Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Pedelec-Test 2019-2023

Man wird nicht jünger! Das Scheitern meiner geplanten großen Radtour 2018 von Koblenz in Richtung Ostpreußen nach steigungsreichen 475 Kilometern bei Bad Harzburg zwang mich zum Umdenken. Mein mehrfach operiertes rechtes Knie macht die großen Belastungen am Berg offenbar nicht mehr mit. Die Konsequenz: Es fiel die Entscheidung, ein Pedelec zu kaufen. Eigentlich sollte es erst im Rentenalter so weit sein. Aber lieber so als keine Radtouren mehr!

 

Im Oktober kaufte ich mir ein Giant Explore E +1 (Modell 2018). Tolles Teil, reduziert bei Fahrrad Franz von 2699 auf 2499 Euro. Dafür gab es einen starken Yamaha-Motor und 20 Gänge (vorne gibt es einen zweiten Zahnkranz). Das ist nicht mit jedem Antrieb möglich. Dazu starke 80 Newtonmeter Drehmoment. Da machte es sogar Spaß, im Winter „Ausritte“ zu übernehmen. Nach 1000 Kilometern Test plante ich schon wieder Größeres. Doch oh Schreck, auf einmal war das Fahrrad weg! Irgendeinem Langfinger hatte das Giant so gut gefallen, dass er sogar aus dem Hausflur heraus gestohlen hatte. Ermittlungen der Polizei blieben erfolglos.

Nun war guter Rat teuer. Die Versicherung (WWK) zahlte zwar innerhalb von fünf Tagen, doch ich fragte mich, ob ich das sehr auffällige Giant noch mal ordern sollte. Das war inzwischen nur noch als Modell 2019 erhältlich und deshalb 300 Euro teurer. Im Vergleich zum Vorgängermodell hat es eine optimierte Elektronik. Ich entschied mich für eine unauffälligere Lösung: Das schlicht gestaltete, rund 500 Euro preiswertere Modell Cube Touring Hybrid 500. Die Einschränkung: Nur noch neun Gänge, dazu ein Bosch Motörchen Aktive Plus mit einem Drehmoment von nur 50 Newtonmetern. Auf den ersten Blick also ein deutlicher Rückschritt. Doch nach weiteren 1000 Kilometern bin ich zu einem erstaunlichen Ergebnis gekommen. Es ist also Zeit, einen kleinen Vergleich zu starten.

Grundsätzliches

Wer von einem klassischen Tourenrad auf ein Pedelec umsteigt, verändert seine Touren und fährt ab sofort sehr gerne bergauf (was ich als klassischer Flusstal-Reisender früher nach Möglichkeit vermieden habe) – vor allem die Steigungen, bei denen man früher schieben musste. Steigungen waren für mich immer ein notwendiges Übel – jetzt machen sie richtig Spaß (zumindest sehr oft). Wer meint, dass man nichts mehr tun muss, irrt sich gewaltig. Egal, ob schwächerer oder stärkerer Motor: Der einheitlich 250 Watt starke Antrieb ist eine Ergänzung, es ist also kein Problem, nach einer Spritztour einen Muskelkater zu bekommen, vor allem wenn man die Technik dosiert einsetzt.

 

Gemeinsamkeiten

Egal ob Bosch oder Yamaha: Man muss taktisch und vor allem ökonomisch fahren, wenn man mit Unterstützung möglichst weit kommen wird. Die schweren Pedelecs ohne Motor zu fahren, kann mitunter sehr anstrengend werden. Beide Modelle, die ich gefahren habe, sind mit starken 500er-Akkus ausgestattet, was theoretisch Reichweiten von rund 150 Kilometern pro Ladung erlaubt. Die Praxistests zeigten jedoch sehr schnell, dass diese Werte illusorisch sind, wobei es mir zumindest mit dem schwächeren Bosch-Motor gelungen ist, mit sparsamen Fahren diesen Wert tatsächlich zu erreichen.

