Hier der Streckenverlauf nach Komoot, der aber nicht vollständig erfasst ist. Irgendwann auf der Höhe war sogar Edge ganz schwach und damit Schluss ...
Ich sitze, glückselig grinsend, an einem See und schaue in den Rest meines Aperols. Ein durchwachsener Tag ist sehr versöhnlich geendet. Eigentlich wollte ich ja nach Bamberg fahren, aber die Aussicht, dass es in der Welterbe-Stadt etwas voll werden würde, hatte meine Planungen nachhaltig beeinflusst. Deshalb sitze ich hier, in Stegaurach, etwa fünf Kilometer oberhalb von Bamberg gelegen , und ziehen Bilanz. Und die fällt sehr gut aus, auch weil ich einen fast perfekten Ort gefunden habe: Den Landgasthof Windfelder in Stegaurach. 49 Euro für Doppelzimmer zur Alleinnutzung und 2,50 Euro für einen halben Liter Bier. Das sind doch mal Rahmendaten für alles Weitere. Ein dickes Käseschnitzel mit Rösti für 10,80 Euro, und zum Nachtisch den bereits erwähnten Aperol. Der wollte mit 5 Euro nicht so ganz ins sonstige Preiskonzept des Hauses passen, dafür gab es vergleichsweise die doppelte Menge. Schon fast tiefenentspannt spielte ich mit meinem Smartphone: 27 Prozent laut Umfrage für die Grünen und die letzten Spekulationen vor Beginn des Champions-Ligue-Finales. Es interessierte wirklich niemand – und das bei voll besetztem Biergarten. Recht haben sie: Einfach Buntpopulisten und Geldgeier ins Leere laufen lassen.
Am Ende des Tages blieb für mich nur eine Frage: Wie aus den geplanten 99 am Ende 121 Kilometer werden konnten. Entweder, der Computer hatte Luftlinie berechnet, oder ich habe mal wieder alles falsch gemacht. Wahrscheinlich war mal wieder Letzteres der Fall. Denn auf der Strecke gibt es zahlreiche Variationsmöglichkeiten. Ich verstehe immer besser, warum Familien oder Gruppen sich für mehrere Tage in ein Hotel einquartieren und die nähere Umgebung mit dem Radl erkunden. Es lohnt sich wirklich, dem Radreisenden, dem noch mehrere Hundert Kilometer bevorstehen, kann sich beim besten Willen nicht alles sofort offenbaren. In jedem Dörfchen und Städtchen gibt es etwas zu entdecken, gerade deshalb, weil der Krieg fast alles verschont hat und Planer nicht so gewütet haben wie im Rheinland. Das geht schon kurz hinter Schwarzach los, die Benediktinerabtei mit ihrer uralten Vorgeschichte hat, auch wenn sie im Wesentlichen erst in den 1920er- und 1930er-Jahren neu erbaut wurde.
Auf dem Weg nach Volkach offenbaren sich noch viele bauhistorische Schätze. Radler dürfte jedoch viel mehr interessieren, dass mit dieser Etappe die Leichtigkeit des Seins vorbei ist. Nein, das ist nicht wirklich keine Bergetappe, doch müssen immer wieder Steigungen überwunden werden, has Radlern ohne Motorunterstützung doch einiges an Hingabe abverlangt. Schwerer wird es Hinter Hassfurt, da müssen drei oder vier längere Steigungen bewältigt werden – vorausgesetzt, man will nach Bamberg, aber da wollte ich ja – noch – nicht hin. Doch dazu später mehr.
Gut zehn Kilometer dürfte ich wegen meiner Irrfahrten rund und in Schweinfurt verloren haben. Ja, man wird mich auslachen, ich war ja schon 2016 mit dem Radl da, allerdings flussabwärts. Jetzt offenbarte sich mir eine neue Situation: Wegen zahlreicher Straßen-Baustellen war das Navi nicht brauchbar, und die örtlichen Planer scheinen sich einen Sport daraus gemacht zu haben, Radtouristen auf Umwege zu schicken. Verständlich. Was sich im Großraum Schweinfurt in Sachen Verkehr abspielt, ist alles andere als lustig. Durch Felder und Täler wurde ich schließlich in die Innenstadt geleitet. Über die örtliche Beschilderung sollte man noch einmal sprechen, sie ist nur quantitativ o.k. Zu allem Überfluss gab es noch ein großes Spielfest, sodass ich die große Rast in Schweinfurt ersatzlos strich. Also weiter nach Hassfurt, was von Schweinfurt aus in gut 90 Mnuten zu erreichen ist. Dort angekommen, inhalierte ich erst einmal zwei große Milchshakes, bevor ich die ersten Steigungen in Richtung Bamberg bewältigen musste, die allerdings auch mit einem normalen Fahrrad zu bewältigen sind. Und wer nach Bamberg durchfahren will, hat bis zum Schluss auch keine größeren Hindernisse. Doch ich wollte wieder einmal alles anders machen. Ab Txxxxxxx ging es steil aufwärts – und ich kann jetzt genau sagen, welche Steigung der Active Line plus von Bosch meistert: Genau 12 Prozent! Auch im Turbo-Modus ist das kein Vergnügen. Doch nach gefühlten zwei Kilometern war alles vorbei. Bis Stegaurach ging es leicht bergauf und noch mehr bergab. Im Landgasthof angekommen, bestellte ich mir erst mal zwei Kellerbier. Ich bin nämlich einfach strukturiert und funktioniere nach dem Belohnungsprinzip – will heißen: Der Hund im Manne.
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