Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
   Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung

2. Das Mittelalter


2.1 Schriftliche Quellen


Mittelalterliche und frühneuzeitliche Urkunden geben selten Auskunft über das Aussehen von Häusern oder Straßen. Sie dokumentieren nur die Rechtskraft eines Immobiliengeschäftes. Besonderen Wert legte man bei ihrer Anfertigung auf die Nennung der Vertragspartner sowie der Stellen, an denen Gebäude oder Grundstücke lagen. Darüber hinaus ließen die beteiligten Parteien zusätzliche Vertragsbestimmungen oder Geldbeträge festhalten. Oft war es üblich, anstelle von Straßen Hausnamen zu nennen. Diese alten Bezeichnungen sind heute nur noch in wenigen Fällen näher zu bestimmen. Zudem wurde bei Erstellung der Schriftstücke nach allgemeingültigen Formeln verfahren. Beschreibungen von Baudetails sind daher selten.


2.1.1 Nachbarschaftliche Übereinkünfte


Betrifft eine Urkunde Vereinbarungen zwischen Nachbarn, kann diese detaillierte Informationen über Gebäude geben. In derartigen Quellen geht es meist um Gebäudeabstandsregelungen.1 Mit ihrer Hilfe sollte verhindert werden, dass ein neu zu erbauendes Haus einem anderen das Licht wegnahm. Auch das vom Dach ablaufende Regenwasser der in mittelalterlichen Städten häufig mit der Giebelseite zur Straße stehenden Gebäude war Gegenstand der Verhandlungen: Häufig kam es vor, dass Nachbargrundstücke überflutet wurden.2 Als Beispiel sei hier eine Urkunde vom 30. August 1269 angeführt. Darin gestatten Komtur und Brüder des Deutschordenshauses zu Koblenz dem Vikar des St. Vinzensaltares in der Kastorkirche, auf einem zu diesem Altar gehörenden Hof ein Haus neben der Mauer zu erbauen, die das Grundstück vom Besitz des Deutschen Ordens trennte. Allerdings durften weder das Dach noch die Rinnen über die Mauer reichen. Dem Vikar wurde verboten, in der Nähe der Mauer einen Keller oder einen Graben anzulegen, um die Möglichkeit einer Beschädigung der Mauer auszuschließen.3


2.1.2 Rentenkauf und -verkauf


Auch in Koblenz waren Rentenkauf und -verkauf eine weitverbreitete Form des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kreditgeschäftes. Besonders geistliche Korporationen wollten sich durch geregelte Einkünfte langfristig finanziell absichern, indem sie Koblenzer Bürgern Geld liehen. Bei der Vergabe von Krediten sicherten die Institutionen ihre Ansprüche auf Rückzahlung und Zinsen in Form einer Rentenzahlung durch den Schuldner ab.4 Der Rentenschuldner garantierte dabei urkundlich durch vollständige oder teilweise Verpfändung seiner Erträge aus Häusern, Grundstücken oder Weingärten die Rückzahlung der Anleihe. Der Gläubiger hatte somit bei Zahlungsverzug die Möglichkeit, gegen den Schuldner gerichtlich vorzugehen.5 Für den Fall, dass der Schuldner keine Einkünfte aus Immobilien besaß oder weiterhin über seine Einnahmen frei verfügen wollte, hatte er die Möglichkeit, sein Haus als Unterpfand zu setzen.6 Mit diesem Schritt war er aber ständig der Gefahr ausgesetzt, im Falle des Zahlungsverzuges sein Eigentum zu verlieren. Die heute noch erhaltenen Kreditverträge vermitteln wertvolle Angaben über Eigentümer und Besitzer von Häusern. Auch Straßennamen und Nachbarschaftsverhältnisse lassen sich mit ihrer Hilfe zurückverfolgen.


2.1.3 Miet- und Pachtverträge


Im Mittelalter wechselten Häuser und Grundstücke häufig ihre Besitzer. Immobilien dienten zur Sicherung des Kapitals der wohlhabenderen Bevölkerungsschichten. Viele Bürger wollten ihr Geld sinnvoll investieren, indem sie ihre Häuser vermieteten. Auf diese Weise erhielt man geregelte Einkünfte. Mietverträge sind nur selten erhalten. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die meisten Abmachungen mündlich getroffen. Man muss daher damit rechnen, dass Vermietungen bereits im 13. Jahrhundert an der Tagesordnung waren, auch wenn es den Typ des Mietshauses im heutigen Sinn in den meisten mittelalterlichen Orten noch nicht gab.7 Mietverhältnisse entstanden zunächst in größeren Häusern und deren Anbauten. Dort brachte man „Untermieter”, ärmere Familienangehörige oder das Personal unter.8 Besonders geistliche Einrichtungen waren daran interessiert, ihren umfangreichen Hausbesitz gewinnbringend zu nutzen.9


Bei den häufiger erhaltenen Pachtverträgen überlässt der Verpächter gegen eine vertraglich festgelegte Abgabe dem Pächter Felder, Weingärten oder Wirtschaftsgebäude. Er sichert seinem Vertragspartner zu, frei über die Erträge aus den gepachteten Immobilien verfügen zu können. In Koblenz sind besonders Weingärten, die sehr häufig innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer lagen, Gegenstand der Verhandlungen.


