Von der städtischen Krankenanstalt zum Gemeinschaftsklinikum
1. Vergessene Geschichte
Trotz des Aufschwungs des Krankenhauswesens im Zuge des Wiederaufbaus und der meist guten Quellenlage sind Gesamtdarstellungen zum Thema rar. Standard bleibt das Werk von Axel Heinrich Murken, der die großen Entwicklungszüge vom Armenhospital zum Großklinikum darstellt.1 Angesichts dieser Tatsache hat folgende Feststellung von Alfons Labisch und Reinhard Spree im Großen und Ganzen ihre Aktualität nicht verloren: Bis „vor wenigen Jahren [waren] weder die Finanzwirtschaft noch das Management im Krankenhaus als eigene Gebiete in Lehre und Forschung etabliert. Unter dem unerbittlichen Diktat der Finanzen werden entsprechende wissenschaftliche Felder erst seit wenigen Jahren allmählich systematisch besetzt. Angesichts dieses – im internationalen Vergleich beschämenden Entwicklungsstadiums wundert es nicht, dass die Geschichte der Krankenhausfinanzierung und Krankenhausplanung ,tabula rasa‘ ist. Übertroffen wird diese Misere nur noch durch die souveräne Ignoranz, die die wenigen Finanz- und Betriebswirtschaftler des Krankenhauswesens gegenüber der Geschichte ihres eigenen Faches an den Tag lehnten.“2 Dabei haben Krankenhäuser bis auf den heutigen Tag eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung.
Die stationäre und ambulante Behandlung in den Kliniken bleibt trotz des Sparzwangs ein milliardenschwerer Markt und die wichtigste Säule der medizinischen Versorgung in Deutschland. So gibt das Online-Lexikon der AOK an, dass im Jahr 2005 allein die gesetzlichen Krankenkassen 49,01 Milliarden Euro für die Behandlung in den Kliniken ausgaben. Das waren 34,1 Prozent der Gesamtausgaben in Höhe von 143,6 Milliarden Euro. Auf dem zweiten Platz landeten die Ausgaben für die Medikamente. Dafür gaben die gesetzlichen Kassen rund 25,4 Milliarden Euro (16,5 Prozent) aus. Den dritten Platz in der „Rangliste“ belegten die medizinischen Leistungen der niedergelassenen Ärzte. Dafür mussten die gesetzlichen Kassen cirka 21,6 Milliarden Euro (15,04 Prozent) aufwenden.3
Die in der Forschung klaffende Lücke ist in den vergangenen Jahren durchaus erkannt worden, was die wachsende Zahl von Darstellungen über einzelne Krankenhäuser im Bundesgebiet beweist. Freilich haben diese Publikationen eine sehr unterschiedliche Qualität, wie sie vor allem einen kommerziellen Hintergrund haben. Wissenschaftliche Monographien sind eher selten, weil Krankenhausgeschichte im weitesten Sinne eher als Stoff zum Abfüllen des Leerraumes zwischen Anzeigen der Geschäftspartner gesehen wird. An diesem Trend dürfte sich grundsätzlich nichts ändern, weil die Krankenhäuser von heute wie „normale“ Wirtschaftsunternehmen sind, die eine Dokumentation ihrer „Leistungsgeschichte“ gerne gewerblichen Anbietern überlassen, die diese Aufgabe umsonst für sie erledigen und ihre Publikationen über Anzeigen finanzieren. In diesem Zusammenhang sei allerdings anzumerken, dass sich trotz aller finanziellen Zwänge aktuell nicht nur Betriebswirte und Mediziner, sondern auch Historiker dem Krankenhauswesen der Nachkriegszeit wissenschaftlich nähern. Dennoch fehlt die zentrale Darstellung über diese Phase. Vorliegende Studie vermag es ebenfalls nicht, diese Lücke zu schließen, weil sie einen stadtgeschichtlichen Schwerpunkt hat. In den folgenden Abschnitten soll deshalb zumindest versucht werden, die Geschichte der städtischen Krankenanstalten Kemperhof nach 1945 zu rekonstruieren, die heute ein Teil des Gemeinschaftsklinikums Koblenz – Mayen sind. Das ist nicht immer einfach, weil viele Akten aus Datenschutzgründen noch nicht freigegeben werden können oder weil ältere Unterlagen nicht zwangsläufig an das Stadtarchiv abgegeben wurden. Dennoch soll – wo es möglich ist – auf die regionalen und überregionalen Zusammenhänge hingewiesen werden.
2. „Stunde null“ der Krankenanstalt
Die amerikanische Übergangsbesatzung versuchte nach dem Ende der Kampfhandlungen im März 1945 sofort, die Stadt Koblenz wieder funktionsfähig zu machen. Sie wussten, dass dies ohne eine mit Einheimischen besetzte kommunale Verwaltung nur schwer möglich war. Sie setzten deshalb den bereits 68-jährigen Franz Lanters (1877–1956) als kommissarischen Bürgermeister ein. Er erfüllte diese Aufgabe bis zum 8. Juni 1945 und gab dann wegen der Folgen seines schweren Augenleidens sein Amt an Wilhelm Kurth (1893–1946) ab. In der kurzen Amtszeit des früheren Verkehrs- und Hafendirektors Lanters wurden bereits entscheidende Weichen gestellt. Größte Priorität hatte dabei die Wiederherstellung der Krankenhäuser in der Stadt. Zunächst wurden die noch intakten Klinikgebäude erfasst und bewertet. Demnach wurden das Josefinenstift in Lützel, das St. Josefsspital in Ehrenbreitstein und das Moselweißer Dominikanerinnenkloster als leicht beschädigt bezeichnet. Wesentlich schlimmer getroffen hatte es die großen Kliniken der Stadt. Der stark beschädigte Marienhof wurde in der Liste erst gar nicht berücksichtigt, während das Stift und das Brüderhaus als „mittel beschädigt“ bezeichnet wurden. Dieses „Prädikat“ gab es auch für den Kemperhof.4
In der „städtischen Krankenanstalt Kemperhof“ wurden sofort nach dem Einmarsch der Amerikaner die Bemühungen intensiviert, den Klinikbetrieb möglichst schnell in geregelte Bahnen zu lenken. Schon am 20. April 1945 drängte der Krankenhausverwaltung in einem Brief an Oberbürgermeister Lanters auf möglichst schnelle Abhilfe. In dem Schreiben heißt es: „[...] Die restlose Räumung der beiden Krankenhausbunker stößt deshalb auf Schwierigkeiten, weil eine Anzahl Krankenzimmer in den Hauptgebäuden wegen Beschädigung nicht belegt werden kann. Die hierzu notwendigen Instandsetzungsarbeiten habe ich dem Bauunternehmen Göbel übertragen. Ich bitte, die Wiederinstandsetzung des Kemperhofes als dringlich anzuerkennen und der genannten Baufirma die notwendigen Arbeitskräfte und Materialien zuzuteilen. In Frage kommen nur solche Instandsetzungsarbeiten, die für den Betrieb des Hauses und die Erhaltung der Substanz unbedingt erforderlich sind.“5 Die Stadtspitze nahm diesen Vorstoß sehr ernst und reagierte trotz der widrigen Bedingungen relativ schnell. In einer Mitteilung an das Hochbauamt heißt es am 25. Mai 1945 schlicht: „[...] Mit der Wiederherstellung der Schäden am Krankenhaus Kemperhof Koblenz wird am nächsten Montag, den 28. Mai begonnen. Die Maurerarbeiten sind der Firma Schoppmann Koblenz, Josefstraße, übertragen.“6
Die US-Soldaten zogen sich bereits am 17. Juli 1945 aus Koblenz zurück und übergaben das Kommando an die französischen Alliierten. Die „Wachablösung“ machte die ohnehin schwierige provisorische Herstellung von privaten und öffentlichen Gebäuden noch problematischer. Beanspruchte doch die neue Besatzung einen großen Teil des zur Verfügung stehenden Baumaterials für eigene Zwecke. Der neue Oberbürgermeister Wilhelm Kurth, dem wegen seines frühen Todes nur eine zehnmonatige Amtszeit beschieden war, ließ sich nicht entmutigen und drängte die Koblenzer, wieder in ihre geräumte Heimatstadt zurückzukehren. Der Appell zeigte Wirkung. Ende 1945 lebten schon wieder 40.000 Menschen in der Stadt.7 Und die musste zunächst unter der harten Gangart der französischen Besatzung leiden.8 Wie Einträge in den Akten und in der Krankenhauschronik belegen, wurden 200 vollständige Betten aus dem Ostbunker des Kemperhofs entfernt, ohne dass dafür ein Ausgleich gewährt worden wäre.9
Trotz der widrigen Umstände hatte Oberbürgermeister Wilhelm Kurth bereits kurz nach seinem Amtsantritt, genauer gesagt am 22. Juni 1945, seine „Richtlinien für die Instandsetzung beschädigter Gebäude im Stadtbezirk Koblenz“ vorgestellt. Darin hatten neben der Beseitigung von Trümmern die Sicherstellung des Bedarfs der französischen Besatzung sowie die Herstellung der Gas-, Wasser- und Stromversorgung Vorrang. Das Allgemeinwohl sollte Vorrang haben, private Interessen wegen des knappen Baumaterials zurückstehen. Alle Bauvorhaben unterlagen einer strengen Genehmigungspflicht, wobei die Verwaltung die Prioritäten festlegte. Mit dem Erlass der Regierung des noch jungen Landes Rheinland-Pfalz vom 1. November 1947 begann schließlich ein neues Sofortprogramm, das den Wiederaufbau in der Stadt systematisieren sollte.10
In Koblenz, dessen Innenstadt zu rund 87 Prozent zerstört worden war, mussten nicht nur die immensen Trümmerberge bewältigt werden. Es galt vor allem, die nicht unbedeutenden Bauvorhaben der Besatzungsmacht auszuführen, sodass der Baustoffmarkt über Jahre hinaus angespannt blieb. Dennoch: Der Vorstoß der Landesregierung trug Früchte. In Koblenz wurden die Wiederaufbaukonzepte im sogenannten „Wirtschafts- und Aufbauplan“ vom Sommer 1945 weiter präzisiert. War die Konzeption aus städtebaulicher und denkmalpflegerischer Sicht wenig segensreich, machte sie jedoch die Entwicklung einer modernen Infrastruktur erst möglich.11 Die heute oft als radikal geltenden Planungen bereiteten auch der Geschichte des Krankenhauswesens in der Koblenzer Altstadt ein Ende. Die Prioritäten zu dieser Zeit waren andere. So sollte der Verkehr möglichst direkt an den Stadtkern herangeführt werden. Diese Entscheidung führte vor allem in den 1960er-Jahren nicht nur am Wöllershof und in der Pfuhlgasse, sondern auch im Bereich des heutigen Zentralplatzes zur Beseitigung des ursprünglichen Altstadtgefüges. Ebenso gravierende Einschnitte hatte man für die moselseitige Altstadt vorgesehen, in der sich damals noch der Koblenzer Hafen befand. Baudirektor Eberhard Berg begründete 1957 den vorgesehenen Radikaleinschnitt in diesem Bereich so: „Das zweite größere Gebiet der Innenstadt, das völlig neu geordnet werden muss und gegenüber früher zugleich eine strukturelle Umwandlung erfahren wird, das Altstadtviertel St. Castor, hat bis heute eine ganz andere Entwicklung genommen. [...] Es liegt im Hochwasserbereich von Rhein und Mosel und hat darüber hinaus nach dem Kriege auch durch den endgültigen Wegfall der Schiffbrücke über den Rhein manche Einbuße erlitten, sodass es seine frühere wirtschaftliche Bedeutung bisher nicht zurückerlangen konnte. Der Anreiz, dort wieder zu bauen, war demzufolge schon von vornherein gering, besonders aber, wenn man noch berücksichtigt, dass Neubauten nur im Zusammenhang mit einer Hochwasserfreilegung zulässig sind und sich daneben auch außerordentlich teuere Gründungen als notwendig erwiesen haben. Hinzu kam als weiteres Bebauungshindernis die starke Aufsplitterung des Geländes in kleine und kleinste Parzellen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Trümmerstatus dort bis in die jüngste Zeit hinein nicht überwunden werden konnte. Vom gesamtstädtischen und besonders vom Standpunkt der betroffenen Eigentümer aus mochte das stets bedauert werden. [...] Es wäre [...] völlig falsch, sich bei dieser Sanierung von früheren Vorstellungen irgendwie beeinflussen zu lassen und dort eine Art von Pseudo-Altstadtmilieu anzustreben mit verträumten Höfen, Winkeln und Ecken. [...] Denn in Koblenz ist der eigentliche Altstadtkern noch erhalten, er dürfte eines Tages kaum anders als unter weitgehender Schonung der baulichen Substanz saniert werden. Es wird also immerhin eine echte Altstadt da sein, der man wirklich keine synthetische an die Seite zu stellen braucht.“12
Zwischen Januar und März 1957 wurde das zerstörte Kastorviertel, dessen Gebäude jahrelang als Schuttdeponie und Quelle für Baumaterial genutzt worden war, noch einmal fotografisch dokumentiert. In dieser Zeit entstanden auch die letzten Aufnahmen des alten Franziskanerklosters, dessen Umfassungsmauern zu einem wesentlichen Teil noch erhalten waren. Im Mai 1957 wurden die Reste des alten Bürgerhospitals dann ganz beseitigt, nachdem Anfang Februar bereits die alte Klosterkirche verschwunden war. Schon zuvor waren die Reste des wohl interessantesten historischen Altstadtquartiers beseitigt und das ganze Gelände aus Gründen des Hochwasserschutzes höher gelegt worden. So unumstritten wie von der damaligen Bauverwaltung in ihren Publikationen dargestellt, war die Maßname jedoch nicht. Es gab durchaus aufbauwillige Hauseigentümer, die sich erbittert gegen die „offiziellen“ Vorstellungen wehrten und gegen das von der Verwaltung verhängte Bauverbot protestierten. Doch es gab kein Zurück. Denn der Plan, das Kastorviertel radikal zu verändern, hatte Tradition. Schon vor dem Krieg sollten die Gebäude einem hafennahen Gewerbegebiet weichen.13 Wegen der schon damals vorhandenen Abriss- und Neubauplanungen war nach den Bombenangriffen sogar ein Löschverbot verhängt worden. Erhaltungsmaßnahmen, um die schlimmsten Folgen der Bombardements zu überwinden, wurden in diesem Bereich der Altstadt erst gar nicht mehr angegangen.14
Schon vor den verheerenden alliierten Luftangriffen war im Koblenzer Stadtrat ganz offen über den Bau eines neuen Kastorviertels und damit auch über eine Niederlegung des alten Bürgerhospitals diskutiert worden. In der Ratssitzung vom 30. Dezember 1941 stellte Oberbürgermeister Dr. Nikolaus Simmer den Teilabriss des Viertels und den geplanten Bau eines Hochwasser-Schutzdamms vor. Seine radikalste Variante: Komplettabriss des Kastorviertels und Höherlegung des Terrains um zwei bis drei Meter. Die Kosten hierfür wurden auf 5,5 Millionen Reichsmark geschätzt, wobei die Aussicht bestand, dass der Staat Preußen und die Rheinprovinz 60 Prozent der Kosten übernahmen.15
An das Bürgerhospital erinnert heute noch der Straßenname „Am alten Hospital“. Der Straßenzug wurde 1975 im Zuge der Altstadtsanierung angelegt, um eine Verbindungsachse vom Florinsmarkt bis zur Kastorpaffenstraße herzustellen. Wer an der Ecke zur Eltzerhofstraße genauer nachschaut, wird sogar einen letzten Mauerabschnitt entdecken.
3. Wiederaufbau des Kemperhofs
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er Kemperhof war besonders während der Fliegerangriffe vom 19. September, 6. November und 18. Dezember 1944 schwer beschädigt worden. Lange musste man sich mit Provisorien begnügen. Erst allmählich kam der Wiederaufbau der Gebäude in Schwung, die unter dem Namen „Städtische Krankenanstalten Kemperhof“ zusammengefasst wurden. Die Krankenhauschronik informiert über die Monate der kleinen Schritte. So erhielt die beschädigte Krankenhauskapelle im Januar 1947 neue Fenster. Im gleichen Monat wurde auch der Bunker wieder genutzt – und zwar zur Behandlung von erkrankten Personen, die in der NS-Zeit eine Rolle gespielt hatten und von der französischen Besatzung bestraft worden waren. Der Bunker wurde bis zum April 1949 für diesen Zweck genutzt.16
Im April 1947 trat ein neuer Ärztlicher Direktor die Nachfolge Professor Hohmeiers an, der am 1. Dezember 1946 in den Ruhestand verabschiedet worden war, aber bis zu seinem Tod nach schwerer Krankheit am 9. Januar 1950 noch als kommissarischer Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der Bezirksärztekammer Rhein-Hessen-Nassau genannt wird.17 Der „Neue“ an der Spitze des Kemperhofs war Dr. Josef Korth, der zuvor Oberarzt an der chirurgischen Universitätsklinik in Bonn und auch Dozent war. In Koblenz übernahm er schon fast traditionsgemäß auch das Amt des Chefarztes der Chirurgie.18
Josef Korth, zu dessen großen Verdiensten der Auf- und Ausbau der krankenhauseigenen Blutbank (1950) gehört, musste sich gleich mit einer ungewöhnlichen Maßnahme auseinandersetzen: Infolge der Knappheit von Raum und Mitteln musste ausgerechnet die traditionsreiche chirurgische Abteilung in das Horchheimer St. Josefshaus ausgelagert werden. Im Gegenzug übernahm der Kemperhof wieder die Pflege der Isolierkranken, die während der Kriegszeit in Horchheim untergebracht waren. Auch in der Radiologie tat sich einiges: Neuer Röntgenarzt wurde Dr. Alexander Vonessen.19 Im September 1948 zählte das Krankenhaus wieder 430 Betten. Die Geschlechtskranken wurden weiter im Kloster Maria Trost behandelt, die an Tuberkulose erkrankten Personen bis zum September 1949 im Bopparder Mühlbad. Die Tbc-Kranken wurden von Oktober an im Westbunker des Kemperhofs ambulant behandelt.20 Ebenfalls 1949 folgte der Wiederaufbau des Moselbaus, der in mehreren Abschnitten fertiggestellt wurde. So bezog die innere Frauenstation im Oktober den 3. Stock. Zuvor war diese Station im früheren Waisenhaus untergebracht. Mit ihren 52 Betten war diese ständig belegt. Im Frühjahr 1950 wurde die Vergrößerung der Röntgenabteilung des Kemperhofs abgeschlossen und Radium angeschafft.21
Auch wenn die Schwestern zufrieden die Ausweitung zu einem Klinikbetrieb registrierten, wurde der Kemperhof im Zuge der allgemeinen Finanzprobleme der Stadt Koblenz mit neuen Problemen konfrontiert. Die Stadtverwaltung hatte im September 1951 für den Etat des Folgejahres ein Haushaltsdefizit von vier Millionen DM gemeldet. Man machte sich auf die Ursachensuche und verschonte auch den Kemperhof nicht. Der Betriebsrat wehrte sich mit folgender Erklärung: „Der Betriebsrat kann nicht umhin, sein Befremden darüber zum Ausdruck zu bringen, dass in solcher Form eine städtische Institution angegriffen wird, in der seit Jahrzehnten Menschen im Dienste der Nächstenliebe wirken, die von sich mit Stolz sagen dürfen, dass sie weit mehr tun als ihre Pflicht. Es ist allbekannt und eine Selbstverständlichkeit für uns alle, die wir hier im Kemperhof arbeiten, dass der Begriff der genau abgegrenzten Arbeitszeit hier völlig unbekannt ist. Wenn es die Krankheit erfordert, gibt es kein Ende der Dienstzeit; die große Mehrzahl, insbesondere das pflegerische und Hauspersonal tun oft bis 12 Stunden Dienst am Tage, von den Ordensschwestern gar nicht zu reden. Bei diesen Verhältnissen ist es bitter, zu lesen, dass man dem Kemperhof Vorwürfe macht, insbesondere wegen der vermeintlich hohen Ausgaben.“22
Die wahren Ursachen für die Defizite am Kemperhof und an anderen Krankenhäusern waren im System selbst zu finden. Bereits 1931 hatten die Kliniken Kompetenzen in der ambulanten Versorgung und damit Einnahmemöglichkeiten verloren. Damals ging der Sicherstellungsauftrag für ambulante Versorgung von den Krankenkassen an die kassenärztlichen Vereinigungen über, was natürlich die Position der niedergelassenen Ärzte deutlich stärkte. Das spiegelte sich auch in der Entwicklung der Ärzte-/ Einwohner-Relation wider. Kamen im Preußen des 19. Jahrhunderts noch drei bis vier Ärzte auf 10.000 Einwohner, stieg der Durchschnitt bis 1939 auf 5,2.23
Vor den Neuregelungen von 1931 zugunsten der kassenärztlichen Vereinigungen hatten die Krankenhäuser noch die Möglichkeit, direkt mit den Krankenkassen Verträge über die ambulanten Leistungen abzuschließen. Das modifizierte System der späten Weimarer Republik wurde in den ersten Jahren der Bundesrepublik nicht nur übernommen, sondern ausgebaut. Im Kassenarztgesetz von 1955 wurden ambulante und stationäre Behandlung endgültig voneinander getrennt. Ein weiterer Schritt zur Stärkung der Kassenärzte war, dass diese mit einer Einweisung darüber entschieden, ob ein Patient ins Krankenhaus kommen sollte oder nicht.24 Die Stärkung der niedergelassenen Mediziner führte dazu, dass sich die Relation von Einwohnern und Ärzten seit den späten 1960er-Jahren noch einmal spürbar verdichtete.25
Aus heutiger Sicht stand das Kassenarztgesetz von 1955 mit seiner – eigentlich gut gemeinten und auf den ersten Blick wesentlich günstigeren – Dezentralisierung des Gesundheitswesens am Anfang einer ganzen Reiche von Fehlentwicklungen, die für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen verantwortlich ist und bis auf den heutigen Tag den Sozialstaat belasten. Das konnte damals allerdings noch niemals ahnen. Zwar waren die Gesundheitsausgaben pro Kopf der Bevölkerung von 3,8 DM im Jahr 1913 bis 1958 auf 8,6 DM gestiegen, doch spielte dieser Zuwachs gemessen an der Entwicklung des Bruttosozialproduktes kaum eine Rolle. Im gleichen Zeitraum verringerte sich der Anteil der Gesundheitskosten an den Staatsausgaben von 3,6 auf 1,5 Prozent!26 Eine andere Folge der neuen, gesetzlich bestimmten Rahmenbedingungen war, dass die Zahl der kleinen allgemeinen Krankenhäuser ohne besondere Fachabteilungen stark zurückging. Gab es in den alten Bundesländern 1961 noch 782 allgemeine Krankenhäuser, sank die Zahl binnen fünf Jahren auf 592. In den folgenden Jahren sollten Konzentration und Spezialisierung noch stärker zunehmen, was Ulrike Lindner allerdings weniger auf die gesetzlichen Hintergründe, sondern auf die allgemeinen medizinischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zurückführt.27
Trotz der schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen der frühen 1950er-Jahre wurde weiter viel Geld in die städtischen Krankenanstalten investiert. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörte der Bau eines Isolierhauses für Tuberkulosekranke. Die Ausschachtungsarbeiten für die Einrichtung begannen am 15. März 1952. Zu diesem Zeitpunkt war die Anschubfinanzierung sicher gestellt – die Landesversicherungsanstalt Rheinland-Pfalz hatte einen Zuschuss von 80.000 DM bewilligt, weitere 45.000 DM kamen von der Landesregierung. Handlungsbedarf war dringend geboten, weil die Tbc-Kranken bisher auch in akuten Fällen nicht stationär behandelt werden konnten. Errichtet wurde schließlich ein Gebäude, das völlig von den übrigen Abteilungen des Kemperhofes getrennt lag. Die neue Tbc-Station war somit ein in sich geschlossenes Krankenhaus mit eigenen Behandlungsräumen, Wäscherei und Kücheneinrichtung.28
