Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
   Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung

Firmungstraße


Straße im westlichen Erweiterungsgebiet der Koblenzer Altstadt. In West-Ost-Richtung, von der Achse Entenpfuhl-Kornpfortstraße bis zur Karmeliterstraße verlaufend. Die Verlängerung der Firmung ist seit dem 16. Jahrhundert die Rheinstraße. In römischer Zeit war die Firmung wahrscheinlich Teil des Straßen-Achsenkreuzes (Cardo Decumanus) in Richtung Rheinbrücke. Nach Niedergang der römischen Handelssiedlung über Jahrhunderte durch Freiflächen, später vor allem durch Weingärten geprägt. Die Herkunft des Straßennamens ist unklar. Die Straße wird um die Mitte des 14. Jahrhundert “Virmyng” genannt und diente wahrscheinlich lange Zeit als Wingertsweg.

 

Nach Aloys Schmidt  ist die Firmungsstr. bereits 1302 urkundlich belegt (Quellen zur Geschichte des St. Kastorstiftes I, Seite 181, Nr. 325), auch eine Reihe von weiteren Belegen vor 1350 führt  Schmidt im Register die Firmungsgasse an. Auch in der Dissertation von Sigrid Wegner über Beginen, Klausnerinnen und andere Fromme Frauen im Raum Koblenz wird die Firmungsgasse im Testament des Stiftsherrn von St. Kastor, Konrad von Boppard schon 1342 erwähnt (S. 68, 169; Schmidt, Quellen St. Kastor 1, Nr. 746, S. 386). Der Autor bedankt sich bei Dr. Sigrid Werner für die Hinweise.

 

Am Eingang zur Firmung bereits ab 1254 das Zisterzienserinnenkloster errichtet. Es wurde am Ende des 16. Jahrhundert durch die Neubauten des Jesuitenkollegs am heutigen Jesuitenplatz ersetzt. Um 1350 wird darüber hinaus ein Beginenhaus genannt, das allerdings nur kurze Zeit bestand. Die ersten Initiativen, das Gelände systematisch zu erschließen, gehen in das 16. Jahrhundert zurück. Die Pläne des Kurfürsten Richard von Greiffenclau (um 1525) scheiterten ebenso wie die der Nachfolger Johann von der Leyen (1556-1567) und Johann von Schönburg (1581-1599). Erst unter Karl Kasper von der Leyen (1652-1676) wurden die alten Visionen verwirklicht. Auf Initiative der Jesuiten wurden auf der Südseite der Firmungstraße um 1713 mehrere Gebäude über ungewöhnlich tiefen, im Kern wohl noch vorbarocken Kellern errichtet, die heute noch erhalten sind.


Trotz der erheblichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg stammt ein wesentlicher Teil der Gebäude in der Firmungstraße noch aus der Barockzeit. Diese Häuser wurden jedoch im Laufe des 19. Jahrhundert verändert, erweitert oder aufgestockt.

 

Firmungstraße 1–7


Alte Hausnummern: 473–476


Firmungstraße 1: Das aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts stammende Eckhaus mit besteht heute nicht mehr. Anhand der in der historischen Bauakte enthaltenen Zeichnungen lässt sich nur noch das Aussehen der an der Firmungstraße gelegenen Schmalseite rekonstruieren. Demnach handelte es sich um ein im Sinne der Neorenaissance gestaltetes Gebäude mit Erdgeschossrustizierungen. Die Fassade wurde durch Pilaster gegliedert, die Fenster im ersten Obergeschoss besaßen profilierte horizontale Verdachungen. Der Bau wurde im Krieg zum Teil zerstört. Der Gebäuderest lässt sich auf einem Foto aus dem Stadtarchiv, das den Görrepslatz im Jahr 1956 zeigt, nocht gut erkennen. Im Zuge des Wiederaufbaus durch einen einfachen viergeschossigen Zweckbau ersetzt. Dieser musste Anfang der 70er-Jahre zusammen mit den drei Nachbarhäusern Firmungstraße 3, 5 und 7 einem modernen Geschäftshaus weichen.


