verhältnisse waren schwieriger, als es die Bauakte wiedergibt. Im Frühjahr und Sommer 1922 war das Krankenhauswesen in Koblenz vor allem von Leerständen gekennzeichnet. Aufschlüsse über die Situation gibt das Protokoll der gemeinsamen Sitzung des Bau-, Finanz- und Hospitalausschusses vom 25. August 1922. Zentraler Punkt war die Entwicklung im Bürgerhospital. Oberbürgermeister Karl Russell führte in der Sitzung aus, dass im Bürgerhospital eine abnehmende Belegung festgestellt wurde. In den Monaten zuvor waren stets 100 bis 140 Betten unbelegt geblieben. Betroffen waren alle Abteilungen. Die Situation war so dramatisch, dass man sich in jenen Tagen ernsthaft die Frage stellte, ob es sinnvoll war, die Bauarbeiten am Kemperhof weiterzuverfolgen. Doch die Ausschussmitglieder konnten sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Im Protokoll heißt es dazu: „[...] Man war allgemein der Ansicht, dass eine Unterbrechung dieser Arbeiten vom finanziellen Standpunkt aus zu verwerfen sei, jedoch einstimmig der Ansicht, dass unter allen Umständen das Hauptgebäude bis zu seiner vollendeten Zweckbestimmung ausgebaut und eingerichtet werden sollte. Bezüglich des Ausbaues des Infektionsgebäudes und der Leichenhalle waren die Meinungen geteilt, vorwiegend war man jedoch der Ansicht, dass auch dieser Bau durchgeführt werden soll. Der projektierte unterirdische Verbindungskanal zwischen dem Hauptgebäude, dem Isolierhaus und der Leichenhalle soll nur in seinen Abmessungen ausgeführt werden, als er für die Verlegung der Rohrleitungen erforderlich ist. Das Projekt des Leichenhauses soll im Unterausschuss sowohl bezüglich seiner Lage als auch seiner Ausführung in der denkbar einfachsten Form [...] beraten und endgültig beschlossen werden. [...]“275

 

Die Ausschüsse entschieden am Ende ihrer gemeinsamen Sitzung, bereits begonnene Arbeiten fertigzustellen. Darüber hinaus sollte auch das Röntgen-Institut komplett eingerichtet werden – die Ausstattung war bereits bestellt. Als dringend notwendig wurde auch die Vollendung des zweiten Operationssaals erachtet. Von anderen Arbeiten sollte dagegen abgesehen werden. Als Beispiel wurde die ursprünglich ins Auge gefasste Diphtheriebaracke genannt.276

 

Auffallend ist, dass in den Akten nur selten von den weiteren Entwicklungen im Waisenhaus gesprochen wird. Sicher ist aber, dass der Ankauf des gesamten Areals nicht ganz geräuschlos über die Bühne ging. Und das Waisenhaus, vor allem aber die Privatschule, spielte dabei eine zentrale Rolle. Die rechtlichen Auseinandersetzungen sollten fast 16 Jahre andauern und mit einem Vergleich enden, über den der Stadtrat abschließend am 4. März 1937 beriet. Demnach wurde kräftig nachgebessert. Der Katholische Männerverein erhielt einen „Nachschlag“ von 105.405 Reichsmark, der sich aus einem Hauptbetrag und der Entschädigung für den Zinsausfall zusammensetzte. Das Vergleichsangebot wurde dem Verein am 15. Mai 1937 zugestellt. Der nahm das Angebot am 4. Juni 1937 an.277

 

Eigentlich sollte zunächst nur die innere Abteilung des Hospitals in das ehemalige Knabenpensionat verlegt werden, während die Chirurgie im alten Bürgerhospital verbleiben sollte. Aber angesichts der schwierigen Zeit der Besatzung rückten die Verantwortlichen schnell von dieser Variante ab. Hauptkritikpunkt: Der Betrieb des Krankenhauses an zwei verschiedenen Standorten würde auf Dauer zu unwirtschaftlich. In ihrer gemeinsamen Sitzung am 3. Oktober 1922 entschieden sich die Mitglieder des Bau-, Finanz- und Hospitalausschusses mit Rücksicht auf die schwierige Finanzlage, dass nur eines der beiden Krankenhäuser – also Kemperhof oder Hospital in Betrieb genommen werden sollte. Außerdem wurde beschlossen, dass der im Umbau befindliche Kemperhof für die Aufnahme der Chirurgie vorbereitet werden sollte.278

 

Der Entscheidung vorausgegangen waren intensive Untersuchungen, in die auch der Chefarzt eingebunden war. Der schrieb an den Oberbürgermeister Dr. Karl Russell: „[...] Aus den Besprechungen [...] ist mit aller Klarheit zu entnehmen, dass mit einem Umbau des alten Hospitals zur Errichtung einer modernen chirurgischen Abteilung bei der Notlage der Zeit nicht mehr zu rechnen ist. Damit ist für mich eine vollständig neue Situation geschaffen, und nach reiflicher Überlegung stelle ich den Antrag, jetzt nicht die innere, sondern die chirurgische Abteilung nach dem Kemperhof zu verlegen, und zwar aus folgenden Gründen: Die chirurgische Abteilung war stets voll belegt, und hat immer mit Platzmangel zu kämpfen gehabt. Die von Herrn Beigeordneten Dr. Dahm als leer stehend aufgeführten Betten beziehen sich auf die Diphtherie- und Geschlechtskrankenabteilung, kommen also für die chirurgische Station nicht in Frage.

 

Die innere Abteilung dagegen wies nur eine Belegzahl bis zur Hälfte oder noch weniger (bis zu 60 Betten) auf. Daraus geht hervor, dass der Kemperhof mit äußeren Kranken weit eher belegt werden wird, als mit innerlich Kranken, zumal deren Zahl bei den teuren Preisen noch weiter zurückgehen wird, was bei der chirurgischen Abteilung nicht zu befürchten ist. Der Platz im alten Hospital würde für die innere Abteilung demnach vollständig ausreichen und die dort noch geplanten Umbauten würden sich erübrigen. Die im Kemperhof für die chirurgische Abteilung notwendig werdenden Änderungen für die Errichtung von Operationssälen sind so gering, dass sie sicher weit hinter den Kosten eines Umbaues des alten Hospitals zurückbleiben werden.

 

Die Augenabteilung und, was von ganz besonderer Wichtigkeit ist, die Geschlechtskrankenabteilung, könnten bei Verlegung der chirurgischen Station nach dem Kemperhof mit herausgenommen werden. Erstere würde im Hauptgebäude, letztere in der Isolierstation, deren Ausbau beschlossen ist, untergebracht werden können. Damit würde die unwürdige Beherbergung der Haut- und Geschlechtskranken, die ja eigentlich den Anlass zum Ausbau des Krankenhauses gegeben hat, ein Ende finden. Auch die gemeinsame Verwaltung, die meines Erachtens unbedingt bestehen bleiben muss, wird sich bei der von mir vorgeschlagenen Einrichtung leicht durchführen lassen. Da die innere Abteilung nicht alle Räume des alten Hospitals in Anspruch nehmen wird, ließen sich ohne Schwierigkeiten in demselben noch die Sprech- und Untersuchungszimmer für die Lungen- und Geschlechtskranken, das Wohlfahrtsamt unterbringen und die unbedingt notwendige Verlegung der Milchküche erreichen. [...]“279

 

Die Anregungen wurden zur Kenntnis genommen, aber im Laufe der Gespräche zeichnete sich eine Tendenz zu noch radikaleren Einschnitten ab. Ende März 1923 teilte der Oberbürgermeister dem Inspektor Wallrafen von der Hospitalverwaltung mit, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass das gesamte Bürgerhospital – mit Ausnahme des alten Baus – binnen kürzester Zeit vollständig geräumt werde. Karl Russell bat den Inspektor, die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen und sich mit dem Chefarzt wegen des Abtransports von Kranken und Mobilien abzustimmen und einen exakten Plan zu entwerfen. Darüber hinaus erinnerte der Oberbürgermeister an den festgelegten Plan zur Verteilung der Kranken auf andere Häuser im Stadtgebiet.280

 

In einer Sitzung am 12. April 1923 entschieden Finanz- und Hospitalausschuss, dass die Abteilungen für Infektionskranke sowie für Haut- und Geschlechtskrankheiten im alten Bürgerhospital verbleiben sollten. Nach Fertigstellung des Isolierhauses im Kemperhof sollte allerdings eine dieser beiden Abteilungen nach Moselweiß verlegt, die übrig bleibende Abteilung möglichst auf die anderen Krankenhäuser der Stadt verteilt werden. Für den Fall, dass es nicht realisierbar sein sollte, die Kinderabteilung für chirurgische Kranke im Kemperhof selbst unterzubringen, war eine Verlegung in den Marienhof angedacht. Das Wöchnerinnenheim am Kaiserin-Augusta-Ring (heute Moselring) sollte aber zunächst bestehen bleiben.281

 

Anfang Mai 1923 war der Umzug der großen Abteilungen in das neue Krankenhaus in der Moselweißer Gemarkung abgeschlossen. Dr. Karl Russell lud für Samstag, 5. Mai, zur Einweihungsfeier ein (schwarzer Anzug erbeten). Der Einladung ist zu entnehmen, dass der Trierer Bischof Dr. Franz Rudolf Bornewasser um 17.30 Uhr die Krankenhauskapelle einsegnete. Um 18 Uhr begann die Ansprache des Oberbürgermeisters in der Eingangshalle. Danach folgten Rundgang und ein kleiner Imbiss.282

 

Wie in den Ausschusssitzungen vereinbart, blieben die Abteilungen Haut- und Augenkrankheiten im Bürgerhospital. Doch weitere Investitionen in die alte Anlage sollten vermieden werden. Im Protokoll über ein Gespräch zwischen städtischen Beigeordneten und Medizinern hieß es: „[...] Allseitig wurde anerkannt, dass es unzweckmässig wäre, bezüglich der Unterbringung der Geschlechtskrankheiten größere bauliche Veränderungen im Hospital [...] vorzunehmen. Es soll noch die Frage geprüft werden, ob es nicht möglich wäre, die Kranken in andere Zimmer des Hospitals unterzubringen; in Aussicht genommen sind: die jetzige Hautabteilung, die Pensionszimmer der inneren Abteilung mit dem anschliessenden Saal 120 und die jetzige Klausur der Schwestern. Die Klausur soll in die jetzige Abteilung für Augenkranke nach dem Kemperhof. Eine Besichtigung der Räume soll in den nächsten Tagen stattfinden. [...]“283

 

Auf jeden Fall wurde der durch den Umzug der beiden großen Abteilungen frei werdende Raum genutzt, um die Betten für Bedürftige aus dem von Solemacher’schen Anwesen zurück in die Klostergebäude zu verlagern. Aber auch diese Neuorientierung konnte natürlich nur ein Provisorium sein. „Die Notwendigkeit eines Anbaues des Kemperhofes zu einem großen modernen Krankenhaus ist auch bereits allgemein anerkannt. Die Pläne sind fertig gestellt und sollen nach Erwerb des notwendigen Geländes ausgeführt werden“, betonte Beigeordneter Dahm 1925.284 Zu diesem Zeitpunkt waren die in der Bauakte angekündigten Maßnahmen des ersten Bauabschnitts längst verwirklicht. Dennoch waren die Probleme bei den ersten Maßnahmen noch präsent. Beigeordneter Dahm schreibt dazu in seiner ausführlichen Zwischenbilanz: „[...] Besondere Schwierigkeiten boten die zweckentsprechende Anordnung der Räume in der Umgestaltung derselben und ihre Anpassung an die ärztlichen Bedürfnisse. Vor allem galt es, die erste Forderung für ein Krankenhaus zu erfüllen, Luft und Licht in die Aufenthaltsräume zu lassen und die Möglichkeit peinlichster Sauberkeit in allen Teilen des Hauses zu schaffen. Die Mittelflure, welche sich durch alle Stockwerke des Hauses zogen, mussten beseitigt werden. Es geschah dies durch die Wegnahme der meisten nach der Innenseite gelegenen Räume. Ferner wurden zur weiteren Durchlüftung noch Fenster an den Flurenden angebracht.

 

An Stelle der verloren gegangenen Zimmer wurden viele große Hallen geschaffen, die als Tagesräume eingerichtet sind. [...] Der Tannenholzfußboden wurde im ganzen Hause durch Eichen-Parkettfußböden ersetzt, welche in den Fluren zur Dämpfung der Geräusche und zum sicheren Begehen einen Belag von Linoleum erhielten. Die vorhandenen Treppenhäuser wurden erweitert, neue nach Bedarf eingebaut. Die baulichen Veränderungen stießen naturgemäß auf große Schwierigkeiten und es ist auch nicht möglich gewesen, das Gebäude, das zu ganz anderen Zwecken erbaut war, in allen Teilen zu einem neuzeitlichen Krankenhause umzugestalten. Immerhin kann die Lösung als eine recht befriedigende gelten.“285

 

Schon während der ersten Bauphase war klar geworden, dass schon bald erneut Erweiterungen notwendig sein würden. Nach einer Sitzung des Hospitalausschusses gab Oberbürgermeister Dr. Karl Russell im Oktober 1923 zu Protokoll, er habe „[...] insbesondere die unbedingte Notwendigkeit dargelegt, dass die Leichen aus dem Infektionshaus herauskommen und anderweitig untergebracht werden müssen. [...]“286 In der gleichen Sitzung wurde angeregt, zunächst für den Winter ein Provisorium durch eine leicht gebaute Baracke zu schaffen. In einem nächsten Schritt sollte mit dem Bau eines Gebäudeteils begonnen werden, um diesen als Leichenhalle einzurichten. Eigentlich war ursprünglich ein Gebäude zur Unterbringung der Schwestern vorgesehen.287

 

Anfang 1924 folgte ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem zeitgemäßen Klinikum: Die Infektionsabteilung des Kemperhofs wurde fertiggestellt und sofort mit Diphtheriekranken belegt. Die Mitglieder des Hospitalausschusses besichtigten Anfang Februar die neuen Abteilungen und nahmen darüber hinaus Badehaus, Röntgenabteilung, OP-Säle und Laboratorien unter die Lupe. „[…] Die Versammlung war einstimmig der Ansicht, dass sowohl die Infektionsabteilung wie auch die übrigen besichtigten Einrichtungen geradezu mustergültig angelegt und ausgestattet seien […]“, hieß es in einem Protokoll vom Februar 1924.288

 

Auf den ersten Blick verwundert es, mit welcher Routine man über die Erfordernisse des Alltags und die Modernisierung der städtischen Krankenanstalten sprach. Denn die Monate, in denen das neue Krankenhaus auf dem Kemperhofgelände Konturen annahmen, gehörten zu den schwierigsten der Koblenzer Stadtgeschichte. Als man in Koblenz über die Erweiterung des städtischen Krankenhauses nachdachte, putschten in Aachen die Separatisten. Am 21. Oktober 1923 riefen sie erneut die „Rheinische Republik“ aus. Schon am Morgen des 24. Oktober marschierten sie durch die Straßen der Koblenzer Innenstadt. Erst Anfang 1924 ging die Zeit der Separatisten zu Ende, gegen die sich die Koblenzer zur Wehr gesetzt hatten.289

 

Bei genauerer Betrachtung war der Zeitpunkt der Krankenhausverlegung nicht zufällig gewählt. Zum einen stand schon seit Jahren fest, dass das Bürgerhospital nicht mehr den Anforderungen genügte, zum anderen gab es positive Entwicklungen in der Gesetzgebung, die dazu beitragen sollten, den gewaltigen Investitionsstau in den Kommunen zu überwinden. Nach Krieg und Hungermonaten waren die meisten Gemeinden finanziell völlig ausgelaugt, weil die zur Verfügung stehenden Mittel meist ausschließlich für soziale Zwecke bereitgestellt werden mussten. Eine besondere Bedeutung hatte das Finanzausgleichsgesetz des Reiches vom 23. Juni 1923, das den gestiegenen Finanzierungsbedarf in den Kommunen und Ländern des Deutschen Reichs anerkannte.

 

Die Konsequenz: Realsteuern wie Grund- und Gebäudesteuer sowie die Gewerbesteuer gingen an die Länder, die die Mittel ihrerseits wieder ganz oder teilweise den Gemeinden überließen. Dazu kam eine Beteiligung der Länder an den progressiven Verkehrssteuern; das sind die Steuern für Körperschaften, Grunderwerb, Kraftfahrzeuge, Rennwetten und Kapitalverkehrssteuern. Schließlich erhielten die Gemeinden auch noch einen Pflichtanteil aus der Einkommen-, Körperschaft- und Grunderwerbsteuer. Kalkulationsgrundlage für diese Zuteilungen waren Steuervorausschätzungen. Die wiederum basierten auf dem Anteil, der dem jeweiligen Land im Deutschen Reich zustand. Diese gewaltige Reform hatte auch Folgen für die Finanzverwaltung: Die Gemeinden waren jetzt nur noch direkt für die Realsteuern zuständig, alles andere übernahmen die erheblich aufgewerteten Finanzämter.290

 

Alles in allem wurde das Klima für die Kommunen nun wesentlich besser, zumal der Abbruch des Ruhrkampfes am 26. September 1923 und die Währungsreform am 15. November den Beginn einer kurzen Phase der Stabilität einleiteten. Die Verbesserung der allgemeinen Rahmenbedingungen wurde in vielen Städten genutzt – so auch in Koblenz. In der Provinzhauptstadt wurde diese positive Entwicklung vor allem an den städtischen Krankenanstalten deutlich.