 

Vorteile Giant/Yamaha

Streng genommen ist das Explore kein klassisches Tourenrad mit Motor. Viele Vorzüge aus der Welt der Moutainbikes sind integriert, was sich optisch schon an den breiten Reifen gut erkennen lässt. Und auch die Hinterrad-Übersetzung ist so wie bei einem Mountainbike ausgelegt. Damit kommt man gut im Gelände voran, auch wenn man auf diesem Terrain keine Erfahrung hat. Der starke Motor gibt tolle Unterstützung bei Steigungen. Es gibt folgende Stufen: Eco, Eco+, Normal sowie zwei Berggänge. Damit schafft man fast alles. Das war zumindest mein Eindruck, nachdem ich in Koblenz und näherer Umgebung so ziemlich alles getestet habe, was steil ist. Doch Kraft hat ihren Preis: Man kann quasi zuschauen, wie die Leistungsanzeige im Display laufend abnimmt. Ich hatte mich allerdings im Vorfeld informiert und wusste, dass bei hügeligen Touren eine Maximalreichweite von 60 bis 70 Kilometern realistisch ist. Und diese Voraussage kann ich nach meinen Praxiserfahrungen auch bestätigen. Aber auch, wenn man nur an den Flussufern fährt, kann von den versprochenen 150 Kilometern nur träumen. 110, maximal 120 Kilometer sind realistisch.

 

Ein großer Vorteil des Giant gegenüber vielen anderen Pedelec-Modellen ist seine Belastbarkeit. Der Hersteller gibt ein Gesamtgewicht von 156 Kilogramm für Fahrer, Fahrrad und Gepäck an. Standard  sind immer noch 130 Kilo. Und wirklich: Das Giant ist stabil und empfehlenswert. Es hat dennoch kleinere Nachteile, die sich allerdings nur bei mehrtägigen Touren auswirken.

  • Der Akku ist relativ groß und schwer. Einen Ersatzakku (um die 590 Euro) mitzunehmen, erscheint mir deshalb wenig sinnvoll.
  • Das schnelle Ladegerät (4,5 Stunden für eine Vollladung) ist ebenfalls etwas unhandlich.
  • Ohne Motorunterstützung lässt sich das Giant recht schwer fahren. Auf gerader Strecke geht das gerade so, aber bei einer kleinen Steigung wird es ungemütlich …
  • Das Motorengeräusch kann mitunter nerven.
  • Wenn nur noch 10 Prozent Kapazität angezeigt werden, heißt das nicht, dass man noch 10 Kilometer weit kommt. Einmal ging bei mir im Dunkeln nichts mehr, auch nicht das Licht. Es gibt also keine Reserve. Womöglich ist das beim Modell 2019 anders, Giant hat die Elektronik inzwischen überarbeitet.

 

Cube/Bosch

Trotz der kleinen Kritikpunkte dürfte das Cube mit Bosch-Antrieb einem ernsthaften Vergleich mit dem Giant gar nicht standhalten. Doch der Praxistest zeigte, dass die Entwickler ganze Arbeit geleistet haben – auch deshalb, weil das Cube mit seinen 23,8 Kilogramm etwa 2 Kilo leichter ist als das Giant. Das macht dieses Pedelec etwas wendiger als das von Giant. Es unterscheidet sich, anders als das Giant, optisch nur sehr wenig von einem klassischen Reiserad. Das liegt daran, dass Bosch den Akku „geschrumpft“ hat, der problemlos im Rahmen versteckt werden kann und zusätzlich durch einen Kunststoffdeckel geschützt wird. Und auch der Motor ist deutlich leichter und kleiner als der von Yamaha. Zudem hat auch die Elektronik ihre Vorzüge. Die Reichweiten werden ständig neu berechnet, was dem Fahrer vor unangenehmen Überraschungen bewahrt. Ich wollte es genau wissen und fuhr den Akku so leer, dass nur noch 0 Kilometer Reichweite angezeigt wurden. Und trotzdem gingen Licht und Motor noch. Eine kleine Reserve wurde einkalkuliert.