Firmungstraße 3: Das dreigeschossige, dreiachsige Haus mit Satteldach und einem Dachhäuschen besteht heute nicht mehr. Die historische Bauakte lässt keine exakte Datierung zu. Die fotografische Bestandsaufnahme des Instituts Imlau von 1972 zeigt ein einfaches Gebäude, das stilistisch am ehesten dem Frühklassizismus zuzuordnen ist.


Firmungstraße 5: Die Fassade des nicht mehr erhaltenen dreigeschossigen Hauses war zunächst nur durch drei Doppelachsen gegliedert, was für eine Datierung in die Frühbarockzeit (Ende 17./Anfang 18. Jahrhundert) spricht. Der einfach gestaltete Dachbereich deutete auf Veränderungen in frühklassizistischer Zeit hin. Laut Bauakte wurde das Gebäude 1895/96 grundlegend verändert. Erdgeschoss und Hausecken wurden mit Putzquadern verziert, auf das Satteldach ein zweiachsiges Zwerchhaus mit Pilastergliederung und Dreiecksgiebel aufgesetzt. Die beiden Dachhäuschen erhielten Zeltdächer.


Firmungstraße 7: Die Bauakte sagt wenig über die Geschichte des heute ebenfalls nicht mehr bestehenden Hauses aus. Nach der fotografischen Bestandsaufnahme des Instituts Imlau handelte es sich um ein einfaches, schmales Gebäude aus klassizistischer Zeit. Es hatte vier Geschosse zu je zwei Achsen. Die Fensterbrüstungen waren mit gusseisernen Gittern (Rankenwerk) versehen. Auf dem durch ein weit auskragendes profiliertes Traufgesims abgesetzten Satteldach befanden sich zwei Dachhäuschen. Die Giebel scheinen zumindest teilweise als Fachwerkkonstruktionen ausgeführt gewesen zu sein.
Quellen: StAK, Fach 9; fotografische Bestandsaufnahme des Instituts Imlau (Archiv Sanierungsstelle).


Bemerkung: Das Geschäftshaus aus den 70er-Jahren wurde inzwischen komplett entkernt und umgestaltet. Die Veränderungen wurden 2008/2009 ausgeführt.


Firmungstraße 2


Alte Hausnummer (Vorgängerbau): 225


Geschichte: Die Firma Hochstetter & Lange erhielt am 13. Mai 1897 die Genehmigung zur Errichtung eines neuen Geschäftshauses. Die Pläne lieferte der Kölner Architekt Karl Axer. Die praktische Ausführung des Bauvorhabens übernahm das Baugeschäft Gebrüder Friedhofen. Damals sollten nur Parterre und Souterrain als Geschäftsflächen dienen, während in den Obergeschossen die Einrichtung von Wohnungen erfolgte. Im Januar/Februar 1905 stellte Ferdinand Feist, Inhaber der Firma Hochstetter & Lange, den Antrag zum Umbau und zur Erweiterung des Geschäftsbaus. Die Pläne fertigte der Dortmunder Architekt N. Engler an. Die Arbeiten, die Ende November 1905 abgeschlossen waren, übernahm das Koblenzer Baugeschäft Oskar Kleffel. Damals baute man die im Erd- und ersten Obergeschoss noch vorhandenen Wohnräume in Geschäftsräume um. Ferner wurde ein Anbau nach der Hofseite aufgeführt, der ein Treppenhaus und einige Nebenräume enthielt. Im Sommer 1910 folgten die Beseitigung des in der Nagelsgasse gelegenen Nachbarhauses und die Einrichtung einer Garagenanlage. Im Frühjahr/Sommer 1916 musste der ursprüngliche Eckturm wegen der Witterungseinflüsse abgebrochen und durch einen neuen, niedrigeren Aufbau ersetzt werden. Bomben beschädigten vor allem die Rückseite des Gebäudes. An gleicher Stelle stand ursprünglich ein dreigeschossiges Gebäude. Der Bau hatte an der Firmungstraße sechs Doppelachsen. Er war nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Christopherus Sebastian! um das Jahr 1675 erbaut worden.