Die neue Lungenstation mit Liegeterrasse wurde am 1. September 1953 eröffnet. Die Presse sprach von der modernsten Tbc-Station in Rheinland-Pfalz. Allerdings war das neue Haus nicht als Heilstätte konzipiert, da seine Kapazität lediglich für 30 Patienten reichte. Die Bettenzahl erscheint recht gering. Sie reichte aber aus, weil man die Infektionskrankheit, die sich in den ersten Nachkriegsjahren noch einmal stark verbreitet hatte, immer besser in den Griff bekam. Das Aufkommen von Antibiotika sowie eine Verbesserung und Ausweitung der Röntgendiagnostik machten es möglich.29 Und so sollten auch in Koblenz nur die Tbc-Kranken aufgenommen werden, deren Krankheit akut lebensbedrohlich erschien oder deren Leiden mit anderen inneren Erkrankungen gekoppelt waren. Das neue „Lungenhaus“ hatte deshalb eine Röntgenabteilung, ein Labor, einen Operationssaal und sogar eine eigene Kläranlage. Die Abwässer erreichen die Mosel keimfrei. Die Wäsche konnte von den einzelnen Stockwerken sofort in ein Desinfektionsbad geworfen werden. Die reinen Baukosten lagen am Ende bei 343.000 DM. Ein Großteil des Projektes wurde über Kredite der Landesversicherungsanstalt und der Landesregierung finanziert.30 Dass sich die gesetzlichen Krankenkassen nicht an der Finanzierung beteiligten, lag daran, dass sie damals nicht für Tbc-Kranke zuständig waren. Die Heilbehandlung übernahm die Rentenversicherung, während die örtlichen Gesundheitsämter die ihnen unterstellten Beratungsstellen unterhielten. Dort erfolgten auch die Nachbehandlungen. Die Beratungsstellen koordinierten auch die Hausbesuche für Erkrankte, während das Deutsche Zentralkomitee für Tuberkulose die Aufgabe einer zentralen Einweisungsstelle übernahm.31
Aber auch bei der Versorgung von Stadt und Region mit Blutkonserven wurden 1953 richtungweisende Entscheidungen getroffen. Auf Drängen des Ärztlichen Direktors Korth folgte am 10. Dezember der Beschluss, die Blutbank erheblich zu erweitern. Diese galt zwar bereits als die größte am Mittelrhein, die Kapazitäten reichten aber wegen des steigenden Bedarfs bei Weitem nicht aus. Professor Korth erforschte bereits seit 20 Jahren Methoden zur Konservierung von menschlichem Blut und besaß international einen hervorragenden Ruf. Bereits 1947 hatte er die erste Koblenzer Blutspender-Zentrale gegründet. Dieser Begriff stand für eine Organisation von jederzeit verfügbaren Blutspendern. Die Einrichtung hatte Erfolg, war aber für alle Beteiligten zeitraubend, umständlich und kostspielig. Besser war es, nach amerikanischem Vorbild zu konservieren, nach Blutgruppen zu ordnen und diese jederzeit einsatzbereit zu halten. Dieses Modell lief bereits seit drei Jahren hervorragend, zumal immer mehr Krankenhäuser im Bedarfsfall Bestände des Kemperhofs anforderten. In der Anfangszeit wurden monatlich rund 50 Konserven ausgegeben. Die Zahlen stiegen rasant. 1951 waren es insgesamt 732, 1952 bereits 1071. Vor diesem Hintergrund regte Professor Korth an, in verschiedenen Orten des Mittelrheingebietes mittelgroße leistungsfähige Blutbanken zu errichten, die den örtlichen Ansprüchen gerecht wurden. Die Realität sah allerdings anders aus. In Koblenz fehlten Blutspender, obwohl bereits mehrere hundert Männer und Frauen registriert waren. Die Spender wurden für damalige Verhältnisse recht großzügig entschädigt: Für 100 Kubikzentimeter Blut erhielten sie 12,50 DM, für 600 Kubikzentimeter 50 DM. Korth, der einer der Väter des DRK-Blutspendedienstes für das nördlichen Rheinland-Pfalz ist, hatte die Vision, vor allem in Katastrophenfällen Engpässe zu vermeiden. Mit Hochdruck arbeitete er im Austausch mit japanischen32 und amerikanischen Medizinern an Möglichkeiten, Blut-Ersatzmittel zu entwickeln, zumal die Haltbarkeit von Blutkonserven auf etwa 40 Tage begrenzt ist. Nach eigenen Angaben hatten seine Forschungen und Tierexperimente zu ersten Erfolgen geführt.33 Dabei ist es geblieben. Die Forschung musste immer wieder Rückschläge hinnehmen. Im Februar 1999 meldete die Fachpresse, Baxter habe die Produktion von Ersatzblut eingestellt. Das US-Unternehmen arbeitete an dem damals vielversprechenden Produkt, musste aber wegen der Nebenwirkungen und der begrenzten Einsatzfähigkeit des „Blutes“ aufgeben.34 Erst 2001 wurde in Südafrika das aus Rinderstoffen entwickelte Ersatzprodukt „Hemopure“ zugelassen.35 Und auch in Deutschland gab es Fortschritte: Die SanguiBio Tech AG Witte meldete, dass sie einen auf Schweine-Hämoglobin basierenden „Blutersatz“ beim Deutschen Patentamt zum Patent eingereicht habe. Bis zur Marktreife von synthetischem Blut dürfte noch einige Zeit vergehen, wobei einer Arbeitsgruppe um Daniel A. Hammer an der University of Pennsylvania, (USA) allerdings kürzlich die Herstellung von synthetischem Blut gelang.36
Als man 1955 die 150-jährige Geschichte der städtischen Krankenanstalten feierte, hatte man allen Grund, auf das in den Nachkriegsjahren Geleistete stolz zu sein – auch in der Nuklearmedizin zählten die Koblenzer Ärzte bundesweit zu den Vorreitern.37 Die Städtischen Krankenanstalten hatten damals 463 Betten, die im Jahresdurchschnitt zu 90 Prozent ausgelastet waren. Der Kemperhof war eines von insgesamt 99 Krankenhäuser im früheren Regierungsbezirk Koblenz. Die hatten insgesamt 12.620 Betten. Davon war 3378 in öffentlichen Krankenhäusern, während die große Mehrzahl 8262 in freien gemeinnützigen Krankenhäusern untergebracht waren. Dazu zählten in Koblenz zum Beispiel der Marienhof, das Evangelische Stift und das St. Josefskrankenhaus und viele andere in der Umgebung. Auf die Bevölkerung im nördlichen Rheinland-Pfalz kamen auf 10.000 Einwohner 131,5 Betten. Diese Zahl wurde auch von der Ärzteschaft als ausreichend angesehen. Aus rein finanzieller Perspektive gesehen, hing der Kemperhof nach wie vor am Tropf. Auf diese Situation ging auch der damalige Oberbürgermeister während des Festaktes am 19. November ein. Josef Schnorbach wies dabei auf die erforderlichen hohen Zuschüsse hin, mit denen alljährlich die Unterbilanz des Kemperhofes ausgeglichen wurde. Im Haushaltsplan 1955 der Stadt Koblenz sind waren für diesen Zweck 483.000 DM vorgesehen; fast 40.000 DM mehr als im Vorjahr. „Diese hohe Summe wirft ein Schlaglicht auf die wirtschaftliche Situation der modernen Krankenhäuser, nicht nur in Koblenz, sondern im ganzen Land und nicht nur der kommunalen, sondern auch der freigemeinnützigen und privaten. Ohne Zuschüsse kann kein Krankenhaus leben“, war damals in der Rhein-Zeitung zu lesen.38
Im Haushaltsplan 1955 verbuchte der Kemperhof rund 1,9 Millionen DM als Einnahmen aus der Krankenversorgung. Diesem Betrag standen jedoch fast 2,4 Millionen DM an laufenden Ausgaben gegenüber. Obwohl das Krankenhaus pflegerisch von den Barmherzigen Schwestern des heiligen Karl Borromäus betreut wurde – für sie waren im Etat gerade mal 23.600 DM für persönliche Ausgaben vorgesehen – waren die Personalkosten schon damals eine große Belastung. Für die Angestellten mussten 670.000 DM aufgewendet werden, während die „Hausangestellten“ noch einmal mit rund 205.000 DM zu Buche schlugen. „Es sind Zahlen, die erkennen lassen, dass die unentgeltliche, lediglich auf dem Geist tätiger Nächstenliebe und echtem Samaritertum beruhende Tätigkeit der Ordensschwestern in den öffentlichen und erst recht in den freigemeinnützigen Krankenhäusern gar nicht hoch genug bewertet werden kann“, bilanzierte Oberbürgermeister Josef Schnorbach.39
4. Ein völlig neues Krankenhaus
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ach den Jubiläumsfeierlichkeiten dauerte es nicht allzu lange, bis die altbekannten Forderungen nach einer Vergrößerung des Krankenhauses wieder laut wurden. Bereits in den 1920er-Jahren hatte man davon geträumt, die Einrichtung zu einer 1000-Betten-Anstalt auszubauen. Anfang 1957 schien es so, dass dieses Ziel sehr schell erreicht werden konnte. Die französischen Militärs dachten nämlich daran, ihr Lazarett im Stadtteil Metternich aufzugeben. In der damals aktuellen Ausbaustufe verfügte die Einrichtung über 650 Betten. Es wäre leicht gewesen, die städtischen Krankenanstalten dorthin zu verlegen. Diese gehörten zwar wegen ihrer Ausrüstung landesweit zu den führenden Einrichtungen, waren aber in unzweckmäßigen Gebäuden untergebracht. Die Pläne waren sehr konkret, zumal nach aktuellen Berechnungen nur 150 bis 200 Betten für die Behandlung der französischen Soldaten erforderlich waren. Die Überlegungen in der Stadtverwaltung waren einleuchtend: Da ein großer Teil der Krankenanstalten in alten Gebäuden untergebracht war, deren Modernisierung immer schwerer fiel, dachte man ohnehin an einen Neubau. Außerdem benötigte die Stadt ein neues Altenheim, da das bisherige in Bendorf untergebracht war. Schließlich machte man sich Hoffnungen, im alten Kemperhof ein solches Heim einrichten zu können.40 Auch das Personal begrüßte grundsätzlich einen Umzug. In der Krankenhauschronik heißt es dazu: „[…] Wir sollen das Metternicher Lazarett übernehmen. [...] Doch haben wir große Bedenken schon wegen des Personals. Erstens braucht es eine Unmenge Unterhaltungskräfte, gar nicht mit dem Kemperhof zu vergleichen, dann ist die Nähe der Soldaten für unsere Mädchen auch nicht gerade fördernd. […]“41
Doch die Hoffnungen auf diese preiswerte Variante eines neuen Krankenhauses erfüllten sich nicht. „Lazarett endgültig verloren“, meldete die Rhein-Zeitung Anfang 1958. Inzwischen war nämlich eine Entscheidung zu Gunsten der Bundeswehr gefallen. Die wollte das Militärlazarett künftig weiter nutzen. Die für die Stadt ungünstigen Entwicklungen zwangen die Verantwortlichen, endgültig die teurere Alternative ins Auge zu Fassen. Die Pläne, einen Neubau des Krankenhauses zu errichten, wurden plötzlich ganz konkret. Die Altbauten auf dem Kemperhofgelände sollten allerdings erhalten bleiben und für die Nutzung als Altersheim umgebaut werden.42 Unabhängig vom Entscheidungsprozess rund um das französische Militärlazarett schaltete man bereits 1957 Benno Schachner als Gutachter ein. Der Architekt war Spezialist für Krankenhausbau und Professor an der Rheinischen-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. Aus seiner Feder stammten zum Beispiel die Entwürfe für die neue Kinderklinik in Köln und das neue Krankenhaus in Leverkusen. Eine Koblenzer Delegation unter Führung des Oberbürgermeisters reiste schließlich nach Leverkusen-Merl.43 Im Stadtrat kam es schließlich zu lebhaften Debatten. Zumindest in einem Punkt waren sich alle Beteiligten einig: Koblenz braucht ein größeres städtisches Krankenhaus, weil die alten Gebäude nur noch bedingt erweiterungsfähig waren. Der Kemperhof reicht mit seinen 500 Betten nicht mehr aus. Der Platzmangel macht sich in einigen Abteilungen besonders bemerkbar“, war damals in Rhein-Zeitung zu lesen.44 Inzwischen war Benno Schachner ganz konkret beauftragt worden, einen Plan aufzustellen, um das neue Klinikum in mehreren Bauabschnitten zu realisieren. „Koblenz ist auch mithilfe der Landesregierung nicht in der Lage, das geplante Krankenhaus auf einmal zu errichten, denn seine Baukosten werden immerhin mir rund 14 Millionen DM veranschlagt“, meldete die Tagespresse.45
Schon allein aus betrieblichen Gründen war es sinnvoll, die geplanten neuen Bauten in unmittelbarer Nachbarschaft der alten Krankenanstalten zu errichten. Im Endausbau sollte neben dem jetzt vorhandenen Krankenhaus ein neues entstehen. Die alten Gebäude sollten dann als Altersheim dienen.46 Ungeachtet dieser Tatsache und aller finanziellen Zwänge erlebte Koblenz Ende November 1958 eine Debatte, in der nicht nur Kommunalpolitiker, sondern auch Ärzte den Standort der städtischen Krankenanstalten in Frage stellten. Die Diskussion kann aus heutiger nur Sicht nur verstanden werden, wenn man den Blick auf die damaligen weltpolitischen Hintergründe kennt. Es war die Blütezeit des Kalten Krieges, die Angst vor einem Schlag der Sowjetunion war allgegenwärtig. In der Bundesrepublik wurde leidenschaftlich über eine mögliche atomare Aufrüstung der Bundeswehr diskutiert. Nach viertägiger Debatte hatte der Bundestag mit der Mehrheit der Regierungsparteien CDU/CSU und DP am 25. März einen Antrag zur atomaren Aufrüstung gebilligt. Einer der Hauptbefürworter des Antrags war der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, dessen „offensive Strategie" gegen die UdSSR von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt worden war. Es kam zum offenen Protest in Form von Arbeitsniederlegungen. So traten 28. März 10.000 Arbeiter in den VW-Werken in den Streik, am 9. April folgten 20.000 Arbeiter in den Bremerhavener Werften. Im November schien die Kriegsgefahr real zu werden. Moskau forderte eine Veränderung des Berlin-Status zugunsten einer freien Stadt ohne alliierte Sektoren. Ministerpräsident und Parteichef Nikita Chruschtschow stellte am 27. November sogar ein Ultimatum, das am 27. Mai 1959 allerdings ohne Konsequenzen ablief.
Ganz unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklungen regte Chef-Radiologe Dr. Alexander von Essen an, am Stadtrand in unmittelbarer Nähe des Waldes ein neues Klinikum zu errichten. Sein Argument: Das neue Krankenhaus sei mitten in der Stadt in besonderer Weise atomar gefährdet. Man dürfe nicht nur an eine Wasserstoffbombe denken, die jedes Leben auf große Entfernungen auslösche. Beim Einsatz von taktischen Atomwaffen sei ein Krankenhaus im Stadtgebiet stärker gefährdet, als wenn es außerhalb liege. Die Staustufe und die Brücken seien Bombenziele in jedem Krieg. Beim Einsatz von Atombomben könne schon der Stadtwald als ein Wall und als wirkungsvoller Schutz betrachtet werden, während im Rheinland die Verseuchung besonders lange anhalten würde. Dr. Helmut Neumann, Ärztlicher Direktor der städtischen Krankenanstalten, sah die Dinge nüchterner. Für ihn war Lage des Kemperhofs schon allein aus verkehrstechnischen Gründen optimal. Er betonte, dass die Einrichtung als Unfallkrankenhaus nicht günstiger liegen könne. Am Ende waren es schließlich die Kosten, die alle Beteiligten ganz schnell von der Vision einer Verlegung des Krankenhauses abrücken ließen. Schon ein Neubau an gleicher Stelle sollte teurer kommen als ursprünglich geplant. Benno Schachner hatte seine Kalkulation inzwischen nach oben korrigiert. Jetzt war nicht mehr von Kosten in Höhe von 14 Millionen DM die Rede, sondern von 17,5 Millionen DM.47
4.1. Ärger mit Personal und Isolierhaus
Mit den Berechnungen seit den späten 1950er-Jahren war das Ende der Fahnenstange längst noch nicht erreicht. Die erforderlichen Investitionen wurden immer weiter nach oben korrigiert. Dennoch war man bemüht, zumindest den ersten der insgesamt elf geplanten Bauabschnitte umzusetzen. Den Anfang machte das neue Isolierhaus, das sich auf Grund der Kostenentwicklung zu einem Politikum ersten Ranges entwickeln sollte. Doch zunächst lief alles glatt. Bereits am 9. November 1960 konnten der neue Oberbürgermeister Willi Werner Macke und der zuständige Beigeordnete Emil Bettgenhäuser den ersten Spatenstich vollziehen „Der Anfang ist gemacht, ob wir das Ende erleben“, lautet der knappe Eintrag in die Krankenhauschronik.48 Doch die dunkle Vorahnung erfüllte sich zunächst nicht. Bereits im August 1961 war der Rohbau weitgehend fertiggestellt, sodass der Weg für den Innenausbau frei war. Nach Abschluss der Arbeiten sollte Raum für insgesamt 73 Betten zur Verfügung stehen. Der Kostenrahmen wurde zum damaligen Zeitpunkt mit 2,2 Millionen DM angesetzt, wobei das Land Rheinland-Pfalz einen Zuschuss von 750.000 DM fest eingeplant hatte. In Mainz hatte man die Bedeutung des Infektionshauses nicht nur für die Stadt Koblenz, sondern für die gesamte Region erkannt. Außerdem galt der Kemperhof als Schwerpunktkrankenhaus bei der Behandlung von Kinderlähmung.49
Obwohl die Finanzierung zunächst gesichert schien, gingen die Ausbauarbeiten nur schleppend voran. „[...] Das Infektionshaus kommt nicht vom Fleck. Wenn ein bisschen energischer gearbeitet werden würde, wäre alles schon bald fertig. Außerdem haben sie sich kolossal verrechnet, sodaß die Kosten die veranschlagte Summe weit übersteigen“, meldete die Krankenhauschronik Anfang Februar 1962.50 Für den Oberbürgermeister war das ein Grund, sich von dem Projekt zu distanzieren, das ja noch unter seinem Amtsvorgänger Josef Schnorbach – der von 1946 bis 1960 an der Spitze der Stadtverwaltung stand – auf den Weg gebracht worden war. In der Tat waren die Kosten explodiert. Die Rhein-Zeitung meldete bereits Mehrkosten in Höhe von 466.500 DM. Macke sprach daher von unausgereiften Plänen und unausgereiften Finanzvorstellungen. Er selbst habe zwar als eine seiner ersten Amtshandlungen den ersten Spatenstich getan, aber nicht geahnt, was er damals „angestochen“ habe, ließ der Oberbürgermeister die Presse wissen. Schließlich stockten das Land und die benachbarten Landkreise ihre Zuschüsse auf, sodass weiter gebaut werden konnte.51
Nicht nur der schleppende Fortgang der Arbeiten war damals ein Problem. Im Verlauf des Jahres 1962 wurden die personellen Engpässe immer bedrohlicher. Die Perspektive, in einem Krankenhaus zu arbeiten, war für viele schon allein aus finanziellen Gründen wenig verlockend. Es war die Zeit der Vollbeschäftigung und wer damals eine Stelle suchte, konnte in der Regel noch auswählen. Besonders schwierig war es, Hausgehilfinnen zu finden, die bereit waren, im Kemperhof zu arbeiten. „[...] Wir können die Stationen kaum mehr besetzen. Was man vom Arbeitsamt bekommt sind meist ganz junge Mädchen, die andauernd Freizeit haben und in die Berufsschule gehen. Mit Vorliebe wird die Schule geschwänzt, und dafür den ganzen Tag in der Stadt herumgebummelt. An uns geht dann die Mahnung der Berufsschule [...]“, heißt es schon fast resignierend in einem Chronik-Eintrag vom Mai 1962.52 Im Sommer wurde der Hilferuf noch deutlicher: „[...] Die Berliner Mauer macht sich sehr bemerkbar. Wir bekommen keine Hausgehilfinnen mehr aus der Ostzone. Wenn wir das Arbeitsamt anrufen, erhalten wir meist eine abschlägige Antwort. [...]“53 Am 18. Mai 1962 zitiert die Rhein-Zeitung Oberbürgermeister Macke mit den Worten: „Wir glaubten zunächst, das Schlimmste befürchten zu müssen!“ Wegen des Personalmangels sah Macke die Situation der städtischen Krankenanstalten mit Recht kritisch. Nur rund 80 von 100 Stellen waren besetzt.
Beim Blick in die Details entdeckt man weitere ernüchternde Zahlen: Von den 38 Planstellen für Ordensschwestern waren acht frei. Von den 60 Stellen, die man für „freie“ Schwestern vorgesehen hatte, waren nur 17 besetzt. Auch beim männlichen Personal gab es Lücken: 14 Pfleger hätten im Kemperhof arbeiten können, in Wirklichkeit waren es aber nur neun. Fast dramatisch war die Situation für die Haus- und Küchenangestellten: Von den insgesamt 86 Stellen waren 17 vakant. Die gravierenden Probleme wurden schließlich durch den Einsatz von Ausländerinnen provisorisch gelöst.54 Im Spätjahr 1962 wurden zumindest die Engpässe bei den Hausgehilfinnen beseitigt – und zwar mit dem Einsatz von Gastarbeiterinnen. Im November kamen insgesamt acht Frauen aus Spanien und Griechenland an. Sie wurden zunächst auf sechs Monate befristet eingestellt, wobei ein Dolmetscher die Sprachprobleme löste. „[...] Die meisten leben sich sehr gut ein, außer einer Spanierin und einer Griechin. Beide sind verheiratet, und haben solches Heimweh, dass wir die Spanierin beinah in eine Nervenheilanstalt bringen mussten. Die Griechin, eine halbe Russin, schrie den ganzen Tag nach ihrem Mann, Gott sei Dank, dass wir sie glücklich nach Hause verfrachtet haben! [...]“ So lautete die erste Zwischenbilanz.55 Der chronische Fachkräftemangel sollte jedoch anhalten. Mithilfe aus Fernost wurde dieses Problem erst 1967 gelöst. Im Januar traten 15 Koreanerinnen ihren Dienst in den städtischen Krankenanstalten an. Die Flugkosten für die Krankenschwestern in Höhe von jeweils 1400 DM hatte die Stadt Koblenz übernommen.56
Unterdessen gingen die Diskussionen um das Isolierhaus weiter. Anfang Februar 1963 meldete die Rhein-Zeitung, dass das prestigeträchtige Gebäude inzwischen viermal teurer gekommen war als ursprünglich geplant. Zahlen wurden gleich mitgeliefert. Demnach war im Zielplan von 1957 von Baukosten in Höhe von 930.000 DM die Rede gewesen. Im Etat von 1959 habe man dann erstmalig von einer Million gesprochen. Nachdem der Rat am 12. November 1959 Benno Schachner mit der Ausarbeitung ausführbarer Entwürfe beauftragt habe, hätten 2,3 Millionen DM als Baukosten zur Debatte gestanden, die der Stadtrat dann bewilligt habe. Am 8. Februar 1962 seien weitere 466.000 DM bewilligt worden (siehe oben). Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Gesamtkosten bereits auf rund 2,7 Millionen DM erhöht. Anfang 1963 stand schließlich fest, dass weitere 936.000 DM benötigt würde, sodass jetzt von Gesamtkosten in Höhe von 3,6 Millionen DM die Rede war – ein neues Kesselhaus war in dieser Kalkulation noch nicht einmal enthalten. Dabei stand es fest, dass die Heizungsanlage des alten Kemperhofs nicht dazu geeignet war, zusätzlich das neue Isolierhaus zu versorgen.57 Folglich verzögerte sich die Inbetriebnahme weiter. In der Nähe des Ostbunkers wurde schließlich ein neues Kesselhaus errichtet, das im Januar 1964 in Betrieb ging. Noch einmal gab es heftige Diskussionen im Stadtrat, wobei die Ratsmitglieder kritisierten, dass ihnen immer noch keine detaillierte Gesamtplanung für das neue zu errichtende Klinikum vorlag.
