Eine zunächst lockere, dann strapaziöse Tour hinein nach Böhmen am 15. Juli 2025. 40 Kilometer.
Komoot: Pfahlhof-Taus
Der Dienstagmorgen am 15. Juli 2025 begann kühl, aber sonnig. Die Regenduschen des Vortages waren schnell vergessen. Klar war, dass ich zurück nach Cham fahren musste, wenn ich auf den richtigen Weg nach Furth im Wald kommen wollte. Klar war, dass ich diese viel befahrene Straße nicht noch einmal nutzen wollte. Und das brauchte es auch gar nicht. Vom Landgasthof Blasini füht nämlich eine wenig befahrene Straße nach Miltach. Hatte ich mich da am Vortag etwa falsch entschieden? Nein. Es wäre sogar wohl sogar noch etwas steiler geworden, allerdings wäre das Ganze weniger gefährlich gewesen. Aber Schwamm drüber! Jetzt hatte ich eine schöne Abfahrt durch eine reiche Kulturlandschaft. Schnell war ich in Miltau und dann sofort auf dem Regen-Radweg.
Ganz nach Cham brauchte ich übrigens nicht zu fahren. Etwa fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, fährt man einfach auf den sehr gut befahrbaren, überwiegend ebenen Radweg im Brereich der Chamb nach Furth im Wald ab. Und ich wurde fast übermütig. In Erwartung von massiven Steigungen hatte ich für diesen Tag nur 40 Kilometer angesetzt. Sollte ich mit der Planung so falsch gelegen haben? Um es vorweg zu sagen: Das dicke Ende kam noch.
Die Außenbedingungen auf dem Abschnitt nach Furth im Wald waren optimal. Es war warm und sonnig. In der 9000-Einwohner-Stadt angekommen, machte ich erst einmal im Außenbereich des Hotel-Restaurant-Cafés Mühlberger. Und dann ging es wieder los. Ein starker Gewitterregen trieb mich zur Flucht ins Innere. Dort hieß es zunächst einmal warten. Doch dann schien die Sonne wieder und ich fuhr über den Oberbayerischen Wald weiter in Richtung Böhmerwald. Eigentlich eine schöne Strecke - doch ich sollte (wie noch so oft auf der Strecke) bereuen, dass ich mich gegen ein E-Bike entschieden. Später mehr dazu.
Das historische Stadtzentrum von Furth im Wald ist auf mehreren Ebenen gelegen. Unattraktiv ist die Stadt nicht, nur fällt auf den ersten Blick die Orientierung etwas schwer. Die Stadt liegt nur etwa fünf Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. Sie liegt an der alten bayerisch-böhmischen Handelsstraße und hatte auch als Eisenbahnknotenpunkt eine gewisse Bedeutung. Heute erscheint Furth im Wald eher als Randlage. Das täuscht. Die Stadt zieht viele Gäste aus dem In- und Ausland an. Das liegt vor allem am berühmten "Drachenstich". Das äteste Volksschauspiel in Deutschland findet jährlich immer von Ende Juli bis Mitte August statt. Details dazu gibt es im Internet unter https://www.drachenstich.de/
Furth im Wald nennt sich stolz Drachenstadt. Es gibt sogar eine "Drachenhöhle" und den größten Vier-Bein-Schreitroboter der Welt. Auch hierzu gibt es Infos im Internet unter Drachenhöhle Furth im Wald
Zurück zur Tour. Wer Furth im Wald in Richtung verlassen will, muss heftig strampeln - oder schieben. Ich entschied mich für Letzteres. Die alte Handelsstraße hat es wirklich auf sich. Neugierig machten mich die beiden großen Monumente der Ehrenhain, eine Kriegergedächtnisstätte in der Hochstraße. Die Anlage wurde 1928 bis 1932 auf Initiative von Max Stückl geschaffen. Sie erinnnert an die Opfer von drei Kriegen. Das erste Monument ist den Toten des Deutsch-Französischen Krieges gewidmet. Dann folgt der Bildstock, der an 19 Bürger des Heimatkreises Bichofteinitz erinnert, die in der Schlacht von Antlesbrunn (1703) im Spanischen Erbfolgekrieg gefallen sind. Das größte Monument ist den Opfern der beiden Weltkriege gewidmet.