Konstruktion: Dreigeschossiger Massivbau mit Putzquaderfassade an der Ecke Firmungstraße/ Nagelsgasse.


Beschreibung: Das Geschäftshaus besitzt ein Mansarddach mit seitlichen Zwerchhäusern, Dachgauben und Erkerdach.1 Die Gestaltung beider Schauseiten im Sinne der deutschen Neo-renaissance ist identisch. Im Erdgeschoss befinden sich jeweils vier, durch pilasterartige Stützen gegliederte Schaufenster, die korbbogig abgeschlossen sind. In den Spandrillen wurden stuckierte Frauenköpfe angebracht. Die jeweils vier Drillingsfenster im ersten Obergeschoss (mit Sohlbankgesims) haben rundbogige Abschlüsse und Schlusssteine, die Männerkopfplastiken enthalten.

 

Die Brüstungsfelder des ersten Obergeschosses sind mit Maßwerk versehen. Wappenreliefs und stuckierte Köpfe oberhalb des ersten Obergeschosses sind mit dem profilierten Sohlbankgesims im zweiten Obergeschoss verbunden. Dort sind die viereckigen Drillingsfenster mit Oberlicht kennzeichnend. Zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Obergeschosses sind Stuckreliefs mit heraldischen Motiven, oberhalb des Sohlbankgesimses im zweiten Obergeschoss leuchterartige, stuckierte Bekrönungen. Das Dachgesims ruht auf profilierten Doppelkonsolen. Das Dachgesimsfries ist mit Tierdarstellungen und Pflanzenornamenten geschmückt.

 

Die Zwerchhäuser haben geschwungene Knickgiebel mit Viereckfenstern und Ochsenaugen in den Giebelfeldern. Die Fassade ist mit putzgequaderten Eckpila-#stern versehen, die mit den Gesimsen verkröpft sind. An der Ecke Firmungstraße/Nagelsgasse befindet sich ein zweigeschossiger, auf zwei starken Volutenkonsolen ruhender, rechteckiger Erker mit Viereckfenstern und einem großen, dreigeteilten Rundbogenfenster im ersten Obergeschoss. Der Anbau wird von einem polygonalen Aufbau mit Glockendach abgeschlossen. Das Nebengebäude in der Nagelsgasse wurde an den Hauptbau angepasst.


Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 259 (Geschichte und Beschreibung des Vorgängerbaus); Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; Akten der Bauaufsicht; StAK, Fach 9.
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1 Beide Fassaden des Eckhauses haben jeweils vier Achsen. An der Nagelsgasse befindet sich zusätzlich ein zweigeschossiger, zweiachsiger Anbau.

 


Firmungstraße 4/6


Alte Hausnummer (Vorgängerbauten): 224–223


Geschichte: Die Häuser fielen mit Ausnahme der Fundamente vollständig den Bomben des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. 1991/92 wurden der aus der Nachkriegszeit stammende Notbau beseitigt und ein viergeschossiges Gebäude fertiggestellt. Das Büro- und Geschäftshaus besitzt oberhalb des ersten Obergeschosses einen weitgehend verglasten Viereckerker.


Quelle: Akten der Bauaufsicht.

 

Firmungstraße 8


Alte Hausnummer (Vorgängerbau): 222

 

Geschichte: Das aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts stammende Haus wurde 1944 vollständig zerstört. Auf dem Trümmergrundstück entstand 1962/63 ein viergeschossiges, sechsachsiges Wohn- und Geschäftsgebäude mit vierfenstriger Gaube.


Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 260; Akten der Bauaufsicht.