Am 19. Juni 1964 waren die Streitereien allerdings vergessen. An jenem Freitag konnte das Isolierhaus endlich in Betrieb genommen werden. Die Tagespresse feierte das neue Gebäude. Auch der damalige Krankenhausdezernent Dr. Aldfried Richter lobte das Werk als „modernstes Infektionskrankenhaus nicht nur der Bundesrepublik, sondern sogar ganz Europas“. Anerkennung gab es schließlich auch für die Architekten Benno Schachner und Paul Witan (Offenbach) sowie für Hans Schönhagen – Sohn des bekannten Koblenzer Baumeisters Otto Schönhagen –, der die Bauleitung übernommen hatte. „Das neue Koblenzer Infektionshaus gleicht einem komfortablen Hotel“, bilanzierte die Rhein-Zeitung und begründete dies mit der Tatsache, dass die moderne technische Entwicklung beim Bau berücksichtigt worden sei. In der Tat war für damalige Verhältnisse einiges ungewöhnlich: Jedes Krankenzimmer hatte eine eigene Dusche und Toilette sowie einen Balkon. An den Krankenbetten gab es „Fernmeldeanlagen“, um so in Kontakt mit Besuchern treten zu können. Sogar ein Kindergarten fehlte nicht.58
Der technische Fortschritt hatte jedoch seinen Preis: Das Infektionshaus mit seinen 72 Betten kostete schließlich 4,2 Millionen DM. Der neu abgesteckte Kostenrahmen wurde somit noch einmal deutlich überschritten. Allerdings steckte der Teufel im Detail. Laut Tagespresse waren die enormen Mehrkosten vor allem wegen des erforderlichen Baus eines eigenen Abwasserkanals und einer Einrichtung zur Abwasserdesinfektion entstanden. „Dass die Probleme der Desinfektion besondere Überlegungen erforderten, mag man der Tatsache entnehmen, dass es noch keine rechtsverbindlichen Vorschriften gibt, wie das Keimfreimachen der Abwässer zu erfolgen habe. So wurde versucht, die neuesten Erkenntnisse zu berücksichtigen, mit dem Erfolg, dass die ursprünglich auf 80.000 DM veranschlagte Desinfektionsanlage schließlich das Fünffache gekostet hat, dafür aber auch ziemlich einmalig in der Bundesrepublik ist. Dieses Experimentieren sowie das Bemühen, mit der seit einigen Jahren technisch rasanten Entwicklung auf dem Gebiet des Baus von Infektionshäusern Schritt zu halten, haben auch die Bauzeit länger als geplant ausgedehnt, auf dreieinhalb statt zweieinhalb Jahre“, stand in Rhein-Zeitung. Dazu gab es den Hinweis, dass man bereits eine neue Erschließungsstraße gebaut habe, die später dem gesamten neuen Krankenhaus zu Gute kommen sollte.59 Der Anfang für die Realisierung eines modernen Klinikums waren gemacht.60
4.2 Eine andere Strategie
1964 legten Benno Schachner und die Architekten- und Ingenieurgruppe Witan & Securius einen Vorentwurf für den Neubau des gesamten Krankenhaustraktes vor, wobei man von der ursprünglichen Strategie abwich: Die Idee, den Neubau des Kemperhofes in mehreren Bauabschnitten zu errichten, wurde verworfen. Die Defizite der alten städtischen Krankenanstalten waren im Vergleich mit dem neuen Isolierhaus immer deutlicher geworden, sodass es galt, Zeit zu gewinnen. Mehr noch: Das Krankenhaus der kurzen Wege sollte auch von Unterbringungsmöglichkeiten für Ärzte und medizinisches Personal profitieren, die in unmittelbarer Nachbarschaft errichtet werden sollten. Unabhängig vom Neubau des eigentlichen Krankenhauses begann man deshalb zunächst mit dem Bau eines Ärztehauses und eines Schwesternwohnheims, das zudem Schwesternschule und Schwesternvorschule enthielt. 1968 wurde schließlich das Ärztehaus durch die Koblenzer Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft fertiggestellt. In dem Gebäude entstanden sechs für damalige Verhältnisse komfortable Dreizimmerwohnungen à 73,96 Quadratmetern zu einem Mietpreis von rund 232 DM und sechs Vierzimmerwohnungen mit jeweils 84,94 Quadratmetern, für die etwa 268 DM monatlich zu bezahlen waren.61 Bereits ein Jahr später wurde das Schwesternwohnheim in Betrieb genommen. Allein in dieses für damalige Verhältnisse hoch moderne Gebäude wurden insgesamt 5,3 Millionen DM investiert. Für die Schwestern wurden 100 Einzelzimmer mit Nasszellen geschaffen. Schwesternschülerinnen wohnten in 30 Doppelzimmern. Für den eigentlichen Krankenhaus-Neubau hatte der Koblenzer Stadtrat bereits am 7. Dezember 1967 grünes Licht gegeben. Die Finanzierung schien gesichert. Allerdings wollte man Abstriche machen: Nicht alles, was damals technisch wünschenswert gewesen wäre, sollte realisiert werden. Im Juli 1968 titelte die Rhein-Zeitung „Mit dem Kemperhof Neubau wird es jetzt ernst“: Die Vorbereitungsarbeiten für den Bau des Objekts hatten begonnen, in das insgesamt 31,5 Millionen DM investiert werden sollten. Böse Überraschungen, wie die dramatischen Kostenüberschreitungen beim Isolierhaus, wollte man nicht mehr erleben. Und so wurde dem Architektenteam auf Beschluss des Stadtrates ein Gremium zur Seite gestellt, dem auch Vertreter der Ärzteschaft und die Oberin angehörten. Die Hauptverantwortung in diesem neuen Beirat lag jedoch beim damaligen Kemperhof-Verwaltungsdirektor Josef Kirsch und den Ingenieuren in der städtischen Bauverwaltung, die über den richtigen Einsatz der knappen Mittel wachten. Doch auch dieses Mal stellte sich heraus, dass es nicht sinnvoll sein würde, kurzsichtig an der Kostenschraube zu drehen und das Projekt „abgespeckt“ zur realisieren. Alle Beteiligten waren sich einig, dass es sinnvoller sei, die Ausstattung des Neubaus den aktuellen technischen Entwicklungen anzupassen. Das bedeutete zwar eine verlängerte Bauzeit und höhere Kosten, doch das musste man in Kauf nehmen. Man wollte eben auf dem neuesten Stand der Krankenhaustechnologie sein. Dazu gehörte auch der Bau eines Hubschrauberlandeplatzes, um eine schnellstmögliche Versorgung zu garantieren. Und genau für diesen Platz standen ursprünglich keine Mittel und auch keine Landeszuschüsse zur Verfügung – für die Bezuschussung des Baus eines Hubschrauberlandeplatz war nämlich nicht das Mainzer Sozialministerium, sondern das Innenministerium zuständig. Schließlich sollten dann doch die erforderlichen Mittel aus der Landeshauptstadt fließen.62
Im Juli 1969 war der Rohbau des Kemperhof-Neubaus fertiggestellt, Mitte des Monats konnte Richtfest gefeiert werden. Nicht ohne Stolz wies man gerne darauf hin, dass es sich um die größte Hochbaumaßnahme handelte, die in Koblenz bis dato durchgeführt worden war.63 Und obwohl Kräfte und Mittel gebunden waren, hatte man schon das nächste Projekt im Auge: Als dritter Bauabschnitt wurde dann auch der Bau einer neuen Kinderklinik mit 120 Betten beschlossen. Baubeginn sollte 1974 sein. Doch das war zunächst noch Zukunftsmusik. Wichtiger war es, die Mehrkosten für den Bau des neuen Haupthauses zu finanzieren. Der Koblenzer Stadtrat bewilligte 1972 weitere Mittel in der Höhe von 7,4 Millionen DM. Damit erhöhten sich die Baukosten auf rund 53 Millionen DM.64 Das Investitionsvolumen überstieg nun die ursprünglich veranschlagte Summe von rund 31,5 Millionen DM deutlich. Dennoch verkündete der damalige Oberbürgermeister Willi Werner Macke eine gute Botschaft: Das Land habe nach zähen Diskussionen die nun erheblich höheren Investitionen anerkannt und sei bereit, entsprechende Zuschüsse zahlen. Die Stadt hatte nachweisen können, dass die erhöhten Baukosten wirklich auf zusätzliche Maßnahmen zurückzuführen waren. So wurde im Gegensatz zu den ersten Planungen das siebte Obergeschoss voll ausgebaut.
Trotz des Ringens um die Finanzierung des Großprojektes, waren die Voraussetzungen für Krankenhaus-Neubauten recht gut. War doch erst am 29. Juni 1972 mit dem „Gesetz zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenhauspflegesätze – KHG“ eine Grundlage für die angebotsorientierte Krankenhausplanung der Länder geschaffen worden.65 Die Folgen: Wurde ein Projekt erst einmal in den Krankenhausplan der Länder aufgenommen, stand einer Realisierung quasi nichts mehr im Wege, zumal die Krankenkassen gezwungen waren, mit dem neu zu erbauenden oder zu erweiternden Krankenhäusern Verträge zu schließen. Einen weiteren Vorteil zugunsten der Krankenhäuser brachte die „Verordnung zur Regelung der der Krankenhauspflegesätze (Bundespflegesatzverordnung – BPflV)“ vom 25. April 1973. Mit dieser Verordnung wurde das „Selbstkostendeckungsprinzip“ eingeführt. Fortan gab es kostendeckende Pflegesätze, die die Krankenkassen zahlten. Da die Höhe dieser Sätze erst im Folgejahr nach dem Rechnungsabschluss der Kliniken angegeben werden musste, bestand zum damaligen Zeitpunkt keine Gefahr, dass die Krankenhäuser am Ende draufzahlen mussten. Somit entfiel der Zwang, sparsam zu wirtschaften. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum in dieser Zeit, so Alfons Labisch und Reinhard Spree, eine „Planungseuphorie“ ausbrach, die zu zahlreichen Krankenhausbauten führte und erst zu Beginn der 1980er-Jahre abflaute.66 Erst in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre schuf der Gesetzgeber die ersten Instrumente, um die durch die bisherigen Regelungen eingeleitete Kostenexplosion in den deutschen Krankenhäusern einzudämmen. Auswirkungen auf den Koblenzer Kemperhof-Neubau hatte dies nicht, weil das Großprojekt im Sommer 1973 abgeschlossen war und der geplante Bau einer neuen Kinderklinik den Bedürfnissen in der Stadt entsprach.
4.3 Suche nach dem „Markenzeichen“
Das prestigeträchtige Projekt auf dem Kemperhofgelände entfachte eine öffentliche Diskussion über den künftigen Namen der städtischen Krankenanstalten. Die Verwaltung favorisierte die Bezeichnung „Städtisches Krankenhaus Kemperhof“, während der Krankenhausauschuss das Markenzeichen „Städtische Klinik Kemperhof“ vorzog. Der Ausschuss hatte den neuen Namen bereits am 1. Dezember 1972 ins Spiel gebracht. Allerdings sorgte der Begriff „Klinik“ für Unruhe. Zwar kam der Kemperhof schon damals als Lehrkrankenhaus der Johannes Gutenberg Universität Mainz in Betracht67, doch äußerte das zuständige Ministerium in Mainz schwerwiegende Bedenken wegen des Begriffs „Klinik“. Die Stadtverwaltung kam den Bedenkenträgern aus der Landeshauptstadt entgegen und empfahl dem Stadtrat, es bei der Bezeichnung „Städtisches Krankenhaus Kemperhof“ zu belassen. Der damalige Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Karl-Heinz Schriefers, schlug schließlich vor, den Namen „Städtische Krankenanstalten Kemperhof“ beizubehalten. Daneben sollte jede selbstständige Abteilung als „Klinik“ bezeichnet werden. Nach einigem Hin und Her entschied man sich für die salomonische Lösung des Ärztlichen Direktors. Ende Januar 1973 erschien im „Lokalanzeiger Koblenzer Schängel“ folgende Mitteilung der Stadtverwaltung Koblenz: „Der Haupt- und Finanzausschuss wird dem Stadtrat empfehlen, den Namen des neuen Krankenhauses Kemperhof nicht zu ändern. Allerdings sollen die einzelnen Abteilungen […] die Bezeichnung ,Kliniken‘ tragen.“ Endlich war ein Kompromiss gefunden worden, mit dem alle Seiten gut leben konnten. Die Fachabteilungen hießen fortan Medizinische Klinik, Chirurgische Klinik, Anästhesie und Intensivmedizin, Radiologie und Strahlenklinik, Gynäkologie und Geburtshilfe, Urologische Klinik und Kinderklinik.68
4.4 Der neue Kemperhof wird eingeweiht
Mit dem Bau des neuen Betten- und Funktionshauses begann eine neue Ära. Doch zunächst gab es einen Abschied. Die Ordensfrauen des heiligen Karl Borromäus mussten ihren Einsatz im Dienste der Kemperhof-Patienten aufgeben. 147 Jahre hatten sie den Alltag im Bürgerhospital und später in den städtischen Krankenanstalten auf dem Kemperhofgelände geprägt. Mit der Umstrukturierung des Kemperhofes zu einem Schwerpunktkrankenhaus war für das Mutterhaus des Ordens in Trier abzusehen, dass die Aufgaben ihrer Schwestern – die zudem Nachwuchssorgen plagten – in Koblenz erfüllt waren. Bereits in den Jahren 1960 und 1964 hatte die Stadt die Verträge gekündigt, doch dann den Rücktritt vom Rücktritt vollzogen. Mit der Vollendung des Neubaus wurde der Abschied dann endgültig zum 30. Juni 1973 vertraglich fixiert.69
Nach und nach verließen die Schwestern den Kemperhof. Auch vor dem Sommer 1973 kam es vor, dass eine Schwester, wenn sie aus Altersgründen oder durch Ableben aus dem Dienst schied, durch eine „weltliche“ Krankenschwester ersetzt wurde.70 Zuletzt ging Schwester Oberin Edberta Kalkowski, nachdem sie fast alle Schwestern bei ihrem Abschied persönlich begleitet hatte.71 Sie selbst verließ das Krankenhaus am 30. September 1973. Etwas anders sah es an der Krankenpflegeschule aus: Schwester Gerlinde Stahlhober blieb auf Wunsch der Stadt noch länger, um die Schwesternschülerinnen in der Ausbildung noch bis zu ihrem Abschluss begleiten zu können.72 Die Borromäerinnen kehrten nach Trier zurück, wo sie in einem ordenseigenen Krankenhaus tätig wurden, das in jüngster Vergangenheit zu einer modernen Schwerpunktklinik entwickelt wurde.73
Für die Ärzte, Pflegekräfte und übrige Belegschaft war der Weggang der Ordensfrauen ebenfalls eine Umstellung. Die Schwestern waren nämlich zugleich beliebt und gefürchtet. Wie man aus Erinnerungen ehemaliger Kemperhofmitarbeiter erfahren kann, herrschte unter den Stationsschwestern ein zumeist strenges Regiment. Der Abschiedsgottesdienst für die Borromäerinnen am 1. Juli 1973 war gleichzeitig auch Teil der Einweihungsfeierlichkeiten für den neuen Kemperhof. Die offizielle Übergabe des neuen Krankenhauses lag zu diesem Zeitpunkt schon fünf Tage zurück: Am 26. Juni 1973 hatte der damalige Ministerpräsident Dr. Helmut Kohl das Haus seiner Bestimmung übergeben.74 Der für den 28. Juni vorgesehene Beginn des Krankenhausbetriebes verzögerte sich jedoch bis in die zweite Julihälfte. Von offizieller Seite hieß es, dass die Handwerker und Mitarbeiter von Prüf- und Abnahmestellen zum größten Teil verreist seien, denn es sei Ferienzeit. Diese Begründung scheint aber aus gegebenem Anlass wenig plausibel. Vielmehr soll ein unkontrollierter Materialschwund aus dem noch nicht fertiggestellten Gebäude die Ursache für die Verzögerungen gewesen sein. Der Bau war nämlich anfangs nicht durch eine Wach- und Schließgesellschaft gesichert, sodass nachts unbemerkt Baumaterial abgefahren wurde.75
Trotz dieser wenig erfreulichen Ereignisse konnte der Neubau Schritt für Schritt in Betrieb genommen werden: Die Telefonzentrale war am 21. Juli 1973 eingerichtet, das Labor nahm am 16. August den Betrieb auf. Am 21. August folgten medizinische Abteilung und Medico. Am 18. September kamen endlich die übrigen Fachabteilungen und die Verwaltung dazu.76 War zunächst durch die widrigen Umstände viel Zeit verloren gegangen, lief in der letzten Stufe der Inbetriebnahme alles wie am Schnürchen. Der Zeitplan für den September-Umzug war straff durchgeplant: Die Aktion begann um 8.30 Uhr und war um 15 Uhr abgeschlossen.77 Diese erstaunliche Geschwindigkeit war freilich nur möglich, weil beim Umzug vom Alt- in den Neubau Einheiten der Bundeswehr tatkräftig mithalfen.78 Kurzum: Im Neubau konnten zum gleichen Zeitpunkt alle Funktionsbereiche sowie Zentral- und Versorgungseinheiten in Betrieb genommen werden. Das galt auch für die Kinderstation. Den krönenden Abschluss bildete der neue Hubschrauberlandeplatz, den der damalige rheinland-pfälzische Innenminister, Heinz Schwarz, am 17. Oktober 1973 offiziell einweihte.79
4.5 Das Gebäude
Im Hinblick auf Krankenhausarchitektur und technische Ausstattung gehörte der neue Kemperhof zu den modernsten Einrichtungen seiner Zeit. Oberstes Gestaltungsprinzip des Architekten Benno Schachner und der Ingenieure Paul Witan und Wolfgang Securius, die bereits das Isolierhaus geplant hatten, war Funktionalität. Dies äußert sich in der formalistisch schlichten und aus heutiger Sicht nicht unbedingt schönen Ausführung des Baus. Der Neubau hatte von Anfang Vorzüge, die sich immer noch bewähren. So gingen die Planer extrem sparsam mit den Flächen um – das fand nicht überall Beifall, doch blieben die Betriebskosten im Rahmen. Dieser ökonomische Ansatz bewährt sich angesichts der rapide angestiegenen Betriebskosten bis auf den heutigen Tag.80
Das 1973 eröffnete neue Hauptgebäude liegt in etwa parallel zur Koblenzer Straße. Es erstreckt sich etwa südöstlich zu den alten Bauten, die das Gelände zur Mosel hin abschließen. Über eine neu angelegte Zufahrt ist das Kemperhofgelände zu erreichen. Diese Zufahrt ermöglicht die direkte Anfahrt an das Isolierhaus und an das Hauptgebäude (Anfahrt für Liegendkranke und die Nachtaufnahme). Eine Auffahrt führt zu den beiden neu angelegten Besucherparkplätzen, die insgesamt 190 Stellplätze anboten. Ebenso kann der westlich gelegene Wirtschaftshof angefahren werden, wobei dort zur Erbauungszeit eine getrennte Ver- und Entsorgungsstraße zur Verfügung stand. Die älteren Teile des Kemperhofes sind ebenfalls über diese Straße erreichbar. Das Stahlbetongebäude präsentiert sich als einheitlicher, langrechteckiger Bau – ein so genannter „Breitfußtypus“, der bereits in der frühen Nachkriegszeit vor allem von den Frankfurter Architekten Georg Köhler und Felix Kästner sowie der Hamburger Architektengemeinschaft Konstany Gutschow und Godber Nissen eingeführt worden war und sich in den folgenden Jahren an vielen Klinikstandorten in Deutschland durchsetze. Georg Köhler hatte bereits 1955 in einem Vortrag in Basel für den neuen Typ plädiert. Das Sockelgeschoss, eben der „Breitfuß“ war für ihn ein Tiefkörper, in dem vor allem die Untersuchungs- und Behandlungsabteilungen untergebracht werden sollten.81 Freilich war der „Breitfußtypus“ keine rein deutsche Erfindung. Axel Hinrich Murken ging 1988 davon aus, dass das als Vorbild für spätere Krankenhausbauten in Deutschland das Hôpital Sain-Lô in Frankreich diente, das bereits Ende der 1940er-Jahre vom Architekten Paul Nelson als 400-Betten-Haus entworfen worden war und in den Jahren 1945 und 1945 realisiert wurde82 und schon genau das vorweg nahm, was den Kemperhof-Neubau auszeichnete.
In Deutschland bildeten sich die ersten Konturen des Breitfußsystems bereits in den 1950er-Jahren heraus. Frühe Beispiele sind die beiden vom Büro Gutschow und Nissen geplante Neubauten des später mehrfach erweiterten Universitätsklinikums Tübingen (1955/56) und der Chirurgischen Klinik der Universität Düsseldorf (erbaut 1955–1958). In beiden Fällen kombinierten die Architekten ein streng vertikales Bettengebäude mit ein- und zweigeschossigen Vorbauten, die funktionale Lösungen für die täglichen betrieblichen, wirtschaftlichen und medizinischen Herausforderungen anboten.83 Im Falle des Kemperhofs verfuhr das Büro Witan & Securius nicht anders. Auch heute noch beherbergt der dreieinhalbgeschossige Flachbau und Untersuchungsräume, Behandlungszimmer, Verwaltungsräume und alle notwendigen Einheiten für die medizinische, wirtschaftliche und technische Unterhaltung der Klinik. Über dem Flachbau erhebt sich das achtgeschossige Bettenhaus. Breite, gleich gestaltete Fensterbahnen gliedern den Bau in die einzelnen Geschosse und unterstreichen den horizontalen Baukörper. Der Besucher betritt das Gebäude durch den Haupteingang, der in der Mitte der Längsseite von Flach- und Bettenhaus im ersten Geschoss liegt. Man passiert die Aufnahme und den Pförtner und befindet sich in der Eingangshalle mit Kiosk und Telefonen, an deren Ende sich die Aufzüge und das Treppenhaus befinden. Über verschiedene Flure zu beiden Seiten gelangt man zu den einzelnen Abteilungen und Untersuchungseinrichtungen sowie zur Verwaltung. Im unteren Geschoss 0 befinden sich weitere Untersuchungs- und Behandlungsräumlichkeiten sowie die Küche nebst Cafeteria.
4.5.1 Stationen und Betten
In sieben Obergeschossen sind die 14 Stationen mit je 34 Betten untergebracht. Im Dachgeschoss befinden sich Technik- und Bereitschaftsräume. Alle Stationen sind im Grundriss im Hinblick auf Krankenzimmer identisch gestaltet. Gesonderte Privatstationen existieren nicht. Die zwei Stationen in jedem Geschoss werden über drei Aufzüge erreicht. Ihnen gegenüber liegt jeweils ein Aufenthaltsraum, der auch für den Empfang von Besuchern gedacht ist. Ein nicht für den allgemeinen Gebrauch gedachter, interner Aufzug liegt im Bereich der OP-Räume und der Liegendkrankenaufnahme. In der Mitte der Stationen liegen jeweils das Stationszimmer, Ärztezimmer, Untersuchungsraum, Schwesternraum und Teeküche. Die 476 Betten des Haupthauses ergeben zusammen mit den 74 Betten des Isolierhauses 550 „NeubauBetten“ in der Normalpflege. Zimmer. Auf jeder Station gibt es zehn nach Süden geöffnete Krankenzimmer und vier Schwerkranken-Einzelzimmer auf der Nordseite. Jedes Krankenzimmer – es sind vorwiegend Dreibett-Zimmer – verfügt über eigene Toiletten und Waschmöglichkeiten, sodass den Patienten Wege über den Flur erspart bleiben. Dusch- und Bademöglichkeiten sind auf den Stationsfluren ebenfalls so angeordnet, dass sie von den Patienten schnell erreicht werden können. Im Flachbau sind in den Abteilungen Intensivmedizin, Nuklearmedizin sowie in der Entbindungs- und Neugeborenenstation weitere Funktionsbetten vorhanden.
