Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
   Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung

Teil3

Reines Wasser für Koblenz und Ehrenbreitstein

 

1. Jahre des Aufbruchs

 

Die Industrialisierung Deutschlands führte zu dramatischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen. Diesem Wandel waren die traditionellen Infrastrukturen bald nicht mehr gewachsen. Lebten um 1800 noch 90 Prozent der rund 23 Millionen Menschen in den deutschen Staaten auf dem Land oder in Kleinstädten, sollte das kräftig steigende Bevölkerungswachstum diese Relationen radikal verändern. Von dieser Entwicklung waren vor allem die größeren Städte und die neuen industriellen Ballungsräume wie das Ruhrgebiet, Sachsen oder die Rheinprovinz betroffen. Bis 1875 stieg die Bevölkerungszahl im jungen deutschen Kaiserreich auf 43 Millionen, bis 1914 auf 67 Millionen. Innerhalb eines Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerungszahl also fast verdreifacht1 – und das, obwohl für den gleichen Zeitraum rund sechs Millionen Menschen gezählt wurden, die Deutschland verlassen hatten.2

 

Gab es an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert mit Berlin und Hamburg nur zwei deutsche Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, sollte es bald erheblich mehr Großstädte geben. So stieg die Einwohnerzahl in Hamburg zwischen 1800 und 1910 von 40.000 auf 443.000, im gleichen Zeitraum wuchs München von 40.000 auf 596.000 Einwohner. Den größten Sprung machte Berlin. Zählte man in der Hauptstadt um 1800 noch 172.000 Einwohner, lebten 1870 bereits 800.000 Menschen in der Stadt. 1900 wurden in der Spreemetropole bereits drei Millionen Menschen gezählt.3 Dieses enorme Wachstum stellte die örtlichen Verwaltungen vor ganz neue Probleme, die mit den alten Ver- und Entsorgungssystemen unmöglich aus dem Weg geräumt werden konnten. Dennoch wurden in den meisten Städten zunächst nicht die vorrangigen Probleme der Stadthygiene gelöst. Die Entwicklung der Städtetechnik begann nämlich mit dem Ausbau der Gasversorgung. Diese erfolgte in der Frühzeit durch private Unternehmen. Nicht selten waren es Engländer, die sich in den deutschen Städten durchsetzten und ansehnliche Gewinne einstrichen. Der Gasbedarf nahm ständig zu, nicht nur wegen der hellen Beleuchtung, sondern wegen der Vorzüge beim Kochen und Heizen. Die Nachfrage führte zu einer entsprechend rücksichtlosen Preispolitik der privaten Investoren. Die Kommunalverwaltungen reagierten, indem sie entweder bestehende Werke aufkauften oder Konkurrenzunternehmen gründeten – auch mit dem Hintergedanken, die eigenen Finanzen aufzubessern. Diese „Gegenbewegung“ setzte in Preußen bereits sehr früh ein. So gab es bereits 1828 in Minden eine Gasanstalt unter städtischer Regie. Elberfeld folgte 1837, Berlin 1845. Ein Jahr später schloss sich Barmen an. 1877 gab es im gesamten Reichsgebiet schließlich 481 Gaswerke, von denen rund 45 Prozent in städtischem Besitz waren.4

 

Auch die Vorgänge in Koblenz stimmen mit den überregionalen Entwicklungen überein. Bereits im Januar 1818 machte ein gewisser Deuster, über den keine weiteren Details bekannt sind, der Stadt den Vorschlag, unter seiner Regie eine Gasbeleuchtung einzurichten. Nach Prüfung der Details durch den Stadtbaumeister Johann Claudius von Lassaulx und dem prompt folgenden Negativurteil lehnte schließlich auch der Rat den Vorschlag ab. Man wollte zunächst die Entwicklung in anderen Kommunen abwarten. Dieses typische Verhalten der Stadtväter sollte sich später erneut am Beispiel von Wasserversorgung und Kanalisation wiederholen. Ungeachtet dessen muss es in der Stadt schon kurze Zeit nach der Ablehnung kleinere private Anstalten gegeben haben, in denen durch die Entgasung von Steinkohle Energie für den Eigenbedarf gewonnen wurde. Schon Deuster hatte im Gasthof „Zur Stadt Lüttich“ im Altengraben eine Gasbeleuchtung einrichten lassen, die aber nicht wirtschaftlich war. Ein weiterer Anlauf wurde erst 1840 unternommen. Und wieder war es ein Hotelier, der in der aufstrebenden Fremdenverkehrsstadt Akzente setzen wollte: Gastwirt Hoche erhielt für sein Hotel „Bellevue“ am Rheinufer die Genehmigung, eine entsprechende Einrichtung zu realisieren. Nur ein Jahr später folgte die Bürgergesellschaft „Casino zu Coblenz“, die ihr Gebäude mit einem der größten Weinkeller der Stadt „aufwerten“ wollte.

 

1844 wurden schließlich zwei auswärtige Gesellschaften aktiv, die jedoch am Veto der Bezirksregierung scheiterten. Es war keine öffentliche Ausschreibung erfolgt. Als die Ausschreibung endlich erfolgte, meldete sich allein die französische Gesellschaft „Charles Blanchet, chef de la compagnie de l’éclairlage par le gaz Blanche frères, François et comp. Paris“. Mit diesem Unternehmen schloss die Stadt schließlich am 17. Oktober 1845 einen Vertrag auf 25 Jahre. Sofort begann der Grunderwerb für den Bau einer Gasanstalt auf dem Moselweißer Feld im Bereich des heutigen Katholischen Klinikums (Haus Marienhof). Heute gilt der 1. September 1847 als Beginn der Koblenzer Gasbeleuchtung. Zufrieden dürfte die Stadt mit dem französischen Vertragspartner dennoch nicht gewesen sein. Weil die Pariser Gesellschaft wohl zu finanzschwach war, verzögerte sich die Ausführung immer wieder. Dafür spricht auch, dass das Unternehmen bereits 1848 durch die Lyoner Gasgesellschaft übernommen wurde. Schnell sollte sich herausstellen, dass die erste Koblenzer Gasversorgung nicht ausbaufähig war. Da nun Erfahrungen aus anderen preußischen Städten vorlagen, nahmen die Überlegungen zum Bau eines neuen Gaswerkes deutliche Konturen an. 1869 wurde schließlich in der Laubach ein neues Gaswerk errichtet. Es nahm am 1. November 1871 den Betrieb auf. Aber auch die neuen Kapazitäten reichten nicht aus. Schließlich errichtete man im Rauental eine deutlich größere Gasanstalt, die im Dezember 1897 ans Netz ging. Die Einrichtung in der Laubach blieb bis zum 1. April 1901 in Betrieb. 5

 

Die beim Aufbau der Gasversorgung gewonnenen Erfahrungen sollten in Koblenz und in anderen deutschen Städten unmittelbar in die Neuorganisation der örtlichen Trinkwasserversorgung einfließen. Denn längst war es nicht mehr nur die Dampfmaschine, die die kommunale Ver- und Entsorgung revolutionierte. Vor allem die zunehmende Verbreitung von Gas-, Diesel- und Elektromotoren sollte sich nachhaltig auf den Ausbau der kommunalen Wasserversorgung auswirken. Die entscheidenden Impulse für die Mechanisierung der kommunalen „Gesundheits-Infrastruktur“ gingen von britischen Ingenieuren aus. Im Inselreich hatte sich die Industrie besonders schnell entwickelt. Die enormen Fortschritte in diesem Bereich verursachten aber auch Probleme, deren Dimension zunächst niemand erkannte: Abwässer aus den Fabriken, zusätzlich die von den Menschen in den übervölkerten Städten erzeugten Mengen von Abfällen und Fäkalien stellte die Verantwortlichen vor neue Herausforderungen. Erste Ansätze zur Bewältigung der hygienetechnischen Schwierigkeiten gab es in Schottland. Bereits 1804 wurde das für die Textilstadt Paisley bestimmte Trinkwasser gefiltert, 1810 folgten die Wasserwerke in Glasgow. Die erste Pumpstation Europas wurde ebenfalls im Inselreich entwickelt und gebaut, und zwar in Nottingham.6 Vor dem Hintergrund der Choleraepidemie von 1831, die allein in London7 50.000 Menschenleben auslöschte, wurden die Anstrengungen erhöht. Zum technischen Fortschritt kam seit den 1840er-Jahren eine flankierende Gesundheitsgesetzgebung dazu. Die wiederum war aus der unter dem Einfluss des Juristen Edwin Chadwick erstarkten Hygienebewegung (Public Health Movement) entstanden.8

 

Auch auf dem Kontinent setzten sich die neuen technischen Möglichkeiten allmählich durch, egal ob das wichtigste Lebensmittel aus Seen, Flüssen, Talsperren oder dem Grundwasser entnommen wurde. In Deutschland wurde die Dampfmaschine für die Wasserversorgung erstmals 1819 in Magdeburg eingesetzt. Breslau folgte 1827.9 Als erstes Pumpwerk im deutschsprachigen Raum gilt das von Wien-Heiligenstadt. Dort hatte man 1840 zwei 60-PS-Dampfmaschinen aufgestellt. Richtungsweisend wurde die Neuordnung von kommunaler Ver- und Entsorgung nach dem großen Stadtbrand in Hamburg von 1842. Die neue „Gesundheits-Infrastruktur“ der Hansestadt sollte jedoch schnell erhebliche Mängel offenbaren – ebenso wie die in London, die europaweit als Vorbild galt. Dennoch: Die neue Technik erleichterte es, die kommunale Wasserversorgung besser und vor allem gesünder zu machen. Den Anfang machten kleinere Wasserwerke, die zunächst nur die Aufgabe hatten, Wasser für die Spülung der offen liegenden Rinnsteine heranzuschaffen. Im Laufe der Zeit entwickelte man ausgeklügelte Systeme, bei denen immer öfter Grundwasserwerke im Mittelpunkt standen – und das schon gut zehn Jahre vor den bahnbrechenden Entdeckungen von Robert Koch.10 Das nun qualitativ hochwertigere Trinkwasser hatte einen hohen Preis: Waren doch mit dem technischen Fortschritt gravierende Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt verbunden. Friedrich Wissing spricht von einem Raubbau am Grundwasser, der bis auf den heutigen Tag anhält und  in Zukunft zu erheblichen Problemen führen könnte.11

Bereits 1878 berichtete der europaweit bekannte Ingenieur Ernst Grahn, der später die Pläne für das Koblenzer Wasserwerk lieferte12, dass in 143 deutschen Städten mit mehr als 5000 Einwohnern neue Wasserversorgungsanlagen gebaut worden waren. Den Anfang machten die 1859 als private Erwerbsbetriebe gegründeten Elbwasserwerke in Magdeburg und Altona.13 1861 folgte das Neckarwasserwerk in Stuttgart. In den neu erschlossenen Versorgungsgebieten konnten für jeden Einwohner täglich 150 Liter Wasser zur Verfügung gestellt werden.14 Weitere Städte sollten folgen, weil die Gesetzgebung auf Reichs- und Bundesstaatsebene die Gemeinden dazu verpflichtete, eine einwandfreie Trink- und Nutzwasserversorgung zu garantieren. Längst hatte man die volkswirtschaftliche Dimension von Epidemien erkannt. Das wurde bereits bei der Weimarer Cholera-Konferenz vom 28. April 1867 deutlich, die noch ganz unter dem Eindruck der verheerenden, von den siegreichen preußischen Soldaten weitergetragenen Cholerawelle von 1866 stand. Nun versammelten sich 49 Wissenschaftler aus verschiedenen europäischen Ländern, wobei sich die klassischen Kontagonisten und die Anhänger der moderneren „Bodentheorie“ von Max von Pettenkofer gegenüberstanden. Dem Münchner Professor, der als Begründer der wissenschaftlichen Hygiene gilt15, gelang es nicht, die Befürworter älterer Lehren zu überzeugen.16 Trotz der wissenschaftlichen Dissonanzen war die Konferenz ein Erfolg. Wurde doch einhellig die mangelhafte Hygiene in den Städten an den Pranger gestellt. Im Protokoll liest sich das so: „Sanitäre Verbesserungen werden vernachlässigt, das wirkliche Übel, Schmutz in allen Gestalten, bleibt unbehelligt und das Geld […] wird an Quarantänebeamte hinausgeworfen.“17 Diskussionen wie die von Weimar zeigen, dass die Verbesserung der Stadthygiene im Rahmen von sogenannten Assanierungen Aufgabe der öffentlichen Hand war. War in den ersten Jahren die privatwirtschaftliche Organisation der Wasserwerke in Deutschland noch durchaus üblich, geriet sie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ins Hintertreffen. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts waren 94 Prozent aller Wasserwerke kommunales Eigentum. Die wenigen privaten Betriebe schlossen sich oft zu Versorgungsbetrieben zusammen, die auch außerhalb der jeweiligen Gemeindegrenzen aktiv wurden. Ein Beispiel sind die 1887 gegründeten „Wasserwerke für das nördlich-westfälische Kohlenrevier“, die mit 124 Landgemeinden mittel- bis langfristige Lieferverträge abgeschlossen hatten.18

 

Bei allen frühen Wasserwerken und Kanalsystemen in Deutschland haben Engländer ihre Erfahrungen eingebracht. Besonders wichtig wurde William Lindley, ein Anhänger der Thesen des Juristen Edwin Chadwick, der ebenso wie die Mitglieder der „Poor Law Commission“ die hygienischen Missstände in den Städten durch massiven Einsatz von moderner Technik lösen wollte.19 Lindley, ein Eisenbahn- und Wasserbauingenieur, war bereits 1834 nach Hamburg gekommen und hatte vier Jahre später die Projektierung von Eisenbahnlinien übernommen. Nach dem großen Brand von 1842 schuf Lindley in der Hansestadt nicht nur eine zentrale Wasserversorgung, sondern auch eine zusammenhängende Kanalisation.20 1848 schließlich nahm das Flusswasserwerk bei Rothenburgsort den Betrieb auf. Obwohl in Lindleys Planungen vorgesehen, verzichtete man auf den Einbau von Filteranlagen. Diese Entscheidung sollte verhängnisvoll sein, weil verunreinigtes Flusswasser eine der Hauptursachen für die rasante Ausbreitung der Cholera in Hamburg war. Von 1871 bis 1873 und vor allem 1892 wütete die Seuche in der Stadt, dazu bedrohte Typhus die Bewohner. Erst 1893 ging man dazu über, filtriertes Wasser zu verteilen.21

 

Auch wenn das Inselreich seine stadthygienischen Probleme trotz der neuen Technik lange nicht in den Griff bekam, gaben britische Ingenieure den Ton an. Sie wurden quasi zu „Entwicklungshelfern“ für deutsche Kommunen. In den 1860er-Jahren entschlossen sich viele Städte, Kommissionen zum „Anschauungsunterricht“ nach England zu schicken. Dazu kamen seit den 1850er-Jahren Internationale Hygienekongresse, die sich zu einem Forum zur Diskussion von aktuellen stadthygienischen Problemen entwickelten.22 Die Dominanz der Briten in der Frühzeit der Assanierung zeigt sich auch am Berliner Beispiel. Obwohl der heimische Architekt Schramke bereits 1844 ein erstes Konzept für ein neues Ver- und Entsorgungskonzept vorgelegt hatte, sollte man sich schließlich für den „englischen Weg“ entscheiden. Doch zunächst wurde einmal diskutiert. Acht Jahre geschah nichts, obwohl die Spreemetropole in jener Zeit schon rund 400.000 Einwohner zählte. Auf Drängen des Polizeipräsidenten Hinckeldey sowie mit Zustimmung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. und seiner Minister kam 1852 ein Vertrag zustande, der einer englischen Kapitalgesellschaft auf 25 Jahre das Monopol für die Sicherstellung der Wasserversorgung übertrug. 1856 eröffnete die „Berlin Waterworks Company“ ein Werk, das zunächst 300 Haushalte mit Wasser versorgte. 1862 waren 20.000 Haushalte mit entsprechenden Anschlüssen ausgestattet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Berlin bereits 700.000 Einwohner. Trotz der Verbesserung der hygienischen Verhältnisse zeigte sich schnell, dass die neue zentrale Wasserversorgung auch Nachteile hatte. Die Umstellung der Toiletten auf Wasserspülung führte nicht selten zum Überlaufen der Senkgruben.23

 

Langfristig gesehen, reichte eine Orientierung am britischen Vorbild nicht aus, da die Einleitung von Industrieabfällen in die Flüsse die Wasserqualität erheblich verschlechterte und die reinen Flusswasserwerke nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprachen. Dieses Problem hatten deutsche Ingenieure schon früh erkannt. Sie begannen, eigene Systeme zu entwickeln. Das neu gewonnene Selbstbewusstsein dokumentierte sich unter anderem in der Gründung des „Vereins Deutscher Ingenieure“ (VDI), der sich bereits 1856 formierte und als Zeichen der allmählichen Loslösung vom englischen Vorbild gesehen werden kann. Nicht umsonst hat Joachim Radkau auf den „deutschen Weg“ in der Technik hingewiesen.24 Voraussetzung hierfür war eine deutliche Verbesserung der Ingenieurausbildung, die sich zunehmend akademisierte. Neben den Technischen Hochschulen entstanden die Ingenieur- und Technikerschulen, die Vorläufer der heutigen Fachhochschulen waren.25 Nur drei Jahre nach der Etablierung des VDI folgte die Gründung der Vereinigung der Gasfachleute, die 1870 zum „Verein von Gas- und Wasserfachmännern Deutschlands“ erweitert wurde.26 Und so ging man auch in den meisten Städten bis zum Ende des 19. Jahrhundert dazu über, Trinkwasser nicht mehr direkt aus den Flüssen, sondern aus den Grundwasserströmen zu entnehmen. Zu den ersten Städten, die diese Anlagen einrichteten, gehörten Köln (1868), Düsseldorf (1870) und Dresden (1875). Im Rheinland und in Westfalen wurden in den wasserarmen Gebieten zwischen 1889 und 1901 außerdem 14 Talsperren geplant. Gesamtinhalt: 82 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. In Konstanz nutzte man ab 1904 das Bodenseewasser, in Wien und München entstanden 1873 bzw. 1886 Quellwasserwerke. Bei diesen Typen war die Wasserqualität so gut, dass lange keine Aufbereitungsanlagen gebraucht wurden.27 Um 1900 verfügten schließlich 52 Prozent der 1640 Städte im Deutschen Reich über Wasserwerke, wobei die 150 größeren Städte komplett an die neuen Versorgungssysteme angebunden waren. Schlechter sah es in den 1490 kleineren Städten des Reichsgebiets aus. Hier lag die Versorgungsquote bei lediglich 42 Prozent.28 Es ist unbestritten, dass die immensen Aufbauleistungen einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse in den Städten beitrugen. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass damit das Problem der Entsorgung nicht gelöst war. Mit Recht sehen Franz-Josef Brüggemeier und Thomas Rommelspacher die Entwicklungen der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als Ausgangspunkt der Umweltprobleme der jüngsten Vergangenheit. Der Grund: Vielerorts musste das kostbare Trinkwasser aus immer entlegeneren Gebieten herangeschafft werden. „An die Stelle traditioneller und lokaler Kreisläufe ist ein von Menschen geschaffener Kreislauf getreten, der sich mittlerweile auf fatale Weise geschlossen hat: auch die entfernt gelegenen Gebiete sind von den Folgen der Umweltbelastung betroffen“, so die beiden Autoren.29

2. Die Vorgeschichte

 

D

ie schlechten sanitären Verhältnisse in den Städten sind vor allem im 19. Jahrhundert entstanden, als der über eine lange Zeit entwickelte „Organismus“ dem Bevölkerungswachstum und den neuen wirtschaftlichen Tatsachen nicht mehr gewachsen war. Angesichts dieser Entwicklungen wird deutlich, dass es auch in wirtschaftlich weniger bedeutenden Städten wie Koblenz allmählich eng wurde. Trotz dieser Fakten denkt man immer noch zuerst an mittelalterliche Städte, wenn von verseuchten Brunnen, schmutzigen Straßen und den immer wieder einbrechenden Epidemien die Rede ist. Die Antike ist dagegen mit positiven Vorurteilen belegt.

 

Dass es im alten Rom aber nicht wesentlich günstiger aussah, hat Lewis Mumford in drastischer Weise beschrieben: Die Stadt am Tiber besaß seit dem sechsten Jahrhundert einen gewaltigen Abzugkanal – die „Cloaca Maxima“ – der noch heute in Betrieb ist. Dieser war so groß, dass er selbst bei einer Bevölkerung von einer Million Menschen für die Lösung aller Entsorgungsprobleme ausgereicht hätte. Dennoch wussten die Römer mit diesen eigentlich guten Voraussetzungen wenig anzufangen. Das bereits in der Antike hohe technische Niveau wurde selten in die Praxis umgesetzt. Noch lange deckte die Bevölkerung ihren Trinkwasserbedarf aus simplen Brunnen. Ansätze, das kostbare Nass aus abgelegenen Quellen und Flüssen heranzuführen, erfolgten erst im Jahre 109 nach Christus unter der Herrschaft Trajans. Damals brachte man über ein Aquädukt Trinkwasser in die Stadt.30  Rund 450 Liter Wasser pro Einwohner wurden auf diese Weise täglich in die Stadt transportiert. Davon versickerten 150 Liter. Ein weiterer nicht unwesentlicher Teil floss in künstlichen Rinnen oder natürlichen Betten ab. Das abfließende Wasser wurde zum Abtransport von Unrat aller Art genutzt.31

 

Revidieren sollte man auch die Vorstellungen von „modernen“ gepflegten Straßen. Viele innerstädtische Trassen im alten Rom waren nicht gepflastert. Anders stellten sich die Verhältnisse in den wesentlich jüngeren Provinzstädten dar, die – weil erheblich kleiner – den neuesten technischen Errungenschaften schneller und besser angepasst wurden. Das Beispiel Rom zeigt: Oft waren oberhalb des ersten Stockwerks die Klosetts überhaupt nicht an die Kanalisation angeschlossen, in den Zinshäusern – jenen Vorläufern der späteren Mietshäuser –, in denen ein großer Teil der alles andere als wohlhabenden städtischen Bevölkerung lebte, war das Entsorgungsproblem überhaupt nicht gelöst. Der Alltag sah so aus: Zwar bestand die Möglichkeit, öffentliche Toiletten zu benutzen, doch entsorgten die meisten Menschen ihren in Eimer gefüllten Unrat lieber direkt vor der Haustür. Auch wenn Müllkutscher die Fäkalien in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen fortschafften, bestimmten ekelerregende Gerüche das Klima in Roms Stadtvierteln.

 

Auch mit der hochgelobten Körperhygiene scheint es nicht so weit her gewesen zu sein: Privatbäder in den Häusern bedeuteten einen Luxus für wenige. Dagegen musste in den Mietskasernen das Wasser mit Eimern in die Zimmer getragen werden. Die übliche Praxis war also auch nicht anders als im Mittelalter. Ferner fehlte es in Rom bei der Beseitigung von Unrat an den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen. Mist und Abfälle wurden einfach in Löcher wenig außerhalb der Stadt gekippt. Selbst mehrere Hundert Menschen, die bei den Kämpfen in der Arena ums Leben gekommen waren – hat man in derartige Gruben geworfen. Gleiches galt für Tiere. Es gab Kampftage, an denen bis zu 5000 Exemplare unterschiedlicher Arten abgeschlachtet wurden. Die Folge: Nicht nur wegen der Malaria zählten Rom und die Campagna noch im 19. Jahrhundert zu den ungesündesten Gebieten der Welt.

 

Bei der Besetzung der Regionen nördlich der Alpen setzten die Römer jedoch ihr technisches Wissen in die Praxis um. Sie gründeten Siedlungen, Städte, Militärstützpunkte und landwirtschaftlich genutzte Güter, sie bauten die Verkehrswege aus. Eine wichtige Rolle spielte die Schaffung von Wasserversorgungssystemen, die hohen Qualitätsansprüchen genügen mussten. Aus diesem Grunde wurden auch in den germanischen Provinzen aufwendige und teuere Fernleitungen gebaut, um Quellwasser heranzuführen. Selbst wenn Siedlungen an Flüssen lagen, verzichtete man meist darauf, das Wasser direkt aus diesen Strömen zu entnehmen. Stattdessen wurde das Trinkwasser über Holz- oder Tonrohre, gelegentlich auch über gemauerte Kanäle herangeführt. Beispiel hierfür ist die Bonner Fernwasserleitung, die wahrscheinlich auch noch im Mittelalter genutzt worden ist. Damit das Trinkwasser in die Stadt gelangen konnte, hatten die Römer zusätzlich ein größeres obertägiges Bauwerk errichtet.32 Vor allem in Trier musste man nicht nur wegen der Thermenanlagen dem ständig steigenden Wasserverbrauch gerecht werden. Hatten im ersten Jahrhundert noch Brunnen und ein Vorläufer der späteren zentralen Wasserversorgung für die Versorgung ausgereicht, änderte sich das schnell. Spätestens mit dem Bau der Barbarathermen zu Beginn des zweiten Jahrhunderts waren die bestehenden Kapazitäten überlastet. Man begann, aus dem Ruwertal eine Fernwasserleitung in die antike Stadt zu führen.33 Die Technik dieser neuen Anlage war nördlich der Alpen einzigartig. Die Einwohner Triers bezogen ihr Trinkwasser nämlich nicht aus einer Quelle, sondern aus dem Nebenfluss der Mosel, der zu diesem Zweck leicht aufgestaut und in einen Kanal eingeleitet worden war. Für diese Entnahme des Wassers aus dem Fluss musste ein besonderes Bauwerk geschaffen werden.

 

Großen Aufwand betrieben die Römer auch bei der Errichtung der Fernwasserleitung für Köln, deren erste Bauphase noch vor dem Jahr 50 nach Christus begann. Das kostbare Nass wurde aus der Eifel herangeholt, genauer gesagt aus den Quellen und Bächen am Osthang des Vorgebirges. Der Hauptstrang dieser Leitung hatte eine Länge von über 95 Kilometern. Zählt man die Nebenleitungen hinzu, ergibt sich eine Summe von rund 130 Kilometern. Das waren Dimensionen, die nur noch das römische Karthago übertraf. 34

 

Um natürliche Hindernisse zu überwinden, errichteten die Römer auch nördlich der Alpen Tunnel- und Stollenbauten. Vor allem das Neuwieder Becken mit seinen geologischen Besonderheiten bereitete Schwierigkeiten, denn während der großen Vulkanausbrüche im Laacher- See-Gebiet um 9.000 vor Christus waren nicht nur die Landschaft, sondern auch die Quellen mit Bims verschüttet worden. Die Römer mussten durch diese meterhohen Schichten begehbare Stollen mit wasserführenden steinernen Rinnen vorantreiben, wenn sie hochwertiges Trinkwasser gewinnen wollten. Derartige Konstruktionen kamen aber auch außerhalb des eigentlichen Vulkangebietes zur Anwendung, so im Falle der römischen Stollenwasserleitung von Brey.35 Die Bergdurchtunnelung war der mittlere Abschnitt einer Wasserleitung, deren Ursprung heute nicht mehr bekannt ist. Ein Teil dieser Anlage wurde 1954 entdeckt und sechs Jahre später von Archäologen untersucht. Damals legte man rund 25 Meter der bis zwischen 1,70 und 2,20 Meter hohen Konstruktion frei.36

 

Aber auch an anderen Orten in der heutigen Region Mittelrhein entdeckten die Forscher Reste von römischen Wasserleitungen, so zum Beispiel am Kärlicher Berg (Mülheim-Kärlich), in Remagen, in Thür (römische Villa), in Andernach („Im Entenacker“) und in Miesenheim („Ober der Hoost“). Wie die Wasserversorgung im Koblenz des Altertums ausgesehen hat, ist allerdings unbekannt, obwohl die Forscher bei Notgrabungen Anfang der 1980er-Jahre in der Kornpfortstraße Reste einer Wasserleitung fanden, die wahrscheinlich einen Gutshof versorgt hatte. Woher sie gespeist wurde, ist heute nicht mehr bekannt.37

 

Aus Kosten- und Transportgründen nutzten die Römer nach Möglichkeit die in den einzelnen Regionen typischen Baustoffe. Vielerorts setzte sich eine Kombination von Stein, Mörtel und Lehm durch. Bei der Herstellung von Rohren kam darüber hinaus Ton zur Anwendung. Zur Herstellung von Wasserrohren und -behältern wurde Blei verwendet. Bei der Produktion von Bleirohren nahmen die Römer schnell vom herkömmlichen Gussverfahren Abstand. Stattdessen bogen sie längere Bleiplatten in die gewünschte Form und verlöteten die Naht. Seit der Kaiserzeit waren die Wasserleitungen nach Durchmessern genormt. Eine für die Römer typische Errungenschaft im Bauwesen stellte die Produktion von betonähnlichen Teilen („opus caementarium“) dar. Bei der Herstellung dieses Baustoffes vermengte man Stein und Mörtel. Die Mischung hatte nach dem Erhärten dieselben Eigenschaften wie der heutige Beton. Schalen verliehen den einzelnen Bauteilen die gewünschte Form. Diese Schalungen bestanden entweder aus Brettern und Balken oder aus vorher aufgemauerten Steinen. Auch die Erfindung des antiken Betons geht nicht auf römische Ursprünge zurück: Schon die Griechen konnten Mauern aus einer äußeren und inneren Schale aus mörtellos an- und übereinander gefügten, genau bearbeiteten Steinblöcken herstellen. In den zwischen beiden Schalen gelegenen Mauerkern füllten sie unbearbeitete Steine und Mörtel. Die Römer entwickelten lediglich diese Technik weiter, indem sie die Schalen dünner und den Mauerkern, auf dem die Hauptlast ihrer Konstruktionen ruhte, stabiler ausführten. Alle der Wasserversorgung dienenden Bauwerke wurden darüber hinaus besonders sorgfältig verputzt. Mehrere feine Putzschichten sollten die Bildung von Rissen verhindern. Aber auch Marmor- und Steinplatten, deren Fugen man mit frostsicherem Mörtel abdeckte, kamen zur Anwendung.38

 

Nach dem Ende des weströmischen Reiches deckten Oberflächengewässer, Regenwasserreservoire und Brunnen den täglichen Trink- und Brauchwasserbedarf.39 Waren die Folgen dieser Verschlechterung zunächst wenig fatal, änderte sich das im Verlauf des Mittelalters. Das Aufblühen des Städtewesens brachte nicht nur eine Konzentration der Bevölkerung in den mehr oder weniger bedeutenden Zentren, sondern auch eine katastrophale Verschlechterung der hygienischen Verhältnisse. Eberhard Isenmann beschreibt die Lebensbedingungen so: „Von Ausnahmen abgesehen waren die Straßen und Gassen schmal und von vorragenden Geschossen teilweise überbaut. Die unverglasten Fenster waren sehr klein und blieben, des Gestanks wegen, der auf den Gassen herrschte, und aus Furcht vor Miasmen40 weitgehend verschlossen [...] Das Zusammenleben spielte sich auf engem Raum in Einraumgeschossen oder Wohnungen mit nur wenigen Räumen ab, so dass Kranke kaum isoliert werden konnten. Ungeziefer fand in den Räumen leicht Unterschlupf und war nur schwer wieder zu entfernen. Betten wurden oft von mehreren Personen zugleich oder nacheinander geteilt. Bettwäsche und Leibwäsche waren [...] nur wenig vorhanden. Die sanitären Anlagen waren, sofern es überhaupt welche gab, sehr primitiv. Günstiger waren freilich die Wohn- und Lebensverhältnisse der Oberschicht. Den Epidemien fielen vor allem Handwerker und Tagelöhner in den ärmeren Vierteln zum Opfer. In schlecht durchlüfteten Gassen verbreiteten Schweinekoben41 vor den Häusern, dort gelagerter Mist, Trester,42 Bauschutt und Hausmüll einen entsetzlichen Gestank, behinderten den Verkehr und machten bei Regenfällen aus öffentlichen Verkehrswegen übel riechende Kloaken.“43

 

Obwohl die Zusammenhänge zwischen Schmutz und Krankheiten schon seit der Antike bekannt waren,44 wurde der Kampf gegen die fatalen Folgen von verunreinigtem Grundwasser für die Gesundheit im Laufe der Jahrhunderte nur halbherzig geführt, war es doch vielerorts üblich, Brunnen direkt neben Latrinen und Abfallgruben anzulegen.45 Besonders gefährlich konnte es werden, wenn die Verwesungsstoffe von Leichen in das Grundwasser einsickerten. Je mehr die Bevölkerung innerhalb der Stadtmauern zunahm, umso stärker vergrößerte die Anhäufung von Toten das Risiko. Trotz dieser rapiden Verschlechterungen ist es wenig sinnvoll, das Mittelalter aus hygienegeschichtlicher Sicht als besonders dunkle Epoche zu bewerten. Lewis Mumford vertritt sogar die Auffassung, dass die Todesfälle in der großen Grippeepidemie von 1918 Ausmaße erreichten, die an die verheerenden Folgen der Pest heranreichten.46

 

In der Tat scheint in kleineren Städten wie Koblenz die Lage im Mittelalter gar nicht so schlimm gewesen zu sein. Verheerende Folgen zeitigten hier erst die Seuchen des 16. und 17. Jahrhunderts.47 Zudem drängte die Obrigkeit seit dem Spätmittelalter – nicht zuletzt unter dem Eindruck der großen Pestepidemie von 1348 – darauf, Städte und Gewässer sauber zu halten. 1388 wurde in England das erste Gesetz erlassen, das verbot, Schmutz und Abfälle in Gräben und Flüsse zu werfen. 1404 unternahm der französische König Karl Vl. erste Schritte, um die Verschmutzung der Seine zu verhindern. Allerdings hatte man in Paris schon vorher versucht, die hygienischen Verhältnisse in den Griff zu bekommen. So begann in der Stadt die Pflasterung der Straßen, nachdem König Philipp lI. August angeblich wegen des Gestanks fast in Ohnmacht gefallen war. Im 14. Jahrhundert folgten Reinigungsvorschriften, 1538 verbot Franz I. jegliche Tierhaltung innerhalb der Mauern und zwang seine Untertanen dazu, Sickergruben anzulegen und die flüssigen Abfälle nur in die Rinnsteine zu entleeren.48

 

Das System römischer Wasserbauten blieb nur in Spanien intakt. Unter arabischer Herrschaft wurde das Netz sogar erweitert. Anders sah es in Mitteleuropa aus. Hier deckten Brunnen weitestgehend den Bedarf, bei deren Anlage man verschiedene Verfahren anwandte.49 Im Zuge der archäologischen Untersuchungen in der Altstadt von Hannover bestand Gelegenheit, die Technik des Brunnenbaus zu erforschen.50 Eine außergewöhnliche Stellung außerhalb dieser allgemeinen Entwicklung nahm Goslar ein. Hier wurde wahrscheinlich schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein Rohrsystem zur Heranführung von Trinkwasser angelegt. Die wichtige Funktion der Stadt als Aufenthaltsort des Kaisers und ihr auf die nahe gelegenen Erzvorkommen zurückzuführender Reichtum legen diese Frühdatierung nahe. Zudem verschmutzte der Bergbau schon früh das aus mehreren Armen der Gose entnommene Trinkwasser, was eine Neuorientierung erforderte. Man führte deshalb das Wasser über Leitungen aus den nicht oder wenig verschmutzten Abschnitten der Gose heran.51

 