 

 

Das später mehrfach umgebaute Barockhaus Firmungstraße 9. Foto: Reinhard Kallenbach

Firmungstraße 9


Alte Hausnummer: 477


Geschichte: Die beiden um 1666 erbauten Häuser wurden 1787 im Auftrage des Apothekers Matthias Josef Stephani 1787 zu einem Gebäude mit einheitlicher Fassade zusammengefasst. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen von 1898, 1911 und 1914 beseitigte man vor allem im Erdgeschoss die ursprüngliche Grundrissaufteilung. Zu den Umgestaltungsmaßnahmen gehörte auch die Veränderung des Dachbereichs und die Aufstockung des rechten Seitenflügels. 1939 ersetzte man ein altes hölzernes Hintergebäude durch einen Neubau.


Konstruktion: Massivbau mit Putzfassade. Beschreibung: Traufständiges, dreigeschossiges und fünfachsiges Wohn- und Geschäftsgebäude. Das Haus hat ein schiefergedecktes Mansarddach mit Zwerchhaus. Die zweite und vierte Achse werden risalitartig betont. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei ursprünglich um Pilaster, in die nachträglich Fenster gebrochen wurden. Das Erdgeschoss mit seiner Schaufensteranlage und dem verklinkerten Sockel ist neu gestaltet. Die Fassade wird durch ein weit auskragendes, profiliertes Dachgesims gegliedert. Alle Fenster sind viereckig und mit Putz-rahmungen versehen. Das dreiachsige, durch ein stark profiliertes Giebelgesims gegliederte und von Voluten flankierte (spätbarocke?) Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel (in der der Giebelspitze befindet sich ein kleines Viereckfenster) wird von je einem Mansardenfenster (ohne Achsenbezug) flankiert.


Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 257 und 529 (Zwerchhaus Abb. 48); Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; StAK, Fach 9.


Firmungstraße 10


Alte Hausnummer (Vorgang erbau): 221


Geschichte: Das im 18. Jahrhundert gebaute Haus wurde im Krieg zerstört und 1953 durch ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude ersetzt (der Keller des Vorgängerbaus ist nicht mehr erhalten). Das viergeschossige, fünfachsige Haus besitzt ein Satteldach mit vierfenstriger Gaube.


Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 260; Akten der Bauaufsicht.

Firmungstraße 11


Alte Hausnummer: 478 a


Baujahr: 1903


Geschichte: Am 24. April 1903 reichte der Drogist Fritz Oettelshofen bei den Behörden ein Gesuch zur Genehmigung eines neuen Hauptgebäudes im Anschluss an ein älteres Hinterhaus ein. Der Neubau sollte in Ziegel- und Schwemmsteinmauerwerk sowie mit massiven Decken ausgeführt werden. Vor den westlichen, massiven Fachwerkgiebel wurde ein feuerfester Brandgiebel aus Eisenfachwerk gesetzt. Der aus Bruchsteinmauerwerk bestehende östliche Giebel blieb erhalten. Gleiches galt für den historischen Keller mit seinem Bruchstein-Tonnengewölbe. Das ungewöhnlich hohe Erdgeschoss (ursprünglich rund sechs Meter) hat man damals weitgehend abgebrochen. Der neue Geschäftsbereich erhielt zusätzlich ein
Zwischengeschoss. Die Pläne für den eindrucksvollen, im Dezember 1903 endgültig fertiggestellten Bau lieferte die Firma Friedrich Springer, Büro für Architektur und Kunstgewerbe, Koblenz. Fassade und Fenster im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des Hauses wurden durch die Renovierungsarbeiten im Jahre 1963 verunstaltet. Die Absicht, eine im Krieg beschädigte Hygieia-Plastik zu beseitigen, wurde.


Konstruktion: Massivbau mit Putzfassade. Neben Ziegel- und Schwemmstein kam bei der Errichtung des Hauses auch Eisenfachwerk zur Anwendung. Die Innenwände hat man ursprünglich teils aus Holzfachwerk, teils als Rabitzwand (Gips mit Drahtnetzeinlage) hergestellt.