 

Trotz dieser deutlichen Verbesserungen spielten auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Schon damals zeichnete sich ab, dass kleinere Häuser auf Dauer kaum rentabel arbeiten konnten. Franz Rothenbacher hat darauf hingewiesen, dass die Krankenhaus-/Einwohner-Relation 1931 einen Höhepunkt erreichte. Damals kamen auf eine Million Deutsche fast 80 Krankenhäuser. Bis 1970 sollte die Dichte auf etwa 58 abnehmen. Auf der anderen Seite verschlechterte sich die Relation von Stationsbetten und Einwohnern nicht. Im Gegenteil: Die Gesamtzahl der Betten stieg – sieht man einmal von den Kriegsjahren ab – in den folgenden Jahrzehnten sogar deutlich. Kamen 1930 auf 10.000 Einwohner nicht einmal 80 Betten, stieg die Zahl bis 1970 auf 120. Diese Tatsache spiegelt einen gewissen Konzentrationsprozess wider, der auch für eine Verbesserung der medizinischen Qualität steht. Die Verweildauer in den Krankenhäusern nahm nämlich deutlich ab.291

 

2.2 Erweiterungspläne trotz Flaute

 

Trotz der Wende in den Jahren 1923 und 1924 war die wirtschaftliche Situation in der Preußischen Rheinprovinz nach wie vor schwierig. Auch am Ende der 1920er-Jahre waren die von der amerikanischen und französischen Besatzungsmacht verursachten Schäden und Belastungen nicht zu übersehen. Oberpräsident Dr. h. c. Hans Fuchs meldete sich 1928 mit folgender nüchterner Bilanz zu Wort: „[…] Die den Gemeinden entstandenen Besatzungsschäden haben vielfach nicht erfasst werden können. Soweit im Entschädigungsverfahren Ersatz geleistet wurde, ist dieser durch die fortschreitende Geldentwertung illusorisch geworden. Es sei erinnert an die ungeheueren Schäden, die in den Gemeindewaldungen durch die Besatzung angerichtet worden sind, sei es durch wahlloses Fällen bester Forststücke, durch Zerfahren der Gemeindewege, durch Schießübungen, durch restlosen Abschuss des Wildes und durch Vernichtung des Fischbestandes. Reich und Staat haben sich zwar bemüht, durch Sonderhilfsmaßen hier einen Ausgleich zu schaffen. Die entstandenen Schäden sind aber so groß, dass die zur Verfügung gestellten Mittel nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten und dass die Gemeinden mit außerordentlich hohen Verlusten belastet werden. […]

 

Aus allem geht hervor, dass die Gemeinden nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft größere Aufgaben in Angriff zu nehmen. Infolgedessen haben zahlreiche dringende Arbeiten auf dem Gebiete des Wegebaues, des Baues von Wasserleitungen, Entwässerungsanlagen und vor allem von Schulgebäuden seit Jahren zurückgestellt werden müssen. Statt der Finanzierung produktiver Zwecke bildet die Aufbringung der Fürsorgelasten im besetzten Gebiet seit Jahren das Finanzproblem. Es hat zwangsläufig zu einer vollkommenen Ueberspannung der Realsteuerzuschläge geführt, von denen 600, 800 und selbst über 1000 Prozent Zuschlag zur Grundvermögenssteuer zu verzeichnen sind. […]

 

Zusammenfassend sei gesagt: Die geringen Einnahmen aus den Steuerüberweisungen als Folge des wirtschaftlichen  Niedergangs einerseits, die daraus und aus den zwangsläufig hohen unproduktiven Ausgaben resultierende enorme Erhöhung der Realsteuern andererseits haben zu einer verhängnisvollen steuerlichen Belastung und Verschuldung der Kommunen geführt. Die Gemeinden sind nicht in der Lage, an größere kommunalpolitische Aufgaben heranzugehen. Das kommunale Leben ist vielfach lahmgelegt und zum Verkümmern verurteilt.“292

 

Trotz der zweifellos schwierigen Lebensbedingungen für die Bürger in dieser Zeit trifft die trübe Bilanz des Oberpräsidenten – der natürlich alle Gemeinden im Rheinland im Blick hatte – nicht auf die tatsächlichen Zustände in der Provinzhauptstadt zu. Zwar verbesserte sich das Verhältnis der Koblenzer zur französischen Besatzung nur langsam, doch wurden gerade in den 1920er-Jahren zahlreiche Projekte angegangen und auch realisiert. Der Kemperhof ist da nur ein Beispiel, vor allem in den Stadterweiterungsgebieten gab es deutliche Fortschritte.

 

Darüber hinaus gab es in der Stadt eine ganze Reihe von ehrgeizigen Plänen. Die wurden 1925 in der zweiten Auflage des Werks „Deutschlands Städtebau“ publiziert. Darin meldete sich auch der Beigeordnete Dr. Ernst Dahm mit einem Beitrag über den aktuellen Stand im Kemperhof zu Wort. Nicht ohne Stolz auf das Erreichte schreibt der Beigeordnete: „[...] Die innere Einrichtung entspricht vollkommen den Forderungen der Neuzeit, die Beheizung der Krankenräume erfolgt durch Warmwasser, die der Flure durch Dampf. Dieser wird in einer mit Koksbahn versehenen Kesselanlage mit sieben Kesseln erzeugt. Die moderne Dampfkochküche ist mit den notwendigen elektrisch betriebenen Hilfsmaschinen ausgestattet. Maschinell gekühlte Kühlräume dienen zur Aufbewahrung des Fleisches und der leicht verderblichen Lebensmittel. Eine Dampfwäscherei und Dampftrockenanlage vervollständigen den wirtschaftlichen Betrieb.“

 

Weiter hieß es: „Besondere Sorgfalt wurde auf die Auswahl der Einrichtungsgegenstände gelegt, welche unmittelbar zur Heilung der Kranken bestimmt waren. Dies galt vor allem für das Röntgeninstitut, welches für die Erkennung und Behandlung von Kranken unentbehrlich ist und nur in vollendeter Ausführung die gewünschten Erfolge erzielt. Die Firma Siemens & Halske AG in Berlin, welche das Institut errichtete, ist diesen Forderungen voll und ganz nachgekommen. Ein großer Diagnostikapparat mit Hochspannungsgleichrichter erzeugt den für die Durchleuchtung und Aufnahme erforderlichen Strom. Ein Universal-Stativ ermöglicht die Anwendung an den Kranken in stehender, sitzender und liegender Haltung. Im Therapieraum erzeugen ein Multivoltapparat mit zwei Hochspannungs-Transformatoren den Wechselstrom, der durch einen intermittierenden Hochspannungsgleichrichter in hochgespannten intermittierenden Gleichstrom umgewandelt wird. Die Röntgenröhren sind in zwei große bleiarmierte Kasten eingesenkt, wodurch die Übertragung der Strahlen in den Raum verhindert und die Bestrahlung an der zu behandelnden Körperstelle sichergestellt ist. [...] Eine große Anzahl elektrisch-medizinischer Apparate dient ebenfalls Diagnostik und therapeutischen Zwecken. Das Badehaus und das Inhalatorium sind im Erdgeschoss unter der Liegehalle untergebracht.“293

 

Trotz der an und für sich recht guten Bilanz der Verwaltung lagen die Pläne für eine nochmalige Vergrößerung des Kemperhofs bereits fertig in der Schublade. So sollte die Liegehalle um etwa das Doppelte vergrößert werden. An der Ostseite war der Anbau eines zweistöckigen Flügels mit weiteren Betten vorgesehen. Die Kapazitäten der Erweiterung waren für damalige Verhältnisse gewaltig. Beigeordneter Dahm spricht von einer Kapazität von 1000 (!) Betten.294 Zu diesem Zweck sollte ursprünglich ein ganz neues Krankenhaus auf dem Moselweißer Feld errichtet werden. Die frühen, allerdings nicht weiter verfolgten Pläne sahen einen großflächigen, fast schlossartigen Neubau nach dem Vorbild des französischen Pavillonsystems vor.

 

Allerdings gab man dieses Vorhaben schnell wieder auf, weil sich im gesamten Reichsgebiet ein neuer Trend abzeichnete: Nach den langen Jahren des Aufbaus zeichnete sich nun ein bis dato unbekanntes Phänomen ab – vielerorts wurden Überkapazitäten gemeldet.295 Angesichts dieser Entwicklungen und der traditionellen Flaute in der Stadtkasse entschied man sich schließlich auch in Koblenz für eine deutlich reduzierte Variante. Die nötigen Kapazitäten sollten durch Anbauten geschaffen werden. Nach Ankauf der erforderlichen Grundstücke wollte man 1926 mit einem Erweiterungsbau für rund 150 Betten beginnen. Die Maßnahme sollte als große Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Erwerbslose ausgelegt sein.296

 

Doch der Baubeginn verzögerte sich angesichts knapper Kassen und der Rentabilitätsberechnungen immer wieder. Außerdem schien der Bedarf nicht akut zu sein, weil es in den Koblenzer Krankenhäusern Anfang der 1930er-Jahre für die stationäre Versorgung von Patienten immerhin 1305 Betten gab. Die Gesamteinwohnerzahl lag damals bei rund 60.200.297 Rein statistisch gesehen mussten sich 46,1 Bürger ein Bett teilen. Dieser Schnitt war deutlich besser als der 1913 für das Reichsgebiet ermittelte Schnitt von 69,0.298 Insgesamt gesehen war diese Relation gar nicht so schlechtl. Zum Vergleich: Im Juni 2005 gab es für die 106.869 Koblenzer insgesamt 1932 Betten und somit einen Schnitt von 55,3 Koblenzern pro Bett. Rein rechnerisch betrachtet ergaben sich zu Beginn der 1930er-Jahre sogar Überkapazitäten. In Koblenz gab es neben den beiden städtischen Anstalten Kemperhof und Bürgerhospital noch fünf „Privatkrankenhäuser“, die von religiösen Gemeinschaften betrieben wurden. Nicht anders als heute spielten diese Einrichtungen auch für die medizinische Versorgung des Umlandes eine entscheidende Rolle. Unter dem Strich waren die Stationen nicht ausgelastet. Die Verwaltung sprach von einem „[...] Umstand, der sich natürlich in wirtschaftlicher Beziehung für die einzelnen Krankenhäuser ungünstig auswirkt. [...]“299

 

Die vorhandenen Überkapazitäten brachten Stadtväter und Krankenhausverwaltung in Verlegenheit. Erwiesen sich doch die schon vor längerer Zeit für die Erweiterung des Kemperhofs erworbenen Grundstücke als schwere Belastung. So wurden dem Oberbürgermeister bereits im September 1930 „Vorschläge zur Verbilligung der Verwaltung“ unterbreitet. Darin hieß es: „[...] Eine unerträgliche Belastung für die städtischen Krankenanstalten bildet auch die Zahlung der jährlichen Zinsen für die zur Erweiterung des Krankenhauses Kemperhof angekauften Grundstücke. Die Zinsen für diese Grundstücke betragen jährlich mehr als RM 40.000, während sie eine Pacht von nur RM 1100 einbringen. Von dieser Pacht müssen natürlich noch die hohen Steuern bezahlt werden. Nach Abzug der Steuern bleibt eine Pacht überhaupt nicht mehr übrig, so dass die städtischen Krankenanstalten an den fraglichen Grundstücken jährlich RM 40.000 zulegen. […]

 

Da auch in absehbarer Zeit nicht daran gedacht werden kann, den Kemperhof zu erweitern bzw. dort auch die Abteilungen, die jetzt im Bürgerhospital untergebracht sind, anzugliedern, dürfte es für die Stadt das Vorteilhafteste sein, die Grundstücke wenn irgend möglich wieder abzustossen. Dass das nicht leicht sein wird, ist ohne weiteres klar, denn einmal besteht bei der landwirtschaftlichen Bevölkerung von Koblenz-Moselweiss begreiflicherweise wenig Neigung, ihren sowieso unrentablen Betrieb durch Hinzukauf von Grundstücken noch zu erweitern, weiter bleibt aber auch noch in Betracht zu ziehen, dass die Grundstücke zur Zeit verhältnismäßig teuer gekauft worden sind und dass diese Erwerbspreise heute sicherlich nicht mehr erreicht werden. Der Verkauf dieser Grundstücke wäre daher sicherlich ein Ende mit Schrecken, aber ein solches ist immer besser als ein Schrecken ohne Ende. Wenn die Stadt sich die in Betracht kommenden Grundstücke dennoch für eine spätere Krankenhauserweiterung sichern will, so könnte dies ja in der Form geschehen, dass in den Kaufverträgen gesagt wird, dass die Grundstücke nur mit Erlaubnis der Stadt bebaut werden dürfen und dass ihr bei dem evtl. Weiterverkauf das Vorkaufsrecht zusteht. […]“300

 

Auf jeden Fall sollten die verhältnismäßig weit ab vom Kemperhof gelegenen Grundstücke veräußert werden, denn an die ursprünglichen Dimensionen der geplanten Erweiterung war nicht mehr zu denken. Auch im Sommer 1931 war der Grundstücksverkauf ein wichtiges Thema. Details wurden zwischen dem scheidenden Oberbürgermeister Dr. Karl Russell und leitenden Mitarbeitern der städtischen Liegenschaftsverwaltung besprochen. Ergebnis: Russell drängte darauf, den Grundbesitz des Krankenhauses unbedingt zusammenzuhalten und gab wörtlich zu Papier „[...] Von meiner Seite wurde darauf hingewiesen, dass die Krankenhausverwaltung grundsätzlich darauf bedacht sein müsse, ihren gesamten Grundbesitz zu erhalten und dass daher von einem Verkauf der weiter vom Kemperhof gelegenen Grundstücke nicht die Rede sein könne, umso weniger, als die Stadt Koblenz nach wie vor auf dem Standpunkt stehe, dass zu gegebener Zeit eine Erweiterung des Krankenhauses Kemperhof stattfinden müsse. Der Vertreter des Liegenschaftsamtes erklärte auch, dass der Verkauf von Grundstücken zur Zeit kaum möglich sein werde. [...]“301

 

Die kühnen Pläne konnten erst nach einer Verbesserung der ökonomischen Rahmenbedingungen in die Tat umgesetzt werden. Die finanziellen Weichen wurden über den zweiten Nachtrag zum außerordentlichen Haushaltsplan der Stadt Koblenz für das Rechnungsjahr 1936 vom 12. November gestellt. Darin wurden 170.000 Reichsmark für die Erweiterung und die Einrichtung einer Abteilung für Wöchnerinnen ausgewiesen. Finanziert werden sollte diese durch den Verkauf von Grundstücken in Höhe von 120.000 Reichsmark und einen staatlichen Zuschuss in Höhe von 50.000 Reichsmark.302

 

Die Umbauten und Erweiterungen sollten vor allem die inneren Abteilungen auf Vordermann bringen. In der Chronik des Kemperhofs steht dazu: „[...] Hier genügen die inneren Abteilungen nicht mehr den Anforderungen, die an sie gestellt werden. Es ist ein Plan ausgearbeitet, durch den dieser Mangel ausgeglichen werden könnte, und der dem städtischen Krankenhaus seine Stellung unter den Krankenhäusern der Stadt auch in Zukunft sichern soll. [...] Der gesamte Gebäudekomplex, der sich in eine Reihe von Einzelgebäuden aufteilte, würde nach diesem Plan bis an die Koblenzer Straße heranreichen und den Kemperhof zu einem der größten Krankenhäuser Westdeutschlands machen. [...]“303 

 

Dass die Erweiterung des Krankenhauses – wenn auch in wesentlich bescheideneren Dimensionen als ursprünglich geplant – allmählich in greifbare Nähe rückte, war wahrscheinlich auch ein Motiv, sich eingehend mit dem Waisenhaus und seiner Schule zu befassen. Der Hauptgrund war jedoch, dass kirchlich geführte Bildungseinrichtungen nicht mehr gerne gesehen wurden. Auch in diesem Bereich nahm die nationalsozialistische Gleichschaltung deutliche Konturen an. Im Juli 1937 legte der zuständige Kreisschulrat einen Bericht vor, der an der Einrichtung – entgegen früherer Beurteilungen – kein gutes Haar mehr ließ.304

 

Schließlich befasste sich das Reichsministerium für Wirtschaft, Erziehung und Volksbildung mit der Angelegenheit. Es ging dabei nicht nur um die Knaben-Waisenhausschule, sondern auch um die Mädchen-Waisenhausschule St. Barbara. Dem Drängen der Bezirksregierung Koblenz entsprach das Berliner Ministerium, das am 24. August 1938 der Schließung beider Anstalten zustimmte. Die 19 Mädchen von St. Barbara wurden am 1. Oktober in die entsprechenden Klassen der Thielenschule305 am heutigen Moselring eingewiesen. Bereits einen Tag vorher wurden die männlichen Schüler wie vorgeschlagen in die Volksschule Moselweiß überwiesen, wo eine neue Klasse eingerichtet wurde. Der Lehrer der alten Kemperhofschule wurde in den Staatsdienst übernommen.306

 

Parallel zu den Veränderungen im schulischen Bereich liefen die Detailplanungen für den Erweiterungstrakt. Am 16. Juli 1938 wurden die Pläne des „Um- und Erweiterungsbaues des städt. Krankenhauses Kemperhof“ vorgelegt. Demnach sollte „[...] das städtische Krankenhaus Kemperhof durch einen Anbau und damit verbundenen inneren Umbau in südlicher Richtung am Zufahrtsweg zur Moselweißerstraße erweitert werden. [...]“307 Die Erweiterung wurde 1939 abgeschlossen.