In einigen Städten machte die Wasserversorgungstechnik im ausgehenden Mittelalter erhebliche Fortschritte. Hier wurden durch die Energie des fließenden Wassers große Räder angetrieben. Die Drehbewegung dieser Räder wirkte wiederum auf Druckpumpen, die das Wasser in die gewünschte Höhe hoben. Dieses System bestand üblicherweise aus Wasserrad, Druckpumpe, Druckleitung, dem oft in einem turmartigen Bauwerk aufgestellten Behälter und der Entnahmeleitung. Die Leitungen im Verteilungsnetz bestanden im Normalfall aus Holz, gelegentlich aus Ton und nur selten aus Blei oder Stein. Diese Rohre führten zu Brunnen, aus denen die Bevölkerung das Wasser schöpfte. Im Lübeck des 16. Jahrhunderts befanden sich sogar Tanks in den Kellern der Häuser.52 Später ging man noch einen Schritt weiter und platzierte diese Behälter in den Dachbereichen. Von dort konnte das Wasser in die verschiedenen Etagen von Gebäuden gelangen. Für die Wasserbevorratung hatten die Ingenieure des Mittelalters nur wenig getan: Die Leitungen wurden fast immer auf Durchfluss ausgelegt, sie waren von den jahreszeitlich bedingten Schwankungen der Wasserergiebigkeit abhängig.53

 

Da die hölzernen Wasserleitungen recht undicht und darüber hinaus nur wenig haltbar waren, brachte die Erfindung der gusseisernen Röhren Anfang des 15. Jahrhunderts entscheidende Verbesserungen. Bereits 1412 werden derartige neue Leitungen in Augsburg, 1455 für Schloss Dillenburg erstmals urkundlich erwähnt. 1522 ließ Kaiser Ferdinand II. in Wien die Siebenbrunner Wasserleitung aus gusseisernen Rohren herstellen. Sie versorgte die Hofburg, Klöster und andere Gebäude sowie den öffentlichen Brunnen auf dem Margarethenplatz. Der endgültige Durchbruch des neuen Systems gelang im     17. und 18. Jahrhundert, so zum Beispiel 1668 beim Bau der Wasserleitung für Versailles.54

 

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die meisten Wasserleitungen Systeme, die sich an der Neigung des Geländes orientierten. Auf Wasserhebewerke wurde normalerweise verzichtet. So auch in Lübeck, als man bereits im 13. Jahrhundert das aufgestaute Wasser aus der Wakenitz entnahm und mit hölzernen Röhren in rund 200 Häuser verteilte. Erst 1533 entstand eine so genannte „Wasserkunst“, wie sie in Augsburg (ab 1460) und Bremen (ab 1394) längst in Betrieb war.55 Dennoch blieben Wasserhochbehälter im heutigen Sinne, die zur Speicherung dienen, bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts unbekannt.56

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Frühe Versorgung der Altstadt

 

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in wesentlicher Teil der Koblenzer Trinkwasserversorgung wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts durch private Ziehbrunnen sichergestellt, die sich entweder in den Höfen oder im Inneren der Häuser befanden. Aber es gab viele Gebäude, die nicht mit derartigen Einrichtungen versehen waren. Die Bewohner deckten ihren Wasserbedarf aus öffentlichen Brunnen. Der wichtigste dieser Brunnen befand sich auf dem Plan. 1544/1545 ließ die Stadtverwaltung auch auf dem Florinsmarkt einen neuen Brunnen graben, doch war seine Ergiebigkeit so gering, dass er nur kurze Zeit Bestand hatte.57

 

Da die Brunnen in der Stadt gepflegt werden mussten, hatten sich die Bewohner von Straßen und Gassen bereits frühzeitig zu Brunnennachbarschaften zusammengeschlossen. Die Gesamtzahl der Gemeinschaften wurde 1789 auf 22 festgelegt. Diese bestanden bis 1854; dann übernahm die Stadt Unterhaltung und Instandsetzung.58

 

 

3.1 Die Suche nach neuen Quellen

 

Bereits im 16. Jahrhundert scheint man in Koblenz den Zusammenhang zwischen dem Ausbruch von Seuchen und der Verschmutzung des Trinkwassers erkannt zu haben, denn die Stadtväter griffen immer wieder Pläne auf, eine Wasserleitung einzurichten.59 Erste Versuche, derartige Pläne zu verwirklichen, wurden wahrscheinlich schon 1543 unternommen. Für diese Datierung gibt es schriftliche Anhaltspunkte. So berichtet zum Beispiel eine Urkunde vom 3. Januar 1554 darüber, dass die Stadt den Brüdern von Eltz 100 Gulden für das Auffinden und die Projektierung einer Quelle im Wald bei Lay bezahlt hat. Die Konzepte wurden jedoch nie ausgeführt.60

 

Die Gründe für den Bau von Wasserleitungen sind nicht nur im hygienischen Bereich zu suchen. Eine derartige Einrichtung sollte auch die Feuerbekämpfung effektiver gestalten. Die Fachwerkhäuser in den engen Gassen der Altstadt mit ihren Strohdächern waren ständig vom Funkenflug aus den Kaminen bedroht und konnten deshalb leicht in Brand geraten. Zwar versuchte der Rat, das Problem durch entsprechende Verordnungen in den Griff zu bekommen, doch zeigten sich die Bürger von diesen Beschlüssen wenig beeindruckt. Verbote zur Abschaffung von Strohdächern und hölzerner Schornsteine mussten im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach wiederholt werden, bis sie von den Koblenzer Hauseigentümern befolgt wurden.61

 

Die Geschichte der frühen Wasserversorgung in Koblenz ist in der stadtgeschichtlichen Literatur bislang sehr knapp abgehandelt worden. Eine etwas ausführlichere Darstellung liefert lediglich Max Bär. Demnach wurden 1597 und 1598 an den Abhängen der Karthause im Bereich „Zweibergen“ (am Nordhang der Karthause im westlichen Bereich des Friedhofes), am „Kopfhorn“ (am Osthang der Karthause in der Nähe der Laubach) und am „Pfenningsborn“ (unterhalb der ehemaligen Feste Kaiser Alexander auf der Karthause) Bohrversuche unternommen, die jedoch erfolglos blieben. Etwa zur gleichen Zeit hatte man mit den Probebohrungen oberhalb der Rohrer Höfe in Metternich begonnen und war dabei auf Quellwasser in einer ausreichenden Menge gestoßen. Die Kosten und der Widerstand des Landesherrn verhinderten jedoch die Erschließung. Erst Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck griff im Jahre 1683 die Pläne wieder auf, im Bereich Metternich und Lützelkoblenz folgten Vermessungsarbeiten. Zudem stellte der Graubündner Johann Christof (Christopherus) Sebastiani, der als Baumeister in Diensten des Erzbischofs stand, alle voraussichtlichen Kosten schriftlich zusammen. Dabei blieb es.62

 

Eine Auswertung der schriftlichen Quellen nahm der Koblenzer Archivdirektor Dr. Wilhelm Maria Becker zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor. Sein handschriftlicher Bericht enthält eine erste gründliche Darstellung der frühen Koblenzer Wasserversorgungsgeschichte. Deshalb basieren die Ausführungen in den folgenden Abschnitten auch auf den Erkenntnissen des Koblenzer Archivrates.63 Demnach unternahm man 17 Jahre später einen erneuten Versuch, doch noch zu einer Wasserleitung zu kommen. Der in den Akten der kurtrierischen Kellerei Koblenz erhaltene, von Christian Sintziger unterschriebene Entwurf trägt das Datum 5. Juni 1700 und nimmt im Wesentlichen die Konzeption von 1683 wieder auf.64 Aber auch diese Planungen scheiterten bereits im Frühstadium.

 

Einen großen Schritt weiter kam man in der Mitte des 18. Jahrhunderts: Am 28. Dezember 1750 wurde der Beschluss des Trierer Kurfürsten Franz Georg von Schönborn, eine Wasserleitung für die Nutzung der Quellen an den „Metternicher Hecken“ und auf dem Lützeler Petersberg anlegen zu lassen, im Koblenzer Rat verhandelt. Balthasar Neumann legte später ein Gutachten vor, mit dem sich im Juni 1754 der Rat befasste. Der Baumeister empfahl, das Wasser von den Metternicher Rohrerhöfen nach Lützel, dann über die Moselbrücke in die Stadt zu leiten. Ursprünglich war er davon ausgegangen, die Rohre direkt durch das Bett der Mosel zu legen, um die heutige Altstadt auf dem kürzesten Wege zu erreichen.65 Nachdem die Fragen zur Finanzierung geklärt waren, begann man im Februar 1757 mit dem Bau. Schnell ergaben sich die ersten Probleme, denn der Boden, durch den die Leitung laufen sollte, war äußerst lehmig. Die Quellen sprechen von Eulnerlehm (Töpferlehm). Die Schwierigkeiten häuften sich. Mal war es der Untergrund, mal misslang der Brand der Tonröhren, schließlich ging das Geld aus. Die Arbeiten wurden eingestellt.66

 

Die Bemühungen waren erst nach einem Vorstoß des letzten Trierer Kurfürsten, Clemens Wenzeslaus von Sachsen, erfolgreich. Doch dieses Mal stand nicht die Versorgung der Bürger im Vordergrund, sondern vielmehr der Plan zur Anlage des Schlosses.67 Und dieses brauchte natürlich eine Wasserleitung. Nachdem die kurtrierischen Landstände, die das Steuerbewilligungsrecht besaßen, 1777 ihre Beratungen über die Errichtung der neuen Residenz abgeschlossen hatten, konnte der Bau beginnen. Die entscheidenden Schritte, die schließlich zur Verwirklichung des Wasserleitungsprojektes führten, erfolgten ab Herbst 1780. Die Residenzbau-Kommission sollte Möglichkeiten erörtern, Hofstall, Küche und andere Bereiche des Schlosses mit Wasser zu versorgen. Da das Kurfürstentum unter chronischer Geldknappheit litt, dachte man natürlich darüber nach, wie man die Koblenzer in die Pflicht nehmen konnte. Im Dezember 1780 legte der Hofbrunnenmeister Georg Kirn eine erste Denkschrift vor. Dieses Gutachten ist heute nicht mehr erhalten – sein Inhalt ist nur noch über Protokollauszüge und andere Dokumente indirekt zu erschließen. So viel steht fest: Am Anfang waren nicht die Metternicher Quellen, sondern das „Carlsthal“ war für die künftige Nutzung vorgesehen. Diese Bezeichnung ist verwirrend, wird doch das Gebiet in den Urkunden und Akten des Karthäuserklosters als „Cadenthal“ oder „Kadenthal“ bezeichnet. Im 19. Jahrhundert war der Name „Cardenthal“ geläufig. Dieses Gelände befand sich nach Angaben von Dr. Wilhelm Maria Becker am Osthang der Karthause und zog sich bis zur ehemaligen Kaltwasseranstalt in der Laubach hin. Hier fand der Hofbrunnenmeister Quellen von solcher Ergiebigkeit, dass sie theoretisch für die Sicherstellung des Koch- und Trinkwasserbedarfs der Koblenzer ausreichten. Die ehemals zum Karthäuserkloster gehörenden beiden Mühlen standen jedoch einer Realisierung des Projektes im Wege. Ihnen wäre im Falle der Verwirklichung des Vorhabens das Wasser abgegraben worden. Ohnehin waren Quellfassung und Verlegung von Leitungen sehr teuer. Die Residenz-Baukommission scheute deswegen eventuell auftretende Entschädigungsfälle. Sie beauftragte stattdessen Georg Kirn, die Metternicher Verhältnisse zu untersuchen und einen Kostenvoranschlag vorzulegen, zumal die dort befindlichen Quellen eine wesentlich höhere Ergiebigkeit versprachen. Erste Ergebnisse seiner Untersuchungen legte der Brunnenmeister bereits Ende 1780 in Form einer Denkschrift vor. Demnach galten die Forschungen auch der bereits 1598 in die Überlegungen einbezogenen und 1748 gefassten Quelle in den „Metternicher Hecken“. Diese bezeichnete Kirn in einer Denkschrift vom 27. März 1783 als Hauptquelle des „Geisenborns“, die ausreichende Mengen Trinkwasser liefere und das bei einer Qualität, die der im „Carelsthal“ vorzuziehen sei.68

 

Bereits in seinem ersten Gutachten kritisierte der Hofbrunnenmeister die im Auftrage der Stadt vorgenommene Fassung der Quelle. Nach seiner Ansicht war diese nicht tief genug untergraben worden, um die für die Versorgung von Koblenz ausreichenden Wassermengen zutage zu fördern. Um die Missstände zu beheben, schlug Kirn vor, einen vier bis fünf Meter langen Gang in den Kimmelberg zu treiben. Die hohe Lage der Quelle gewährleistete, dass das für den Transport des Wassers erforderliche Gefälle wesentlich stärker als im „Carelsthal“ war. Darüber hinaus regte der Brunnenmeister den Bau eines aus Hausteinen gefertigten Sammelbeckens am Fuße der Quelle an. Dieses sollte eine Vorrichtung erhalten, die das Eindringen von Oberflächenwasser und Schmutz verhinderte. Die Ableitung des Quellwassers in die Stadt sollte auf möglichst geradem Wege erfolgen und in einem Turm der Koblenzer Ringmauer gesammelt werden, von wo man es in die neue Residenz in die Schlossgärten, vielleicht auch in Brunnen auf einigen öffentlichen Plätzen der Stadt weiterleiten wollte. Für den Fall der Verwirklichung der Leitung schlug Kirn vor, im Bereich der Brunnenstube am „Geisenborn“ Röhren aus gebranntem Ton zu verwenden. In den anderen Abschnitten eigneten sich nach der Meinung des Brunnenmeisters gusseiserne und bleierne Röhren besser.69

 

Nach den Vorstellungen Kirns sollte die neue Leitung zunächst in das Dorf Metternich, anschließend über die Rohrerhöfe nach Lützel, dann über die Moselbrücke nach Koblenz geführt werden. In der Stadt selbst war geplant, das Trinkwasser über die Straße „An der Moselbrücke“ zu den „Vier Türmen“, anschließend weiter bis zur Görgenstraße zu leiten. Über das „Judengässchen“70 wollte man das Quellwasser in den zu Speicherzwecken umzubauenden ehemaligen Pulverturm71 bringen. Als Endpunkt war die Neustadt mit dem damals noch im Bau befindlichen kurfürstlichen Schloss vorgesehen. Die Mitglieder der Residenzbau-Kommission behandelten die Denkschrift des Hofbrunnenmeisters in ihrer Sitzung vom 31. Januar 1781. Bei der Zusammenkunft verabschiedete man sich endgültig von der Idee, die Quellen am Osthang der Karthause zu fassen und in die Stadt zu leiten. Stattdessen wurden die Mittel zur Verwirklichung des Metternicher Projektes auf 21.000 Taler erhöht (später stellte sich heraus, dass dieser Betrag viel zu niedrig war). Dennoch sollte die ganze Angelegenheit noch einmal vom leitenden Schlossbaumeister François Peyre le Jeune behandelt werden. Der Franzose untersuchte zusammen mit dem Ingenieurhauptmann Christian Trosson noch einmal die örtlichen Gegebenheiten und fertigte ein neues Gutachten an. Darin sprach er sich dafür aus, sowohl vom Metternicher, als auch vom Karthäuser Projekt abzurücken. Stattdessen wurde empfohlen, den Bubenheimer Bach zu wählen. Das Wasser sollte zum Teil über offene Kanäle, teils durch gusseiserne und bleierne Röhren in die Stadt geleitet und in einem Reservoir gesammelt werden. Das Gutachten fand bei der Residenzbaukommission wenig Gegenliebe, da die Mitglieder hinsichtlich der Reinheit des Bachwassers starke Bedenken hatten. Auch Kirn äußerte sich kritisch zum Alternativkonzept Peyres. Schließlich beschloss die Kommission, den Kurfürsten um die Genehmigung zu bitten, mit dem Hofbrunnenmeister in nähere Verhandlungen eintreten zu dürfen. Die Entscheidung zugunsten des Metternicher Projektes war gefallen.72

 

 

3.2 Exkurs: Überfluss in Metternich

 

Es ist kein Zufall, dass bei der Suche nach neuen Wegen zur Sicherstellung der Koblenzer Trinkwasserversorgung immer wieder über Metternich gesprochen wurde. In dem Dorf gestaltete sich die Versorgung mit dem wichtigsten Lebensmittel ursprünglich so komfortabel, dass man auf den Bau von Grundwasserbrunnen verzichten konnte. Metternich wurde ausschließlich über die spätestens seit 1589 bekannten Quellen Geisenborn und Herrenweiher versorgt. Letzterer lag am westlichen Ende der heutigen Trierer Straße. Erich Engelke nennt als Höhenangabe 124,88 Meter über Normalnull. An die Quelle erinnern noch die Straße „Am Herrenweiher“ und der Gemarkungsnahme „Am Herrenweiherchen“. Den Geisborn gibt es dagegen immer noch. Er wird heute als Quelle Geisenborn von den „Vereinigten Wasserwerken Mittelrhein“ (VWM) geführt. Die am Ende der Geisbachstraße gelegene Quelle wird 1783 erstmals unter dieser Bezeichnung genannt. Wahrscheinlich floss das Wasser des Geisenborns in einem offenen Bachlauf ab, wofür auch die Gemarkungsnamen „Im Geisebornsgraben“, „In der Geisebach“, „Auf der Geisebach“ und „Unter dem Bachweg“ sprechen. Es gilt als wahrscheinlich, dass das Quellwasser ursprünglich an mehreren Stellen zu Teichen aufgestaut wurde. Als Beweis führt Erich Engelke die Gemarkungsnamen „Auf dem hellen Weyer“, „Auf dem untersten Weyer“ und „Auf dem obersten Weyer“ hin. Die Frage nach dem Zweck dieser Teiche kann heute wegen fehlender Quellen nicht mehr beantwortet werden. Dass das Wasser aufgestaut wurde, um eine Fischzucht zu betreiben oder Mühlen in Gang zu halten, ist aber durchaus wahrscheinlich – die in der Nähe des Wassers gelegene Isenburgstraße hieß einmal Mühlweg.73 Das Quellwasser wurde über hölzerne Rinnen oder Röhren ins Dorfinnere von Metternich geleitet. Reste dieser Rinnen wurden Anfang des 20. Jahrhunderts bei Bauarbeiten gefunden. Auf jeden Fall wurde das überschüssige Wasser hinter dem westlichen Dorfausgang in unmittelbarer Nähe zur Trierer Landstraße in einen Brandweiher geleitet.74 „Herrenweiher“ und „Geisenborn“ waren nicht die einzigen Quellen in Metternich. Bei den Bohrversuchen, die sich bis ins Jahr 1543 zurückverfolgen lassen, entdeckte man noch andere Wasseradern. So wurde man 1598 oberhalb der Rohrer Höfe fündig. Hierbei muss es sich um mehrere Quellen gehandelt haben, die schließlich unter der Bezeichnung „Metternicher Hecken“ zusammengefasst wurden. Und genau das Wasser aus diesem Bereich wurde immer wieder in den frühen Koblenzer Wasserversorgungsplänen genannt. Allerdings waren die Kosten für die Erschließung der Wasservorkommen so hoch, dass der Kurfürst keine Mittel bereitstellte, um das Projekt auszuführen. Leichter zu erschließen war dagegen der sogenannte „Pfingstborn“, der nordwestlich des alten Metternicher Dorfkerns entsprang und heute besser unter der Bezeichnung „Behälterquelle“ bekannt ist. Die im Bereich zwischen der Trierer Straße und der Gemarkung „Auf dem Bienenstück“ befindliche Quelle wird heute von den VWM für Notsituationen vorgehalten. Sie liegt 114,87 Meter über Normalnull.75

 

Die kleine Metternicher Gemeinde war ursprünglich so trinkwasserreich, dass sie keine detaillierten Regelungen über Wasserrecht und -abgabe brauchte. Das änderte sich erst 1783, als feststand, dass das Dorf auf Druck des Landesherrn einen Teil seines Wassers nach Koblenz abgeben musste. Da für die ersten Anschlüsse in der Residenzstadt streng genommen das Wasser aus dem Geisenborn ausreichte, standen Metternich mit dem „Herrenweiher“ und dem „Pfingstborn“ immer noch zwei Quellen fast vollständig zur Verfügung.76 Von einer Wassernot konnte beim besten Willen nicht die Rede sein. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts sollte sich die Lage verschlechtern.

3.3 Die Wasserleitung funktionierte

 

Obwohl Kurfürst Clemens Wenzeslaus das Metternicher Wasserleitungsprojekt befürwortete, ruhten in den Jahren 1781 und 1782 die Vorarbeiten für die neue Wasserversorgung. Die noch erhaltenen schriftlichen Quellen nennen keine Gründe für diese Verzögerung. Erst als Kirn seine Denkschrift vom 27. März 1783 vorlegte, die unter anderem Angaben über Ergiebigkeit sowie Weite, Dicke und Länge der zu bestellenden eisernen Röhren enthielt, befassten sich die Verantwortlichen wieder mit der Sache. Im Juni 1783 fasste die Geheime Staatskonferenz mehrere Beschlüsse, die endlich sicherstellten, dass die geplante Wasserleitung auch ausgeführt wurde. Man übertrug die Ausführung der Arbeit dem Hofbrunnenmeister und gewährte ihm dafür eine Frist von zwei Jahren. Zuvor hatte Hofbaumeister Johann Andreas Gärtner77 die Vorschläge Kirns begrüßt und an dessen technischen und zeichnerischen Kenntnissen keinen Zweifel aufkommen lassen. Kirn machte sich sofort daran, seinen Auftrag zu erfüllen. Schon im Juni 1783 zog er nach Metternich und leitete den Ankauf der für den Bau der Wasserleitung erforderlichen Grundstücke in die Wege. Nachdem die eigentumsrechtlichen Hindernisse aus dem Weg geräumt waren, wollte Kirn das Projekt – wie in seinen Denkschriften vorgestellt – zügig verwirklichen. Gemäß seiner Pläne wurde das Quellwasser des „Geisenborns“ und des „Herrenweihers“ mittels Tonrohren in je ein Sammelbecken aus Marmor und aus Niedermendiger Hausteinen78 geleitet. Der Weitertransport auf dem bereits oben beschriebenen Weg erfolgte durch eiserne Röhren, die unterirdisch verlegt waren. Zur Speicherung und um den erforderlichen Druck sicherzustellen, errichtete man drei Wassertürme und mehrere Wasserschächte. Die drei Türme entstanden am Fuße der Metternicher Quellen auf halber Höhe des Kimmelberges, an den Rohrer Höfen (auf der Südseite der heutigen Trierer Straße im Bereich der Klosterbrauerei) und in der Nähe der Moselflesche (südwestlich der Feste Franz). Wie bereits in den Plänen Balthasar Neumanns vorgesehen, leitete man das Wasser über die Moselbrücke in die heutige Innenstadt. Die Leitung wurde unter dem auf der westlichen Seite gelegenen Fußsteig verlegt. Im „Wasserturm“ ließ Kirn ein Marmorbecken anlegen, in dem sich das Wasser sammelte, bevor es in die Neustadt weiterfloss.79

 

Die Kosten sprengten den vorgegebenen Rahmen. Der Hofbrunnenmeister nannte eine Summe von 32.000 Reichstalern. Um die Finanzierung sicherzustellen, wollten der Kurfürst und seine Verwaltung die Stadt verpflichten, einen Beitrag zu leisten. Als Gegenleistung erhielt der Magistrat die Gelegenheit, fünf Plätze zu nennen, an denen von der neuen Wasserleitung gespeiste Brunnen aufgestellt werden sollten. Als potenzielle Standorte für diese neuen Brunnen waren der heutige Görresplatz, der Kastorhof, der Plan, der Bacher Pütz (im Bereich des heutigen Münzplatzes) und der Florinsmarkt im Gespräch. Obwohl diese Wünsche gar nicht oder erst viel später in Erfüllung gingen, standen den Koblenzern eine Kostenbeteiligung in Höhe von 8000 Gulden und zusätzlich Unterhaltungsgebühren von jährlich 30 Gulden ins Haus.

 

Der Stadtrat befasste sich mehrfach mit der Angelegenheit, denn er sah sich nicht in der Lage, den geforderten Beitrag zu leisten. Die Räte erkannten schnell, dass man um die 8000 Gulden nicht herumkommen würde. Also weigerte man sich, den für die Gemeinde vorgesehenen Anteil an den Unterhaltungskosten zu tragen. Die Stadtväter gaben sogar zu erkennen, dass man notfalls sogar auf das Angebot des Kurfürsten und seiner Hofbehörden verzichten wolle. Am Ende der Verhandlungen stand ein Kompromiss. Die Einigung kam im Mai und Juni 1784 zustande. Demnach sollte die Stadt die inzwischen auf 7000 Gulden oder 4666 Reichstaler ermäßigte Summe in vier Raten zahlen. In der Zwischenzeit hatte Kirn die Arbeiten an der Wasserleitung weit vorangetrieben. Neben der Hauptquelle am „Geisborn“ war jetzt auch die zweite Quelle des so genannten „Brandweihers“ oder „Herrenweihers“ gefasst worden. Darüber hinaus stellte man die zugehörigen Brunnenstuben und Sammelbecken, die Kanäle zur Unterführung von Landstraße und Wegen, die drei Wassertürme mit ihren Kanälen und sämtliche Wasserschächte in der Stadt fertig. Zudem hatte die kurfürstliche Hütte in Sayn den Guss der Eisenrohre abgeschlossen.80

Im Zuge der Arbeiten auf der Balduinbrücke sollte Kirn noch eine Menge Ärger bekommen, weil er dort eine zu Verteidigungszwecken errichtete Mauer hatte abbrechen lassen. Obwohl dazu eine Genehmigung des Hofkriegsrates vorlag, wurde der Brunnenmeister im September 1785 beschuldigt, bei den Abbruch- und Baumaßnahmen an den Gewölben der Moselbrücke kaum ersetzbare Schäden angerichtet zu haben. Erst die Untersuchung durch zwei Sachverständige entkräftete die Anschuldigungen. Trotz aller Schwierigkeiten nahmen 1785 auch die Wasserversorgungsanlagen im neuen kurfürstlichen Schloss deutliche Konturen an. Ausläufe befanden sich nunmehr in der Küche, in den Spülereien, im „großen Weinkeller“, im Flaschenkeller, im Waschhaus, in den drei Pferdeställen und im „großen Hof“. Außerdem begann die Umwandlung des ehemaligen Pulverturmes. Im Juni 1785 wurde der Steinhauer Johann Bode aus Balduinstein vertraglich verpflichtet, bis Oktober das Sammelbecken aus schwarzem Marmor fertigzustellen. Zu guter Letzt wurden in diesem Jahr die von der Sayner Hütte gelieferten Röhren nicht nur von Metternich bis Lützel, sondern auch über die Moselbrücke bis zum Wasserturm gelegt.81

Am 21. August 1785 war es endlich soweit: Die neue Wasserleitung konnte in Betrieb gehen. Der Hofbrunnenmeister erhielt vom Kurfürsten zur Belohnung den Rang eines Ingenieur-Hauptmanns. Er durfte fortan die Uniform des Artilleriekorps tragen und sich Brunnendirektor nennen. Schließlich wurde Kirn eine Gehaltserhöhung von 100 Reichstalern jährlich gewährt, außerdem die Zusage, dass sein Sohn eines Tages sein Nachfolger würde. Trotz aller mit dem Wasserleitungsbau verbundenen Fortschritte hatte die Koblenzer Bevölkerung zunächst wenig von der neuen Errungenschaft. Diese Feststellung gilt zumindest bis zum Ende der Ära des letzten Kurfürsten Clemens Wenzeslaus.

 

Der Wunsch des Rates, fünf Plätze in der heutigen Altstadt mit Quellwasserbrunnen auszustatten, ging nicht in Erfüllung. Die Gemeinde hatte also nichts anderes tun können, als einen Teil der Wasserversorgung im Schloss zu finanzieren. Doch es gab einen kleinen Trost: Am 23. November 1791 – dem Namenstag des Landesherrn – wurde in der Neustadt der erste von der neuen Wasserleitung gespeiste öffentliche Brunnen in Betrieb gesetzt. Die in Form eines Obelisken ausgeführte Anlage hatte vier Ausläufe. Das Wasser wurde in steinernen Muscheln aufgefangen und in den benachbarten kurfürstlichen Bauhof geleitet.82 Dieser erste Brunnen ist heute noch erhalten. Allerdings musste er im Zuge der Neuordnung der Verkehrsführung von seinem ehemaligen Standort auf dem Clemensplatz entfernt und vor dem Stadttheater am Deinhardplatz aufgestellt werden.83

 

 

3.4 Der weitere Ausbau

 

In den letzten Oktobertagen des Jahres 1794 endete in Koblenz die kurtrierische Ära. Französische Revolutionstruppen besetzten die Stadt. Die Machtübernahme der neuen Herren bedeutete jedoch nicht das Aus für die gerade erst geschaffene Quellwasserleitung. Im Gegenteil: Immerhin sollten in dieser Zeit zwei der von der Stadt gewünschten neuen Brunnen errichtet werden. Da sich die Wasserleitung nicht im städtischen, sondern im kurtrierischen Besitz befand, nahmen die Franzosen die Anlage in Besitz und betrachteten sie fortan als Staatseigentum. Änderungen und Erweiterungen mussten von der französischen Administration genehmigt werden. So äußerte der Departementsarchitekt George Trosson keine grundsätzlichen Bedenken, als der Baumwollfabrikant Doll am 30. Juni 1803 darum bat, seinen an einer Ecke der Görgenstraße gelegenen Besitz an die bestehende Leitung anzuschließen. Doll musste lediglich die Kosten übernehmen. Gleiche Bedingungen galten für den Weingroßkaufmann und Branntweinfabrikanten Johann Nikolaus Nebel, als dieser im April 1804 ebenfalls sein Haus im Entenpfuhl (Nr. 511, später 12) anschließen wollte.84

 

Überhaupt war der Anschluss von Gebäuden an die ehemals kurfürstliche Wasserleitung nichts Besonderes. Archivdirektor Becker beschreibt den Plan, einen den Zisterziensern zu Marienstatt gehörenden Hof in Metternich durch eine Zweigleitung an den „Herrenweiher“ anzubinden. Obwohl das Projekt tatsächlich ausgeführt wurde, kann das Jahr der Fertigstellung heute nicht mehr ermittelt werden. Auch für die Innenstadt bestanden Erweiterungsabsichten. George Trosson hatte im April 1804 einen Plan aufgestellt, der die Weiterführung der kurfürstlichen Wasserleitung aus der Neustadt durch die Schanzenpforte über den Paradeplatz (Görresplatz) und die Nagelsgasse auf den Kastorhof vorsah. Schriftliche Nachrichten, aus denen Details über die Ausführung der neuen Nebenleitung hervorgehen, sind nicht mehr erhalten. Aus dem Sitzungsprotokoll des Koblenzer Munizipalrates vom 26. April 1805 erfahren wir jedoch, dass sich ein Brunnen auf dem Kastorhof und ein Springbrunnen im Garten der Präfektur85 bereits in Betrieb befanden. Etwa zur gleichen Zeit, am 22. Februar 1805, hatte Johann Nikolaus Nebel, der nicht nur Weinhändler, sondern auch Maire (Bürgermeister) der Stadt war, den Präfekten Mouchard de Chaban um die Erlaubnis gebeten, auf dem „Place des Grenadiers“ (Plan) einen Brunnen errichten zu dürfen und diesen an die Wasserleitung anzuschließen. Zur Anlage dieses Brunnens sollten Hausteine des Brunnens im Hof des ehemaligen Kartäuserklosters auf dem Beatusberg verwendet werden. Der Präfekt schaltete daraufhin den Departementsarchitekten Trosson zur Stellungnahme ein. Dennoch fiel zunächst keine endgültige Entscheidung.86

 

Der Grund für die Verzögerung war klar: Bereits 1803/1804 hatte man erkannt, dass die Wasserleitung dringend instand gesetzt werden musste. Die französische Administration überlegte, wie sie die erheblichen Kosten am besten auf die Stadt abwälzen konnte. Aus diesem Grunde erstattete Domänendirektor Golbery seiner vorgesetzten Pariser Behörde, der „Administration de 1‘Enregistrement et des Domaines“, am 26. Juli 1804 einen ausführlichen Bericht. In ihrem Bescheid vom ll. August 1804 entschied diese Behörde, dass die Erhaltung der ehemaligen Wasserleitung Sache der Gemeinde war, da diese von der Anlage angeblich am meisten profitierte. Der Befehl des neuen Präfekten Alexandre Lameth an die Stadt, die nach Berechnungen Trossons 3266 Francs teuren Reparaturen ausführen zu lassen, folgte am 13. April 1805. Mit diesen Anordnungen war die ehemals kurfürstliche Leitung in das Eigentum der Stadt Koblenz übergegangen. Gleichzeitig lehnte die Obrigkeit den Wunsch Nebels ab, einen Brunnen auf dem Plan zu errichten. Die schwerwiegende, für Koblenz äußerst kostspielige Entscheidung der französischen Verwaltung hätte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich sowieso die Finanzierung des Brunnenprojektes unmöglich gemacht.87

 

Der Munizipalrat war mit der Entscheidung der übergeordneten Stellen natürlich alles andere als einverstanden. In der Sitzung vom 26. April 1805 machte der Rat klar, dass die Stadt gar nicht in der Lage war, die für die Instandsetzungsarbeiten erforderlichen Mittel bereitzustellen. Man schlug deshalb vor, die Unterhaltung auf 50 Jahre einem privaten Partner zu übertragen, der die Ausbesserungen übernehmen sollte und dafür von den Einwohnern eine Abgabe kassieren durfte. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt eher bereit, die Leitung dem Verfall preiszugeben, als sie in Eigenregie zu übernehmen. Doch der Plan der Gemeinde zur Privatisierung schlug fehl, denn es fand sich zunächst niemand, der das Risiko eingehen wollte. Der Grund für den Misserfolg lag auf der Hand: Im Falle eines Vertragsabschlusses hätte ein Unternehmer nicht nur Unterhalt und Ausbau übernehmen müssen, sondern wäre auch verpflichtet gewesen, das Schloss, den Bauhof, den Clemensbrunnen, den Brunnen auf dem Kastorhof, den Springbrunnen beim Präfekturgebäude, die Häuser der Unternehmer Doll und Nebel sowie den auf dem Plan zu errichtenden Brunnen ausreichend mit Wasser zu versorgen. Es wäre ihm nur gestattet worden, das überschüssige Wasser zu verkaufen.88

 

Verhandlungen zwischen Maire Nebel und dem neuen Präfekten Alexandre Lameth brachten schließlich eine Veränderung der Bedingungen. Die Kosten für den Bau und die Unterhaltung von Zweigleitungen sollten fortan die Bewohner und Hauseigentümer in den betroffenen Stadtteilen aufbringen. Für die Ausführung der Instandsetzungsarbeiten wollte man dem ausführenden Privatunternehmer eine Summe von 2600 Francs zahlen.89 Zudem verpflichtete sich die Stadt, zur Unterhaltung der Leitung jährlich eine Pauschale von 400 Francs bereitzustellen. Als Ausgleich für die Gemeinde stand jetzt der Erlös aus dem Verkauf des überschüssigen Wassers aus der Metternicher Quelle an die Hauseigentümer nicht mehr dem künftigen Investor, sondern der Stadt zu. Der Präfekt war mit dieser Regelung einverstanden und übertrug am 13. April 1805 die Wasserleitung nun auch offiziell an die Stadt. Am          7. September 1805 schloss Maire Nebel mit dem Unternehmer Ignaz Bracht einen Vertrag über Reparatur und Wartung. Gültigkeitsdauer: 25 Jahre.90

 

Die Vereinbarungen schafften den für die Errichtung des Brunnens auf dem Plan erforderlichen Freiraum. Maire Nebel musste jedoch die Absicht fallen lassen, beim Bau der neuen Anlage Steine aus dem ehemaligen Kartäuserkloster zu verwenden. Präfekt Lameth hatte sich in seiner Verfügung vom 13. April 1805 ausdrücklich gegen derartige Absichten ausgesprochen. Hinzu kam, dass – obwohl man sich hinsichtlich der Unterhaltung der Metternicher Quellleitung geeinigt hatte – die für die Wasserversorgung bestimmten Mittel angesichts der prekären Finanzlage der Gemeinde äußerst knapp waren. Die Bewohner des Bereiches am Plan entschieden sich deshalb dafür, Geld zuzuschießen, weil sie nicht nur die Bedeutung des Brunnens für die Trinkwasserversorgung, sondern auch für die Brandbekämpfung erkannten. Zudem verteilte Nebel die Last auf alle Einwohner, indem er die indirekten Steuern leicht erhöhte. Brunnen und Anschluss an die Wasserleitung wurden schließlich im Jahre 1806 fertiggestellt.91

 

Der Brunnen auf dem Plan erfreute sich bei den Koblenzern einer großen Beliebtheit. Man scheint dem Quellwasser so manche wundersame Wirkung zugetraut zu haben. In einem undatierten Zeitungsausschnitt heißt es: „Das Metternicher Quellwasser hatte wegen seiner Vorzüglichkeit von jeher in unseren Mauern viel Anklang gefunden. Bei der ,Brunnenkur‘ am frühen Morgen fanden sich die alten Koblenzer, mit ihrem Schoppenglas bewehrt, an der Brunnenmuschel auf dem Plan, wo sie, ihren Gesundheits-Nektar schlürfend, vorbeidefilierten. Zudem galt das ,Ploner Quellwasser‘ infolge seiner Kalkarmut als Quintessenz des Geschmacks bei der Kaffeezubereitung und wurde auch sonstwie als wirksames ,Heilmittel‘ bei Augenerkrankungen hoch geschätzt.“92

 

Reparaturen und Erweiterungen verschafften jedoch nur eine kurze Atempause. Bereits im April 1808 legte der „Commissaire de Police“ Schmitz dem Präfekten, Adrien Comte de Lezay-Marnesia, eine Denkschrift vor, in der Schäden und vor allem der schlechte Zustand des Brunnens auf dem Clemensplatz angesprochen wurden. Demnach waren von den vier nur noch zwei Ausläufe in Betrieb und zudem die Wassermengen deutlich zurückgegangen.93 Ob und wie man diesen Mängeln begegnete, ist nicht überliefert. So viel ist sicher: Die Probleme mit dem Wasserdruck blieben bestehen, denn drei Jahre später beklagte man sich über die schlechte Zuleitung des Quellwassers in das ehemalige kurfürstliche Schloss, das während der Zeit der französischen Besatzung als Kaserne diente. Um die Verhältnisse zu bessern, teilte Präfekt Jules Doazan den Unternehmern Nebel und von Nasson (der Nachfolger Dolls) am 25. September 1811 mit, dass die beiden Ableitungen in deren Häuser sofort gesperrt würden.94

 

 

3.5 Der Brunnen auf dem Kastorhof

 

Jules Doazan hatte wenig Gefallen an dem Brunnen, der 1804/1805 nach Plänen des Departementsarchitekten Trosson auf dem Kastorplatz errichtet und an die ehemals kurfürstliche Wasserleitung angeschlossen worden war. 1811 entschloss sich der Präfekt, den Brunnen durch eine prächtigere Anlage ersetzen zu lassen. Der Straßen- und Brückenbauingenieur Royer und der pensionierte französische Ingenieur-Offizier Dagobert Chauchet legten ihre Pläne vor. Fritz Michel und Hans Bellinghausen nennen darüber hinaus den Koblenzer Architekten Ferdinand Nebel, der sogar zwei Entwürfe eingereicht hatte.95 Präfekt Doazan favorisierte das Konzept Chauchets, obwohl die Verwirklichung rund 10.000 Francs gekostet hätte. Der Munizipalrat hingegen sprach sich für das Projekt Royers aus, das zudem nur 3500 Francs teuer gewesen wäre. Da die Kommune den Bau finanzieren musste, brachte sie natürlich nur die Kosten für die billigere Version in den Haushaltsplan ein und ließ sich diese Entscheidung auch von den übergeordneten Stellen genehmigen. Trotzdem wollte der Präfekt seine Vorstellungen auf jeden Fall durchsetzen und wandte sich deswegen an den Minister des Inneren in Paris und ersuchte diesen, die aufwendigeren Planungen Chauchets abzusegnen. Der Minister legte das Konzept dem Rat für Zivilbauten vor, der in seiner Sitzung vom 9. März 1812 Bestimmungen für die Ausarbeitung eines neuen Planes aufstellte, nachdem der Architekt François Peyre le Jeune96 das Konzept Chauchets begutachtet hatte. Nach Darstellung Dr. Beckers wollte sich der Präfekt mit dieser Entscheidung nicht zufriedengeben. Anstatt Neuplanungen in Auftrag zu geben, versuchte er in seinem Bericht vom 21. April 1812, Ansichten und Auflagen des Zivilbaurates zu entkräften. Er legte die „alten“ Pläne erneut zur Genehmigung vor und verkündete, dass man inzwischen mit der Ausführung des Brunnens begonnen habe.