 

Der Hauptvorteil des kleineren Motors ist jedoch seine Reichweite: Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Bosch im Vergleich mit Yamaha im Durchschnitt mindestens 20 Kilometer weiterkommt. Am Flussufer heißt das: Von Koblenz nach Rüdesheim und zurück mit einer Ladung sind locker drin, zumal man das Fahrrad problemlos ohne Motorunterstützung fahren kann. Auf gerader Strecke fährt sich das Cube wie ein normales Tourenrad. Dazu kommt, dass man die Motorenunterstützung kaum wahrnimmt. Der schwache Motor ist also deutlich leiser als der starke.

 

Bleibt die Frage, wie sich der schwächere Motor am Berg verhält. Und das war die Überraschung. Ich bin alle Steigungen, die ich mit dem Giant gefahren bin, auch mit dem Cube problemlos hochbekommen.

Ostertour 2019: Höhenetappe 1 nach Monreal.

Am langen Osterwochenende 2019 wurde ich dann wagemutig und habe 400 Kilometer abgespult. Nicht nur an Rhein und Mosel, sondern auch im Mittelgebirge. Von  Koblenz über Ochtendung nach Polch, dann weiter nach Mayen, von dort nach Monreal und dann über Kaisersesch nach Cochem. Die „Bergtour“ war 89 Kilometer lang, die Akkuladung reichte. Allerdings muss man auch sagen, dass es lange Abfahrten gab, umgekehrt aber auch anspruchsvolle Steigungen, bei denen ich trotz Motor ins Schnaufen gekommen bin. Hier hätte der Yamaha-Motor mit Sicherheit stellenweise eine bessere Unterstützung gegeben.

Ostertour 2019: Beilstein

Fazit

Welches Fahrrad ist besser? Das hängt vom Fahrertyp und seinem individuellen Bedürfnissen ab. Für diejenigen, die es regelmäßig in bergigere Regionen zieht, ist das Giant Explore mit Sicherheit eine gute Wahl. Die hohe Belastbarkeit des Materials und der starke Yamaha-Motor haben ihre Vorzüge.

 

Für klassische Radreisende, die sich an Flussläufen orientieren, gerne einmal ohne Motor fahren und eine unspektakuläre Unterstützung am Berg schätzen, ist das Cube nicht nur eine gute Alternative, sondern ist vor allem wegen seiner Reichweite auf diesem Terrain der Testsieger.

 

Natürlich bietet Cube ähnliche Tourenräder mit der stärkeren Bosch-Performance-Line an, doch dann liegen die durchschnittlichen Reichweiten im Bereich der Yamaha-Motoren. Die einfache Formel: Je mehr Unterstützung, desto höher ist der Verbrauch.

 

Man muss also wissen, was man will. Für mich ist das Cube mehr als ein Ersatz.

Ostertour 2019: Cochem

Update 2020

 

Ich bin mit dem Cube-Elektrorad zwischen dem 7. März 2019 und dem 15.April 2020 genau 7065 Kilometer gefahren. Die gute Bewertung für das Produkt bleibt. Dennoch ein Hinweis: Wer sich auf ein Elektrorad einlässt, sollte wissen, dass die Unterhaltungskosten deutlich höher sind als bei konventionellen Rädern. Das liegt im Mehrgewicht und der grundsätzlichen Mehrbelastung der Komponenten begründet. Schon der Basispreis einer Inspektion liegt bei rund 100 Euro, dazu kommt das Material. Die Inspektionen (im 1000-Kilometer-Rhytmus) sind notwendig, um den Garantieanspruch zu erhalten. Fast immer müssen dabei die Bremsbeläge der Scheibenbremsen gewechselt werden. Nach den mehr als 7000 Kilometern musste dann richtig gearbeitet werden: Zahnräder und Kette mussten zusätzlich erneuert werden - und auch der Mantel des Hinterrades war fällig. Aber nach dieser Dauerbelastung fährt sich auch ein Schwalbe Marathon Tour ab.

