Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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16. Tag: Schwedt-Ueckermünde 126 Km

Ein ereignisreicher Tag, der ganz harmlos anfing. Denn der Start vom Hotel an den Oderradweg war wirklich ein Traum. Und dann noch diese eindrucksvollen Naturschutzgebiete. Kein Wunder, das Schwedt damit wirbt, von solchen umgeben zu sein. Es stimmt wirklich. Die morgendliche Freude wurde bereits nach 14 Kilometern getrübt: Vollsperrung des Damms wegen Neubbaumaßnnahmenn. Vollstes Verständnis  dafür, dass sie vor dem Hintergrund des  schlimmen Oder-Hochwassers laufend an der Verbesserung ihrer Systeme arbeiten, kein Verständnis habe ich für die Art und Weise, wie umgeleitet wird. Ich wollte instinktiv die Bundesstraße 2 nehmen, doch folgte ich dann doch der Beschilderung und landete – auf sandigen und  zermatschten Wegen mitten im Wald. Und nach fünf Kilometern war ich fast wieder da, wo ich angefangen habe. Das wollte ich natürlich nicht und suchte die Querverbindung zum Radweg.  Schieben war angesagt, zumal ein Bach die „Direktpassage“ unmöglich machte. Immerhin erreichte ich mein Ziel und landete direkt in der Dammbaustelle. Die Jungs vom Bau kannten das schon und zeigten mir, wo ich durchkann . Als ich ihnen sagte, dass das für einen Auswärtigen nicht zu finden ist, antwortete einer doppeldeutig: „Das sagen sie alle“

 

Ich hatte also noch mal Glück gehabt. Und weiter ging es durch landschaftlich schöne Gebiete. Und das beste war, dass  alles zunächst ohne Steigung über die Bühne ging. Das ändert sich In Mecherin, das ein wahres Urlaubszentrum ist. Hier schwärmen die Kurzurlauber und Reisegruppenteilnehmer mit geliehenen Fahrrädern aus. Kein Wunder: Es ist dort wirklich sehr schön, und es gibt auch viele Möglichkeiten zur Einkehr. Hinter Mecherin wird die Tour unattraktiv. Man fährt oft auf Radwegen entlang der Hauptverkehrsstraße oder direkt auf diesen Straßen. Und man muss wieder rund 40 Kilometer durch Polen fahren und kommt durch Stettin. Die Universitätsstadt hab ein bemerkenswertes Radwegenetzt, erschien mir aber angesichts der gut 30 Grad im Schatten wie ein Moloch. Ich fuhr direkt weiter und etwa 15 Kilometer weiter wird die Strecke richtig schön. Vor allem ist  sie gut beschildert, sodass man ohne Störungen bis Ueckermünde durchfahren kann. Und ich war fast froh, dass der Weg so oft durch Wälder führte, denn die Sonne erschien mir an diesem Tag besonders gnadenlos. Auf dem Weg zum Stettiner Haff, an dem mein Ziel liegt, gibt es viele malerische kleine Dörfer und die Einkehrmöglichkeiten häufen sich.

 

Übernachtet habe ich in der Pension am Stettiner Haff. Sehr schön und familiä. Bei 56 Euro fürs Einzelzimmer mit Frühstück kann man auch nichts  sagen. Allerdings ist die Altstadt noch etwa vier Kilometer entfernt. Und da ich ja noch zu Abend essen wollte, machte ich mich auf den Weg. Und damit begann der unangenehme Teil des Abends. Im Brauhaus hatten sie offenbar nicht ihren besten Tag erwischt. Schon bis  zu  ersten Bier dauerte es eine gefühlte Ewigkeit. Und dann haben sie meine Bestellung offenbar vergessen. Als sich dann auch noch der Himmel verfinsterte und jeder  ins Innere flüchtete, verlor das Personal endgültig die Kontrolle. Nach etwa  90 Minuten ließ ich die Bestellung genervt und verärgert komplett zurückgehen. Ich hoffe ja, noch halbwegs  trocken  in meine Unterkunft zu kommen. Kaum saß ich auf dem Rad, begann ein Platzregen. Ich flüchtete in einen Hauseingang und ließ das Gewitter durchziehen. Dann fuhr ich weiter,   nur nicht auf den holprigen Radwegen, auf denen sich Pfützen gesammelt hatten. Klar, dass das den Autofahrern nicht gefiel…

 

Auf Höhe des Bahnhofs (besser gesagt Haltepunkt) steuerte ich einen halbwegs vernünftigen Radweg an. Weitere Autos im Nacken, habe  ich wohl zu scharf angeschnitten, dass das Fahrrad auf den Gleisen wegrutschte  und ich auf der Nase lag. Ich hatte mich zwar gut abgefangen, aber es taten mir dennoch alle  Gräten weh, vor allem die Knie. Aber offenbar ist außer kleinen Abschürfungen nichts passiert. Immerhin haben gleich zwei Autofahrer angehalten und wollten sich kümmern.

Immerhin bekam  ich an eine Tankstelle noch eine Frikadelle mit selbst gemachtem Kartoffelsalat. Wirklich gut. In der Pension  ließ ich dann den Tag bei einem Glas Wein ausklingen. Dabei kam ich mit drei Herren aus dem Raum Chemnitz im Gespräch. Alle um die 70, sie reißen jedes Jahr eine Tour um die 1000 Kilometer herunter – und das mit Fahrrädern ohne Motor…

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