Grundsätzlich ein schöner Tag. Sehr warm. Und eine sehr angenehme erste Etappenhälfte. Aber am Nachmittag gab es die ersten Schwierigkeiten. Die Etappe sollte mich weg vom Main in Richtung Nordost führen. Und da lag es nahe, nicht den Bogen um Würzburg-Schweinfurt zu fahren (diese Region kenne ich recht gut), sondern entlang der Fränkischen Saale zu fahren, die bei Gemünden in den Main fließt. Gemünden gehört ebenfalls zu den zahlreichen knuffigen Städtchen in Franken, deren Besuch sich lohnt. Sehr freundlicher Service in der Altstadt-Apotheke. Neben Allergie-Augentropfen gab es eine Gratis-Probe mit Schutzcreme Lichtschutzfaktor 50, die ich mir ab sofort jeden Tag auf die Nase schmierte. Das hat sich bewährt - und sollte eigentlich bei jeder Tourenplanung im Voraus bedacht werden.
Der Radweg an der Fränkischen Saale ist viel komfortabler und hat zumindest bis Bad Kissingen kaum Steigungen. Anders als in manchen Beschreibungen angegeben, sind die Wald- und Schotterstrecken deutlich kürzer als gedacht. Der Anteil der Asphaltstrecken dominiert, und an vielen Stellen, an dem das Navi erklärte "Sie fahren auf unbefestigter Straße" sah die Wirklichkeit anders aus. Kurze Rast in Hammelburg mit dunklem Weizenbier aus regionaler Brauerei und fränkischem Serviettenkloß mit Champignonsoße - das muss einfach sein. Danach weiter in Richtung Bad Kissingen.
Im Vergleich zum Maintal ist die Fahrt an der Fränkischen Saale eher beschaulich. Andere Fahrradfahrer trifft man selten, die Tour am Flüsschen scheint im Gegensatz zur Mainroute - an der es sogar Radfahrerstationen gibt - weniger bekannt oder beliebt zu sein. Dabei sind die die reizvolle Landschaft und die vielen kleinen Örtchen durchaus sehens- und erlebenswert. Und angesichts der der aktuell sehr erhitzten Gemüter ist eine Attraktion von besonderem Interesse: Die Erdfunkgstelle Fuchsstadt
Dazu Wikipedia: "Die Erdfunkstelle Fuchsstadt ist eine Erdfunkstelle im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen auf dem Gebiet der Gemeinde Fuchsstadt. Sie wurde von der Deutschen Bundespost gebaut und wird derzeit vom US-amerikanischen Unternehmen Intelsat betrieben. Die Erdfunkstelle Fuchsstadt dient als Bodenstation für die Kommunikation mit Nachrichtensatelliten und ermöglicht unter anderem satellitengestützte Telefongespräche, Internet-Verbindungen und Fernsehsendungen. Bis in die 1990er Jahre war Fuchsstadt ein bedeutender Knotenpunkt des weltweiten Kommunikationsnetzes; diese Bedeutung ist verloren gegangen, weil inzwischen der ganz überwiegende Teil des kontinentalen und interkontinentalen Nachrichtenaustauschs über Glasfaserkabel abgewickelt wird. Zurzeit besteht die Erdfunkstelle aus mehr als 50 Parabolantennen, darunter zwei Antennen vom Typ A mit einem Durchmesser von 32 Metern und etwa 25 weitere mit jeweils mehr als 9,3 Metern. Die Erdfunkstelle ist damit eine der größten Satelliten-Kommunikationsanlagen der Welt. Sie ist auch die erste Erdfunkstelle von Intelsat in Europa und zugleich die größte der sechs, die das Unternehmen betreibt. Mit ihren großen Parabolantennen ist sie im Saaletal weithin sichtbar."
Wie bereits gesagt: Die Fahrt an der Fränkischen Saale bis Bad Kissingen ist unproblematisch. Doch wer das weltberühmte Kurviertel besichtigt, hat Probleme, seine Tour reibungslos fortzusetzen. Denn die Beschilderung für den Tourenfahrer ist oft widersprüchlich oder endet einfach - oder es gibt das grüne überörtliche Fahrradzeichen ohne Information, wohin der Weg führt. Und plötzlich stand ich an der hoch frequentierten Bundesstraße in Richtung Bad Neustadt - eine Weiterfahrt ist für Fahrradfahrer wirklich zu gefährlich. Auch das Befragen von Anliegern und Passanten half nicht so recht weiter. Auf einmal stand ich auf der Höhe ohne rechten Anschluss. Also wieder runter in die Innenstadt und in die andere Richtung. Dann entdeckte ich das offenbar richtige Fahrradsymbol. Zunächst musste ich mein Fahrrad auf einen anderen Berg hinaufgeschoben. Jawohl schieben, das Hochfahren wäre für mich nur ohne Gepäck möglich gewesen.
Oben angekommen, war alles in Richtung Münnerstadt/Bad Neustadt ausgeschildert. Dennoch begannen die Probleme erst richtig. Es folgte nämlich eine Irrfahrt durch den Bad Kissinger Wald. Irgendein Scherzbold musste die Schilder verdreht haben. Und zu allem Überfluss verfinsterte sich der Himmel, in der Ferne donnerte es bereits. Zu meiner Erleichterung erschien ein junger Jäger, der mir empfahl, vorsichtig zu sein und möglichst geräuschlos weiterzufahren. Irgendwo waren Frischlinge und ein durchgedrehte Bache. Sehr beruhigend! Immerhin sagte mir der freundliche Waidmann, wie ich aus dem Wald rauskomme. Unterdessen wurde der Himmel immer dunkler und ich strampelte immer schneller, doch es half nichts - Blitze und Donner kamen immer näher, um aufzuhören, als ich eine einsame Kapelle erreicht hatte. Die Szenerie erinnerte mich schon fast an Martin Luther - nur mit dem Unterschied, dass ich auf das Bekenntnis verzichtet habe, meine Zukunft als Mönch zu gestalten.
Infolge der kleinen Irrfahrt erreichte ich nicht wie vorgesehen Bad Neustadt, sondern "nur" Münnerstadt. Das sollte sich schnell als Glücksfall erweisen. Bei einer Weiterfahrt wäre ich patschnass geworden. Stattdessen fand ich eine Bleibe im Bayerischen Hof, wo ich ein Einzelzimmer zu fairen Konditionen und ein gutes Abendessen erhielt. Auch wenn ich mich wiederhole: Freundlicher Service, gute Küche und ein Herz für Fahrradfahrer sind auch hier Markenzeichen des Hauses, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Auch hier wieder ein Link zu weiterführenden Informationen über das Hotel-Restaurant: Bayerischer Hof Münnerstadt
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