 

2.3 „Revierkämpfe“ mit Folgen

 

Die Streitereien um die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen sind keine Spezialität der Bundesrepublik Deutschland im frühen 21. Jahrhundert. Bereits in der Weimarer Republik zeichnete sich ein Konkurrenzkampf zwischen den Repräsentanten des öffentlichen Gesundheitswesens, den Vertretern der freien Wohlfahrtsverbände und der immer stärker werdenden Lobby der niedergelassenen Ärzte ab. Wie die Verzögerungen bei der Erweitung des Kemperhofs zeigen, hinterließ die Debatte um Überkapazitäten und Krankenhauskosten auch in Koblenz Spuren. Dazu kam, dass die niedergelassenen Ärzte ganz offen gegen die Behandlung von Kranken in öffentlichen Einrichtungen Front machten und für sich quasi ein „Exklusivrecht“ beanspruchten. Dokumente, die diese offenen Auseinandersetzungen belegen, gibt es in den Akten der Stadt Koblenz zwar nicht, doch spricht allein die Tatsache Bände, dass sich die Verwaltung intensiv mit der geplanten „Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände“ auseinandersetzte. Dieser Arbeitsgemeinschaft sollten der Städtetag, der Landkreistag, der Reichsstädtebund und der Verband der preußischen Provinzen angehören.308 Das Bündnis war nichts anderes als eine Allianz gegen Übergriffe von Wohlfahrtsverbänden und Ärzten in Aufgaben der medizinischen Grundversorgung, die die Kommunen für sich beanspruchten.

 

In mehreren Vorberichten und Denkschriften spricht der Städtetag die Problematik ganz offen an. So heißt es im November 1927: „[…] Auf dem Gebiete der offenen Gesundheitsfürsorge tritt der Reichsverband der sozialhygienischen Reichsfachverbände immer mehr mit der Behauptung heran, er sei der berufene Vertreter der offenen Gesundheitsfürsorge in Deutschland. In Wirklichkeit aber liegen die Einrichtungen der offenen Gesundheitsfürsorge (die Fürsorgestellen mit ihren zahlreichen Ärzten, Schwestern, Fürsorgerinnen, die Beratungsstellen, die Erholungsverschickung usw.) nicht bei der freien Wohlfahrtspflege, sondern sind zum weit überwiegenden Teil kommunaler Natur. Sie sind geschaffen und werden unterhalten von den Städten, den Kreisen und in Preußen zum Teil auch von den Provinzen. Es ist ein höchst unerwünschter Zustand, dass die in Frage kommenden Ministerien wichtige Erlasse herausgeben, ohne sich vorher mit den kommunalen Spitzenverbänden, wohl aber mit der freien Wohlfahrtspflege in Verbindung zu setzen. Hier liegt ein gemeinschaftliches Interesse der kommunalen Spitzenverbände vor, Abhilfe zu schaffen. Ähnlich liegen die Dinge auf dem Gebiete der geschlossenen Gesundheitspflege, dem Krankenhauswesen.

 

Der Gutachterausschuss für das öffentliche Krankenhauswesen, der seine Tätigkeit vor einigen Monaten eingestellt hat, hat […] eine Tätigkeit entwickelt, die weit über das Mass des Erforderlichen hinausging. Andererseits muss anerkannt werden, dass Angelegenheiten des Krankenhauswesens einer Fachberatung bedürfen. Die Einsetzung eines ständigen Ausschusses für das Krankenhauswesen, in dem die führenden Fachleute einschließlich der leitenden Krankenhausärzte und der Verwaltungsdirektoren vertreten sind, wird sich deshalb nicht umgehen lassen. Es entspricht dem Bedürfnis rationeller Arbeitsgestaltung, dass auf diesem Gebiete eine gemeinschaftliche Tätigkeit der kommunalen Spitzenverbände in Gang gebracht wird. […] Nach der […] Vereinbarung der kommunalen Spitzenverbände über die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft auf dem Gebiete des Gesundheitswesens sollen zu den Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft alle Angelegenheiten des Gesundheitswesens gehören, soweit sie einer interkommunalen Klärung bedürfen. […]“309

 

Trotz dieser klar formulierten Forderungen und der Bildung einer kommunalen Allianz sollte wertvolle Zeit verstreichen, bis die neue Arbeitsgemeinschaft mit Macht auf eine Veränderung der Missverhältnisse drängen konnte. Dazu kommt, dass die Reichsregierung seit Ende der 1920er-Jahre auf die Zusammenarbeit aller Kräfte drängte, die das Gesundheitswesen prägten. Das wiederum schwächte die Position des Deutschen Städtetages. Das Dilemma offenbarte sich bereits Anfang 1929, wie folgende Zeilen im Vorbericht für den Städtetag-Vorstand zeigen: „[…] In den ,Richtlinien der Reichsregierung für Gesundheitsfürsorge in der versicherten Bevölkerung’ vom 27. Februar 1929 […], die am 1. April 1929 in Kraft getreten sind, ist zum Ausdruck gebracht, dass sich ,zur Förderung der gemeinsamen Zwecke in der Gesundheitsfürsorge die Versicherungsträger mit den Trägern der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege, mit den staatlichen und kommunalen Gesundheitsbehörden, mit der Ärzteschaft und anderen beteiligten Stellen in Arbeitsgemeinschaften verbinden sollen‘. Da in absehbarerer Zeit die Zersplitterung der Träger der Sozialversicherung voraussichtlich nicht geändert werden wird, erscheinen Arbeitsgemeinschaften als der einzig mögliche Weg, um eine umfassende und planmäßige, zusammenhängende und möglichst wirksame Gesundheitsfürsorge zu erreichen. Durch Arbeitsgemeinschaften können die Ausgaben für unnötige Doppelarbeiten vermieden werden und Mittel zur Steigerung der notwendigen Leistung freigemacht werden; die Gesundheitsfürsorge kann dadurch einfacher und wirtschaftlicher gestaltet werden.

 

Der Städtetag ist bemüht, die Bildung von Arbeitsgemeinschaften, vor allem die Bildung von örtlichen Arbeitsgemeinschaften, in jeder Weise zu fördern. Eine solche Förderung ist dadurch möglich, dass sich die Spitzenverbände in den Kommunen, der freien Wohlfahrtspflege, der Versicherungsträger und der Ärzteschaft über eine Art Mustersatzung verständigen, die den Beteiligten die Bildung von Arbeitsgemeinschaften erleichtert. Nach langwierigen und überaus schwierigen Verhandlungen, die der Städtetag mit den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege, der Versicherungsträger und der Ärzteschaft gepflogen hat, ist zwischen Vertretern der Spitzenverbände eine Einigung sowohl über eine Mustersatzung für örtliche Arbeitsgemeinschaften wie über eine Mustersatzung für überörtliche […] Arbeitsgemeinschaften erzielt worden. […] Die Mustersatzungen sollen nunmehr von den zuständigen Organen der Spitzenverbände genehmigt und alsdann an alle Stellen, die an der Bildung von Arbeitsgemeinschaften beteiligt sein werden, mit der Empfehlung versandt werden, auf der Grundlage der Mustersatzung Arbeitsgemeinschaften zu bilden. […]“310

 

Obwohl zu diesem Zeitpunkt die Zeichen zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen auf Verständigung standen, dürfte es erhebliche Differenzen unter den Beteiligten gegeben haben. Das lag nicht zuletzt an den für die anderen „Parteien“ unannehmbaren Forderungen des Deutschen Ärztetages, der sich im Oktober 1927 auf seiner Versammlung in Würzburg klar für eine starke Eingrenzung kommunaler medizinischer Dienstleister ausgesprochen hatte.

 

Es ging um die Frage, welche Tätigkeit die kommunale Gesundheitsfürsorge nach Auffassung der Ärzteschaft wahrnehmen sollte. Der Ärztetag hatte folgenden schwerwiegenden Beschluss gefasst: „Um die friedliche Zusammenarbeit zwischen Fürsorgeärzten und praktizierenden Ärzten zu ermöglichen, ist es unbedingt erforderlich, dass grundsätzlich die ärztliche Behandlung in der Fürsorgearzttätigkeit unterbleibt, und der Aufgabenkreis des Fürsorgearztes lediglich nach sozialen, prophylaktischen und hygienischen Gesichtspunkten bestimmt wird.“ Darüber hinaus hatte die Versammlung vor einer „Überspannung der Befürsorgung und die Ausdehnung derselben auf alle Volkskreise, alle Gebiete und jede Lebensperiode“ gewarnt. Begründung: Das Verantwortungsgefühl in den Familien könnte erschüttert werden. Selbst für den Bereich der Schulfürsorge wurde gefordert, dass die Behandlung durch Ärzte in kommunalen oder staatlichen Diensten unterbleibt.311 Diese Maximalforderung nahm der Interkommunale Ausschuss für das Gesundheitswesen als ein Organ der kommunalen Spitzenverbände nicht hin. Man lehnte die  Beschluss des Ärztetags unter Hinweis auf das Primat der Volksgesundheit ab. Das Argument: Gesundheitsfürsorge habe eine außerordentlich wichtige bevölkerungspolitische und allgemeine soziale Aufgabe zu erfüllen.

 

Man könne diesen wichtigen Bereich nicht nur aus Sicht der Armen- und Altenpflege betrachten. Wörtlich hieß es: „[…] Nicht nur auf dem Gebiete der Schulgesundheitsfürsorge, auch auf dem Gebiete der Tuberkulosefürsorge, der Geschlechtskrankenfürsorge, der Psychopathenfürsorge, der Krankenhausfürsorge und auf den anderen Gebieten der Gesundheitsfürsorge muss sich die Tätigkeit der Fürsorge auf alle gesundheitsfürsorgebedürftigen Kreise der Bevölkerung erstrecken. […] Ein allgemeines grundsätzliches Behandlungsverbot in dem Sinne, dass jeder ärztliche Rat und jede ärztliche Hilfe zur Beseitigung von Gesundheitsstörungen zu unterbleiben hat, muss abgelehnt werden. Die Gesundheitsfürsorge muss in besonderen Fällen in der Lage sein, die nötige Behandlung selbst zu leisten, insbesondere dann, wenn der Fall der Nothilfe vorliegt. […]“312

 

Angesichts der brisanten Hintergründe war es klar, dass auch der Vorstand des Deutschen Städtetages die Auffassung des Interkommunalen Ausschusses für das Gesundheitswesen teilte. Man beschloss, auf dieser Argumentationsgrundlage Verhandlungen mit der Ärzteschaft aufzunehmen. Der Vorstand betonte dazu, dass eine Verständigung mit der Ärzteschaft durchaus im Interesse der Städte liege. Er schlug darüber hinaus die Einrichtung von Schlichtungsausschüssen vor, um Streitigkeiten nach Möglichkeit zu verhindern. Als Vorbild wurde Sachsen genannt, wo es solche Ausschüsse bereits gab.313  Durchsetzen konnten sich die Kommunen mit ihrer Haltung jedoch nicht.

 

Bereits 1931 wurde die Position der Kliniken wesentlich geschwächt – vielleicht auch deshalb, weil man sich auf Reichsebene von einer Stärkung der niedergelassenen Ärzte eine Senkung der Kosten im Gesundheitswesen erhoffte. Die Krankenhäuser verloren damals wichtige Kompetenzen in der ambulanten Versorgung und Einnahmemöglichkeiten. Der Sicherstellungsauftrag für ambulante Versorgung ging nämlich von den Krankenkassen an die kassenärztlichen Vereinigungen über. Den Krankenhäusern wurde damit die Möglichkeit genommen, direkt mit den Krankenkassen Verträge über die ambulanten Leistungen abzuschließen. Das System der späten Weimarer Republik wurde in den ersten Jahren der Bundesrepublik nicht nur übernommen, sondern weiter ausgebaut.314 Wie auch die jüngsten Diskussionen um die Gesundheitsreform gezeigt haben, brachte das Festhalten an alten Strategien nicht die gewünschten Erfolge für Kassen und Beitragszahler.

 

2.4 Gesundheitsamt für Stadt und Kreis

 

Die bereits im ersten Teil ausführlich beschriebene Organisation des preußischen Medizinalwesens bestand im Prinzip noch bis 1935. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in Koblenz zwar ein Medizinal-Untersuchungsamt, aber kein Gesundheitsamt. Auch die Funktion des Kreisarztes blieb erhalten, wobei der für die Stadt Koblenz zuständige „amtliche“ Mediziner nun Stadtarzt hieß und seinen Sitz in den städtischen Krankenanstalten hatte, da er die Funktion der öffentlichen Gesundheitsfürsorge in der Regel nur nebenamtlich übernahm. Die Stadtärzte wurden von Fürsorgerinnen in kommunalen Diensten unterstützt. Qualifikation und Erfahrungsschatz der Stadtärzte waren sehr unterschiedlich.

 

War 1920 mit Dr. Ernst Dahm ein ausgewiesener Experte von Merseburg nach Koblenz gewechselt, sollten diese Aufgabe vor allem junge Ärzte der Krankenanstalten übernehmen, die sich trotz ihrer immensen dienstlichen Belastungen zu Fachärzten weiterbilden wollten. Bezeichnend ist die in den Akten dokumentierte Weigerung von Dr. Schanen, seine Aufgabe als Stadtarzt weiter zu erfüllen. Begründung: Der Stationsarzt in der inneren Abteilung gab an, dass seine Weiterbildung unter der zusätzlichen Belastung leide. Was den Vorgang so bemerkenswert macht, ist die Tatsache, dass die Vorgesetzten den jungen Mediziner offenbar unterstützten. Der Bitte Schanens vom 26. März 1935, das Amt zum 1. April abgeben zu wollen, wurde stattgegeben.315

 

Dass die Entscheidung so schnell folgte, hatte Gründe. Exakt zu diesem Stichtag sollten reichsweit die neuen Gesundheitsämter eingerichtet werden. Dennoch zeigt die Episode: Das Krankenhauspersonal war vielfach einfach damit überfordert, unabhängig vom Klinikalltag auch noch in der kommunalen Gesundheitsfürsorge eingesetzt zu werden. Immer öfter offenbarte sich das Gebot einer deutlichen Trennung beider Bereiche, wie sie in einigen deutschen Städten bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgt war. Doch diese frühen Gesundheitsämter waren nicht flächendeckend eingeführt worden, sodass sich die Reichsregierung zwei Jahre nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers gezwungen sah, die öffentliche Gesundheitsfürsorge neu zu ordnen. Man wusste nur zu gut, dass die Infektionsplagen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts immer noch nicht besiegt waren.

 

Die Rechtsgrundlage für die Gründung der Gesundheitsämter der neuen Generation war das Gesetz zur Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3. Juli 1934, dem am 6. Februar 1935 eine erste Durchführungsverordnung folgte.316 Bei genauerer Betrachtung der Entwicklungen stellt sich heraus, dass die Machthaber zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollten. Die neuen Gesundheitsämter eigneten sich bestens zur Verbreitung und Umsetzung der neuen rassenhygienischen Vorstellungen. An dieses dunkle Kapitel wollte man beim Neuaufbau des öffentlichen Gesundheitswesens aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges nicht unbedingt erinnert werden. Entsprechend dürftig ist die Quellen- und Literaturlage im Falle der Frühgeschichte des Gesundheitsamtes Koblenz. Trotz dieser „dunklen“ Tatsachen sollte nicht übersehen werden, dass es primär wirklich um die öffentliche Gesundheitsfürsorge, vor allem aber um die Prävention ging, denn das neue Amt war mit seinem insgesamt 37 Mitarbeitern für damalige Verhältnisse recht gut ausgestattet. Das macht auch die Tatsache deutlich, dass die Mitarbeiterzahl bis zum Ende der 1960er-Jahre so gut wie unverändert blieb.317

 

Offiziell gegründet wurde das Koblenzer Gesundheitsamt mit der Durchführungsverordnung vom 1. Juni 1935, deren Grundlage wiederum das Gesetz zur Vereinheitlichung des Gesundheitswesens war. Mit diesem Schritt wurde auch das von Franz Gerhard Wegeler verfeinerte System für den Regierungsbezirk endgültig aufgehoben. An seine Stelle traten nun die neuen Behörden. So war das neue Koblenzer Gesundheitsamt nicht nur für die Stadt selbst, sondern auch für den Landkreis zuständig. Leiter des neuen Amtes wurde Medizinalrat Dr. Schneeweis. Sein Stellvertreter wurde der bisherige Kreisarzt   Dr. Helmut Arnold, der diese Funktion aber nur bis 1936 behielt. Auch Stadtarzt Dr. Franz-Josef Nöthen gab seine Aufgabe als Stadtarzt an die neue Einrichtung ab. Er sollte von 1954 bis 1956 als Amtsarzt an die Spitze des Gesundheitsamtes befördert werden.318 Das Koblenzer Gesundheitsamt war wie das Medizinal-Untersuchungsamt im Kurfürstlichen Schloss untergebracht. Es war mit einem großen Röntgenraum mit Dunkelkammer ausgestattet. Dazu kamen neben einem Labor und einer Zentralkartei die Abteilungen für Erb- und Rassenpflege sowie für den psychiatrischen Außendienst der Landesnervenklinik Andernach.319

 

