Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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6. Etappe: Eisfeld - Mellingen 110,6 Km (101 Km)

Der Tag begann grau, und es deutete sich an, dass kühle Luft und Gegenwind meine weiteren Begleiter sein würden. Doch erst einmal kam ich ins Schwitzen. Galt es doch, in Richtung der beiden Werraquellen zu radeln und den Anschluss ans Ilmtal zu finden. War es mir bislang gelungen, weite Teile des Thüringer Waldes zu umfahren, standen mir jetzt einige Berge im Wege.

 

Es war das erste Mal, dass ich das Navigationsgerät bewusst einsetzte - eine gute Entscheidung. Nach einem heftigen Auf und Ab mit Schotter- und Waldabschnitten, das jedoch mit überschaubarem Kraftaufwand zu bewältigen war, folgte dann der schwierigste Abschnitt der Tour: Eine "Bergstrecke", die sehr moderat erschien - es aber nicht war. Denn der Abschnitt hatte eine stolze Länge von 7 Kilometern. Ich entschloss mich trotz der verächtlichen Blicke von Rennradfahrern, den überwiegenden Teil dieses Abschnitts zu schieben. Ich wollte schon das Navi verfluchen, doch als ich endlich oben war, stellte sich heraus, dass mich das Gerät durch einige Wintersportorte und dann direkt nach Allzunah geführt hatte. Ich brauchte also nicht mehr über den weitgehend unbefestigten Rennsteig zu fahren, der ausdrücklich nur Mountainbike-Fahrern empfohlen wird.

Sieht harmlos aus, war es aber nicht. Durch den Thüringer Wald muss man durch, und dazu gehören auch lange Steigungen.

In Allzunah begann der angenehme Teil des Tourentages: Lange Abfahrten durch das Illmtal, die nur von kleinen Schlenkern über gut befahrbare Waldwege unterbrochen wurden.

 

Infos zum Ilmtal-Radweg gibt es hier unter Ilmtal-Radweg

 

Und ganz nebenbei entdeckte man, was die Thüringer am Vatertag am liebsten machen: wandern. Noch nie hatte ich so viele gut gelaunte Männergruppen mit ihren Bollerwagen erlebt - und noch nie so viele findige Vereine und Imbissbetreiber. Thüringer Rostbratwürste, Steaks und Bier zu Spottpreisen. So günstig war die Verpflegung auf keiner anderen Etappe.

 

Doch in Ilmenau erwartete mich zuerst das Kontrastprogramm: Alles ist saniert und herausgeputzt, doch am frühen Nachmittag des Vatertages war die Stadt so gut wie tot. Fast alles war zu, und wer noch geöffnet hatte, schloss gerade ab. Vorübergehend vermisste ich die flexiblen Koblenzer Dönerläden. Ich meine: In einer Stadt wie Ilmenau geht so etwas gar nicht. Die Touristiker, die das Ilmtal vermarkten wollen, haben noch ein gutes Stück Arbeit vor sich.

Ilmenau. Wunderschön saniert, aber am Vatertag fast wie ausgestorben.

Als ich Ilmenau verlassen hatte, merkte ich schnell, welche Art von Radtouristen die Strategen im Blick haben: Familien und Ehepaare, die sich für mehrere Tage im Ilmtal einquartieren und kleine Strecken im Kreis fahren. Die Rechnung geht offenbar auf - der Radverkehr war stellenweise so dicht wie ich es bislang auf der Tour nicht erlebt habe. Dennoch offenbarten sich einige Mängel: So wurden neben fast unbefahrenen Kreisstraßen aus meiner Sicht völlig unnötige Fahrradstraßen gebaut, während man an anderen Stellen vom Ilmufer weggeleitet sind, weil offenbar einige Wegabschnitte noch nicht fertiggestellt wird. Das bedeutet: Steigungen und längere Umwege. Das ist zwar kein Drama, aber nach einiger Zeit verliert man einfach die Lust. Da muss dringend was getan werden, wenn sich die Ilmtal-Touristik gegenüber der starken Konkurrenz von Main und Saale behaupten will.

 

Trotz der kleinen Widrigkeiten kam ich am "Härtetag", den ich übrigens schon im Vorfeld eingeplant hatte, erstaunlich weit - nämlich bis vor die Tore von Weimar. Da es schon spät war, beschloss ich, mich im "Hotel Ilmtal" in der Nähe des Autohofs, das zum Ort Mellingen gehört, einzuquartieren. Und wieder hatte ich eine gute Wahl getroffen, auch wenn man dort nicht unbedingt mit Radfahrern rechnet. Die Dame an der Rezeption schaute mich zuerst mit großen Augen an und machte dann einen unkonventionellen Vorschlag: Ich konnte mein Fahrrad in einer Nische gegenüber der Rezeption abstellen. So gut bewacht war mein Rad auf der ganzen Tour nicht. Ansonsten: Zimmer top und angesichts der Qualität relativ preiswert, Küche regional, leicht und gut. Ein dickes Lob nach Mellingen. Und hier der Link: "Hotel Ilmtal" Mellingen

Idylle im Ilmtal.

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