Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Von Kuttenberg nach Königgrätz

Ein Tag im Wechselbad der Gefühle.  Und ein Finale im strömenden Regen. 21. Juli 2025. 65,1 Kilometer.

 

Komoot: Von Kuttenberg nach Königgrätz

Der größte Fehler meiner Böhmen-Tour war, dass ich nicht einen mehrtägigen Aufenthalt in der aus einer Bergbausieldung hervorgegangenen Stadt Kutná Hora eingeplant hatte. Die Altstadt ist nämlich Welterbe der Unesco. Zu den außergewöhnlichen Baudenkmälern gehört der Anfang des 15. Jahrhunderts begonnene Dom St. Barbara mit seinem ungewöhnlichen dreispitzigen Dach, das allerdings erst im 19. Jahrhundert aufgesetzt wurde.

Der Dom der Heiligen Barbara in Kuttenberg mit seinem außergewöhnlichen dreispitzigen Dach. Foto: Wikipedia/Thomas Ledl

Eine gute Erstorientierung zur Geschichte von Kuttenberg und eine Übersicht über die vielen Baudenkmäler in der Stadt gibt Wikipedia unter Geschichte von Kuttenberg. Wer die Stadt besucht, sollte sich auch die Burg und das dortige Tschechische Silbermuseum anschauen. Mehr Informationen gibt es unter Tschechisches Silbermuseum.

Die Klosterkirche des ehemaligen Zisterzienserklosters.

Trotz der vielen Attraktionen in der Altstadt zieht es viele  Besucher in den Stadtteil Sedlec, in der sich das berühmt-berüchtigte Beinhaus befand. Das wollte ich auch sehen, und so ging es bei glühender Hitze durch das Gewerbegebiet (das gibt es in Kuttenberg tatsächlich) zum vermeintlichen Hauptziel meiner Reise, das am Ende doch etwas enttäuschte. Das dominierende Bauwerk in Sedlec ist übrigens die alte Klosterkirche des ehemaligen Zisterzienserklosters, dessen Geschichte in das 12. Jahrhundert zurückreicht. 

 

Die Geschichte der Zisterzienser in Sedlec reicht übrigens bis weit in das 12. Jahrhundert zurück. Ihr ursprünglich romanisches Gottehaus wurde im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut. Während das imposante Äußere noch erhalten ist, wurde das Innere modern gestaltet.

 

Wer die Kirche besichtigen möchte, muss Eintritt bezahlen. Tickets gibt es im Touristenbüro wenige Meter weiter. Empfehlenswert ist das Komiticket, das auch zum Besuch des Beinhauses berechtigt. 

 

Genauer gesagt ist das Beinhaus Sedlec die untere Kapelle der Friedhofskirche Allerheiligen. Die gesamte Situation hält die Erinnerung an das Schicksal der durch den Silberbergbau reich gewordenen Stadt Kuttenberg lebendigt. Die Pest, die Hussitenkriege und das kriegerische 17. Jahrhundert hatten der Stadt derart zugesetzt, dass sie nie mehr ihre einstige Blüte erreichen sollte. Auf dem Friedhof wurden Tausende bestattet. Wegen der beengten Verhältnisse wurde bereits im  14. Jahrhundert ein Beinhaus errichtet. Die Ausschmückung des Innenraums datiert aber erst in die Zeit um 1870. Damals übernahm der Holzschnitzer František Rint die Aufgabe, diese aus menschlichen Gebeinen zu realisieren. Auftraggeber war der Fürst von Schwarzenberg. 

 

Informationen über das Beinhaus Sedlec  gibt es hier:

Beinhaus Sedlec

 

Leider wird das Beinhaus mit seiner einmaligen Ausstattung sehr stark frequentiert. Was mich enttäuschte, war das strikte Fotografierverbot.  An dieser Stelle sei auf die wenigen Aufnahmen verwiesen, die im Internet kursieren. Aber dennoch: Ein Aufenthalt in Kuttenberg ohne Besichtigung des Beinhauses geht einfach nicht.

Sedlec: Friedhofskirche Allerheiligen.

Der Rest der Etappe nach Königgrätz ist schnell erzählt, denn es trübte sich zunehmend ein. Ein Blick zum Himmel ließ wenig Gutes vermuten. Und ich verspürte wenig Neigung, die Kulturlandschaft intensiver zu erkunden.

 

Grundsätzlich gilt: Eine Fahrt entlang der Elbe bis zum Ziel Königgrätz ist illusorisch. Das lässt die Topographie einfach nicht zu. Und so ging es vor allem auf für Fahrradfahrer gut befahrbaren Nebenstraßen voran. Immer wieder wird die Landschaft von kleinen Seen geprägt, so auch vor Lázně Bohdaneč, wo ich Außenbereich einer Kneipe Station machte. Und dann sollte es richtig losregnen. Ich entschloss mich, nach Königgrätz durchzufahren. Das war eine richtige Entscheidung, denn der Regen ließ nicht nach, sondern wurde stärker. Zum Glück ist die Strecke nach Königgrätz gut ausgeschildert.

Auf dem Weg nach Lázně Bohdaneč.

Klatschnass kam ich  schließlich in der Altstadt an. Vorbestellt hatte ich in der Penzion Amátka, die sich in einem alten Bürgerhaus mitten in der Alstadt befindet. Leider musste ich auch hier unpersönlich via Code einchecken, dafür gab als "Entschädigung" ein riesiges  und gemütliches Zimmer - und das (inklusive Frühstück) zu einem Spottpreis. Einziger Nachteil: Toilette und Dusche befinden sich auf dem Flur, doch es war alles sehr sauber, andeere Nutzer habe ich nicht gesehen. 

 

Die Penzion Amátka kann über die gängigen Portale gebucht werden. Die preiswerten Zimmer sind sogar mit Wasserkocher und Instantkaffee "ausgerüstet". Das reichte für den Abend. Draußen prasselte der Regen, und ich verspürte wenig Lust, die örtliche Gastronomie zu testen.

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