Die Arbeit des Gesundheitsamtes wurde auch während der Kriegsjahre aufrechterhalten. Das dokumentierte Medizinaldirektor Dr. Hans Frentzen, der auch eine Liste der Mitarbeiter veröffentlichte. Demnach waren 1942 sieben Ärzte im Amt tätig. Dazu kamen zehn Fürsorgerinnen, 14 Verwaltungsmitarbeiter und zwei Laborantinnen. Einschneidende Veränderungen gab es erst mit dem Einsetzen der großen Luftangriffe auf Koblenz seit April 1944. Dabei starben drei Mitarbeiter. Nach der endgültigen Zerstörung des Schlosses im Herbst zog ein kleiner Stab in das Mendelssohn’sche Haus nach Horchheim um. Nach dem Krieg war das Gesundheitsamt nur provisorisch untergebracht, zunächst in der Kurfürstenstraße, dann im Verwaltungshochhaus der Stadtverwaltung am Bahnhof.320 Erst 1969 wurde für das Gesundheitsamt in der Neversstraße ein Neubau fertiggestellt, in den auch das Medizinal-Untersuchungsamt und das Chemische Untersuchungsamt einzogen. Seit der großen Organisationsreform des Jahres 2000 gehören die beiden letztgenannten Einrichtungen zum neuen Landesuntersuchungsamt321, während das Gesundheitsamt heute der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz322 zugeordnet ist.323

 

3. Der Zweite Weltkrieg

 

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zwang die Stadt Koblenz zu weiteren gravierenden Veränderungen auf dem Kemperhofgelände. Da wegen der zu erwartenden Luftangriffe besonders auch auf dem Krankenhausgelände Bunker errichtet werden mussten, war es erforderlich, das Leichenhaus abzubrechen und an anderer Stelle eine Holzbaracke als Provisorium zu errichten. Das sollte sich schnell als unzureichend erweisen, wurden doch bereits zu Beginn der Kampfhandlungen verwundete Soldaten in den Kemperhof eingeliefert. Die Aufzeichnungen von Schwester Humilitas in der Krankenhauschronik machen deutlich, wie chaotisch die Verhältnisse gewesen sein müssen. Und so war die Stadt wiederum zum Handeln gezwungen. Der Bauantrag zur Errichtung einer neuen Leichenhalle datiert auf den 1. September 1941. Auf Wunsch der Verwaltung sollte mit dem zweigeschossigen Neubau in Behelfsbauweise „baldmöglichst begonnen werden“.324

 

Der Bau des neuen städtischen Krankenhauses auf dem Kemperhofgelände hatte zu einem merkwürdigen Dualismus geführt. Einerseits entsprach das Bürgerhospital nicht mehr den Erfordernissen der Zeit und spielte nur noch eine Nebenrolle, andererseits gab es Argumente, die sogar für eine Selbstständigkeit des alten Hospitals sprachen. Die Gründe hierfür lagen in der Stiftung Bürgerhospital, die nach wie vor bestand. Im Koblenzer Stadtrat war man sich darüber einig, dass die Dinge den aktuellen Entwicklungen angepasst werden mussten. Und so wurde im November 1936 die Zusammenlegung der Stiftung Bürgerhospital mit der städtischen Krankenhausverwaltung Kemperhof verhandelt. Ergebnis: Das Hospital wurde nicht als selbstständige Stiftung und damit als juristische Person gesehen. Begründung: Gründung und Verwaltung der Stiftung erfolgten seinerzeit auf Grundlage der Rechtsverhältnisse in französischer Zeit. Festgestellt wurde aber auch, dass der Stiftungsausschuss 1850 ein Eigenleben führte und – obwohl dies zwingend vorgeschrieben war – der Aufsichtsbehörde keine Rechenschaft ablegte.

 

Auch 1871 gab es trotz der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen keine wesentlichen Änderungen. Aber: Das Hospitalvermögen war als unselbstständige Stiftung und Sondervermögen geführt worden. Die Entscheidung von Rat und Oberbürgermeister, die Vermögen zusammenzulegen, wurde im Protokoll und in der Niederschrift des Oberbürgermeisters wie folgt begründet: „[...] Das getrennte Eigentum in den für den einheitlichen Zweck der Krankenversorgung eingerichteten Gebäulichkeiten hat sich nun verwaltungs- und finanzmäßig als unzweckmäßig und unmöglich erwiesen. Die öffentlich-rechtliche Aufgabe der Stadt Koblenz für die Krankenunterbringung wird fast ausschließlich in dem städtischen Eigentum Krankenhaus Kemperhof erfüllt, während das Bürgerhospital nur noch zur Unterbringung der Augen- und Geschlechtskranken dient, im übrigen den Pfründern. Da aus diesem Grunde nicht angeht, das städtische Eigentum auf das Bürgerhospital zu übertragen, andererseits die eigentümliche, finanzielle und verwaltungsmäßige Bereinigung eine Zusammenlegung erfordert, ist die Erfüllung des Stiftungszweckes [...] gefährdet oder gar unmöglich geworden. [...] Das Vermögen des Bürgerhospitals [...] wird hiermit aufgehoben und in Erfüllung der Absicht des Stifters, es tunlichst demselben Zwecke zuzuführen, mit dem städtischen Krankenhausvermögen vereinigt.“325 Die Zusammenlegung der Vermögen führte dazu, dass der Kemperhof bis auf den heutigen Tag Grundbesitz im Kastorviertel hat. Die Grundstücke, auf denen die Gebäude des Bürgerhospitals standen, wurden in Erbpacht vergeben und bringen dem Krankenhaus nach wie vor Einkünfte.

 

3.1 Exkurs: Die Partei und das Krankenhaus

 

Die neuen politischen Verhältnisse seit 1933 spiegelten sich zunehmend auch im Krankenhausalltag wider. Die NSDAP mischte sich überall ein und stellte selbst bei Kleinigkeiten unangenehme Fragen. Natürlich prüfte die Partei auch das Personal des Kemperhofs auf Gesinnung. Das galt auch bei Neueinstellungen und der Annahme von Praktikanten. Das macht auch ein Schreiben des Oberbürgermeisters Otto Wittgen an die Kreisleitung der NSDAP St. Goar/Rhein Ende Oktober 1938 deutlich. Darin bat Wittgen um Information über die politische Zuverlässigkeit eines jungen Mannes, der als Medizinalpraktikant bei der Stadtverwaltung eingestellt wurde.326 Otto Wittgen war auch in diesem Fall gründlich. Schon am 11. Oktober hatte er Auskünfte von der Bonner NSDAP-Kreisleitung (Gau Köln-Aachen) erhalten. Diese stellte schließlich fest, dass der Mann im Arbeitslager des SA-Hochschulamtes gewesen war und seit 1. November 1933 der SA angehörte. Fazit: Es sei zwar nichts Nachteiliges über die politische Gesinnung des Bewerbers bekannt, doch könne man kein abschließendes Urteil fällen.327

 

Das Beispiel ist eines von vielen und zeigt, wie die Einmischung der Partei intervallartig gesteigert wurde. Aus den Quellen wird auch ersichtlich, dass die Gangart bereits 1936 deutlich verschärft worden war. Das zeigt unter anderem auch folgender Eintrag in der Krankenhauschronik vom 14. Juli jenes Jahres: „[...] Heute ein aufregender Tag. In der Anstalt hing nun ein Hitlerbild. […] Schwester Gitta tadelte dies. Sofort wurde das dem Herrn Inspektor Zimmers gemeldet, der es auch sofort der Gestapo weitergab. Wir wurden durch einen guten Bekannten gewarnt und gebeten, die Schwester so schnell wie möglich ins Ausland zu schaffen. Es gelang. Im Mantel, ohne Koffer, gerade so wie sie war, ging es schleunigst zum Moseltor hinaus, an den Moselweißer Bahnhof, dann direkt nach Holland. Vorne am Eingang kam gerade die Polizei herein, um die Schwester abzuführen. Sie bekam noch einen Brief geschickt, der ihr verbot, deutschen Boden innerhalb von 10 Jahren zu betreten. – Ein kleines Licht der Zeit [...]“328 Fast resignierend wirkt der Chronikeintrag für den Oktober 1936, in dem es schlicht heißt: „[...] Unsere Krankenpflegeschule besteht aus braunen Schwestern, den so genannten NS-Schwestern, welche politisch besonders geschult werden. [...]“329 Der nächste Schritt folgte am 25. Januar 1937: Alle Mädchen mussten den Treueschwur auf den Führer leisten.330 Wenige Tage später wurde beanstandet, dass im Krankenhaus zu wenige Hitlerbilder hingen. Inspektor Zimmers konfrontierte den Professor Hohmeier, der nicht nur Chefarzt der Chirurgie, sondern auch ärztlicher Direktor des Kemperhofs war. Der konnte sich folgenden Satz leisten (und blieb danach unbehelligt): „[…] Wir haben in jedem Zimmer ein Kreuz, das genügt uns. Wir arbeiten im Zeichen des Kreuzes. […]“331 Erst am 15. September 1939 kam mit Dr. Kugelmeier ein neuer Chefarzt. Der erfreute sich bei Personal und Patienten einer hohen Wertschätzung, wurde aber 1943 in die Wehrmacht eingezogen.332

 

Auch die Borromäerinnen selbst wurden aufmerksam beobachtet. Das zeigt das Beispiel einer Schwester, die im April 1937 aus dem Dienst entfernt wurde. Heute kann nicht mehr mit Sicherheit gesagt werden, ob diese Maßnahme zu Recht oder zu Unrecht erfolgt war. Wie ein „Parteigenosse“ vor der NSDAP-Ortsgruppe Mosel zu Protokoll gab, hatte die Schwester Geld unterschlagen und nicht der Krankenhausverwaltung ausgehändigt. Im konkreten Fall ging es um die Verpflegungskosten einer Privatpflegerin, die eine betuchte Patientin mitgebracht hatte. Diese private Pflegekraft hatte nachts im Zimmer der Patientin auf dem Sofa geschlafen und an dem Essen teilgenommen. Für die Kost und Logis ihrer privaten Pflegekraft entrichtete die Patientin einen Betrag an die Ordens- und Stationsschwester. Nach der Entlassung der Patientin gab die Schwester den Betrag nicht weiter, obschon sie seit 20 Jahren in der Klinik tätig war und ihre Pflichten bestens kannte. Im Protokoll hieß es weiter, dass man die Schwester zur Rede stellte, die angab, sie hätte das Geld in den nächsten Tagen abgeliefert. Der „Parteigenosse“ folgerte daraus: „[…] Nach dem Verhalten der Schwester zu urteilen, hat sie meiner Ansicht nach die Absicht gehabt, das Geld nicht abzuliefern. Jedenfalls lieferte sie das Geld […] mehrere Tage später ab. […]“333

 

Die Suspendierung von Schwestern dürfte in verschiedenen Fällen politisch motiviert gewesen sein. Dies zeigt das Beispiel einer anderen Borromäerin. Ihr wurde vorgeworfen, dass sie Angestellte des Krankenhauses auch in ihrer Freizeit in Anspruch genommen habe. Die Aussage von Anneliese H. wirft auf die ganze Sache jedoch ein ganz anderes Licht. Die Näherin gab am 10. Juli 1936 zu Protokoll: „[...] Vor einigen Wochen kam Schwester Z. vom Waisenhaus zu uns und erzählte, dass dort überall Bilder vom Führer hingen. Wir sagten darauf, dass hier im Krankenhaus [...] gar keine seien. Wir erklärten im Spaß, dass wir eins kaufen und aufhängen wollten, meinten das aber nicht im Ernst. Genannte Schwester hatte nichts dagegen. Vor etwa 14 Tagen kam Schwester Z. mittags in der Freizeit in die Nähstube und erklärte folgendes: ,Hier kommt kein Hitlerbild herein, wenn ihr eins aufhängt, reiße ich es ab.‘ Wir wären katholisch, brauchten hier kein Hitlerbild und hätten genug mit unserem Kreuz. Wir erklärten darauf, dass wir doch eines aufhängen werden und dass sie es nicht abreißen würde. Sie erklärte, dass wir keines aufhängen dürften, wir dürften nicht mal einen Nagel einschlagen. [...]“ Die Aussage wurde von zwei weiteren Personen bestätigt.334 Was aus der Schwester wurde, oder ob der Fall identisch mit dem der in der Krankenhauschronik erwähnten Schwester Gitta war (siehe oben), kann anhand dieses Vorgangs nicht mehr rekonstruiert werden.

 

3.2 Kriegswirtschaft

 

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 begannen auch an Rhein und Mosel Vorbereitungen, um sich auf die zu erwartende hohe Zahl an Toten und Verwundeten einzustellen. Dabei stellte sich schnell heraus, dass der Kemperhof seine Rolle als Zivilkrankenhaus verlieren würde. Zwischen dem Reservelazarett Koblenz und der Verwaltung der städtischen Krankenanstalten Koblenz wurde bereits im September ein Vertragsentwurf erarbeitet, der allerdings noch der Genehmigung durch die Wehrkreisverwaltung XII in Wiesbaden bedurfte. Demnach wurden der Kemperhof und auch das alte Bürgerhospital als Reserve-Teillazarett in Anspruch genommen. Die Verwaltung des Krankenhauses hatte für Unterbringung und die Verpflegung von kranken Wehrmachtsangehörigen zu sorgen. Im Gegenzug sollte das Reservelazarett Koblenz einen Tagessatz von 3,60 Reichsmark bezahlen.335

 

Der Rest war Formsache. Am 5. Oktober 1939 veranlasste Oberbürgermeister Theodor Habicht den Akteneintrag, dass er nichts gegen den Vertragsabschluss habe, wenn die Krankenhausverwaltung auf jeden Fall auf ihre Kosten komme und die bisherigen Einnahmen nicht vermindert würden. Habicht regte allerdings eine Klausel an. Demnach sollte es möglich sein, über die angegebenen Pauschalsätze nach Bedarf neu zu verhandeln. Auch wollte der Oberbürgermeister eine Reduzierung der Kündigungsfrist von drei auf einen Monat.336

 

Im endgültigen Vertrag wurde schließlich eine Korrektur des Tagessatzes nach oben erreicht – für jeden Wehrmachtsangehörigen wurde die Pauschale auf 4,80 Reichsmark erhöht. Der Kontrakt wurde übrigens auf der Grundlage des sogenannten Reichsleistungsgesetzes geschlossen. Demnach mussten der Kemperhof und das Bürgerhospital rückwirkend vom 30. August an 96 Betten reservieren. Die Gesamtzahl sollte am 9. September auf 336 und am 24. September sogar auf 455 Betten erhöht werden. Diese schnelle Steigerung zeigte, dass man sich auch in Koblenz intensiv auf die Ankunft kranker oder verletzter Soldaten vorbereitete.337 Da die Zahl der zu reservierenden Betten so hoch war, hatte der Vertrag natürlich auch Folgen für die Versorgung von Zivilisten. Ohne den Segen des Chefarztes des Reservelazaretts ging gar nichts. Und so gab Oberfeldarzt Dr. Weber ganz klare Anweisungen, dass alle zu behandelnden Zivilisten zu melden waren. Nur für Privatpatienten hatte man noch eine kleine Anzahl von Betten reserviert.338

 

Den intensiven Vorbereitungen zum Trotz sah es lange so aus, dass die Stadt weitgehend verschont bleiben sollte     – die schlimmsten Luftangriffe folgten erst 1944. Allerdings waren die Koblenzer bereits am Ostermontag, 6. April 1942, von einem nächtlichen Bombenabwurf auf die Schlossstraße überrascht worden. Bilanz: neun Tote und schwere Schäden im Bereich der Kreuzung Casinostraße. Der Kemperhof wurde schon in der Anfangsphase des globalen Konflikts getroffen. Der erste Luftangriff erfolgte ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als mit dem Einstellen der Kampfhandlungen gegen Frankreich eine leichte Entspannung im Krieg einzutreten schien. Laut Krankenhauschronik wurde der Kemperhof in der Nacht vom 17. zum 18. Juni 1940 von Bomben getroffen, die schwere Schäden anrichteten. Sofort bemühte man sich, die Funktionsfähigkeit des Krankenhauses wiederherzustellen. Das war jedoch leichter gesagt als getan. Auf jeden Fall konnten weder Kemperhof noch Stadt ihre vertraglichen Verpflichtungen gegenüber dem Reservelazarett im vollen Umfange erfüllen. Und so drängte man auf eine Änderung des Vertrages zwischen der Stadt Koblenz und der Lazarettverwaltung.

 

Im Schreiben an die Wiesbadener Wehrkreisverwaltung heißt es wörtlich: „[...] Durch die Bombenabwürfe auf das Reservelazarett Kemperhof sind so erhebliche Schäden eingetreten, dass ein bisher belegter Teilflügel unbenutzbar wurde. Die vorgenommene bauliche Nachprüfung der Schäden ergab, abgesehen davon, dass die Kosten der Instandsetzung eine außergewöhnliche Höhe annehmen, die an sich bedauerliche Tatsache, dass immer weitere Teile des Lazaretts stillgelegt werden müssen. Jedenfalls muss bei der notwendig gewordenen Instandsetzung nach Ansicht der Bausachverständigen mit einer vollständigen Schließung des gesamten Hauses gerechnet werden. Es taucht also die Frage auf, ob unter den gegebenen Umständen nicht die dauernde Schließung des Lazarettes Kemperhof zweckmäßig ist.