2.1.4 Testamente


Eine äußerst wichtige Quellengattung sind die Vermächtnisse, die Mitglieder der beiden Koblenzer Stifte St. Kastor und St. Florin hinterlassen haben. Davon sind zahlreiche Beispiele erhalten. Das ist darauf zurückzuführen, dass für die Angehörigen einer geistlichen Korporation die Abfassung von Testamenten im Mittelalter die gleiche Bedeutung hatte wie die Beichte oder der Empfang der Sterbesakramente. Wer starb, ohne ein solches Testament verfasst zu haben, galt als ohne Beichte verstorben. Es konnte sogar so weit kommen, dass ein kirchliches Begräbnis verweigert wurde.10


Viele Koblenzer Stiftsherren besaßen ein bedeutendes Vermögen. Deswegen spielt in den Testamenten der Hausbesitz eine wichtige Rolle, obwohl die Gebäude nicht eingehend beschrieben werden. Trotzdem kann man häufig Aussagen über verschiedene Bauarten machen. Wird ein Haus in dem Teil eines Vermächtnisses erwähnt, in dem die Vererbung von Immobilien geregelt wird, liegt der Schluss nahe, dass es sich um einen Massivbau oder einen teilweise in Stein errichteten Fachwerkbau handelte. Reine Fachwerkhäuser galten im Mittelalter als mobile Güter, denn man konnte sie beliebig auseinandernehmen und an einer anderen Stelle wieder aufbauen. Sie sind folglich in den Testamenten an den Stellen zu finden, an denen von mobilen Gütern die Rede ist.11


2.2 Erforschung des Ortsbildes


2.2.1 Landes- und Stadtgeschichte


Bei der Untersuchung der Topografie einzelner Orte tendiert der Großteil der kunsthistorischen und landesgeschichtlichen Untersuchungen dahin, allgemeine Entwicklungsstufen von Städten mit dem Ziel der Typisierung herauszuarbeiten. Einzelne Bauten und Straßenzüge werden wegen der sehr aufwendigen und mühevollen Quellenarbeit nicht gerne behandelt. Dieses Feld wird lieber „Heimatforschern” überlassen.12 Man beschränkt sich deshalb oft auf die Erstellung von „Arbeitsanleitungen”.13


Vor allem in Koblenz scheint das Interesse für eine Erforschung von Straßen und Häusern der Stadt gering zu sein.14 Noch immer muss man auf die im Wesentlichen vor dem Zweiten Weltkrieg entstandene Bestandsaufnahme von Fritz Michel zurückgreifen.15 Im Mittelpunkt dieses Werkes steht wegen der schweren Zerstörungen von Koblenz im 17. Jahrhundert naturgemäß die barocke und frühklassizistische Zeit. Durch die an historischen und kunstgeschichtlichen Methoden orientierte Untersuchung der zahlreichen noch vor 1944 erhaltenen Adels- und Klosterhöfe, deren Geschichte oft sehr weit zurückreicht, ist Michels Inventar bis heute unerreicht. Anders sieht es bei den Bürgerhäusern aus: Die intensive regionale und überregionale archäologische Forschung hat inzwischen Veränderungen des Straßenverlaufs und der Grundstücksgrenzen in einigen frühneuzeitlichen Städten gezeigt. Die Untersuchungen des Koblenzer Amtes für Archäologie haben ergeben,16 dass auch in Koblenz Straßen- und Grundstücksstrukturen während der schwerwiegenden städtebaulichen Eingriffe der Barockzeit verändert wurden. Im Gegensatz dazu geht Michel bei seiner Besitzrückschreibung von der Kontinuität des mittelalterlichen Stadtgrundrisses aus.17


2.2.2 Stadtbaugeschichte und Bauforschung


In der älteren Forschung stehen Form, Konstruktion und Ausgestaltung von Gebäuden in den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten im Vordergrund. Gesellschaftsstrukturen, die Gestaltung und Bauweise von Gebäuden oft maßgeblich beeinflussten, spielen meist eine untergeordnete Rolle.18 So unterscheidet Karl Gruber mittelalterliche und frühneuzeitliche Gemeinden überwiegend nach städtebaulichen Gesichtspunkten.19 Auch Ernst Egli20 und Thomas Hall21 versuchen vor allem im Zusammenhang mit mittelalterlichen Grundrissen, die deutsche und europäische Städtelandschaft in verschiedene Kategorien einzuordnen.


Die moderne Forschung orientiert sich nicht mehr ausschließlich an formalen und ästhetischen Fragestellungen im Sinne eines von allen Stadtbewohnern angestrebten „Gesamtkunstwerkes”. Bei der Untersuchung von Stadt- und Haustypen beachtet man jetzt auch historische und gesellschaftliche Hintergründe.22 Diese vielschichtige Forschung ist aber in den meisten Städten nur begrenzt durchführbar. Vor allem im Bereich des Profanbaus ist die Quellenlage sehr häufig derart schlecht, dass nur beschränkte oder allgemeine Angaben über die berufliche und soziale Gliederung städtischer Straßen oder Viertel möglich sind.23 Dennoch gelingt es hin und wieder, Beziehungen zwischen Gebäuden und ihren Bewohnern herzustellen. So weist Johannes Gramer auf die Abhängigkeit der Formen verschiedener Handwerkshäuser vom Beruf ihrer Besitzer hin.24


Die Tendenz, nur Gebäude von besonderem kunsthistorischen Wert für städtebauliche Untersuchungen auszuwählen, ist immer noch weit verbreitet. Dennoch haben inzwischen die Stimmen derjenigen an Gewicht gewonnen, die eine vollständige Berücksichtigung alter Bausubstanz fordern.25 Denn nur mit einer möglichst genauen Untersuchung auch der weniger wertvollen Bauten können Funktion und Bedeutung einzelner Stadtviertel herausgearbeitet werden. Als besonders gelungene Dokumentation ist an dieser Stelle das „Aschaffenburger Häuserbuch” zu nennen.26