 

In seinem Erlass vom 23. Juni 1812 erteilte der Innenminister die endgültige Genehmigung zur Ausführung der Planungen Chauchets. Dieser Erfolg entband Doazan jedoch nicht von der Notwendigkeit, sich beim Munizipalrat durchzusetzen. Bereits am 28. Februar 1812 wies er den Rat an, den für die Ausführung des Brunnens in den Haushalt eingebrachten Betrag von 3500 Francs an Chauchet als Lohn für die bisher erbrachten Leistungen auszuzahlen. Zusätzlich forderte er die Bereitstellung weiterer Mittel durch die Gemeinde.97

 

Maire Nebel wollte sich nicht ohne Weiteres dem Willen des Präfekten unterordnen und wies daher am 30. März 1812 darauf hin, dass es im Falle der Bereitstellung zusätzlicher Gelder große Schwierigkeiten geben würde. Doazan ließ sich nicht sonderlich beeindrucken und wiederholte seine Weisungen am 1. April und 2. Juli 1812 noch einmal.

 

Die Rechnung des Präfekten ging auf: Der Munizipalrat entschloss sich dazu, noch einmal 4493 Francs an Chauchet zu zahlen. In der Zwischenzeit stand jedoch fest, dass die vom Architekten errechneten Kosten in Höhe von 9953 Francs zu niedrig angesetzt worden waren. In seinem Brief an den Präfekten teilte Chauchet mit, dass er zur Ausführung von Ergänzungsarbeiten weitere 2.695 Francs benötigen würde und dass die Stadt diesen Mehrbetrag in den Haushaltsplan 1814 einbringen müsse. Ob Doazan diesem Antrag Folge geleistet hat, ist aus den schriftlichen Quellen nicht mehr zu ersehen. Fest steht jedoch: Am 18. August 1812 sprudelte der Brunnen anlässlich des Geburtstagsfestes von Kaiser Napoleon zum ersten Mal. Es ist überliefert, dass anlässlich der Einweihung aus den Röhren rund 4,8 Hektoliter Wein flossen.98 Der neue Kastorbrunnen mit seinem Sockel aus Niedermendiger Basalt wurde mit einer großen Figurengruppe aus Kalkstein geschmückt, die Rhein und Mosel symbolisiert. Sie wurde von dem Aachener Bildhauer Rauch (Fritz Michel nennt als Herkunftsort Koblenz99) angefertigt und vom Maler Johann Baptist Bachta (1782–1856) goldbronziert.100 Diese Plastiken hat man aber schon in der Anfangszeit der preußischen Herrschaft wegen der starken Verwitterung wohl im Zuge der Sanierungsmaßnahmen von 1817 entfernt.101

 

An der Ostseite des Kastorbrunnens befindet sich eine französischsprachige Inschrift, die – frei übersetzt – lautet: „Jahr 1812. Zur Erinnerung an den  Feldzug gegen die Russen unter der Präfektur von Jules Doazan.“ Berühmt geworden ist der ebenfalls in französischer Sprache angebrachte Zusatz „Gesehen und genehmigt durch uns, den russischen Kommandanten der Stadt Koblenz am 1. Januar 1814.“ Bislang hat sich die stadtgeschichtliche Forschung an den Ausführungen des Chronisten Christian von Stramberg orientiert, der die eigentliche Inschrift und die auf der Westseite des Brunnens befindliche Widmung an Kaiser Napoleon in das Jahr 1812 datiert hatte.102 Hans Bellinghausen hat in einem Aufsatz von 1993 diese Darstellung bezweifelt. Er verlegt die Anbringung der Inschrift in den Oktober des Jahres 1813 und stellt diesen Vorgang als Nacht-und-Nebel-Aktion Chauchets dar. Der Ingenieur soll dabei eigenmächtig gehandelt haben, da sich der Präfekt damals auf einer Inspektionsreise befand. Bellinghausen geht ferner davon aus, dass Doazan erst nach Abschluss des Feldzuges die weiteren Schritte veranlassen wollte. Bei seiner Rückkehr war der Krieg aber bereits zuungunsten Frankreichs entschieden, Chauchet hätte demnach seinem Auftraggeber eine alles andere als angenehme Überraschung bereitet.103

3.6 Der Streit um das Quellwasser

 

Auch nach dem Abzug der Franzosen gab es immer wieder Probleme mit der Wasserleitung. In den Jahren 1816 und 1817 hatte der „Geisborn“ derart an Ergiebigkeit eingebüßt, dass sich die Verantwortlichen in Koblenz überlegten, den Metternicher „Herrenweiher“ für die Trinkwasserversorgung der Stadt zu erschließen. Die Rechtsgrundlage zur Umsetzung dieses Planes war für die Kommune der Beschluss des französischen Präfekten vom 13. April 1805, mit dem die ehemals kurfürstliche Leitung an die Gemeinde übertragen worden war. Der Protest der Metternicher ließ nicht lange auf sich warten. Man beanspruchte den „Herrenweiher“ für den Ort und berief sich dabei auf die Entscheidung der französischen Zentralverwaltung vom 19. August 1799. Demnach war der Weiher dem Dorf zur Anlage einer Zweigleitung zugesprochen worden.104

 

Die Königliche Regierung in Koblenz verfügte am 1. Juli 1819 die Bildung einer Kommission zur Untersuchung der schwierigen Verhältnisse. Diesem Gremium gehörten an: Regierungsassessor Heil, Oberbürgermeister Abundius Maehler, Bürgermeister Freiherr von Eltz-Rübenach und Ortsvorsteher Nicolaus Ollig für die Gemeinde Metternich. Als Sachverständige standen der Hauptmann Jacob von Kirn, der Bauinspektor Johann Claudius von Lassaulx und Brunnenmeister Johann Hermann Kuhl bereit. Die Sitzungen fanden am 9. und 10. Juli 1819 statt. Während dieser Zusammenkünfte berichtete der Landwirt Anton Rath, Inhaber des ehemals der Zisterzienserabtei Marienstatt gehörenden Hofes, über die Anlage der Zweigleitung vom „Herrenweiher“ zu seinem Eigentum. Der Amtsbürgermeister Freiherr von Eltz-Rübenach verwies auf die besondere Bedeutung des „Pfingstborns“ und des „Herrenweihers“ für das Dorf. Die Metternicher wollten die „Herrenweiher-Quelle“ auf keinen Fall aufgeben, weil diese nach ihrer Ansicht nicht nur für eine hinreichende Wasserversorgung unerlässlich war, sondern auch im Brandfall dringend gebraucht wurde. Diese Darstellung stimmte nur bedingt, war doch die „Herrenweiher-Quelle“ die kleinste der drei bereits erschlossenen Metternicher Quellen.105

 

Auch insgesamt gesehen stand es um die Wasserversorgung im Dorf Metternich gar nicht so schlecht: Der Ort wurde über fünf Quellwasserbrunnen, einen Weiher und den Brunnen im Hofe des Bauern Rath mit frischem Wasser versorgt. Für einen Kompromiss schien keine Chance zu bestehen, denn auch Abundius Maehler rückte nicht von seinem Standpunkt ab. Die Stadt erhob also weiterhin einen Alleinanspruch auf die Wasserleitung sowie die Quellen „Geisenborn“ und „Herrenweiher“. Der Koblenzer Oberbürgermeister erinnerte an die Beschwerden der Anwohner über das Nachlassen des Clemensbrunnens und den erhöhten Wasserbedarf militärischer Einrichtungen in der Stadt. Darüber hinaus wies Maehler darauf hin, dass alle Bemühungen um den Bau eines Brunnens auf dem Florinsmarkt wegen der Grundwasserverhältnisse in diesem Bereich der Altstadt gescheitert waren.106 Den Metternichern war natürlich bestens bekannt, dass man im Ort auch ohne das Wasser des „Herrenweihers“ hätte auskommen können. Der Freiherr von Eltz-Rübenach erklärte sich schließlich bereit, gegen eine angemessene Entschädigung auf den Alleinanspruch zu verzichten.107

 

Mit den Verhandlungen im Sommer 1819 war es nicht getan. Die Auseinandersetzungen dauerten noch Jahre. Noch 1825 und 1826 befassten sich weitere Kommissionen mit der Angelegenheit. Bei den Sitzungen standen ebenfalls die Aufteilung der Kosten für die Unterhaltung der Wasserleitung auf der Tagesordnung, denn nicht nur die Gemeinde, sondern auch der Militärfiskus profitierte von der Anlage. Es ist nur allzu verständlich, dass die Stadt auf einer angemessenen Beteiligung des Staates bei der Aufbringung der erforderlichen Mittel beharrte.

 

Eine verbindliche Regelung für alle beteiligten Parteien kam erst durch den Vertrag vom 28. November 1826 und das Zusatzabkommen vom 27. September 1828 zustande. Die Vereinbarungen regelten die Instandsetzungs- und Benutzungsmodalitäten. In ihrer Übereinkunft mit der Stadt verzichtete die Gemeinde Metternich auf ihre Ansprüche am „Herrenweiher“. Einer Vereinigung der Quelle mit dem „Geisborn“ stand jetzt nichts mehr im Wege. Im Gegenzug verpflichteten sich Militärfiskus und Stadt, eine Abfindung in Höhe von 900 Talern für die Anlage eines neuen Brandweihers und die Erschließung des „Pfingstborns“ zu zahlen. Die Gemeinde musste allein 75 Prozent dieser Entschädigungssumme tragen, da das Militär sich verpflichtet hatte, nur ein Viertel der gesamten Wassermenge für sich zu beanspruchen. Gleiche Verhältnisse galten für die Aufteilung der Unterhaltungskosten für die Wasserleitung.108

 

Eine Ausnahme bildeten die Zweigleitung ins Schloss, die Brunnenstube in der Nagelsgasse zur Versorgung des Generalkommandos im von der Leyenschen Hof, die Abläufe des Clemens- und Kastorbrunnens in den Festungsbauhof und in den Garten des ehemaligen Deutschordenshauses109 sowie die Nebenleitung in die Zisterne auf der Moselflesche. Hinzu kamen die Zweigleitungen vom Clemensbrunnen in die Militärbäckerei, Proviantamts- und Ingenieurgebäude. Für diese Anlagen übernahm das Militär sämtliche Kosten. Für die Unterhaltung der Brunnen und ihrer Zuleitungen auf dem Plan, in der Neustadt und auf dem Kastorhof war die Kommune allein verantwortlich.110

 

Die frühe Diskussion um die Neuordnung der Wasserversorgung fällt in eine Zeit, in der auch andernorts die frühen Quellwasserleitungen nicht den „modernen“ Bedürfnissen in den nun stärker wachsenden deutschen Städten genügten. So machten sich um 1825 auch in Frankfurt Mängel an der frühen Quellwasserleitung bemerkbar, die damals bereits seit rund 200 Jahren bestand. Der in städtischen Diensten stehende Chaussee-, Weg- und Brückenbauinspektor Philipp Jakob Hoffmann wurde beauftragt, ein Gutachten anzufertigen, das den Bau einer neuen, ergiebigeren Quellwasserleitung vorbereiten sollte. Der angeforderte Bericht lag 1827 vor. Ein Jahr später begann der Bau der Leitung aus dem Knoblauchsfeld. 1834 war das Projekt abgeschlossen.111 Dagegen musste man sich in Koblenz weiterhin mit Provisorien begnügen, weil die Topografie der Umgebung die Suche nach einer geeigneten ergiebigen Quelle unmöglich machte. Man bedenke: Zu dieser Zeit war es technisch noch nicht möglich, einwandfrei funktionierende Grundwasserwerke zu bauen. Sogar im fortschrittlichen England entnahm man das Trinkwasser noch direkt aus den Flüssen – mit dramatischen Folgen. 1831 starben allein in London 50.000 Menschen an der Cholera.112

 

Aber nicht nur in den großen deutschen Städten wie Frankfurt zeigte sich, dass die bekannten Quellwasservorkommen mir fortschreitender Urbanisierung nicht mehr ausreichten. Die Verhältnisse in Metternich, das lange Jahre keine Wasserprobleme gekannt hatte, beweisen, wie der allzu sorglose Umgang mit den vorhandenen Resourcen zu neuen Schwierigkeiten führen konnte. Kaum waren die Auseinandersetzungen zwischen Gemeinde, Stadt und Militärfiskus beigelegt, nahmen im Dorf die Klagen über den Wassermangel zu. 1837 genehmigte der Metternicher Gemeinderat schließlich Mittel, damit weitere Quellen aufgespürt werden konnten. Die Suche nach neuen Wasservorkommen blieb lange erfolglos. Auch in den folgenden Jahrzehnten sollte Wassermangel zu einem der großen Probleme Metternichs werden, das sich immer mehr zum Wohnvorort von Koblenz und zum Industriestandort mit bedeutenden Betrieben entwickeln sollte. Mit dem Wachstum der Gemeinde und einem veränderten Hygienebewusstsein ging ein erheblich steigender Wasserbedarf einher. Gleichzeitig ging aber die Ergiebigkeit der örtlichen Quellen zurück. Trotzdem verhielt man sich so, als ob der einstige Wasserreichtum weiter bestehen würde. Man dachte nicht daran, Sammelbecken oder Reservoire für das Quellwasser anzulegen. Das ungenutzte Wasser aus den Brunnenstöcken floss einfach in den Chausseegraben (später Trierer Straße) ab. Immerhin gab es einen Abnehmer für das überschüssige Wasser. Es war die Eisenbahnbauverwaltung, die am Ort eine eigene Ziegelei unterhielt.113 Ein Schritt, das Versorgungsproblem in den Griff zu bekommen, waren Neubau und Erweiterung des Wasserleitungsnetzes, die schließlich 1861 begannen. Damals wurden auch die alten Bleiröhren durch gusseiserne Leitungen ersetzt. Das Material lieferte die Kölner Maschinen-Bau-Actien-Gesellschaft.114

 

Ebenfalls ins Jahr 1861 fiel der erneute Versuch der Gemeinde Metternich, weitere Quellen aufzuspüren. Man bat den Landrat, den Franzosen Abbé Richard anzufordern. Der bekannte Wünschelrutengänger war auf Bitten des Landratsamtes nach Koblenz gekommen, um in der Region tätig zu werden. Richard wurde in Metternich fündig. Er entdeckte eine neue Quelle im Bereich der Gemarkung Herderswiese, die in das Netz eingebunden wurde und Weihnachten 1861 in Betrieb ging. Die Gemeinde hatte Zeit gewonnen. Und so beschloss der örtliche Rat erst im Mai 1866, drei der vier öffentlichen Laufbrunnen mit Zisternen auszustatten, um das überschüssige Wasser auffangen zu können.115

4. Ziehbrunnen und Wasserwerk

 

D

ie Trinkwasserversorgung durch Ziehbrunnen brachte viele Unannehmlichkeiten mit sich. Die Beseitigung von Eis im Brunnenschacht in der kalten Jahreszeit war noch das geringste Übel. Immer wieder rissen Zugseile und Ketten, die Achsen der Brunnenrollen brachen: Schäden, die eine besondere Gefahr für Kinder darstellten. Immerhin wog eine Messingrolle 20 Pfund, das Gewicht der Eimer war ebenfalls nicht zu unterschätzen, Belastungen, die ein Kind ohne Weiteres in die Tiefe ziehen konnten! Der Ausspruch „das Kind ist in den Brunnen gefallen“ und Nürnberger Quellen über beim Wasserschöpfen tödlich verunglückte Personen sind ein Beweis dafür, dass diese Ausführungen keine Theorie sind.116

 

Vor diesen Hintergründen wird es klar, warum man sich schon lange vor dem Einsetzen der Hygienediskussion im 19. Jahrhundert um die Verbesserung der Zustände und die Ergänzung der Brunnen durch Wasserleitungssysteme bemühte. In Koblenz trug die noch aus kurfürstlicher Zeit stammende Metternicher Wasserleitung mit ihren öffentlichen Entnahmestellen zur Verbesserung der Wasserversorgung bei. Darüber hinaus bestanden – zumindest ab 1848 – auf dem Plan und auf dem Clemensplatz zwei Zisternen zur Aufnahme von Regenwasser. Dies geht aus einem Schreiben des Brunnenmeisters Joseph Kuhl an Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Alexander Bachem hervor.117

 

Auch wenn im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts immer mehr Wasserwerke ans Netz gingen, wurde der Löwenanteil des Wasserbedarfs nach wie vor über die Grundwasserbrunnen gedeckt. In den 1890er-Jahren waren 60 Prozent der Bewohner immer noch nicht an die neuen Wasserversorgungssysteme angeschlossen.118 Diese Feststellung galt im Großen und Ganzen auch für Koblenz. In der Stadt lässt sich der Standort der öffentlichen Brunnen mithilfe einer ergänzten Reproduktion des Plans bestimmen, den der Notar und Geometer Johann Peter Dilbecker 1794/1795 anfertigte.119 Demnach befanden sich Brunnen vor den Häusern Altengraben 8120, Altenhof 7, Firmungstraße 17, Löhrstraße 3, unter der Mehlwaage im Haus Kornpfortstraße 19, in der Görgengasse, in St. Görgen, am südlichen Rand des heutigen Münzplatzes (ehemals Bachemer Pütz), in der Pfuhlgasse, am Plan sowie in der Weißer- und Wöllersgasse. Weitere Brunnen lagen im Maisengässchen, im Dreitaubengässchen,121 an der Ecke Nagelsgasse/Kastorhof, im Jesuitengässchen, in der Rheinstraße unterhalb der ehemaligen Karmeliterkirche und in der Clemensstraße.122

 

Benutzung und Unterhaltung der öffentlichen Brunnen waren ähnlich wie Genossenschaften organisiert. Die Bewohner einer Straße hatten sich zusammengeschlossen, um die Brunnen auf eigene Kosten zu unterhalten oder gegebenenfalls neu anzulegen. Gelegentlich erhielten sie städtische Zuschüsse. Alt- und Jungmeister leiteten diese Brunnennachbarschaften. Einnahmen und Ausgaben wurden in kleinen Büchern verzeichnet. Diese enthalten auch die Namen der Brunnenmeister und Angaben über die durchgeführten Reinigungsarbeiten. Derartige Aufzeichnungen sind zum Beispiel noch für die Görgengasse123 und das Maisengässchen124 erhalten. Das bis in das Mittelalter zurückreichende System der Brunnennachbarschaften blieb noch lange bestehen, auch wenn nach 1820 die Umstellung der Ziehbrunnen auf den Betrieb mit Handpumpen erfolgte. Weil die Modernisierungen erhebliche Kosten verursachten, gewährte die Stadt Zuschüsse.125 Umwandlungen der bestehenden Einrichtungen vollzogen sich 1825 in der Nagelsgasse, 1832 auf dem Fruchtmarkt (Florinsmarkt), 1833 im Altengraben, 1834 in der Clemensstraße und auf dem Gemüsemarkt (ein Teil des heutigen Münzplatzes) sowie 1836 auf dem Altenhof und in der Görgengasse. 1837 folgten die Mehl- und Wöllersgasse, 1839 die Kornpforte, 1851 das Dreitaubengässchen (eine Seitengasse der Kastorstraße). Die Umstellung verlief allerdings nicht immer reibungslos. 1835 verklagte die Brunnennachbarschaft der Löhrstraße die Stadt wegen der Verlegung „ihres“ Brunnens.126 Noch vor der Mitte des 19. Jahrhunderts löste sich das jahrhundertealte System der Brunnennachbarschaften allmählich auf. Immer mehr Hausbewohner weigerten sich, ihren Beitrag zu leisten. Aus diesem Grund beschlossen die Stadtverordneten am 21. Dezember 1853, die Unterhaltung der Brunnen zu übernehmen und einen entsprechenden Vertrag mit einem Privatunternehmer abzuschließen.127 Diese Vereinbarung kam Anfang 1854 zustande. Partner der Gemeinde wurden die Gebrüder Zilken und der Pumpenmacher Mannebach.128 Schon 1852 waren – mit Ausnahme des Maisengässchens – alle Brunnen auf Pumpbetrieb umgestellt worden.129

 

 

4.1 Die Pumpstation Oberwerth

 

Der steigende Wasserverbrauch führte vor dem Hintergrund des neuen Hygienebewusstseins dazu, dass auch in Koblenz der Ruf nach einer modernen Wasserversorgung immer lauter wurde. Doch noch gab es zu den Brunnen mit Handpumpenbetrieb keine Alternative. Es gab weit und breit keine ergiebigen Quellen, die die aufstrebende Provinzhauptstadt hätte ausreichend versorgen können. Deswegen fanden die im „Deutschen Verein für öffentliche Gesundheitspflege“ (DVföG) vor allem auf den Jahrestagungen von 1876 und 1877 geführten Debatten über das optimale Trinkwasser in Koblenz keine große Resonanz. In diesen Versammlungen hatte man eindeutig dem Quellwasser den Vorzug vor dem Uferfiltrat gegeben. Der Begriff „Quellwasser“ war für die Mitglieder der DVföG ein Sammelbegriff für genau das Trinkwasser, das aus tiefen Gesteinsschichten gewonnen wurde.130

 

In Koblenz war das Quellwasser aus Metternich sogar gehörig in Misskredit gekommen – nicht etwa, weil das Wasserdargebot erheblich gesunken war. Vielmehr wurden immer mehr Zweifel an der Qualität des Trinkwassers geäußert. Bereits 1859 hatte Dr. Friedrich Albert Erlenmeyer aus Bendorf eine Studie über die Verbreitung der Idiotie in der Region vorgestellt, die er im Wesentlichen auf die Eigenschaften des Trinkwassers zurückführte.131 Der Mediziner meinte damit den endemischen und epidemischen Kretinismus nach Kropfbildung. Erlenmeyer stellte fest, dass der Kreis Koblenz neben einem Gebiet rund um den Laacher See die höchste Rate dieser Krankheiten in der Rheinprovinz aufwies. In Zahlen hieß das: Auf dem Niederwerth kamen 70 „Idioten“ auf 1000 Einwohner, in Metternich 69. Laut Erlenmeyer könne das Trinkwasser bei der Kropfbildung eine Rolle spielen.132 Dieser Zusammenhang ist auch aus heutiger Sicht nicht abwegig. Bekanntlich gilt der Jodmangel im Trinkwasser und in Nahrungsmitteln im Binnenland auch heute noch als Hauptursache für Schilddrüsenerkrankungen. Da man in Koblenz reichlich Erfahrungen mit fehlgeschlagenen Schürfungen und Bohrungen hatte, wandte man sich an einen Experten, der in ganz Europa Erfahrungen gesammelt hatte – Ernst Grahn (1836–1906). Der Ingenieur war 20 Jahre lang Direktor der Krupp’schen Wasserwerke gewesen, die er weitgehend selbst aufgebaut und organisiert hatte. Sein Engagement bewirkte den Zusammenschluss des Gas- und Wasserfachs im Deutschen Verein von Gas- und Wasserfachmännern (DVGW) 1870 und die Gründung der gemeinsamen Fachzeitschrift GWF. Im Laufe seines Berufslebens war der Ingenieur für mehr als 70 Städte im In- und Ausland, darunter zum Beispiel Wien, Budapest und Triest, als Berater tätig. In seinem zweibändigen Werk „Die Wasserversorgung im Deutschen Reich und einigen Nachbarländern“ sollte er später auf 1400 Seiten Angaben über Entstehung, Entwicklung und Art der Wasserversorgungsanlagen zusammenstellen.133

 

Bei der DVföG war Ernst Grahn kein Unbekannter: Er war der prominenteste Sprecher derjenigen, die bei der Versammlung 1876 gegen die „Quellwasser-Resolution“ gestimmt hatten. Ernst Grahn stellte sich somit an die Seite der finanzschwachen Kommunen, deren geologische Verhältnisse zudem nicht geeignet waren, eine auf Quellwasser basierende Trinkwasserversorgung aufzubauen.134 Der Maschinenbauingenieur betonte sogar, dass der schädliche Einfluss des Wassers noch nie einwandfrei bewiesen werden konnte und erklärte 1877 in der „Deutschen Vierteljahresschrift für öffentliche Gesundheitspflege“ (DVÖG): „Fast alle über diesen Gegenstand aufgestellten Beobachtungen sind entweder unsicher oder zu neu und zu wenig umfassend, um daraus sichere Schlüsse ziehen zu können.“135 Ernst Grahns klares Votum für Grundwasserwerke kam nicht von ungefähr: Inzwischen war es Ingenieuren wie Adolf Thiem (1836–1908) gelungen, diesen neuen Typ auf konstruktiv sichere Grundlagen zu stellen.136

 

Ernst Grahn war der richtige Mann, um sich mit den besonderen topografischen Verhältnissen in Koblenz auseinanderzusetzen. Es sollte sich bald auszahlen, dass die Stadtväter Grahn engagiert hatten. Doch noch war es nicht so weit. Bevor man in Koblenz daran ging, für die Bevölkerung eine zentrale Wasserversorgung zu schaffen, kümmerte man sich erst einmal um die Rheinanlagen, die so etwas wie ein neues Markenzeichen der Residenzstadt geworden waren, das viele Touristen anzog. Nach einem Bericht des städtischen Brunnenmeisters H. J. Kuhl hatte man dort bereits im Frühjahr 1870 rund 100 Bewässerungsstellen und einige Brunnen fertiggestellt. Durch das Herausputzen ihrer Anlagen wollten sich die Verantwortlichen von ihrer besten Seite zeigen – immerhin stand der Besuch des preußischen Königs bevor.137

 

Anlass für wesentlich größer angelegte Planungen gaben schließlich die Streitigkeiten zwischen Kommune und dem Militärfiskus wegen der Nutzung der alten kurfürstlichen Metternicher Wasserleitung. Die Fortifikationsverwaltung wollte sich mit der im November 1826 vereinbarten Aufteilung des Quellwassers nicht mehr zufriedengeben und beanspruchte fortan die Hälfte der Wassermenge. 1877/78 begannen die Verhandlungen. Um künftige Auseinandersetzungen zu vermeiden, leiteten die Stadtväter gleichzeitig die Einrichtung einer zentralen kommunalen Trinkwasserversorgung in die Wege.

 

Schon 1876 hatte der Ingenieur Adolf Krackow, vormals Direktor des Koblenzer Gaswerkes, laut über den Bau eines Wasserwerkes nachgedacht. Die Verwaltung beauftragte schließlich die Rheinische Wasserwerksgesellschaft in Bonn, südlich der Horchheimer Brücke auf dem Oberwerth Probebohrungen vorzunehmen.138 Diese erfolgten im November 1879 und sollten verlässliche Daten liefern, die für den Bau eines modernen Grundwasserwerkes unerlässlich waren. Ein Versuchsbrunnen war so ergiebig, dass die Stadt den Bau einer Pumpstation ins Auge fasste.139 Schließlich wurde der Ingenieur H. Grunder mit einem „Vorproject zur Wasserversorgung“ beauftragt. Das 1882 erstellte Gutachten enthielt Untersuchungen zur geologischen Situation, eine Beurteilung der Trinkwasserqualität und natürlich auch Kostenvoranschläge.140

Bei den Planungen für das neue Wasserversorgungssystem wurden die in Koblenz zahlreich vorhandenen militärischen Bauten nicht berücksichtigt. Auch versuchte das Militär nicht, auf die Vorbereitungen der Kommune Einfluss zu nehmen. Der Grund hierfür dürfte in der Tatsache zu suchen sein, dass die meisten Soldaten nach wie vor in den zahlreichen Befestigungsanlagen untergebracht waren, die von Anfang an ihre eigenen Anlagen zur Trinkwassergewinnung hatten.

 

Die Festungswerke besaßen in der Regel Brunnen und Zisternen, in einigen Fällen auch eigene Wasserleitungen, wie die Beispiele Festung Ehrenbreitstein und Feste Franz im heutigen Stadtteil Lützel zeigen. Für Letztere musste das Militär 1881 auf eigene Kosten eine neue Leitung legen, weil das Brunnenwasser durch die unzureichende Abwasserentsorgung verseucht war. Die Situation sollte sich erst in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ändern, als die Versorgungsengpässe in den militärischen Anlagen immer größer wurden. Im Falle der Feste Alexander auf der Karthause brachten städtische und private Wasserwagen das Trinkwasser. Bis 1914 wurde die Festung an das kommunale Wasserversorgungsnetz angeschlossen.141 Als es um die Ausführung des neuen Trinkwasserversorgungssystems für Koblenz ging, trat Ingenieur Grunder übrigens nicht mehr in Erscheinung. Man wollte von Anfang an die Ausführungsplanung einem besonders erfahrenen Fachmann übertragen – ein weiteres Argument, das für Ernst Grahn sprach. Nach seinem Ausscheiden aus den Krupp-Werken ließ sich der frühere Direktor 1883 für sechs Jahre als beratender Ingenieur in der Koblenzer Mainzer Straße 28 nieder, wo er sich den Entwürfen für die Wasserversorgung in der Stadt an Rhein und Mosel widmete.142 Nur ein Jahr später legte er seinen „Erläuterungsbericht zum Projecte für das Wasserwerk“ vor.143 Zu dieser Zeit war in Trier bereits die erste Pumpstation in Betrieb genommen worden.

Auch Ernst Grahn bewertete das Rheinufer auf der Insel Oberwerth für den Bau einer Pumpstation als bestens geeignet. In seinem Bericht sprach er sich dafür aus, das Wasser „aus dem Kiesbette des Rheins“ über Brunnen zu entnehmen. Den neuesten technischen Standards entsprechend, entschied man sich wegen der bei einer Direktentnahme des Wassers zu erwartenden hygienischen Probleme und der jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen für die Uferfiltration und gegen eine direkte Entnahme des Wassers aus dem Rhein. Abgesehen von dieser natürlichen Filtration gab es noch keine Möglichkeiten der Wasseraufbereitung. Zur Zeit der Erbauung des Koblenzer Werks war die Qualität des Flusswassers am Mittelrhein noch nicht so schlecht, dass ernsthafte Gefahren für die Gesundheit zu erwarten waren. Außerdem waren die technischen Möglichkeiten der Trinkwasseraufbereitung damals noch begrenzt. Erst drei Jahre nach der Eröffnung des Wasserwerks in Koblenz begann die Firma Siemens und Halske mit dem ersten größeren Versuch zur Wasserdesinfektion unter Einsatz von Ozon. Eine entsprechende Anlage wurde 1898 schließlich zuerst im Seebad Blankenberge installiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgten Paderborn und Wiesbaden (1901/1902). Richtig durchsetzen sollte sich die Aufbereitung mithilfe von Ozon jedoch nicht. Einerseits waren wegen des Beigeschmacks die Vorbehalte gegen eine chemische Aufbereitung des Trinkwassers damals noch groß, andererseits scheute man die hohen Kosten. Schließlich setzte sich die billigere Chlorung des Wassers durch. Das Verfahren war in den USA entwickelt worden und kam 1911 zum ersten Mal in Mülheim an der Ruhr zum Einsatz. Bis 1940 sollten erst 30 Prozent der deutschen Wasserwerke mit Systemen zur Chlorung ausgestattet sein.144

 

In Koblenz vollendete man das Wasserwerk in den Jahren 1885 und 1886. Das erscheint relativ spät. Man sollte bei dieser Einschätzung allerdings nicht vergessen, dass zu dieser Zeit auch in größeren deutschen Städten das Wasserversorgungsproblem nur unwesentlich früher gelöst worden war. Ein prominentes Beispiel hierfür ist München. Zwar gab es dort bereits 1854 eine Teilversorgung von Stadtteilen mit Quellwasser, doch die Vollendung einer zentralen Versorgung aus dem Mangfalltal sollte sich bis 1884 hinziehen. In der bayerischen Hauptstadt hatte man nämlich ein ganz typisches Problem: Man musste das Quellwasser über kilometerlange Zuleitungen in die Stadt führen.145 Ludwigshafen, das Ende des 19. Jahrhunderts mit rund 40.000 Einwohnern nur geringfügig größer war als Koblenz, brauchte mit seinem Wasserversorgungssystem sogar noch länger als die preußische Provinzhauptstadt, was sicherlich auch daran lag, dass sich der Gemeinderat lange gegen die Angebote möglicher Privatinvestoren widersetzte. Erst im Oktober 1895 wurde ein Grundwasserwerk in Betrieb genommen, das mit einer Tagesabgabe von lediglich 2600 Kubikmetern nur halb so leistungsfähig war wie die Koblenzer Anlage. In der Folgezeit musste die Wasserversorgung der aufstrebenden Industriestadt laufend ausgebaut werden.146 Vergleicht man die Entwicklungen in Koblenz mit denen im Regierungsbezirk, stellt sich schnell heraus, dass die Stadt im Gemeindevergleich recht gut abschnitt. Legt man die Aufstellung von Ernst Grahn von 1898 zugrunde, auf der auch Tabelle 5 basiert147, fällt auf, dass sich im Bezirk das Grundwasser immer noch nicht durchgesetzt hatte. Die deutliche Mehrheit der Gemeinden setzte nach wie vor auf Quellwasserleitungen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten bekannt waren. Dies dürfte nicht nur an der örtlichen Versorgungssituation gelegen haben, sondern am „Imageproblem“, das Grundwasserwerke vor allem in ländlichen Regionen noch lange haben sollten – was später noch am Stolzenfelser Beispiel gezeigt wird.