Bemerkung: Das Kellergeschoss reicht nicht über die Straßenfront hinaus. Das spricht dafür, dass der Vorgängerbau nicht vor der Neuanlage der Firmung in den 70er Jahren des 17. Jahrhunderts errichtet worden ist. Die Erbauung dieses Hauses dürfte – wie bei den Nachbarbauten – um das Jahr 1713 erfolgt sein.


Beschreibung: Traufständiges und viergeschossiges Haus mit asymmetrischer Fassade. Das Wohn- und Geschäftshaus hat ein Mansarddach mit Zwerchhaus. Im Erd- und ersten Obergeschoss ist die Fassade neu gestaltet. Während das Brüstungsfeld im ersten Obergeschoss mit einer Plattenverkleidung versehen wurde, sind die anderen Bereiche der Fassade glatt verputzt. Zu den Gliederungselementen der Fassade gehören zwei einfach gestaltete Sohlbankgesimse (im zweiten und dritten Obergeschoss) und ein Traufgesims mit Zahnleiste, die im Giebelfeld durch Schlangenleiber verlängert wird. Viereck-und Rundbogenfenster sind mit profilierten Putzrahmungen versehen. Im zweiten Obergeschoss sind drei der vier Fenster gekuppelt. Im dritten Obergeschoss befindet sich ein halbkreisförmiges, dreigeteiltes Fenster mit Schlussstein. In der gleichen Etage zeigt das links angeordnete Relief eine Schwester mit Kind, während die Darstellung rechts eine Mutter mit ihrem Baby wiedergibt. Das Zwerchhaus wird von einer großen Jugendstil-Hygieia-Plastik bekrönt. Die Idee, dieses überdimensionale Motiv anzubringen, ist wohl darauf zurückzuführen, dass in dem Haus eine Drogerie untergebracht war. Im Giebelfeld wurde ein geteiltes segmentbogiges Fenster eingebaut.


Geschosshöhen (laut Umbauplan von 1903):


• Keller 3,50 m;
• Erdgeschoss 3,45 m;
• Zwischengeschoss 2,75 m;
• 1. Obergeschoss bis Dachgeschoss 3,25 m.


Grundriss: Typ 3


Bewertung: Mit seiner asymmetrischen Fassade ist das Gebäude das einzige Bauwerk in der Altstadt, bei dem die Gestaltungsmerkmale des Jugendstils konsequent umgesetzt worden sind, während man bei den anderen Bauten (zum Beispiel Firmungstraße 27) nachträglich Ornamente hinzugefügt hat. Trotzdem findet man an der Fassade Elemente, die auch schon in der Neorenaissancearchitektur zur Anwendung kamen, so zum Beispiel ein Traufgesims mit Zahnleiste und Fensterabschlüsse mit eierstab-ähnlichem Motiv.


Quellen: Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; Akten der Bauaufsicht; Meisterwerke, S. 41; StAK, Fach 9.


Firmungstraße 12


Alte Hausnummer (Vorgängerbau): 220


Geschichte: Das wohl aus dem 18. Jahrhundert stammende Gebäude fiel ebenfalls den Bomben zum Opfer. Es wurde durch ein neues Wohn- und Geschäftshaus ersetzt (der Keller des Vorgängerbaus ist nicht mehr erhalten). Das viergeschossige Haus hat in den Obergeschossen jeweils vier eng nebeneinanderliegende Fenster und ein Satteldach mit vierfenstriger Gaube.
Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 260; Akten der Bauaufsicht.