Auch in der Regensburger Altstadt wurden Bestandsaufnahmen der überwiegend mittelalterlichen Bausubstanz durchgeführt. Neben einem Katalogteil mit der systematischen Erfassung der einzelnen Häuser ist die Kartierung von verschiedenen Bauphasen und die Bewertung der Erhaltenswürdigkeit einzelner Gebäude ein zentraler Bestandteil der „Baualterspläne zur Stadtsanierung”.27


2.2.3 Die Bedeutung der Stadtkernarchäologie


Wie wir bereits gesehen haben, ist die Aussagekraft mittelalterlicher Quellen begrenzt. Die schriftliche Überlieferung nennt nur selten Details. Im günstigsten Fall bietet die Ersterwähnung von Bauwerken für die Altersbestimmung einen Anhaltspunkt. Derartige Informationen sagen jedoch selten etwas über das tatsächliche Alter oder die Existenz möglicher Vorgänger aus.28 Aus diesen Gründen spielt die Stadtkernarchäologie in der Forschung eine wichtige Rolle. Vor allem in Norddeutschland präsentierten die Archäologen überraschende Ergebnisse. In Emden entdeckten sie, dass das städtische Straßennetz vom 10. Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit keine Umgestaltung erfahren hatte.29

 

Besonders intensiv waren die Ausgrabungen in Lübeck, in deren Verlauf sich im Altstadtbereich zwei Hauptbauphasen herauskristallisierten. Für die erste Periode war der Holzbau (stellenweise auf Steinkellern) charakteristisch. Bedingt durch den Stadtbrand von 1276 setzte sich in einer zweiten Phase bereits frühzeitig das Backsteinhaus durch.30 In Wien bewies Hertha Ladenbauer-Orel, dass die heute bei Ausschachtungsarbeiten praktizierte völlige Beseitigung älterer Bausubstanz lange Zeit nicht üblich war. Sie beobachtete die Zusammenlegung kleinerer Häuser unter einer einheitlich gestalteten Fassade.31

 

Weil in vielen Gebäuden ein alter Kern steckt, hat die Erforschung der Keller eine besondere Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund untersuchte man trotz der zahlreichen nach 1945 durchgeführten Ausschachtungen und Neuaufteilungen von Grundstücken auch in Freiburg einige ältere Keller.32 Groß angelegte Inventarisationsarbeiten erfolgten in der Berner Altstadt. Dort wurden rund 1.900 Kellerräume 750 verschiedener Häuser vermessen und zeichnerisch dokumentiert. Auskunft über die Raumaufteilung, den Verlauf der Kellerwände und deren Mauerstärke gab ein Gesamtplan.33


Die Ergebnisse der Ausgrabungen in den genannten Städten sind nicht auf andere übertragbar.34 Diese Feststellung gilt vor allem für Orte, die Schauplatz größerer Katastrophen oder kriegerischer Auseinandersetzungen waren. Vielerorts könnten groß angelegte Untersuchungen endgültig Klarheit schaffen. Realität ist jedoch, dass vielerorts lediglich Notgrabungen durchgeführt werden können.35


In der Koblenzer Altstadt haben – abgesehen von der Erforschung der Kastorkirche – Plangrabungen Seltenheitswert. Trotzdem brachten Notgrabungen wichtige Neuheiten für die Stadtgeschichtsforschung. Die Ergebnisse der jüngeren Ausgrabungen veröffentlichte Hans-Helmut Wegner.36 Hinzu kommt, dass Udo Liessem einige mittelalterliche Keller beschrieben hat.37 Außerdem wurden die wichtigsten romanischen Bauten und Überreste von Anita Wiedenau,38 Hans Erich Kubach und Albert Verbeek39 katalogisiert.


2.3 Entstehung der Altstadt


2.3.1 Anfange in römischer Zeit


„Wie eine Riesenspinne”, schrieb einst Heinrich Heine, „saß Rom im Mittelpunkt der lateinischen Welt und überzog sie mit seinem unendlichen Gewebe.39 Teile dieses „Gewebes” waren Kastelle, mit deren Hilfe die Legionen die Grenzen des Imperiums sicherten. So auch am Rhein. Nach dem gescheiterten Versuch, das Römische Reich bis zur Elbe zu erweitern, entstanden vor allem in der Regierungszeit des Kaisers Tiberius (14 bis 37 nach Christus) Befestigungen zur Sicherung der Rheingrenze, die angriffslustige Germanen fernhalten sollten.40 Bis zur Entdeckung eines frührömischen Kastellgrabens im Bereich der Basilika St. Kastor im Herbst 2008 war fraglich ist, ob im Kern der heutigen Altstadt jemals ein Holz-Erde-Kastell als Bestandteil eines solchen Sicherheitssystems gebaut wurde.


Bereits 1952 glaubten die Heimatforscher, den endgültigen Beweis für die Existenz der frührömischen Anlage in der Stadt gefunden zu haben. Im Bereich des im letzten Krieg zerstörten Hauses „Zum Rosenbaum” (Marktstraße 11 und Münzplatz 1) schnitt man Schichten an, die auch frührömische Keramik enthielten. Als der interessante Befund acht Jahre später publiziert wurde, glaubte man, das römische Kastell endgültig lokalisiert zu haben.41 Richtig durchgesetzt hat sich die These eines während des Bataveraufstandes 69/70 nach Christus untergegangenen Marschlagers im Bereich des heutigen Münzplatzes jedoch nie.42 Dennoch ging das „Kastell” in die Stadtgeschichtsforschung ein.


Die Kritiker sollten recht behalten, denn auch die Ausgrabungen während des Ausbaus des Münzplatzes 1990 brachten wenig überzeugende Hinweise. Zwar wurden Siedlungsschichten mit teilweise aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert stammenden Funden angeschnitten, doch zeigte es sich, dass der 1952 entdeckte „Kastellgraben” deutlich jünger ist als bisher angenommen.43 Die These von der Existenz eines frührömischen Kastells auf dem Münzplatz als Keimzelle des heutigen Koblenz ist angesichts des aktuellen Forschungsstandes hinfällig.