"Warum eigentlich hier?", fragte ich mich. Dabei lag die Antwort auf der Hand. So gehörte die Region zu den Gegenden, die bis zum Ende hart umkämpft waren. Dass die Stadt im Zweiten Weltkrieg nicht so stark beschädigt wurde wie zu befürchten war, liegt daran, dass sie schließlich kampflos an die Amerikaner übergeben wurde. Laut Wikipedia brachten diese im Juli 1945 japanische Kriegsgefangene unter. Später wurde die Stadt eine wichtige Station für Vertriebene. Viele von ihnen fanden in Furth im Wald eine neue Heimat.
Und weiter ging es bergauf. Schieben, ein Stück fahren, wieder schieben. Und ich hatte gerade mal die Hälfte der Strecke geschafft. Das Tückische: Wenn man sich umdrehte, sah das Streckenprofil gar nicht so dramatisch aus. Aber es sollte noch besser kommen!
Nach der Bewältigung des ersten längeren Anstiegs stand ich schon auf dem tschechischen Boden. An die Grenze und den früheren "Eisernen Vorhang" erinnerte so gut wie nichts mehr. Wäre da nicht das kleine Denkmal gewesen, das im Rahmen eines bayerisch-böhmischen Schulprojekte realisiert wurde. Der Radweg auf der tschechischen Seite ist übrigens bestens in Schuss. Die Strecke war jetzt mit gelben Wegweisern für Radfahrer ausgestattet. Im weiteren Verlauf sollte sich zeigen, dass die Beschilderung nur in größeren Abständen erfolgt - und dann in der Regel sehr kleinteilig. Da war doch irgendwas mit der Redewendung von böhmischen Dörfern ...
Leider wurde die Strecke auch nicht flacher, ganz im Gegenteil. Die leichten Abfahrten brachten wenig Erholung. Am späten Nachmittag traf ich dann in Taus (Domažlice) ein. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass in Tschechien die Innenstädte nicht immer komfortabel erreicht werden können. Irgendwie liegt immer eine stark befahrene Straße dazwischen, was aber nicht automtisch heißt, dass die Bedingngen für Radler schlecht sind. In der Regel ganz im Gegenteil. Nur sind reine Radwege selten. Die Tschechen handeln da eher pragmatisch und führen den Radverkehr in der Regel über weniger befahrene Nebenstraßen.
Domažlice (Taus hat 11.000 Einwohner) hat wie die meisten böhmischen Städte eine sehr schöne Altstadt. Typisch sind die ausgedehnten historischen Marktplätze, auf denen auch heute noch das Leben pulsiert. Was in Taus auffiel: Die Menschen dort essen offenbar sehr gern Eis. Ich habe noch nie so viele Eisdielen auf überschaubarem Raum gesehen. Restaurants waren seltener und leider gut besucht. Leider. Dabei hatte ich mich schon so auf böhmische Klöße und Braten gefreut. Ich landete in einer Burger-Braterei, die allerdings sehr gut war. Auch der Service war freundlich.
Leider hatte das Restaurant im "Ratskeller" Ruhetag. Immerhin hatte ich in dem schönen historischen Haus mit Garten ein schönes Zimmer. Leider war alles ziemlich unpersönlich, es lief grundsätzlich mit elektronischen Ein- und Auschecken. Allerdings gab es eine Ansprechpartnerin. Die hatte offenbar keinen guten Tag erwischt. Aber egal. Ich habe ja fast alles bekommen, was ich wollte - auch ein Frühstück.
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