4.5.2 Organisation des Neubaus
Sieben hauptamtlich besetzte Disziplinen übernahmen die Funktionen des Schwerpunktkrankenhauses. Im Einvernehmen mit der Landesregierung wurde die Bettenzahl gemäß dem fortgeschriebenen Landeskrankenhaus wie folgt festgelegt (in den späten 1990er-Jahren sollte eine erhebliche Reduzierung folgen):
Pflegeeinheiten
Medizinische Betten 167 Betten
Chirurgische Klinik 160 Betten
Gynäkologische und
Geburtshilfe-Klinik: 70 Betten
Urologische Klinik: 80 Betten
Radiologische und Strahlen-
Klinik: 39 Betten
Kinderklinik: 110 Betten
Säuglinge: 32 Betten
Geplante Nachsorge Betten
Im Altbau: 32 Betten
Funktionseinheiten
Anästhesiologische Klinik: 6 Betten
Intensivpflege: 11 Betten
Medizinische Klinik:
Entgiftungszentrale
(einschl. Schleusen): 8 Betten
Dialyse: 4 Betten
Gesamt 719 Betten84
4.5.3 Die neue Zentralküche
Trotz des modernen und hochfunktionellen Gebäudes hatten die Mitarbeiter des Kemperhofs mit ganz profanen Problemen zu kämpfen. Denn die durch den Umzug in den Neubau bedingten Veränderungen stellten alle vor große Herausforderungen. Das galt natürlich auch für die Organisation der neuen Krankenhausküche. Dennoch: Über die neuen Arbeitsbedingungen war natürlich jeder froh. Wie folgender Eintrag in der Kemperhof-Chronik vom Dezember 1972 zeigt, waren nämlich die Monate vor dem Umzug von Provisorien geprägt: [...] „Wir haben seit Frühjahr 1972 einen neuen Küchenchef – Herrn [Kurt] Gellert: Er wohnt mit seiner Familie in dem kleinen Blockhäuschen neben dem Kemperhof. Ein tatkräftiger Mann, der sich große Mühe gibt, die schwierigen Küchenverhältnisse zu meistern und die Pläne für den Umzug in den Neubau zu schmieden. […]“85 Diese Holzblockhäuser hießen auch „Schweizerhäuser“. Sie waren nach dem Krieg als „Spende“ aus der Schweiz auf dem Gelände des Kemperhofes errichtet worden.86
Am 17. Mai 1973 übernahm Küchenchef Kurt Gellert schließlich seinen neuen Arbeitsbereich – die Zentralküche. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Küche im Altbau teilweise stillgelegt.87 Das neue Küchenteam bestand aus Kurt Gellert, vier Köchen, zwei Diätassistentinnen und 30 weiteren Mitarbeitern. Doch bis zum Einzug der Patienten in den fast fertigen Neubau sollten seit Inbetriebnahme der Küche noch vier Monate vergehen. In der Zwischenzeit mussten die Speisen von der neuen Küche in den Altbau transportiert werden. Dabei waren nicht unerhebliche Distanzen zu bewältigen. Kleine Wagen mit Elektroantrieb sollten die logistischen Probleme lösen helfen. Allerdings konnte das Küchenpersonal auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Transporte der Mahlzeiten über das Kemperhofgelände waren für Mitarbeiter und Patienten nämlich alles andere als ein ungewöhnlicher Anblick, sondern spätestens seit der Inbetriebnahme des Isolierhauses 1964 an der Tagesordnung: Bis zur Fertigstellung des Kemperhof-Neubaus wurden die Patienten in diesem Gebäude über die Küche des Altbaus versorgt. Auch in diesem Fall hatte man sich der Elektrowagen bedient – die Distanzen waren ähnlich groß. Mithilfe der Elektrotransporte ließen sich die Jahre und Monate des Übergangs recht gut bewältigen. Die Zeit der Not und Nachkriegsprovisorien lag inzwischen lange zurück, Lager- und Kühlräume waren gefüllt, die Ausstattung zufrieden stellend. Und das war auch gut so. Immerhin mussten täglich etwa 600 Patienten versorgt werden. Hinzu kam die Hälfte der Kemperhof-Belegschaft – also gut 400 Mitarbeiter.88
Um die Versorgung möglichst funktionell und rationell zu gestalten, verband man den Umzug der Küche in den Neubau mit einem völlig neuen Konzept. Zukünftig sollte jeder Patient sein eigenes Tablett mit den von ihm ausgesuchten Speisen erhalten. Das war eine absolute Innovation in der Essensversorgung der Patienten. Im alten Kemperhof hatte der Alltag da noch ganz anders ausgesehen: Die fertig zubereiteten Speisen waren dort noch in großen Behältern auf die einzelnen Stationen gefahren worden. In den dezentralen Küchen wurden dann die Mahlzeiten warm gehalten, portioniert und verteilt. Das hatte für Schwestern und Pfleger gravierende Nachteile: Mussten sie doch einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Arbeitszeit in fachfremde Arbeiten investieren: Sie waren es, die einzelne Portionen zusammenstellten und erst dann den Patienten ans Bett brachten. Einen gewissen Fortschritt brachten in der Übergangszeit neuartige Thermobehälter, in denen das Essen heiß blieb. Das machte zwar den Umweg über die Stationsküchen überflüssig, doch wurden die Behälter mit den Speisen immer noch von Zimmer zu Zimmer geschoben, um dort weiterhin einzeln zugeteilt zu werden. Die Umstellung auf eine zentrale Portionierung und Tabletts brachte aber nicht nur für die Belegschaft des Kemperhofs Vorteile, sondern auch für die Patienten: Die neue Küche bot nun mittags eine Auswahl von drei Essen an. Im Vorfeld entwarf das Küchen-Team Langzeit-Speisekarten über einen Zeitraum von zehn Wochen. Jedem Patienten lag eine Wochenspeisekarte vor, aus der er seine Menüs wählte und seine Wünsche auf einer Karte notierte. An einem Portionierungs-Fließband in der Hauptküche wurden die Speisen mithilfe dieser Karten stationsweise zusammengestellt und die fertigen Essenstabletts servierfertig auf Wagen verladen. Diese waren mit passenden Schubeinlagen versehen. Station für Station konnte so zusammengestellt werden. Das Essen, durch Plastikhauben oder Folie abgedeckt, gelangte über einen Aufzug zu den Stationen. An diesem Prinzip hat sich bis heute nichts geändert, wenngleich der technische Fortschritt mit der Zeit Behältnisse brachte, mit denen das Essen frischer und appetitlicher aussah. Damals wie heute war und ist die Kalkulation der benötigten Lebensmittel die logistische Herausforderung für den Küchenchef, da alle benötigten Zutaten zu möglichst günstigen Konditionen eingekauft werden müssen. Das war übrigens nicht immer so. Nicht nur das alte Bürgerhospital, sondern auch die städtischen Krankenanstalten auf dem Kemperhofgelände hatten lange Zeit am Prinzip der Selbstversorgung festgehalten. Sogar Blumen für die Ausschmückung der Krankenhauskapelle und der Stationen wuchsen auf dem weiträumigen Krankenhausgelände. Außerdem waren eine Backstube und eine Hausmetzgerei vorhanden. Sowohl im alten Bürgerhospital als auf dem neuen Gelände gab es zeitweise sogar Stallungen für Schweine. Die hauseigenen Wirtschaftsbetriebe existierten recht lange. Sie waren in weiten Teilen noch bis zur Fertigstellung des Neubaus voll funktionsfähig und in Betrieb. So gab es auf dem Kemperhof-Areal große Gärtnereiflächen mit Gewächshäusern. Dort wurde Gemüse und Obst für den Eigenbedarf angebaut. So mancher frühere Mitarbeiter erinnert sich daran, dass im Sommer gerne Pflegekräfte rekrutiert wurden, um die Kirschbäume abzuernten. Auf dumme Gedanken konnte dabei niemand kommen – mit den sittenstrengen Borromäerinnen war nicht zu spaßen. Die Schwestern sorgten nämlich dafür, dass männliches und weibliches Personal ihren Ernteeinsatz getrennt erledigten.89
Teile des Kemperhofgeländes hatte übrigens Bauer Schuch für landwirtschaftliche Zwecke von der Stadt gepachtet. Der Gärtnereibetrieb trug dazu bei, dass ein großer Teil des Lebensmittelbedarfes durch den eigenen Wirtschaftsbetrieb gedeckt werden konnte. Das änderte sich mit der Umstrukturierung des städtischen Krankenhauswesens und vor allem mit dem Beginn des modernen Neubaus vollkommen. Nun brachten Lieferanten die Nahrungsmittel. Die Anbauflächen verschwanden nach und nach. Was blieb, war der enorme Bedarf an „Rohstoffen“, die der Küchenchef für die Versorgung von Patienten und Personal benötigte. Die Rhein-Zeitung stellte im Juni 1973 folgende Musterkalkulation für den typischen Wochenbedarf auf. Demnach wurde benötigt: Ein Bulle (fünf bis sechs Zentner), vier Kälber, vier Schweine, zwei Zentner Aufschnitt, 30 Zentner Kartoffeln, 30 Kilogramm Diätspezialitäten und sonstige Zutaten. Diese große Menge entsprach 3600 Essensportionen für Patienten und Personal wöchentlich. Für den Einkauf der Lebensmittel kam somit leicht ein monatliches „Haushaltsgeld“ von rund 80.000 DM zusammen.90
5. Die Zeit der Neuorganisation
B
ereits im alten Kemperhof bestand akuter Personalmangel im Pflegebereich. Daran konnten auch die Borromäerinnen nichts ändern, die es – wie viele andere geistliche Korporationen auch – schwer hatten, eigenen Nachwuchs zu rekrutieren. Die Gastarbeiterfrage wurde auch im städtischen Krankenhauswesen akut.91
Auch wenn es vorübergehend gelang, die Probleme mit ausländischen Mitarbeiterinnen provisorisch zu lösen, wurde mit dem neuen, größeren Kemperhof dieses Problem immer offensichtlicher. Stadtrat und Verwaltung mussten sich besondere Maßnahmen überlegen, um junge Frauen und zunehmend auch immer mehr junge Männer für die Krankenpflege zu begeistern. Benötigt wurden rund 100 neue examinierte Krankenschwestern und Krankenpfleger für den Kemperhof sowie Altenpfleger für Koblenzer Sozialstationen. Krankenpflege war damals noch ein typisches Berufsfeld für Frauen, die sich strengen Regularien zu unterwerfen hatten. Auch die weltlichen Krankenschwestern – besonders aber die Schwesternschülerinnen – mussten sich weitgehend von einem Privatleben verabschieden. Arbeitszeiten und Freizeit waren streng reglementiert. Der Dienst begann in der Frühe um 7.30 Uhr und dauerte bis 20 Uhr abends. Neben den zur Einnahme der Mahlzeiten festgesetzten Arbeitspausen hatten die Schwesternschülerinnen in dieser Zeit zwei Freistunden, wöchentlich einen freien Nachmittag und jeden zweiten Sonntag frei.92
Wie streng die Regeln im Kemperhof waren, zeigt folgender Auszug aus den Statuten für die „Annahme und Ausbildung von Krankenpflegeschülerinnen in der Krankenpflegeschule der Stadt Koblenz“, vom 29. Oktober 1958: „[...] Die Schülerinnen halten sich auch in ihrer freien Zeit stets innerhalb des Hausbereiches auf. Mit Ausnahme der Urlaubszeit sowie der freien Nachmittage und Sonntage darf der Hausbereich nicht verlassen werden, die tägliche Freistunde soll im Tagesraum oder in den Parkanlagen verbracht werden. Wenn in Ausnahmefällen eine Schülerin das Haus auch während der Freistunde verlassen will, muss sie dies vorher der Lehr-Schwester mitteilen. In jedem Falle müssen die Schülerinnen um 22 Uhr wieder im Hause sein. [...]“ Für die Schwesternschülerinnen dauerte die Ausbildung insgesamt drei Jahre. Nach zwei Jahren folgte eine Prüfung, an die sich ein praktisches Jahr anschloss. Der theoretische Unterricht und die Examina fanden in der sogenannten „Aula“ statt – einer von drei Holzbaracken hinter dem alten Waisenhaus. Von diesen Baracken stand eine bis etwa 1968. Dort gab es auch Versammlungen und Feiern.93
Am Ende der 1950er-Jahre durfte männliches Pflegepersonal nur nach Genehmigung des Stadtrates in den Kemperhof aufgenommen werden. Die Stadtväter wollten auf diese Weise „Unruhe“ vermeiden.94 Dementsprechend verschwindend klein war die Zahl an männlichem Pflegepersonal. Und die Pfleger hatten keinen leichten Stand. Bis etwa 1955 hießen sie noch „Krankenwärter“. Und obwohl sie zumeist die gleiche Ausbildung wie ihre Kolleginnen hatten, gab es keine Gleichbehandlung. Die Männer verrichteten die weniger angenehmen Dienste. Sie mussten Nachttöpfe, Spucknäpfe und Bettpfannen ausleeren oder körperlich schwere Arbeiten wie das Umbetten von Patienten leisten. Auch im Operationssaal assistierte ausschließlich weibliches Personal. Die ersten männlichen Krankenpfleger, die am Kemperhof ausgebildet wurden, wurden 1958/59 zugelassen. Dennoch sollte sich die Situation der Pfleger erst nach dem Weggang der Ordensschwestern normalisieren.95
Auch die finanziellen Anreize, den anstrengenden und verantwortungsvollen Beruf zu erlernen, waren mäßig. Wie die Ausbildungsbestimmungen von 1958 zeigen, wohnten die Auszubildenden zwar mietfrei bei freier Verpflegung, doch gab es im ersten Ausbildungsjahr lediglich 30 DM „Taschengeld“ monatlich. Im zweiten Jahr stieg diese Pauschale unwesentlich auf 40 DM. Erst im letzten Ausbildungsjahr gab es ein Gehalt, das der Vergütungsordnung entsprach. In allen Fällen waren die Krankenschwestern verpflichtet, die Krankenzimmer sauber zu halten und Geschirr zu spülen.96
Eine Lösung zeichnete sich Anfang der 70er-Jahre ab, als man einen anderen zukunftsorientierten Weg einschlug. Das Arbeitsamt und die Stadtverwaltung arbeiteten dabei eng zusammen, wobei die entwickelten Angebote natürlich nicht nur für den Kemperhof galten. Im Rahmen eines gestrafften Lehrgangs sollten die Teilnehmer im Schnellverfahren zu examinierten Krankenschwestern und -pflegern ausgebildet werden. Dabei wollte man aber nicht die Qualität verwässern – das Qualifizierungsangebot richtete sich an Krankenpflegehelferinnen und -helfer, die ja bereits Erfahrungen in Krankenhäusern gesammelt hatten. Als weiteren Anreiz bot man den Interessenten ein Umschulungsgeld, das zu 80 bis 95 Prozent dem zuvor bezogenen Nettogehalt entsprach. Auch Lehrgangsgebühren und Versicherungen wurden übernommen.97
Unabhängig von diesem Weiterbildungsprogramm bemühte sich die Krankenhausleitung weiter intensiv um Mitarbeiter. „Ihre Chance im Kemperhof“, so hieß eine Info-Broschüre, die 1972/73 junge Frauen und Männer für die städtischen Kliniken interessieren sollte. Dass die Lage wirklich ernst war, sieht man an den hervorragenden Konditionen, mit denen man Personal anwerben wollte:
* Vergütung nach dem Bundesangestellten-Tarifvertrag (BAT) je nach Funktion
* Zusatzversicherungen zur Altersvorsorge
* Beihilfen im Krankheitsfall
* Kostengünstige Auswahlverpflegung
* Zuschuss zum Erholungsurlaub nach je zwei Dienstjahren
* Kleidergeld
* Berücksichtigung von Wünschen bei Auswahl des Arbeitsplatzes
* Einzel-Appartements im Schwesternwohnheim mit Nasszelle
* Angenehme Aufenthaltsräume
* Preisgünstige Mieten
* Frisör im Haus
Mit ihrem deutlich verbesserten Angebot richtete sich der Kemperhof nicht nur an kinderlose Frauen. Man hatte erkannt, dass Familie und Beruf organisatorisch unter einen Hut gebracht werden mussten, um die Personaldefizite in den Griff zu bekommen. Genau aus diesem Grund führte man die „Teilzeitbeschäftigung“ ein. Im August 1971 arbeiteten bereits 15 Frauen halbtags im Stift.98 Der Kemperhof zog nach und richtete zudem 1974 mit einem Kostenaufwand von rund 50.000 bis 60.000 DM eine Kindertagesstätte auf dem Kemperhofgelände ein. Dort konnten anfangs bis zu 15 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren montags bis freitags betreut und verpflegt werden. Heute ist die Trägerin der Einrichtung nicht mehr die Stadt, sondern der Caritasverband Koblenz. Die Kita steht jetzt allen Kindern offen, die Aufnahme ist damit nicht mehr an die berufliche Zugehörigkeit der Eltern zum Kemperhof gebunden. Allerdings sind 20 Prozent der Plätze für Kinder des Krankenhauspersonals reserviert.
5.1 Die neue Entgiftungs-Abteilung
Schon vor dem Bau des neuen Betten- und Funktionshauses hatte es viele Ansätze gegeben, den Kemperhof zu modernisieren. Das betraf nicht nur Baumaßnahmen und Ausstattung, sondern vor allem auch die Organisation. Die Defizite einiger Abteilungen waren nämlich nicht allein auf die alten Gebäude zurückzuführen. Auch das Personal sollte umdenken. Hatten doch die Borromäerinnen bis zu ihrem Weggang eine traditionelle, in weiten Teilen rückständige Auffassung von Krankenpflege und Personalführung vertreten. Die Defizite zeigten sich vor allem bei der Betreuung der steigenden Zahl von Vergiftungsfällen und Suizidgefährdeten. Das Krankenhaus musste reagieren: Bereits 1968 wurde unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. habil. Helmut Neumann eine Spezialstation eingerichtet. Die neue „Entgiftungs-Abteilung“ hatte einen Einzugsbereich von fast 100 Kilometern und damit eine überregionale Bedeutung. Für frischen Wind sorgte besonders der neue Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Prof. Dr. Karl-Heinz Schriefers, der 1969 von Bonn nach Koblenz wechselte.99
5.2 Das Pathologische Institut
Lange Jahre hatte es im Kemperhof weder eine Anästhesiologische Abteilung noch eine Pathologie gegeben. Allein ein Sektionsraum stand zur Verfügung, wo Jakob Valerius, Krankenpfleger auf der Inneren Abteilung, die Leichen öffnete und Gewebeproben entnahm. Diese wurden anschließend zur Analyse an ein Labor versandt. Für den ärztlichen Direktor des Kemperhofs war dies auf Dauer ein unhaltbarer Zustand. Helmut Neumann wollte deshalb dem Krankenhaus ein Pathologisches Institut angliedern.100 Wegen der angespannten Finanzlage der Stadt Koblenz war der Bau einer krankenhauseigenen Pathologie ausgeschlossen. So wurde das Pathologische Institut, das auch noch heute erfolgreich auf dem Kemperhofgelände arbeitet, 1960 von Prof. Dr. Lüchtrath als private Einrichtung gegründet, die natürlich nicht nur für die städtischen Kliniken arbeitete, sondern auch für alle anderen Koblenzer Krankenhäuser.
Das neue Institut wurde im „Lungenhaus“ untergebracht, das zu Beginn der 50er-Jahre eigens für die Behandlung von Tuberkulosekranken errichtet worden war. Da die Tbc-Fälle im Laufe der Jahre erheblich zurückgingen, wurde Platz für die Einrichtung der Pathologie frei. Zu Beginn waren die Dimensionen bescheiden: Dem Institut standen lediglich zwei Kellerräume zur Verfügung, in denen lediglich ein Pathologe arbeitete. Auch als die Tuberkulosestation 1970 endgültig geschlossen wurde, änderte sich an den beengten Verhältnissen nichts – es musste ein Provisorium für die Kinderklinik geschaffen werden, deren Neubau erst 1976 eröffnet wurde. Erst jetzt konnte das gesamte Gebäude vom Institut angemietet und genutzt werden. Diese wesentliche Erweiterung kam nicht nur den privaten Betreibern, sondern dem gesamten Kemperhof zugute. Das Vorhandensein einer leistungsfähigen Pathologie war auch ein entscheidendes Kriterium dafür, dass die kommunale Einrichtung schließlich „akademisches Lehrkrankenhaus“ werden konnte.
Das Institut wird heute als Gemeinschaftspraxis geführt. Zurzeit sind dort rund 40 Voll- und Teilzeitangestellte beschäftigt. Zum Team gehören sechs Ärzte, Medizinisch-Technische Assistentinnen, Arzthelferinnen, Zahnmedizinisch-Technische Assistentinnen, Schreibkräfte, ein medizinischer Präparator, ein Sektionsgehilfe und Reinigungskräfte. Das Spektrum der Tätigkeiten in einer Pathologie und deren Fallzahlen haben sich im Laufe der Jahrzehnte gewaltig verschoben. Es dürfen nämlich nicht alle Todesfälle obduziert werden. Nur wenn die Kliniker einen natürlichen Tod bescheinigen und die Angehörigen ihr Einverständnis geben, darf das Institut obduzieren. Ist die Todesursache ungeklärt, muss zunächst einmal die Staatsanwaltschaft ermitteln. Steht fest, dass ein Todesfall „nicht natürlich“ ist, wird die Autopsie von der Rechtsmedizin in Mainz oder Bonn durchgeführt. Unabhängig davon hat sich in Koblenz die Zahl der Obduktionen ohnehin drastisch reduziert. Wurden in den 1960er-Jahren noch etwa 350 Obduktionen und rund 15.000 Histologien (Gewebeuntersuchungen) im Jahr durchgeführt, sind es derzeit nur noch 35 bis 40 Obduktionen jährlich. Dagegen ist die Zahl der Zytologien (Zelluntersuchungen) auf 20.000 und die der Histologien auf 65.000 pro Jahr angestiegen. Die Labor- und Mikroskopiertätigkeit sowie die unvermeidliche Dokumentation von Befunden stehen heute im Mittelpunkt der täglichen Arbeit im Institut, das ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt hat und 2005 entsprechend zertifiziert worden ist.101
5.3 Bessere hygienische Bedingungen
Auch die hygienischen Verhältnisse waren Ende der 1960er-Jahre alles andere als zeitgemäß. Bei Operationen wurden die Patienten in ihrem normalen Krankenbett in den Operationsbereich mit einem septischen und einem aseptischen OP geschoben. Erst dort wurden die Patienten umgelagert. OP-Schleusen im heutigen Sinne gab es im Kemperhof noch nicht. Es fehlte an den einfachsten Dingen, die heute im Krankenhausalltag selbstverständlich sind. Die Krankenschwestern und -pfleger hatten zum Beispiel keine Einweghandschuhe, obwohl es die schon gab (etwa von Johnson & Johnson). So wurden sämtliche „schmutzigen“ Arbeiten ohne Schutzhandschuhe vorgenommen – von der Reinigung der Patienten bis hin zur Blutabnahme. Auch Blasen- oder Wundkatheter kochte man anfangs noch aus und verwendete sie erneut. Abfälle, zum Beispiel Wundverbände, wurden in einer Ofenanlage verbrannt, was unter den heute geltenden Umweltauflagen undenkbar wäre. Diese Verhältnisse wurden später im Neubau – für den auch eine Verbrennungsanlage vorgesehen war – vor dem Hintergrund des neuen Bundesabfallbeseitigungsgesetzes von 1972 entscheidend verbessert. Die Verbrennung war fortan nicht mehr zulässig, Abfälle wurden in speziellen Behältern gesammelt und entsprechend entsorgt.102
5.4 Anästhesie und Intensivpflege
Als größtes Defizit im alten Kemperhof sah Karl-Heinz Schriefers die Tatsache, dass es keine Anästhesie und Intensivpflege gab. Deshalb überzeugte er zunächst die Stadt von der Notwendigkeit einer Anästhesiologischen Klinik, dann lockte er seinen Bonner Kollegen Prof. Dr. Ulrich Gött nach Koblenz. Gött wurde dann auch von der Stadt als Chefarzt verpflichtet. Die Aufbauarbeit konnte beginnen. 1969 bauten die beiden Professoren im Dachgeschoss des Altbaus eine Intensivabteilung auf. Da es in keinem Koblenzer Krankenhaus spezialisierte Intensivschwestern gab, kam eine entsprechend qualifizierte Fachkraft aus Bonn mit. Erst im April 1973 wurde am Kemperhof für Pflegekräfte die Fachweiterbildung im Bereich der Anästhesie- und Intensivmedizin eingerichtet. Chefarzt Ulrich Gött förderte diese Maßnahme, da gerade im Bereich der Intensivmedizin eine besonders große Verantwortung bei den Pflegekräften lag. Damals unterstützte das Arbeitsamt auch hier die Fachweiterbildung, von der auch andere Krankenhäuser in der Region Mittelrhein profitierten.103
Fachkräfte für Anästhesie- und Intensivmedizin brauchte man auch für den Einsatz des ersten Koblenzer Notarztwagens. Diese „Fahrbare Intensivstation“ stand seit dem 1. Mai 1972 zur Verfügung. Das Fahrzeug wurde von der Björn-Steiger-Stiftung finanziert, die es dem DRK- Landesverband übergab. An Bord waren spezielle Geräte für die Notfallbehandlung installiert, so ein EKG-Gerät mit Herzschrittmacher und ein tragbares Narkosegerät. Für jeweils drei Wochen war der Wagen im Kemperhof und für eine Woche im Bundeswehr-Zentralkrankenhaus (BwZK) stationiert. Die Besetzung des Wagens setzte sich aus Fachärzten der beiden Kliniken und zwei Rettungssanitätern des DRK zusammen. Durch eine Telefondirektleitung von beiden Krankenhäusern zur DRK-Leitzentrale, die wiederum über eine Leitung zu allen anderen Koblenzer Kliniken und zur Polizei verfügte, konnte der Wagen schnell am Einsatzort sein. Der erste Notarztwagen (NAW) war 24 Stunden im Einsatz und wurde im Umkreis von rund 15 Kilometern eingesetzt.104 Ein neuer Notarztwagen wurde 1976 in den Dienst gestellt. Diesen finanzierten zum großen Teil eine private Initiative.105
5.5 Die erste Dialyse-Station
Der medizinische Fortschritt ging weiter. Als erstes Koblenzer Krankenhaus verfügte der Kemperhof seit dem 15. Mai 1972 über eine Dialyse-Station mit vier „künstlichen Nieren“. Diese Fachabteilung war im Isolierhaus untergebracht und wurde vom Chefarzt Helmut Neumann geleitet. Damit war der Kemperhof der einzige Dialyse-Stützpunkt zwischen Mainz und Bonn. Für die Nierenkranken in der Region war das eine enorme Erleichterung, galten sie doch bis dahin als „hoffnungslose Fälle“. Die Anschaffung der Apparate ging auf einen Stadtratsbeschluss vom Juli 1971 zurück. Insgesamt betrugen die Kosten inklusive der erforderlichen Umbaumaßnahmen 215.000 DM. Davon hatte die Landesregierung einen großen Teil übernommen. Die Spezialgeräte waren aus den USA importiert worden. Übrigens: Der Rotary Club Koblenz machte der Stadt eine der vier „künstlichen Nieren” zum Geschenk.106
5.6 Die Strahlenklinik
1973 konnte endlich die neue Strahlenklinik des Kemperhofes betriebsbereit gemacht werden. Im Juni trafen unter größten Sicherheitsvorkehrungen etwa 20 Gramm Kobalt 60 für die neue Strahlenklinik unter Prof. Dr. Ludwig Volker Habighorst ein. Das Material stammte aus England und kostete rund 80.000 DM. Damit war es tausendmal teurer als die vergleichbare Menge Gold. Die „Kobalt-Bombe“ wurde für fünf Jahre mit dem Material geladen. Das Gerät wurde zur Behandlung von Tumoren und Geschwülsten benötigt.107
5.7 Der neue Geist am Kemperhof
Eine äußerliche Neuerung nach dem Umzug in den Neubau betraf die Kleiderordnung. Die Schwestern brauchten nun keine braven, blauen Kleider mit weißen Schürzen mehr zu tragen, sondern durften sich mit zweckmäßigen, bequemen weißen Kitteln und Hosen kleiden. Auch auf die „Margarinetöpfchen“ auf dem Kopf konnte verzichtet werden. Eine kleine Revolution gab es im Schwesternwohnheim: Es wurde nicht mehr kontrolliert, ob die Bewohnerinnen Herrenbesuch empfingen. Vom neuen Geist im Kemperhof sollten auch die Patienten profitieren. Vom 1. Januar 1974 an wurden dort und auch in allen anderen Koblenzer Krankenhäusern „Patientenfürsprecher“ eingesetzt. Dabei handelt es sich um neutrale Personen, die vom Stadtrat gewählt werden. Diese Personen vermitteln zwischen Patient und Kliniken. In individuellen Gesprächen hören sich diese Vertrauenspersonen die Sorgen der Patienten an, die es nicht wagen, ihre Beschwerden direkt zu äußern – obwohl die konkreten Anlässe oft Bagatellen sind, die sich leicht aus der Welt schaffen lassen. Der erste Patientenfürsprecher am Kemperhof war Otto Dähling, der einen reichen Erfahrungsschatz einbrachte – er war neun Jahre lang Leiter der Kemperhof-Verwaltung. In der Praxis sieht das so aus: Auf jeder Station wird die Sprechzeit der Patientenfürsprecher am „schwarzen Brett“ bekannt gegeben. Zuvor können schriftliche Beschwerden in einen Briefkasten geworfen werden, der in der Eingangshalle des Kemperhofs hängt. Diese Briefe werden direkt vom Fürsprecher abgeholt, der sich dann direkt mit den Betroffenen in Verbindung setzt.108
5.8 Neuaufteilung der Kliniken
Weitere Veränderungen ergaben sich vor allem im organisatorischen Bereich. So wurde die Medizinische Klinik in zwei Bereiche geteilt. Einen entsprechenden Beschluss hatte der Koblenzer Stadtrat bereits am 17. Oktober 1974 einstimmig gefasst. Im Ratsprotokoll heißt es: „Der Stadtrat ist damit einverstanden, dass nach dem Ausscheiden von Herrn Chefarzt Dr. Neumann ab 1.10.1975 folgende Aufteilung erfolgt: 1. Medizinische Klinik = Gastroenterologie, Hepatologie, Infektionskrankheiten, Hämatologie, Stoffwechselerkrankungen, Geriatrie. 2. Medizinische Klinik = Nephrologie einschließlich Dialyse, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Pulmonologie. Der Stadtrat genehmigt demzufolge eine zweite Chefarztstelle und ist mit der sofortigen Ausschreibung einverstanden.“109
Mit dem gewaltigen Maßnahmen- und Investitionspaket war der Wandel zu einem modernen Krankenhaus nahezu vollzogen. Mit der Ernennung zum akademischen Lehrkrankenhaus der Universität Mainz wurde die Bedeutung des Hauses weiter ausgebaut. Am 7. Februar 1977 unterzeichneten Oberbürgermeister Willi Hörter und Staatssekretär Langes vom Mainzer Kultusministerium die entsprechenden Verträge. Die ersten 24 Studenten kamen bereits am 1. April 1977 nach Koblenz, wo sie ihr praktisches Jahr, basierend auf dem Studienplan der Uni Mainz, fortführten. Als Wahlfächer standen den angehenden Ärzten Anästhesie, Gynäkologie, Pädiatrie und Urologie zur Auswahl. Der zweite Ausbildungsjahrgang sollte bereits aus 56 Studierenden bestehen. Für die fachgerechte Ausbildung waren einige Umbauten erforderlich. Für Hörsäle, eine Bibliothek und andere universitäre Einrichtungen plante das Land rund eine Million DM ein. Sie entstanden auf dem Westbunker, der für diesen Zweck aufgestockt wurde. Je zur Hälfte finanzierten das Land und der Bund die Maßnahme. Darüber hinaus entstanden sieben Arztstellen (davon zwei Oberarztstellen), um die Studierenden entsprechend zu betreuen.110
6. Die Kinderklinik Kemperhof
D
ie „großzügige Gesamtkonzeption ermöglicht es, eine ursprünglich nicht zum Programm gehörende Kinderklinik funktionell und architektonisch überzeugend dem Neubaukomplex anzugliedern. Mit den Bauvorhaben soll noch in diesem Jahr begonnen werden.“111 So hoffnungsvoll äußerte sich der Beigeordnete und Baudezernent Bürgermeister Hans-Günther Kiefer anlässlich der Einweihung des neuen Betten- und Funktionshauses im Juni 1973, als er den Neubau einer Kinderklinik im Kemperhof ansprach. Die Visionen von einer neuen Kinderklinik waren ja bereits in die Planungen für den Neubau mit eingeflossen. 1974 sollten schnell weitere Taten folgen. Denn mit diesem letzten Bauabschnitt konnte die Umgestaltung des Kemperhofes von einer Krankenanstalt der Regelversorgung zu einem Schwerpunktkrankenhaus abgeschlossen werden. Mit einer auf Kinderheilkunde spezialisierten Einrichtung wollte man eine weitere Lücke in der regionalen Krankenversorgung schließen.