Die Koblenzer Geschichte beginnt jedoch nicht erst mit der Anwesenheit der Römer. Fast überall im Siedlungsgebiet zwischen Rhein und Mosel gibt es ältere Befunde. Die Ausgrabungen im Chorbereich der Kastorkirche haben gezeigt, dass wahrscheinlich schon in der Zeit der Rössener Kultur (fünftes bis viertes Jahrtausend vor Christus) die Besiedlung im Innenstadtbereich einsetzte.44 Außerdem gibt es Hallstatt- und Latènezeitliche Befunde, die auf eine lockere Besiedlung hinweisen.45


Bis zum Beginn der frührömischen Okkupation siedelten Kelten im Mittelrheingebiet. Typisch waren Gehöfte oder kleinere Häusergruppen. Mit dem Eroberungszug der neuen Herren erfolgte schrittweise die Romanisierung der einheimischen Bevölkerung. In Koblenz selbst bestanden wahrscheinlich mehrere keltische Häusergruppen, die sich nicht allein auf den heutigen Altstadtbereich beschränkten. Ihre Lage passte sich an die jeweiligen Geländeverhältnisse an.46 Die Innenstadt war nicht – wie heute – weitgehend hochwasserfrei. Vielmehr prägten mehrere tote Arme des Rheines und der Mosel die Landschaft. Auf dem erhöhten Gelände zwischen diesen Flussarmen entstanden dann Fachwerkhäuser und kleine Höfe. An die alte Geländebeschaffenheit erinnert heute noch der halbkreisförmige Straßenzug Altengraben–Entenpfuhl–Kornpfortstraße, der ursprünglich wohl ein Seitenarm der Mosel war.47


Die Römer übernahmen zunächst die Siedlungsgewohnheiten der Kelten: Einzelhäuser und Villen dürften damals das Erscheinungsbild geprägt haben. Siedlungsschwerpunkte bildeten neben dem Bereich zwischen Kornpfortstraße und Münzplatz zum Beispiel auch Görresplatz, Firmungstraße, Kastorpfaffenstraße und das Gebiet auf der Höhe des Schlosses in der heutigen Neustadt.48 Hinzu kommt die Entdeckung eines größeren Gräberfeldes im Bereich der Löhrstraße, das auch noch in der Spätantike belegt wurde. Zusätzlich gab es am Moselring zwischen 41 und 85 nach Christus ein weiteres Gräberfeld, in dem man überwiegend Angehörige des Militärs bestattete.49 Diese einzelnen Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass sich im Mündungsbereich zwischen Rhein und Mosel mindestens bis zum Ende des vierten Jahrhunderts nach Christus eine offene Handelssiedlung befunden hat, die vielleicht mit einem kleineren Militärstützpunkt versehen war.50


Die günstige Lage dieser Handelssiedlung an der Fernstraße von Mainz nach Köln hat bereits frühzeitig zum Bau von Flussübergängen geführt. Der Zeitpunkt der Errichtung einer Rheinbrücke konnte mithilfe der an den noch erhaltenen Pfählen durchgeführten dendrochronologischen Untersuchungen exakt in das Jahr 49 nach Christus datiert werden.51 Inzwischen haben die Archäologen auch festgestellt, dass die Römer einen Teil der Pfähle in einen Abschnitt des „Kapuzinergrundes” gerammt hatten. Diese Sandbank, die erst ab 1829 nach und nach weggebaggert wurde, ragte wohl ursprünglich ein Stück über die Wasseroberfläche heraus.52 Der Befund hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem auf den Stadtplänen des ausgehenden 17. Jahrhunderts noch gut zu erkennenden „Hundsschwanz”, einer weiteren Sandbank, die sich im Bereich der Mündung der Mosel in den Rhein befand.


Die antike Rheinbrücke stand mit einem Straßenzug in Verbindung, der unter der heutigen Rhein- und Firmungstraße verlief und wohl zusammen mit dem Vorläufer der Löhrstraße ein römisches Achsenkreuz (Cardo Decumanus) bildete. Somit steht fest, dass der erst in den Quellen des 14. Jahrhunderts häufiger erwähnte Ostteil der Stadt ebenfalls einen römischen Vorgänger hat.53 Diese Annahme bestätigt der Fund von Resten zweier Gebäude, die Archäologen während der Bauarbeiten zu einer Tiefgarage auf dem Görresplatz fanden.54


In römischer Zeit gab es auch einen Moselübergang, der sich nur wenig unterhalb der aus der Zeit des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg (1307–1354) stammenden Brücke befand. Zur Stabilisierung der Holzkonstruktion im Flussbett verwendete man die ehemals zu römischen Grabmälern gehörenden Steinquader. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass es in Koblenz spätestens ab 104 nach Christus eine Moselbrücke gab.55 Sie stand mit dem Straßenzug Münzstraße–Marktstraße–Löhrstraße in Verbindung, der ein Bestandteil der ehemaligen römischen Fernstraße Mainz–Köln war.