 

Meine Empfehlung: Wer im Rahmen einer Festanstellung arbeitet, sollte unbedingt das Modell des Jobrads anstatt eines Kaufs wählen. Außerdem kann man die Raten so wählen, dass die Inspektionen ebenso enthalten sind wie eine vernünftige Versicherung. Wer selbstständig ist, sollte mit dem Steuerberater sprechen. Auch wenn ich das Cube überwiegend beruflich nutze, ist es aus meiner Sicht müßig, ein Fahrtenbuch zu führen (da schreibt man mehr als man fährt), zumal die Inspektionen im Falle einer Selbstständigkeit voll abgesetzt werden können. Fazit: So oder so, ein Elektrorad ist keine billige Sache. Es schadet nichts, wenn man die Standardfahrten mit dem guten alten Drahtesel macht. Das schont den Geldbeutel.

 

Das Cube Touring Hybrid 500 ist übrigens in der 2020er-Version noch interessanter geworden. Inzwischen hat man auf den Active-Line-Motor verzichtet und stattdessen den Performance-Motor der neuen Generation eingebaut. Den gibt es in mehreren Stärkestufen, im Touring Hybrid wurde der "schwächste" Motor dieser Reihe eingebaut. Dadurch steigt die Leistung von bisher 50 auf 70 Newtonmeter (eine Kollegin fährt nach meiner Empfehlung genau dieses Rad und ist sehr zufrieden). Das ist vor allem am Berg ein großer Vorteil. Wie sich das auf die Gesamtreichweite auswirkt, muss jeder selbst rausfinden, das ist ja auch eine Frage des Eigengewichts. Der 500er-Akku des Vorgängermodells wurde nicht verändert.

 

Mein Fahrverhalten hat sich 2020 leicht verändert, ich fahre auf Kurz- und Mittelstrecken bis 70 Kilometer jetzt wieder öfter motorlos. Um mich zu motivieren, hab ich mir ein ATB, also ein Mountainbike mit Straßenausstattung gekauft. Meine Wahl fiel wieder auf die Firma Cube (aus meiner Sicht eines der Markenhersteller mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis bei ansprechender Optik), auch weil ich nicht übermäßig viel Geld ausgeben wollte. Meine Wahl fiel auf das Modell Aim mit Hydraulik-Scheibenbremsen und 28-Gang-Deore-Schaltung. Listenpreis 699 Euro (ohne Straßenausstattung und Gepäckträger deutlich preiswerter). Für diese Preisklasse sind Fahrverhalten und Ausstattung ausgezeichnet. Mit zwei Ausnahmen: Griffe und Pedale sollte man am besten sofort ersetzen. Letztere fangen bereits nach 250 Kilometer an zu "bröseln", und die Griffe "perforieren" die Hand mehr als sie helfen. Ansonsten: Ein robustes Rad mit ausgezeichnetem Fahrverhalten - es ist überraschend leichtgängig. Wer ein alltagstaugliches Rad sucht, das auch bei Touren am Wochenende Spaß macht, braucht nicht mehr Geld auszugeben.

 

Update 2023 

 

Alles ist endlich, auch das Leben eines Pedelecs. Stand 1. März 2023 hatte ich mit meinem Cube genau 19.400 Kilometer erreicht. Bis zu diesem Zeitpunkt lagen zahlreiche Reparaturen hinter mir, wobei sich das Hinterrad als Schwachpunkt erwies. Es musste mehrfach ausgetauscht werden, auch deshalb, weil es wegen der Lieferengpässe der Jahre 2021 und 2022 nichts gab, was meinem Gewicht standhielt. Fahrrad-Franz war jedoch sehr kulant und baute mir am Ende gratis ein Rad ein, das hielt.

 

Dennoch kam ein neues Problem: Der Akku schwächelte mehr und mehr, sodass ich Anfang 2023 mit einer Ladung nur noch rund 45 Kilometer weit kam. Auch wenn es normal ist, dass saisonbedingt bei Akkus die Reichweiten vorübergehend nachlassen, war dieser Leistungnabfall eben nicht so, wie es eigentlich zu erwarten war. Der Lebenszyklus des Akkus war abgeschlossen, die von Optimisten in Aussicht gestellten 25.000 Kilometer waren bei weitem nicht erreicht worden (allerdings wird die durchschnittliche Lebenszeit oft mit vier Jahren angegegeben, was wiederum passte). Dazu muss man aber auch sagen, dass ich dem Fahrrad einiges abverlangt hatte, es war selten bei den Standardtouren geblieben.

