Ich muss es zugeben. Die Etappe war über die ersten 70 Kilometer richtig eklig. Das lag vor allem daran, dass die nun bewältigten 2100 Kilometer mir inzwischen in den Knochen steckten. Es gibt aber auch noch einen objektiven Grund, den man nennen könnte, warum diese Etappe nicht gerade massentauglich ist: Der heftige Gegenwind, der abwechselnd aus den Richtungen Süd und Ost blies. Einerseits war das an einem Tag, an dem vieles eher für einen Schwimmbadbesucht als für eine Radtour sprach, alles andere als unwillkommen, andererseits wehte der Wind so stark, dass man kaum richtig vorankam. In solchen Situationen bewährt sich ein Pedelec. Wie oft war ich versucht, um einfach im Gang „Tour“ durchlaufen zu lassen, zumal meine Motivation wirklich zu wünschen übrig ließ. Nicht nur mein Allerwertester tat weh, sondern auch der Rest meiner Knochen. Aber auch objektiv gab es einige Dinge, die die wenigsten mögen werden. Denn auf dem Weg in die Kreisstadt Ludwigslust, die wegen ihres schönen Barockschlosses samt planmäßig angelegter historischer Innenstadt bekannt geworden ist, geht es gefühlt immer bergauf. Nein, es sind keine Monstersteigungen, aber es sind, diese fast ebenen Straßen, die man bei einer Tagestour nicht soüt, aber bei einer Fahrradreise fast zum Wahnsinn bringen. Und wenn auf den Mini-Abfahrten dann auch noch der Wind heftig bläst , werden alle Streckenvorteile im wahrsten Sinne des Wortes zur Makulatur. Und dann lenkt einen das Navi noch in ein Waldstück mit Sandpiste…
Hatte die Gegen um Seedorf noch richtig Spaß gemacht, nervte der Abstecher in das sogenannte Hagenower Land aus besagten Gründen nur noch.
Etwa acht Kilometer vor Ludwigslust verbessert sich die Situation erheblich. Zwar wird man über eine Naturpiste durch den Wald geschickt, aber man kommt wirklich vor dem Schloss an. Ludwigslust schien an diesem Tag eher der Hölle gleichzukommen als einem Rückzugsort für einen gestressten Landesherren. Es war wirklich sehr, sehr warm. Da ich mit dem Schlimmsten rechnete ,“ inhalierte“ ich auf die Schnelle noch zwei Milchsakes, bevor ich mich weiter in Richtung Elbe machte. Ich war überrascht: Der Rest der Etappe war sehr gut zu fahren, und der heftige Gegenwind hatte nachgelassen. Klar, ich musste noch einige Steigungen überwinden, am Ende kam ich wohlbehlaten in Damnatz an. Hätte ich auf die offizielle Beschilderung geachtet, wäre es wohl deutlich später geworden. Straßen waren wegen Bauarbeiten gleich mehrmals gesperrt worden,
Umleitungsempfehlungen für Radler gab es nicht. Gut, dass ich einfach durchgefahren bin. Ich musste baustelllenbedingt nur ein Mal kurz schieben. Über den Elbe-Radweg rollte ich schließlich in Damnatz ein, um am Ende der Etappe eine sehr, sehr große Überraschung zu erleben. Ein riesiges Doppelzimmer zu Alleinnutzung für 50 Euronen. Dazu ein freundlicher Service und eine frische Küche, die allerdings im gehobene Bereich angesiedelt ist. Ich bestellte Spargel mit Schinken, dazu einen Rosé – alles Bestens.
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