2.3.2 Steinkastell und Königshof


Im Jahre 1563 schrieb Kurfürst Johann VI. von der Leyen an den Koblenzer Rat, der vor allem im Entenpfuhl immer noch offenstehende Graben sei „[...]der Stadt sunderlich nichts dhienlich, da man jederzeit von der Mosell [...] Wassers genug haben kan [...]“56 Der Brief zeigt, dass dieser ehemals im Bereich Altengraben–Entenpfuhl–Kornpfortstraße existierende Graben stellenweise – so zum Beispiel im Entenpfuhl – auch noch in der frühen Neuzeit mit Wasser gefüllt war und als Kloake diente.57 Die meisten Stadtgeschichtsforscher haben den Graben als künstlich angelegten Bestandteil der spätrömischen Verteidigungsanlagen angesehen.58 Da das Gebiet der heutigen Koblenzer Altstadt in seiner Frühzeit wahrscheinlich von mehreren Armen der Mosel geprägt war, könnte die Entstehung dieses Grabens auch auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden.59


Der unter Kaiser Valentinian (364–375) zur Sicherung der Moselübergänge und der Rheintalstraße60 angelegte Mauerring der Zivilsiedlung hatte die Form eines unregelmäßigen Vierecks, das auf der Landseite 19 Rundtürme sicherten. Hinweise auf eine Toranlage gab es vor allem in der Marktstraße (Südtor). Darüber hinaus entdeckte man bei den während der Bauarbeiten für ein Parkdeck zwischen Kornpfortstraße und Florinspfaffengasse durchgeführten Ausgrabungen unter anderem auch Hinweise auf eine Doppelturmanlage.61


Archäologische Befunde aus dem Frühmittelalter sind in Koblenz selten. Zu den Ausnahmen gehört das Gräberfeld in der Hohenfelder Straße, das von der Römerzeit bis zum achten Jahrhundert belegt war. Der an der Fernverbindung nach Süden gelegene Friedhof ist für die Forschung deshalb so wichtig, weil Archäologen hier Bestattungen der einheimischen Bevölkerung während der unruhigen Zeiten der zweiten Hälfte des vierten und des beginnenden fünften Jahrhunderts entdeckten.62 Die kontinuierliche Belegung des Gräberfeldes ist ein Hinweis auf das allmähliche Verschmelzen der romanisierten einheimischen Bevölkerung mit den germanischen Eroberern.


Den Raum zwischen Trier und Koblenz nahmen zunächst nur relativ wenige fränkische Siedler in Besitz. Besonders in den kleineren Kastellorten dominierte zunächst die romanisierte Restbevölkerung. Diese Orte überstanden die Landnahme der Franken ohne größere Zerstörungen.63 Allerdings setzten in den Städten Verkleinerungs- und Entvölkerungsprozesse ein.64 In Trier bildeten sich innerhalb des von der konstantinischen Stadtmauer eingeschlossenen Bereiches kleinere Siedlungen,65 vor allem in der Umgebung des Domes. Dieser befestigte Immunitätsbezirk war der Kern des mittelalterlichen Zentrums.66 Eine solche Siedlungskontinuität gab es anscheinend auch in Köln. Jedoch besteht hier die Möglichkeit, dass die Stadt eine Zeit lang unbewohnt blieb und erst später unter Verwendung der römischen Bausubstanz die Errichtung der frühmittelalterlichen Anlagen begann.67


Das Weiterbestehen alter Befestigungen ist vor allem in kleineren Orten zu beobachten. Für die neuen Herren war es einfach zu schwierig, die großen Römerstädte zu erhalten, wiederaufzubauen oder zu verteidigen. Deshalb machten sie kleinere Siedlungen zu Verwaltungsmittelpunkten.68 So wurden Boppard und Andernach Zentren königlicher Fiskalbezirke. Gleiches gilt wahrscheinlich auch für das Kastell Koblenz.69 Dort hielten sich hin und wieder merowingische Könige auf.70


Wo sich die Führungsschicht eines Reiches häufig zusammenfindet, gibt es auch großzügig angelegte Bauten. Bestärkt durch diese Feststellung hat man in Koblenz immer wieder Versuche unternommen, einen fränkischen Königshof in der Innenstadt zu lokalisieren. Während Christian von Stramberg 1853 noch an das einstige Bestehen einer solchen Anlage im Bereich des Altenhofs glaubte,71 war Fritz Michel später völlig anderer Ansicht. Für ihn existierte ein derartiger Gebäudekomplex dort, wo sich heute der aus der Barockzeit stammende Pfarrhof Liebfrauen (Florinspfaffengasse 14) befindet. Entscheidend für diese Lokalisierung des Königshofes waren Grabungen im Inneren der Florinskirehe, deren Geschichte in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts beginnt. Im östlichen Teil der Kirche fand man in der Nähe eines Turmes des spätrömischen Kastells die Reste eines durch Feuer zerstörten Gebäudes. Auf antiken Mauerresten errichtete man später den einschiffigen Vorgängerbau der heutigen Kirche. Dieses Bauwerk hatte für Michel die Funktion einer Pfalzkapelle.72


Seit 1951 steht aber fest, dass sich auch unter der Liebfrauenkirche spätantike und frühmittelalterliche Vorgängerbauten befinden.73 Obwohl die Befunde alles andere als überzeugend waren, verlagerten Historiker den Standort der Pfalzkapelle auf das Gelände der Liebfrauenkirche, die den schriftlichen Quellen zufolge die älteste Pfarrkirche der Stadt sein soll.74 Die Verwirrung wurde perfekt, als die Forscher während der Ausgrabungen im Chorbereich der Kastorkirche neben den Resten eines römischen Tempels des ersten Jahrhunderts auch Mauerwerk einer merowingischen Saalkirche des sechsten und siebten Jahrhunderts fanden. Zuvor hatte man angenommen, dass der erste Vorläufer der heutigen Kirche erst 836 unter Erzbischof Hetti geweiht worden war. Zur Untermauerung dieser These zitierte man einen Zusatzbericht in der Lebensbeschreibung Ludwigs des Frommen (778–840), den der Trierer Chorbischof Thegan († 836) verfasst haben soll. Darin ist von einem „a fundamento” erbauten „monasterium” die Rede. Diese Textstelle wurde immer wieder als Beweis für eine völlige Neuanlage des Stifts gesehen. Die Möglichkeit, diese Quelle ebenfalls als Hinweis auf einen grundlegenden Umbau zu interpretieren, fand bislang kaum Anklang.75


