Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Weimar-Merseburg 96 Km

Die berühmte Markgräfin Uta mit Maske - allerdings nur auf einem Werbeplakat vor den Toren des berühmten Naumburger Doms: Selbst wenn man allein auf dem Fahrrad unterwegs ist, kann man die Corona-Krise nicht ganz aus dem Kopf verbannen. Dennoch: Eine Radreise ist in diesen merkwürdigen Wochen die wohl angenehmeste Art und Weise, doch noch etwas Urlaub zu machen. Eine Pauschallösung am Meer mit abgegrenzten Bereichen  wäre sicherlich nichs für mich, obwohl ich sonst gar nichts gegen "Faullenz-Tourismus" habe, das muss auch mal sein.

 

Der Start in Weimar in Richtung Saale ist übrigens sehr komfortabel. Das erste Drittel der Tour entspricht dem Ilmtal-Radweg. Erst kurz vor Apolda ändert sich das. Hier bin ich übrigens schon 2015 gewesen, und im Vergleich zu damals schien noch mehr saniert zu sein. Immerhin war die "Glockenstadt" Schauplatz der Landesgartenschau 2017. Auch wenn solche Großveranstaltungen immer wieder gerne kritisiert wird - weil sie schlichtweg sehr teuer sind - ändert sich nichts an der Tatsache, dass ihnen immer von großen Infrastrukturprojekten vorausgehen, mit denen Erneuerungsmaßnahmen ganz gezielt eingesteuert werden können.

 

Durch Apolda fließen zwei große Bäche: Der Herressener Bach und der Neusätzebach.  Der Fluss Ilm macht einen Bogen um die Stadt, während die Radwege durch sie hindurchführen. Verfahren kann man sich übrigens nicht, auch hier sind die Beschilderungen gut. Irgendwann landet man wieder an der Ilm, der weitere Weg führt direkt nach Bad Sulza und Kleinheringen, wo nicht nur der Fluss Ilm in die Saale mündet, sondern auch die Landesgrenze von Thüringen nach Sachsen-Anhalt überschritten wird. Hier beginnt auch der Weinbau im Anbaugebiet Saale-Unstrut.

 

An der Saale angelangt, wurde nicht nur das Wetter vorübergehen wieder richtig schön, es begann auch der wohl vielseitigste Abschnitt der ganzen Tour, die mich zunächst nach Saaleck und dann weiter nach Bad Kösen führte. Beide Orte, die heute Stadtteile von Naumburg sind, haben ja bekanntlich auch aus korporationsgeschichtlicher Sicht eine große Bedeutung ...

 

Unesco-Welterbe Naumburger Dom

Und weiter ging es nach Naumburg. Auch bei knappem Zeitplan kommt man an einer Innenbesichtigung des Doms nicht vorbei. Der ist immerhin Unesco-Welterbes, und die Plastiken des unbekannten Naumburger Meistear suchen ihresgleichen. Diese Alleinstellungsmerkmale schlagen sich auch im Eintrittspreis wieder: 7,50 Euro plus 2 Euro für die Fotografiererlaubnis - auch wenn man nur unprofessionell mit dem Mobilteil herumfuchtelt und nicht blitzt! Aber was soll's: Mittelalterliche Dome sind ja quasi Dauerbaustellen, und das wird jeder Cent gebraucht. Und der Besuch der Schatzkammer kostet nichts extra. Und wieder: Maskenpflicht für alle, auch wenn man allein in einem Raum ist.

 

Weiter ging es nach der Besichtigung in Richtung Schönburg und Weißfels. Wer dann nach Merseburg, meinem Etappenziel, weiterradeln möchte, hat kurz vor Weißenfels zwei Möglichkeiten: Die etwas kürzere Variante, die direkt über Bad Dürrenberg führt, oder die, ein wenig längere, über das ehemalige Braunkohle-Abbaugebiet. Da ich die erste Variante (mit einer Steigung) bereits von 2015 kannte, entschied ich mich für die zweite, obwohl es sich wieder bedenklich zugezogen hatte.

 

Bereut habe ich den Umweg übrigens nicht, zumal die Radstrecke auch bei dieser Variante sehr gut beschildert ist. Die Strecke führt direkt durch die "Bergbaufolgelandschaft Kayna", die mit EU-Mitteln zu einem gigantischen Naturschutz- und Naherholungsgebiet ausgebaut wurde. Ich meine: Wer Braunkohlebergbau - zu Recht - hinterfragt, sollte so fair sein, auch diese Dinge beim Namen zu nennen, zumal es im Raum Görlitz Ähnliches gibt.

 

In Merseburg angekommen, begann es zu regnen, sodass ich die alte Bischofsstadt nur rudimentär erkunden konnte. Und wieder einmal war alles merkwürdig still. In der Bar ChriSyVas in der Burgstraße bekam ich aber doch noch mein Schnitzel. Variationen und Qualität sind übrigens sehr empfehlenswert. Und so viele Montiore habe in einer Bar, die Livefußball zeigt, habe ich noch nie gesehen. Dennoch war der Publikumszuspruch an diesem Abend nur gering. Der Wirt bestätigte: Wegen der Corona Auflagen ist vielen Merseburgern die Lust am abendlichen Gaststättenbesuch vergangen.

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