 

[...] Die Instandsetzung der durch Bombenabwürfe entstandenen Schäden erfordert eine verhältnismäßig lange Zeit und wird, wie bereits angedeutet, zwangsläufig zur Stillegung des gesamten Betriebes führen. [...] Nicht nur durch die Bombenabwürfe sind die Voraussetzungen, unter denen seinerzeit der Vertrag abgeschlossen worden ist, grundlegend geändert worden. Auch die gesamte militärische Lage hat sich so einschneidend geändert, dass über die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung des Lazaretts meinerseits Zweifel bestehen. Bei der geringen Belegung infolge der veränderten militärischen Lage im Westen verursacht die Weiterführung der Stadt erhebliche geldliche Verluste. Die seinerzeit vereinbarten Sätze reichen nur bei der mindestens 70-prozentigen Belegung der beiden Häuser Kemperhof und Bürgerhospital aus. Dieser Belegungssatz, der schon bisher im Durchschnitt nicht erreicht worden ist, sinkt in der letzten Zeit ganz erheblich. Zurzeit sind nur 42 Prozent der Betten belegt. Andere Reserve-Lazarette haben noch geringere Belegung. Der Fehlbetrag der Verwaltung steigt mit dem dauernden Rückgang der Belegungsziffer ungeheuer, da die allgemeinen Kosten nicht verringert werden können. Eine alsbaldige Neuregelung der vertraglichen Beziehungen ist unabweisbar. [...]“339

 

Im Oktober 1940 wandte sich Oberbürgermeister         Dr. Nikolaus Simmer auch an das Reservelazarett. Sein Ziel war es, für die Stadt eine Sonderentschädigung für die Kosten der nach dem Bombenabwurf erforderlich gewordenen Ausbesserungsarbeiten herauszuholen. Simmer sprach davon, dass das Krankenhaus Kemperhof durch Fliegerbomben so schwer beschädigt wurde, dass seine Weiterbenutzung als Krankenhaus nicht nur infrage gestellt, sondern unmöglich gemacht worden sei. Die Stadtverwaltung Koblenz habe daher davon Abstand genommen, den Wiederaufbau und die Weiterbenutzung als Zivilkrankenhaus ins Auge zu fassen. Stattdessen sprach Habicht über die notdürftige Ausbesserung zur weiteren Nutzung als Lazarett.340

 

Die Stadtverwaltung hatte mit ihren Vorstößen Erfolg. Sie erreichte, dass mit dem Wehrkreiskommando und der Lazarettleitung im November 1941 eine Nachtragsvereinbarung geschlossen werden konnte. Danach wurde der Kemperhof von der Wehrmacht aufgegeben. Das Bürgerhospital mit seinen damals noch 180 Betten musste dagegen die Ansprüche des Militärs erfüllen.341 Zwischenzeitlich war die Wehrmacht auf das Waisenhaus des Kemperhofs ausgewichen. Auch dieser Standort wurde angesichts des damals aus deutscher Sicht noch recht günstigen Kriegsverlaufs am 30. Juni 1942 aufgegeben.342

 

Unabhängig von den recht zähen Verhandlungen wurden Maßnahmen eingeleitet, um die Sicherheit im Krankenhaus zu verbessern. Konsequenz: der Bau von zwei Bunkern. In der ganzen Stadt wurden übrigens fieberhaft Maßnahmen eingeleitet, um das Leben der Zivilbevölkerung zu schützen. So sprengte man in das Felsmassiv des südlichen Ehrenbreitsteins ein Tunnelsystem, das fortan mehreren Tausend Menschen Schutz vor Fliegerangriffen bieten sollte. Die nahmen im Laufe des Jahres 1944 dramatisch zu. Die Alliierten hatten die Bedeutung des Verkehrsnetzes für die Versorgung der deutschen Westfront erkannt. Zwar spielte der Verschiebebahnhof Moselweiß für die Angreifer die zentrale Rolle, doch wurde auch auf die anderen Bereiche der Stadt und deren medizinische Einrichtungen keine Rücksicht genommen. An dieser Stelle sei vor allem an die April- und Septemberangriffe erinnert, nach denen die NSDAP-Gauleitung schließlich die Bevölkerung aufforderte, die Stadt zu räumen. In einer ersten Welle verließen 600 Bürger mit der Eisenbahn Koblenz in Richtung Thüringen.

 

 Im Oktober 1944 waren es bereits mehr als 11.000 Menschen aus dem Gau Moselland. Die Zahl erhöhte sich bis zum 2. Januar 1945 auf mehr als 70.000. Die in Koblenz Verbliebenen kamen auch im Oktober 1944 nicht zur Ruhe. Nachdem es vorher überwiegend amerikanische Verbände waren, die Koblenz angegriffen hatten, nahmen jetzt auch die britischen Flieger unter dem Kommando von Luftmarschall Arthur T. Harris, genannt „Bomber Harris“, die Stadt ins Visier. Als die Royal Air Force am 6. November um 19.28 Uhr zum Vernichtungsschlag ausholte, traf sie eine funktionslose und weitgehend geräumte Stadt. Die Koblenzer Innenstadt bestand fast nur noch aus Ruinen. Trotzdem folgten zwischen November 1944 und Januar 1945 noch weitere Angriffe. Insgesamt warfen amerikanische und britische Bomber rund 40.000 Spreng- und nahezu 160.000 Brandbomben ab.343

 

Infolge der Angriffe wurde die Koblenzer Innenstadt fast vollständig zerstört. Den Bomben fielen auch im Kemperhof viele Menschen zum Opfer. Die zahlreichen Angriffe, die schweren Schäden und die hohe Zahl der Opfer – darunter auch einige der auf dem Kemperhofgelände eingesetzten Zwangsarbeiter344 – machten einen geordneten Krankenhausbetrieb nahezu unmöglich. Das geht auch aus der Kriegschronik des Kemperhofs von Schwester Humilitas hervor.345

3.3 Ausweichkrankenhäuser im Krieg

 

Während der Luftangriffe im November und Dezember 1944 waren weite Teile von Koblenz zerstört oder stark beschädigt worden. Auch die Krankenhäuser in der Stadt hatten schwere Treffer abbekommen. Ein Grund hierfür mag sein, dass die Kliniken der Stadt nicht mit dem Roten Kreuz gekennzeichnet werden durften. Dies war nach den Bestimmungen der Genfer Konvention nur den Militärhospitälern vorbehalten. Deswegen hatte Adolf Hitler persönlich angeordnet, entsprechende Kennzeichnungen von Zivilkrankenhäusern entfernen zu lassen.346 

 

Auch das Bürgerhospital mit seiner Kapazität von rund 300 Betten war völlig ausgebrannt. Bereits im September hatten die Behörden reagiert und wegen der Bombardements die Evakuierung der Stadt angeordnet. Aber es gab eine Reihe von „ausgebombten“ Koblenzern, die wegen ihres Alters oder eines Gebrechens nicht mehr transportfähig waren. Für diese Gruppe mussten Ausweichmöglichkeiten gefunden werden. Es blieb also keine andere Wahl, als die 100 Siechen und Gebrechlichen vorzugsweise im Horchheimer Mendelssohn-Stift unterzubringen. Nachdem die Einrichtung von Scharlachkranken geräumt war, lebten dort etwa 70 „zum großen Teil gehfähige Gebrechliche“. Andere Alternativen waren im Stadtgebiet selten geworden. So hatte das Moselweißer Dominikanerinnenkloster am 23. Dezember 1944 einen Volltreffer erhalten. Das kleine Krankenhaus musste daher den Betrieb einstellen. Deswegen suchte man auch auf dem Land Ausweichmöglichkeiten, um Gebrechliche unterzubringen. So sollte das Schulhaus in Saffig für diesen Zweck hergerichtet werden – obwohl das Gebäude dafür wenig geeignet war. Auch die Leitung des örtlichen Heil- und Pflegeheims war von der Idee wenig begeistert und betonte, man sei nicht in der Lage, die betroffenen Personen zu pflegen und für sie zu kochen. Dagegen war das Bendorfer Stift bereit, eine begrenzte Anzahl von Personen aufzunehmen.347

 

Theoretisch stand auch das ehemalige St. Josefshaus in Ehrenbreitstein zur Verfügung. Die Einrichtung war per Verfügung vom 15. November 1944 gehalten, 30 Betten für Pflegefälle bereitzuhalten. Die georderten Betten konnten aber nur in mehreren Schritten freigemacht werden. Das Josefshaus war voll von Kranken, Flüchtlingen und ausgebombten Personen. Weil es im Gebäude keinen Bunker gab, konnten nur Gehfähige aufgenommen werden, die in der Lage waren, bei Luftgefahr in den gegenüberliegenden Luftschutzstollen der Festung Ehrenbreitstein zu gehen.348

 

Trotz der schweren Luftangriffe blieb der Kemperhof das einzige voll funktionsfähige Krankenhaus der Stadt, weil die Notstromversorgung mit Dieselaggregaten funktionierte. Die Einrichtung war vollständig belegt, zumal sie auch noch 40 Kranke aus dem zerstörten Dominikanerinnenkloster aufnehmen musste. Für eine Aufnahme von weiteren Pflegefällen gab es keine Kapazitäten mehr. Da auch der schwer getroffene Marienhof mit rund 15 Pflegefällen ausgelastet war, blieb das Saffiger Schulhaus weiter Thema, zumal in der Saffiger Anstalt inzwischen Personal und Hilfsmittel der Koblenzer Krankenhäuser Rizzaheim und Josefshaus untergebracht worden waren.349

 

Ein weiteres Problem war die Geschlechtskranken-Station für Frauen in Maria Trost. Die hatte sich nach der Zerstörung des Hauptgebäudes quasi aufgelöst, weil sie wegen der Gefahr weiterer Bombenangriffe nicht mehr betrieben werden konnte. Die Station selbst war zwar nur wenig beschädigt worden, doch war es wegen der vielen Bombentrichter in der unmittelbaren Umgebung nicht mehr möglich, Patienten und Pflegepersonal im Haus zu halten. Aus Gründen der „Volksgesundheit“ drängte man auf Verlegung. Infrage kam dabei nur das Bendorfer Krankenhaus, da dieses über die Möglichkeit verfügte, die erkrankten Frauen zu isolieren. Auf Anordnung des Reichsverteidigungskommissars sollten in Kürze 25 Betten freigemacht werden.350

 

3.4. Kriegsende in Koblenz

 

Die Besetzung der Gauhauptstadt durch amerikanische Truppen begann  am 17. März 1945. In den frühen Morgenstunden rückten die Soldaten von den Höhen des Stadtwaldes auf die Rheinuferstraße vor. Dann drangen sie bis zum Oberwerth und in die Südliche Vorstadt vor. Zur gleichen Zeit setzten US-Pioniere unter Schutz künstlichen Nebels mit Sturmbooten von Güls auf die Moselweißer Seite über, wo der deutsche Widerstand zunächst nur schwach war. Stoßtrupps der 87. Panzerdivision, die zur 3. Armee des Generalleutnants George S. Patton gehörten, drangen schließlich in Moselweiß ein. Im Stadtteil kam es zu Straßengefechten mit deutschen Soldaten, wobei es mehrere Tote gab. Das konnte die Amerikaner aber nicht aufhalten. Schon um 9 Uhr standen die Stoßtrupps am Krankenhaus Kemperhof.

 

Die Soldaten drangen zunächst in den Westbunker ein. Dort war es inzwischen dem Stadtamtmann Johannes Schmitz, dem Stadtsekretär Otto Braun und dem Verkehrs- und Hafendirektor Franz Lanters (er hatte sich gerade im Kemperhof einer Augenoperation unterzogen) gelungen, die Verteidiger von der Sinnlosigkeit des Widerstandes zu überzeugen. Die drei Kommunalbeamten waren vom kommissarischen Oberbürgermeister Dr. Gorges mit der Wahrnehmung der Interessen der Stadt beauftragt worden. Lanters sprach fließend Englisch und ging mit Schmitz als Parlamentär zu den vordringenden Amerikanern. In der Niederschrift des Hafen- und Verkehrsdirektors vom 17. März 1945 hört sich das so an: „Heute früh um 9.20 Uhr drangen amerikanische Soldaten unter Führung eines Oberleutnants in den unterirdischen Zugang zum Ostbunker des Krankenhauses Kemperhof ein. Zusammen mit dem Amtmann Schmitz ging ich den Leuten entgegen und bat sie, nicht zu schießen. Der Leutnant frug mich, ob Soldaten in dem Bau seien; eine Frage, die ich bejahen musste, da sich etwa zwölf deutsche Soldaten unter Führung eines Leutnants im Ostbunker aufhielten. Der amerikanische Leutnant frug mich, ob die deutschen Soldaten bereit wären, sich zu ergeben, andernfalls müsste er mit allen Waffen gegen den Ostbunker, der umstellt sei, vorgehen. Ich hatte vorher mit dem deutschen Leutnant gesprochen, der einsah, dass er gegen die Übermacht und die bessere Bewaffnung der Amerikaner nichts ausrichten konnte, und der bemüht war, Kämpfe im Bunker im Interesse der Kranken zu vermeiden. Ich sagte dem amerikanischen Leutnant, dass aus diesem letzteren Grunde der deutsche Leutnant bereit wäre, sich mit seinen Leuten zu ergeben. Die zweite Frage des amerikanischen Leutnants lautete, ob Waffen im Hause seien. Ich konnte ihm versichern, dass außer in den Zimmern der deutschen Soldaten keine Waffen dort wären. Eine weitere Frage des amerikanischen Leutnants, warum die Soldaten sich im Hause aufhielten, beantwortete ich dahingehend, dass die Soldaten sich hier nicht aufhalten, sondern sich kämpfend aus dem Gelände auf den Bunker zurückgezogen hätten.“351

 

Die Entscheidung war richtig. Gelang es doch, eine blutige Auseinandersetzung um den Kemperhof zu verhindern. Die deutsche Besatzung legte die Waffen nieder und ging in Gefangenschaft. Die Amerikaner indessen machten keine Pause und stießen weiter in Richtung Innenstadt vor. Dabei besetzten sie auch den Hochbunker des benachbarten Krankenhauses Marienhof. Einen Tag später war die linksrheinische Stadt komplett in amerikanischer Hand. Bis auch die rechtsrheinischen Stadtteile unter Kontrolle der US-Truppen waren, sollten noch zehn Tage vergehen. Der Kemperhof wurde Standort des Vorkommandos der US-Militärregierung, die sich aber später im Berghotel Rittersturz und Ende des Jahres im Rathaus einrichten sollte.352

 

Koblenz war in diesen Tagen eine Geisterstadt, in der sich die wenigen Verbliebenen zurechtfinden mussten. Die Aufzeichnungen von Gertrud Staudinger über ihren Weg von Wallersheim in Richtung Innenstadt verraten so einiges über die damaligen Verhältnisse in der Stadt: „Als aber dann die Amerikaner kamen, sah ich die Zeit gekommen, nach meinem Sohn im Krankenhaus zu sehen. Am Ostermontag [1. April 1945] war es dann soweit. Mit meiner Freundin machte ich mich auf den Weg. Als wir zur Moselbrücke kamen, standen wir vor einem Riesenloch, ein Teil der Brücke war weg. Die Amerikaner hatten einen Notbehelf gelegt, es war so eine Art Urwaldbrücke. Zwei dicke Seile waren von einem Brückenende zum anderen gespannt. Auf diesen Seilen lagen lose gelegte Kistenbretter. [...]

 

All unser Bitten an die Wache-Soldaten, daß man uns doch mit einem Boot rüber fahren sollte, half nichts. Nein hieß es, wenn wir hinüber wollten, dann nur über die Kistenbretter. Bis zum heutigen Tag kann ich mir immer noch nicht vorstellen, wie ich das geschafft habe. Der erste Fuß auf das Brett gesetzt und das Ganze wackelte wie eine Schaukel und tief unter uns die Mosel. Nach dem Besuch im Kemperhof, wo ich Gott sei Dank meinen Sohn fand, der zwar einigemal operiert war, aber doch das Kriegsende überlebt hat, mußten wir uns wieder auf den Heimweg machen.  Wir zitterten immer noch und schlugen deshalb den Weg in die Stadt ein. Über eine Stunde krochen wir über Trümmer und nochmals Trümmer. Was aber das grausamste war, Koblenz war eine Geisterstadt. Wir haben keine Mutterseele gesehen noch gehört, noch nicht einmal einen Hund. Und nun wieder zurück zu der Brücke. Lange haben wir uns nicht getraut, aber es blieb uns ja nichts anderes übrig, als den zweiten Canossagang anzutreten.“353

 

--------------------------------------------------

 

Anmerkungen

 

1 Zur Problematik des Zusammenhangs von Alter und Krankheit in der Frühen Neuzeit: Schäfer, Daniel, Alter und Krankheit in der Frühen Neuzeit. Der ärztliche Blick auf die letzte Lebensphase, Frankfurt/New York 2004.

2 Vgl. Foucault, Michel, Die Geburt der Klinik. Eine Archäologie des ärztlichen Blickes, Frankfurt 1988, S. 34 f.

3 Vgl. Barthel, Medizinische Polizey, S. 184.

4 Vgl. Loetz, Vom Kranken, S. 73 f.

5 Jetter, Dieter, Das europäische Hospital. Von der Spätantike bis 1800, Köln1987, S. 202.

6 Vgl. Loetz, Vom Kranken, S. 74 f.

7 Vgl. Grundmann, Hospital, S. 114 f.

8 Vgl. Brans, Hans Otto, Hospitäler, Siechen- und Krankenhäuser im früheren Regierungsbezirk Aachen von den Anfängen bis 1971, Bd. 1: Hospitäler und Siechenhäuser bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Herzogenrath 1995, Bd. 1, S. 127.