 

Laut Abrechnung im Verwaltungsbericht 1888/89 betrugen die Gesamtkosten für das erste Koblenzer Wasserwerk und seine Anbindung 987.673 Mark.148 Das neue Wasserversorgungssystem wurde schließlich in der Festschrift zur 27. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure in Koblenz vorgestellt.149 Das neue Wasserwerk wurde als kommunaler Regiebetrieb eröffnet, wie es in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg die Regel war. Abgerechnet wurde über einen Sonderhaushaltsplan, der mit dem Kommunalhaushaltsplan synchronisiert war.150 Da es viele fachliche Parallelen zur Gasversorgung gab, lag es nahe, an die Spitze der Wasserwerksverwaltung den Direktor der kommunalen Gasversorgung zu stellen. Zudem war das neue System so überschaubar dimensioniert, dass sich die Einrichtung einer eigenen Gesellschaft noch erübrigte. Eine private Alternative stand erst gar nicht zur Debatte. Wie in vielen anderen Städten auch, hatte man mit der Privatisierung nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht.

 

Gerade im Bereich der Gasversorgung hatten sich auswärtige Unternehmen als wenig geeignet erwiesen, dem steigenden Energiebedarf gerecht zu werden und gleichzeitig eine attraktive Preisgestaltung zu bieten. Hintergrund: Kostenintensive Investitionen sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Schließlich hatte man sich auch in Koblenz dazu entschieden, die Gasversorgung in die eigene Hand zu nehmen. Auch in anderen rheinischen Gemeinden wurde dieses Verfahren seit den 1860er-Jahren zur Norm, wobei Essen, Elberfeld und Düsseldorf den Anfang machten. Köln folgte 1873, Barmen 1876.151

Die Motive, das neue kommunale Wasserwerk dem städtischen Gaswerk anzugliedern, dürften auch einen sozialen Hintergrund gehabt haben – auch wenn in Koblenz nicht so offen wie in anderen Städten darüber gesprochen wurde. Anders der Düsseldorfer Oberbürgermeister Ludwig Hammers (1822–1902) der bereits 1866 forderte, „schon der ärmeren Klassen wegen die Herbeischaffung eines so unentbehrlichen Bedürfnisses nicht an Private überlassen, sondern seitens der Gemeinde dafür gesorgt werden solle.“152 In Koblenz erfüllte man genau diese Forderung. E. Bentzen, der 1884 Paul Friedrich Thieme153 als Direktor des städtischen Gaswerks abgelöst hatte, leitete auch das neue Koblenzer Wasserwerk, das mit der besonderen topografischen Lage der Stadt und den daraus resultierenden Höhenunterschieden fertig werden musste. Zu diesem Zweck war für den weiteren Weg des Wassers eine Hochdruckleitung zu einem am Fuße der Karthause gelegenen Hochreservoir erbaut worden, um das kostbare Nass von dort in ein ringförmiges, die ganze Stadt erschließendes Versorgungssystem einzuleiten.154 Welche bescheidene Kapazität das frühe Wasserversorgungssystem aus heutiger Sicht hatte, wird an folgenden Angaben Bentzens deutlich: Das Werk konnte täglich eine Wassermenge von maximal 6000 Kubikmetern fördern. Der Karthäuser Hochbehälter – nicht zu verwechseln mit dem erst in jüngerer Zeit abgebrochenen Eisenbahn-Wasserturm am Fuße der Feste Konstantin – fasste sogar nur 2400 Kubikmeter. Die Verteilungsleitung im Stadtgebiet hatte zunächst eine Länge von insgesamt 27 Kilometern und war mit 220 Feuerlöschhydranten versehen. In den folgenden Jahren wurden die neuen Stadtteile schrittweise an das neue Versorgungssystem angeschlossen. Sogar das Restaurationsgebäude auf dem Rittersturz im Stadtwald erhielt einen eigenen Anschluss. Bis 1925 sollte das Leitungsnetz auf 92 Kilometer gewachsen sein. Auch die neuen Stadtteile waren längst in das Netz eingebunden. So sorgte eine Druckerhöhungsstation dafür, dass auch in Lützel der Wasserdruck stimmte. Ohne eine solche Anlage wäre es nicht möglich gewesen, den für eine reibungslose Wasserversorgung der Stadtteile erforderlichen Druck zu gewährleisten.  Um auf Katastrophenfälle besser vorbereitet zu sein, wurden in das Versorgungssystem auch 631 Feuerlöschhydranten und 603 Absperrschieber integriert.155

 

Die eigentliche Versorgung im ersten Koblenzer Wasserwerk erfolgte zunächst über den ehemaligen Versuchsbrunnen, der 14 Meter tief war und einen Durchmesser von drei Metern hatte, sowie einen weiteren Brunnen von ähnlichen Dimensionen. Die Pumpstation war mit drei durch Gasmotoren angetriebenen Kolbenpumpen ausgestattet. Die Leistung der aus der Gasmotorenfabrik Deutz stammenden Maschinen lag bei jeweils rund 30 Kilowatt (40 PS). Das zum Betrieb erforderliche Gas lieferte das damals noch bestehende kleine Gaswerk in der Laubach.156 Die neue Pumpstation muss mit größter Präzision errichtet worden sein. Bei der 45. Jahresversammlung des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachleuten in Koblenz (1905) schwärmte Direktor Bentzen: „Ich habe das Wasserwerk jetzt ca. 20 Jahre in Betrieb und bin einer Lage zu sagen, daß so ein meisterhaftes Wasserwerk hier angelegt ist, wie ich ein besseres nie gesehen habe. Ein Beweis hierfür dürfte auch sein, dass ich in den 20 Jahren nicht ein einziges Mal gezwungen war, mich an die Fabriken zu wenden. Die Reparaturen, die selbstverständlich mit der Zeit nötig waren und ja immer vorkommen, haben wir mit unseren eigenen Leuten vorgenommen. Das ist meiner Auffassung nach zugleich ein Beweis für die Güte der Lieferungen.157

 

 

4.2 Die weitere Entwicklung

 

Der hohe Qualitätsstandard, den Ernst Grahn von Anfang gefordert und verwirklicht hatte, änderte jedoch nichts daran, dass wegen der Eingemeindung ehemals selbstständiger Gemeinden nach Koblenz Erweiterungen fällig wurden. 1903 begann die Stadt – ohne zunächst eine baupolizeiliche Genehmigung zu besitzen!158 – mit der Erweiterung der Grahn’schen Anlage durch die Kesselbrunnen IIl und IV sowie durch ein zusätzliches Pumpwerk mit einer Stundenleistung von 450 Kubikmetern. Der Generatorraum mit Turmausbau nahm am 11. November 1904 den Betrieb auf.159 Seine drei Deutz-Motoren mit einer Leistung von jeweils 37,5 Kilowatt (50 PS) waren für den Betrieb mit Leucht- und Sauggas ausgelegt. Viel Freude hatte man mit dem neuen Werk jedoch nicht. Der Stadtbaurat und Wasserwerksdirektor Hermann Ludwig Einsmann (1880–1955) schrieb 1925: „Leider wurden bei dieser Erweiterung die Fortschritte der Wissenschaft und die Erfahrungen, die die Zwischenzeit gebracht hatte, nicht berücksichtigt, sodaß das neu begonnene Werk nicht gleich dem ersten ein Meisterstück genannt werden kann.“160

 

Gründe für dieses harte Urteil nannte Hermann Ludwig Einsmann nicht. Fest steht, dass das Pumpwerk II nicht ausreichte, um den Wasserbedarf in der wachsenden Stadt zu decken. Schließlich musste man drei Filterbrunnen und die mit zwei Dieselmotoren ausgestattete Pumpstation III hinzufügen. Die Leistung der Maschinen lag bei jeweils 105 Kilowatt (140 PS).161 Im Februar 1916 war die Erweiterung abgeschlossen. Sie kam rechtzeitig, um die Wasserversorgung für die Koblenzer Krankenhäuser und Lazarette zu sichern.162

 

Bedingt durch die wirtschaftlichen und materiellen Auswirkungen des Ersten Weltkrieges wurde die Pflege des Wasserwerkes stark vernachlässigt, sodass ein Rückgang der Kapazitäten nicht lange auf sich warten ließ. Diese Vernachlässigung lag vielleicht nicht nur an den damaligen Verhältnissen im Rheinland, sondern vielleicht an der Tatsache, dass nach dem Ausscheiden des Direktors Karch, der Nachfolger von Bentzen war, das Wasserwerk einige Zeit ohne Führung auskommen musste. Die undankbare Aufgabe, Gas- und Wasserwerk kommissarisch zu verwalten, fiel dann dem Oberingenieur Johannes Wienke zu, der im April 1918 in städtische Dienste eingetreten war.163 Im Sommer 1919 war die Führungsmannschaft des städtischen Gas- und Wasserwerkes wieder komplett. Zu dieser Zeit trat Hermann Ludwig Einsmann seinen Dienst an. Der ehemalige Oberingenieur der „Gas- und Wasserwerke Halle an der Saale“ hatte an der Technischen Hochschule Karlsruhe studiert und sich als Konstrukteur bei der Werkserweiterung in Halle einen Namen gemacht. Er blieb bis zum März 1945 im Dienst.164

 

Die amerikanische Besatzung165 drängte 1919 auf die Errichtung einer vierten Pumpstation mit einer Leistung von 250 Kubikmetern in der Stunde. Allerdings liefen die Dieselmotoren sehr unbeständig, sodass man bereits in den Jahren 1920 und 1921 umfassende Umbauten an den bestehenden Stationen vornahm. Trotz aller Maßnahmen gab es nur wenig Spielraum. Im Sommer steigerte sich der Tagesverbrauch in Koblenz auf rund 20.000 Kubikmeter – das Wasserwerk hatte die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erreicht.166 Die Wasserqualität scheint zu diesem Zeitpunkt allerdings noch weitgehend in Ordnung gewesen zu sein. Noch 1925 schrieb Hermann Ludwig Einsmann: „Ungeachtet der technischen Mängel des alten Werkes liefert das Coblenzer Wasserwerk ein hygienisch vollkommen einwandfreies Trinkwasser, das überdies der Kontrolle des Medizinal-Untersuchungsamtes untersteht. Selbst bei Hochwasser ist das Trinkwasser frei von schädlichen Keimen. Die von der Natur so sehr bevorzugte Stadt Coblenz kann somit durstigen Seelen nicht nur eine vorzügliche Flasche Rhein- oder Moselwein vorsetzen, sondern auch einen guten Tropfen Wasser.“167 Ungeachtet dessen zog man zu diesem Zeitpunkt neue Erweiterungsmaßnahmen im Bereich Oberwerth Süd in Betracht. Um diesen Bereich für den Ausbau der Trinkwassergewinnung zu sichern, verbot nun die Verwaltung die Errichtung neuer Gebäude und erließ eine „Polizeiverordnung zur Sicherung des Wasserwerks auf dem Oberwerth“. lm Wasserschutzgebiet waren fortan „die Ablagerung von Abfallstoffen aller Art, von Müll, Kehricht, Mist und sonstigem Unrat, das Düngen mit derartigen Stoffen, die Vornahme menschlicher Entleerungen jeder Art, jede Verunreinigung durch menschliche oder tierische Exkremente, das Halten und Weiden von Vieh, das Reiten, das Befahren mit Tierfuhrwerk und das Umherlaufen mit Tieren aller Art“ strengstens verboten.168 Trotz der Vorbereitung wurde schon allein aus finanziellen Gründen aus der Erweiterung nicht. Allerdings beschritt man Ende der 1920er-Jahre auf dem Gebiet der Wasseraufbereitung neue Wege. Überprüfungen hatten – anders als noch in den optimistischen Ausführungen von Ludwig Einsmann zu lesen – ergeben, dass die Uferfiltration nicht immer eine ausreichende bakterielle Reinigung des Wassers gewährleistete. Aus diesem Grunde waren die Ingenieure bereits frühzeitig dazu übergegangen, das geförderte Wasser mit Chlorgas zu behandeln, um für die Bevölkerung kein Gesundheitsrisiko entstehen zu lassen.169

 

Dass man fortan noch genauer auf die hygienischen Verhältnisse in den Wasserwerken achtete, hatte gute Gründe; erst 1926 war in Hannover eine Typhusepidemie ausgebrochen. Die Verwaltung sah sich nun gezwungen, auch die Trinkwasserversorgung in Preußen einer verschärften Überwachung zu unterziehen. Der zuständige Kreisarzt hatte Ende 1926 auch im Bereich des Wasserwerkes auf dem Oberwerth gravierende Mängel festgestellt. Bedenklich waren vor allem die in nächster Nähe der Pumpbrunnen bestehenden großen Spiel- und Sportplätze, auf denen sich regelmäßig größere Ansammlungen von Zuschauern einfanden.170 Im Zuge der bereits oben genannten Polizeiverordnung wurde dieser Missstand jedoch durch Einzäunungen und durch die Ausweisung eines Wasserschutzgebietes behoben. Auch von den in den Rhein eingeleiteten Abwässern war zum damaligen Zeitpunkt keine Gefahr für das Koblenzer Trinkwasser zu erwarten. Im August 1925 hatte die „Preußische Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthygiene“ in Berlin festgestellt: „Die Abwässer von Coblenz werden durch das Wasser der Mosel verdeckt, so dass sich die Abwässer nicht bemerkbar machen. Auch unterhalb der Stadt Bonn war ein nennenswerter Einfluss der Abwässer auf den Rhein bei den bisherigen Untersuchungen in chemischer Beziehung nicht festzustellen.“ Die Gutachter fügten jedoch warnend hinzu: „Trotzdem ist es als wahrscheinlich anzunehmen, dass durch die oberhalb zugeführten Abwässer der beiden genannten Städte wie auch im allgemeinen die der vielen kleineren Verschmutzungsquellen für die flussabwärts allmählich zunehmenden Verunreinigungen des Rheins vorbereitet werden.“171

 

Trotz aller Untersuchungen und Schutzmaßnahmen war die Hauptgefahr für das Wasserwerk nicht beseitigt: verunreinigtes Hochwasser, das bei extrem hohen Pegelständen des Rheins in Brunnen und Maschinenräume einzudringen drohte. So wurde während der Hochwasserkatastrophe vom Januar 1920 die Bevölkerung dazu aufgefordert, Leitungswasser vor dem Gebrauch abzukochen.172 Am 19. Januar meldete die „Coblenzer Volkszeitung“: „Der hohe Wasserstand am Wasserwerk hat zur Folge gehabt, dass geringe Mengen der dort verwendeten Teeröle, die in den Brunnen eingedrungen waren, sich dem Wasser mitgeteilt haben. Dadurch hat das Wasser einen Geruch und Geschmack angenommen. Das Wasser, das zur Zeit ohnehin bekanntlich abgekocht werden muß, ist nicht gesundheitsschädlich, wenn auch Geruch und Geschmack durch das Abkochen nicht verschwinden. Mit dem bisher üblichen Chloren steht der Mangel nicht in Verbindung.“173 Während der Hochwasserkatastrophe wurde die Bevölkerung über Trinkwassertanks versorgt, die auf Lastwagen montiert worden waren. Für die Menschen in der Altstadt stand immer noch das Wasser aus der alten kurfürstlichen Wasserleitung bereit.174

 

Ein Ausbau des Wasserwerks und die Schaffung moderner Klärvorrichtungen waren in Koblenz angesichts der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit nur schwer möglich. Zuschüsse des Reichs waren nicht zu erwarten, da die öffentlichen Mittel zu dieser Zeit in den Aufbau zentraler Wasserversorgungssysteme in die ländlichen Regionen flossen. Anders sah es im Bereich der Verwaltung aus. Hatte die Stadt bereits Anfang 1887 mit der Aufstellung einer für Gas- und Wasserwerk gemeinsamen Geschäftsordnung die Grundlage für die Kontrolle von Technik und Verwaltung durch die Gemeinde geschaffen,175 rückte man 1930 endgültig von diesem Modell ab. War bereits 1928 mit der Gründung der „Gasfernversorgung Mittelrhein“ – heute Energieversorgung Mittelrhein (EVM) – die Gasversorgung einer privatrechtlich organisierten Gesellschaft übertragen worden, folgte nun das Wasserwerk. Am 29. Oktober 1930 machte die Stadt das Unternehmen zur Betriebsführerin für die Wasserversorgung und schloss mit ihm einen Vertrag, der folgende Bestimmungen enthielt:

 

* Die Gasfernversorgung Mittelrhein war als Betriebs- und Geschäftsführerin für alle Einrichtungen der ehemals kommunal verwalteten Wasserversorgung zuständig.

* Die Wasserversorgungsanlagen mit den dazugehörigen Grundstücken, dem gesamten Leitungsnetz und allem sonstigen Zubehör blieben Eigentum der Stadt.

* Die Betriebsführerin sollte alle künftigen Erweiterungen durchführen. Auch bei diesen Neuanlagen sollte die Stadt Eigentümerin bleiben. Alle Investitionen mussten aus der Wasserwerkskasse finanziert werden. Erst wenn diese Mittel nicht ausreichten, war die Stadt verpflichtet, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.

* Die Betriebsführerin übernahm die Verpflichtung, die Anlagen gegen Erstattung der Kosten pfleglich zu behandeln und betriebsfähig zu erhalten.

* Die Gasfernversorgung Mittelrhein übernahm das ehemals in Diensten der Stadt stehende Wasserwerkspersonal.

* Die Beschlussfassung über die das Wasserwerk berührenden Dinge lag weiterhin bei den „verfassungsmäßigen Instanzen“ der Stadt.

* Sämtliche Erweiterungen und Neubauten bedurften der Genehmigung des Wasserwerksausschusses und der Stadtverordnetenversammlung in Koblenz, soweit es sich nicht um die Herstellung von Hausanschlüssen handelte.176

 

Die Entscheidung war nicht ungewöhnlich. Sie fiel in eine Zeit, in der man einige Organisationsmuster der frühen Leistungsverwaltung infrage stellte und damit begann, die kommunale Ver- und Entsorgung in Eigenbetrieben neu zu ordnen. Diese Reprivatisierungen erfolgten meistens in Form von Aktiengesellschaften (AG) oder Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH), wobei die Kommunen Mehrheitsgesellschafter blieben. Die erste Stadt, die nach diesem Muster verfuhr, war seit den frühen 20er-Jahren Königsberg. Treibende Kraft war Oberbürgermeister Hans Lohmeyer, der von 1919 bis 1933 an der Spitze der örtlichen Stadtverwaltung stand.177

 

Die Reprivatisierungen jener Zeit sind aber nur zum Teil darauf zurückzuführen, dass die einzelnen Bereiche der Leistungsverwaltung zunehmend kritischer betrachtet wurden. Es ging nämlich auch darum, der Notverordnungspolitik von Reichskanzler Heinrich Brüning zuvorzukommen, der 1931 die Kommunen schließlich völlig von den Kapitalmärkten abschnitt, indem er Sparkassen und Kreditinstituten untersagte, Städte und Gemeinden zu unterstützen. Diese reagierten mit der Gründung eigener, aber privatrechtlich organisierter Unternehmen, die voll handlungsfähig waren und somit in den Genuss der für Ausbau und Unterhalt der Netze erforderlichen Kredite zu kamen.178 Koblenz hatte zur Zeit der Übertragung der Betriebsführung der Wasserversorgung an die Gasfernversorgung Mittelrhein rund 59.000 Einwohner. Die Dimensionen des Systems waren damals noch relativ überschaubar. 1929 förderten die Pumpwerke auf dem Oberwerth zusammen eine Tagesmenge von maximal 18.000 Kubikmetern. Davon wurden rund 3000 bis 4000 Kubikmeter an den Zweckverband der Gemeinden Kesselheim und St. Sebastian abgegeben. Die gleiche Menge wurde in das bis 1937 selbstständige Pfaffendorf „exportiert“. Der durchschnittliche Wasserbrauch lag bei aus heutiger Sicht erstaunlich hohen 195 Litern pro Tag und Kopf. In Spitzenzeiten konnte der Durchschnitt sogar auf 300 Liter pro Kopf und Tag steigen. Das städtische Tiefbauamt begründete die Werte, die erheblich über den heutigen Pro-Kopf-Verbrauchswerten liegen, mit dem enormen Wasserbedarf der zahlreichen Weinkellereien in der Stadt. Außerdem hob die Abteilung Kanal hervor, dass die örtlichen Kasernen mit umfangreichen Badeeinrichtungen ausgerüstet seien. Dagegen spielten Industrie und Gewerbe beim Wasserverbrauch nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn es in der Stadt durchaus Maschinen- und Gerätefabriken gab. Dagegen zählte der städtische Schlachthof zu den Einrichtungen, die extrem viel Wasser benötigten.179

5. Ehrenbreitstein

 

E

hrenbreitstein ist wohl der Koblenzer Stadtteil, in dem die Geschichte einer funktionsfähigen zentralen Wasserversorgung am weitesten zurückreicht. Bereits in einer Kellereirechnung des Jahres 1629 ist von der Renovierung einer großen Zisterne und dem Bau einer neuen Leitung mit Tonröhren die Rede. Das benötigte Wasser lieferten in der Gemarkung des Dorfes Arenberg gelegene Quellen. Die Burg Ehrenbreitstein scheint bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts über ein Röhrensystem mit Wasser versorgt worden zu sein.180 Die erste Quellfassung für zivile Zwecke soll zwischen 1670 und 1680 erfolgt sein. Eine erste Leitung begann in den „Daubachs Wiesen“ im Bereich der heute noch so benannten Kniebreche (auf dem Weg in die heutigen Stadtteile Niederberg und Arenberg). Sie erhielt ihr Wasser aus zwei Quellkammern. Bereits in den frühen Aufzeichnungen wird eine zusätzliche Brunnenstube im Bereich der „Korn’s Quellen“ im Mühlental erwähnt.181

Aus der stadtteilgeschichtlichen Literatur ist nur wenig über die frühere Ehrenbreitsteiner Wasserversorgung zu erfahren. Von ihr ist meistens nur indirekt die Rede, vor allem dann, wenn es um die Bürgerhäuser im Stadtteil und ihre Bewohner geht. Ein Beispiel sind die beiden Barockhäuser Friedrich-Wilhelm-Straße 160/161, die von 1703 bis 1705 im Auftrage des Festungskommandanten Heinrich Klein erbaut wurden. Durch diese Häuser ging die Wasserleitung, die Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck vom Helfenstein durch die Kellereibotsgasse zum Kapuzinerkloster und den beiden Kameralhäusern in der Kirchstraße (heute Humboldtstraße) hatte legen lassen.182 Später baute der Brunnenmeister Maximilian Heinrich Ludwig Philippard eine Abzweigung von der Wasserleitung in ein 1725 in der Hofstraße errichtetes Haus – das spätere Geburtshaus des Romantikers Clemens Brentano.183 Direkt am Anfang der nassauischen Zeit (1802) begann auch die Fassung und Ableitung einer Arenberger Quelle in die Brunnenstube. Von dieser gingen mehrere Abzweigungen aus. Eine führte in das einst kurfürstliche Dikasterialgebäude und in die Pagerie, eine weitere in das Hofstallgebäude und in den Hofgarten. Auch der Junkerhof und andere Ehrenbreitsteiner Häuser profitierten von der Neuerung. Eine besondere Bedeutung kam dem sogenannten Trottschen Hause zu, denn hier befand sich ein „Wasserregulativ“. Dabei handelte es sich um ein großes Bassin im ersten Stock des Hauses, aus dem noch mehrere andere Bauten ihr Wasser erhielten – und das, obwohl das Gebäude einzustürzen drohte. Der schwere bleierne Wasserbehälter war in einem dem Haus angebautem Turm untergebracht. Über und unter diesem Reservoir befanden sich die Räumlichkeiten von Behörden.184

 

 

5.1 Die ersten Quellwasserleitungen

 

Obwohl Ehrenbreitstein mit Johann Jacob Kirn einen erfahrenen Experten für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Wasserversorgung hatte, waren die Verhältnisse im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts alles andere als ideal. Am 4. Juli 1835 schrieb der Bürgermeister von Ehrenbreitstein: „[...] Seit mehreren Jahren sind die hiesigen Wasserleitungen in einem solchen mangelhaften Zustand, dass ungeachtet der so reichhaltigen Quellen die öffentlichen Brunnen, besonders bei anhaltenden Regengüssen, längere Zeit nicht benutzt werden können. [...]“185 Schon einen Tag vorher hatte Kirn die Begründung dieses Missstandes geliefert. In seinem Brief an die Königliche Regierung hieß es: „[...] Bekanntlich werden die zwei oberen Quellen der dahiesigen Wasserleitungen, an dem alten Wege nach Arenberg in der sogenannten Kniebreche [...] gefaßt und durch Thönerne Röhren ohnweit der Brunnenstub der Korns-Mühle vorbei gefürt. Dieser Theil der Röhrleitung ist aber bekanntlich schon seit 20 bis 30 Jahren in sehr schlechtem Zustand [...] Diesem Umstande, der nun größer und bedenklicher ist, als wirklich dadurch die Einwohner der Straße genötigt sind, an zu wenig gebrauchte und aber mit schlechtem oder verdorbenem Wasser angefüllten Zug-Brunnen, ihre Zuflucht zu nehmen [...] ist aber nicht anderes abzuhelfen als mit der Aufgrabung der alten Wasserleitung durch die Daubachs-Wiese und Ergänzung der da befindlichen Brunnen-Röhr – oder besser [...] und gewisser anzurathen durch Legung einer neuen Eysen Röhrleitung. [...]“186

 

Eigentümer der Wasserleitung, die ihre Anfänge noch unter den Trierer Kurfürsten genommen hatte, wurde nach dem kurzen nassauischen Zwischenspiel Preußen als Rechtsnachfolger dieser beiden Staaten. Bis 1848 sah es so aus, dass die Stadt keine eigene Wasserleitung hatte. Gemeinde und Privatleute hatten ein gewisses Nutzungsrecht. Zu den Nutznießern gehörte auch die jüdische Gemeinde, die das für das Frauenbad in der Kellereibotsgasse benötigte Wasser aus der fiskalischen Leitung bezog.187 Der Staat gab das überschüssige Wasser zunächst nicht ab, sondern sammelte es im Mühlteich an der „Korn’s Mühle“. Dieser auf Dauer unhaltbare Zustand verbesserte sich mit einer Verfügung der Königlichen Regierung vom 21. Juni 1858. Fortan war es der Stadt Ehrenbreitstein (widerruflich) gestattet, das ablaufende Quellwasser aufzufangen und in einer besonderen Wasserleitung fortzuleiten.188

 

Nach dem Tode Kirns übernahm Johann Langenbach einen wichtigen Part beim Ausbau der Ehrenbreitsteiner Wasserversorgung. Wie aus einem Brief des Brunnenmeisters vom 21. September 1850 hervorgeht, wurden die Wasserleitungen aus den Quellen „Daubachs Wiesen“ und „Korn’s Quellen“ gespeist. Aus einer Beschreibung vom 11. August 1818 ist zu entnehmen, dass die Daubacher Leitung an einer Stelle begann, die Kniebreche genannt wurde und als Straßenname auch heute noch besteht. Diese Leitung wurde von insgesamt drei Quellen gespeist. Sie lieferte das Wasser in Brunnen und Häuserreservoire. Das Wasser lief entweder durch tönerne oder gusseiserne Röhren. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Leitung insgesamt 32 „Ausläufe“. Die Nutzungsrechte musste sich die Stadt Ehrenbreitstein allerdings mit dem Militärfiskus teilen. Erst 1910 trat der Staat seine Hälfte an den Daubachquellen an die Kommune ab.189

5.2 Trinkwasser für die Festung

 

Die Ver- und Entsorgung in den zahlreichen militärischen Gebäuden in Koblenz ist ein besonderes und vor allem umfangreiches Kapitel in der Stadtgeschichte. Da in dieser Studie die kommunalen Projekte im Vordergrund stehen, kann dieser große Bereich nur angeschnitten werden. Exemplarisch werden an dieser Stelle die wichtigsten Fakten der Trinkwasserversorgung der Festung Ehrenbreitstein vorgestellt.

 

Bereits im Jahr 1160 ließ der Trierer Erzbischof Hillin (1152–1169) auf dem Ehrenbreitstein eine Zisterne bauen. Es ist unbekannt, ob die Burg damals einen Brunnen besaß. Ungeklärt ist die Frage, wie die neue Zisterne gefüllt wurde. Auf jeden Fall wird die Wasserversorgung auf der Burg Ehrenbreitstein im 15. Jahrhundert als unzureichend bezeichnet. Diese Tatsache spricht für das Vorhandensein von lediglich einer Regenwasserzisterne. Und so ließ Erzbischof Johannes II. von Baden (1456–1503) von 1481 bis 1483 einen Brunnen bauen. In rund 57 Metern Tiefe entdeckte man schließlich tief im Fels eine ergiebige Quelle. Trotz dieser deutlichen Verbesserungen reichten die Kapazitäten schnell nicht mehr aus, weil die Burg Ehrenbreitstein zu Beginn des 16. Jahrhunderts erheblich ausgebaut wurde. Unter Erzbischof Richard von Greiffenclau (1511–1531) wandelte sich die Burg zur Festung. Dort wurden nun Soldaten stationiert, um die Geschütze zu bedienen. Angesichts des steigenden Bedarfs ging man dazu über, von außerhalb Wasser in die Festung zu leiten. Zu diesem Zweck fasste man eine Quelle, die wahrscheinlich in der Arenberger Gemarkung lag. Von 1528 an stellte Meister Wilhelm von der Tocken Gehölz und Eisenwerk für eine hölzerne, mit Eisen verstärkte Leitung her. Er errichtete auch das erforderliche Mauerwerk. Meister Velten Ulner aus Lützel lieferte schließlich die tönernen Brunnenröhren. Spätestens 1535 war das Werk vollendet. Damals wurde im Festungshof ein von der neuen Leitung gespeister Fließbrunnen errichtet.190

 

Im Dreißigjährigen Krieg musste die Wasserversorgung der Festung erneut verbessert werden. 1628 wurde nicht nur die große Zisterne saniert, sondern auch eine weitere Wasserleitung gelegt, die ihr Wasser wohl aus einer weiteren Quelle in der Nähe des heutigen Stadtteils Arenberg bezog. Weitere Baumaßnahmen folgten zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Im Sommer 1710 fasste der kurtrierische Hofbrunnenmeister Max Heinrich Phillippart eine 600 Meter nördlich der Festung gelegene Quelle. Doch auch diese Maßnahme reichte nicht aus, sodass der Baumeister schließlich die Leitung verlegte. Das Wasser wurde nun vom Eselsbach bei Arenberg herangeführt. Zu diesem Zweck plante Hofbaumeister Josef Honorius Ravensteyn einen Minengang, der dann in den Fels gesprengt wurde. Durch den neuen Gang wurden eiserne Röhren gelegt. Die Tatsache, dass Trinkwasser von außen herangeführt werden musste, offenbart eine Schwäche der Festung Ehrenbreitstein. Dies zeigte sich bei der Belagerung der kurtrierischen Anlage durch französische Truppen in den Jahren von 1794 bis 1799. Die Franzosen konnten damals problemlos die Wasserversorgung unterbrechen.191 Aus diesem Grund wurde während der Belagerung 1797 eine zweite Zisterne angelegt. Darüber hinaus waren 1795 und 1796 auf dem Festungsgelände in einem Minengang und in Neudorf nördlich der Festung zwei weitere Quellen entdeckt worden.192

 

Beim Neuaufbau der 1801 von den Franzosen gesprengten Festung wurde die Wasserversorgung von Anfang an besser geplant. Zwar musste man das Trinkwasser immer noch von den Quellen in der Nähe heranführen, doch wurden nun die Speicherkapazitäten erheblich vergrößert. Bereits 1816 machte man sich in den Ruinen der kurfürstlichen Festung auf die Suche nach den alten Brunnen und Zisternen, um diese in das Versorgungssystem der neuen Anlage zu integrieren. Im Gesamtplan zum Wiederaufbau auf dem Ehrenbreitstein von 1820 wurden schließlich auch die Eckpunkte der Wasserversorgung festgelegt.193 Sechs Jahre später war das neue Wasserversorgungssystem der Festung fertiggestellt, die ihrerseits für eine Kapazität von 1500 Soldaten und 80 Geschützen ausgelegt war.194 Eine der nun genutzten Quellen befand sich am westlichen Rand des Plateaus vor der Festung. Nördlich der kleinen Gemeinde Neudorf am östlichen  Rand des Festungsplateaus fasste man eine weitere Quelle. Südlich von Neudorf kamen dann noch der „Süße Born“ und dem „Kühle Born“ dazu. Es ist wahrscheinlich, dass man zu dieser Zeit auch die Quellen genutzt hatte, die während der langen Belagerung entdeckt worden waren.195

 

Vom westlichen Rand des Festungsplateaus im Bereich des Nöllenkopfs führte ein unterirdischer Gang in die Festung, die darüber hinaus über einen Kanal mit den Neudorfer Quellen verbunden war. Beide Anlagen vereinigten sich am Festungsglacis. Von dort aus führte eine Röhrenleitung zum Turm „Ungenannt“ im nördlichen Eingangsbereich der Festung, wo das Wasser in einer Zisterne im Graben des Turms gesammelt wurde. Dieser Graben war bereits 1819 in den Felsen gesprengt worden. Neben dieser Sammelstelle wurde später eine dampfbetriebene Druckpumpe installiert. Um die gesamte Anlage auch im Kriegsfall ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen, wurde 1838 darüber hinaus auf dem Niederehrenbreitstein ein Brunnen gebohrt. Zwei Jahre später war ein Druckwerk fertiggestellt, mit dessen Hilfe das Wasser in die höher gelegenen Bereiche der Festung gehoben werden konnte.196 Ähnlich wie in Koblenz bestanden auch in Ehrenbreitstein Nutzungsvereinbarungen über das aus den Quellen der Umgebung stammende Wasser zwischen Staat, Gemeinde und Militärfiskus. Über die Kostenbeteiligung gab es allerdings immer wieder Differenzen zwischen Gemeinde und Militär. Als zum  Beispiel bei der Überwölbung des Wambaches und der Verlegung einer Rohrleitung an einem Gebäude Schäden entstanden waren, verweigerte die Kommandantur von Koblenz und Ehrenbreitstein eine Beteiligung an der Begleichung der Schäden. Der Grund: Aus der Wambach-Leitung wurde nur ein militärisch genutztes Gebäude versorgt. Dagegen standen sieben zivile Gebäude.