Die wichtigen archäologischen Befunde veranlassten Fridolin Rossmann zu einer kritischen Untersuchung der frühen Koblenzer Originalurkunden. Er zweifelte an der Zuverlässigkeit der schriftlichen Quellen. Rossmann ging sogar so weit, den Standort des Königshofes in die Nachbarschaft von St. Kastor zu verlegen.76 Diese Theorie hat sich jedoch nicht durchgesetzt. Nach wie vor gelten der Bereich des heutigen Pfarrhofes Liebfrauen und der östliche Abschnitt innerhalb der spätantiken Kastellmauern als mögliche Standorte eines Königshofes. Ein Beweis für diese Annahme kann allerdings weder mit bauhistorischen noch mit archäologischen Methoden erbracht werden.77
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Anmerkungen:


1 Vgl. Kantzow, Sozialgeschichte, S. 35.
2 Vgl. Meckseper, Kleine Kunstgeschichte, S. 138: Cord Meckseper vertritt die Auffassung, daß in Städten bis weit in das 13. Jahrhundert hinein eine Mischung von Wahn-, Giebel- und Traufendächern vorherrschte. Die Dominanz des Giebeldaches ist demnach eine Entwicklung des 14. Jahrhunderts.
3 Schmidt, Quellen, Bd. 1.1, S. 78, Nr. 190.
4 Vgl. Coing, Privatrecht, S. 378/379 und 381.
5 Vgl. Planitz, Privatrecht, S. 96.
6 Schmidt, Quellen, Bd. 2, S. 31, Nr. 1695: Am 2. Oktober 1410 verkaufte Henne, Sohn des verstorbenen Johann Ecken zu Koblenz, den Meistern der St. Rizzabruderschaft eine Rente, die jährlich auf St. Michaelstag (29. September) gezahlt werden mußte. Als Unterpfand setzte er sein in der Kastorsraße gelegenes Haus, das zwischen den Gebäuden der Herren von Himmerod und Heintzen Katzeneßer gelegen und bereits mit einer jährlich an die Franziskaner in Koblenz zu zahlenden Rente belastet war.
7 Boockmann, Stadt, S. 69.
8 Ropertz, Kleinbürgerlicher Wohnbau, S. 102 und 104.
9 Schmidt, Quellen, Bd. 1.1, S. 44, Nr. 104: Für Koblenz gibt es ein frühes Beispiel einer Vermietungsurkunde (März 1252 oder 1253). Darin vermieteten Abt und Konvent des Klosters Himmerode das ihnen von Ulrich von Horchheim und dessen Frau Elisabeth geschenkte Haus in der Kastorgasse an den Münzer Philipp und dessen Frau Sophie.
10 Coing, Privatrecht, S. 564; vgl. Schulz, Testamente, S. 8: Die Verfasserin gibt praktische Gründe an, die zur Abfassung eines Testamentes führten. Demnach fiel das Vermögen eines Klerikers automatisch an die Kirche, wenn dieser sein Vermächtnis nicht schriftlich hinterlassen hatte.
11 Mündlicher Hinweis von Herrn Dr. Johannes Mötsch, Staatsarchiv Weimar.
12 Dietz, Topographie, Bd. l und 2: Beispiel für eine auf intensivem Quellenstudium beruhenden Untersuchung ist die Arbeit von Josef Dietz über die Topographie der Stadt Bonn
vom Mittelalter bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Der erste Teil dieser Dokumentation behandelt Straßen, Gassen und Plätze der Stadt. Im zweiten Teil wird vor allem das Material ausgewertet, das einzelne Häuser betrifft.
13 Vgl. Dösseler, Häuserbücher; Sydow, Häuserbuchprobleme; Specker, Häuserkarteien: Voraussetzung für eine gelungene Untersuchung der Stadttopographie sind nach Straßen und Häusern geordnete Karteien. Besondere Berücksichtigung müssen vor allem die Quellen finden, die Rückschlüsse auf Kontinuität oder Veränderung der Grundstücke zulassen.
14 Neuere Abhandlungen sind populärwissenschaftlich ausgerichtet (vgl. Backes, Koblenz; Michels, Koblenzer Hausecken; Michels, Unsere Straße; Prößler, Topographie).
15 Michel, Kunstdenkmäler; vgl. auch Michel, Geschichte Koblenz.
16 Amt für Archäologie = Landesamt für Denkmalpflege, Abteilung Archäologische Denkmalpflege, Amt Koblenz. Heute: Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz.
17 Michel, Kunstdenkmäler, S. 265: So vermutet Michel, daß an der Stelle, wo sich heute das Haus Florinsmarkt 22 befindet, ein Gebäude des im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts vom Dechanten des Stiftes St. Florin, Theoderich von Dietz, gegründeten St. Antoniusaltares gestanden hat. Die inzwischen vorgenommenen Bauuntersuchungen haben jedoch ergeben, daß es sich bei den Kellern um barocke Gewölbe handelt. Spuren eines mittelalterlichen Vorgängerbaus fand man nicht.
18 Bauer, Entstehung und Entfaltung, S. 25–27.
19 Gruber, Gestalt, S. 28 und 46.
20 Egli, Städtebau, Bd. 2.
21 Hall, Stadtgrundriß.
22 Vgl. Papageorgiou-Venetas, Stadtbaugeschichte, S. 9–10.
23 Gramer, Gewerbegassen, S. 83–85.
24 Cramer, Handwerkshäuser, S. 186.
25 Vgl. Bedal, Hausforschung, S. 15–17: Eine gute Untersuchung von historischen Gebäuden sollte demnach auch die maßstäbliche Dokumentation in Ansichten, Schnitten, Grundrissen enthalten. Auch müssen wichtige Details und die Akten der zuständigen Baubehörden berücksichtigt werden.