 

Was also tun? Der Bosch Powerpack 500 ist richtig teuer, die Preise liegen im Internet in der Regel bei 569 bis 589 Euro. Eine Alternative ist der Zelltausch, wobei Platinen und Gehäuse vom bisherigen Akku weiter genutzt werden. In der Werkstatt riet man mir von dieser Alternative, die um die 399 Euro kostet, ab. Begründung: Dieses Verfahren sei sehr störungsanfällig, man empfahl mir also einen Neukauf. Angesichts des dramatischen Wertverfalls eines E-Bikes lohnte sich das nicht so richtig. Andererseits kann man ein Pedelec mit einem "ausgelutschten" Akku auch nicht mehr verkaufen. Und: In Zahlung genommen wird das Rad nur bei einem Bar-Neukauf. Wenn man sich für diese Variante entscheidet, wäre das alte Problem der relativ hohen laufenden Kosten wieder da.

 

Ich wollte also noch mal in das Touring Hybrid zu investieren, zumal das Rad nach gründlicher Reinigung noch richtig gut aussah. Neuwertige Griffe, Pedale und einen Sattel hatte ich noch im Fundus, sodass es ans große Aufhübschen gehen konnte. Am Elektromotor selbst war nichts dran. Das Gesamtpaket wollte ich verkaufen, ich selbst wollte via Jobrad ein neues E-Bike mit größerer Reichweite erwerben, um eine anspruchsvolle Tour in Österreich, Schweiz und Kroatien zu fahren. Jobrad deshalb, weil ich inzwischen meinen kleinen Betrieb geschlossen und ins Angestelltendasein zurückgekehrt war. So viel zur Theorie.

 

Das Cube Touring Hybrid 500 war nur noch rund 200 Euro wert, weil auch auch noch Zahnkränze und weitere Kleinteile ersetzt werden mussten. Natürlich war auch noch eine Inspektion fällig. Ich hätte also noch einmal 1000 Euro ausgeben müssen, und das wollte ich dann doch nicht - obwohl das Rad optisch eigentlich noch in einem recht guten Zustand war. Ich entschloss mich, eine Neuanschaffung zu machen. Das finale Fazit nach 50 Monaten und fast 20.000 Kilometern: E-Bike-Fahren bedeutet auch Kapitalvernichtung. Ein Wertverlust von 2200 Euro in dieser überschaubaren Zeit ist schon stramm.

 

Ich entschloss micht, das alte E-Bike nich zu verkaufen und vorerest in der Tiefgarage zu deponieren. Ich schaffte nun einen Nachfolger an: Das Cube Kathmandu Hybrid One 750 mit Bosch-Motor. 

Cube Kathmandu Hybrid one 750

 

Rückblickend auf mein Pedelec-Premierenjahr 2019 muss man schon sagen, dass die Preise sogar bei Einsteigermodellen inzwichen stramm sind. In meinem Falle sollte es nun ein Modell mit stärkerem Motor und einem Akku mit mehr Reichweite und trotzdem mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis sein. Ich entschied mich für das Cube Kathmandu Hybrid one 750 zum Preis von 3349 Euro. Es gibt noch zwei teurere Variante, das nächstteure Modell "pro" ist für etwa 3690 Euro zu haben. Das hat dann statt einer Zehn- eine Elfgang-Schaltung und das farbige Kiox-Display mit vielen nützlichen und überflüssigen Features. Dazu gibt es eine bessere Gabel. Was beide Varianten gemeinsam haben: Sie sind sehr stabil gebaut und haben deutlich breitere Reifen. Für beide gibt es Apps fürs Mobiltelefon, sodass die Displays fast entfallen können. Ich entschied mich also für das preiswerteres Modell mit der neuen Anzeige Intuvia 100. Die App bietet nicht nur Aufzeichnungs- und Navigationsfunktionen, die sich mit Komoot synchronieren lassen, sondern auch die Möglichkeit, den Motor auf invididuelle Bedürfnisse abzustimmen.