Wie wichtig dieses Bauvorhaben war, zeigt sich erst, wenn man die Gesamtsituation in Koblenz zu Beginn der 1970er-Jahre betrachtet: Das Kinderkrankenhaus St. Barbara hatte im April 1971 quasi von heute auf morgen die Pforten geschlossen. Mit einem Schlag wurde deutlich, dass sich auf dem Gebiet der Kindermedizin in Koblenz schnellstens etwas tun musste, zumal die Stadt außerdem gegenüber ihren jüngsten Bürgern eine Versorgungspflicht hatte. Als Sofortmaßnahme wurde ebenfalls 1971 im früheren „Lungenhaus” eine Kinderstation eingerichtet. Als Chefarzt wurde Prof. Dr. Walter Toussaint von der Uniklinik Mainz berufen.112
6.1. Die Ausführung
Die neuen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten auf dem Gebiet der Kinder- und Säuglingsheilkunde machten gleichwohl den Bau einer modernen Kinderklinik absolut erforderlich. Als glücklicher Umstand erwies sich, dass auf dem Gelände des Kemperhofs noch ausreichend Baugrund zur Verfügung stand. Dennoch kam es im Vorfeld zu einem Streit zwischen dem Marienhof und dem Kemperhof, die beide die neue Pädiatrie für sich beanspruchten. Dazu äußerte sich vor dem CDU Bezirksparteitag und bei einer anschließenden Pressekonferenz von Dr. Heiner Geißler. Es stehe außer Frage, dass das Schwerpunktkrankenhaus Kemperhof eine voll ausgestattete Schwerpunkt-Kinderstation mit etwa hundert Betten erhalte. Das müsse jedoch nicht ausschließen, dass auch am Marienhof, seiner Bedeutung als künftiges Zentralkrankenhaus entsprechend, eine Kinderstation errichtet werde, betonte der damalige rheinland-pfälzische Sozialminister.113 Damit war diese Frage geklärt. In der Zwischenzeit nahm im Oktober 1971 die Pädiatrische Abteilung ihre Arbeit im Krankenhaus Kemperhof auf.
Die Pädiatrische Abteilung, als Interimslösung gedacht, hatte 130 Betten und wurde – wie bereits erwähnt – im Untergeschoss der ehemaligen Lungenstation eingerichtet. Schul- und Kleinkinder sowie Säuglinge wurden dort behandelt. Darüber hinaus gab es eine Kinderisolierstation, die sich im vierten Geschoss des Isolierhauses befand.114 Im März 1972 konnte dann auch die Früh- und Neugeborenenstation ihre Arbeit aufnehmen. Die ärztliche Versorgung wurde in dieser ersten Zeit durch den Chefarzt, einen Oberarzt und zwei Assistenzärzte wahrgenommen. Zusätzlich betreuten 45 Kinderkrankenschwastern sowie weitere Hilfskräfte und zusätzlich noch 22 Kinderkrankenpflegeschülerinnen die kleinen Patienten. Im Dezember 1971 stimmten der Bauherrenausschuss und im Mai 1972 der Stadtrat dem Raumprogramm der Kinderklinik zu. Doch erst am 25. Oktober 1973 genehmigte der Stadtrat die Großinvestition. Laut Kostenvoranschlag vom 4. Oktober 1973 sollte der Bau ca. 12,5 Millionen DM kosten. Als am 12. Dezember 1973 auch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport grünes Licht gab, war der Weg für die moderne Pädiatrie geebnet. Drei Monate später waren die Bauarbeiten an der Koblenzer Straße in vollem Gange. Die Architekten und das Städtische Hochbauamt hatten in eigener Initiative – auch auf die Gefahr hin, dass das Projekt zurückgestellt werden könnte – die Ausführungsplanung auf Grundlage der Entwürfe von Paul Witan und Wolfgang Securius vorangetrieben. Diese exakten Vorbereitungsarbeiten führten schließlich zu einer verkürzten Bauzeit von nur zweieinhalb Jahren. Im Februar 1976 war der Neubau der Kinderklinik fertiggestellt. Bis zum Frühjahr sollte dann die Inneneinrichtung ebenfalls komplett sein.
„Es ist ein bedeutungsvoller Tag in der jüngeren Geschichte unserer Stadt, an dem wir auf dem Sektor des Gesundheitswesens wieder einen sichtbaren Schritt nach vorne tun können.“ So beschrieb Willi Hörter in seiner Ansprache die Bedeutung des neuen Kinderkrankenhauses am Tag der Einweihung am 5. April 1976. Nach der Schlüsselübergabe durch Paul Witan und Wolfgang Securius sprach der Regionaldekan Hans Lambert der Einrichtung den kirchlichen Segen aus. Den Festvortrag hielt der Chefarzt der Kinderklinik Prof. Dr. Walter Touissant. Natürlich hielt auch Dr. Heiner Geissler, Minister für Soziales, Gesundheit und Sport eine Ansprache. Vom 8. April an wurden die kleinen Patienten im neuen Kinderkrankenhaus aufgenommen. Die Baukosten hatten sich derweil auf 13,5 Millionen DM erhöht. Somit kostete ein Bett bezogen auf die Baukosten rund 113.000 DM.
Für den Bau der Kinderklinik wurden wieder die Architekten Paul Witan und Wolfgang Securius aus Offenbach gewonnen. Für die künstlerische Gestaltung des Gebäudes war der auch überregional sehr bekannte Koblenzer Künstler Heinz Kassung verantwortlich.115
Die neue Kinderklinik liegt an der Koblenzer Straße und wurde damit südlich an den Behandlungsbau des Hauptgebäudes angeschlossen. Baulich ist sie durch einen Anschlusstrakt mit dem Krankenhaushauptgebäude und auch mit dem Isolierhaus verbunden. Im Grundriss quadratisch (etwa 40 x 40 Meter) erstreckt sich der Bau über ein Kellergeschoss über das Eingangsgeschoss mit Untersuchungs- und Behandlungsbereichen, Aufnahmezimmer usw. in zwei Pflegegeschossen.
Im ersten Geschoss werden Schulkinder und Kleinkinder untergebracht, wie auch Spielzimmer und eine Intensivpflegeeinheit. Im oberen Geschoss befinden sich Räume für die Frühgeborenenstation, Säuglingszimmer und eine Milchküche. Darüber gibt es noch ein kleines Dachgeschoss. Das Kellergeschoss birgt außer den technischen Vorrichtungen einen Durchgang zum Hauptgebäude und Lagerräume. Ein Lichthof sorgt dafür, dass die Funktionsräume Tageslicht erhalten.
Zum „Breitfuß“ des neu errichteten Bettenhauses bestehen in allen Etagen Verbindungen, sodass eine direkte Wegverbindung zur Chirurgie, Radiologie und zur Physikalischen Therapie besteht. Die Zufahrt für Patienten der Kinderklinik erfolgt am Tage von der Koblenzer Straße aus, während der Nachtsstunden über die so genannte Liegendauffahrt.
Bettenverteilung:
1. Geschoss: 24 Betten für Schulkinder
18 Betten für Kleinkinder
6 Betten für Intensivmedizin
2. Geschoss: 9 Betten für Krabbler
31 Betten für Säuglinge
16 Betten für Frühgeborene
(davon 4 Betten für Intensivpflege)
Isolierhaus: 22 Betten für infektiöse Fälle
126 Betten
Die stationäre Behandlung kann bei Kindern zu schweren seelischen Störungen führen. Abgesehen von der körperlichen Erkrankung stellt vor allem die Trennung vom gewohnten Umfeld eine enorme Belastung für das Kind dar. Angstzustände, Bettnässen und eine Verkümmerung des sozialen Kontaktvermögens können Folgen dieser Störung sein. Deshalb ging man bereits bei der Konzeption des Kinderkrankenhauses gezielt auf die Bedürfnisse der kleinen Patienten ein. Dabei spielt die Mutter eine bedeutende Rolle im Behandlungsprogramm. Sie ist die wichtigste Bezugsperson und ihre Liebe und Fürsorge kann von keiner anderen Person ersetzt werden. Spürt das Kind die Geborgenheit und Sicherheit durch die Anwesenheit der Mutter, erleichtert das die Arbeit der Ärzte und Schwestern. So ist das „Rooming-in-System“, also die Unterbringung der Mütter beim Kind in der Klinik eine logische Folge dieser Erkenntnisse.
Eine kindgemäße und fröhliche Atmosphäre trägt darüber hinaus viel zum Wohlbefinden bei. Ausreichend Spiel- und Beschäftigungsangebote helfen, unter Anleitung von pädagogischem Fachpersonal, die kleinen Patienten an diese ungewohnte Umgebung zu gewöhnen. Die bauliche Konzeption der neuen Kinderklinik spiegelte dies wieder. Die Klinik wurde auf das Gruppenpflegesystem ausgerichtet, wobei eine kleine Gruppe Schwestern für eine kleine Gruppe Patienten verantwortlich ist. Je drei bis vier Dreibettzimmer bilden eine Einheit, in der die Pflegeteams tätig sind. Je zwei dieser Einheiten bilden unter der Leitung einer Schwester eine Station. Sechs Betten und die Frühchenstation bildeten je eine pflegerische Einheit. Cirka 75 Kinderkrankenschwestern waren für die Besetzung der beiden Tagesschichten und den Nachtdienst im Einsatz.116
Konzept und medizinisches Angebot der Kinderklinik des Kemperhofs wurden im Laufe der Jahre konsequent weiterentwickelt. Heute ist die Intensivversorgung von Neu- und Frühgeborenen sowie größeren Kindern – beispielsweise nach Unfällen – eine wichtige Säule. Wichtige Voraussetzung für optimale Ergebnisse ist dabei eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen des Kemperhofs und der Neurochirurgie des Evangelischen Stifts. Eine zweite Säule ist die Behandlung von Kindern mit Entwicklungsstörungen und Anfallsleiden (Neuropädiatrie) mit der Möglichkeit intensiver krankengymnastischer Therapie. Eine dritte Säule ist die Behandlung von Kindern mit Diabetes mellitus, Wachstums- und Schilddrüsenfunktionsstörungen. Dazu kommt die Behandlung von Kindern mit bösartigen Blut- und Tumorerkrankungen sowie Rheumaleiden. Natürlich sind in der Kinderklinik auch Ultraschalluntersuchungen von Gehirn, Herz, Bauch und Hüften sowie Lungenfunktionsprüfungen einschließlich der Lungenspiegelung möglich. In Zusammenarbeit mit den Mukoviszidose-Zentren bietet die Klinik darüber hinaus auch gewisse Therapien an, um in Absprache mit den Zentren den Kindern wohnortnah zu helfen. Und: Es werden auch Kinder mit Bronchialasthma und schweren Infektionserkrankungen versorgt. Viele Verbesserungen und Ergänzungen in der Kinderklinik wurden nur mithilfe von Spenden möglich. In den vergangenen Jahren sammelten Bürger, Vereine und Organisationen erhebliche Mittel, um die Ausstattung der Kinderklinik zu verbessern.117
6.2 Die Kinderkrankenpflegeschule
Für die optimale Versorgung von Kindern, war die Eröffnung der Kinderkrankenpflegeschule im ehemaligen Waisenhaus im April 1972 ein wichtiger Schritt: Die Versorgung von Kindern und Säuglingen erfordert andere Ausbildungsschwerpunkte. So ist die Tätigkeit einer Kinderkrankenschwester nicht als Spezialisierung innerhalb der allgemeinen Krankenpflege zu sehen, sondern ein eigenständiger und facettenreicher Beruf. Im Krankenhaus ist die Schwester die zweitwichtigste Bezugsperson für die kleinen Patienten. Sie vermittelt zwischen Kindern, Familie und Arzt. Die Ausbildung in der Kinderkrankenpflegeschule vollzieht sich dementsprechend vielseitig. So wurden im Lehrplan die Fächer Psychologie und Pädagogik ein fester Bestandteil. Umfasste 1957 die theoretische Ausbildung für die Grundausbildung 450 Stunden, mussten die Schwesternschülerinnen 1976 mindestens 1200 Stunden in den drei Ausbildungsjahren absolvieren. Danach sollte die Schwester in der Lage sein, kranke Kinder jeder Alterstufe zu betreuen. Zum damaligen Zeitpunkt verfügte die Kinderkrankenpflegeschule über 60 Ausbildungsplätze. Der theoretische Unterricht wird von Unterrichtsschwestern, Ärzten und Fachdozenten erteilt; die praktische Ausbildung erfolgt in allen Spezialgebieten im Bereich der Kinderklinik:
– Frühgeborenenstation
– Säuglings- Kleinkinder- und Schulkinderstation
– Isolierkinderstation
– Kinderintensivstation
– Milchküche
7. Der Kostendruck wächst
D
ie Ära der grundlegenden Umstrukturierung des Kemperhofes war Ende der 1970er-Jahre abgeschlossen. Die Gebäude waren neu, modern und voll funktionsfähig, sodass weitere größere Bauprojekte zunächst nicht vorgesehen waren – auch wenn räumliche Defizite schon klar erkennbar waren. Bei der Planung des Neubaus hatte man nämlich zunächst keinen Platz für die Bereiche Anästhesie, Intensivmedizin und Urologie vorgesehen. Erst im weiteren Verlauf des Projektes war nachgebessert worden. Dennoch konnten die Defizite nicht sofort abgestellt werden, weil die Mittel nach der Großinvestition natürlich spärlicher flossen. Darüber hinaus gab es neue rechtliche Hintergründe. Der Gesetzgeber hatte zum erstmals Reglungen eingeführt, um die Kosten im Gesundheitswesen zu dämpfen. Den Anfang machte das „Gesetz zur Dämpfung der Ausgabenentwicklung und zur Strukturverbesserung der gesetzlichen Krankenversicherung“ (Krankenversicherungskostengesetz – KVKG) vom 27. Juni 1977. Mit diesem Gesetz wollte man für die gesetzlichen Krankenkassen eine Beitragsstabilität für Arbeitgeber und Arbeitgeber erreichen. Schon dieses Gesetz zielte darauf, die Kostenentwicklung in den Krankenhäusern in den Griff zu bekommen. Der nächste Schritt folgte am 22. Dezember 1981 mit dem „Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenhauspflegesätze“ (Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz), das die Position der Krankenkassen bei der Bedarfsplanung bei künftigen Klinikprojekten deutlich stärkte. Mit diesen gravierenden Einschnitten war die Phase der Euphorie bei der Krankenhausplanung beendet.118 Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass am Kemperhof vorerst nur kleinere Maßnahmen auf dem Programm standen. So wurde am 26. April 1978 im ehemaligen „Lungenhaus“ eine neue Leichenhalle mit entsprechenden Kühlfächern eingerichtet. Die neue Halle ist mit dem Pathologischen Institut verbunden, nicht aber mit den anderen Gebäuden des Krankenhauses. „[…] Nicht gelöst ist der Transport der Toten vom Krankenhaus zur Leichenhalle im primitiven ,Silberpfeil‘119, woran viele Leute tagsüber Anstoß nahmen […]“, notiert Rektor Johannes Scho. Dennoch brachte die Maßnahme entscheidende Verbesserungen. Konnte doch die in der Nähe des Ostbunkers geschaffene provisorische Leichenhalle der Nachkriegszeit abgerissen werden.120 Weitere Verbesserungen ergaben sich im Laufe des Jahres. Im Oktober 1978 wurde der Trakt für die Studenten auf dem Westbunker in Betrieb genommen. Der Verbindungsgang von diesem Trakt zum Krankenhaus erhielt scherzhaft den Namen „Ärztelaufbahn“. Im Januar 1980 begann man schließlich damit, das Innere des Ostbunkers vollkommen zu überholen. Die Anlage sollte im Rahmen mehrmonatiger Arbeiten für den Zivilschutz hergerichtet werden. 121
7.1 „Sorgenkind“ Isolierhaus
Obwohl der „neue“ Kemperhof nach wie vor zu den modernsten Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz gehörte, zeigten sich die ersten Mängel. Es hatte sich herausgestellt, dass die vorhandenen Aufzüge bei weitem nicht ausreichten. „[...] Viele sind empört darüber, dass bei einem neuen Krankenhaus so ein wesentlicher Mangel für mehr als eine Million Mark behoben werden muss [...]“, notierte Johannes Scho. Doch es half nichts. Im Sommer 1979 wurde damit begonnen, von der Westseite des neuen Haupttraktes her einen zusätzlichen Aufzug anzubauen. Gleichzeitig war darüber hinaus zum ersten Mal von Abbrucharbeiten die Rede. Sie sollten das Waisenhaus von 1908 betreffen, in dem neben einer Krankenstation noch Kindergarten, Kinderkrankenpflegeschule und Wohnräume für die Schwesternschülerinnen untergebracht waren. Ein Grund für diese Überlegungen war der schlechte Zustand des Daches und der sanitären Anlagen. Immer wieder war über Rohrbrüche geklagt worden.122 Nicht ohne Neid dürfte man zu diesem Zeitpunkt auf das Gelände des benachbarten Marienhofes geschaut haben: Dort war ein modernes Krankenhaus mit Zweibettzimmern entstanden. Die 68 Millionen DM teure Anlage mit insgesamt 331 Betten wurde am 30. Juni 1980 von Diözesanbischof Dr. Bernhard Stein und dem damaligen rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Dr. Georg Gölter eingeweiht.123 Auf dem Kemperhofgelände gab es dagegen neue Probleme. Entsprach doch das teure Isolierhaus schon jetzt nicht mehr den Anforderungen der Zeit. Im September 1980 stand fest: Es musste für mindestens 750.000 DM nachgebessert werden. Die Rhein-Zeitung meldete: „Als das Isolierhaus des Städtischen Krankenhauses Kemperhof 1963/64 gebaut wurde, konnte es als ,Musterexemplar‘ vorgezeigt werden. Nicht einmal 20 Jahre später hat sich die Situation geändert. Das Haus wird lieber versteckt als vorgezeigt, aus viel Lob ist viel Tadel geworden. Und alle Koblenzer Stellen, von den verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung bis zum Gesundheitsamt, sind sich einig: Es muss etwas geschehen. Und zwar schon bald.“ [...]124
Für eine Modernisierung sprachen nicht nur bauliche, sondern vor allem medizinische Gründe. So wurde im Isolierhaus nach der Feststellung von Hepatitisfällen nicht differenziert. In den frühen 1960er-Jahren war nämlich noch unbekannt, dass es verschiedene Varianten gab. Jetzt mussten Lösungen her, Hepatitiskranke unterschiedlichen Typs voneinander zu isolieren. Mehr noch: Jedem Kranken musste vor dem Hintergrund der neuen medizinischen Erkenntnisse ein eigenes WC zur Verfügung stehen. Das hatte man bei Planung und Erbauung des Isolierhauses eben noch nicht einkalkulieren können.125 Angesichts der immensen Kosten sollten konkrete Maßnahmen noch einige Zeit auf sich warten lassen. Immerhin hatte der Kemperhof eine „Runderneuerung“ hinter sich. Aus heutiger Sicht ist es verständlich, dass größere Investitionen erst einmal geprüft und gegebenenfalls zurückgestellt wurden. Das bedeutete jedoch nicht, dass auf dem Kemperhofgelände nichts geschah. Im Gegenteil: In den ersten Monaten des Jahres 1981 wurde endlich der neue Aufzug in Betrieb genommen. Im Oktober begann dann die grundlegende Renovierung der Krankenhauskapelle. Rektor Johannes Scho notierte, dass eine neue Boden-Warmluftheizung und ein neuer Boden notwendig geworden waren. Ein Zuschuss des Bistums Trier in Höhe von 50.000 Euro machte die umfassende Erneuerung möglich. Die war allerdings weit komplizierter als angenommen. Der Grund: In 1,20 Meter Tiefe unter der Kapelle verlief der Verbindungsgang vom Krankenhaus zum Ostbunker, der für den Transport der Kranken geschaffen worden war. Und der „Kriegsbeton“ erwies sich als äußerst widerstandsfähig, sodass es extrem schwierig war, die Voraussetzungen für den Einbau der Bodenheizung zu schaffen. Mithilfe einer Spezialfirma und Bohrungen wurde das Problem schließlich gelöst. Die Arbeiten konnten dann doch noch am 23. Dezember 1981 abgeschlossen werden. Schon zum Weihnachtsfest konnte die Kapelle wieder benutzt werden.126 Im Oktober 1982 wurde das Geläut der Kapelle auf elektrisches Läuten umgestellt.127
Im Isolierhaus taten sich indessen weitere Abgründe auf. Ende März 1982 beantwortete das Mainzer Gesundheitsministerium eine Anfrage des Koblenzer SPD-Vorsitzenden Heinz Sondermann und teilte mit, dass durch das Gesundheitsamt weitere erhebliche Mängel an Fenstern und Heizungen festgestellt worden waren, sodass man ernsthaft über einen völligen Neubau des Isolierhauses nachdachte. Allerdings wären hierfür Investitionen von zwölf Millionen DM erforderlich gewesen. Und die wollte man zu diesem Zeitpunkt einfach nicht ausgeben, zumal sich schon damals abzeichnete, dass sich der Bund perspektivisch komplett aus der Krankenhausfinanzierung verabschieden würde. Ferner sollte man bedenken, dass das Gebäude damals gerade mal 18 Jahre alt war! Die einzige Möglichkeit war, das Sanierungskonzept weiterzuverfolgen. Doch die ursprünglichen Investitionsberechnungen in einer Gesamthöhe von 750.000 DM waren inzwischen Makulatur. Im Mainzer Ministerium musste man sich jetzt mit einem Betrag von rund zwei Millionen DM anfreunden. Zu diesem Zeitpunkt war der Bewilligungsbescheid für den ersten Bauabschnitt in Höhe von 273.130 DM bereits an den Krankenhausträger verschickt worden. Mit dem Geld wollte man Fenster, Außentüren und Balkonbeschichtungen sanieren. In der zweiten Phase stand die Erneuerung sämtlicher Installationen auf dem Programm. Im letzten Bauabschnitt sollte dann die Sanierung der eigentlichen Isolierabteilung im dritten Obergeschoss modernisiert werden.128 Im Januar 1983 konnte dann endlich die Grundsanierung des „Problembauwerks“ beginnen. Zunächst wurde die Außenverkleidung entfernt, dann wurden die alten Fenster durch neue ersetzt. „[...] Ständiger Baulärm belästigt die Kranken fast unerträglich [...]“, bemerkte Rektor Scho.129 Zu einer vollständigen Sanierung der Innenräume kam es aber erst im Sommer 1986: Am 12. August wurde das Isolierhaus geräumt. Danach ging alles sehr schnell: Nach dem Umbau der Räume im zweiten Geschoss in Zweibettzimmer konnte das Gebäude bereits im Januar 1987 wieder belegt werden.130 Dass der Umbau am Ende doch so schnell abgeschlossen werden konnte, war alles andere als selbstverständlich. Inzwischen hatten sich erneut die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert. Mit dem „Gesetz zur Neuordnung der Krankenhausfinanzierung“ (Krankenhaus-Neuordnungsgesetz – KHNG) vom 20. Dezember 1984 zog sich der Bund endgültig aus der Finanzierung von Krankenhausprojekten und einer gemeinsamen Rahmenplanung. Die Bezuschussung von Neubauten ist seitdem ausschließlich Ländersache. Von diesem Prinzip waren fortan nur die Universitätskliniken ausgenommen, für die das Hochschulbauförderungsgesetz (HBFG) galt.131 Für Koblenz bedeutete diese völlige Neuausrichtung, dass man noch stärker auf das Wohlwollen der Landesregierung angewiesen war. Dass nun andere Bedingungen herrschten, bekam die Kempferhof-Verwaltung recht schnell zu spüren. Das Land lehnte nämlich die Finanzierung eines Computer-Tomographen ab – am Evangelischen Stift und dem Bundeswehr-Zentralkrankenhaus gab es bereits solche Geräte. Dennoch wurde 1987 auch am Kemperhof ein Computer-Tomograph angeschafft. Das, rund 1,5 Millionen DM teure Gerät einer neuen Generation machte es möglich, Entzündungsherde zu orten und ermöglichte damit eine bessere Planung der Strahlentherapie. Das Gerät hatte der Chefarzt der Radiologischen Klinik, Prof. Dr. Ludwig Volker Habighorst, gekauft. Er betrieb es in Eigenregie.132