 

Die Kommandantur wies – wohl in Erinnerung des Trinkwassermangels in der Garnison vom Mai 1823197 – darauf hin, dass sie kaum die Hälfte des ihr rechtlich zustehenden Wassers beanspruchte. In der Tat bestand zwischen Gemeinde und Militärfiskus die Vereinbarung, dass beide Partner jeweils 50 Prozent des Wassers erhalten sollten. Jedoch hatte sich die Kommandantur verpflichtet, die Hälfte der Unterhaltungskosten der Leitung von der Daubachsquelle und von der Korn’s Quelle zu tragen.198 Besondere Abmachungen bestanden für die Festungsanlagen. Zur Sicherung der Versorgung hatte die Militärverwaltung das Recht, das Wasser aus dem von der Riddelsbornquelle gespeisten Eselsbach „[...] zu ihren Zwecken zu benutzen, nach Guthalten die früher bestandene Wasserleitung von derselben wiederherzustellen [...]“ Der Fiskus besaß außerdem die Eigentumsrechte auf die zur ehemaligen Leitung erbauten Kanäle und sollte auch noch „[...] gewisse Rechte auf diejenigen Terrainstellen haben, unter welchen die Canäle liegen oder die Röhrleitung gelegen hat. [...]“199

 

Die ständigen Reibereien mit der Zivilgemeinde führten dazu, dass das Militär immer wieder versuchte, die Wasserversorgung der rechtsrheinischen Festungswerke auf eine solidere technische und rechtliche Grundlage zu stellen. Es gab nämlich akuten Handlungsbedarf. Trotz der Quellenerschließung und der aufwendigen Baumaßnahmen reichte das Wasserdargebot für den Ehrenbreitstein nicht aus, zumal neue Festungsbauten wie die Arzheimer Schanze (1866/67) errichtet wurden. Im Cholerajahr 1866 kaufte die Fortifikation Koblenz von der Witwe Johann Schneider ein südlich von Arenberg gelegenes Grundstück mit der sogenannten Riddelsbornquelle, die in den Eselsbach floss. Die dortigen Mühlenbesitzer erhielten eine einmalige Abfindung. Die Verbindung zur Festung wurde über eine neue Leitung hergestellt, wobei ein unterirdischer Kanal der 1794 zerstörten alten Riddelsborn-Leitung einbezogen werden konnte. Im Zuge der weiteren Verstärkung der Festungswerke auf der rechten Rheinseite sollte sich herausstellen, dass die Kapazitäten der Riddelsbornquelle nicht ausreichten. Der Militärfiskus schloss deshalb 1893 einen Vertrag auf 30 Jahre mit der Gemeinde Arzheim. Gegen Zahlung eines jährlichen Pauschalbetrages von 666,67 Mark wurde dem Militär gestattet, eine fiskalische Leitung an das Arzheimer Wasserversorgungssystem anzuschließen. Die Vereinbarung ermöglichte es, den Wassermangel in den Festungswerken Rheinhell und Asterstein zu beheben.200

 

Um die Wasserversorgung für den Ehrenbreitstein langfristig zu sichern, schloss die Fortifikation Koblenz mit der Gemeinde Arenberg 1909 einen Vertrag über die Nutzung der sogenannten „Meerkatzquelle“. Das Wasser aus dieser Quelle wurde zunächst zu einem Waldstück beim Kloster Arenberg geleitet, wo sich bereits zwei Wasser-Hochbehälter der Gemeinde Arenberg befanden. Um die Versorgung für die Festung sicherer zu machen, ließ die Militärverwaltung an gleicher Stelle einen eigenen Hochbehälter errichten. Von dort wurde eine einfache Fließleitung zur Festung gelegt, die in etwa parallel zur alten „Riddelsborn-Leitung“ lief.201 Die Baumaßnahme zahlte sich aus: Indem einfach das Gefälle erhöht wurde, stieg auch der Wasserdruck deutlich.202

 

Mit der Zeit stellte sich heraus, dass die neue Anbindung nicht mehr erforderlich war, obwohl die „Meerkatzquelle“ als Hauptversorgungsquelle der rechtsrheinischen Befestigungen eingeplant war. Die Festung Ehrenbreitstein wurde in das öffentliche Wasserversorgungssystem von Arenberg eingebunden. Der Betrieb der verschiedenen Zisternen auf dem Festungsgelände war bereits 1912 entfallen.203 Der Wasserverbrauch war genau festgelegt, durfte aber im Brandfall überschritten werden. Die Vereinbarung zwischen Gemeinde und Militär führte dazu, dass auch die Riddelsbornquelle nicht mehr für die Versorgung des Ehrenbreitsteins benötigt wurde. Und so erhielt die Stadt Ehrenbreitstein bereits 1910 das Recht, das Überlaufbecken der Riddelsbornquelle zu nutzen, die vom Militär nur noch für die Versorgung des Forts Asterstein benötigt wurde.204

 

Der Riddelsborn fließt in den Eselsbach. Von dort wurde das Wasser über ein Pumpwerk im Fort Asterstein verteilt, das darüber hinaus über die Arzheimer Wasserleitung versorgt wurde. Das Überlaufwasser aus der Riddelsborn-Quelle wurde unentgeltlich an die Kommune abgegeben. Auf Verlangen der amerikanischen Besatzung musste der Staat schließlich das gesamte Wasser aus der Riddelsbornquelle an die Stadt Ehrenbreitstein abtreten, um die örtliche Wasserversorgung abzusichern. 1920 wurde die ausschließlich vom Militär genutzte neuere Riddelsborn-Leitung ganz vom Netz genommen und trockengelegt. Die neue Anbindung an die Wasserversorgung von Arzheim war so gut, dass das Wasser aus den dortigen Quellen dreimal gereicht hätte, um den Bedarf in den von der Besatzung genutzten Festungsbauten zu decken.205 Man bedenke: Zu dieser Zeit hatten die preußischen Festungsanlagen längst ihre strategische Bedeutung verloren. Ihnen drohte sogar die Schleifung gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages, die in Koblenz aus denkmalpflegerischen Gründen nur in Teilen vollzogen wurde.

 

Die Stadt Ehrenbreitstein unternahm schließlich einen Vorstoß, die Riddelsbornquelle vollständig zu erwerben. Sie erklärte sich in ihrem Schreiben an das Reichsvermögensamt vom 26. Oktober 1926 grundsätzlich bereit, die Riddelsbornquelle in ihr Eigentum zu überführen. Als Gegenleistung wollte die Stadt das Wassergeld für die von der Gemeinde versorgten reichseigenen Liegenschaften ermäßigen. Im Reichsvermögensamt stand man dem Vorschlag grundsätzlich positiv gegenüber. Schließlich wurden die Verhandlungen über die Details eingeleitet. Die Behörde hatte erkannt, dass die Riddelsbornquelle für das Reich nur noch einen geringen Wert besaß.206 Trotz der entscheidenden Verbesserungen in der Wasserversorgung der Festung Ehrenbreitstein lebte die Besatzung auch weiterhin sehr spartanisch. Allerdings gab es für sie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Möglichkeit, die Körperpflege zu verbessern, weil 1884 im Turm „Ungenannt“ eine Badeanstalt eingerichtet wurde.207 In der „Langen Linie“ sollte kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine weitere Badeanstalt dazukommen. Dagegen hatte man bis 1918 auf den Einbau von Toiletten mit Wasserspülung verzichtet. Erst die amerikanische Besatzung setzte gegen den Widerstand der deutschen Behörden eine „Nachrüstung“ durch. Der Grund dafür, dass sich die Verwaltung widersetzte, war einleuchtend: Die Festung war nicht an die Kanalisation angeschlossen. Erst 1990 sollte der Ehrenbreitstein in das Koblenzer Kanalsystem eingebunden werden.208

 

 

5.3 Kurort mit Brunnen und Bädern?

 

Kohlensäuregashaltiges Wasser war schon früh wegen seiner Frische und seines Wohlgeschmacks beliebt. Es war aber keine Alternative zu dem aus Brunnen gewonnenen Trinkwasser, weil es für die Menschen einfach zu teuer war. Das „Sauerwasser“ wurde eher als Heilwasser gesehen.209 Auch in Ehrenbreitstein gibt es eine solche Sauerwasserquelle: den „Dähler Born“. Dieser Mineralbrunnen spielte aber nur lokal eine gewisse Rolle, weil er weder qualitativ noch quantitativ eine Konkurrenz zu den großen Quellen in Eifel und Taunus darstellte, die die Voraussetzungen für die im 19. und 20. Jahrhundert aufblühende Mineralwasserindustrie sein sollten. Allerdings war die Ehrenbreitsteiner Quelle schon sehr lange bekannt, worauf auch der Name hinweist. Darin steckt das Wort „Dahl“, was für den alten Namen „Tal“ steht, den die kleine Residenzstadt einst führte.

Das Wort „Born“ entstand im Mittelalter aus dem Wort „Bronn“, das ursprünglich genau die Stellen bezeichnete, an denen Wasser aus dem Boden trat oder in kleine Flussläufe abfloss. Mit Sicherheit lässt sich die Geschichte des Dähler Borns bis weit in das Mittelalter zurückverfolgen. Allerdings war das Quellwasser ursprünglich nicht unter der heutigen Bezeichnung bekannt.

 

Die Quelle wird zum ersten Mal 1327 „als Schwalborn“ urkundlich genannt, dürfte aber in Wirklichkeit noch viel älter sein. Denn neben der Quelle hatte ein gewisser Ritter Heinrich seinen Sitz. Er wird bereits 1294 erstmals genannt.210 Später fügte Heinrich seinen Namen den Zusatz von „Schwalborn“ an. Die älteste Quellfassung wurde 1837 entdeckt, sie bestand wohl – wie in der ganzen Region üblich – aus Basaltlava, die üblicherweise von Niedermendig am Laacher See stammte. Die Erdarbeiten am Dähler Born waren damals nötig, um die Quelle neu zu fassen. Es waren Klagen laut geworden, dass weder die Qualität des Wassers noch dessen Schüttung ausreichten. Und da man verhindern wollte, dass sich „süßes“, unreines Oberflächenwasser mit dem kohlensäurehaltigen reinen Wasser aus tieferen Erdschichten vereinigte, führte man umfassende Arbeiten aus.

 

Die Koordination und die kaufmännische Überwachung des Projektes übernahm der für die Wasserversorgung in der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein zuständige Ingenieurhauptmann Johann Jacob Kirn, der in seiner Aufstellung vom 15. Juli 1837 bemerkte, dass die Stadt für Planung und Ausführung des Projektes den Wasserbaumeister van den Bergh211 gewonnen hatte. Unter seiner Leitung hatten die Arbeiten bereits am 26. April begonnen.

 

In einem ersten Schritt wurde ein neuer Kanal angelegt, mit dessen Hilfe das Brunnenwasser umgeleitet wurde. Nun war der Weg frei, die eigentliche Quelle neu zu fassen. Darüber hinaus wurde eine Ableitung für das überschüssige Wasser in den Wambach angelegt, der durch die gleichnamige Straße floss. Denn der „Sauerbrunnen“ war nicht die einzige Quelle im Obertal. Eine Situationsskizze zeigt, dass sich in unmittelbarer Nähe des „Dähler Borns“ eine „kalte Quelle“ befand, aus der man wohl das Wasser zum Reinigen der Tonkrüge bezog.

 

Die wichtigsten Maßnahmen erfolgten im Bereich der Hygiene. Der Brunnen, der ursprünglich nur von Mauern und dem recht kleinen Brunnenhaus umgeben war, wurde endlich mit einer leichten Konstruktion überdacht. Darüber hinaus wurde eine Pumpanlage für die Füllung der Krüge installiert. Das unhygienische manuelle Abfüllen der Gefäße entfiel somit.212

 

Dass die Arbeiten ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ausgeführt wurden, war kein Zufall. In dieser Zeit träumte man in der einstigen kurtrierischen Residenzstadt davon, eine bedeutende Bäderstadt mit heilsamen warmen und kalten Quellen zu werden. Hintergrund: Nachdem die Kurfürsten die Stadt verlassen hatten, ging ihre ursprüngliche Bedeutung verloren. Man brauchte einen Ersatz – auch wenn das preußische Militär zunehmend eine Rolle spielte. Hoffnungen machte man sich zudem deshalb, weil der bekannte Geologe Christian Leopold von Buch (1774–1853) im August 1834 Ehrenbreitstein besucht und eine realistische Chance gesehen hatte, im Dahl auf Thermalquellen zu stoßen.213

 

Der Optimismus von Buchs, der auch heute noch als bedeutendster Geologe seiner Zeit gilt, war nicht unbegründet. Das schon im Mittelalter als Kurort geschätzte Bad Ems mit seinen 17 Quellen war nicht weit entfernt. Und die geologischen Zusammenhänge zwischen Ehrenbreitstein, den heutigen Koblenzer Höhenstadtteilen und den Gemeinden an der Lahn waren bekannt. Entsprechend schnell handelten die Ehrenbreitsteiner Stadtväter. Bereits im Herbst 1834 wurde der Bonner Oberbergrat Oeynhausen mit einem Vorgutachten beauftragt. Er schätzte die Grundkosten für eine Bohrung nach heißen Quellen auf rund 4000 Taler. Das erschien ein hoher Preis, weil der Oberbergrat, der quasi als beratender Ingenieur die Bohrungen vorbereiten sollte, von Anfang an für eine Gestängebohrung plädierte.214 Doch die kommunalen Kassen waren leer, die Stadt Ehrenbreitstein konnte nur 2000 Taler für diesen Zweck zur Verfügung stellen.215

 

Bürgermeister Johann Jakob Josef von Eyß (1803–1874), der von 1832216 bis zu seinem Tod an der Spitze der örtlichen Kommunalverwaltung stand, wollte schließlich das Projekt über eine Aktiengesellschaft finanzieren, über die Bürger das nötige Geld einbringen sollten. Im Februar 1836 wurde ein entsprechender Aufruf veröffentlicht.217 Die Resonanz war überraschend groß. Nach der Empfehlung des hoch angesehenen Geologen glaubten viele an den Erfolg des Projektes und eine Zukunft Ehrenbreitsteins als Bäderstadt. Bereits am 23. Februar 1836 gab es eine Gesellschaftsordnung. Noch wichtiger schien ein Vertrag mit der Stadt zu sein, der das gleiche Datum trägt. In dem Kontrakt verpflichtete sich die Stadt, den Grund und Boden für die Errichtung von „Badgebäuden“ abzutreten. Für den Fall, dass man  auf „kaltes Wasser“ stoßen würde, sollte die Gesellschaft einen Teil des Wassers als Entschädigung an die Kommune abtreten.218

 

Die neue Aktiengesellschaft brachte am 28. April 1836 ihre Statuten auf den Weg.219 Mehr als 190 Aktionäre glaubten an die Zukunft Ehrenbreitsteins als Stadt der Bäder und stiegen in die Gesellschaft ein. Unter den Aktionären befanden sich illustre Namen wie der der Fabrikantenfamilie d’Ester, der die Sayner Hütte und eine Lederfabrikation in Vallendar gehörte.220 Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum die Stahlwerke im heutigen Bendorfer Stadtteil Sayn mit Aufträgen zur Herstellung der Bohrausrüstung bedacht wurden. Die engen Verbindungen erklären auch, dass Oberinspektor Althans als „Vorgesetzter“ Kirns’ quasi eine Aufsichtsfunktion über die Bohrungen erhielt. Er war der Familie d’Ester freundschaftlich verbunden. Es steht zwar nicht in den Quellen, doch dürften die d’Esters als „Gegenleistung“ dafür gesorgt haben, dass das erforderliche Kapital von 10.000 Talern bereits – wie Ingenieurhauptmann von Kirn in seinem Tagebuch bemerkt – in der zweiten Generalversammlung der zu gründenden Aktiengesellschaft am 1. April 1836 komplett war.221

 

Die Suche nach den warmen Quellen begann im Januar 1837 in der nach Arenberg führenden Kniebreche. Zunächst wurde ein Brunnen „auf 10 Fuß Tiefe und vierseitig 10 Fuß Breite“ gegraben und ausgemauert. Doch richtig kam man nicht voran, weil „Berater“ Oeynhausen anderweitig verpflichtet war und sich wohl auch unglücklich darüber zeigte, dass seine Empfehlung einer Gestängebohrung nicht aufgenommen wurde. Schließlich übernahm Oberinspektor Althans auch offiziell die Leitung der Bohrversuche. Die Bohrspitzen kamen indessen weiter aus Bonn, der Rest wurde dagegen in der Sayner „Maschinenfabrik“ hergestellt und vorbereitet.222 Die weiteren Schritte sind in den Tagebüchern und Akten über die Bohrversuche, die heute im Stadtarchiv Koblenz aufbewahrt werden, sehr gut dokumentiert. Exemplarisch seien an dieser Stelle die Aufzeichnungen von Althans und von Kirns für das Jahr 1839 genannt. Darin werden exakt Bohrfortschritte und Rückschläge dokumentiert. Demnach begannen ernsthafte Bohrversuche erst am 7. November 1837. Entgegen der Empfehlungen des Oberbergrates Oeynhausen hatte man sich aus Kostengründen gegen das Bohren mit Gestängen und für das billigere Verfahren mit Seilwinden entschieden. Entsprechend langsam ging es voran. Schiefer- und Grauwacke-Schichten konnten nur mit Mühe und vor allem mit hohem Verschleiß bewältigt werden. Am 20. Juni 1838 wurde gerade mal eine Tiefe von 103 Fuß erreicht, was in etwa 32,82 Metern entsprach. Anfang Januar hatte man eine Tiefe von 150 Fuß erreicht.223

 

Auch zwei Jahre nach Beginn der Bohrungen gerieten die Arbeiten immer wieder ins Stocken. Anfang Februar 1839 mussten sich Althans und Kirn mit der mangelnden Güte der Bohrer auseinandersetzen, die von der „Maschinenfabrik“ an der Sayner Hütte geliefert wurden. Die Fabrik beeilte sich, eine verbesserte Qualität der Bohrer zu versichern. Doch das Problem blieb. Schließlich zog man sogar in Betracht, die Bohrstelle zu verlegen.224 Die langen Unterbrechungen führten schließlich dazu, dass man am Ende doch zur Gestängebohrung überging, wobei sich der Beginn der Umstellung trotz der detaillierten Tagebuchaufzeichnungen nicht exakt datieren lässt. Die begleitenden Skizzen lassen jedoch darauf schließen, dass die Umstellung im Laufe des Jahres 1839 erfolgte. Die Bohrgesellschaft stand nämlich allmählich unter Erfolgsdruck, weil einzelne Aktionäre spätestens im Frühjahr 1839 damit begannen, unangenehme Fragen zu stellen. Es kam nicht von ungefähr, dass sich am 28. Juni ein anonymer Aktionär in der Rhein- und Mosel-Zeitung zu Wort meldete.225 Doch es gelang, die Aktionäre zu beschwichtigen. Wie die Rhein- und Moselzeitung meldete, war man in der Aktionärsversammlung vom 27. Mai 1840 mit dem Fortgang der Arbeiten sehr zufrieden. Man strebte eine Bohrtiefe von rund 600 Fuß an. Immerhin hatte man bis Ende Dezember 1840 eine Tiefe von 252 Fuß (= 80,3 Meter) erreicht.226

 

Auch in den folgenden Jahren schwankten die Aktionäre zwischen Hoffen und Bangen. Da man im Verlauf der Bohrungen auch auf gasführende Schichten gestoßen war, ging man fest vom Erfolg des Unternehmens aus. Nur so ist es zu erklären, dass die Suche nach heißen und kalten Quellen zehn Jahre lang aufrechterhalten werden konnte. Und man stieß in immer größere Tiefen vor. Das geht aus der Einladung des Bürgermeisters von Eyß hervor, der in seiner Eigenschaft als Sekretär des Vorstandes der Direktion für den 30. Mai 1844 zu einer Generalversammlung einlud. In der Ergänzung zur Bekanntmachung hieß es: „[…] Die Herren Aktionaire der Gesellschaft der Bohrversuche zu Ehrenbreitstein werden darauf aufmerksam gemacht, dass man in einer Tiefe von 619 Fuß 4 Zoll auf eine Quelle gestoßen ist, die sich als ein Eisen-Säuerling erwiesen hat und deren nähere Bestandteile jetzt näher geprüft werden. Auf diese Weise ist also die Ansicht des Hrn. Von Buch, in  dessen Gutachten ein solcher Säuerling vorhergesag wurde, zur Freude der Gesellschaft bisher vollkommen gerechtfertigt. […]“227

 

Die Bohrungen sorgten übrigens auch überregional für Aufsehen. Sogar der bekannte Naturforscher und Geograf Alexander Freiherr von Humboldt (1769–1859) fand sich im Rahmen seines Besuchs bei der ebenso bekannten Familie Mendelssohn in Horchheim am 29. August 1845 an der Bohrstelle ein und hatte „[…] die Bohrversuche beehrt und sehr befriedigend sich ausgesprochen.228 Doch der Besuch von bedeutenden Wissenschaftlern und Ingenieuren, die sogar bis aus Skandinavien angereist waren, änderte nichts an der Tatsache, dass die Stimmung in Ehrenbreitstein immer schlechter wurde. „Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwinde, der immerfort an sich schon Zeuge bleibt. Mit gieriger Hand nach Schätzen gräbt. Und froh ist, wenn er Regenwürmer findet“, notierte der resignierende Ingenieurhauptmann Kirn Anfang April 1845.229  Etwas hoffnungsvoller hörten sich dagegen die Berichte in der Tagespresse an, wie folgender Ausschnitt zeigt: „Die öffentlichen Blätter haben bereits öfter Mittheilungen über den Fortgang und die Erfolge der hiesigen Bohrversuche nach Mineralquellen enthalten, und das auswärtige Publikum hat immer mit der größten Spannung die Nachrichten darüber verfolgt, was außer der Bedeutung, die dieses Unternehmen für den hiesigen Platz an sich schon einnimmt, ein hinlängliches Zeugniß dafür liefert, welches Interesse dasselbe in Hinsicht auf die Wissenschaft und Kunst bietet. Freilich haben sich dabei mitunter bedeutende Schwierigkeiten entgegengestellt und es gehörte viel Kraft und Ausdauer dazu, um den Muth nicht sinken zu lassen und solche zu beseitigen, allein desto ehrenvoller wird auch, im Falle dass gewünschte Resultat erlangt wird, solches für die Unternehmer sein. Wenn wie nun bereits mehrfach Erscheinungen bemerken, welche uns zu günstigen Hoffnungen berechtigen, so mag solches jetzt um so mehr der Fall sein, als erst in letztvergangenen Tagen auf der ersunkenen Sohlen-Teufe in 680 bis 683 Fuß [= rund 216 Meter] in hängender Formation eine Quelle von 13 Grad Réaumur [= 16,25 Grad Celsius] erbohrt wurde, die einstweilen auf der Seite des Bohrstocks nach einem Abzugskanal eingeleitet worden ist. Bei der chemischen Untersuchung des Wassers fand sich, dass dasselbe eine Menge fester alkalischer Bestandteile, dagegen gar keine Eisentheile enthielt. Ein solches Phänomen ist von großer Wichtigkeit und aller Beachtung werth, und wir glauben daher mit Gewissheit erwarten zu können, dass in der auf den 26. d. M. anberaumten General-Versammlung die Aktionäre gewiß keine Bedenken tragen werden, durch Zeichnung neuer Beiträge die Fortsetzung des Unernehmens zu sichern, um nicht im entgegengesetzten Falle durch leichtes Aufgeben desselben, so bedeutende Geldsummen und so viele gemachte praktische Erfahrungen, die zur Förderung desselben für die Zukunft so wichtig sind, nutzlos gehen zu lassen.“230

 

In der Tat brachte die Generalversammlung den gewünschten Erfolg. Noch einmal waren die Aktionäre bereit, neue Anteile zu zeichnen. In der Presse heißt es dazu: „Trotz mancher böswilligen Anfeindungen in verschiedenen öffentlichen Blättern haben die Actionäre der Gesellschaft für die Bohrversuche nach Mineralquellen in Ehrenbreitstein die Fortsetzung des Unternehmens und die Zeichnung neuer Beiträge mit entschiedener Stimmenmehrheit votiert, auch die fernere Leitung der Versuche dem seitherigen Vorsteher dem vormals kurtriereischen Ingenieurhauptmann von Kirn abermals anvertraut, um demselben so eine Anerkennung für unerschuldete Verfolgungen zu gewähren.“231

 

Die mit großem Aufwand betriebenen Bohrungen brachten am Ende doch keinen Erfolg, weil man die Kosten für die Erschließung der bei den Bohrungen angeschnittenen Mineralquelle scheute. Wie aus dem Schriftverkehr zwischen Gemeinde, Aktiengesellschaft und übergeordneten Behörden hervorgeht, ruhten die Arbeiten im Februar 1847. Zu diesem Zeitpunkt waren die zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft. Zudem blieb die erhoffte Unterstützung durch den preußischen Staat aus. Schließlich ließ das Interesse der Aktionäre an den Bohrungen derart nach, dass sie schließlich eingestellt wurden.232 Der Dähler Born floss unterdessen weiter. Allerdings hatte sich inzwischen herausgestellt, dass die Maßnahmen zur Neufassung und Überdachung der Quelle von 1837 unzureichend waren. Man entschied sich im November 1882 noch einmal zu einer umfassenden Brunnensanierung und legte die Auftragsvergabe auf den 16. Januar 1883 fest.233 Die Entscheidung kam nicht von ungefähr. Immer wieder hatten sich die Pächter über die mangelnde Güte und Qualität des Sauerbrunnens beklagt, die in keinem Verhältnis zur hohen Pacht stand. Im Juni 1883 war die Brunnensanierung weitgehend abgeschlossen. In der Bürgermeisterei stellte man zufrieden einen „gesteigerten Consum“ fest.234

 

Die Baumaßnahmen waren recht umfangreich. Man wollte nicht mehr hinnehmen, dass der Brunnen immer noch offen stand.235 Aus diesem Grunde wurde das Bassin tiefergelegt und zugemauert. Das Wasser sollte fortan über seitlich angebrachte Röhren entnommen werden. In dieser Zeit wurde wohl die gesamte Entnahmestelle überwölbt und damit das schmale Haus der Brunnenpächter nach hinten verlängert. Trotz der umfangreichen Maßnahmen häuften sich die Klagen der Pächter, deren Verhältnis zur Stadt Ehrenbreitstein auf Grundlage der Polizeiverordnung vom 1. Oktober 1858 geregelt war. So stellte der Pächter Steireif am 4. Juli 1884 fest, dass wegen der andauernden Hitze die Ergiebigkeit des Mineralbrunnens so weit zurückgegangen war, dass kein Wasser mehr abgegeben werden konnte. Steireifs Nachfolger Johann Schuy legte am 26. August 1896 nach und bemängelte einen „schlaffen Geschmack“, der so gravierend war, dass Krüge nicht für den Versand fertig gemacht werden konnten. Einer Intensivierung der Reinigung wollten sich die Pächter aber wegen der hohen Betriebskosten von vornherein entziehen.236

 

Was sich zunächst wie eine Ausrede anhört, erscheint bei näherer Betrachtung verständlich. Zu Beginn des           20. Jahrhunderts kam es immer öfter vor, dass Pacht und Betriebskosten die Einnahmen aus der Mineralwasserabgabe überstiegen. Dies geht aus einer Aufstellung des Pächters Johann Schuy für die Jahre von 1896 bis 1911 hervor.237 Noch einmal versuchte die Stadt, dem Bedeutungsverlust durch kleinere Baumaßnahmen zu begegnen, die 1918 geplant und durchgerechnet wurden.238 Im Zuge dieser Arbeiten erhielt der „Dähler Born“ im Wesentlichen seine heutige Gestalt. Die Maßnahmen konnten den weiteren Bedeutungsverlust des Brunnens nicht verhindern. Die übermächtige Konkurrenz der ergiebigeren Quellen in der Eifel und in Hessen war zu groß. Immerhin wurde noch in den 1930er-Jahren das Quellwasser aus dem Dahl in zylinderförmigen Steinzeugflaschen ausgeliefert. Und das, obwohl sich der industrielle Abfüllbetrieb und der Einsatz von billigeren und hygienischen Glasflaschen längst durchgesetzt hatten.

 

Eine Zäsur markierte der Zweite Weltkrieg. Mit der ersten Sanierung des Quellhauses im Obertal 1970 kehrte der Dähler Born wieder ins allgemeine Bewusstsein zurück. Seit der zweiten Renovierung des Gebäudes in den Jahren 1994 und 1995 ist es wieder üblich, gelegentlich Dähler Wasser im Steinzeugkrug zu servieren.

 

5.4 Qualitätsproblem beim Grundwasser

 

Die Qualität des Ehrenbreitsteiner Quellwassers muss im Großen und Ganzen zufriedenstellend gewesen sein. Trotzdem gab es keinen Grund, die Untersuchung des wichtigsten Lebensmittels zu vernachlässigen. Gerade am Ende des 19. Jahrhunderts wurden angesichts der noch nicht lange zurückliegenden Choleraepidemien immer wieder Untersuchungen an Ort und Stelle vorgenommen. Im Herbst 1899 berichtet ein Mitarbeiter der Behörde: „[...] Bei der Untersuchung der Kornschen Brunnenstube fand sich an der Oberfläche des Wassers die flockenartige Ausscheidung vor, welche schon früher als unschädlich betrachtet worden ist. Aus dem Quellenzuflussrohr in der Südostecke der Brunnenstube ragte etwa 16 cm lang ein weißes, tropfsteinartiges Gebilde in das Wasserbecken hinein [...]“239 Das auf diesen Bericht folgende Gutachten des Chemikers Dr. Samelson brachte Klarheit über die Wassergüte: Die aus dem Zuleitungsrohr hervorgewachsene Absetzung enthielt neben Kalk, Magnesium, Eisen- und Tonerdesalzen auch eine beträchtliche Menge Bleisalz, die als gesundheitsschädlich  eingestuft wurde.240 In den folgenden Wochen wurde die Garnisonsverwaltung in die Angelegenheit eingebunden. Am 24. November 1899 folgte zusammen mit dem „Brunnenmacher“ Friedrich Wilhelm Langenbach ein weiterer Ortstermin. Ergebnis: „[...] Das Brunnenwasser ist so klar, sodass durch dasselbe die Fugen der Fliesen erkennbar sind. In das Bassin wird von vier Röhren aus ebenso viel Quellen Wasser zugeleitet. Aus einer dieser Röhren soll tropfsteinartig fester Schlamm herausgeragt haben, welcher bei der Untersuchung [...] sich als bleihaltig erwiesen hätte. Jetzt waren nur noch geringe festsitzende Krusten im Inneren des Rohres bemerkbar. [...]“241 Fazit: Die Einschätzung, das Ehrenbreitsteiner Quellwasser sei gesundheitsschädlich, war verfrüht. Das Quellwasser und auch das Wasser des in der Nähe gelegenen Mühlenbaches enthielten keine nennenswerten Mengen an Bleisalzen. Dennoch konnte die Situation in der Brunnenstube nicht mehr hingenommen werden. Und das betraf nicht nur die verkrustete Zuleitung: Die Belüftung dieser Kammer war schlecht. Außerdem bestand bei schweren Regenfällen die Gefahr, dass das Wasser des stark verunreinigten Mühlenbachs in „Korn’s Quellen“ lief.242 Das war auch der Grund, warum die Behörden keine Entwarnung gaben. So heißt es im Bericht des Oberstabsarztes Hünermann: „[...] Es lässt sich nicht übersehen, ob der Bleigehalt des Quellwassers nicht zeitweise so stark wird, dass hierdurch der Genuss des Wassers Gesundheitsstörungen hervorruft. Aber auch hiervon abgesehen, besteht jedenfalls die große Gefahr, dass wie im Jahre 1893/94, als die Kornsquellen in Folge der Verunreinigung der Brunnenstube die Ursache für eine größere Typhusepidemie bei der Militär- und Civilbevölkerung wurden, auch jetzt das Wasser der fiskalischen Leitung durch beigemengte Schmutzstoffe zur Ursache der heftigsten Krankheiten wird. [...]“243

 

Die scheinbar drohenden Gefahren waren der Anlass, im Folgejahr erneut Untersuchungen vorzunehmen. Doch sowohl für die Daubachquellen als auch für die „Korn’s Quelle“ gaben die Behörden Entwarnung. Nennenswerte Ablagerungen wurden nicht mehr gefunden, das Trinkwasser wurde als unbedenklich eingestuft. Gleiches galt für die Brunnenstube Mühlenbach. Allerdings regte man damals an, das Wasser im Mühlgraben durch eine geschlossene Leitung fließen zu lassen, um Verunreinigungen der benachbarten Quellen künftig auszuschließen.244

 

In den Blickpunkt geriet auch der Mühlenbach selbst. Er sollte „abgedichtet“ werden, um die Trinkwasserversorgung nicht zu gefährden. Auch die Brunnenstube, in der sich das Wasser aus den Korn’schen Quellen vereinigte, geriet nun in den Mittelpunkt der Kritik. Sie befand sich nämlich in einem inzwischen dicht bebauten Gebiet im Bereich einer großen Verkehrsstraße (der ehemaligen Bundesstraße 49 und heutigen L 127 in Richtung Niederberg). Außerdem lagen in der unmittelbaren Nachbarschaft zwei Kirchhöfe. Und: Das Quellwasser lief durch Bleiröhren, was alles andere als förderlich für die Gesundheit war. Man entschied sich zunächst dafür, die Korn’schen Quellen von der Trinkwasserversorgung auszuschließen. Besser sah es im Falle der Daubachquellen aus. Hier waren sich alle beteiligten Behörden darüber einig, dass dort in puncto Wasserqualität nichts einzuwenden war, nachdem der „Königliche Garnisonsarzt von Coblenz und Ehrenbreitstein“ chemische und bakteriologische Analysen veranlasst hatte.245

 

Die Behörden entschieden sich letzten Endes dafür, die Korn’schen Quellen am Netz zu lassen, da „[...] inzwischen seitens der Stadt der Mühlbachabfluss auf der ganzen Chausseestrecke von der Bürgermeisterei bis zum Mühlbachthal in einem genügend weiten Cementrohrkanal gefaßt worden [war], so daß Nachtheile durch den Mühlenbach nicht mehr entstehen [konnten]. [...]“246 Schließlich war im Laufe des Jahres 1901 die in der Nähe der Chaussee nach Niederberg befindliche Brunnenstube umfassend saniert worden, sodass vorerst keine Gefahr mehr für die Gesundheit von Bürgern und Soldaten bestand.247 Und endlich war der Mühlteich an der Quellstube vorbeigeführt worden.248

 

Schließlich befasste man sich auch eingehend mit den Daubachquellen. Dort hatte im Sommer 1903 ein Gewitterregen die Quellstube der unteren Daubachquelle so stark mit Niederschlagwasser aus dem höher gelegenen Gelände überflutet, dass das Wasser der fiskalischen Leitung stark getrübt war. Um eine Wiederholung derartiger Vorkommnisse zu verhindern, war der abfallende Rand des Weges an der „Kniebreche“ durch Steinpackungen erhöht und waren das Gewölbe und die Außenwände der Quellstube durch Zementputz abgedichtet worden.249

 

Die Aufgabe der über viele Jahrzehnte genutzten Quelle und der fiskalischen Wasserleitung stand nicht zur Debatte, weil lange nicht zufriedenstellend geklärt war, ob die inzwischen von der Stadt Ehrenbreitstein errichtete und das nach mehreren Verzögerungen am 1. September 1899 in Betrieb genommene kleine Wasserwerk250 überhaupt eine ausreichende Wasserqualität gewährleisten konnte. Grund zum Misstrauen gab es genug. Hatte man doch schon bereits Erfahrungen mit Krankheiten gemacht, die wahrscheinlich auf verunreinigtes Trinkwasser zurückzuführen waren. So erinnerte Pfarrer Johann Jacob Wagner, der sich in zahlreichen gedruckten und ungedruckten Schriften als Ortschronist betätigt hatte, an den „Unterleibstyphus“, der von Juli bis September 1891 in der Stadt wütete. Der Ausbruch dieser gefährlichen Krankheit war damals zum Anlass genommen worden, den Bau einer neuen Pumpstation ins Auge zu fassen. Die schließlich am Ausgang des Teicherts errichtete Anlage war ein Projekt der Gemeinde – das freilich von Anfang an zu klein dimensioniert war. Da man das Uferfiltrat auch an die Nachbargemeinde Pfaffendorf verkaufen wollte, nahm man Ende 1900 eine weitere Motorpumpe in Betrieb. Angenehmer Nebeneffekt: Man hatte jetzt eine Ersatzmaschine für den Fall, dass die erste Pumpe ausfiel.251 Die Aussage des Ortschronisten Johann Jacob Pfarrer Wagners, das Wasser sei direkt dem Rhein entnommen, ist falsch. Nach den schlimmen Erfahrungen der Hamburger Cholera-Epidemien war man im ganzen Reichsgebiet schon längere Zeit zur Grundwassergewinnung übergegangen, wie das Wasserwerk „Oberwerth“ am linken Rheinufer beweist. Und so nennt auch Hermann Salomon 1906 ein Ehrenbreitsteiner Pumpwerk, das Wasser aus einem Grundwasserbrunnen entnahm, der 40 Meter vom Rheinufer entfernt gelegen war.252

 

Die Qualität des gewonnenen Uferfiltrats muss allerdings bedenklich gewesen sein. Johann Jacob Wagner ging richtigerweise davon aus, dass die Ehrenbreitsteiner Typhusepidemie von 1908 in engem Zusammenhang mit dem kommunalen Grundwasserwerk stand, das sehr klein war und – wie es damals noch die Regel war – auch keine Anlagen zur Wasseraufbereitung besaß. In der Zeit von Juni bis September erkrankten 162 Zivilisten und 86 Angehörige des örtlichen Militärs an Typhus. Zehn Zivilisten und fünf Soldaten starben.253 Der erneute Ausbruch der Seuche hatte Konsequenzen: Die Pumpstation im Teichert wurde außer Betrieb gesetzt. Die Stadtväter entschlossen sich, die Pumpstation wieder aufzugeben und sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten zu machen, das Quellwasser in der näheren Umgebung zu nutzen.254

 

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges war das Ehrenbreitsteiner Wasserversorgungssystem in drei Zonen aufgeteilt. Die obere Zone wurde aus dem Hochbehälter der Gemeinde Arzheim versorgt. Die mittlere Zone erhielt ihren Zufluss aus der „Riddelsbornquelle“, die einen weiteren, auf dem Asterstein gelegenen Hochbehälter speiste. Die Versorgung der unteren Zone erfolgte über die Daubachsquelle mit dem dazugehörigen Hochbehälter. Untere und mittlere Zone waren miteinander verbunden, sodass bei eintretendem Wassermangel ein gewisser Ausgleich erzielt wurde. Die „Korn’s Quelle“ scheint damals ihre ursprüngliche Bedeutung verloren zu haben – wenn sie überhaupt noch genutzt wurde.255

 

Auch wenn die geschilderte Zoneneinteilung auf den ersten Blick überzeugend wirken mag, hatte Ehrenbreitstein fortwährend unter Wassermangel zu leiden. Immer wieder mussten die Stadt Koblenz und vor allem Arzheim einspringen. Als die Bomben des Krieges auch das Notsystem gefährdeten, waren die Verantwortlichen gezwungen, die Sache völlig neu zu überdenken. Doch mit diesem Problem stand Ehrenbreitstein nicht allein. Die ganzen 1930er-Jahre waren vor allem in den kleinen und ländlichen Gemeinden des Regierungsbezirks Koblenz (heute Region Mittelrhein) von einem regelrechten Wassernotstand betroffen.