Firmungstraße 13


Alte Hausnummer: 478 b


Geschichte: Das Haus wurde wahrscheinlich im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts errichtet. Bauliche Veränderungen erfolgten vor allem wegen des erforderliches Umbaus der Geschäftsräume und des Einbaus sanitärer Anlagen. Das Grundstück grenzte – wie die Nachbarbauten – ehemals an die Gärten des Jesuitenkollegs, die später zum Koblenzer Gymnasium gehörten. Wahrscheinlich wurde der im Hofbereich befindliche Nebenbau im 19. Jahrhundert errichtet. Konstruktion: Massivbau mit Putzfassade.


Beschreibung: Traufständiges, dreigeschossiges und dreiachsiges Wohn- und Geschäftshaus mit Satteldach, Zwerchhaus und Dachhäuschen. Das im Stil des „Koblenzer Frühbarock” errichtete Gebäude hat ein sehr hohes Erdgeschoss. Es war vielleicht ursprünglich mit einem Zwischengeschoss versehen. Rechts liegt ein großes, unterteiltes Schaufenster einer Kunsthandlung, deren Geschäftsräume in das Nachbarhaus Firmungstraße 15 reichen. Rechts neben diesem Schaufenster befindet sich ein putzgequaderter Pilaster. Über dem Eingangsbereich auf der linken Seite wurde ein zweigeteiltes Fenster angebracht. In diesem Abschnitt fällt ein kunstvoll gearbeitetes schmiedeeisernes Gitter mit Rankenornamenten auf. Der Eingang wird von zwei kannelierten Viereckstützen aus Sandstein mit Kompositkapitellen flankiert.

 

Ein einfach gestaltetes Stockgesims trennt das Erdgeschoss optisch von den anderen Etagen. Die Fenster im ersten Obergeschoss sind mit Gewänden und profilierten Sohlbänken aus Basalt, die Fenster des zweiten Obergeschosses mit Putzfaschen versehen. Alle Fenster zeigen dagegen Dreiteilungen (zweiflüglig mit Oberlicht). An den Kämpferhölzern im ersten Obergeschoss sind hölzerne Zahnleisten angebracht, außerdem werden die Schlagleisten in dieser Etage pilasterartig hervorgehoben. Im durch ein auskragendes, profiliertes Traufgesims von den anderen Geschossen abgesetzten Dachbereich (Satteldach!) liegt das mittig angeordnete, zweiachsige Zwerchhaus mit stark profiliertem Dreiecksgiebel. Es wird durch drei Lisenen gegliedert. Links und rechts neben diesem Aufbau fallen zwei Dachhäuschen auf, die ebenfalls durch profilierte Dreiecksgiebel betont werden. Im Erdgeschoss hängt eine gusseiserne Reliefplatte mit biblischen Motiven und noch schwach erkennbarer Jahreszahl (1587?).


Beschreibung laut Brandversicherungkataster (1821-1834): Dreistöckiges, massives Wohnhaus.


Grundriss: Typ 3.


Quellen: Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; StAK, Best. 623, Nr. 2045, Blatt 74; StAK, Fach 9; Michel, Kunstdenkmäler, S. 258 und 528 (Zwerchhaus Abb. 39).

Firmungstraße 14


Alte Hausnummer: 219


Geschichte: Die Baugeschichte des Hauses beginnt wahrscheinlich im 18. Jahrhundert. Hinter dem Gebäude befand sich ehemals eine überdurchschnittlich große Freifläche, die zum Teil noch auf dem derzeit aktuellen Katasterplan zu erkennen ist. Im 19. und zu Beginn unseres Jahrhunderts folgte auf dem Grundstück die Errichtung von Nebenbauten. Im Jahre 1902 kam es am an der Firmungstraße gelegenen Haupttrakt zu einschneidenden Veränderungen. Wie aus dem Gesuch des Eigentümers Peter Herlet vom August jenes Jahres hervorgeht, sollte die Fassade „im modernen Renaissance-Stil in Cementstuck” hergestellt werden. Ferner waren der komplette Umbau des Erdgeschosses sowie die Errichtung eines Lagerhauses und eines selbstständigen Fotoateliers vorgesehen.