9 Vgl. Grundmann, Hospital, S. 115.

10 Vgl. Brans, Hospitäler, S. 128.

11 Vgl. Grundmann, Hospital, S. 116.

12 Vgl. Foucault, Geburt der Klink, S. 34.

13 De Sade, Donatien Alphonse François, Die Philosophie im Boudoir oder die lasterhaften Lehrmeister. Dialoge, zur Erziehung junger Damen bestimmt, Gifkendorf o. J., S. 56.

14 Rickens, Christian, Die neuen Spießer. Von der fatalen Sehnsucht nach der überholten Gesellschaft, Berlin 2006, S. 31.

15 Dazu auch: Himnanen, Pekka, Die Hacker-Ethik und der Geist des Informations-Zeitalters. München 2001. Weber, Max, Die protestantische Ethik und der ,Geist‘ des Kapitalismus. Hg. von Dirk Kaesler, München 2004.

16 Wagner, Bernd J., „Um die Leiden der Menschen zu lindern, bedarf es nicht eitler Pracht“: Zur Finanzierung der Krankenhauspflege in Preußen, in: Labisch, Alfons/Reinhard Spree (Hg.), Krankenhaus-Report   19. Jahrhundert. Krankenhausträger, Krankenhausfinanzierung, Krankenhauspatienten, Frankfurt/New York 2001, S. 43.

17 Vgl. Foucault, Geburt der Klinik, S. 55.

18 Vgl. Wagner, Finanzierung, S. 45.

19 Vgl. Jetter, Das europäische Hospital, S. 204 f.

20 Vgl. Jetter, Europäisches Hospital, S. 216 f.

21 Dazu: Bonin, Eva, Spezialkliniken im 19. Jahrhundert. Ausdruck nach der Suche einer eigenen Identität. Eine Studie am Beispiel von Augenheilanstalten zwischen 1850 und 1918, Herzogenrath 1994.

22 Vgl. Grundmann, Hospital, S. 274. Abschrift der deutschen Übersetzung von Georg Reitz in den Mittelrheinischen Geschichtsblättern, Heft 8 (1924), S. 4.

23Zur Charakteristik der frühen deutschen Krankenhäuser: Loetz, Vom Kranken, S. 96.

24 Vgl. Grundmann, Hospital, S. 123.

25 Barthel, Medizinische Polizey, S. 185 f.

26 Vgl. Loetz, Vom Kranken, S. 95 ff.

27 Vgl. Corbin, Pesthauch, S. 75.

28 Häberl, Franz Xaver, Entwurf von Erweiterungs- und Verbesserungsanstalten in dem Krankensaale zum kl. Maximilian bei den barmherzigen Brüdern, München 1794, S. 19. Zitiert nach Barthel, Medizinische Polizey, S. 186.

29 Vgl. Häberl, Entwurf, S. 19. Barthel, Medizinische Polizey, S. 186.

30 Vgl. Barthel, Medizinische Polizey, S. 186, unter Hinweis auf:  Stoll, Max, Über die Einrichtung der öffentlichen Krankhäuser, Wien 1788, S. 414.

31 Vgl. Loetz, Vom Kranken, S. 97.

32 Dazu: Volkening, Rolf, Die Russen in Koblenz 1813/14. Ein Beitrag zur Heimat- und Stadtgeschichte, Koblenz 1989 [masch.]. Quellen, die diese Tötungen eindeutig belegen, gibt es allerdings in Koblenz nicht.

33 LHA-441, 13209, S. 162: Die Anweisung ist nicht genau datiert.

34 Dazu: Bauer, Axel. Das öffentliche Krankenhaus als wissenschaftliche Bildungsanstalt, in: Seidler, Eduard/Heinz Schott (Hg.), Bausteine der Medizingeschichte. Heinrich Schipperges zum 65. Geburtstag, S. 9–17.

35 Stark, Karl Wilhelm, Plan zur inneren Einrichtung und Verwaltung einer öffentlichen Krankenanstalt, vom ärztlichen Standpuncte aus entworfen, Erlangen 1839, S. 3. Zitiert nach Bauer, Das öffentliche Krankenhaus, S. 11.

36 Dazu: Schipperges, Utopien, S. 36 ff.

37 Andree, Virchow, S. 221.

38 Vgl. Hampe, Henrike, Geburt und Tod. Die Gefährdung von Frauen und Kindern vor der Einführung der Antiseptik, in: Löneke, Regina/Ira Spieker (Hg.), Reinliche Leiber – Schmutzige Geschäfte. Körperhygiene und Reinlichkeitsvorstellungen in zwei Jahrhunderten, Göttingen 1996, S. 218 f.

39 Mündnich, Joseph, Das Hospital zu Coblenz. Festschrift zur Hundertjahrfeier, Koblenz 1905, S. 145.

40 Vgl. Mündnich, Hospital, S. 145.

41 Vgl. Mündnich, Hospital, S. 145 f.

42 Vgl. Mündnich, Hospital, S. 149.

43 Vgl. Mündnich, Hospital, S. 150 f.

44 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 1. September 2006. Artikel zum Jubiläum der Apotheke, der auf der Auswertung der Hausakten beruht.

45 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 270.

46 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 270.

47 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 270.

48 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 270.

49 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 270.

50 Michel, Fritz, Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Koblenz, Düsseldorf 1937. Unveränderter Nachdruck 1981, S. 246.

51 Vgl. Michel, Kirchliche Denkmäler, S. 247.

52 Die Geschichte und Baugeschichte der Liebrauenkirche im Herzen der Koblenzer Altstadt ist von Michael Müller neu aufgearbeitet worden (Müller, Michael Christian, Die Koblenzer Liebfrauenkirche als Spiegel kultureller Identität, Worms 2001).

53 Vgl. Michel, Kirchliche Denkmäler, S. 247.

54 Vgl. Kallenbach, Altstadt, S. 71 f.

55 Vgl. Michel, Kirchliche Denkmäler, S. 248.

56 Vgl. Michel, Kirchliche Denkmäler, S. 248.

57 Vgl. Michel, Kirchliche Denkmäler, S. 248.

58 Vgl. Michel, Kirchliche Denkmäler, S. 248.

59 Vgl. Wagner, Finanzierung, S. 46 f.

60 Vgl. Jetter, Das europäische Hospital, S. 199.

61 StAK-623, 2155: Genehmigung vom 28. Dezember 1825.

62 Dazu: Finken, Ursula, Apollonia Diepenbrock – Gründerin des ersten „Hauses für Frauen“ in Regensburg (1799–1880), in: Berühmte Regensburger. Lebensbilder aus zwei Jahrtausenden. Hg. von Karlheinz Dietz und Gerhard H. Waldherr, Regensburg 1997, S. 251–362.

63 StAK-623, 2156: Bericht des Pfarrers Schütte vom 28. November 1851 an die Hospitalverwaltung.

64 Vgl. Grundmann, Hospital, S. 127 ff.

65 Dazu: Witzler, Beate, Großstadt und Hygiene. Kommunale Gesundheitspolitik in der Epoche der Urbanisierung, Stuttgart 1995, S. 141.

66 Augusta lebte mit ihrem Mann Wilhelm, dem Militärgouverneur der Rheinprovinz, und ihren beiden Kindern Friedrich-Wilhelm und Luise von 1850 bis 1858 in Koblenz.

67 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 271.

68 Grundlegend: Wolff, Eberhard, Einschneidende Maßnahmen. Pockenschutzimpfung und traditionale Gesellschaft im Württemberg des frühen 19. Jahrhunderts. Stuttgart 1998. In Bayern gab es bereits seit 1807/1808 einen Impfzwang, Württemberg folgte 1818.

69 Vgl. Wischhöfer, Bettina, Krankheit, Gesundheit und Gesellschaft in der Aufklärung. Das Beispiel Lippe 1750–1830, Frankfurt 1991, S. 318. Zu den Todesopfern zählten vor allem Kinder bis zu sieben Jahren.

70 LHA Ko-441, 8043; S. 137 ff.: Namentliche Auflistung der betroffenen Personen vom 17. Juni 1827 des Dr. Arnoldi. Der Distriktarzt praktizierte in Winningen als Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer. In seiner amtlichen Funktion rechnete er mit der Bezirksregierung ab.

71 LHA KO-441, 8043, S. 175 ff., 215: Meldungen des Kreisphysikus.

72 LHA Ko-441, 13239, S. 2: Brief vom 6. Februar 1832.

73 LHA Ko-441, 13239, S. 253: Brief vom 31. Juli 1882.

74 Vgl. Jetter, Das europäische Hospital, S. 214.

75 LHA Ko-441, 13239, S. 47: Brief vom 11. März 1882.

76 LHA Ko-441, 13239, S. 69 f.: Auszug aus dem Protokoll der Gemeinderatssitzung vom 22. April 1892.

77 LHA Ko-441, 13239, S. 83 und 86: Bericht von Kreisphysikus Dr. Schulz an die Bezirksregierung, 29. März 1882.

78 Der letzte Pockenfall in Deutschland wurde 1972 gemeldet.

79 Die frühere Pockenstation, die sich in der Nähe des Schlachthofes befand, wurde erst bei den Luftangriffen des Jahres 1944 zerstört.

80 LHA Ko-441, 13239, S. 101 ff.

81 LHA Ko-441, 13239, S. 100.

82 Vgl. Mündnich, Hospital, S. 90.

83 LHA Ko-441, 13239, S. 113 f.: Meldung des Kreisphysikus Dr. Schulz, 19. Mai 1882.

84 LHA Ko-441, 13239, S. 109: Brief des Landrats an die Koblenzer Bezirksregierung, 20. Mai 1882.

85 LHA Ko-441, 13239, S. 248: Jahresaufstellung (undatiert).

86 LHA Ko 441, 13240, S. 1: Brief der Polizeidirektion an die  Bezirksregierung Koblenz, 1. Juli 1893.

87 LHA Ko-441, 13298, S. 567: Nachweisung über die Verbreitung der Ruhrkrankheit im Kreis Koblenz, 12. Oktober 1871, unterzeichnet vom Landrat von Frentz.

88 Dazu auch: Mommsen, Wolfgang J., Sozialpolitik im Deutschen Reich, in: Woelk, Wolfgang/Jörg Vögele, Geschichte der Gesundheitspolitik in Deutschland. Von der Weimarer Republik bis in die Frühgeschichte der „doppelten Staatsgründung“, Berlin 2002, S. 53f. Für den Norddeutschen Bund und damit auch für Koblenz gab es ein Gesetz über den Unterstützungswohnsitz bereits am 6. Juni 1870.

89 Vgl. Wagner, Finanzierung, S. 48 f.

90 Vgl. Witzler, Großstadt und Hygiene, S. 140.

91 Vgl. Jetter, Das europäische Hospital, S. 208.

92 Vgl. Jetter, Das europäische Hospital, S. 218.

93 Vgl. Murken, Axel Hinrich, Das Bild des deutschen Krankenhauses

im 19. Jahrhundert, Münster 1978 S. 9.

94 Witzler, Beate, Großstadt und Hygiene, S. 131 und 139 (mit detaillierten Quellennachweisen): 1877 kamen auf 10.000 Einwohner 24,6 Krankenbetten, bis 1913 stieg der Schnitt auf 69,0.

95 Vgl. Mündnich, Hospital, S. 90.

96 Vgl. Mündnich, Hospital, S. 90.

97 StAK-623, 4236, S. 11 ff.: Bericht über die Revision des Bürgerhospitals, 27. Februar 1891.

98 StAK-623, 4236, S. 11 ff.: Bericht über die Revision des Bürgerhospitals, 27. Februar 1891.

99 StAK-623, 4236, S. 11 ff.: Bericht über die Revision des Bürgerhospitals, 27. Februar 1891. Zum Vergleich: Auch im Ehrenbreitsteiner Hospital gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Wasserklosetts (StAK, 655,10, 757: Revisionsbericht für das Jahr 1893).

100 Terrazzo ist ein künstlicher mineralischer Werkstoff für Fußbodenbeläge. Er besteht aus einem Bindemittel wie gebranntem Kalk oder Zement und Zuschlägen aus Gestein oder Ziegelsplitt und ist in der Regel fugenlos. Der traditionelle Terrazzo-Boden wird als Ortsterrazzo an Ort und Stelle eingebracht, gewalzt und nach dem Erhärten geschliffen.

101 StAK-623, 4236, S. 11 ff.: Bericht über die Revision des Bürgerhospitals, 27. Februar 1891.

102 StAK-623, 4236, S. 11 ff.: Bericht über die Revision des Bürgerhospitals, 27. Februar 1891.

103 StAK-623, 4236, S. 11 ff.: Bericht über die Revision des Bürgerhospitals, 27. Februar 1891.

104 StAK-623, 4236, S. 396: „Vorschriften zur Behütung der Übertragung ansteckender Krankheiten“, 21. Februar 1898.

105 StAK-623, 4230, S. 59 (Druck): Amtsblatt der Königlichen Regierung, 4. September 1884.

106 StAK-623, 4230, S. 59 (Druck): Amtsblatt der Königlichen Regierung, 4. September 1884.

107 Vgl. Wagner, Finanzierung, S. 60 f.

108 Vgl. Tamm, Ingo, Ärzte und gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland und England vor dem Ersten Weltkrieg, in: Vögele, Jörg/Wolfgang Woelk (Hg.), Stadt, Krankheit und Tod. Geschichte der städtischen Gesundheitsverhältnisse während der Epidemiologischen Transition vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert, Berlin 2000, S. 457 ff.

109 Wunder, Bernd, Geschichte der Bürokratie in Deutschland,

Frankfurt 1986, S. 84.

110 Siehe auch: Mommsen, Sozialpolitik, S. 54. In Bayern war man bereits 1868 dazu übergegangen, Krankenversicherungen für die Arbeiterschaft auf örtlicher Grundlage einzurichten. Diese neuen Kassen finanzierten sich über Zwangsbeiträge, was die kommunalen Armenbehörden fortan erheblich entlastete.

111 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 271.

112 Vgl. Koselleck, Reinhart, Preußen zwischen Reform und Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung von 1791 bis 1848, Stuttgart 1967. 3. Aufl., Stuttgart 1981, S. 597.

113 Vgl. Handwerkskammer Koblenz. 100 Jahre und mehr, Koblenz 2001, S. 51 und 53.

114 Vgl. Mommsen, Sozialpolitik, S. 54.

115 Vgl. Handwerkskammer Koblenz, S. 59 und 61.

116 Siehe auch: Mommsen, Sozialpolitik, S. 54 und 60. Die Gewerbeordnung von 1869 schrieb die Mitgliedschaft in einer Ortskrankenkasse nur dann vor, wenn man den Nachweis, einer anderen Hilfs-, Kranken- oder Unterstützungskasse anzugehören, nicht erbringen konnte. Diese Regelung förderte andernorts die Regelung von berufsständischen Kassen. So gab es 1874 in Preußen bereits 2710 Gesellenkassen und 1931 Fabrikarbeiterkassen. Dazu kam das Aufblühen gewerkschaftlicher Hilfskassen, gegen die die Ortskrankenkassen spätestens ab 1885 Front machten.

117 Zur Geschichte des Hauses Deinhard: Prößler, Helmut, Geheimer Kommerzienrat Julius Wegeler (1836–1913), Koblenz 1986. Prößler, Helmut: 200 Jahre Deinhard (1794–1004). Die Geschichte des Hauses Deinhard von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. zum 175-jährigen Jubiläum der Firma Deinhard & Co., Koblenz 1994. Treue, Wilhelm, Deinhard. Erbe und Auftrag, Koblenz 1969.

118 Bericht über die Verwaltung 1889/90, S. 81.

119 Bericht über die Verwaltung 1889/90, S. 81.

120 Bericht über die Verwaltung 1889/90, S. 81.

121 Dazu: 100 Jahre Debeka – erfahren, sicher, günstig. Geschichte und Geschichten, Koblenz 2005: Die Debeka-Krankenversicherung ist heute immer noch eine Selbsthilfeeinrichtung des öffentlichen Dienstes. Die Gesellschaft hat sich mit der Zeit zur Debeka-Gruppe entwickelt, die zu den größten deutschen Versicherern gehört, aber trotzdem konzernunabhängig geblieben ist. Zum Krankenversicherungsverein auf Gegenseitigkeit, der heute Marktführer in der privaten Kankenversicherung ist, kommen noch der Lebensversicherungsverein auf Gegenseitigkeit (seit 1946), die Bausparkasse AG (seit 1981) und Debeka Betriebskrankenkasse (seit 1995).

122 Vgl. Wunder, Geschichte der Bürokratie, S. 84.

123 Vgl. Frevert, Ute, Krankheit als politisches Problem 1770–1880: soziale Unterschichten in Preußen zwischen medizinischer Polizei

und staatlicher Sozialversicherung, Göttingen 1984, S. 297.

124 Dazu: Huerkamp, Aufstieg der Ärzte, S. 194 f.

125 Vgl. Lindner, Ulrike, Gesundheitspolitik der Nachkriegszeit. Großbritannien und die Bundesrepublik im Vergleich, München 2004, S. 33. Im Gründungsjahr 1883 erfasste die Krankenversicherung etwa zehn Prozent der Bevölkerung.