 

 

 

 

 

 

 

6. Die Not der 1930er-Jahre

 

D

ie Recherchen über die Anfänge der zentralen Wasserversorgungen in den ehemals noch selbstständigen Koblenzer Stadtteilen bereite große Schwierigkeiten. Oft fehlen geeignete Unterlagen. Auch die Akten der den kommunalen Verwaltungen übergeordneten Behörden geben in vielen Fällen wenig her. Zwar wurden besonders zu Beginn unseres Jahrhunderts im Regierungsbezirk Koblenz vielerorts Wasserversorgungsanlagen gebaut, doch warteten die meisten Gemeinden nicht bis zur endgültigen Bewilligung staatlicher Unterstützungen. Die Bezirksregierung Koblenz hatte nämlich mit den Herstellern von Gussröhren so große Vergünstigungen ausgehandelt, dass es nicht selten ungünstiger gewesen wäre, Beihilfen aus dem so genannten „Westfonds“ abzuwarten. Dieser Fonds war im Ersten Weltkrieg als wichtigstes Instrument landwirtschaftlicher Hilfe eigentlich für den Zweck geschaffen worden, die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln in der preußischen Rheinprovinz zu stabilisieren.256 Die Übereinkünfte mit dem „Gußröhrensyndicat“ verloren jedoch 1908 ihre Gültigkeit. Die Gemeinden wollten die ihnen verbleibende relativ kurze Frist nutzen, denn sie konnten nie sicher sein, öffentliche Zuschüsse zu erhalten. Ergebnis: Details über die örtlichen Wasserversorgungssysteme enthalten wahrscheinlich nur Privatakten, während Unterlagen der Behörden nur Bezuschussungsangelegenheiten behandelten.257

 

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts verbesserte sich die Wasserversorgungssituation im Regierungsbezirk Koblenz merklich. Dies galt in besonderem Maße für die Orte links und rechts des Rheins auf der Strecke zwischen Bingerbrück und Koblenz. Auch in den Dörfern wurde das Wasser nicht direkt aus dem Rhein entnommen, sodass Katastrophen wie in Hamburg und Gelsenkirchen ausblieben.258 Dennoch waren die Bedingungen alles andere als ideal. In Gemeinden mit zentraler Wasserversorgung stellte sich schnell heraus, dass die Technik dem ständig steigenden Wasserbedarf entweder nicht gewachsen oder hoffnungslos veraltet war. Diese Einschätzung bestätigt die „Kölnische Zeitung“ im Frühjahr 1930. Darin heißt es: „Trotz des Fortschritts, den die zentrale Wasserversorgung durch so genannte Gruppenwasserwerke auch in den ländlichen Teilen der Rheinprovinz durch die gute Wirkung des Westfonds und die bedeutenden Zuschüsse der Provinzial-Feuerversicherung im Laufe des letzten Jahrhunderts genommen hat, bleibt in Zukunft noch viel zu tun. Von den rund 3,4 Millionen Einwohnern der Provinz, die in den Landstreifen wohnen, sind heute noch 900.000 Einwohner ohne jede zentrale Wasserversorgung. Hinzu kommen noch die Landbewohner, deren Wasserversorgung wegen des unzulänglichen Zustandes der bestehenden Wasserleitungen der Verbesserung bedarf [...] So sind zum Beispiel im Regierungsbezirk Koblenz 131 und im Regierungsbezirk 119 Gemeinden vorhanden, deren Wasserleitung der Erneuerung bedarf. Der Regierungspräsident schätzt die Kosten für die Sanierung solcher Leitungen in seinem Bezirk auf etwa 2,5 Millionen Mark. Aufgrund seines Wunsches, den die Vertreter der Staatsregierung auf der Westfonds-Konferenz am 4. April 1929 äußerten, hat die Provinzialverwaltung eine Zusammenstellung der Wasserleitungspläne gemacht, für die ein fertiger und ausgearbeiteter und von den zuständigen behördlichen Stellen ordnungsgemäß geprüfter Bauplan bereits vorliegt oder bis zum 1. Oktober 1930 vorgelegt werden kann, Es handelt sich um nahezu 400 Pläne mit einer Gesamtbaukostensumme (ohne Hausanschlüsse) von rund 30,5 Millionen Mark. Nach Fertigstellung dieser Pläne würden annähernd 320.000 Einwohner neu versorgt sein. Dann bleibt aber immer noch ein großer Teil der Provinz ohne Wasserversorgung, vor allem die Höhengebiete. Die vollständige Versorgung sämtlicher Landkreise würde sich einschließlich der 30,5 Millionen Mark auf rund 100 Millionen Mark belaufen. [...]“259

 

Die Forderung der Kölnischen Zeitung nach mehr öffentlichen Mitteln war wirkungslos. Es fehlte einfach das Geld. Bereits 1929 hatte der Provinzialausschuss nüchtern festgestellt, dass wegen der enormen finanziellen Schwierigkeiten die Verwirklichung der zentralen Wassersorgung im ländlichen Raum auf wachsende Probleme stößt. Die Mitglieder des Ausschusses waren sich darüber im Klaren, dass die für diesen Zweck im Westfonds vorgesehenen Mittel nicht ausreichten. Weitere staatliche Zuschüsse zu erhalten, war aber angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage der damaligen Zeit nur schwer möglich. Besonders betroffen von den Folgen dieses chronischen Geldmangels waren die „kleinbäuerlichen Notstandsgebiete der Eifel und des Hochwaldes“.260 Diese Einschätzung belegen die zu Beginn des Jahres 1929 für den Regierungsbezirk Koblenz ermittelten Daten. Von den 800.608 Einwohnern des Bezirks konnten 327.000 von einer zentralen Wasserversorgung bestenfalls träumen. Das Fehlen geeigneter Vorrichtungen sollte sich im Sommer 1929 rächen. Quellen und Brunnen trockneten aus, vor allem in den Höhengebieten litten die Menschen unter dem chronischen Wassermangel.261

 

Da wegen der fehlenden Mittel viele Projekte nicht verwirklicht werden konnten oder sich ihre Umsetzung über Jahre hinauszögerte, schien die Einrichtung eines Wasserleitungsfonds sinnvoll.262 Zusätzlich forderte Anfang Februar 1930 das Trierer Regierungspräsidium „[...] daß es den Gemeinden ermöglicht wird, verbilligte und möglichst langfristige Darlehen aufzunehmen. Ohne diese Voraussetzung wird die Finanzierung überhaupt unmöglich. Da die Gemeinden die erforderlichen Kredite bei den in Betracht kommenden Landesbanken und Sparkassen derzeit nicht erhalten und die heute üblichen hohen Zinsen nicht mehr tragen können, so müßte ihnen neben den Zuschüssen die Möglichkeit gegeben werden, die erforderlichen Darlehen zu vier Prozent Zinsen und mit einer Tilgungsfrist von 40 Jahren, die etwa der Lebensdauer einer wirtschaftsmäßig gebauten und unterhaltenden Wasserleitung entspricht, beim Staate, Reich, Provinz, Landesversicherungsanstalt usw. aufnehmen. Dadurch würden sich die erforderlichen Zuschüsse ganz wesentlich herabmindern lassen. [...]“263

 

In einem Brief vom Februar 1930 erläuterte der Koblenzer Regierungspräsident Walter von Sybel die schlechte Situation in den Höhenlagen der Rheinprovinz: „[…] In diesen Höhenlagen gibt es wenig Grundwasser und infolgedessen wenige nachhaltige Brunnen. Deshalb muß das Wasser von einer mehr oder weniger weit entfernten Quelle, meist aus dem Tale herangeholt werden. Im Sommer versagen auch diese Quellen und dann kann es vorkommen, daß ein Bauer weite Wege fahren muß, um die notwendige Wassermenge für seinen Haushalt zu finden. Daß ein rationeller Landwirtschaftsbetrieb unter solchen Umständen nicht möglich ist, leuchtet ein. Diese besonderen geologischen und hydrologischen Verhältnisse in der Rheinprovinz sind der Grund, weshalb gerade von hier aus immer wieder dringend der Bau von Wasserleitungen gefordert wird und hier auch vom Staate, wie von der Provinz Abhilfe erwartet wird [...] In der Wassernot bleibt schließlich dem Bauer nichts anderes übrig, als Wasser aus den offenen Bächen, Teichen oder flachen Brunnen zu entnehmen, die fast immer verseucht sind und sehr oft unmittelbar neben Dungstätten liegen. Als Folge treten dann die so häufigen Typhusfälle ein. [...]“264 Regierungspräsident Walter von Sybel füge am 18. Februar hinzu: „[...] Der Regierungsbezirk Koblenz hat mit Ausnahme eines Teiles des Kreises Neuwied nur Höhengebiete. Eifel, Hunsrück und Westerwald sowie der Kreis Wetzlar zeigen überall die gleichen schwierigen Wasserverhältnisse. Auch im Kreise Neuwied ist nur das sogenannte Neuwieder Becken zum Flachland zu rechnen. Hier befinden sich einige Gemeinden, die mit einwandfreien Brunnen versorgt werden. Überall aber, wo in den Höhengebieten Zentralwasserleitungen noch nicht gebaut sind, ist die Wasserversorgung hygienisch nicht so einwandfrei. Die vorhandenen Brunnen sind infolge der langjährigen Durchsetzung des Bodens mit Jauche verseucht und werden für den menschlichen Genuß nur in Anspruch genommen, weil anderes Wasser nicht vorhanden ist. Im Sommer versiegen sie vielfach ganz. [...]“265

 

Noch unter dem Eindruck der Typhusepidemie von 1926, die Hannover besonders schwer getroffen hatte, machte man sich auf die Suche nach neuen Quellen. Da viele dabei nicht gerade mit wissenschaftlichen Methoden vorgingen und Wünschelrutengänger in dieser Zeit auch im Regierungsbezirk Koblenz ihr Unwesen trieben, sah sich der Münchner „Verband zur Klärung der Wünschelrutenfrage“ 1928 genötigt, die Behörden in der Region zu warnen. Dieser Verband stellte fest: „[...] Leider wachsen die Ausgaben, von Rutengängern erwachsen, von Jahr zu Jahr, ohne oft den geringsten Gewinn zu erbringen. Bei den Ausgaben vieler Gemeinden spielen diese spekulativ angelegten Gelder für Bohrungen nach Wasser und Mineralquellen vor allem eine erdrückende Rolle. Es gibt momentan eine Reihe von Beispielen, wo wieder Hunderttausende für solche Zwecke ausgegeben werden. [...]“266

 

 

 

 

 

 

 

7. Die rechtsrheinischen Orte

 

I

n Koblenz und Umgebung wird heute die Versorgung mit Trinkwasser über ein leistungsfähiges Verbundsystem hergestellt. Zur Untersuchung der Geschichte der Wasserversorgung in der Provinzhauptstadt und ihrer späteren Stadtteile ist es erforderlich, auch einen Blick auf die Nachbargemeinden zu werfen. Dabei geht es nicht nur um die heutigen Stadtteile, sondern auch um die auch heute noch selbstständigen Gemeinden, die über dieses Verbundsystem versorgt werden.

 

 

7.1 Vallendar und Weitersburg

 

Vallendar gehörte zu den Gemeinden am Mittelrhein, deren Trinkwasserbedarf überwiegend aus Quellleitungen gedeckt wurde. Bevor es Wasserwerk und Hausanschlüsse gab, hatte man auch in dieser mittelrheinischen Stadt die Brunnen auf Pumpenbetrieb umgestellt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es am Ort 13 Pumpen. Am besten waren Löhr- und Hellenstraße ausgestattet. Hier standen jeweils drei Pumpen. Für die Instandhaltung dieser Anlagen hatte die Kommune einen Privatunternehmer engagiert.267 Wie in vielen anderen Orten Deutschlands bestanden auch in Vallendar unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Wasserversorgung der Zukunft auszusehen habe. Die beiden Alternativen hießen Quellwasserleitung oder Grundwasserwerk. Die Stadtväter favorisierten die letztere Lösung – eine Entscheidung, die sich später nicht gerade als glücklich herausstellen sollte. Bereits 1873 hatten sich die Stadtverordneten mit den Kostenvoranschlägen für eine Pumpstation zu befassen, die Trinkwasser aus dem den Rhein begleitenden Grundwasserstrom fördern sollte.268

 

Das erste Projekt scheiterte jedoch, Spuren, die über den weiteren Lauf der Dinge Aufschluss geben könnten, verlieren sich in den Akten. Erst in der zweiten Hälfte der 1890er-Jahre werden die Informationen wieder konkreter. Wir erfahren, dass damals die Arbeiten zur Errichtung der lange geplanten Pumpstation im vollen Gange waren. Wer jetzt denkt, alle Vallendarer hätten sich jetzt über den Aufbau einer modernen zentralen Wasserleitung gefreut, täuscht sich. Im Juli 1897 ging bei der Bürgermeisterei Vallendar ein Brief ein, in dem sich etliche Bürger gegen die Fortsetzung der Arbeiten aussprachen. Der Grund: Sie hielten die Quellen an der Schnatzenmühle (unterhalb des Wüstenhofes) für viel geeigneter und forderten deshalb die Gemeinde auf, die zuvor ergebnislos abgebrochenen Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern, den Eheleuten Heinrich Krämer und deren Schwiegersohn Heinrich Hoffmann, wieder aufzunehmen.269

 

Das Protestschreiben der Bürger war kein „Ausreißer“, hatte sich doch schon Monate zuvor die Diskussion um den Aufbau der Vallendarer Wasserleitung als Politikum ersten Ranges erwiesen. Bei einer Bürgerversammlung fasste das Ratsmitglied Walter Bender die Vorgänge der damals jüngsten Vergangenheit zusammen. Demnach erblickte das „Schmerzenskind Pumpstation“ am 12. März 1897 auf dem Bürgermeisteramt das Licht der Welt. In einer geheimen Stadtratssitzung wurde dann die Ausführung des Projektes beschlossen – ein für die Bürgerschaft unerhörter Vorgang, denn das geplante Wasserwerk betraf schließlich alle Vallendarer. Bei dieser Sitzung der Stadtverordneten legte der Bürgermeister einen Kostenvoranschlag mit einer Höchstgrenze von 12.000 Mark vor, der sich – wie binnen kürzester Zeit deutlich wurde – als Fehlkalkulation entpuppte. Bender stellte bei der Bürgerversammlung klar, dass es sinnvoller gewesen wäre, die Quellen an der Schnatzenmühle anzukaufen. Der Eigentümer der Mühle hatte das Gelände (einschließlich Mühle) der Stadt zum Preis von 29.000 Mark angeboten, war aber auch zu anderen Lösungen bereit. Unter anderem stand zur Debatte, das aus den Quellen zu liefernde Wasser zum Preis von einem Pfennig pro Kubikmeter an die Gemeinde abzutreten. Bender als Beschwerdeführer witterte einen Skandal, weil das Projekt Quellwasserleitung bereits Anfang März ohne nähere Angaben seitens der Gemeinde fallen gelassen worden war. Die Stadtverordneten verhielten sich entsprechend und entschieden sich bei vier Gegenstimmen für die Ausführung eines Grundwasserwerkes. Bender nannte vor allem persönliche Abneigungen einiger Gemeindevertreter als Gründe für das Scheitern der Verhandlungen mit dem „Schnatzenmüller“. Die „Strafe“ für dieses Vorgehen folgte sofort. Schon frühzeitig war der für die Pumpstation gesteckte finanzielle Rahmen völlig zusammengebrochen. Das Werk befand sich im Sommer 1897 noch im Bau, und trotzdem war die nach oben korigierte Kostenschwelle in Höhe von 20.000 Mark schon erreicht. Hinzu sollten Betriebskosten in Höhe von 2000 bis 4000 Mark jährlich kommen, was einer weiteren schweren Belastung für den Stadtsäckel gleichkam.270

 

Der Widerstand der Bürger nutzte nichts. Im Herbst 1897 nahm das neue Pumpwerk den Betrieb auf. Die Station lag an der nach Bendorf führenden Chaussee (heute Bundesstraße 42). Planung und Bauleitung hatte Emil Steinkamm, eigentlich Ingenieur am Apollinarisbrunnen, übernommen. Der Bau bestand aus zwei Räumen und einem Souterrain. Der Antrieb der Pumpen erfolgte über zwei 10 PS starke Benzinmotoren. Der 14 Meter tiefe Brunnen bedingte, die Pumpe acht Meter tiefer zu legen als den auf dem Flur der Station stehenden Motor. Zu diesem Zweck war ein mit einer steinernen Treppe versehener separater Pumpenschacht angelegt worden, einerseits, damit der Maschinenwärter bequem und gefahrlos an die Pumpe gelangen konnte, und andererseits, damit der im Pumpenschacht niedergeteufte Brunnen stets geschlossen blieb, um das Eindringen von Schmutz und Öl in das Wasser auszuschließen.271

 

Mit Gesamtkosten in Höhe von 20.344 Mark übertraf der Bau der Pumpstation schließlich den ursprünglichen Ansatz bei Weitem. Auf den ersten Blick schienen somit diejenigen Bürger im Recht zu sein, die sich an den Protesten beteiligt hatten. Betrachtet man die Angelegenheit jedoch genauer, wird man feststellen, dass der Entscheidung der Stadtväter genaue Überlegungen vorausgegangen waren. Außerdem konnten Verwaltung und Stadtverordnete auf schlechte Erfahrungen mit der Kapazität einer Quellwasserleitung aus dem Meerbachtal verweisen. Diese war nämlich 1891 von der Firma Scheven in Bochum angelegt worden und in ihrer Ergiebigkeit in relativ kurzer Zeit von 300 auf 100 Kubikmeter täglich zurückgegangen. Da immerhin 3800 Menschen von dieser Wasserleitung abhängig waren und der Wasserbedarf auf einfache Weise nicht gedeckt werden konnte, entschlossen sich die Verantwortlichen in der Gemeinde zur Flucht nach vorne, indem sie das Grundwasserwerk anlegen ließen.272

 

Schnell sollte sich jedoch die unzureichende Dimensionierung des Wasserwerks herausstellen. War es 1898 nur ein Erweiterungsbau für eine Personalwohnung – sie wurde übrigens nach Plänen des Koblenzer Architekten Otto Nebel hergestellt – nahm man Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten kleineren technischen Änderungen vor. Als dann noch der Anschluss der kleineren Nachbargemeinden zur Debatte stand, war die Kapazität des Werkes schnell erschöpft. Dieses befand sich nämlich unmittelbar neben dem Schlachthof, eine Erweiterung musste also ausgeschlossen werden. Aber immerhin: Gesundheitliche Bedenken bestanden nicht. Zum einen wurde das Grundwasser in einer Entfernung, von 100 Metern vom Rhein entnommen, zum anderen war der Brunnen in den Felsen abgeteuft. Außerdem ergaben die chemischen Untersuchungen durch den örtlichen Apotheker und die Behörden keine Beanstandungen. Aber trotzdem: Die 350 Kubikmeter Wasser, die täglich aus Grund- und Quellwasserleitung gefördert wurden, sollten auf Dauer nicht ausreichen.273

 

Im April 1907 legte der Ingenieur Heinrich Scheven seinen Erweiterungsplan vor.274 Für die Gewinnung zusätzlichen Trinkwassers eigneten sich seines Erachtens nur die Quellen im Wüstenbachtal, und zwar die Quelle am „Kreuzbauer Bur“ (185 Meter über Normalnull), die so genannten „Sieben Quellen“ (143,5 Meter über NN) und die bereits gefasste Quelle an der Schnatzenmühle (131,5 Meter über NN). Die schon bestehenden Hochbehälter in Vallendar (80 Meter über NN), Mallendar (80 Meter über NN) und in Weitersburg (185 Meter über NN) reichten nach Einschätzung des Ingenieurs völlig aus. Demnach war es nur erforderlich, das Wasser der neu gefassten Quelle in „geschlossenen Gussrohrleitungen“ bis zur Quelle an der Schnatzenmühle abzuleiten und hier an die bestehende, nach dem Hochbehälter Vallendar führende Rohrleitung anzuschließen. Da die Wassermenge (465 Kubikmeter in 24 Stunden) den Höchstbedarf von etwa 5.800 Menschen deckte und die Verwaltung die damalige Vallendarer Bevölkerungszahl auf lediglich „4900 Seelen“ schätzte, schienen die Kapazitäten für die nächsten Jahre auszureichen, sodass die Pumpstation nicht mehr betrieben werden musste. Auch in Mallendar und Weitersburg erlaubten die neu zu erschließenden Quellen die Deckung des täglichen Trinkwasserbedarfs. Allerdings musste im letztgenannten Ort der Hochbehälter auf eine Höhe von 203 Metern über Normalnull verlegt werden, um das für die Versorgung des Dorfes nötige Gefälle künstlich zu erzeugen.275

 

Scheven lieferte zusammen mit seinem Erläuterungsbericht auch einen Bericht über den Zustand der neuen Quellen. Demnach traten diese aus Klüften des devonischen Schiefers aus. Das Wasser aus dem „Kreuzbauer-Bur“ war schon vor Erstellung des Gutachtens chemisch untersucht worden. Ergebnis: eine hervorragende Wasserqualität. Etwas anders sah es im Falle der „Sieben Quellen“ aus. Hier fehlte eine bakteriologische Untersuchung, weil die erforderlichen Aufräumarbeiten noch vorgenommen werden mussten. Der mündlichen Überlieferung zufolge war der „Kreuzbauer Bur“ ursprünglich als geschlossene Quelle zutage getreten, floss aber nun in zwei Armen. Vor dem ergiebigeren Quellenarm sollte eine Quellenstube gebaut werden. Für den schwächeren Arm sah Scheven die Anlage einer Sickerleitung aus Tonrohren vor. Das in die Schlitze dieser Rohre sickernde Quellwasser sollte ebenfalls in das örtliche Leitungsnetz eingespeist werden.276

 

Obwohl Scheven seine Planungen weit vorangetrieben hatte, sahen die Verantwortlichen in Verwaltung und Rat zunächst von einer Realisierung des Projektes ab. Dennoch war die Sache nicht vom Tisch. Im Herbst 1912 mussten die Stadtverordneten über verschiedene Quellnutzungskonzepte beraten, weil sich die Güte des Wassers aus den damals genutzten Meerbachquellen als alles andere als unbedenklich erwies und die Schließung durch die Gesundheitspolizei drohte. Zudem waren die Maschinen der bestehenden Pumpstation wenig leistungsfähig und drohten jederzeit auszufallen. Zur Diskussion stand erneut die Erschließung der Quellen im Wüstenbachtal – sie konnten durch die Quellen des schmalen Grabens und des „Kreuzbauer Bur“ verstärkt werden –, die Quellen „aufm Pedel“, die Fehrbachquelle sowie das Wasser aus Borndell und Katzenloch in der Nähe der Schnatzenmühle.

 

Als Gutachter wurde Friedrich Wilhelm Langenbach gehört, ein Unternehmer für Wasserversorgungsanlagen aus Ehrenbreitstein. Dieser empfahl eine Nutzung der an der Schnatzenmühle gelegenen Quellen. Diese waren nach seiner Ansicht ausreichend ergiebig. Zudem hatten die Mühleneigentümer und seine Frau die Quellen erneut zum Kauf angeboten.277 Langenbach nahm schließlich im Gebiet „Borndell-Katzenloch“ Projektierungsarbeiten vor. Zur Nutzung der Quellen für die Vallendarer Wasserversorgung kam es jedoch nicht, weil sich die Stadtverordneten nicht über ein gemeinsames Vorgehen einigen konnten. Der Spezialist für Trinkwassererschließung hatte somit das Nachsehen. Er lief bis zu seinem Tode im Jahre 1920 den von ihm in Rechnung gestellten Beträgen hinterher, ohne von der Gemeinde einen Pfennig erhalten zu haben.278 Aus den Akten der späten 1920er- und frühen 1930er-Jahre erfahren wir, warum sich die Stadt bei der Umsetzung von Erweiterungen schwertat. Die Gemeinde war verschuldet, sodass niemand Kosten für weitere Quellfassungen und neue Pumpanlagenverantworten wollte. Zudem war 1905 mit Mallendar ein nicht gerade finanzstarker Ort eingemeindet worden. Die Initiative zur Eingemeindung ging von der kleinen Gemeinde aus, weil sie die großen versorgungstechnischen Aufgaben der Zukunft nicht alleine bewältigen konnte. Noch in den Akten des Oberpräsidiums von 1929 wird das Dorf als sehr arm bezeichnet. Aber immerhin hatte man zu dieser Zeit die Hälfte des Ortes an das Vallendarer Versorgungsnetz angeschlossen. Die übrigen Bewohner mussten sich jedoch noch mit qualitativ schlechtem Brunnenwasser begnügen. Deshalb sollte auch noch der Rest des Ortes an die Vallendarer Wasserleitung angeschlossen werden.279 Dieser Plan wurde 1930 in die Tat umgesetzt. Die Maßnahme kostete insgesamt 12.667 Reichsmark. Der Staat gewährte eine Beihilfe in Höhe von nur 2000 Reichsmark.280

 

Lange Zeit schien die Lage in Weitersburg noch schlechter. In dem verschuldeten Dorf lebten überwiegend Kleinbauern und Arbeiter, von denen viele erwerbslos waren. Die Wasserversorgung erfolgte dort über Hausbrunnen und durch einen Weiher. Wasser für die Brandbekämpfung fehlte meist völlig.281 Das Wasser der Brunnen erwies sich zudem als gesundheitsschädlich: Es hatte einen zu hohen Chlorgehalt. Da sich in unmittelbarer Nähe des Dorfes keine geeigneten Quellen befanden, empfahlen die übergeordneten Behörden bereits im Jahre 1906, den Ort einfach an die Vallendarer Wasserleitung anzuschließen. Es sollte allerdings noch fast 25 Jahre dauern, bis wirklich etwas geschah. Erst 1930 und 1931 stellten Staat und Provinz Zuschüsse in Höhe von insgesamt 8.000 Mark bereit, sodass die Realisierung des Vorhabens beginnen konnte.282 Erst 1934 wurde die Maßnahme abgeschlossen. Die Kosten für die Gemeinde lagen bei 94.000 Reichsmark, abzüglich 15.000 Reichsmark Westhilfe und 10.200 Reichsmark für die Hausanschlüsse.283 Fazit: Die Vallendarer Wasserversorgung war in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts relativ leistungsfähig. Da man jedoch immer ins Auge gefasst hatte, die Nachbargemeinden ebenfalls zu berücksichtigen, empfahlen die Behörden, die zentrale Wasserversorgung noch weiter auszubauen, auch wenn das zunächst noch funktionsfähige Pumpwerk die Sicherstellung des Trinkwasserbedarfs garantierte. Immerhin gab es 1912 schon 6659 Meter Leitungsrohre, dazu 26 Schieber und 53 Hydranten. 396 Anschlüsse waren damals bereits vorhanden.284 Trotzdem waren  auch in Vallendar die Verhältnisse alles andere als ideal. Bereits im November 1912 nannte die örtliche Presse Zahlen, die belegen, dass die lokale Wasserversorgung an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen war. Die Pumpstation lieferte täglich nur zwischen 80 und 100 Kubikmeter, die alte „Meerbachquelle“ nur 100 bis 120 Kubikmeter Wasser. Außerdem waren die jährlichen Betriebskosten mit bis zu 6000 Mark äußerst hoch.285 Dennoch ließ die Stadt die bereits oben erwähnte Erschließung der Quellen an der Schnatzenmühle nicht ausführen, obwohl sich die Mitarbeiter der geologischen Landesanstalt nach einer Ortsbegehung dafür ausgesprochen hatten, die bestehende Anlage zu schließen und stattdessen alle anderen Möglichkeiten zur Sicherstellung der Quellwasserversorgung zu prüfen.286 Ein Gutachten von 1920 zeigt jedoch, dass die Quellen an der Schnatzenmühle erschlossen worden sind. Darüber hinaus war die Pumpstation am Schlachthof noch in Betrieb.287

 

Auch mit der Abführung des Schmutzwassers sah es nicht gut aus. Lange sah sich die Stadt Vallendar, schon allein aus finanziellen Gründen, außerstande, eine Kanalisation zu bauen. Das änderte sich erst im April 1936, als die Gemeinde endlich die erforderlichen Schritte unternehmen wollte. Zuvor hatte man sich lediglich mit der Einfassung der durch das Stadtgebiet fließenden Bachläufe befasst.288

 

7.2 Die Verhältnisse in Urbar

 

Die Wasserversorgung von Urbar erfolgte ursprünglich durch mehrere Haus- und Gemeindebrunnen, die ihr Wasser zu einem Teil aus zwei mit einer Handpumpe versehenen Sammelbehältern, zum anderen Teil über eine Leitung aus einer im Tongrubengebiet entspringenden Quelle beim Holdenberger Hof erhielten. Da die meisten Brunnen wegen der nahe gelegenen Dunggruben verunreinigt waren, in der trockenen Jahreszeit oft ausfielen und die Brunnenwasserleitung die erforderlichen Mengen nicht liefern konnte, musste der Gemeinderat zur Tat schreiten.289 Seine Mitglieder beschlossen im Mai 1908, die im Eigentum der Witwe von Josef Doetsch befindlichen beiden Quellen zum Preis von 12.000 Mark anzukaufen.290 Zuvor hatte der Gemeindebaumeister Scheer sein Konzept für die Realisierung vorgestellt, das auch verwirklicht werden sollte. Da das Dorf kaum in der Lage war, die Verwirklichung des Projektes zu finanzieren, hoffte man auf einen Zuschuss der Rheinprovinz in Höhe von einem Drittel der Gesamtkosten. Der Großteil des Betrages sollte über zinsvergünstigte Kredite der Versicherungsanstalt Rheinprovinz oder der Landesbank bezahlt werden.291

 

Die Entscheidung zum Bau der Quellwasserleitung kam aufgrund eines Gutachtens des Johannes Sponagel zustande. Demnach lagen die Quellen in unmittelbarer Nähe der „Doet’schen Mühle“ auf der nördlichen Seite des Mallendarer Bachtales. Diese traten an einem Abhang aus den Fugen freiliegender Schieferschichten und bildeten einen natürlichen Abfluss. Zudem empfahl der Gutachter, im eineinhalb Kilometer oberhalb der Mühle gelegenen Niederschlagsgebiet zwischen Hümmerich und dem Eisenköppel Bug (in Richtung Simmern-Neuhäusel) einen Brunnen anzulegen und diesen an die geplante Wasserleitung anzuschließen. Auch erinnerte Sponagel an die Möglichkeit, ebenso Mallendar zu versorgen.292 Letztgenannte Empfehlung wurde aber nicht umgesetzt, obwohl der Gemeinderat am 21. Juli 1908 hinsichtlich der Mitversorgung von Mallendar positiv entschieden hatte, was angesichts eines Reiseberichtes des Regierungspräsidenten vom Mai 1908 etwas überrascht. Darin hieß es nämlich: „[...] Die Gemeinde wird an die Ausführung ohne Rücksicht auf die Gemeinde Vallendar heranzugehen haben, wozu sie auch gewillt ist. Es sind zunächst die hochgelegenen Quellen bei der Dötschmühle in Aussicht zu nehmen, da diese für den Bedarf der Gemeinde anscheinend genügend Wasser liefern und wie dasselbe von dort mit natürlichem Gefälle dem Orte zugeführt werden kann. [...]“293

 