 

Die Pläne des Büros für Architektur und Baugewerbe Friedrich Springer wurden zunächst abgelehnt, sodass ein älteres Nebengebäude zugunsten des neu zu erbauenden Lagerhauses beseitigt werden musste, um die vorgeschriebenen Mindestmaße für den Innenhof einzuhalten. In wieweit diese älteren Pläne verwirklicht wurden, ist mithilfe der alten Bauunterlagen nicht eindeutig zu ersehen. Sicher ist, dass das Gebäude nachträglich einen Giebelaufbau erhielt. Damals hat man anscheinend auch die Stuckierung der Fassade vorgenommen. Das Gebäude wurde nach dem Umbau-„Löwenhof” genannt (wahrscheinlich wegen der stuckierten Löwenköpfe).

 

Im Jahre 1903 folgten weitere bauliche Veränderungen (die Pläne lieferte wiederum das Büro Springer). Sie betrafen den Umbau des ersten Obergeschosses und die Errichtung weiterer Nebenbauten. Während die Straßenfront des Hauptgebäudes eine Länge von 11,46 Metern hatte, betrug die Tiefe des Haupthauses mit den unmittelbar angrenzenden Neben- und Seitenbauten über 37 Meter! 1924 kam es für das Bekleidungsgeschäft Stern noch einmal zur Errichtung eines Anbaus. Im Krieg wurde das Haus schwer beschädigt. Besonders betroffen waren die Obergeschosse, das Dach und die rückwärtige Wand des Vorderhauses. Giebel und Stuckornamente wurden beseitigt.

 

Das Gebäude wurde 2009? wegen angeblicher Baufälligkeit komplett abgerissen. Geblieben ist der rückwärtie große Garten Herlet, der im Zuge der Bundesgartenschau 2011 wieder hergerichtet wurde. Aktuell wird um den Erhalt der Anlage gekämpft, die im Zuge eines möglichen Hotelneubaus samt Tiefgarage vorübergehend verschwinden soll.

Das Herlet-Haus nach dem Wiederaufbau. Datum unbekannt. Foto: privat
Baulücke Firmungstraße 14 im März 2020. Im Hintergrund das Görreshaus und der Bunker Nagelsgasse. März 2020. Foto: Reinhard Kallenbach

 


Konstruktion des "Löwenhofs": Massivbau mit Putzfassade. Beschreibung: Traufständiges, dreigeschossiges :und fünfachsiges Gebäude. Das Wohn- und Geschäftshaus hat ein Satteldach mit Pfannendeckung und drei Dachhäuschen mit Holzverbretterung im Giebel. Die Straßenfront wird durch ein Sohlbankgesims im ersten Obergeschoss und durch ein auskragendes Dachgesims gegliedert. Im Erdgeschoss dominieren zwei große Schaufenster. Die in der mittig angeordneten Eingangsnische eingebaute zweiflüglige und teilverglaste Holztür aus der Zeit um die Jahrhundertwende ist noch erhalten. Die zweiflüglige, teilverglaste Tür ist mit zwei schmiedeeisernen Gittern (Rankenwerk) und einem Oberlicht versehen. Die beiden Obergeschosse werden an den Seiten durch Putzquaderlisenen betont. Die mit (gusseisernen?) Brüstungsgittern (Verzierung: sich überschneidende Segmentbogen) versehenen Rechteckfenster haben profilierte Steingewände und horizontale Verdachungen. Die Fenster im zweiten Obergeschoss sind darüber hinaus mit profilierten Sohlbänken ausgestattet.
Beschreibung laut Brandversicherungskataster (1821-1834): Dreigeschossiges Wohnhaus, vorne massiv. Darüber hinaus werden einige hölzerne Nebenbauten erwähnt.


Quellen: Michel, Kunstdenkmäler, S. 260; Akten der Bauaufsicht; Akten der Unteren Denkmalschutzbehörde; StAK, Best. 623, Nr. 2045, Blatt 65; StAK, Fach 9.

 

 

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