Unabhängig von den Entwicklungen rund um das Isolierhaus und die Geräteausstattung wurde im Laufe des Jahres 1982 die Renovierung des Altbau-Ostflügels mit dem ehemaligen Operationstrakt angegangen. Es sollte Platz für die Kinderkrankenpflegeschule geschaffen werden, die im ehemaligen Kemperhof-Waisenhaus von 1908 alles andere als optimal untergebracht war. Die Schülerinnen konnten bereits im Laufe des Jahres umziehen.133 Offiziell eröffnet wurde die neue Kinderkrankenpflegeschule allerdings erst am 30. März 1984. Zu diesem Zeitpunkt hatte man bereits mit der grundlegenden Renovierung des alten Moseltraktes begonnen.134 Auch diese Maßnahme sollte sich über mehrere Monate erstrecken. So wurde im Frühjahr 1985 damit begonnen, das Erdgeschoss des Moselflügels umzubauen, um Platz für die neue Kindertagesstätte in Trägerschaft des Caritasverbandes Koblenz zu schaffen.135 Am 15. März 1986 nahm die Einrichtung im Parterre des Altbau-Moselflügels den Betrieb auf. Aufgenommen wurden nicht nur Kinder der Kemperhof-Mitarbeiter, die neue Kita stand auch Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen offen.136 Während der Altbau aufgewertet wurde, war im Herbst 1985 das Schicksal des ehemaligen Waisenhauses besiegelt. Für den Abbruch sprach auch die Straßenbaumaßnahme in Form einer neuen Erschließung des Stadtteils Moselweiß von der Uferstraße, die allerdings erst Mitte der 1990er-Jahre verwirklicht wurde. Am 8. Juli 1987 wurde zum Bedauern vieler Zeitgenossen mit dem Abbruch des einst so imposanten Waisenhauses begonnen, das übrigens nicht unter Denkmalschutz stand. Binnen acht Tagen war das Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Später sollte das Gelände zur Neuanlage von Parkflächen genutzt werden. Bereits im ersten Halbjahr 1986 befassten sich die städtischen Ausschüsse und der Stadtrat mit der Neugestaltung des Krankenhausgeländes, wobei auf die Anbindung der jetzigen Kurt-Schumacher-Brücke (vollendet 1990) Rücksicht genommen werden sollte. In den Jahren 1991 und 1993 wurde die Neugestaltung des Außengeländes endlich abgeschlossen.137
7.2 Anfänge des Dialysezentrums
Erste Ansätze für den Aufbau einer Dialyseabteilung gab es bereits unter Chefarzt Helmut Neumann. So begann die Medizinische Klinik II mit dem Training für die Heimdialyse. Bereits im Oktober 1978 konnten die ersten Patienten zur Selbstbehandlung entlassen werden.138 Im Kemperhof gab es vier Betten. Das änderte sich mit der Berufung des neuen Chefarztes der Medizinischen Klinik II, Prof. Dr. med. Walter Hallauer 1974, in dessen rund 20-jähriger Amtszeit die Einrichtung von bis zu 21 Dialyseplätzen fiel. Der engagierte Mediziner hatte auch enge Kontakte zum Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) – eine Privatinitiative, die heute bundesweit für 200 Dialysezentren verantwortlich zeichnet. Das KfH bezahlte auch die ersten Container für die „gelbe Dialyse“, in denen gelbsüchtige Patienten behandelt wurden.
Trotz der enormen Anstrengungen waren die Kapazitäten in der II. Medizinischen Klinik in den frühen 1980er-Jahren endgültig an ihre Grenzen gestoßen. Aus diesem Grund wurde an der Ferdinand-Sauerbruch-Straße ein neues Dialysezentrum mit 27 Behandlungsplätzen gebaut. Das rund sieben Millionen DM teure Zentrum nahm am 10. Juni 1985 seine Arbeit auf. Trägerin der Einrichtung wurde das KfH, das sich in Koblenz schon früh für die Ausweitung der Dialyse-Kapazitäten eingesetzt hatte. Auch nach der Eröffnung des neuen Zentrums blieb eine enge Anbindung an die II. Medizinische Klinik bestehen. Die hatte seit 1975 Beachtliches geleistet: Innerhalb von zehn Jahren waren rund 110.000 Behandlungen an der künstlichen Niere erfolgt. Dabei gab es die unterschiedlichsten Formen der Zusammenarbeit, zum Beispiel mit der Chirurgischen Klinik des Kemperhofs. Dort wurden die Gefäßanschlüsse für die Patienten operativ hergestellt (Shunt). Im Falle von Nierentransplantationen bestand dagegen eine Kooperation mit der Chirurgischen Universitätsklinik Köln.139
Das „Heimdialysezentrum“ sollte unter dem Namen KfH-Nierenzentrum weit über die Grenzen der Stadt Koblenz bekannt werden. Der Namenswandel spiegelt wider, das es eben nicht nur um die Betreuung von Dialysepatienten, sondern um die möglichst frühzeitige Behandlung von Nierenleiden geht. Die Einrichtung arbeitet auch mit der Nephrologischen Abteilung des Krankenhauses zusammen – in diesem Bereich kümmern sich Spezialisten um die Diagnostik und die nichtchirurgische Therapie von Nierenkrankheiten. Das gemeinsame therapeutische Spektrum beider Einrichtungen ist in der Region Mittelrhein einzigartig. Es ist möglich, Schäden der Nieren – besonders bei Patienten mit Blutzuckererkrankungen oder Bluthochdruck – früh zu erkennen, genau zu diagnostizieren und gezielt zu behandeln. Auf diese Weise können Verschlechterungen der Nierenfunktion aufgehalten werden. Ziel ist es, dass Dialysebehandlungen gar nicht erst notwendig werden – und wenn sie doch erforderlich werden, haben Patienten des KfH-Nierenzentrums eine Reihe von Vorteilen. Treten zum Beispiel im Rahmen der Blutwäsche Komplikationen auf, erhalten die Betroffenen schnelle Hilfe vom Kemperhof. Neben den Dialyseverfahren gibt es darüber hinaus auch Spezialbehandlungen des Blutplasmas. Ein Schwerpunkt bei der Behandlung von Patienten mit Nierenversagen ist die Bauchfelldialyse (CAPD), die für Erkrankte zu Hause möglich ist.140
Dr. Rudolf Theising und Kirsten Knospe-Karches leiten heute das Zentrum. Im Zuge der engen Verbindung mit dem Kemperhof wurde Prof. Dr. Thomas Eisenhauer, seit Juni 1994 Chefarzt der II. Medizinischen Klinik mit dem Schwerpunkt Nephrologie, im Frühjahr 2004 zum weiteren Leiter des Zentrums bestellt. Neben den Leitenden Ärzten, die auch eine nephrologisch-internistische Praxis im Nierenzentrum betreiben, gibt es noch drei Stationsärzte und ein etwa 18-köpfiges Pflegeteam, das sich um die Patienten kümmert. In drei Schichten können in der Ferdinand-Sauerbruch-Straße heute rund 25 Patienten gleichzeitig versorgt werden.141
8. Ärger mit dem Rechnungshof
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ie bereits in den späten 1970er-Jahren eingeleiteten Maßnahmen zu Kostendämpfung im Krankenhauswesen wurden stufenweise verschärft. Auch wenn sich der Bund aus der Finanzierung von Krankenhausprojekten zurückgezogen, behielt er doch in der Krankenhausgesetzgebung weiterhin seine rechtlichen Kompetenzen. Das machte sich vor allem bei der Regelung der Pflegesätze bemerkbar. Das bereits erwähnte „Gesetz zur Neuordnung der Krankenhausfinanzierung“ vom 20. Dezember 1984 schrieb nämlich vor, dass die Pflegesätze nun von vornherein und nicht rückwirkend zwischen den Krankenkassen und den Krankenhäusern ausgehandelt werden mussten. Die „flexible Budgetierung“ machte es für die Krankenhäuser zwar möglich, Mindereinnahmen nachträglich geltend zu machen, doch wurden diese eben nur noch zu 75 Prozent erstattet. Die nächsten harten Einschnitte brachte das „Gesetz zur Strukturreform im Gesundheitswesen“ (Gesundheits-Reformgesetz – GRG) vom 20. Dezembern 1988. Nun war es möglich, nicht kostengünstig arbeitende Krankenhäuser zu schließen.142
Den raueren Wind bekam auch die Verwaltungsspitze des Kemperhofs zu spüren. Dort drehte sich zunächst einmal das Personalkarussell: Ende September 1987 wurde Verwaltungsdirektor Josef Kirsch in den Ruhestand verabschiedet.143 Im Mai 1989 rückte Siegmar Störmer an die Verwaltungsspitze. Der neue Mann musste sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit einer äußerst unangenehmen Sache auseinandersetzen – dem Bericht des Rechnungshofes Rheinland-Pfalz, der bereits im Januar 1988 für reichlich Wirbel gesorgt hatte. Der Rechnungshof hatte harte Kritik an der Haushalts- und Wirtschaftsführung des städtischen Krankenhauses in den Jahren 1983, 1984 und 1985 geübt und unnötige Ausgaben in Höhe von jährlich sechs Millionen DM ausgemacht.144 Der Rechnungshof hatte in seinem Bericht besonders angeprangert, dass durch ungenehmigte Intensivbetten Personalmehrkosten von 2,3 Millionen DM jährlich entstanden waren. Für die Stadt war dieser Ansatz völlig haltlos. Und so wies Oberbürgermeister Willi Hörter auf die jährlichen Verhandlungen der Krankenkassen über die aktuellen Pflegesätze hin und bemerkte, dass es seitens der Kassen noch nie Einwände gegeben habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Kemperhof genau 37 Intensivbetten – theoretisch waren dies 21 mehr als im Planbettenbescheid des Landes. Und genau auf diese Abweichung hatten sich die staatlichen Rechnungsprüfer „eingeschossen“. Bei genauer Betrachtung verhielt sich die Angelegenheit anders. Die Stadtverwaltung konnte die aus Sicht der Prüfer zu hohe Zahl der Intensivbetten damit begründen, dass natürlich auch die beiden inneren Abteilungen und die Pädiatrie eine ausreichende Zahl an Intensivbetten benötigten, um einen ordnungsgemäßen Klinikbetrieb zu gewährleisten.
Letztlich kam man überein, den Kemperhof einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsprüfung durch ein entsprechendes Institut unterziehen zu lassen. Mitte 1989 wurde dann einvernehmlich mit den Krankenkassen das KWI – Krankenhauswissenschaftliches Institut Dr. Petry (Köln) mit der Untersuchung beauftragt. Als dann Anfang 1991 das Ergebnis vorlag, hatte man das, was der neue Verwaltungsdirektor bereits mehr als vermutet hatte, schwarz auf weiß, nämlich, dass der Kemperhof seine Leistungen in der Vergangenheit mit entschieden zu wenig Personal erbracht hatte. Statt der angeblichen Einsparungspotenziale kam zu Tage, dass der tagesgleiche Pflegesatz rund 39 DM zu niedrig gewesen war. Damit war klargestellt, dass die Vorwürfe des Rechnungshofes völlig obsolet waren. Mehr noch: Der neue Verwaltungsdirektor hatte nach eingehender Prüfung des Kölner Gutachtens ausgerechnet, dass der Kemperhof in vielen Fällen zu billig arbeitete. Dieses Ergebnis wurde in künftige Verhandlungen über die Pflegesätze einbezogen, bei denen jetzt die „andere Seite“ kräftig nachbessern musste.145
9. Der Weg zum Klinikum
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as weltpolitisch turbulente neue Jahrzehnt, das die Auflösung des Ostblocks und die Wiedervereinigung mit sich brachte, begann auch für den Kemperhof mit einer kleinen Revolution. Im Frühjahr 1990 erhielt die städtische Einrichtung als einzige Klinik im nördlichen Rheinland-Pfalz einen Lithotriptor für die Zertrümmerung von Nieren-, Blasen- und Gallensteinen. Das neue, in der Urologie angesiedelte Großgerät, das zu dieser Zeit zu den modernsten auf dem Markt gehörte, kostete rund 1,8 Millionen DM. Die Stadt Koblenz übernahm als Trägerin einen Anteil von 800.000 DM, um Anschaffung und Inbetriebnahme zu beschleunigen – laut Großgeräteverordnung hätte das Land die Kosten eigentlich zu 100 Prozent übernehmen müssen.146
Die folgenden Monate waren ziemlich ereignislos, da der Kemperhof inzwischen gut ausgestattet war. Allerdings gab es einen Wechsel an der Spitze der Chirurgie, weil Karl-Heinz Schriefers in den Ruhestand wollte. Eine Vakanz konnte und wollte man sich nicht leisten, sodass der Koblenzer Stadtrat schließlich Prof. Dr. Volkmar Zühlke zum Nachfolger wählte, der sich unter 22 Bewerbern durchgesetzt hatte. Der Spezialist für Allgemeine Chirurgie und Gefäßchirurgie war Leitender Oberarzt der Chirurgischen Universitätsklinik Berlin-Steglitz.147 Der neue Mann trat im Mai 1991 sein Stelle in Koblenz an, gab aber sein Amt nach nur 18 Monaten wieder auf. Schon damals war trotz der erst vor wenigen Jahren geschaffenen hohen Standards von einer weiteren großen Baumaßnahme die Rede. Es sollte ein neuer Trakt mit modernsten Operationssälen und einer neuen chirurgischen Intensivabteilung errichtet werden.148 Aber erst am Ende des Jahrzehnts sollte diese Vision Wirklichkeit werden. Gravierende Veränderungen gab es vorerst in der Radiologie und der seit 1973 bestehenden Strahlenklinik: Der Bereich der Radioonkologie wurde ausgegliedert. In dieser Klinik können Patienten behandelt werden, die nach der Operation einer Nachbehandlung bedürfen oder die ausschließlich bestrahlt werden. Ansatz hierbei war von Anfang an, gemeinsam mit den übrigen Kliniken des Kemperhofs moderne, kombinierte Therapieformen anzubieten. In der Praxis bedeutete dies überwiegend, Patienten vor bzw. vorsorglich nach einer Operation mit dem Ziel der Tumorverkleinerung zu bestrahlen.149
An der Spitze der neuen Radioonkologischen Klinik am städtischen Krankenhaus Kemperhof sollte schließlich ein eigener Chefarzt stehen. Die Initiative hierzu ging von Prof. Habighorst aus, der ja bislang Chefarzt der gesamten Klinik für Radiologische Diagnostik, Strahlen- und Nuklearmedizin gewesen war, der im Hinblick auf sein absehbares Ausscheiden der zwischenzeitlich erfolgten Spezialisierung auf den einzelnen Gebieten Rechnung tragen wollte. Die Klinik wurde folglich geteilt und 1996 mit einem neuen Linearbeschleuniger ausgestattet. Umbaumaßnahmen und Beschleuniger kosteten zusammen knapp fünf Millionen DM. Die Deutsche Krebshilfe hatte dabei einen erheblichen Zuschuss für die Anschaffung gegeben. Das waren optimale Voraussetzungen für die Arbeit der neuen Chefärztin der Radioonkologischen Klinik. Mit der damals erst 36-jährigen Dr. Anke Schendera trat im Sommer 1996 die bundesweit jüngste Chefärztin in dieser Disziplin ihren Dienst an. Die Medizinerin war vom Stadtrat in einer nicht öffentlichen Sitzung bestätigt worden. Zuvor hatte sie als Oberärztin in Freiburg gearbeitet und sich zur Fachärztin für Strahlentherapie qualifiziert.150
9.1 Die Immunologische Ambulanz
Ursprünglich als Problem für Risikogruppen verharmlost, war es seit den späten 1980er-Jahren unmöglich geworden, die Augen vor Aids zu verschließen. Die optimale Versorgung von Menschen, die unter dem „Acquired Immune Deficiency Syndrome“ und den Folgen litten, wurde zu einem zentralen Thema – insbesondere, nachdem die von der Bluterkrankheit betroffenen Menschen durch Blutprodukte ohne eigenes Verschulden durchweg an Aids erkrankt waren. Im Raum Koblenz waren zudem schon Mitte der 1990er-Jahre die Probleme aus den großen Ballungszentren angekommen. Die Experten rechneten mit 350 bis 400 HIV-Infizierten. Von Aids seien etwa 40 Menschen betroffen, hieß es damals in der Presse. Trotz dieser alarmierenden Zahlen klaffte im nördlichen Rheinland-Pfalz eine Versorgungslücke. Auch wenn die Ärzte im Kemperhof schon früh halfen wo sie konnten, mussten Betroffene im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit oft weite und damit teure Fahrten in Kauf nehmen und auf die Universitätskliniken in Bonn, Frankfurt, Köln und Mainz ausweichen. Mit der Eröffnung einer „Immunologischen Ambulanz“ im Kemperhof im März 1996, die auch im Krankenhaus selbst nicht unumstritten war, sollte sich die Situation grundlegend verändern. Nach einer Vorbereitungszeit von rund zwei Jahren waren Prof. Dr. Thomas Eisenhauer und Dr. Ansgar Rieke am Ziel angekommen. Der Chefarzt der II. Medizinischen Klinik und sein Mitarbeiter hatten das Konzept für die neue Einrichtung entwickelt. Dazu gehörte neben der stationären und ambulanten Behandlung auch die soziale Betreuung von HIV-infizierten Patienten. Am Kemperhof setzte man deshalb von Anfang an auf eine inderdisziplinäre Zusammenarbeit und den Kontakt zu führenden Universitätskliniken. Schon früh dachte man an Kooperationen mit der Aids-Hilfe und der Aids- und Drogenberatung der Caritas. Leiter der Immunologischen Ambulanz wurde Dr. Ansgar Rieke. Der Mediziner hatte sich in verschiedenen Krankenhäusern auf seine Aufgabe vorbereitet.151
Schon 18 Monate nach der Eröffnung der Immunolgischen Ambulanz stand fest, dass die neue Ambulanz zu den größten und wichtigsten in Rheinland-Pfalz gehörte. Im Dezember 1997 wurden 1000 Patientenkontakte seit der Eröffnung gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits mehr als 100 Betroffene in Koblenz behandelt worden. Mit dieser Entwicklung gingen therapeutische Erfolge einher. Mit Einführung der sogenannten antiretroviralen Therapie gelang es, bei vielen Patienten die Vermehrung von HIV (Human Immunodeficiency Virus) im Körper mithilfe eines „Medikamentencocktails“ zu stoppen. Während 1995 und 1996 noch 16 Patienten sterben mussten, wurden 1997 „nur“ vier Aids-Tote gezählt. Bei genauerer Betrachtung der Statistik fiel die Bilanz noch besser aus – zwei Personen hatten nämlich vor ihrem Tod keine Medikamente genommen. Trotz ihrer Erfolge appellierten Mediziner an die Bevölkerung, das Thema Aids weiterhin ernst zu nehmen. Und das nicht ohne Grund: Ende 1997 hatte die Zahl der Infizierten im nördlichen Rheinland-Pfalz die 400er-Marke überschritten.152 Im Sommer 2005 wurden bereits 480 Aids-Patienten in der „Immunologischen Ambulanz“ des Kemperhofs betreut.153 Trotz der Erfolge wurde Ende März 2007 am Kemperhof kritisiert, dass die Rahmenbedingungen für HIV-Patienten in Rheinland-Pfalz so schlecht seien wie sonst nirgendwo in der Republik. Der Grund: Bislang fehlte der dringend benötigte Strukturvertrag, der die Finanzierung der Behandlung regelt. Allerdings war ein entsprechendes Vertragswerk zu diesem Zeitpunkt bereits auf den Weg gebracht. Dennoch gab es weiter Grund zur Kritik: Nur ein Arzt stand zur Betreuung von 500 der insgesamt 1600 HIV-Infizierten aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz zur Verfügung – und der hatte als Oberarzt noch andere Aufgaben. Der neue Vertrag soll nun die zusätzliche Honorierung einer HIV-Behandlung durch die Krankenkassen regeln. Dann könnte sich perspektivisch auch die personelle Situation ändern.154
9.2 Der Preis des Fortschritts
Der medizinische Fortschritt hat seinen Preis: Nicht nur an den Krankenhäusern stiegen die Kosten. Dazu kamen nach dem Fall der Mauer die hohen Investitionen in den neuen Bundsländern und eben auch der Zwang, die rechtlichen Grundlagen zu vereinheitlichen.155 Um die Entwicklung im Griff zu behalten, wurden die Budgets der Krankenhäuser zum 1. Januar 1992 eingefroren. In der Folge verabschiedete der Deutsche Bundestag dann in seiner Sitzung am 9. Dezember 1992 das Gesundheits-Strukturgesetz (GSG 93), das bereits am 1. Januar 1993 in Kraft trat. Das Bundesgesetz sah schmerzhafte Einschnitte vor – wurden doch Budgets als Obergrenze der Ausgaben von Krankenhäusern und Praxen eingeführt. Seitdem tragen die gesetzlichen Krankenversicherungen die anfallenden Kosten nur bis zu einer festgeschriebenen Höhe. Budgetüberschreitungen gehen zulasten der niedergelassenen Ärzte und der Kliniken. Viele Mediziner und Einrichtungen kamen seitdem mit der zugeteilten Geldsumme nicht mehr zurecht.156
Den nun raueren Wind sollte auch der „neue“ Kemperhof zu spüren bekommen, dessen maximale Kapazität bei der Eröffnung noch bei 719 Betten gelegen hatte und im weiteren Verlauf bereits auf 641 gesunken war. In der Politik suchte man nach Wegen, durch Stärkung der ambulanten Behandlung nicht nur die Zahl der Betten zu senken, sondern auch die Verweildauer zu reduzieren. Im Spätsommer 1996 war auch am Kemperhof eine heftige Debatte entbrannt. Den Zündstoff lieferte eine Studie der gesetzlichen Krankenkassen über die durchschnittliche Verweildauer der Patienten in den Kliniken. Die war zwar im Zeitraum von 1991 bis Ende 1995 von 14 auf 11,4 Tage gesunken, doch das schien noch längst nicht genug zu sein.157 In der Kritik stand auch der Kemperhof – aus Sicht der unmittelbar Betroffenen völlig zu Unrecht. Prof. Dr. Manfred Rister, Chefarzt der Kinderklinik und Ärztlicher Direktor des Kemperhofs, legte schließlich andere Zahlen vor. Demnach betrug die durchschnittliche Verweildauer im städtischen Krankenhaus zwischen 9,3 und 9,6 Tagen. In dieser Zahl waren sowohl die Frühgeborenen als auch die alten Menschen erfasst.158 In der Tat waren die Zahlen am Kemperhof besser als der Bundesdurchschnitt – und das, obwohl die Verweildauer bis Ende 1996 bundesweit auf durchschnittlich 10,8 Tage sank. Bei genauerer Betrachtung hatte der Kemperhof schon zu dieser Zeit einen Wert erreicht, der im Bundesdurchschnitt erst 2002 unterboten wurde (9,2 Tage). Zum Vergleich: Bis Ende 2004 sank in Rheinland-Pfalz die Verweildauer auf 8,4 Tage – was auch im Ländervergleich ein sehr guter Wert ist.159 Im Herbst 1996 stand fest, dass nach der unmittelbar bevorstehenden Verabschiedung des neuen Landeskrankenhausplanes in Rheinland-Pfalz 3761 Krankenhausbetten wegfallen sollten – davon 278 in Koblenz. Allein am Kemperhof wollte man die Kapazität um 99 Betten auf 542 senken. Auch dem Evangelischen Stift St. Martin sollte es nicht besser ergehen. Von den 434 Betten im Sommer 1996 sollten 367 übrig bleiben. Umstritten war das Ziel, die zehn Betten der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung zu streichen. Gleich zwei ganze Abteilungen – Chirurgie (60 Betten) und Urologie (10 Betten) – sollen im Brüderkrankenhaus geschlossen werden, das vor der Reform immerhin 240 Betten hatte. Entsprechend groß war das Entsetzen. Kein Wunder, dass die Verwaltungsspitze Widerstand ankündigte und ganz offen von der Einschaltung der Gerichte sprach. Das änderte jedoch am Konzept des rheinland-pfälzischen Sozialministers nichts. Im Gegenteil: Florian Gerster führte auch den Marienhof auf seiner Streichliste: Von 340 Betten sollten 55 gestrichen werden.160