126 Vgl. Spree, Soziale Ungleichheit, S. 184, Tabelle 18: Angaben inklusive der Mitglieder der Knappschaften.

127 Vgl. Spree, Soziale Ungerechtigkeit, S. 184, Tabelle 18.

128 Vgl. Reulecke, Jürgen, Gesundheitsfür- und -vorsorge in den deutschen Städten seit dem 19. Jahrhundert, in: Machule, Dittmar/Olaf Mischer/Arnold Sywottek (Hg.), Macht die Stadt krank? Vom Umgang mit Gesundheit und Krankheit, Hamburg 1996, S. 77.

129 Vgl. Eberhard-Metzger, Claudia/Renate Ries, Die Macht der Seuchen. Mensch und Mikrobe – eine verhängnisvolle Affäre, Stuttgart/Leipzig 2002, S. 20 f.

130 Abgesehen von einzelnen kleineren Festschriften gibt es immer noch keine Gesamtdarstellung über die nichtkommunalen sozialen Einrichtungen. Die folgenden Abschnitte beruhen daher im Wesentlichen auf den älteren Überblicken in den Publikationen zur Stadtgeschichte von Max Bär und Hans Bellinghausen.

131 StAK-623, 4208: Tabelle der Sanitätsanstalten für das Jahr 1867.

132 Dazu: Evangelisches Stift St. Martin zu Koblenz 1844–1984. Festschrift, Koblenz 1984. Diese seinerzeit hochmodernen Gebäude wurden in den frühen 1970er-Jahren abgerissen.

133 Zur Geschichte des Marienhofs: 100 Jahre Krankenhaus Marienhof 1903–2003. Festschrift, Koblenz 2003. Broer, Bärbel, Begeistert über Zeiten und Grenzen. Gemeinschaft der Schwestern vom Heiligen Geist 1857–2007, Krefeld 2007.

134 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 22. Dezember 2003.

135 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 22. Dezember 2003.

136 StAK-623, 2048: Protokolle der Aktionärs-Generalversammlungen  der Heilanstalt Laubach, 1843/44.

137 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, Seite 273. 

138 StAK-623, 4208: Tabelle der Sanitätsanstalten für das Jahr 1867.

139 StAK-523, 4235, S. 41 f.: Urkunde, 10. November 1859.

140 StAK-623, 4235, S. 53: Aufruf, Berlin 1964.

141 StAK-623, 4250, S. 7: Brief des Oberbürgermeisters, 13. Juli 1864.

142 StAK-623, 4250, S. 2: Mitteilung, 12. August 1863.

143 StAK-623, 4250, S.12 ff. und 55 f.: Register der kurbedürftigen Personen für die Jahre 1864, 1870 und 1871.

144 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, Seite 274. Zur Geschichte des Ehrenbreitsteiner Krankenhauses: 100 Jahre St. Joseph-Krankenhaus Koblenz-Ehrenbreitstein, Koblenz 1950.

145 Vgl. 100 Jahre St.-Joseph-Hospital, S. 9.

146 StAK-655,10, 748: Vertrag, 27. November 1850.

147 StAK-655,10, 748: Verzeichnisse für die Jahre 1851 und 1852.

148 Vgl. 100 Jahre St.-Joseph-Krankenhaus, S. 9 f.

149 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, Seite 274. Zur Geschichte des Ehrenbreitsteiner Krankenhauses: 100 Jahre St. Joseph-Krankenhaus Koblenz-Ehrenbreitstein, Koblenz 1950.

150 StAK-655,10, 748: Statistik für das Jahr 1869.

151 Vgl. 100 Jahre St.-Joseph-Krankenhaus, S. 33.

152 StAK-655, 10, 757: Revisionsbericht für 1893.

153 StAK-655, 10, 757: Bericht des Kreisarztes, 26. August 1910.

154 Vgl. 100 Jahre St.-Joseph-Krankenhaus, S. 16.

155 Vgl. 100 Jahre St.-Joseph-Krankenhaus, S. 21 und 25.

156 Tuberkulose wird durch das Mycobacterium tuberculosis verursacht. Sie wird in der Regel durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Auch nicht pasteurisierte Milch kann den Erreger enthalten, was im 19. und auch im frühen 20. Jahrhundert nicht selten war. Der Erreger, der sich stundenlang in der Raumluft verbreitet, wird durch Husten der Erkrankten verbreitet.

157 Vgl. Gradmann, Krankheit, S. 105.

158 Vgl. Gradmann, Krankheit, S. 106 und 154 ff.

Tuberkulose wird heute mit einer Kombination verschiedener Antibiotika behandelt, wobei sich die Therapie meist über mehrere Monate, in Einzelfällen sogar bis zu drei Jahre hinzieht.

159 Vgl. Eberhard-Metzger, Macht, S. 27.

160 Vgl. Nolte, Karen, Unterhalb des Zauberbergs. Tuberkulosefürsorge  in Göttingen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in: Löneke, Regina/Ira Spieker (Hg.), Reinliche Leiber – Schmutzige Geschäfte. Körperhygiene und Reinlichkeitsvorstellungen in zwei Jahrhunderten, Göttingen 1996,   S. 199.

161 Vgl. Eberhard-Metzger, Macht, S. 21.

162 StAK-623, 4238, S. 1: Brief des Regierungspräsidenten August von Hövel vom 18. Februar 1891.

163 Vgl. Coblenzer Zeitung, 22. März 1891: Öffentliche Bekanntmachung der „Maßnahmen zur Verhütung der Schwindsucht“.

164 Beim Pasteurisieren werden Substanzen auf 60 bis 90 Grad Celsius erhitzt. Dabei werden Mikroorganismen abgetötet. Das Verfahren wurde nach Louis Pasteur (1822–1895) benannt. Der fanzösische Chemiker hatte erkannt, dass durch kurzzeitiges Erhitzen von Lebensmitteln und anderen Stoffen die meisten der darin enthaltenen Mikroorganismen vernichtet werden konnten. Durch das Pasteurisieren kann bei Lebensmitteln auch die Haltbarkeit gesteigert werden.

165 Vgl. Hardy, Ärzte, S. 228 f.: Von den Folgen der „Panscherei“ waren vor allem Kinder betroffen, die an gefährlichen Brechdurchfällen erkrankten.

166 StAK-623, 4217, S. 1: Brief des Polizeidirektors Jakob Franz Freiherr von Frentz an Oberbürgermeister Heinrich Lottner, 14. Juli 1877.

167 StAK-623, 4217, S. 3: Rechnungen/ Belege, 17. November 1877.

168 StAK-623, 4217, S. 9: Auszug des Gesetzes vom 14. Mai 1879 nach Reichsgesetzblatt Nr. 14, 1877.

169 StAK-623, 5685, S. 66: Der Finanzausschuss beschloss die Vergabe nach Düsseldorf am 28. Juni 1906. Die Stadtverordneten stimmten dem am 27. Juli zu.

170 StAK-623, 5685, S. 54 f.: Nachricht der Stadt Bonn, 27. April 1906.

171 StAK-623, 5634, S. 6: Aufstellung der Stadtverwaltung Koblenz,     27. November 1911.

172 StAK-623, 4245, S. 1 f.: Regierungspräsident August von Hövel an Oberbürgermeister Karl Ortmann, 17. Oktober 1903.

173 StAK-623, 4245, S. 5 f.: Bericht vom 29. Februar 1904.

174 StAK-623, 4245, S. 7: Brief des Regierungspräsidenten August von Hövel an Oberbürgermeister Karl Ortmann, 7. März 1904.

175 Vgl. Grundmann, Hospital, S. 125.

176 Vgl. Spree, Soziale Ungleichheit, S. 185, Tabelle 19.

177 Vgl. Tippach, Koblenz, S. 50.

178 StAK-623, 5845, S. 51: Protokoll der Sitzung der Koblenzer Hospitalkommission, 16. Dezember 1902.

179 StAK-623, 5811, S. 5: Brief vom 19. Dezember 1921.

180 StAK-623, 5811, S. 20: Bilanz 1924, 16. März 1925.

181 StAK-623, 5811, S. 63: Bilanz 1925, 8. Januar 1926.

182 StAK-623, 6426, S. 247: Bekanntmachung der Bezirksregierung vom 25. März 1926. Demnach sollte ein weiterer Desinfektorenkurs am    17. Mai beginnen.

183 StAK, 623, 6426, S. 281: Bekanntmachung des Staatlichen Medizinal-Untersuchungsamtes, 23. Dezember 1929. Demnach sollte der Kurs im Arenberger Caritashaus vom 8. bis 23. Januar 1930 stattfinden.

184 Vgl. Frentzen, Hans, Gesundheitsamt Koblenz 1935–1969. Festschrift aus Anlaß der feierlichen Übergabe des neuerbauten Gesundheitsamtes für den Stadt- und Landkreis Koblenz, Koblenz 1969, S. 38.

185 Vgl. Pressemitteilung der Schweizer Lungenliga zum Welttuberkulosetag am 24. März 2007 unter URL: http://www.lungenliga.ch> (Zugriff am 12. März 2007).

186 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 20. Dezember 2000.

187 Der Anatom, Pathologe und Arzt Friedrich Gustav Jakob Henle (1809–1885) war Assistent des in Koblenz geborenen Johannes Müller und hatte später mehrere Professuren inne, so an der Universität Heidelberg. Mit seinen mikroskopischen Untersuchungen brachte er die Histologie entscheidend nach vorn. Er ist auch der Entdecker der nach ihm benannten Henleschen Schleife der Niere. Berühmt wurde sein Handbuch der systematischen Anatomie des Menschen.

188 Demnach werden die Gewebe erst durch eine Erkrankung für gewisse Bakterien empfänglich.

189 Kirchner, M., Die Aufgaben der Desinfektion und ihre Durchführung, in: Aerztliche Sachverständigen-Zeitung. Organ für die gesamte Sachverständigenthätigkeit des praktischen Arztes sowie für praktische Hygiene und Unfall-Heilkunde Nr. 17, 1. September 1902 (in StAK-623, 5728, S. 164).

190 Kirchner, Desinfektion.

191 Kirchner, Desinfektion.

192 StAK, 655,10, 757: Revisionsbericht für das Ehrenbreitsteiner Hospital für das Jahr 1893.

193 StAK-623, 5728, S. 247: Rundschreiben der Bezirksregierung Koblenz, 28. Oktober 1904.

194 StAK-623, 5728, S. 248: Anweisung des Regierungspräsidenten August Freiherr von Hövel, 22. Dezember 1904.

195 StAK-623, 5728, S. 248 ff.: Rundschreiben des Regierungspräsidenten August Freiherr von Hövel an die nachgeordneten Behörden.

196 StAK-623, 5728, S. 318: Aufstellung des Polizeisekretärs Teune,      18. August 1910.

197 StAK-623, 5845, S. 57: Protokoll der Sitzung der Koblenzer Hospitalkommission, 3. Dezember 1908. Der Name des Kreisarztes wird nicht erwähnt. Es könnte der später in den Akten genannte Dr. Kirchgässer gewesen sein.

198 StAK-623, 5845, S. 67: Beschluss der Koblenzer Gesundheitskommission, 29. März 1909.

199 Vgl. Coblenzer Zeitung, 1. September 1892.

200 StAK-623, 5728, S. 319: Beschluss vom 13. August 1910.

201 StAK-623, 5728, S. 323: Entwurf der Gebührenordnung (undatiert).

202 StAK-623, 5728, S. 595: Akteneintrag (undatiert).

203 StAK-623, 5728, S. 344: Anweisung, 2. November 1910.

204 StAK-623, 5845, S. 98: Mitteilung der Polizeidirektion Koblenz,      17. Januar 1912.

205 StAK-623, 5845, S. 116 f.: Protokoll der Sitzung der Koblenzer Stadtverordneten, 28. Juni 1911.

206 StAK-623, 5845, S. 125: Mitteilung des städtischen Bauamtes an den Oberbürgermeister, 30. August 1911.

207 StAK-623, 5845, S. 130. Rechnung vom 5. Dezember 1911. Die Firma Lautenschläger hatte weitere Niederlassungen in Frankfurt am Main und München.

208 StAK-623, 5845, S. 96: Protokoll der Sitzung der Koblenzer Hospitalkommission, 25. Mai 1912.

209 StAK-623, 5845, S. 146: Brief des Regierungspräsidenten an den Polizeidirektor, 17. Februar 1913.

210 StAK, 623, 5845, S. 148: Beschluss der Gesundheitskommission vom 23. Juni 1913.

211 StAK-623, 5845, S. 136 ff.: Brief und Werbebroschüre des Weimarer Werks vom 18. Juli 1913.

212 StAK-623, 5845, S. 213: Brief der Maschinenfabrik Arthur Vondran an die Stadtverwaltung, 7. Juni 1921.

213 StAK-623, 5845, S. 186: Protokoll der Sitzung des Koblenzer Hospitalausschusses, 18. November 1913.

214 StAK-623, 5845, S. 186: Protokoll der Sitzung des Koblenzer Hospitalausschusses, 19. Januar 1914.

215 StAK-623, 5845, S. 147: Akteneintrag des Hospitalinspektors vom Februar 1912.

216 StAK-623, 6439, S. 520: Kriegsbekleidungsamt an Stadtverwaltung, 12. Juli 1915.

217 StAK-623, 4889: Das Epidemienhaus Boninstraße. Das Gebäude wurde nämlich am 19. Januar 1919 von der amerikanischen Besatzung für die 3. Armee konfisziert. Gegenüber vom Epidemienhaus befand sich eine Entlausungsanstalt. Diese war im Besitz des Reiches. Für die Nutzung mussten Mieten gezahlt werden.

218 Freundliche Auskunft von Hans-Peter Kleber, Stadtarchiv Koblenz. Die Station wurde 1928/29 und 1936/37 erweitert – auch, um „Zigeuner“ unterzubringen. 1942 folge eine weitere Vergrößerung zur Aufnahme des „Kriegsgefangenen-Arbeitskommando Boninstraße“. Die Anlage wurde erst Anfang 1945 zerstört.

219 StAK-623, 6425, S. 662 f.: Sterbefälle im Jahr 1917.

220 Über das frühe „Gewerbe“ in Koblenz ist der grundlegende Aufsatz:  Weiß, Petra, Prostitution in Koblenz im 19. Jahrhundert, in: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. Neue Folge 11/12, Koblenz 2003, S.33–66.

221 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 33 f.

222 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 35 ff.

223 Das Arresthaus befand sich im Bereich des 1944 zerstörten Hohenfelder Hauses in der Löhrstraße.

224 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 35 ff.

225 Das Garnisonslazarett befand sich im Dominikanerkloster in der Weißergasse. 1911 wurde es auf das Moselweißer Feld verlegt.

226 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 39.

227 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 51.

228 Reichsgesetzblatt 1876, S. 34. Zitiert nach Weiß, Prostitution, S. 51.

229 Der Erreger der Syphilis wurde erst 1905 entdeckt. Mikroskopische Unterschungen bei der Behandlung von Prostituierten in Koblenz wurden erst 1897 eingeführt.

230 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 53 ff. Das Dienstgebäude der Polizei war bis 1855 die Hauptwache (Marktstraße 2). Das Hohenfelder Haus wurde 1944 vollständig zerstört.

231 Daten nach Weiß, Prostitution, S. 59, Grundmann, Hospital,           S. 346 f. Die erkrankten Angehörigen des Militärs sind in den Angaben ganz bewusst nicht enthalten. Die Männer wurden in den Garnisonslazaretten in Koblenz und Ehrenbreitstein behandelt.

232 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 60.

233 StAK-623, 4762, S. 1: Aus der Akte geht allerdings hervor, dass das Deutschherrenhaus während der amerikanischen Besatzung vorübergehend als Gefängnis diente. Demnach waren dort im Laufe des Jahres 1919 insgesamt 305 Männer in Haft genommen worden. Das Kloster Maria Trost der Schwestern vom guten Hirten wurde 1888 gegründet. Es entstand auf dem Areal des 1794 von den Franzosen zerstörten Jagdschlosses Schönbornslust in der Gemarkung des heutigen Stadtteils Kesselheim. Während heute noch zwei Wirtschaftsgebäude des Schlosses erhalten sind, wurde die Klosteranlage zu Beginn der 1990er-Jahre aberissen.

234 Vgl. Weiß, Prostitution, S. 61.

235 StAK-623, 5634, S. 144 ff.: Brief des Hospitalinspektors Schaefer an die Landesversicherungsanstalt, 13. Januar 1919. Antwort, 4. Februar 1919. Ablehnungsbescheid der Allgemeinen Ortskrankenkasse, 8. April 1919.

236 Verwaltungsbericht 1932, S. 35.

237 Freundliche Auskunft von Margot Hessel aus Koblenz (Jahrgang 1927) und Hans Reinhard aus Waldesch (Jahrgang 1925).

238 Verwaltungsbericht 1927, S. 43.

239 StAK-623, 5634, S. 36 ff.: Aufforderung des preußischen Innenministeriums, 8. August 1914. Fragebogen des preußischen Innenministeriums, 29. Oktober 1914.

240 StAK-623, 5634, S. 44: Meldung des Hospitals 13. November 1914.

241 StAK-623, 5634. S. 49: Meldung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder, 12. November 1914.

242 StAK-623, 5634, S. 55 f.: Mitteilung des Marienhofs der „Schwestern vom Heiligen Geist“, 13. November 1914. In der Zweigniederlassung des Ordens in der Clemensstraße waren weitere 110 Schwestern in der ambulanten Krankenpflege eingesetzt.