26 Vgl. Grimm, Aschaffenburger Häuserbuch, S. 20: Bei der Inventarisation verfährt der Autor nicht nach laufenden Hausnummern, sondern nach Baublöcken. So werden nachbarschaftliche Zusammenhänge zwischen Gebäuden oder rückwärtig anstoßenden Parzellen nicht auseinander gerissen.
27 Strobel, Baualterspläne Regensburg, Bd. l und 2; darüber hinaus sind alte und neue Hausnummern sowie Flurstücksnummern eingetragen. Im Gegensatz zu Aschaffenburg wurde auf die Veröffentlichung einer zeichnerischen Dokumentation verzichtet.
28 Fehring, Methodische Möglichkeiten, S. 195 und 199.
29 Jankuhn, Stadtkernforschung, S. 398; vgl. auch Fehring, Stadtarchäologie, S. 87–89: In Hamburg wies man ebenfalls die Kontinuität von Grundstücksgrenzen über viele Jahrhunderte nach.
30 Fehring, Probegrabungen, S. 73; Erdmann, Lübeck l, S. 124: Der Kern der noch erhaltenen Gebäude datiert häufig in das 14. Jahrhundert. Diese Steinbauten orientieren sich meist an den heutigen Straßen der Altstadt. Dies läßt die Folgerung zu, daß sich am Stadtgrundriß seit dem Mittelalter kaum etwas geändert hat. Dagegen wich die Ausrichtung der Holzbauten wesentlich von den bestehenden Baufluchten ab. Stellenweise beobachtete man auch die Kontinuität rückwärtiger Grundstücksgrenzen seit dem 14. Jahrhundert (Kummer, Probegrabung, S. 95; Meyer/Neugebauer, Lübeck und Münster, S. 163). Schwierigkeiten bereitete dagegen die Tatsache, daß bei vielen Lübecker Häusern archäologische Befunde auf die Nachbargrundstücke hinüberreichten und somit eine übergreifende Untersuchung notwendig machten (Erdmann, Lübeck 2, S. 23). Daraus läßt sich eine Veränderung der Parzellengrenzen nach den Seiten ableiten. Die archäologische Erforschung der Lübecker Altstadt hat auch die kritische Untersuchung der erhaltenen schriftlichen Quellen angeregt (vgl. Graßmann, Quellenwert; Hammel, Hereditas; Reichstein, Inventare; Seider, Königstraße, S. 47–49).
31 Ladenbauer-Orel, Wien, S. 178 und 186.
32 Schmidt, Freiburg, S. 120; Schmidt, Kellerdatierungen, S. 112 und 117: Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, daß die Häuser im Mittelalter ursprünglich auf kleinen Parzellen standen, die besonders durch die spätere Erweiterung der Gewölbe nach hinten schrittweise vergrößert wurden. Zusätzlich veränderten Abtiefungen oder Aufstockungen deren Höhe. Mit Hilfe dieser Befunde beschrieb Leo Schmidt die Grundrißentwicklung des Freiburger Bürgerhauses, das aus Vorderhaus, Hof, Laube und Rückgebäude bestand.
33 Kellerplan, Bern, S. 21 und 26.
34 Schlesinger, Archäologie, S. 625: Bereits Walter Schlesinger hat davor gewarnt, den aus archäologischen Einzeluntersuchungen gewonnenen Erkenntnissen einen allgemeingültigen Charakter zu geben. Dies wäre besonders im Falle der Feststellung von Grundstücksgrenzen verhängnisvoll. Viele bereits unternommene Versuche, Haus- oder Grundbesitz zurückzuschreiben, beruhen auf der Annahme, daß Parzellen, Bau- oder Straßenfluchten seit dem Mittelalter nicht mehr verändert wurden (vgl. Janssen, Mittelalterliche Stadt, S. 7).
35 Lutz, Stadtsanierung, S.37/38: Bis zu 99 Prozent der Bodeneingriffe in kulturgeschichtlich bedeutende Schichten erfolgen ohne verstärkte archäologische Aktivitäten.
36 Wegner, Archäologie in Koblenz; vgl. auch Wegner, Bericht und Wegner, Stadtkernarchäologie.
37 Vgl. Liessem, Topographie: Liessem beruft sich als Datierungsgrundlage auf die älteren Arbeiten von Fritz Michel und Hans Bellinghausen, deren Angaben nicht immer zuverlässig sind.
38 Wiedenau, Katalog; Wiedenau, romanischer Wohnbau.
39 Kubach/Verbeek, Katalog; Kubach/Verbeek, Kirchen: Auch die Arbeiten von Anita Wiedenau, Hans Erich Kubach und Albert Verbeek basieren auf der Forschung Fritz Michels.
40 Wegner, Anfänge, S. 46.
41 Filtzinger, Kastell Koblenz, S. 168–171.
42 Wegner, Römisches Kastell, S. 157: Der Autor erinnert in seinem Artikel an die schlechten Grabungsbedingungen von 1952.
43 Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 28.
44 Baulig, Grabung, S. 18; Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 17.
45 Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 17-26: Die ältesten eisenzeitlichen Befunde stammen aus dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert. So fand man im Chorbereich der Kastorkirche die Grundrisse von Grubenhäusern. Darüber hinaus wurden in der Kornpfortstraße und der Rheinstraße vorgeschichtliche Gruben freigelegt. Zu den bedeutendsten Befunden gehört die Entdeckung eines Töpferofens bei Bauarbeiten am Wöllershof.