 

Weil ich den Arbeitgeber wechseln wollte, entschloss ich mich, das Fahrrad über Jobrad für Selbstständige zu leasen, weil ich mein altes Kerngeschäft (Landeskundliche Foschung) nebenberuflich weiterführen konnte. Gegenüber der Neuanschaffung ist das - auf drei Jahre gerechnet - ein teurer Spaß. Aber die Aussicht auf einen NM Motor und einen 750er Akku war es mir wert. Hoffte ich doch auf eine deutliche Reichweitenerhöhung. Außerdem ist dieses Rad deutlich stabiler, hat stärkere Felgen und eine breitere Bereifung. Ich entschied mich wieder für Cube, weil mir das Preis-Leistungsverhältnis vergleichsweise sehr gut erschien. Außerdem hatte ich noch zwei motorlose Räder von Cube, mit denen ich grundsätzlich zufrieden bin. 

 

Da ich inzwischen mehrmals wöchentlich nach Mainz pendeln muss, war klar, dass ich 2023 nicht mehr die Kilometerleistungen der Vorjahre erreichen würde. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass ich nicht mehr so oft zu den teuren Inspektionen muss. Außerdem lieen bei dem Cube Kathmandu One 750 die Inspektionsintervalle weiter auseinander. Mein Fazit nach 1600 Kilometern: Das neue E-Bike ist eine Riesenenttäuschung. Es fährt sich zwar bequem und sicher, doch ist schon allein die Reichweite eine Riesenenttäuschung. Nach 100 Kilometern ist eine Tour in der Regel zu Ende, wenn man auf flacher Strecke am Rhein entlangfährt, nach maximal 130 Kilometern. Doch da braucht man eigentlich kein E-Bike. Der stärkere Motor "frisst" also so viel Strom, dass die Reichweite meines alten Touring Hybrid bestenfalls ansatzweise erreicht wird.

 

Das Schlimmste ist jedoch, dass Cube zunehmend  auf Billig-Komponenten setzt. Das fängt schon bei der Bereifung an. Die Schwalbe Big Ben taugen gar nichts, nach 900 Kilometer habe ich sie durch Schwalbe Marathon E-Plus ersetzen müssen. Denn nach einer kleinen Tour am Rhein war der Hinterradmantel sofort und total fertig - und das nur wegen eines kleinens Glassplitters. Das nächste war das Abfallen einer Tretkurbel, es folgte ein Riss der Kette, wohl gemerkt ebenfalls bei einer Fahrt auf flacher Strecke. Das ist mir in meiner 50-jährigen "Fahrradfahrerkarriere" bis dahin noch nie passiert.

 

Darüber hinaus sei darauf hingewiesen, das Cube grundsätzlich ger bei Sattel, Griffen und Pedalen spart, das kannte ich ja schon von den anderen Modellen. Diese Komponenten auszutauschen, war für mich bislang nie ein großes Ding gewesen - das Preis-Leistungsverhältnis stimmte ja immer noch. Doch dieses Mal ging es um Pannen, die mich auf eine Radreise leicht in Schwierigkeiten hätten bringen können. 

 

Qualität runter, Preise hoch: Dieses Vorgehen beobachtet man übrigens nicht nur bei Fahrradherstellern, sondern in allen Bereichen, vor allem in der Gastronomie. Angesichts der Tatsache, dass überall über den Niedergang des Wirtschaftsstandorts Deutschland gejammert wird, wäre die einfachste Sanierungsmaßnahme, wieder verstärkt an der Qualität zu arbeiten. Mit Mehrkosten kann man sich ja leicht abfinden, wenn die Leistung stimmt. Aber die stimmt eben nicht mehr. 

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