243 StAK-623, 5634, S. 62: Allein in der Bildungsanstalt für Lehrerinnen auf dem Oberwerth (die heute von der Fachhochschule Koblenz genutzt wird) richtete man 305 Notbetten ein.

244 Dahm, Ernst, Die städtischen Krankenanstalten in Coblenz, in: Deutschlands Städtebau. Coblenz, 2. [erheblich erweiterte] Auflage. Anlässlich der Rheinischen Jahrtausendfeier im Auftrage des Oberbürgermeisters Dr. Russell von Hans Bellinghausen, Berlin-Halensee 1925, S. 128.

245 Nach Tätigkeiten als Stadtarzt und Beigeordneter in Merseburg kam Dr. Ernst Dahm 1920 nach Koblenz, um dort zum 1. September sein Amt als Stadtarzt anzutreten. Am 22. Juni 1991 wurde er zum hauptamtlichen Beigeordneten der Stadt Koblenz gewählt, was er bis zum    21. Juni 1933 auch blieb. Ernst Dahm war danach ehrenamtlicher Beigeordneter der Stadt Koblenz. 1940 wurde er zum Generalhauptführer des Deutschen Roten Kreuzes in Darmstadt berufen. Er schied aber bereits am 31. Mai 1940 aus.

246 StAK-623, 6232, Blatt 1: Vertrag, unterzeichnet in Koblenz am        19. Mai 1905, in Trier am 29. Mai 1909.

247 StAK-623, 7353, Blatt 140: Mitteilung vom 29. Dezember 1915.

248 StAK-623, 7353, Blatt 147: Journal, 21. Juni 1916.

249 StAK-623, 7353, Blatt 148: Journal, 21. Juni 1916.

250 StAK-623, 7353, Blatt 149: Schreiben des Hospitalpfarrers Dr. Georg Reitz, 29. November 1916. Der Geistliche starb 1944. Er wurde weit über die Region hinaus durch seine historischen und kunstgeschichtlichen Veröffentlichungen bekannt.

251 StAK-623, 7353, Blatt 422: Bemerkung vom 5. September 1918.

252 Dazu: Allen, Henry T., Zehn Jahre Fremdherrschaft am Rhein. Die amerikanische Besatzungsarmee im Rheinland, Berlin o. J.

253 StAK-623, 7353, Blatt 538: Feststellungsbescheid der Bezirksregierung vom 15. April 1922.

254 StAK-623, 7353, Blatt 489: Brief vom 12. Oktober 1920.

255  Vgl. Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 128.

256 Vgl. Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 131.

257 Vgl. Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 131.

258 Vgl. Rodenstein, Marianne, „Mehr Licht, mehr Luft“. Gesundheitskonzepte im Städtebau seit 1750, Frankfurt/New York 1988, S. 171.

259 Grotjahn, Alfred, Soziale Pathologie. Versuch einer Lehre von den sozialen Beziehungen der menschlichen Krankheiten als Grundlage der sozialen Medizin und der sozialen Hygiene, Berlin 1912.

260 Siehe auch: Woelk, Wolfgang/Jörg Vögele, Geschichte der Gesundheitspolitik in Deutschland. Von der Weimarer Republik bis in die Frühgeschichte der „doppelten Staatsgründung“, Berlin 2002. Einleitung, S. 15 ff.

261 Vgl. Fehlemann, Silke, Die Entwicklung der öffentlichen Gesundheitsfürsorge in der Weimarer Republik: Das Beispiel der Kinder und Jugendlichen, in: Woelk, Wolfgang/Jörg Vögele, Geschichte der Gesundheitspolitik in Deutschland. Von der Weimarer Republik bis in die Frühgeschichte der „doppelten Staatsgründung“, Berlin 2002, S. 68f.

262 Siehe auch: Waller, Heiko, Sozialmedizin. Grundlagen und Praxis.    5. überarb. und erw. Aufl., Stuttgart 2002. Heiko Waller führt für den Begriff folgende Erklärung ein: „Sozialmedizin ist ein interdisziplinäres theoretisches und angewandtes Fachgebiet. Es verbindet die sozialwissenschaftliche mit der medizinischen Sichtweise von Krankheit und Behinderung und wendet sie in Prävention, Sozialtherapie und Rehabilitation praktisch an.“

263 Vgl. Fehlemann, Gesundheitsfürsorge, S. 69.

264 Die Bezeichnung „Kemperhof“ geht auf die Zisterzienserabtei Kamp in Wesel zurück, die 1188 in der Moselweißer Gemarkung Grundbesitz erwarb. Später kam ein Hof dazu.

265 Hausakten Gemeinschaftsklinikum Koblenz-Mayen.

266 Coblenzer Volkszeitung vom 15. Dezember 1908 und 15. Oktober 1926 (Ausschnitte in LHA Ko-708, 314.11).

276 LHA Ko-441, 57196: Bericht der Stadtverwaltung an die Bezirksregierung vom 28. Juni 1936.

268 StAK-623, 7353, Blatt 612 und 624: Aktenvermerke vom 9. Oktober 1923 und 30. Januar 1924; StAK-623, Nr. 7505, Blatt 133.

269 StAK, 7505, Blatt 1: Mitteilung des Oberbürgermeisters an den zuständigen Dezernenten vom 27. Februar 1921.

270 StAK, 7505, Blatt 17: Beschluss vom 21. Dezember 1921.

271 Vgl. Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 128.

272 StAK, Fach 113: Bauakte Kemperhof.

273 StAK, Fach113: Bauakte Kemperhof.

274 StAK, Fach 113: Bauakte Kemperhof.

275 StAK, 7505, Blatt 19 ff.: Protokoll der Sitzung vom 25. August 1922.

276 StAK, 7505, Blatt 19 ff.: Protokoll der Sitzung vom 25. August 1922.

277 LHA-441, 57196: Zusammenfassung der Vorgänge.

278 StAK-623, 7505, Blatt 25: Protokoll der Sitzung, 3. Oktober 1922.

279 StAK, 7505, Blatt 71: Brief des Chefarztes an den Oberbürgermeister vom 28. August 1922.

280 StAK, 7505, Blatt 89:  Mitteilung des Koblenzer Oberbürgermeisters Dr. Karl Russell, 29. März 1923.

281 StAK-623, 7505, Blatt 90: Sitzungsprotokoll vom 12. April 1923.

282 StAK-623, 7505, Blatt 100: Einladung vom 1. Mai 1923.

283 StAK-623, 7353, Blatt 548: Protokoll der Besprechung mit den Beigeordneten Dr. Dahm und Rogg sowie Sanitätsrat Dr. Virneisel und Dr. Vetter.

284 Vgl. Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 128.

285 Vgl. Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 129 f.

286 StAK-623, 7353, Blatt 640: Eintrag vom 30. Oktober 1923.

287 StAK-623, 7353, Blatt 640: Eintrag vom 30. Oktober 1923.

288 StAK-623, 7505, Blatt 118: Beschluss des Hospital-Ausschusses vom 4. Februar 1924 – Besichtigung der Infektionsabteilung im Krankenhaus Kemperhof.

289 Über Details und Hintergründe: Gräwen, Helmut, Die Stadt Koblenz im Krisenjahr 1923. Hausarbeit zur Prüfung für das Lehramt an Realschulen, Koblenz 1979 [masch.].

290 Vgl. Flach, Dietmar, Weimarer Zeit, Drittes Reich und die Hungerjahre danach, in: Traben-Trarbach. Geschichte einer Doppelstadt.

Hg. von der Stadt Traben-Trarbach unter redaktioneller Bearbeitung von Dietmar Flach und Günther Böse, Traben-Trarbach/Trier 1984. Benutzte Online-Ausgabe (ohne Paginierung) unter URL: <http.// www.litzigerlay.de/traben_trarbach/frame1.htm> (Zugriff am 2. Februar 2007).

291 Rothenbacher, Franz, Zur Entwicklung der Gesundheitsverhältnisse in Deutschland seit der Industrialisierung, in: Erich Wiegand/Wolfgang Zapf (Hg.), Wandel der Lebensbedingungen in Deutschland. Wohlfahrtsentwicklung seit der Industrialisierung, Frankfurt/New York 1982, S. 377 f.

292 StAK-623, Nr. 5183: Preußische Denkschrift über die wirtschaftliche und kulturelle Notlage in den besetzten preußischen Gebiete verfasst vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Koblenz 1928, S. 291 ff.

293 Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 130.

294 Vgl. Dahm, Die städtischen Krankenanstalten, S. 130.

295 Siehe auch: Witzler, Großstadt und Hygiene, S. 131.

296 StAK-623, 7505, Blatt 185: Schreiben der Verwaltung an den Oberbürgermeister vom 15. November 1926.

297 StAK-623, 7505, Blatt 327: Berechnung vom 25. Juni 1931.

298 Vgl. Witzler, Großstadt und Hygiene, S. 131.

299 StAK-623, 7505, Blatt 327: Berechnung vom 25. Juni 1931.

300 StAK-623, 7505, Blatt 470: Vorschläge zur Verbilligung der Verwaltung vom 25. September 1930, Nr. 75.

301 StAK-623, 7505, Blatt 490: Vermerk des Koblenzer Oberbürgermeisters Dr. Karl Russell am 21. August 1931.

302 StAK-623, 7216, S. 127 ff.

303 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für den 23. Januar 1936.

304 LHA-441, 32292: Bericht des Kreisschulrates Koblenz I an den Regierungspräsidenten vom 7. Juli 1937.

305 Auf dem Gelände befindet sich heute die Bischöfliche Realschule.

306 LHA-441, 32292. Zusammenfassung des Schriftverkehrs.

307 StAK, Fach 113: Bauakte Kemperhof.

308 StAK-623, 645, S. 1: Vorbericht für die Vorstandssitzung des Deutschen Städtetages am 25. November 1927 in Duisburg.

309 StAK-623, 645, S. 1 f.: Vorbericht für die Vorstandssitzung des Deutschen Städtetages am 25. November 1927 in Duisburg.

310 StAK-623, 645, S. 7 f.: Vorbericht für die Vorstandssitzung des Deutschen Städtetages am 17. Januar 1930 in Berlin.

311 StAK-623, 645, S. 24 f.: Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Vorstandes des Deutschen Städtetages am 9. April 1929 im Städtehaus Berlin. Die Niederschrift beruft sich auf die Ausgabe des Ärztlichen Vereinsblattes vom 21. Oktober 1927 (S. 35). Das Blatt war das offizielle Organ des Ärztevereinsbundes.

312 StAK-623, 645, S. 25 f.: Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Vorstandes des Deutschen Städtetages am 9. April 1929 im Städtehaus Berlin.

313 StAK-623, 645, S. 26: Auszug aus der Niederschrift über die Sitzung des Vorstandes des Deutschen Städtetages am 9. April 1929 im Städtehaus Berlin.

314 Vgl. Rothenbacher, Entwicklung, S. 381.

315 StAK-623, 6176, S, 16: Antrag Dr. Schanens vom 26. März 1935.

316 StAK-623, 6176, S. 3: Auszug aus dem National-Blatt, 6. Juli 1934.

317 Vgl. Frentzen, Gesundheitsamt, S. 18 f.

318 Vgl. Frentzen, Gesundheitsamt, S. 18. Dr. Schneeweis war nach dem Zweiten Weltkrieg Leiter der Gesundheitsabteilung des niedersächsischen Sozialministeriums. Er wurde am 21. März 1961 in den Ruhestand verabschiedet.

319 Vgl. Frentzen, Gesundheitsamt, S. 19.

320 Vgl. Frentzen, Gesundheitsamt, S. 20.

321 Vgl. URL:<http://www.lua-rlp.de> (Zugriff am 11. März 2007). Das Landesuntersuchungssamt (LUA) entstand im Zuge der Reform der rheinland-pfälzischen Mittelinstanz zum 1. Januar 2000 aus der Auflösung der ehemaligen Bezirksregierungen sowie Integration der Fachbehörden (Medizinal-, Chemische Untersuchungsämter, Landesveterinär-untersuchungsamt) und der Staatl. Lehranstalt für pharmazeutische Assistenten in Trier.

322 Vgl. Rhein-Zeitung, 18. Dezember 1996: Der Kreistag des Landkreises Mayen-Koblenz beschloss in seiner Sitzung am 17. Dezember, dass zum 1. Januar 1997 die bisher staatlichen Gesundheitsämter Koblenz und Mayen (einschließlich deren Nebenstelle Andernach) in einer neuen Abteilung „Gesundheitsamt Mayen-Koblenz“ in der Kreisverwaltung zusammengefasst werden.

323Vgl. URL: http://www.kvmyk.de/r_buerger_service/index.htm (Zugriff am 11. März 2007). Das Gesundheitsamt hat heute 43 Mitarbeiter. Die Standorte befinden sich in Koblenz, Andernach und Mayen.

324 StAK, Fach 113: Bauakte Kemperhof.

325 StAK-623, Nr. 7216, Blatt 127 ff.: Sitzung des Rats am 12. November 1936. Anwesend unter Vorsitz des OB Wittgen, der Beauftragten der NSDAP, Kreisleiter Claussen, Bürgermeister Binhold, Stadtkämmerer Dr. Wirtz, Stadtrat Fuhlrott, Stadtoberbaurat Neumann, Sparkassendirektor Plönisssen, Stadtinspektor Radke als Protokollführer, sowie die Ratsherren Adelmann, Berwald, Gassdorf, Hess, vom Hoevel, Koch, Krings, Röding, Rohe, Dr. Schreder, Sprung, Trapp, Schmicke.

326 StAK-623, 6232, Blatt 52: Brief vom 31. Oktober 1938.

327 StAK-623, 6232, Blatt 54: Brief vom 11. Oktober 1938.

328 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für den 14. Juli 1936.

329 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für den Oktober 1936.

330 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für den 25. Januar 1937.

331 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für den 20. Februar 1937.

332 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für den 19. September 1939.

333 StAK-623, 6232, Blatt 13 f. (undatiert).

334 StAK-623, 6232, Blatt 15: Protokoll vom 10. Juli 1936.

335 StAK-623, Nr. 7582, Blatt 5: Vertragsentwurf vom September 1939.

336 StAK-623,  Nr. 7582, Blatt 7: Vermerk des Oberbürgermeisters vom 5. Oktober 1939.

337 StAK-623, 7582, Blatt 51–53: Endgültiger Vertrag.

338 StAK-623, 7582, Blatt 84: Anordung des Oberfeldarztes Dr. Weber vom 18. April 1940.

339 StAK-623, 7582, Blatt 114: Brief vom 14. August 1940 an die Wehrkreisverwaltung/Stellvertretender General, Kommando XII.

340 StAK-623, 7582, Blatt 146: Brief vom 30. Oktober 1940.

341 StAK-623, 7582, Blatt 174: Nachtragsvereinbarung zwischen Oberbürgermeister und Chefarzt Dr. Weber vom 4. November 1941.

342 StAK-623, 7582, Blatt 238. Verhandlung, unterschrieben von Oberbürgermeister und Chefarzt am 21. bzw. 27. August 1942.

343 Zu den Hintergründen: Schnatz, Helmut, Der Luftkrieg im Raum Koblenz 1944/45. Eine Darstellung seines Verlaufs, seiner Auswirkungen und Hintergründe, Boppard 1981. Schnatz, Helmut, Ganz Koblenz war ein Flammenmeer. Deutsche Städte im Bombenkrieg, Gudensberg-Gleichen 2004.

344 Zur Problematik der Einsätze von Zwangsarbeitern in Koblenz und Umgebung: Höhn-Engers, Judith, „Sehr geehrter Herr Bürgermeister, ich bitte um Verzeihung, dass ich Ihre Arbeitszeit wegnehme […]“ Über die Suche nach Aufenthalts- und Beschäftigungsnachweisen für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, in: Unsere Archive,      Nr. 49. Mitteilungen aus rheinland-pfälzischen und saarländischen Archiven, S. 26–138.

345 StAK-N 88 Nr. 1. Schwester Humilitas, Kriegschronik Kemperhof.

346 StAK-623, 7775, Blatt 19: Akteneintrag der Krankenhausverwaltung vom 6. Dezember 1944.

347 StAK-623, 7775, Blatt 1–10: Bericht der Krankenhausverwaltung an die Bezirksregierung als geschäftsführende Behörde des Reichsverteidigungskommissars vom 27. Dezember 1944.

348 StAK-623, 7775, Blatt 1–10: Bericht der Krankenhausverwaltung an die Bezirksregierung als geschäftsführende Behörde des Reichsverteidigungskommissars vom 27. Dezember 1944.

349 StAK-623, 7775, Blatt 1–10: Bericht der Krankenhausverwaltung an die Bezirksregierung als geschäftsführende Behörde des Reichsverteidigungskommissars vom 27. Dezember 1944.

350 StAK-623, 7775, Blatt 1–10: Bericht der Krankenhausverwaltung an die Bezirksregierung als geschäftsführende Behörde des Reichsverteidigungskommissars vom 27. Dezember 1944.

351 Heyen, Franz-Josef/Koelges, Michael/Schmidt, Hans-Josef, Koblenzer erinnern sich an das Ende des Krieges, in: Koblenzer Beiträge zur Geschichte und Kultur. Neue Folge, Bd. 6, Koblenz 1996, S. 129.

352 Vgl. Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, Seite 333.

353 Heyen, Koblenzer erinnern sich, S. 128.

Druckversion | Sitemap
© Reinhard Kallenbach 2024

Anrufen

E-Mail

Anfahrt