46 Zu den geologischen Voraussetzungen: Baulig, Grabung, S. 7–8; Fischer, Universitätsstandort Koblenz, S. 9.
47 Vgl. Baulig, Grabung: Anlaß zu dieser These geben die stratigraphischen Untersuchungen, die im Zuge der Ausgrabungen im Chorbereich der Kastorkirche vorgenommen wurden. Die Grabungen wurden im Herbst 1989 abgeschlossen.
48 Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 41–58.
49 Oesterwind/Schäfer, Die frührömischen Gräberfelder, S. 66: Das Gräberfeld wurde bereits zwischen 1898 und 1903 ergraben. Die beiden Autoren sehen die Ergebnisse der Fundauswertung als weiteren Beweis für die Existenz eines frührömischen Kastells auf dem Münzplatz.
50 Harald von Petrikovits ging bereits 1980 von dieser Annahme aus (vgl. Rheinische Geschichte, Bd. 1.1, S. 120).
51 Schmidt, Dendrochronologische Untersuchungen, S. 306–308.
52 Fehr, Rheinbrücke, S. 288 und 300.
53 Günther, Das römische Koblenz, S. 48–51.
54 Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 41–45.
55 Wegner, Römische Moselbrücke, S. 165 und 167.
56 LHAKo, Best, l C, Nr. 2178, fol. 2 r.
57 Erst 1765 wurden die schlechten Verhältnisse im Entenpfuhl vollständig beseitigt!
58 Günther, Das römische Koblenz, S. 71.
59 Die Geländebeschaffenheit der Koblenzer Altstadt von der Antike bis zur frühen Neuzeit wurde bislang noch nicht intensiv untersucht. Aufgrund punktueller Beobachtungen des Landesamtes für Denkmalpflege, Abteilung Archäologische Denkmalpflege, Amt Koblenz könnte man jedoch darauf schließen, daß der ehemalige Kastellgraben ursprünglich aus einem alten Seitenarm der Mosel hervorging.
60 Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 62–65: Nach dem Fall des Limes in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts nahmen die Germaneneinfälle im Rheinland ständig zu. Grundherren fühlten sich nicht mehr sicher und zogen ihr Kapital ab. Das hatte für Koblenz die Aufgabe von landwirtschaftlichen und handwerklichen Betrieben und damit wohl auch die Verkleinerung der Siedlungsfläche zur Folge. -Versuche, die Reichsstabilität zu sichern, führten zur Anlage von Steinkastellen.
61 Wegner, Stadtkernarchäologie, S. 106–108; Wegner, Berichte, S. 303; Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 76.
62 Wegner, Archäologie in Koblenz, S. 80.
63 Rheinische Geschichte 1.1, S. 287; 1.2, S. 36; Böhner, Fränkische Altertümer, S. 285 und 294.
64 Vercauteren, Spätantike Civitas, S. 127; Ennen, Europäische Stadt, S. 39/40.
65 Die Gesamtfläche innerhalb der alten Stadtmauer betrug 285 Hektar. Der von der römischen Kastellmauer in Koblenz umschlossene Raum hatte dagegen eine Größe von nur 5,8 Hektar!
66 Schindler, Trier, S. 130–132; Herzog, Ottonische Stadt, S. 132; vgl. Keinen, Trier, S. 366–373.
67 Doppelfeld, Köln S. 110 und 117; Steuer, Stadtarchäologie Köln, S. 76.
68 Ennen, Städtewesen, S. 151–153; Ennen, Europäische Stadt, S. 40.
69 Pauly, Fiskus Koblenz, S. 5.
70 Ament, Koblenz, S. 173: Gregor von Tours berichtet von der Anwesenheit Childeberts II. von Austrien im Jahre 585.
71 Stramberg, Coblenz, Bd. 4, S. 416.
72 LAD Mainz, Akten des Provinzialkonservators der Rheinprovinz/Düsseldorf (ohne Registratur-Nummer); Michel, Geschichte Koblenz, S. 16; Michel, Kunstdenkmäler, S. 74/75.
73 Röder, Kirchengrabungen, S. 293–297.
74 Zur Pfarrorganisation: Pauly, Siedlungs- und Pfarrorganisation, S. 409–410.
75 Vgl. Baulig, Grabung, S. 4; Lehfeld, Kunst- und Baudenkmäler, S. 142: Paul Lehfeld nennt ohne Quellenangabe als Vorgängerbau der Kastorkirche eine Kapelle zum heiligen Kreuz.
76 Vgl. Rossmann, St. Kastor, S. 15–19: In seiner Magisterarbeit versucht Rossmann unter anderem, zu beweisen, daß es sich bei dem Zusatz in der Lebensbeschreibung Ludwigs des Frommen um eine nicht zeitgenössische Quelle handelt. Er vertritt die Auffassung, daß der Zusatzbericht erst aus dem 11. Jahrhundert stammt und deshalb Bischof Thegan als Verfasser ausscheidet. Somit könnten Hinweise auf einen früheren Vorgängerbau verlorengegangen oder aus unbekannten Gründen absichtlich weggelassen worden sein.
77 Michel, Kunstdenkmäler, S. 174–176: Der Pf’arrhof wurde ab 1680 nach Plänen des Hofbaumeisters Johann Christopherus Sebastiani neu errichtet. Nach der weitgehenden Zerstörung im Herbst 1688 erfolgte der Wiederaufbau des Gebäudes. Bei der Verwirklichung des Pfarrhof-Nordturmes integrierten die Bauhandwerker einen Rundturm der alten Kastellmauer in das Gebäude. Auch der Südturm wurde auf römische Fundamente aufgesetzt. Als in der Anlage vereinzelt auch romanische Bauteile zum Vorschein kamen, galt der Standort des Königshof als gesichert.

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