Die Quelle wurde schon seit August 1904 beobachtet. Das ganze Jahr hindurch lieferte sie eine gleich bleibende Wassermenge in einer Größenordnung von 80 Kubikmetern in 24 Stunden. Das war für die Deckung des Bedarfs in Urbar bestens geeignet. Die Gemeinde benötigte damals nur 70 Kubikmeter täglich, wobei in den Sommermonaten natürlich Schwankungen möglich waren. Ein Gutachten Sponagels bestätigte die Eignung der Quelle, sodass die Verwaltung deshalb empfahl, umgehend mit den Bauarbeiten zu beginnen.294 Doch daraus wurde zunächst nichts. Im Protokoll des Gemeinderates vom 27. Juli 1908 heißt es demzufolge: „[...] Da über den Antrag auf Bewilligung einer Beihülfe zum Bau einer Wasserleitung bis jetzt eine Entscheidung nicht ergangen ist, andererseits der Wassermangel im Ort so groß ist, daß die Wasserleitung in diesem Jahr wenn irgendwie möglich ausgeführt werden muß, bittet der Gemeinderat, dahin zu wirken, daß mit dem Bau der Leitung auch schon vor der Entscheidung über den Beihülfsantrag begonnen werden kann, ohne das hierdurch der Antrag aussichtslos wird. Zugleich beschließt der Gemeinderat die Aufgrabung der Hauptquelle bei der Doet’schen Mühle behufs endgültiger Fassung derselben fortzusetzen und zu beendigen. [...]“295

Der Gemeinderat konnte sich bemühen, wie er wollte, der Verwaltungsweg musste strikt eingehalten werden. Die vorgesetzten Behörden durften erst über die Gewährung von Beihilfen entscheiden, wenn das Projekt und vorgesehene Materialien von der Königlichen Versuchs- und Materialprüfanstalt untersucht worden waren. Außerdem musste die Westfondskonferenz eine Entscheidung fällen. Diese langwierige Prozedur verzögerte auch die Bewilligung eines zinsgünstigen Darlehens.296 Die Gemeindeväter sahen sich zum schnellen Handeln genötigt und nahmen im Frühjahr 1909 bei der Sparkasse Ehrenbreitstein einen Kredit in Höhe von 4000 Mark auf, der binnen Jahresfrist zurückbezahlt werden musste.297 Endlich konnte es vorangehen, zumal die Westfondkonferenz am 3. April 1909 eine Beihilfe von 7000 Mark genehmigt hatte.298 Auch die anderen Geldquellen flossen. Durch die Entscheidung des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten vom 5. Mai 1909 und den Beschluss des Provinzialausschusses der Rheinprovinz war der Gemeinde aus dem Fonds zur Förderung der Land- und Forstwirtschaft ein Zuschuss in Höhe von 13.000 Mark bewilligt worden. Die Zahlung sollte allerdings erst nach Ausführung des Projektes erfolgen.299

 

Am 29. Juli 1909 gab der Urbarer Gemeinderat grünes Licht für die Durchführung der Schürfungs- und Quellfassungsarbeiten unter der Aufsicht des Gemeindebaumeisters Scheer. Wermutstropfen für die Hauseigentümer: Der Rat erklärte sich ebenfalls mit einer Polizeiverordnung über den Zwangsanschluss von Gebäuden einverstanden. Außerdem sollte die alte Quelle am Burgfelsenweg – sie wurde über ein notdürftig hergestelltes Rohrnetz bereits für die Wasserversorgung des Ortes genutzt – in den neuen Hochbehälter geleitet und Wasserzähler sollten installiert werden.300 Im Herbst 1909 war das Werk schließlich vollendet. Kosten: 58.000 Mark. Immendorf, das ebenfalls an die neu erschlossenen Quellen angeschlossen wurde, musste – einschließlich der Zuschüsse – 36.000 Mark aufbringen.301 Die Baumeister hatten gut gewirtschaftet. Denn die Mittel reichten auch für die Ausführung der Hausanschlüsse aus, was ursprünglich auf Kosten der Anlieger geschehen sollte.302 Schnell sollte sich jedoch zeigen, dass die Kapazitäten der Quellen überschätzt worden waren. Bereits nach zwei Jahren herrschte in Urbar akuter Wassermangel. Die Not war auf die extrem trockenen Sommer der Jahre 1911 und 1912 zurückzuführen. Der Gemeinderat hatte sich deshalb dafür entschieden, auch noch die Quellen auf der „Doet’schen Wiese“ zu erwerben.303

Eine Erschließung der Neuerwerbung schien jedoch zunächst nicht notwendig, da die Kapazität der anderen Quellen wieder zugenommen hatte und außerdem die Nachbargemeinde Simmern (Westerwald) den Überlauf ihrer Wasserleitung gegen eine einmalige Entschädigung von 15.000 Mark abgeben wollte.304 Angesichts der Tatsache, dass ein Auffinden weiterer ergiebiger Quellen nicht zu erwarten war, empfahl die Berliner Königliche Geologische Landesanstalt, „[...] eine Grundwasserfassung im oberen Lauf des Mallendarer Tales ins Auge“ zu fassen. Geeignet erschienen hierzu das Gebiet der Mündung des Mosbaches in der Gemarkung Simmern (WW) in den Mallendarer Bach oder das Gebiet in der Nähe der Immendorfer Mühle. […]305

 

Die Urbarer nahmen jedoch am Ende keine der beiden sich bietenden Alternativen an. Sie entschlossen sich zur Erschließung einer der im Sommer erworbenen Quellen – diese lagen ebenfalls in der Nähe des Mallendarer Baches –, obwohl das Königliche Medizinaluntersuchungsamt zunächst Beeinträchtigungen der Wasserqualität festgestellt hatte.306 Diese Verunreinigungen scheinen jedoch nur von vorübergehender Natur gewesen zu sein, sodass man  sich zum Bau eines kleinen Behälters und zur Anschaffung einer Benzinmotorpumpe entschloss.307

7.3 Wasserversorgung in Arenberg

Zwar wird in den alten Akten ihre Lage nicht näher bezeichnet, doch ist davon auszugehen, dass die im Bereich des erst 1970 nach Koblenz eingemeindeten Dorfes Arenberg gelegenen Quellen bereits in kurfürstlicher Zeit für die Wasserversorgung der Residenzstadt Ehrenbreitstein eine gewisse Rolle spielten. Es wird sich dabei wohl um die „Riddelsbornquelle“ gehandelt haben, die bereits im 17. Jahrhundert erstmals im Schrifttum genannt wurde.

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entschlossen sich die Arenberger zum Bau einer eigenen Wasserleitung. Die für die Versorgung des kleinen Dorfes vorgesehenen Quellen entsprangen – wie es in einer schriftlichen Übereinkunft heißt – im „Distrikt 4 Deutschordenshecke“. Sie befanden sich aber nicht im Gemeindeeigentum, sondern gehörtem dem Forstfiskus. Für die Verpachtungsverhandlungen war damals noch die Bezirksregierung in Wiesbaden zuständig, was an die hessische Vergangenheit der rechten Rheinseite erinnert. Der Vertrag wurde am 24. August geschlossen und galt – rückwirkend zum l. April 1895 – für einen Zeitraum von 50 Jahren.308

Auch für die Wasserversorgung der Festung Ehrenbreitstein besaß das Arenberger Wasser eine große Bedeutung. 1909 hatte nämlich das Militärbauamt Koblenz I mit der Gemeinde einen Vertrag über die Zuführung des erforderlichen Trinkwassers ausgehandelt.309 Darin verpflichtete sich das Dorf, das aus den Quellen „in der Meerkatz“ entnommene Wasser dem oberhalb von Arenberg gelegenen Hochbehälter zuzuführen, von wo es in die Festung weitergeleitet wurde. Die täglich zu liefernde Wassermenge betrug 50 Kubikmeter. Der Preis wurde auf zehn Pfennig pro Kubikmeter festgesetzt. Diese Abmachungen überdauerten sogar den Zweiten Weltkrieg. Dann schlossen das Land Rheinland-Pfalz und die Gemeinde einen neuen Vertrag, der die alten Vereinbarungen ablöste.310 Ebenfalls eng verbunden mit den Arenberger Quellen ist die Wasserversorgungsgeschichte der unmittelbar benachbarten Gemeinde Immendorf. Zur Nutzung der damals noch ausreichenden Trinkwasservorkommen des Nachbardorfes hatten sich die Verantwortlichen im Frühjahr 1905 zum Bau einer neuen Wasserleitung durchgerungen. Im Oktober 1907 kam es zwischen beiden Gemeinden zur vertraglichen Einigung.311 Wegen der begrenzten finanziellen Möglichkeiten schlossen sie jedoch die gleichzeitige Errichtung einer Kanalisation von vornherein aus.312

 

Um 1900 schienen die Arenberger Quellen noch so ergiebig zu sein, dass man ohne größere Bedenken weitere Anschlüsse genehmigte. Die Gemeinde erwartete dadurch zusätzliche Einnahmen. So wurde das Dominikanerinnenkloster an den Rohrstrang angeschlossen.313 Schon 1900 hatte die Blei- und Zinkgrube Mühlenbach314 im Mühlental die Genehmigung erhalten, ein von der Gemeinde nicht genutztes Quellbassin, gelegen auf dem sogenannten „Kissel“, für ihre Zwecke zu nutzen.315

 

Probleme bereitete dagegen die Wasserversorgung der an der Straße nach Arenberg gelegenen Gemeinde Niederberg. Aus diesem Grunde machte der Meliorats-Baubeamte der preußischen Rheinprovinz den Vorschlag, die geplante Wasserleitung für den Ort mit der für Arenberg und Immendorf zu verbinden. Der Beamte hatte in einem Gutachten erklärt, dass eine in Arenberg bereits gefasste Quelle auch den Bedarf in Niederberg decken könnte.316 Diese Idee wurde jedoch nicht verwirklicht. Stattdessen kam es später zum Bau der Gemeindewasserleitung von Arzheim nach Niederberg (siehe unten). Trotz dieser letztendlich einigermaßen zufriedenstellenden Lösung bestand in der im Bereich der Straße nach Ehrenbreitstein gelegenen neuen Siedlung Wassernot. Einige Siedler hatten sogar einen Brunnen gegraben. Dieser war jedoch wegen der unhaltbaren hygienischen Zustände ein Dorn im Auge der Behörden. Um die Sache zu bereinigen, schlug das Wasserwirtschaftsamt der Bezirksregierung vor, die neue Siedlung entweder an die Gemeindewasserleitung Arzheim-Niederberg oder aber an die Trinkwasserversorgung der Stadt Ehrenbreitstein anzuschließen. Letztere Möglichkeit schien umso empfehlenswerter, weil die Siedlung für das Versorgungssystem in der früheren Residenzstadt keine Belastung darstellte und ein Druckverlust ausgeschlossen werden konnte.317

 

 

7.4 Wasserprobleme in Arzheim

 

Arzheim wurde ursprünglich von den „Wintersborner Quellen“ im Wald oberhalb der Gemeinde mit Trinkwasser versorgt. Die erste Wasserleitung des Dorfes wurde bereits 1909 nach dem Plan des Ehrenbreitsteiner Gemeindebaumeisters erweitert.318 Die Arzheimer Quellen lieferten eine Wassermenge von 500 Kubikmetern pro Tag, also wesentlich mehr, als der Ort zur Deckung des eigenen Bedarfs benötigte. Zur Speicherung des Trinkwassers diente ein Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 180 Kubikmetern. Er war am Hang des Steinerkopfes unterhalb des Forsthauses gelegen.

 

Im Herbst 1942 gingen die Quellen zunächst stark zurück, um dann ein Jahr später völlig zu versiegen. Die Schuld an dieser für die Gemeinde katastrophalen Lage trug die im Mühlental zwischen Arzheim und Arenberg gelegene Grube Mühlenbach. Die Betreiber hatten zum besseren Abtransport der in der Grube gewonnenen Erze in 110 Meter Tiefe einen Stollen gegraben, der in Nievern an der Lahn enden sollte. Oberhalb dieses Ortes befanden sich die Aufbereitungswerke der Grubengesellschaft. In diesem Stollen zeigte sich nach einiger Zeit ein immer stärkerer Wassereinbruch, der nachher so immens wurde, dass die Stollenarbeiten am Arzheimer Ende eingestellt und der Durchbruch von der Lahn her vorgenommen werden musste. Menge des Wassers: 2000 Kubikmeter täglich. Den Arzheimern war also im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgegraben worden.319

 

Das Ausbleiben des Wassers hatte für den kleinen Ort verheerende Folgen. Immerhin lieferten die Quellen für die Bewohner jährlich eine Wassermenge von 16.000 Kubikmetern, was schon allein dem Dorf Einnahmen in Höhe von 4.800 Reichsmark bescherte. Zusätzlich „exportierte“ die Gemeinde das kostbare Nass nach Koblenz. Geschäftsgrundlage war ein am 16. Juli 1938 zwischen beiden Kommunen auf 30 Jahre geschlossener Vertrag. Darin bestätigte die Stadt eine Mindestabnahme von jährlich 60.000 Kubikmetern zum Preis von 13 Pfennig pro Kubikmeter. Das von Arzheim bezogene Wasser wurde zur teilweisen Versorgung der ehemals selbstständigen Orte Ehrenbreitstein, Pfaffendorf, Niederberg und Neudorf verwendet, die 1937 eingemeindet worden waren. Die Übereinkunft hatte für die Gemeinde viele Vorteile, denn sie musste sich nicht verpflichten, den Bau neuer Leitungen mitzufinanzieren. Außerdem waren im Falle von Quellschürfungen weitere Zahlungen seitens der Stadt Koblenz zu erwarten. Auch musste die Stadt die Kosten für Reparaturen der nach Koblenz führenden Leitungen tragen.320 Mit dem Zurückgehen der Quellen ab Mai 1943 änderte sich die Situation grundlegend. Arzheim sah sich gezwungen, die Wasserabgabe nach Koblenz einzuschränken. Kommune und die Energieversorgung Mittelrhein (EVM) als Betriebsführerin der Wasserversorgung bestanden auf Einhaltung bestehender Vereinbarungen, weil die Wasserversorgung von Niederberg und des unterhalb der Festung Ehrenbreitstein gelegenen Neudorf auf dem Spiel stand – beide neuen Stadtteile hatten damals noch keine Verbindung zum Koblenzer Wasserversorgungsnetz. Das Problem sollte vorübergehend wie folgt gelöst werden: Die Gemeinde Arzheim sollte an die Stadt so viel Wasser liefern, dass die Wasserversorgung von Niederberg und Neudorf gewährleistet war. Umgekehrt konnte aus anderen Koblenzer Stadtteilen problemlos Zuschusswasser nach Arzheim geführt werden. Zudem bestand die Möglichkeit, Ehrenbreitstein über die Arenberger Leitung zu versorgen.321 Diese Regelung sollte nicht lange Bestand haben. Schon Ende September 1943 war die Wasserversorgung einiger rechtsrheinischer Gemeinden völlig zusammengebrochen,322 sodass der gesamte Bedarf – auch der von Arzheim – über das Koblenzer Versorgungssystem sichergestellt werden musste. Bis Ende Oktober wurden die Behelfsmaßnahmen fertiggestellt.323 Der Ausfall der mit dem Trinkwasser verbundenen Einnahmen bedeutete für Arzheim eine finanzielle Katastrophe: war die kleine Gemeinde doch nicht mehr in der Lage, ihren laufenden Haushaltsplan zum Ausgleich zu bringen. Vor diesem Hintergrund mussten die Gemeindesteuern erheblich erhöht werden, zumal eine Entschädigung seitens der Grubenbetreiber nicht in Aussicht stand. Folglich musste die Stadt Koblenz einspringen. Zu diesem Zweck hatte die Kommune im Blindtal unterhalb des Friedhofes eine behelfsmäßige Pumpstation – sie wurde Anfang der 1950er-Jahre neu gebaut – errichtet, die das Wasser aus dem Koblenzer Leitungsnetz (vom Hochbehälter Kratzkopf kommend) in das Dorf hinaufpumpte. Die Pumpe im Blindtal förderte zehn Kubikmeter stündlich, wobei zu berücksichtigen war, dass Teile von Ehrenbreitstein und Pfaffendorf mitversorgt werden mussten. Fazit: Eine wirksame Brandbekämpfung war nicht möglich, zumal die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls der elektrischen Pumpe im Falle eines Bombenangriffs ständig stieg. Deshalb wurde das aus der Grube Mühlenbach anfallende Wasser ebenfalls den Problembereichen zugeführt.324 Dennoch war die Versorgungssituation nach Ausfall der Arzheimer Quellen kritisch. Nach dem Luftangriff vom 19. Juli 1944 brach die Zuführung vorübergehend zusammen, sodass das Dorf über Arenberg notdürftig mitversorgt werden musste.325

7.5 Horchheim und Pfaffendorf

Eine Aufstellung vom Frühjahr 1907 nennt für beide Orte Quellwasserleitungen.326 In Pfaffendorf wurde das Rohrnetz aus der „Bienhornquelle“ und der „Tunnelquelle“ an der Ravensteynstraße gespeist, in Horchheim von den Quellen „Weitenborn“ und „Bauerswiese“. Wegen der schlechten Ergiebigkeit musste die Stadt Koblenz fast immer über eine Leitung auf der Horchheimer Eisenbahnbrücke zusätzliches Wasser liefern. Auch Ehrenbreitstein erhielt auf diese Weise einen Teil seines Wassers. Für die tief liegenden Teile von Horchheim und Pfaffendorf wurde das Wasser unmittelbar den Ortsleitungen zugeführt, während das für die höher gelegenen Bereiche von Pfaffendorf und Ehrenbreitstein bestimmte Wasser über das Zwischenpumpwerk „Bächelstraße“ in Horchheim über die Kasernen in den Hochbehälter „Kratzkopf“ gedrückt wurde, von wo aus das Wasser in die beiden Orte gelangte.327

 

8. Die linksrheinischen Nachbarn

V

om urbanisierten Dorf bis hin zur traditionsreichen ländlichen Gemeinde: Diese Orte haben gemeinsam, dass sie sich erstaunlich lange gegen eine Eingemeindung nach Koblenz widersetzten. Der Preis war hoch: Die Gemeinden konnten zwar auf staatliche Zuschüsse hoffen, mussten aber den größten Teil der Ausgaben für die neuen Wasserversorgungssysteme selbst finanzieren. In den folgenden Abschnitten soll die unterschiedliche Entwicklung in den an den Koblenzer Stadtbezirk grenzenden linksrheinischen Gemeinden geschildert werden.

 

8.1 Von Kesselheim bis Kaltenengers

1929 zählte man in Kesselheim, St. Sebastian und Kaltenengers zusammen 4129 Einwohner, darüber hinaus 640 Stück Großvieh. Die Bevölkerung in den Dörfern setzte sich zum Großteil aus Landwirten, Gemüsegärtnern und Arbeitern zusammen. Landwirtschaft und Gemüsebau waren hoch entwickelt. Der Wasserleitungsbau wurde somit zur Lebensfrage für die von der allgemeinen Arbeitslosigkeit jener Zeit stark betroffenen Gemeinde. Durch die Extremhochwasser der 1920er-Jahre waren nämlich viele Brunnen verseucht worden.328 Um die geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserversorgung für alle Beteiligten finanziell tragbar zu machen, erhielt man im Herbst 1929 eine Beihilfe aus dem Westfonds in Höhe von 30.000 Reichsmark,329 also zu einem Zeitpunkt, als der Aufbau einer zentralen Wasserversorgung in den betroffenen Gemeinden weitgehend abgeschlossen war.330 Bereits früher hatten die Gemeinden Hilfen beantragt, denn immerhin lief das rund 285.000 Mark teure gemeinsame Versorgungsprojekt (eine andere Quelle nennt eine niedrigere Summe in Höhe von 225.700 Mark)331 in der Sparte „Notbaumaßnahme“. Darlehen stellte neben der staatlichen Erwerbslosenfürsorge vor allem die Kreissparkasse Koblenz-Land zur Verfügung. Die Verwirklichung der Pläne wurde 1926 in Angriff genommen, im Januar 1927 begann der Bau der Pumpstation Kaltenengers. Bis dahin war auch der Stadtteil Kesselheim, damals noch eigenständige Gemeinde, durch private Einzelbrunnen mit Handpumpen versorgt worden. 1926 begann auch in diesem Dorf die Verlegung des Rohrnetzes.332 Dabei wurde der Ort mit einer Wasserleitung an die Gemeinde St. Sebastian angeschlossen. Beide Dörfer wurden aus dem Brunnen des Wasserwerkes Kaltenengers versorgt. Die Wasserversorgung von Kesselheim wurde im Krieg bei Beschädigungen des Versorgungsnetzes durch die privaten Brunnen aufrechtgehalten. Die Transportleitung zwischen den Gemeinden St. Sebastian und Kesselheim diente bis 1976 als einzige Versorgungszuleitung zum Verteilungsnetz Kesselheim.333

 

8.2 Kapellen-Stolzenfels

Kapellen-Stolzenfels war eine arme, auf den Fremdenverkehr angewiesene Gemeinde mit gänzlich unzureichender Wasserversorgung. Die Verwaltung empfahl daher aus gesundheitlichen, vor allem aber aus wirtschaftlichen Gründen den Ausbau der Trinkwasserversorgung.334 Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts dachte man daher über den Bau einer Wasserleitung nach. Da die Gemeinde jedoch keine eigene Quelle hatte, kam für sie nur die Erschließung des ganz in der Nähe gelegenen Gründgesbaches im Koblenzer Stadtwald infrage. Bereits im Februar 1901 erteilte die Stadtverwaltung Koblenz die Genehmigung, in dem ins Auge gefassten Distrikt die notwendigen Vorarbeiten durchführen zu lassen. Doch dabei blieb es. Lange wurde diskutiert und geplant. Greifbare Ergebnisse gab es nicht.335 Gut zehn Jahre später kam wieder Bewegung in die Sache. Allerdings war von einem Anschluss der Gemeinde an den Gründgesbach dieses Mal nicht die Rede. Im April 1912 stellte der Bürgermeister von Koblenz-Land nüchtern fest: „[...] die Gemeinde Capellen [...] hatte seither eine völlig unzureichende Wasserversorgung, da die drei vorhandenen Gemeindebrunnen nicht dauernd die hinreichenden Wassermengen für den täglichen Bedarf, noch viel weniger im Brandfalle genügendes Löschwasser lieferten. Teilweise war das Wasser auch so verunreinigt, daß es von den Einwohnern nicht verwendet werden konnte. [...]“336 Eine Lösung des Problems lag scheinbar auf der Hand, denn die Nachbargemeinde Rhens hatte zwei Jahre zuvor eine zentrale Wasserversorgung eingerichtet, deren Überschüsse ohne Weiteres an den Ort Kapellen abgegeben werden konnten. Die Gesamtkosten der Weiterführung der Wasserleitung nach Kapellen hätten 8.000 Mark betragen, die acht Unterflurhydranten für Feuerlöschzwecke eingeschlossen.337 Später entschloss man sich, die sich bietende Möglichkeit in die Praxis umzusetzen. Mitte März 1913 machte der Gemeinderat Nägel mit Köpfen und beschloss, die erforderlichen Zuleitungen herzustellen und verabschiedete eine Gebührenordnung. Hauseigentümern, die sich dieser Entscheidung nicht fügen wollten, drohte, das sie die Kosten für den Anschluss an die Hauptrohrleitungen selbst tragen mussten.338

Trotz der Wasserknappheit wehrten sich die Bürger gegen den Plan der Gemeinde, die Häuser des Ortes an die Rhenser Wasserleitung anschließen zu lassen. Die Dorfbewohner wollten sich diese Zwangsmaßnahme natürlich nicht gefallen lassen und beschwerten sich beim Landrat über das Vorgehen des Gemeinderates und des Bürgermeisters Koblenz-Land. Sie bemängelten, dass der Anschluss an die Rhenser Wasserleitung erfolge, obwohl bereits Vorarbeiten zur Nutzung einer ortsnahen Quelle durchgeführt worden waren. Dieses Wasser wäre nach ihrer Ansicht besser und vor allem billiger als das aus dem Nachbarort gewesen.339 Die Beschwerde nutzte jedoch nichts. Am 9. Juni 1913 erteilte das Landesbauamt die Genehmigung für die Verlängerung der Rhenser Wasserleitung nach Kapellen – selbstverständlich auf Kosten der Gemeinde.340

Die unzufriedenen Hauseigentümer gaben jedoch nicht auf. Sie erreichten, dass eine Bürgerversammlung angesetzt wurde. Diese Zusammenkunft ist aus der „Coblenzer Volkszeitung“ überliefert. Der Artikel lautet: „Der Leiter der Versammlung, Bürgermeister Effelsberg, entwarf zunächst ein äußerst trauriges Bild der Wasserversorgung in hiesigem Orte durch die vier Ortsbrunnen. Eine Erlösung aus dieser Wassernot könne nur eine Wasserleitung bringen. Zu einer solchen besitze die Gemeinde Kapellen jedoch keine Quellen in ihrer Gemarkung, weshalb der hiesige Gemeinderat beschlossen habe, dem hiesigen Orte das Wasser aus der Rhenser Wasserleitung zuzuführen. Leider seien die Kapeller so undankbar und ständen dieser Wasserversorgung ablehnend gegenüber, indem sie an die bereits gelegte Rohrleitung keinen Anschluß nähmen. Er sei deswegen gezwungen, jetzt Zwangsmaßnahmen anzuwenden und zwar damit, daß sich später anschließende Hausbesitzer die Kosten des Anschlusses selbst bezahlen.“ Außerdem drohte der Bürgermeister mit Geldstrafen und der Schließung der öffentlichen Brunnen.341

In der gleichen Versammlung nannten die Hausbesitzer Gründe, warum sie gegen den Anschluss an die Rhenser Wasserleitung waren. Für sie war das Wasser für Kapellen unbrauchbar, da sich in Kapellen – dem Schlusspunkt der Rhenser Wasserleitung – in den Rohren zuviel Schlamm absetzte. Dadurch werde das Wasser trüb und zum Trinken und Kochen ungeeignet. Auch Hauseigentümer, die schon in den Genuss der neuen Anlage gekommen waren, weigerten sich aus diesen Gründen, die geforderten Abgaben zu entrichten. Andere wiederum hatten zwar einen Anschluss zu ihren Häusern herstellen, aber keine Hausleitungen legen lassen.342 Die widerspenstigen Bürger erinnerten daran, „daß auf Grund früherer Vorarbeiten zur Erschließung einer Quelle [Gründgesbach!] in unmittelbarer Nähe des Ortes Kapellen festgestellt worden sei, dass genügend gutes Wasser dort zu einer eigenen, sich billig stellenden Wasserleitung vorhanden sei und daß man erwarte, daß diese Leitung ausgeführt würde. Bei dieser eigenen Leitung würden vorgesehenen Wasserabgaben ausreichen zur Verzinsung und Amortisierung des Anlagekapitals, so daß der Ort später ein billiges Wasser hätte, was bei der Leitung aus Rhens nie eintreten würde.343

Bürgermeister Effelsberg versprach jedoch, das Wasser aus der bei Kapellen gelegenen Quelle zu einem späteren Zeitpunkt dem örtlichen Rohrnetz zuzuführen. Aber auch diese Aussicht stieß bei den Versammlungsteilnehmern auf wenig Gegenliebe. Sie nannten technische Gründe, die angeblich gegen die Realisierung dieses Vorhabens sprachen. Die Wasserzuleitung von Rhens erfolgte nämlich von Süden her, wogegen das Quellwasser aus nördlicher Richtung herbeigeschafft werden musste. Es reichte nach ihrer Meinung nicht aus, die Leitung am in Richtung Rhens gelegenen Ende einfach „dichtzumachen“, weil auf diese Weise das Problem der Verschlammung der Leitung nicht gelöst werden konnte.344 Doch alle Bürgerproteste halfen nichts. Wie geplant wurde Kapellen an die Rhenser Wasserleitung angeschlossen. Bereits im September 1913 war das Werk vollendet. Die schlechten Vorahnungen der Hauseigentümer erfüllten sich, denn es stellte sich im Laufe der Zeit heraus, dass die Verantwortlichen in der Gemeinde Kapellen einen schweren Fehler begangen hatten. In der kleinen Nachbarstadt versagte nämlich Anfang der 30er-Jahre das bestehende, eigentlich noch relativ neue Wasserversorgungssystem. Durch neue Quellen, Pumpanlagen und Verlegung neuer Rohre musste eine Erweiterung der bisherigen Wasserleitung vorgenommen werden, was praktisch einer Neuanlage gleichkam. Der Bau war vor allem deshalb dringend erforderlich, weil infolge der engen Bauweise und der Lagerung der Erntevorräte in den Wohnhäusern und Höfen ein erhöhter Feuerschutz erforderlich wurde.345

Angesichts der sich allmählich abzeichnenden problematischen Situation hatten sich die Verantwortlichen in Kapellen wieder auf den Gründgesbach zurückbesonnen. Von 1929 an nutzte die Gemeinde für ihre Trinkwasserversorgung endlich das Wasser dieses Baches, der im Koblenzer Stadtwald entspringt. Gleichzeitig hatte man die Wasserleitung ausgebaut.346 Darüber hinaus wurde Schloss Stolzenfels von einer eigenen Quelle und einem Hochbehälter mit einem Fassungsvermögen von 80 Kubikmetern versorgt.347 Die „neuen“ Anlagen erwiesen sich jedoch bald als zu klein. Deswegen entschloss sich die Gemeinde Anfang 1935 zur Anlage eines „Reserve-Wasserbassins“.348 Über die Nutzung des Gründgesbaches schlossen damals Stadt Koblenz und die Gemeinde 1929 einen Vertrag ab. Zur Nutzung dieses Bachwassers wurde eine Kiesfilteranlagc hergestellt, die ebenfalls auf städtischem Gelände lag. Diese Filteranlage reinigte das Wasser allerdings nur mechanisch. Diese Art der Wasseraufbereitung erwies sich als sehr unzureichend, insbesondere nach starken Regenfällen. Die zuständige Gesundheitsbehörde beanstandete deshalb noch vor dem Krieg, die Wasserversorgung immer wieder.349

 

8.3 Metternich

 

Das 1937 nach Koblenz eingemeindete Metternich hatte noch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges den Charakter eines Vororts, obwohl sich dort namhafte Industriegebiete angesiedelt hatten. Die Gemeinde betrieb sogar seit 1906 ein eigenes Gaswerk. Und so lebten in dem früheren Dorf zunehmend Arbeiter, was aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht bedeutete, dass die Landwirtschaft ihre Rolle einbüßte.350 Der wirtschaftliche Wandel, vor allem aber das Aufblühen der Ziegelindustrie Ende des 19. Jahrhunderts wirkte sich unmittelbar auf die Wasserversorgung der Bevölkerung aus. Die Situation war so angespannt, dass man sich bei der Genehmigung neuer Anschlüsse zurückhielt. Risiken anderer Art für die Wasserversorgung der Bevölkerung brachte die zunehmende Industrialisierung, besonders die Ziegelindustrie. Und so wurden in den Jahren 1900 und 1914 sowohl der Antrag der Gebrüder Rödig als auch das Vorhaben der Brüder Nikolaus und Peter Poetsch zur Errichtung weiterer Ziegeleien abgelehnt.351 In jene Zeit fällt auch der Beginn der wissenschaftlichen Messung der örtlichen Quellkapazitäten. Am 29. November 1913 präsentierte der Geheime Oberbergrat von Dassel schließlich ein Gutachten, das sich genau mit der Versorgungssituation in Metternich auseinandersetzte. Demnach bestanden auf dem Gebiet der Gemeinde sechs Quellen: Dazu gehörten auch Geisenborn- und Herrenweiherquelle, deren Trinkwasser damals komplett in das Koblenzer Netz eingespeist wurde. Dazu kamen die Pfingstquelle (Behälterquelle) und die sogenannte Neue Quelle. Diese Quellen sollten die Versorgung Metternichs sicherstellen. Allerdings wurde die Herrenweiherquelle später Zug um Zug aufgegeben wurde. Eine weitere Quelle befand sich in Privatbesitz von Max Weidtmann. Der pensionierte Regierungsbaumeister nutzte seit 1912 mit Genehmigung der Gemeinde eine in der Nähe seines Hauses entspringende Quelle. Weidtmann hatte sogar eine kleine Pumpstation errichten lassen, die von einer Windturbine angetrieben wurde.352

 

Ungachtet der knappen Ressourcen wurde in den Jahren von 1908 bis 1911 im Auftrag der Gemeinde eine neue Wasserleitung verlegt. Im Zuge dieser Arbeiten wurden alle Metternicher Haushalte an das Netz angeschlossen. Nach dem Ersten Weltkrieg sollten sich neue Engpässe zeigen, weil die Zahl der zu versorgenden Einwohner weiter zunahm. Dazu kam, dass die in der Metternicher Gemarkung stationierten Besatzungstruppen versorgt werden mussten. 1922 nahm die Gemeinde schließlich Verhandlungen mit der Stadt Koblenz auf. Das Ziel: Der Anschluss Metternichs an das Grundwasserwerk Oberwerth durch eine Druckwasserleitung. Eine Vereinbarung zwischen den beiden Kommunen kam aber nicht zustande.353 Da auch in Koblenz die Besatzungstruppen versorgt werden mussten, waren die Kapazitäten begrenzt.

 

Der letzte Versuch, in Metternich neue Quellen aufzufinden, fällt in das Jahr 1923. Die Bemühungen scheiterten. Und neue Verhandlungen mit der Stadt Koblenz standen nicht zur Debatte. Die logische Konsequenz war der Aufbau einer eigenen Versorgung mit Grundwasser, zumal die Ergiebigkeit der Metternicher Quellen immer weiter nachließ. Nach intensiven chemischen Untersuchungen354 entstand am Moselufer ein gemeindeeigenes Grundwasserwerk.

 

Die Gemeinde musste Investitionen in Höhe von 23.200 Reichsmark allein bewältigen. Mit Ausnahme einer Beihilfe der Provinzial-Feuerversicherungsanstalt in Höhe von 1000 Reichsmark waren keine Zuschüsse zu erwarten.355 Die Anlage wurde schließlich in unmittelbarer Nähe des Gaswerkes am Moselufer gebaut und bereits im September 1929 in Betrieb genommen. Um weiteren Versorgungsschwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, entschloss sich die Gemeindevertretung zur Aufstellung einer zweiten Pumpe. Diese nahm im Oktober 1930 die Arbeit auf. Die Investition lohnte sich, weil die Ergiebigkeit der Quellen inzwischen so weit nachgelassen hatte, dass fast der gesamte Wasserbedarf in Metternich durch das Pumpwerk gedeckt werden musste.356

 

Das vom Pumpwerk geförderte Wasser konnte entweder unmittelbar in die Wasserleitung abgegeben oder in den Hochbehälter „Auf der Hohl“ in der oberen Trierer Straße befördert werden. Das Vorhandensein einer ausreichenden Wassermenge in diesem Hochbehälter kontrollierte eine Meldeanlage im Pumpwerk automatisch. Dessen Pumpen wurden von zwei Deutzer Gasmotoren angetrieben.357 Die Technik war zur damaligen Zeit hochmodern und ein für die Gemeinde Metternich kaum erschwinglicher Luxus.

 

Wie schwer man sich mit der Unterhaltung der Pumpstation tat, zeigt ein Schreiben des Gemeindevorstandes von Metternich an die Bürgermeisterei Koblenz-Land vom Januar 1932. Darin heißt es: „[...] Die katastrophale Lage der Gemeinde Metternich ist hinreichend bekannt. Die Wohlfahrtsaufwendungen steigen von Tag zu Tag, die Steuereinnahmen verringern sich gleichzeitig mit der Steuerkraft der wenigen zahlungsfähigen Bürger immer mehr. Die Einnahmen des Wasserwerks sind zur Bestreitung der Betriebsausgaben kaum ausreichend, besonders da die Unterhaltungskosten für das schon alte, reparaturbedürftige Rohrnetz sehr hoch sind. [...]“358

 

Der Zweite Weltkrieg brachte natürlich auch Erschwernisse und Zerstörungen für den Stadtteil Metternich, das wegen seiner Nähe zur Koblenzer Innenstadt immer wieder der Gefahr ausgesetzt war, im größeren Umfange bombardiert zu werden. Auch wenn den Stadtteil nicht dasselbe schlimme Schicksal ereilte wie die Koblenzer Innenstadt, brach die Wasserversorgung streckenweise zusammen. Der Wiederaufbau gelang dennoch erstaunlich schnell. Allerdings sollte das Metternicher Wasserwerk keine Zukunft haben. Es galt als veraltet, zudem waren die Betriebskosten relativ hoch.