Am 24. September 1996 verabschiedeten Personalvertreter des Evangelischen Stifts, des Marienhofs, des Brüderkrankenhauses und des Kemperhofs ein Schreiben verabschiedeten, in dem sie die Politik auf die prekäre Situation in Koblenz aufmerksam machten. Tenor: Durch die Reduzierung von 18 Prozent der Betten bei einer Belegung von jetzt schon 85 Prozent sei eine Unterversorgung der Bevölkerung programmiert. Nach Darstellung der Personalvertreter schnitt der Bereich Mittelrhein-Westerwald im Vergleich zu anderen Gebieten (5,7 Krankenhausbetten auf 1000 Einwohner) besonders schlecht ab. Nach ihren Berechnungen lag der Schnitt in den Versorgungsgebieten Trier und Rheinhessen-Nahe bei 6,6 Betten. Die Mitarbeiter der örtlichen Krankenhäuser wiesen ferner darauf hin, dass neben Verschlechterungen für die Patienten auch ein Abbau von mehreren hundert Arbeits- und Ausbildungsplätzen drohe. Durch die Reduzierung des Budgets werde bereits jetzt überall Personal eingespart. Die Folge: Bereits heute existiere eine Art „Patiententourismus“, weil die Kapazitäten der einzelnen Häuser erschöpft seien. Freie Arztwahl gebe es quasi keine mehr.161 Diesen Vorwurf wies das Mainzer Sozialministerium zurück. Der damalige Sozialminister Florian Gerster wollte allerdings einen Spareffekt erzielen, indem er die Spezialisierung von Kliniken vorantrieb. Auch in Koblenz sollte jedes Krankenhaus einen Versorgungsschwerpunkt setzen. Das sollte verhindern, dass Patienten „abgeworben“ werden konnten.162
Die geplante Neuausrichtung des Krankenhauswesens im Land war aber nur ein erster Schritt. Wurden doch die Kliniken gezwungen, Allianzen zu schmieden und perspektivisch zu fusionieren. Doch auch der Gesetzgeber stand unter Druck – die neu geschaffenen Vergütungssysteme standen auf dem Prüfstand. Sie sollten hinsichtlich Transparenz und Qualität verbessert werden. Vom 1. Januar 2004 an galt für alle Kliniken bei stationären Behandlungen das Prinzip der Abrechnung nach diagnosebezogenen Fallpauschalen, von denen nur psychiatrische Einrichtungen ausgenommen wurden. Der Kemperhof reagierte besonders schnell und führte als erstes Krankenhaus in Koblenz das neue System bereits am 1. März 2003 ein. Die durchgängige Abrechnung über diagnosebezogene Fallpauschalen – kurz DRG (Diagnosis Related Groups) genannt – löste das bisherige Mischsystem aus tagesgleichen Pflegesätzen, Fallpauschalen und Sonderentgelten ab.163 Von seinerzeit den in dem bundesweit einheitlichen Fallpauschalenkatalog ausgewiesenen 600 DRGs wurden bereits 510 im Kemperhof erbracht. Die Entscheidung, schon jetzt das neue System anzuwenden, resultierte aus der von Anfang an aktiven Teilnahme des Kemperhofes an der Entwicklung der Kalkulationsgrundlagen für das neue Abrechungssystem. Vor dem Hintergrund, dass es zum damaligen Zeitpunkt weltweit nirgendwo einen vollständigen Fallpauschalenkatalog für Krankenhausleistungen angewandt worden war, klingt die Koblenzer Neuorganisation umso erstaunlicher.164
9.3 Der neue Funktionsbau
Auch wenn in Stadt und Land heftig um Kostenreduzierungen bei der Versorgung von Patienten gerungen wurde, konnte und wollte niemand die inzwischen fälligen baulichen Veränderungen ignorieren. Das galt auch für den Kemperhof. Der Neubau von 1973 war in die Jahre gekommen. Außerdem zeichnete sich ab, dass die Operationssäle infolge neuer gesetzlicher Anforderungen schon längst nicht mehr den modernen Standards entsprachen. Dazu kamen erhebliche räumliche Probleme, die vor allem die nachträglich eingerichtete Urologie und die Anästhesiologie betrafen. Der bereits zu Beginn der 1990er-Jahre herbeigesehnte neue Funktionsbau sollte jetzt sehr zügig realisiert werden. Das war allerdings alles andere als selbstverständlich: Das Projekt, das in zwei Bauphasen ausgeführt wurde, sollte nämlich 37,3 Millionen DM teuer sein. Der Löwenanteil in Höhe von 31,6 Millionen DM wurde für Bau und Ausgestaltung des neuen Gebäudes ausgegeben, die restlichen Mittel waren für die Modernisierung der Urologie vorgesehen. Trotz der erforderlichen immensen Investitionen übernahm das Land Rheinland-Pfalz die Kosten zu 100 Prozent als Festbetragsfinanzierung. Auf diese Tatsache wies der Leitende Ministerialrat Lothar Fleck anlässlich des Richtfestes am 5. September 1996 noch einmal hin. Der südlich des Bettenhauses angefügte Rohbau war übrigens erfreulich schnell vollendet worden. Er war bereits nach sechs Monaten fertig. Bis zum Richtfest wurden 240 Tonnen Stahl und 2500 Kubikmeter Beton verwendet.165
Für die Planungen zeichneten wieder Ingenieure und Architekten aus Offenbach verantwortlich. Dieses Mal war es das Büro Witan-Russ & Partner, das wie das Vorgängerbüro Witan & Securius auf den Krankenhausbau spezialisiert ist.
Der neue Funktionsbau erhielt Unter-, Erd- und Obergeschoss sowie ein begrüntes Flachdach. Auf die ursprünglich geplante Viergeschossigkeit hatte man aus Kostengründen verzichten müssen. Auf einer Nutzfläche von rund 2400 Quadratmetern entstanden die zentrale Operationsabteilung mit sechs aseptischen OP-Sälen und einem septischen OP-Saal, die chirurgisch-interdisziplinäre Intensivpflege mit 16 Betten sowie die neuen Zentralen für Sterilgut- und Wäscheversorgung. Dazu kam ein neuer Aufzug, der die Verbindung zu den Obergeschossen des Bettenhauses herstellen sollte. Der Schacht wurde ganz bewusst an der Außenseite des Bettenhauses angebracht, damit die Anlage auch im Brandfall als Evakuierungshilfe genutzt werden kann.166
Die Fertigstellung des neuen Funktionsbaus sollte einige Zeit in Anspruch nehmen. Nach einer Bauzeit von insgesamt 25 Monaten wurde das Gebäude am 27. März 1998 eingeweiht. Damit war der ursprüngliche Ansatz um drei Monate überschritten worden. Dafür hielten die Architekten und die ausführenden Unternehmen den vorgegebenen Kostenrahmen ein. Die Realisierung des Großprojektes eröffnete auch im „Altbau“ von 1973 neue Möglichkeiten: In den folgenden Monaten wurde der Bereich des früheren OP-Traktes so umgebaut, dass dort eine neue Urologie eingerichtet werden konnte, die den modernsten Anforderungen entsprach. Im August 2000 wurden die neuen Räumlichkeiten zusammen mit der ebenfalls neu geschaffenen interdisziplinären Ambulanz für die Notfallversorgung der Öffentlichkeit vorgestellt und 2001 in Betrieb genommen. Der Abteilung mit ihren 81 Betten stand nun mehr als die doppelte Fläche zur Verfügung – sie war von 266 auf 550 Quadratmeter gewachsen, der 1991 angeschaffte Nierensteinzertrümmerer konnte in den Funktionsbereich eingegliedert werden. Dazu gab es eine Reihe von technischen Neuerungen. Dazu gehörten der endoskopische OP und die digitale Röntgenanlage.167
9.4 Der Kampf gegen den Krebs
Krebserkrankungen frühzeitig erkennen und am besten sofort in den Griff bekommen: Auch in Rheinland-Pfalz war dieses Ziel schon frühzeitig ein Ziel der Gesundheitspolitik, zumal sich angesichts unerfreulicher Statistiken ein sofortiger Handlungsbedarf ergab. Bereits 1977 wurde ein zentrales Tumorzentrum gegründet, das gemeinsam mit den Partnereinrichtungen eine chancengleiche und vor allem flächendeckende Versorgung garantiert. Neben der Verbesserung der Früherkennung sollten vor allem die Fortschritte in den Bereichen Diagnostik und Behandlung vorangetrieben werden. Darüber hinaus sollte von Anfang an die Nachsorge bei Tumorerkrankungen optimiert werden, um Patienten eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Zum Konzept gehörte neben einer kompetenten Schmerztherapie ebenfalls eine umfassende psychosoziale Betreuung, um die Betroffenen wieder handlungsfähig zu machen. Zum ganzheitlichen Betreuungungskonzept gehörten auch Maßnahmen für unheilbar kranke Patienten.168
Die frühe Gründung des Tumorzentrums hatte auch unmittelbare Auswirkungen auf den Kemperhof. Das Klinikum wurde sofort als Onkologisches Schwerpunktkrankenhaus für das nördliche Rheinland-Pfalz ausgewiesen und dann auch von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren anerkannt. Der Kemperhof gehört heute zu einer Gruppe von bundesweit etwa 70 Krankenhäusern ein, die auf eine langjährige qualitätsorientierte Diagnostik und Therapie einschließlich Dokumentation zurückblicken und eng zusammenarbeiten. Landesweit laufen die Aktivitäten organisatorisch unter dem Dach des Tumorzentrums Rheinland-Pfalz zusammen, wobei die Partnereinrichtungen einen zentralen Ansprechpartner haben. Ein weiterer Schritt im Kampf gegen Krebs war der Aufbau klinischer Krebsregister. Am Kemperhof wurde bereits 1988 damit begonnen. Heute werden die medizinischen Daten aller im Kemperhof behandelten Tumorpatienten registriert und die Krankheitsverläufe verfolgt. Derzeit sind rund 18.000 Patienten eingetragen. Derzeit werden jährlich die Krankheitsverläufe von 1.900 bis 2.100 Patienten dokumentiert. Diese Daten werden sowohl für krankenhausinterne Fragestellungen als auch über den Kemperhof hinaus verwendet. Unter Beachtung der Bestimmungen des Datenschutzgesetzes werden diese Daten weitergeleitet, vor allem an das Krebsregister Rheinland-Pfalz. Hintergrund: Seit der Einführung des Krebsregistergesetzes vom 29. Dezember 1999 besteht eine Meldepflicht aller Tumorpatienten, sofern diese keinen Einspruch erhebt. Die Daten gehen darüber auch an die Nachsorgeleitstelle und die Nachsorgedokumentation des Tumorzentrums Rheinland-Pfalz in Mainz. Stellvertretend für das Pathologische Institut Koblenz erfolgt auch eine Meldung der Histologiebefunde der im Städtischen Klinikum Kemperhof behandelten Patienten.
Im August 2002 wurde am Kemperhof ein Onkologisches Zentrum eingerichtet, das mit sieben Disziplinen vertreten ist. Dazu gehört auch der zentrale Stützpunkt des BrustZentrums Mittelrhein, das eines von fünf regionalen Brustzentren in Rheinland-Pfalz ist. Zum BrustZentrum Mittelrhein gehören seitdem auch der Marienhof (Teil des heutigen Katholische Klinikum in Koblenz), das DRK-Krankenhaus und das St. Elisabeth-Krankenhaus in Neuwied, das Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Weitere Kooperationspartner wurden das St. Elisabeth-Krankenhaus Mayen, das Stiftshospital Andernach sowie ein Radiologisches und ein Pathologisches Institut in Koblenz. Die Motive für die Gründung der Brustzentren lagen auf der Hand: In Deutschland ist Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Nach Schätzungen des Robert Koch Instituts (RKI) erkranken jährlich mehr als 47.500 Frauen neu, davon etwa 19.300 im Alter unter 60 Jahren. Für das Jahr 2002 zum Beispiel erfasste das Krebsregister Rheinland-Pfalz landesweit 2590 Brustkrebsfälle, wobei die Vollzähligkeit der Registrierung bei mehr als 95 Prozent lag. Das mittlere Erkrankungsalter liegt knapp über 63 Jahren. Die Neuerkrankungsraten sind seit 1970 deutlich angestiegen. Brustkrebs ist bei Frauen mit 17,8 Prozent die häufigste Krebstodesursache. Dank medizinischer Fortschritte und verbesserter Früherkennung ist die Sterblichkeit ist seit Beginn der 90er Jahre rückläufig.169 Die hohen Neuerkrankungs- und Sterbezahlen haben den Gesetzgeber veranlasst, in Deutschland flächendeckend ein qualitätsgesichertes Mammographie-Screeningprogramm mit Einladungsmodell einzuführen. Der Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen änderte die Krebsfrüherkennungs- Richtlinien zum 15. Dezember 2003 entsprechend. Damit haben Frauen ab dem Alter von 50 Jahren bis zum Ende des 70. Lebensjahres alle 24 Monate Anspruch auf Leistungen im Rahmen des Früherkenungsprogramms. Hintergrund: Internationale Studien zeigen, dass diese Altersgruppe am stärksten von einem Früherkennungsprogramm profitiert. Zum Programm gehört auch die Erfassung der Fälle in einem bevölkerungsbezogenen Krebsregister. Das gehört zu einem umfassenden Qualitätsmanagement, das zu einer erheblichen Senkung der Brustkrebssterblichkeit beitragen soll. Das Register für Rheinland-Pfalz ist übrigens an er Mainzer Uni-Klinik angesiedelt.170
Durch diese Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und Krankenhäuser sollen weit verbreiteten Fehler bei Früherkennung und Behandlung von Brustkrebs vermieden werden. Das System der interdisziplinären Zusammenarbeit bewährte sich schnell. Die Konsequenz: Bereits Anfang 2004 wurde das Klinikum im Landeskrankenhausplan als leitendes Krankenhaus des Brustzentrums Mittelrhein-Westerwald ausgewiesen. Ein Grund hierfür war, dass der Kemperhof das breiteste Spektrum an Fachbereichen besitzt – Strahlentherapie inklusive.171 Seit Anfang 2002 bietet der Kemperhof den an Krebs erkrankten Patienten eine tagesklinische Behandlung an. Sie ist an der II. Medizinischen Klinik angesiedelt. Die Einrichtung mit ihren insgesamt sieben Betten macht es möglich, dass Betroffene nach der jeweiligen Behandlung wieder nach Hause zurückkehren können. Die Tagesklinik vervollständigt das umfassende Behandlungsangebot des Onkologischen Schwerpunktes im Kemperhof. Die Realisierung ist auch dem rheinland-pfälzischen Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit zu verdanken, das eine Lücke im Behandlungsangebot in Stadt und Region schließen wollte.172 Außerdem bieten spezialisierte Ärzte der anästhesiologischen Abteilung optional eine Schmerztherapie an. Zwei niedergelassene Psychotherapeuten stehen bereit. In komplizierten Fällen gibt es eine „Tumorkonferenz“. Dort legen Ärzte beispielsweise fest, ob der Patient zuerst operiert und dann nachbestrahlt und chemotherapiert werden muss. Es gibt dabei eine Zusammenarbeit zwischen dem Kemperhof und der Mainzer Universitätsklinik. Menschen, die eine Stammzellentransplantation benötigen oder an Leukämie erkrankt sind, werden nach Mainz überwiesen.173
10. Die Fusion
D
ie Reformen im Gesundheitswesen stellten seit den 1990er-Jahren gerade die Krankenhäuser vor neue Herausforderungen. Sahen Experten doch hier die größten Einsparpotenziale, auch wenn – wie im Falle des Kemperhofs – ihre Berechnungen nicht selten ad absurdum geführt wurden. Eines wurde jedoch schnell klar: Wollten Kliniken auch in Zukunft wirtschaftlich und gleichzeitig auf höchstem Niveau arbeiten, mussten sie sich durch besondere Schwerpunkte gegenüber den Mitbewerbern auszeichnen und auch zu Fusionen bereit sein. Die Einführung von Fallpauschalen durch den Gesetzgeber und der dadurch erzeugte wirtschaftliche Druck beschleunigten den Prozess bundesweit.
In Koblenz machten bereits am 1. Januar 2001 Brüderhaus und der Marienhof den Anfang, die sich zum Katholischen Klinikum zusammenschlosen. Es folgte das Gesundheitszentrum Evangelisches Stift, das sich zum 1. Januar 2003 mit dem Gesundheitszentrum zum Heiligen Geist in Boppard und dem Diakoniezentrum Paulinenstift in Nastätten zum Stiftungsklinikum Mittelrhein vereinigte. Dem konnte und wollte auch das Städtische Klinikum Kemperhof nicht nachstehen. Doch für eine Fusion mussten erst einmal die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Diese sollten mit der Überführung der Einrichtung in eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung geschaffen (gGmbH) werden. Die gravierenden rechtlichen und organisatorischen Veränderungen gingen natürlich nicht spurlos an den fast 1400 Mitarbeitern des Kemperhofs vorbei – die Sorge um die Arbeitsplätze war groß. Detlef Knopp nahm das Ende Februar 2003 zum Anlass, die Bedenken in der Tagespresse zu zerstreuen. Darüber hinaus garantierte der Kultur- und Krankenhausdezernent die Beibehaltung aller Mitarbeiterrechte. Knopp erklärte darüber hinaus, dass die Rechtsform der GmbH bundesweit eindeutig favorisiert werde, weil sie die nötige Flexibilität biete, um gemeinsame Gesellschaften zu gründen.174
Dass an einer neuen Rechtsform kein Weg vorbei führte, wussten alle Beteiligten. Unklar war allerdings, mit welchem Partner man künftig zusammenarbeiten wollte. Viele favorisierten das Bundeswehrzentralkrankenhaus, mit dem der Kemperhof schon seit vielen Jahren in den unterschiedlichsten Disziplinen eng zusammenarbeitete. Die Bundeswehr war sogar im Februar 2005 mit einer eigenen Abteilung für Nuklearmedizin in den Kemperhof eingezogen.175 Für eine Fusion fehlten allerdings die rechtlichen Voraussetzungen. Das BwZK war nun einmal eine Einrichtung der Bundeswehr. Eine Umwandlung in eine GmbH stand dort nicht zur Debatte, zumal eine Fusion ein Verstoß gegen das Grundgesetz gewesen wäre. Deswegen war der Plan einer Fusion relativ schnell vom Tisch. In der Praxis trübte das die Kooperation beider Häuser nicht. Ganz im Gegenteil: Wie bereits erwähnt, rückten beide Einrichtungen in der Nuklearmedizin ganz eng zusammen. Darüber hinaus gab der Koblenzer Stadtrat grünes Licht für die Zusammenlegung der Krankenpflegeschulen und ein gemeinsames Zentrum für das ambulante Operieren. Und man einen gemeinsamen Einkauf von Geräten. Trotz der Zustimmung wurde dieser Ansatz nicht weiter verfolgt.
Bis die Umwandlung in eine gGmbH vollzogen werden konnte, sollte noch einige Zeit vergehen. Die Gestaltung des Vertragswerks war nämlich aus rechtlichen und steuerlichen Gründen alles andere als einfach. Einer der Knackpunkte war zum Beispiel die Überführung des Sondervermögens des Koblenzer Klinikums in die Rechtsform einer GmbH. Widerstände aus der Politik waren nicht zu erwarten.176 Auf der Suche nach einem neuen Kooperationspartner wurde man schnell fündig: Im Juni 2003 beauftragten der Verwaltungsrat des St.-Elisabeth-Krankenhauses Mayen und der Krankenhausausschuss des Städtischen Klinikums Kemperhof Koblenz die jeweilige Krankenhausleitung, Kooperationsgespräche aufzunehmen. Darüber hinaus sollten Konzepte für die künftige Zusammenarbeit entwickelt werden.177 Für eine Zusammenarbeit mit dem kleineren Mayener Krankenhaus sprach eine ganze Reihe von „harten Fakten“. Zum einen präsentierte sich die Einrichtung modern ausgestattet und wirtschaftlich kerngesund, zum anderen waren die rechtlichen Voraussetzungen für eine Fusion dort erfüllt. Das St.-Elisabeth-Krankenhaus war landesweit die erste Klinik in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH. Die Umwandlung war 1991 vollzogen worden. Außerdem hatten die Mayener Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit einem anderen Krankenhaus: Mit dem Stiftshospital Andernach kooperierte man bereits, eine Fusion war aber in letzter Minute gescheitert.178 Eine weitere wichtige Entscheidung fiel am 29. Januar 2004. In ihrer Sitzung sprachen sich die Mitglieder des Koblenzer Stadtrates einstimmig für die Umwandlung des Kemperhofs in eine gemeinnützige GmbH aus. Eine wichtige Formalie auf dem Weg zum Gemeinschaftsklinikum war erfüllt.179
Das Ziel war klar formuliert: Zusammenarbeit und spätere Fusion sollten die medizinische Versorgung im Großraum Mayen-Koblenz verbessern und eine optimale Betreuung von Patienten ermöglichen. Darüber hinaus war es klar, dass das Mayener Krankenhaus im Zuge einer möglichen Verschmelzung nicht unter die Räder kommen sollte. Es gab entsprechende Befürchtungen, zumal die reinen Zahlen ganz klar für den Kemperhof sprachen. Das Koblenzer Krankenhaus hatte zum damaligen Zeitpunkt elf Fachabteilungen mit 542 Betten. In den Klinken engagierten sich rund 1400 Mitarbeiter in Vollzeit- und Teilzeitform, darunter 130 Ärzte und 400 Pflegefachkräfte. Jährlich wurden 20.000 Patienten ambulant und 60.000 stationär behandelt. Dagegen standen in Mayen „nur“ 252 Betten in sieben Fachabteilungen zur Verfügung. Das St.-Elisabeth-Krankenhaus zählte insgesamt 583 Mitarbeiter, darunter 44 Ärzte und 181 Kräfte im Pflegedienst. Jährlich wurden 8562 Patienten stationär und mehr als 7000 ambulant behandelt (Stand 2002).180 Angesichts der bestehenden Unterschiede entschieden sich die beteiligten Gremien gegen eine völlige Verschmelzung. Beide Einrichtungen sollten prinzipiell eigenständig bleiben und auch ihren Namen behalten. Bei der Fusion sollte es vor allem darum gehen, Sparpotenziale gemeinsam auszuschöpfen. Neben der Verbesserung der Betreuung standen und stehen dabei vor allem die Kostenersparnis in den Arbeitsabläufen im Mittelpunkt. Durch die Kooperation beider Häuser sollen Doppeluntersuchungen vermieden. Weitere Einsparpotenziale ergaben sich in der Verwaltung: Der Einkauf konnte harmonisiert, die Software vereinheitlicht werden. Dabei solle der Kemperhof Schwerpunktkrankenhaus und die Mayener Klinik Krankenhaus der Regelversorgung bleiben.
Am 16 Dezember 2004 stimmten die Mitglieder des Koblenzer Stadtrats zu. Seitdem stand aus Koblenzer Sicht auch fest, dass beide Häuser als Gemeinschaftsklinikum in der Rechtsform der gemeinnützigen GmbH zusammengeführt werden. Allerdings koppelten die Stadträte ihren Beschluss an einige Voraussetzungen. Entscheidend war dabei, dass das Land Rheinland-Pfalz verbindliche Zusagen gab. Dies zielte auf das medizinische Konzept und seiner Umsetzung durch die Aufnahme in den Landeskrankenhausplan.181 Vier Tage später gab auch der Kreistag Mayen-Koblenz grünes Licht. Der Kreis hatte sein wichtigstes Ziel erreicht: die Parität zwischen Kemperhof und dem St.-Elisabeth-Krankenhaus war hergestellt. Beide Einrichtungen stellten jeweils 50 Prozent des Grundkapitals für das neue Gemeinschaftsklinikum zur Verfügung. Auch im Falle des Kreistages handelte es sich um einen Grundsatzbeschluss, mit dem die Fusion noch längst nicht vollzogen war. Im Kreishaus sah man ebenfalls das Land in der Pflicht.182 Die Grundsatzbeschlüsse machten den Weg für die Erstellung eines detaillierten Fusionskonzeptes frei. Das lag im Frühsommer 2005 vor. Und so konnte der Koblenzer Rat am 22. Juni die Fusion endgültig absegnen.183 Der Kreistag schloss sich am 26. Juni diesem positiven Votum an.184 Die Eintragung des „Gemeinschaftsklinikums Kemperhof Koblenz – St. Elisabeth Mayen gGmbH“ erfolgte am 29. September 2005. Geschäftsführer wurde Markus Heming, der bereits an der Spitze der Verwaltung des St.-Elisabeth-Krankenhauses gestanden hatte.185
11. Gemeinschaftsklinikum 2007
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islang sieht es so aus, dass die Fusion beiden Einrichtungen nutzt. Mitte März 2007 kündigte die Geschäftsführung kräftige Investitionen an. Demnach sollen für die Baumaßnahmen in den Jahren rund zehn Millionen Euro ausgegeben werden. Ein großer Teil des Geldes kommt dabei dem Kemperhof zugute. Dabei richten sich die Blicke auf das Schwesternwohnheim, dessen Umbau eigentlich schon 2004 beginnen sollte.186 Nun ist die rund 3,5 Millionen Euro teure Sanierung und Modernisierung ist weit vorangeschritten. Weitere 5,6 Millionen Euro werden in den Neubau der internistischen Intensivstation mit 16 Betten und den Umbau der Endoskopie fließen. Der Rohbau für die Intensivstation oberhalb der Krankenwagen-Auffahrt ist bereits fertiggestellt. In die alte internistische Intensivstation wird nach einem Totalumbau 2008 die Endoskopie einziehen.187
Wenn die ersten Bauabschnitte der Jahre 2007/2008 abgeschlossen sind (die neue Intensivstation wurde bereits im November 2007 in Betrieb genommen), soll die Modernisierung der 1976 vollendeten, seinerzeit als vorbildlich geltenden Kinderklinik folgen. Bislang ist geplant, die Arbeiten im zweiten Halbjahr 2008 zu beginnen und innerhalb von 24 Monaten abzuschließen. Weitere zehn Millionen Euro sollen für das Projekt ausgegeben werden, wobei das Land Rheinland-Pfalz auch in diesem Fall den Löwenanteil der Kosten übernehmen nehmen. Das Raum- und Funktionsprogramm war bereits Anfang 2007 vom zuständigen Ministerium genehmigt worden, im Frühjahr wurde der erste Plan geprüft. Ziel der Modernisierung ist die Einrichtung moderner Zwei- und Dreibett-Zimmer. Darüber hinaus sollen Zimmer für Mutter und Kind eingerichtet werden. Besonders wichtig ist, dass im Zuge des Umbaus alle Räume eine eigene Nasszelle erhalten werden. Und: Nach Abschluss der Maßnahmen werden alle Kinderstationen in einem Gebäude vereint sein.188 Als letzte Stufe der „Runderneuerung“ des Kemperhofs wird die Sanierung des Bettenhauses folgen. Die Geschäftsführung hofft, dass gesamte Erneuerungsprogramm rechtzeitig zur Bundesgartenschau 2011 abschließen zu können. Von der Modernisierung wird auch der Standort Mayen profitieren. Denn die Fusion ist – wie bereits angedeutet – keine vollständige Verschmelzung: Laut Krankenhausplan des Landes bleiben beide Einrichtungen selbstständig. Von diesem Ansatz profitieren beide Seiten: Als Schwerpunktklinik erhält der Kemperhof durch seinen erweiterten Einzugsbereich eine verbesserte wirtschaftliche Grundlage. Im Gegenzug wird die Regelversorgung im St.-Elisabeth-Krankenhaus durch eine gezielte Zusammenarbeit mit den Koblenzer Spezialabteilungen erheblich aufgewertet. Neben Veränderungen im großen Bereich der Kindermedizin sind Harmonisierungen in weiteren Bereichen wie der speziellen Schmerztherapie und der Urologie bereits im Gange. Auch vom Brustzentrum des Kemperhofs soll das Mayener Krankenhaus künftig profitieren. Aus gegebenem Anlass betonte Markus Heming noch einmal das, was Krankenhausdezernent Knopp versprochen hatte: „Betriebsbedingte Kündigungen stehen nicht zur Debatte“.189
Die positiven Ergebnisse der engen Zusammenarbeit zwischen den Häusern in Koblenz und Mayen sollten auch auf den ersten Blick deutlich zu erkennen sein. Das Ergebnis: Ein einheitlicher Auftritt, ein neues Logo. Seit Anfang Juli 2006 ist die Fusion beider Krankenhäuser auch für Besucher deutlich zu erkennen. Oberbürgermeister Dr. Eberhard Schulte-Wissermann und Landrat Albert Berg-Winters weihten eine neue Stele an der Zufahrt des Kemperhofs ein. Sie gibt Orientierungshilfen am Koblenzer Standort im neuen Gemeinschaftsklinikum. Am Rande der Einweihung präsentierte Krankenhausdezernent Detlef Knopp auch erstmals neue Zahlen über die starke Allianz: Durch die Fusion zum Gemeinschaftsklinikum ist ein großes Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 108 Millionen Euro entstanden. Davon werden 68 Millionen Euro in Koblenz, der Rest in Mayen erwirtschaftet. Beide Häuser haben zusammen 794 Betten (davon 542 in Koblenz) und 1314 Vollzeitstellen (davon 950 am Eck). Für die neue Stärke wird jetzt geworben.190
1 Murken, Axel Hinrich, Vom Armenhospital zum Großklinikum. Die Geschichte des Krankenhauses vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Köln 1988.
2 Labisch, Alfons/Reinhard Spree (Hg.), Krankenhaus-Report 19. Jahrhundert. Krankenhausträger, Krankenhausfinanzierung, Krankenhauspatienten, Frankfurt/New York 2001. Vorwort, S. 8.
3 Vgl. URL: <http://www.aok-bv.de/lexikon/g/index_02237.html> (Zugriff am 24. Februar 2007): Für Heil- und Hilfsmittel wurden 8,2 Milliarden Euro (5,7 Prozent), für die Verwaltung etwa 8,05 Milliarden Euro (5,6 Prozent) ausgegeben.
4 StAK-623, 8103, Blatt 34.
5 StAK-623, 8103, Blatt 211.
6 StAK-623, 8103, Blatt 216.
7 Vgl. Schütz, Wolfgang, Koblenzer Köpfe. Lebensbeschreibungen über Personen der Stadtgeschichte und Namensgeber für Straßen und Plätze, Mülheim-Kärlich 2002, S. 218 f.
8 Das harte Vorgehen der Franzosen zu Beginn ihrer Besatzungszeit im Rheinland wird erst in der neuesten Forschung thematisiert. Dazu: Koop, Volker, Besetzt. Französische Besatzungspolitik in Deutschland, Berlin 2005. Koops Werk ist allerdings umstritten, was sich auch beim Vortrag des Autors im Bundesarchiv Koblenz am 22. März 2007 zeigte. Dabei wurde ihm vorgeworfen, die französische Zeit schlechter zu machen als sie war (vgl. auch Rhein-Zeitung, 24. März 2007).
9 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für den Juli 1945.
10 Vgl. Kallenbach, Altstadt, Seite 4. StAK-623, 6709: Monatsberichte an die Militärregierung. StAK-623, 6235, S. 73.
11 Vgl. Mahlburg, Werner, Die Stadt Koblenz in den Jahren des Wiederaufbaus 1945 bis 1947. Ein Beitrag zur Koblenzer Nachkriegsgeschichte. Zulassungsarbeit, Würzburg 1985 [masch.], S. 24.
12 StAK-623, 9358, Seite 6: Erläuterungsbericht zum Wirtschafts- und Aufbauplan vom 30. Juni 1945. Kallenbach, Koblenzer Altstadt, S. 5.
13 Berg, Eberhard, Stadt Koblenz – Aufbauplanung Innenstadt. Zielsetzung und Bedeutung für die künftige Stadtentwicklung, Koblenz 1957, Seite 48.
14 Vgl. Kallenbach, Altstadt, S. 8 f.
15 Vgl. Hohn, Uta, Die Zerstörung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg. Regionale Unterschiede in der Bilanz der Wohnungstotalschäden und Folgen des Luftkrieges unter bevölkerungsgeographischem Aspekt, Dortmund 1991, S. 108.
Vgl. Mahlburg, Werner, Stadt Koblenz, S. 24.
16 StAK-623, 7217, S. 77 ff.: Altstadtsanierung oder Altstadterneuerung?
17 Chronik Kemperhof, Bd. 2: Einträge Januar 1947 und 1. April 1949.
18 Chronik Kemperhof, Bd. 2: Todesanzeige.
19 Chronik Kemperhof, Bd. 2: Eintrag 15. April 1947.
Der Name Vonessen wurde später in von Essen geändert.
20 Chronik Kemperhof, Bd. 2: Einträge 23. April und 7. Juni 1947.
21 Chronik Kemperhof, Bd. 2: Eintrag September 1949.
22 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 21. November 1951.
23 Vgl. Rothenbacher, Entwicklung, S. 381.
24 Vgl. Lindner, Gesundheitspolitik, S. 101.
25 Vgl. Rothenbacher, Entwicklung, S. 381.
26 Vgl. Rothenbacher, Entwicklung, S. 382.
27 Vgl. Lindner, Gesundheitspolitik, S. 109.
28 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für 13. Januar 1952. Dazu undatierter Zeitungsausschnitt.
29 Vgl. Lindner, Gesundheitspolitik, S. 152 f.
30 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für 15. März 1952. Dazu undatierter Zeitungsausschnitt.
31 Vgl. Lindner, Gesundheitspolitik, S. 156 und 158. Die gesetzliche Rentenversicherung übernahm den Löwenanteil der Kosten. Allein 1953 stellten die Landesversicherungsanstalten 241 Millionen DM für die Behandlung von Tuberkuloskranken bereit.
32 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für 1. September 1952. Dazu undatierter Ausschnitt aus der Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz.
33 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, vom 12. Oktober 1956: Damals kam Prof. Dr. Takayama aus Sapporo (Japan) zum Erfahrungsaustausch nach Koblenz.
34 Chronik Kemperhof, Band 2: Eintrag für 19. Dezember 1953 und undatierter Ausschnitt aus der Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz.
35 Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 8, 26. Februar 1999.
36 Mehr unter URL: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/ 154932.html (Zugriff am 3. Juni 2007).
37 Die Isotopenstation der städtischen Krankenanstalten war am 2. Juli 1954 in Betrieb genommen worden.
38 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 21. November 1955.
39 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 21. November 1955.
40 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 15. Februar 1957.
41 Chronik Kemperhof, Bd. 3. Eintrag für Februar 1957.
42 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 11. Januar 1957.
43 Chronik Kemperhof, Bd. 3, Eintrag für 12. November 1958.
44 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. November 1958.
45 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. November 1958.
46 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. November 1958.
47 Chronik Kemperhof, Bd 3: Eintrag für 21. November 1958.
48 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag für 9. November 1960.
49 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag für August 1961.
50 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag vom 8. Februar 1962.
51 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 8. Februar 1962.
52 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag vom 18. Mai 1962.
53 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag vom Sommer 1962.
54 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 1, S. 105.
55 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag vom 16. November 1962.
56 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag Januar 1967.
57 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 1. Februar 1963.
58 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 29. September 1964.
59 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 29. September 1964.
60 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 5. Juli 1968.
61Hausakten Kemperhof: Hausinternes Schreiben an alle Stationen, betr. Wohngebäude am Ostbunker, 18. Oktober 1967,
62 Freundliche Auskunft des früheren Verwaltungsdirektors Josef Kirsch vom 22. Februar 2006.
63 Vgl. Lokalanzeiger Koblenzer Schängel, 17. Juli 1969.
64 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 4. Oktober 1972.
65 Vgl. Labisch, Alfons/Reinhard Spree, Krankenhausträger, Krankenhausfinanzierung, Krankenhauspatienten: Zur Einführung in den „Krankenhaus-Report 19. Jahrhundert“, in: Labisch, Alfons/Reinhard Spree (Hg.), Krankenhaus-Report 19. Jahrhundert. Krankenhausträger, Krankenhausfinanzierung, Krankenhauspatienten, Frankfurt/New York 2001, S. 17.
66 Vgl. Labisch, Krankenhausträger, S. 18.
67 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 26. Januar 1973.
68 Lokalanzeiger Koblenzer Schängel, 31. Januar1973.
69 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 1. Juli 1973.
70 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 10.
71 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag vom 31. Juli 1973.
72 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag vom 31. Juli 1973.
73 Dazu: URL <http://www.mutterhaus.de> (Zugriff 30. Januar 2007).
74 Vgl. Lokalanzeiger Koblenzer Schängel, 21. Juni 1973.
75 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof Bd. 2, S. 12.
76 Vgl. Jahresbericht Kemperhof für das Kalenderjahr 1973.
77 Hausakten Kemperhof: Schreiben der Verwaltung an alle Stationen,
6. September 1973.
78 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 12.
79 Vgl. Jahresbericht Kemperhof für das Kalenderjahr 1973.
80 Freundliche Auskunft des früheren Verwaltungsdirektors des Kemperhofs Siegmar Störmer.
81 Vgl. Murken, Armenhospital, S. 243.
82 Vgl. Murken, Armenhospial, S. 245 f.
83 Vgl. Murken, Armenhospital, S. 243.
84 Die Zahlen basieren auf: Städtisches Krankenhaus Kemperhof. Informationsschrift zur Einweihung des städtischen Krankenhauses Kemperhof, Koblenz 1973, S. 25.
85 Chronik Kemperhof, Bd. 3: Eintrag vom 4. Dezember 1972.
86 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 16.
87 Hausakten Kemperhof: Internes Schreiben der Verwaltung der städtischen Krankenanstalten vom 8. Mai 1973, die Inbetriebnahme der Zentralküche im Neubau betreffend.
88 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 27./28. Oktober 1976.
89 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 18 f.
90 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 9./10. Juni 1973.
91 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kenperhof, Bd. 1, S. 105.
92 Vgl. Annahme und Ausbildung von Krankenpflegeschülerinnen in der Krankenpflegeschule der Stadt Koblenz. Statuten vom 29. Oktober 1958.
93 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 20.
Diese Baracken waren höchstwahrscheinlich die Zwangsarbeiter-Baracken aus der Kriegszeit.
94 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 21.
95 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 21.
96 Hausakten Kemperhof: Internes Schreiben der Verwaltung der städtischen Krankenanstalten vom 8. Mai 1973, die Inbetriebnahme der Zentralküche im Neubau betreffend.
97 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 22.
98 Vgl. Lokalanzeiger Koblenzer Schängel 5. August 1971.
99 Vgl. Deutsches Ärzteblatt 94, Ausgabe 1-2 vom 6. Januar 1997, Seite A-55/B-41 /C-41 (Personalien).
100 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 108, Anm. 41: Der frühere Krankenpfleger Hans Peter Josch erwähnte eine Steinerne „Leichenhalle“ mit Vorraum, die bis 1967 auf dem Gelände des späteren Hubschrauberlandeplatzes gestanden hatte und bis dahin als Sektionsraum diente.
101 Die Lupe. Mitarbeiterzeitung des Kemperhofs, Ausgabe 2/2005.
102 Vgl. Kallenbach, 200 Jahre Kemperhof, Bd. 2, S. 27.
103 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 19. Dezember 1973.
104 Vgl. Lokalanzeiger Koblenzer Schängel, 15. Juni 1972
105 Vgl. Lokalanzeiger Koblenzer Schängel, 5. Februar 1976
106 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 22. Juni 1972
107 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 21. Juni 1973
108Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 18. Dezember 2000.
109 Hausakten Kemperhof: Auszug aus dem Stadtratsprotokoll vom 17. Oktober 1974.
110 Vgl. Hausakten Kemperhof: Auszug aus dem Stadtratsprotokoll vom 27. Januar 1977: Kinderabteilung 1, Anästhesie 1, Gynäkologie ½, Urologie ½, Chirurgie 2, innere Abt. 2 insgesamt 7.
111 Vgl. Kinderklinik Städtisches Krankenhaus Kemperhof, Informationsschrift anlässlich der Einweihung, Koblenz 1976, S. 9.
112 Die Ausführungen basieren auf: Kinderklinik Kemperhof, S. 9 ff.
113 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 5. Februar 1971.
114 Vgl. Hausakten Kemperhof: Bericht an das Presseamt der Stadt Koblenz betr. Kinderklinik, 19. März 1974.
115 Vgl. Kinderklinik Kemperhof, S. 11.
116 Vgl. Kinderklinik Kemperhof, S. 35 und 38.
117 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 22. August 2001.
118 Vgl. Labisch, Krankenhausträger, S. 18. Dazu grundsätzlich: Klinke, Sebastian, Ordnungspolitischer Wandel im Gesundheitssystem als Folge der Reformgesetzgebungsbemühungen. Diplomarbeit Politikwissenschaft, Bremen 2003. <URL: http://www.sebastian-klinke.de/forschung/ DiplGesamt.pdf> (Zugriff am 2. Juni 2007).
119 Gemeint ist eine Box zum Transport der Verstorbenen.
120 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1978.
121 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1978. Die „Ärztelaufbahn“ wurde im Frühjahr 2005 abgebrochen.
122 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1979.
123 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 1. Juli 1980.
124 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 23. September 1980.
125 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 23. September 1980.
126 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1980.
127 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1982.
128 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 30. März 1982.
129 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1983.
130 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1986.
131 Vgl. Labisch, Krankenhausträger, S. 19.
132 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 20. November 1987.
133 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1982.
134 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1984.
135 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1985.
136 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1986.
137 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 24. Oktober 1991.
138 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 27. Oktober 1978.
139 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. Juni 1985.
140 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 27. August 2004.
141 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. Juni 2005.
142 Vgl. Labisch, Krankenhausträger, S. 19.
143 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1988.
144 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. Januar 1988.
145 Die Informationen beruhen auf den Auskünften des früheren Verwaltungsdirektors Siegmar Störmer.
146 Hausakten Kemperhof: Aufzeichnungen des Rektors Johannes Scho für das Jahr 1990. Ausschnitt aus der Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz.
147 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 30. Januar 1991.
148 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 30. August 1991.
149 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. September 1997.
150 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 13. Juli 1996.
151 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 26. und 28. März 1996.
152 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 1. Dezember 1997.
153 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. Juli 2005.
154 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 28. März 2007.
155 Vgl. Labisch, Krankenhausträger, S. 20.
156 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 28. November 1996.
157 http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab29.php.
158 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 28. August 1996.
159 Vgl. URL <http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab29.php> (Zugriff am 29. Januar 2007).
160 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 10. September 1997.
161 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 25. September 1997.
162 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 11. September 1997.
163 Dazu grundsätzlich: Labisch, Krankenhausträger, S. 14.
164 Siehe auch: Labisch, Krankenhausträger, S. 14.
165 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 6. September 1996
166 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 6. September 1996.
167 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 10. August 2000.
168 Dazu URL: <http://www.krebskom-pass.de/Krebsnews/index.php? nwaction=shownews&nwmode=archiv&newsmonth=200211~content> (Zugriff am 10. Mai 2007).
169 Vgl. URL: <http://www.laek-rlp.de/Presse/aerzteblatt/05_05.pdf>, Seite 8 (Zugriff am 10. Mai 2007).
170 Vgl. URL: <http://www.laek-rlp.de/Presse/aerzteblatt/05_05.pdf>, Seite 8 (Zugriff am 10. Mai 2007).
171 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. Februar 2004.
172 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 21. Februar 2002.
173 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 1. März 2002.
174 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 26. Februar 2003.
175 Dazu: Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 12. Mai 2001 und 5. Februar 2005: Im Frühjahr 2001 waren die Weichen für ein „Zivil-Militärisches Kooperationsmodell“ zwischen dem Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZK) und dem städtischen Klinikum gestellt worden. Im Mai 2001 unterzeichneten der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping und Oberbürgermeister Dr. Eberhard Schulte-Wissermann die entsprechenden Verträge. Das Koblenzer Lazarett war das Erste von acht Einrichtungen der Bundeswehr, das den Austausch mit einem zivilen Krankenhaus in die Wege leitete. Der Einzug der Nuklearmedizin in den Kemperhof war eine Konsequenz aus dieser Vereinbarung. Da im Bundeswehr-Zentralkrankenhaus auch ein Herzzentrum eingerichtet wurde, kam es auch in diesem Bereich zu einer Zusammenarbeit.
176 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 26. Februar 2003.
177 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 23. Juni 2003.
178 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 2. März 2004.
179 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 30. Januar 2004.
180 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 2. März 2004.
181 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 17. Dezember 2004.
182 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 23. Dezember 2004.
183 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 25. Juni 2005.
184 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 29. Juni 2005.
185 http://www.kemperhof.de/aktuelles/akutelles_news_gk.html: Aktenzeichen: HRB 20061 – 2909.2005 – Gemeinschaftsklinikum Kemperhof Koblenz – St. Elisabeth Mayen gGmbH, Koblenz (Koblenzer Str. 115–155, 56073 Koblenz). Gesellschaft mit beschränkter Haftung, wohin der Sitz von Mayen (AG Andernach HRB 2734) verlegt wurde. Gegenstand: Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens durch bedarfsgerechte, zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung der Bevölkerung im nördlichen Rheinland-Pfalz, insbesondere der Stadt Koblenz und des Landkreises Mayen-Koblenz mit Gesundheitsleistungen. Stammkapital: 10.240.000,00 Euro.
186 Am 29. Januar 2004 hatte der Stadtrat grünes Licht für die Realisierung des Projektes gegeben. Hinter der Finanzierung dieses Programms steht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (heute kurz KfW Benkengruppe) als Bank des Bundes und der Länder. Hauptförderer des Programms „Niedrigenergiehaus im Bestand“ sind das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung sowie die dena (Deutsche Energie-Agentur). Neben der Erneuerung der Außenhülle steht natürlich auch die Sanierung des Wohnraums auf dem Plan – die ebenfalls über ein Modernisierungsprogramm des Bundes gefördert wird.
187 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 14. März 2007.
188 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 14. März 2007.
189 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 6. Februar 2006.
190 Vgl. Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 7. Juli 2006.
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