 

Das Hauptproblem war jedoch, dass die Pumpstation mitten in einem Mischgebiet mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Nutzungen stand. In unmittelbarer Nachbarschaft gab es eine Gerberei, zwei Metallgießereien und einen landwirtschaftlichen Betrieb. Dazu kamen ein Gastronomiebetrieb, eine Badeanstalt und das Bootshaus des Arbeiter-Sportvereins. Auch das Gaswerk war nicht weit entfernt. In der Nachbarschaft befand sich bis 1930 die Ringofenziegelei Peters.359 Schließlich machten die am Moselufer notwendigen Verkehrswege die Ausweisung von Wasserschutzgebieten unmöglich. Alles in allem waren das die Hauptargumente, die zur Schließung des Metternicher Wasserwerks und die Anbindung des neuen Stadtteils an das Koblenzer Wasserversorgungssytem führten. Etwas anders sah die Situation im Falle der Quellen aus. Die Geisenbornquelle und Reste der 1944 zerstörten ehemaligen kurfürstlichen Wasserleitung wurden bereits ab 1948 wiederhergerichtet. Bei der Erschließung des neuen Wohngebietes Eulenhorst speiste sie immer noch 360 Kubikmeter täglich in das Rohrnetz ein. Erst 1986 wurde sie wegen erhöhten Nitratgehalts umgeleitet, jedoch ebenso wie die Behälterquelle („Pfingstborn“) als Reserveleitung vorgehalten.360

 

 

8.4 Güls

 

Wie auch in anderen Dörfern versorgten sich die Einwohner in Güls lange Zeit mit Wasser aus Ziehbrunnen. Diese mittelalterlich anmutenden Zustände wurden mit der Errichtung von vier Gemeindepumpen schrittweise beseitigt. Nach und nach stellte man auch die Gülser Privatbrunnen auf Pumpbetrieb um. Genutzt wurde das Grundwasser, Beanstandungen hinsichtlich der Qualität gab es kaum. Auch die vor dem Hintergrund der Hamburger Choleraepidemie von 1892 durchgeführten Untersuchungen stellten diese Einschätzungen nicht infrage. Trotzdem scheint die Situation nicht so rosig gewesen zu sein, zumal es im Ort keine Kanalisation, sondern nur gepflasterte Rinnen in den Straßen zur Ableitung des Oberflächenwassers gab.361 Noch 1904 bemängelten Mitarbeiter des Oberpräsidiums die hohe Kindersterblichkeit. Auch ist von einem Typhusfall die Rede.362

Genauere Informationen über Sozialstruktur, Wirtschaft und Hygiene im Ort gibt eine Aufstellung des Koblenzer Oberpräsidiums vom November 1902. Darin heißt es: „[…] Die Einwohnerschaft besteht aus landwirtschaftlichen Tagelöhnern, Kleinbauern, kleinen Gewerbetreibenden und Handwerkern. Industrielle Anlagen sind nicht vorhanden, obgleich ansteckende Krankheiten seit 1898, in welchem Jahre zahlreiche Fälle von Scharlach und Diphtherie zu verzeichnen waren, seuchenartig nicht aufgetreten sind, kann der Zustand der Bevölkerung nicht als günstig bezeichnet werden. Die Zahl der Sterbefälle betrug im Durchschnitt 56 Erwachsene, die der Kinder unter 14 Jahren allein 36. Da die klimatischen Verhältnisse des Ortes im Allgemeinen nichts zu wünschen übrig lassen, kann der schlechte Gesundheitszustand in der Hauptursache nur auf die mangelhafte Versorgung des Ortes mit Trinkwasser zurückgeführt werden. Die Bewohner sind zur Deckung ihres Bedarfs an Trink- und Gebrauchswasser auf vorhandene Tiefbrunnen angewiesen und benutzen das in geringer Tiefe vorhandene Grundwasser. Es sind fünf öffentliche und 89 Privatbrunnen vorhanden, deren Wasser sowohl nach Güte als auch nach Menge den in gesundheitlicher Hinsicht zu stellenden Anforderungen nicht entspricht. Die Brunnen liegen meistens im Bereiche von Jauchegruben. Ihr Wasser ist nicht nur im Laufe der Zeit durchfließenden Tagewassers, sondern auch dem Zuflusse von Jauche ausgesetzt. In trockenen Zeiten herrscht Wassermangel. [...]“363

Trotz der widrigen Umstände waren viele Gülser alles andere als begeistert, als man daranging, den Bau einer Wasserleitung zu planen. Sie befürchteten die hohen Kosten, obwohl dem zuständigen preußischen Ministerium bereits 1902 ein Antrag auf einen staatlichen Zuschuss in Höhe von 10.000 Mark vorlag.364 Aufbauend auf den Planungen verhandelten am       15. Januar 1903 acht Gülser Bürger und Grundeigentümer die Möglichkeit, die Wasserfassungen in den Sosemer Wiesen und am Schleiderborn anzulegen, einen Hochbehälter am Schleiderkopf zu erstellen und die Verlegung der Versorgungsleitungen in ihren Grundstücken zu dulden.365 In der Folge entstand die erste zentrale Versorgung für Güls mit Quellwasser, Gussrohre wurden verlegt. Im Einzelnen waren dies 2,1 Kilometer für Quellleitungen, 1,2 Kilometer vom Hochbehälter bis in die Ortslage und zur Verteilung im Ort 4,2 Kilometer mit 61 Hydranten. Die Finanzierung brachte für die Gülser nicht die befürchteten Belastungen. Die Gemeinde nahm bei der Landesbank einen Kredit in Höhe von 90.000 Mark auf.366 Größter Wert wurde dabei dem notwendigen Ausbau der „Sickergalerien“ beigemessen, ebenso dem Hochbehälter am Schleiderkopf, der mit einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern Inhalt ausgelegt wurde. Auch heute noch sind diese Quellfassungen in Betrieb, und Teile der Quellzuleitungcn von 1903 dienen nach 85 Jahren Betriebszeit immer noch der Wassergewinnung.

In der Vergangenheit kam es wiederholt zu kritischen Situationen in der Wasserversorgung, so am 16. Mai 1932, als nach einem Wolkenbruch am Pfingstmontag Wasser in die Quellfassungen von Schleiderborn und Sosem eindrang. Die Quellsammelstuben waren verschlammt, ebenso die Rohrleitungen bis hin in den Behälter Schleiderkopf. Wegen der verunreinigten Quellen musste die Bevölkerung ein wochenlanges Abkochgebot befolgen, um hygienische Beeinträchtigungen zu vermeiden. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde die Wasserversorgung erheblich beeinträchtigt. Die Hauptfallleitung zum Ort wurde mehrmals zerstört, und auch in der Ortslage selbst waren alle Leitungen betroffen, sodass es der Gemeinde Güls nicht mehr gelang, die Wasserversorgung selbstständig aufrechtzuerhalten.

Der nach der Erweiterung von 1955 noch bis 1976 betriebene alte Hochbehälter ist heute nicht mehr erhalten. 1968/69 mussten Teile der Quelle Schleiderborn nach Beeinträchtigungen durch den benachbarten Kiesabbau außer Betrieb genommen werden, da ständige Trübfärbungen, aber auch erhebliche bakteriologische Verunreinigungen auftraten.

 

8.5 Bisholder

Langsamer verlief die Entwicklung in Bisholder. Der auf der Hochebene am Moseltal oberhalb von Güls gelegene kleine Ort mit nur 148 Einwohnern war sehr arm. Die Zwerggemeinde konnte sich wirtschaftlich nicht mehr halten und sollte auf Betreiben des Landrates nach Güls eingemeindet werden. Diese Gemeinde verlangte jedoch den Aufbau einer zentralen Wasserversorgung für Bisholder. Dazu wären aber Beihilfen und ein Darlehen notwendig gewesen.367

Der Bau der Wasserleitung verzögerte sich deshalb immer wieder, weil die Zuschüsse nicht flossen und man wegen der geringen Leistungsfähigkeit von Bisholder keine Beschleunigung der Angelegenheit erwarten konnte. Erst nach dem Problemsommer 1928 kam Bewegung in die Sache. Die bereits bestehenden Entwürfe wurden wesentlich verändert, die Ausführung für das kommende Jahr in Aussicht gestellt. Im Dezember 1929 war das Werk weitestgehend vollendet. Außerdem hatte der Staat der Gemeinde Zuschüsse von insgesamt mehr als 7000 Reichsmark gewährt.368

8.6 Moselweiß

Die Geschichte der Wasserversorgung in Moselweiß ist schnell erzählt. Das Dorf gehörte von 1902 an zu Koblenz und wurde – wie ein Blick in die Verwaltungsberichte aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zeigt – relativ früh an das städtische Versorgungsnetz angeschlossen. Ein erster Antrag zum Anschluss an die neue Koblenzer Wasserleitung, war schon 1895 erfolgt. Noch früher, nämlich im März 1888, hatte Georg Schmitzer die Genehmigung erhalten, eine eigene Wasserleitung zu errichten, die „an den nach dem Kemperhofe führenden Weg liegenden Hydranten angeschlossen werden sollte“.369

 

 

8.7 Lay

 

Über die erste Wasserleitung in Lay gibt es nur sehr knappe Informationen. So enthält zum Beispiel ein Brief des preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten an das Oberpräsidium vom 24. April 1908 einen Hinweis auf die hohen Kosten der Vorarbeiten wegen der erforderlichen Schürfungen und Tiefbohrungen.370 Auch in den Bezuschussungslisten für die Jahre 1907 und 1908 werden Projekte in Lay benannt.371

 

8.8 Bubenheim und Rübenach

 

Nach einem Vertrag von 1919 hatte Bubenheim 5000 Mark an Rübenach gezahlt und damit für alle Zeiten das Recht des Überlaufs erworben.372 Der Gemeinde standen nämlich keine eigenen Quellen zur Verfügung, sodass sie auf das Entgegenkommen des Nachbardorfs angewiesen war. Der Vertrag war übrigens nachts um drei Uhr in einer Gaststätte zustande gekommen und musste daher noch nachträglich anerkannt werden.373

Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte es sich jedoch, dass es in Rübenach kaum möglich war, den eigenen Wasserbedarf zu decken. Die Ergiebigkeit der gemeindeeigenen Quellen war zurückgegangen, umgekehrt proportional nahm die Bevölkerung zu. Fortan war es kaum mehr möglich, Bubenheim mit Wasser zu beliefern. Der Bubenheimer Gemeinderat unter Führung von Bürgermeister Casper war daher bestrebt, durch Bohrungen innerhalb des Ortes Wasserquellen zu finden, die eine Selbstversorgung ermöglichten. Im Sommer 1951 hatte man Erfolg: Auf dem Platz des ehemaligen Gemeindebrunnens wurde eine Wasserader entdeckt, die nur 90 Meter vom bestehenden Rohrsystem entfernt lag.374 Die Verantwortlichen entschlossen sich zur Anlage eines 24 Meter tiefen Brunnens, der Anfang 1952 fertiggestellt wurde. Mit der Abteufung dieses Brunnens war auch der Bau eines kleinen Wasserwerkes mit einer elektrischen Kreiselpumpe verbunden.375 Der Probelauf begann im Januar 1952. Bis das neue Werk jedoch die Wasserversorgung im ganzen Ort sicherstellte, sollte es noch einige Monate dauern. Noch im März wurde der Großteil des Dorfes weiterhin über Rübenach beliefert.376

 

 

 

 

9. Lahnstein

 

A

uch der Wasserbedarf der Bewohner von Ober- und Niederlahnstein wurde in früheren Zeiten durch Brunnen gedeckt. Um 1820 nahm Oberlahnstein seinen Bürgern die Sorge um das Trinkwasser ab. Die Stadt ließ vier neue Brunnen anlegen, in der Junkersgasse, am Viehtor, am Pfarrhaus (jetzt Rathaus) und an der späteren Steinschule. Auch am „Mineralschwefelbrunnen oberhalb der Stadt“ entstand in dieser Zeit ein Brunnen. 1844 wurden am Viehtor Ziehbrunnen und am Rathausbrunnen Doppelpumpen installiert.

 

Der Rathausbrunnen hat eine große Tradition, die bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts zurückreicht. 1844 vernichtete ein Feuer den Holzaufbau, 1937 stellte man den heutigen Aufbau nach einem alten Stich in den ursprünglichen Maßen wieder her. Gelegentlich dient er immer noch als „Weinbrunnen“.377 Bei den Brunnen in Nieder- und Oberlahnstein handelte es sich zumeist um Sauerbrunnen. Die Stadt ließ deshalb immer wieder nach „süßen Quellen“ suchen. Seit 1738 ist auch eine Quelle am Spießborn im Stadtwald bekannt. 1855 wurde sie neu hergerichtet und in Gegenwart vieler Lahnsteiner vom Pfarrer eingesegnet. Für das Vieh legte man ebenfalls eine Leitung an. Auch wurde der Weiher wiederhergestellt.378

 

9.1 Wasserwerk Oberlahnstein

 

Nachdem die Bürger am Rhein-Lahn-Eck bereits ein Vierteljahrhundert lang das in der Wilhelmstraße erzeugte Gas zu Koch- und Beleuchtungszwecken benutzt hatten, erbaute 1889/90 der Ingenieur Max Hessemer aus Bad Ems im Auftrag der Stadt Oberlahnstein auf dem Hafendamm an der Lahnmündung ein Wasserwerk. Er betrieb es bis 1898 in eigener Regie.

 

Aus alten kolorierten Zeichnungen, die sich im Archiv der Stadt Lahnstein befinden und handschriftliche Sichtvermerke der Königlich Preußischen Regierungsbehörde in Wiesbaden tragen, wissen wir genau, wie diese Anlage damals aussah: Der Brunnen war neun Meter tief und in unmittelbarer Nähe des Rheines angelegt. Das Gebäude enthielt neben einer Werkstatt und einer Wohnung für den Maschinenmeister eine Halle mit einem 4,50 Meter tiefen, wasserdichten Schacht, über dem zwei Gasmotoren betrieben wurden. Die beiden Aggregate waren durch die Deutzer Gasmotorenfabrik geliefert worden und hatten eine Leistung von zehn „effektiven Pferdestärken“ bei 140 Umdrehungen in der Minute. Das für den Betrieb benötigte Leuchtgas wurde über eine 700 Meter lange Gussrohrleitung herangeschafft. Die ganze Anlage hatte für die damalige Zeit bereits eine enorme Leistungsfähigkeit. Sie konnte 60 Kubikmeter Wasser in den Hochbehälter am Friedhofsberghang pumpen. Dieser lag 2.300 Meter entfernt und 60 Meter höher als das Wasserwerk am Hafen. Nicht ohne Grund waren die Stadtväter auf das Wasserwerk dermaßen stolz, dass sie 1896 aus Anlass des Nassauschen Städtetages, der in Oberlahnstein stattfand, eine Festschrift mit dem Titel „Die Pumpstation für das Wasserwerk in Oberlahnstein“ drucken ließen. Darin wurde die gesamte Anlage in allen Einzelheiten beschrieben.

 

 

9.2 Trinkwasser in Niederlahnstein

 

Über die Wasserversorgung in Niederlahnstein liegen nur wenige ausführliche Quellen vor. Fritz Michel erwähnt in seiner Stadtgeschichte, dass hier 1888 eine erste Wasserleitung angelegt wurde. Auch hier war Max Flessemer aus Bad Ems der ausführende Ingenieur. Im Gegensatz zu Oberlahnstein handelte es sich hier um eine Quellwasserleitung, die eine Quelle im Walddistrikt „Bug“ speiste. Erst als sich herausstellte, dass die neue Einrichtung wegen des steigenden Trinkwasserbedarfs nicht mehr genügte, entschied man sich für den Bau eines Grundwasserwerkes. Dieses wurde 1895 von der Ehrenbreitsteiner Firma Lenarz an der Lahn „Unter Bee“ errichtet.

 

Die Quelle Bug befindet sich oberhalb der Rupertsklamm und trägt wegen ihrer guten Wasserqualität – wenn auch im bescheidenen Maße – auch heute noch zur Wasserversorgung von Lahnstein bei. Die Gemarkung „Unter Bee“ deutete darauf hin, dass der Standort dieses ersten Niederlahnsteiner Wasserwerkes derselbe ist, an dem noch in jüngerer Vergangenheit das Wasserwerk an der Emser Landstraße betrieben wurde.

 

 

9.3 Friedrichssegen

 

Über die Ursprünge der Wasserversorgung im Ortsteil Friedrichssegen gibt es nur spärliche Informationen. Der Ort bestand im vergangenen Jahrhundert aus vier kleinen Ansiedlungen, die durch den Bergbau in diesem Seitental der Lahn entstanden waren. Der Grubenbetrieb bestimmte hier das Leben der Menschen. Bereits 1882 wurde eine Wasserversorgung eingerichtet, bei der das Wasser von den Quellfassungen über zwei Sammelbehälter in das Ortsnetz eingespeist wurde. Welche Quellen benutzt wurden und wo der Standort der Sammelbehälter lag, ist nicht festgehalten. Jedoch ist es durchaus denkbar, dass die in Friedrichssegen stillgelegten Wasserversorgungseinrichtungen in der oberen Erzbachstraße mit den historischen Anlagen identisch sind.

 

 

9.4 Die weitere Entwicklung

 

Seit dem 1. Januar 1943 liegt die Betriebsführung der Oberlahnsteiner Wasserversorgung in den Händen der Energieversorgung Mittelrhein. Schon vorher, und zwar 1938, war die alte Pumpstation an der Lahnmündung infolge der Hafenveränderung geschlossen worden. Erst 1956 folgte der Abbruch. In der Nähe der Martinsburg entstand ein neuer Brunnen. Ebenfalls 1956 wurde in der Grenbach über einem 1938 errichteten Schachtbrunnen ein weiteres Pumpwerk gebaut. Die Entwicklung der Wasserversorgung hielt Schritt mit der Ausdehnung der beiden Städte diesseits und jenseits der Lahnmündung. Dies bedurfte oftmals großer Anstrengungen. So wurden im Laufe der Jahre einige neue Brunnen niedergebracht, um den Wasserbedarf der Bevölkerung zu decken. Gebäude und Anlagen wurden errichtet, um das gewonnene Wasser aufzubereiten, neue Hochbehälter gebaut, um den Bürgern auch an entlegenen Stellen der Stadt frisches Trinkwasser mit ausreichendem Druck anbieten zu können.

 

Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch an den Wasserversorgungsanlagen in Oberlahnstein seine Spuren. Viele Leitungen wurden zerstört und mussten unter damals schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen oftmals notdürftig repariert werden. Neben den Kriegsschäden machten sich auch allmählich Alterserscheinungen an den Hauptrohren bemerkbar. Vor allem in den 50er- und 60er-Jahren standen die Sanierungsarbeiten im Vordergrund. Fast das ganze Ortsnetz wurde im Laufe der Jahre durch neue Leitungen ersetzt. Mit dem Zusammenschluss der beiden Städte Ober- und Niederlahnstein zur Stadt Lahnstein erfolgte auch die Verbindung der Wasserleitungssysteme durch eine Brückenleitung. Auch die Ortsversorgung von Friedrichssegen wurde über eine Zubringerleitung an den Stadtteil Oberlahnstein angeschlossen. Diese Maßnahme war nur im Zuge der Erschließung des Kurgebietes auf der Lahnhöhe möglich. Gemeinsam mit dem Ausbau der Wasserversorgung für diesen hoch gelegenen Stadtteil wurde der Hochbehälter „Lahnhöll“ mit 800 Kubikmetern Inhalt errichtet, der auch Trink- und Brauchwasser für den Stadtteil Friedrichssegen vorhält. Mit einer Trinkwasserleitung durch den „Süßgrund“ und zwei Druckminderschächten wurde die Wasserversorgung sichergestellt (1973/74).

 

1 Vgl. Kloepfer, Michael, Zur Geschichte des deutschen Umweltrechts, Berlin 1994, S. 30.

2 Vgl. Gröttrup, Leistungsverwaltung, S. 7.

3 Vgl. Kloepfer, Umweltrecht, S. 31.

4 Vgl. Reulecke, Urbanisierung, S. 57.

5 Zur Frühgeschichte der Koblenzer Gasversorgung: Dennert, Christian, … und es ward Licht. 150 Jahre Koblenzer Gasgeschichte. Hg. von der Energieversorgung Mittelrhein, Koblenz 1997.

6 Vgl. Föhl, Axel/Manfred Hamm, Die Industriegeschichte des Wassers, Düsseldorf 1985, S. 139 f.

7 Die britische Hauptstadt hatte damals 1,5 Millionen Einwohner.

8 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 27.

9 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 41.

10 Dazu auch: Hardy, Anne, Trinkwassertheorie und Flussverunreinigung im 19. Jahrhundert, in: „Ohne Wasser ist kein Heil“. Medizinische und kulturelle Aspekte der Nutzung von Wasser. Hg. von Sylvelyn Hähner-Rombach, Stuttgart 2005, S. 55–66.

11 Vgl. Wissing, Friedrich/Karlfriedrich Hofmann, Wasserreinigung mit Pflanzen. 2., erweiterte Auflage Stuttgart 2002, S. 14 f. Dazu auch: Gockel, Bernd, Die Entwicklung der Wasserversorgung im deutschsprachigen Raum, in: Wasserversorgungsbericht. Hg. vom Bundesministerium des Inneren, Teil B: Materialien, Bd. 1: Organismus der Wasserversorgung, Berlin, S. 11. Gockel weist auf das Versiegen von Quellen und das Absinken des Grundwassers hin. Diese Entwicklung setzte bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein.

12 Schnappauf, Johann, Frühe Wasserversorgung, besonders in Deutschland mit Einzelheiten über die Tätigkeit von Jörg Reinhardt für die neue Wasserkunst in Rostock/Mecklenburg [...], Frankfurt 1977, S. 26.

13 Vgl. Krabbe, Kommunalpolitik, S. 24.

14 Vgl. Historische Wassertürme. Beiträge zur Technikgeschichte von Wassertechnik und Wasserversorgung. Bearbeitet von Gerhard Meckl    u.?a., München/Wien 1985, S. 24 ff.

15 Vgl. Wieninger, Karl, Max von Pettenkofer. Das Leben eines Wohltäters, 1818–1901, München 1987, S. 175.

16 Vgl. Winkle, Stefan, Die letzte entscheidende Auseinandersetzung zwischen Miasmatikern und Kontagonisten in Zusammenhang mit Pettenkofers Boden-Grundwasser-Theorie, o.?O., o.?J., S. 9, URL: <http://www.collasius.org/WINKLE/04-HTML/miasma-kontagio.dc> (Zugriff am 2. Januar 2007).

17 Verhandlungen der Cholera-Konferenz, S.125 f. Zitiert nach Münch, Stadthygiene, S. 29.

18 Vgl. Krabbe, Kommunalpolitik, S. 24.

19 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 39.

20 Vgl. Föhl, Industriegeschichte, S.144 ff.

21 Vgl. Historische Wassertürme, S. 26.

22 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 39.

23 Vgl. Hauser, Susanne, „Reinlichkeit, Ordnung, Schönheit“. Zur Diskussion über Kanalisation im 19. Jahrhundert, in: Die Alte Stadt 4/92, S. 300 ff. und 311.

24 Vgl. Radkau, Technik, S. 9.

25 Dazu: Lundgreen, Peter, Das Bild des Ingenieurs im 19. Jahrhundert, in: Salewski, Michael/Ilona Stölken-Fitschen (Hg.), Moderne Zeiten: Technik und Zeitgeist im 19. Jahrhundert, Stuttgart 1994, S. 17–24.

26 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 39 und 41.

27 Vgl. Historische Wassertürme, S. 26.

28 Vgl. Krabbe, Kommunalpolitik, S. 26.

29 Vgl. Brüggemeier, Franz-Josef/Thomas Rommelspacher (Hg.), Besiegte Natur. Geschichte der Umwelt im 19. und  20. Jahrhundert, München 1989, S. 8.

30 Zu den sanitären Verhältnissen im alten Rom: Mumford, Lewis, Die Stadt. Geschichte und Ausblick. 3. Auflage, München 1984, S. 252 ff.

31 Vgl. Wissing, Wasserreinigung, S. 11.

32 Vgl. Grewe, Klaus, Römische Wasserleitungen nördlich der Alpen, in: Mensch und Wasser im Altertum. Die Wasserversorgung antiker Städte, Mainz 1988, S. 45 und 50 f.

33 Details über die Ruwertal-Wasserleitung bei: Zenz, Emil, 200 Jahre Trinkwasserversorgung in Trier. 100 Jahre Trierer Wasserwerke, Trier 1984, S. 10 ff.

34 Vgl. Grewe, Römische Wasserleitungen, S. 79.

35 Details über die Anlage und die neuesten archäologischen Ergebnisse in: Römische Wasserleitungen am Mittelrhein. Hg. vom Amt Koblenz der Abteilung Archäologische Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Bearb. von Hubertus Ritzdorf, Koblenz 2005, S. 21 ff.

36 Vgl. Grewe, Römische Wasserleitungen, S. 89 ff.

37 Mehr über die Ausgrabungen in Koblenz bei: Wegner, Hans-Helmut, Archäologie in Koblenz, Koblenz 1991, S. 46 ff.

38 Vgl. Lamprecht, Heinz-Otto: Opus Caementitium. Bautechnik der Römer. 3. überarb. Aufl., Düsseldorf 1987, S. 129 ff.

39 Dazu auch: Garbrecht, Günther, Mensch und Wasser im Altertum, in: Mensch und Wasser im Altertrum. Die Wasserversorgung antiker Städte, Mainz 1988 (Geschichte der Wasserversorgung, Bd. 3), S. 205.

40 Nach der im Mittelalter verbreiteten Lehre des griechischen Arztes Hippokrates (etwa 460–370 vor Christus) waren Miasmen die giftigen und ansteckenden Ausdünstungen der Erde.

41 Schweinekoben = Schweineställe.

42 Trester = Rückstände beim Keltern.

43 Vgl. Isenmann, Eberhard, Die deutsche Stadt im Spätmittelalter 1250–1500. Stadtgestalt, Recht, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Stuttgart 1988, S. 34. Über das Leben in den deutschen Städten des Mittelalters neuerdings: Engel, Evamaria/Frank-Dietrich Jacob, Städtisches Leben im Mittelalter. Schriftquellen und Bildzeugnisse. Köln/Weimar/Wien 2006.

44 Dazu auch: Illi, Martin, Wasserversorgung in spätmittelalterlichen Städten, in: Die Alte Stadt 3/93, S. 220–228.

45 Vgl. Garbrecht, Wasserversorgung, S. 206.

46 Vgl. Mumford, Die Stadt, S. 340 und 355.

47 Vgl. Illi, Wasserversorgung, S. 226.

48 Vgl. Hauser, Reinlichkeit, S. 293.

49 Einen umfassenden Einblick in die Geschichte der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wasserversorgung gibt: Schnappauf, Frühe Wasserversorgung.

50 Näheres bei: Grewe, Wasserversorgung, S. 29 ff.

51 Vgl. Grewe, Wasserversorgung, S. 54 f.

52 Vgl. Historische Wassertürme, S. 19.

53 Vgl. Historische Wassertürme, S. 19.

54 Vgl. Historische Wassertürme, S. 21.

55 Vgl. Details in: Historische Wassertürme, S. 34 ff.

56 Vgl. Gockel, Wasserversorgung, S. 7.

57 Vgl. Hofrichter, Hartmut, Die Entwicklung bis zum Ende des Alten Reiches, in: Geschichte der Stadt Koblenz, Bd. 1. Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit, Stuttgart 1992, S. 436.

58 Vgl. Bär, Geschichte Koblenz, S. 280 f.

Hofrichter, Entwicklung, S. 438.

59 Vgl. Hofrichter, Entwicklung, S. 436 f.

60 Dazu auch: Schmidt, Hans Josef, Die Wasserversorgung der Stadt Koblenz. Vortrag im Landeshauptarchiv am 25. Februar, Koblenz 1978 [masch.].

61 Vgl. Hofrichter, Entwicklung, S. 437 f.

62 Vgl. Bär, Geschichte Koblenz, S. 281 f.

63 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz unter besonderer Berücksichtigung der Ableitung von dem ,Castorbrunnen‘ in das ,Deutsche Haus‘.

64 LHA Ko-1C, 2436: Die Akte enthält die Kostenaufstellung des Christian Sinziger vom 5. Juni 1700 und weiteres Material über die Vorgänge bis zum Juni 1790.

65 StAK-623, 1191: Gutachten Balthasar Neumanns, 23. Februar 1750.

66 Vgl. Bär, Geschichte, S. 282.

67 Die Hintergründe zur Entstehung von kurfürstlicher Residenz und Koblenzer Neustadt bringt: v.d. Dollen, Koblenzer Neustadt.

68 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

69 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

70 Früher Rheingässchen, bis vor dem Krieg Balduinstraße. Die Straße befand sich auf Höhe der Tiefgarage des heutigen „Schängel-Centers“. Sie wurde im Krieg fast vollständig zerstört.

71 Der Pulverturm war zwischen 1286 und 1289 erbaut worden. Der viereckige Stadtturm befand sich an der von Balduinstraße, Casinostraße und „Wasserturmsmauer“ (einem Teil der mittelalterlichen Stadtmauer) gebildeten abgestumpften Ecke. Weil er seit dem Ende des 18. Jahrhunderts neben der Dienstwohnung des Brunnenmeisters ein Wassersammelbecken enthielt, wurde er als Wasserturm bezeichnet. Im Zuge der Neuordnung der Straßenfluchten beschloss der Stadtrat am 3. Mai 1825, den Bau abzureißen.

72 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

73 Vgl. Engelke, Erich, Von Quellen und Wasserleitungen. Die Metternicher Wasserversorgung, in: Metternich im Spiegel der Jahrhunderte. Beiträge zur Ortsgeschichte. Hg. von den Heimatfreunden Metternich, Koblenz 2002, S. 263.

74 Vgl. Engelke, Quellen, S. 263.

75 Vgl. Engelke, Quellen, S. 264 und 266

76 Vgl. Engelke, Quellen, S. 264 und 266.

77 Johann Andreas Gärtner (1744–1826) war kurfürstlicher Hofbaudirektor und Ingenieurhauptmann und Vater des späteren Professors Friedrich von Gärtner, der als bedeutender Architekt und Baumeister in Bayern und in Griechenland wirkte.

78 Ein Haustein ist ein an allen Seiten behauener Naturstein. Er steht im Gegensatz zum unbearbeiteten Bruchstein. Den nach den Erfordernissen des Fugenschnitts von Steinmetzen sorgfältig bearbeiteten Haustein nennt man Werkstein.

79 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

80 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

81 Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

 

82 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

83 Vgl. Denkmaltopographie 3.2, S. 112.

84 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

85 Die französische Präfektur war im ehemaligen von der Leyenschen Hof an der Ecke Kastorstraße/Kastorhof untergebracht. Mit Ausnahme der St.-Jakobus-Kapelle wurde die Anlage 1944 vollständig zerstört.

86 StAK-623, 1193: Ein erstes schriftliches Konzept für den Vorstoß hatte Maire Nebel am „3. Pluviose 13“ (23. Januar 1804) angefertigt.

87 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

88 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

89 Die Stadt und der Präfekt sollten jeweils 1200 Francs, die Unternehmer Doll und Nebel je 100 Francs bezahlen.

90 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

91 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

92 LHA Ko-701,552: E. Hoewer, Brunnenkultur am „Ploneer Brunne“.

93 StAK-623, 1195: Brief des „Commissaire de Police“ an den Präfekten.

94 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

95 Vgl. Michel, Kunstdenkmäler, S. 362. Bellinghausen, Hans (jr.), Der Kastorbrunnen in Koblenz, ein Denkmal europäischer Geschichte, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter 3/93, S. 139.

96 François Peyre le Jeune war leitender Baumeister bei der Errichtung des Kurfürstlichen Schlosses gewesen.

97 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

98 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz: Wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Neubau des Brunnens auf dem Kastorhof wurde der Garten des ehemaligen Deutschherrenhauses am Zusammenfluss von Rhein und Mosel an die Wasserleitung angeschlossen – das am Kastorbrunnen nicht benötigte Wasser wurde aufgefangen und in das Gebäude weitergeleitet.

99 Vgl. Michel, Kunstdenkmäler, S. 362.

100 Eine Beschreibung des Brunnens und einen ausführlichen Bericht über die Geschehnisse, die schließlich zur Anbringung der Inschrift führte, bringt: Bellinghausen, 2000 Jahre Koblenz, S. 224 f.

101 Dazu: StAK-623, 2431, S. 5 ff. Vgl. Michel, Kunstdenkmäler,          S. 362.

102 Vgl. Stramberg, Christian von, Coblenz, die Stadt. Historisch und topographisch dargestellt, Bd. 1–4, Koblenz 1851–1853. (Denkwürdiger Rheinischer Antiquarius, 1. Abt.), Bd. 2, S. 682.

103 Vgl. Bellinghausen, Kastorbrunnen, S. 147.

104 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

105 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

106 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

107 Der Anschluss der „Herrenweiher-Quelle“ erforderte mehrere bauliche Veränderungen, so zum Beispiel die Verlegung des Brandweihers.

108 LHA Ko-700,56: Die Metternicher Wasserleitung in Coblenz.

109 Die Leitung in den Garten des früheren Deutschordenshauses hatte man am 1. Januar 1866 aufgegeben. Zu einer Wiederinbetriebnahme kam es im Juni 1990, also nachdem zwei Jahre zuvor das Staatsarchiv in die Anlage eingezogen war.

110 StAK-623, 2432: Auszug aus dem Ratsprotokoll, 8. September 1834; StAK-623, 1195: Brief der jüdischen Gemeinde an den Präfekten, 20. Dezember 1810. Das jüdische Frauenbad in der Balduinstraße durfte nachts mit Wasser aus der Leitung gefüllt werden. Die jüdische Gemeinde musste dafür 35 Taler im Jahr zahlen. Die Stadt erhielt 75 Prozent der Gebühr, den Rest der Militärfiskus. Die im August 1820 verlängerte Konzession (vgl. LHA Ko-441, 2921, S. 1, 5 und 7 ff.) bestand bis 1834. Im September jenes Jahres teilte die jüdische Gemeinde mit, dass sie des Wassers aus der Leitung nicht mehr bedürfe. Der vorhandene Ziehbrunnen war durch eine Druckpumpe ersetzt worden.

111 Vgl. Bauer, Im Bauch, S. 167.

112 Vgl. Bauer, Im Bauch, S. 170.

113 Metternich war einst Standort bedeutender Ziegeleien.

114 Vgl. Engelke, Quellen, S. 269.

115 Vgl. Engelke, Quellen, S. 270.

116 Vgl. Kluge, Wassernöte, S. 16.

117 StAK-623, 5791: Brief, 2. September 1848. Aus der Akte geht hervor, dass die Zisterne auf dem Plan bereits 1849 so undicht war, dasss sie das Wasser nicht mehr halten konnte. Bevor es zur Reparatur der Anlage kam, musste die Angelegenheit vor Gericht geklärt werden, das sich der Erbauer der Zisterne weigerte, die Arbeiten unentgeltlich auszuführen.

118 Vgl. Reulecke, Urbanisierung, S. 60.

119 Reproduktion und Original befinden sich im Stadtarchiv Koblenz.

120 Der Einfachheit halber werden an dieser Stelle die heutigen

Hausnummern genannt.

121 Beide Gassen waren Nebengassen der Kastorstraße und existieren heute nicht mehr.

122 Vgl. Schmidt, Wasserversorgung.

123 StAK-623, 2637: Brunnenbuch aus der Görgengasse (1726–1854).

124 StAK-623, 2638: Brunnenbuch der Nachbarschaft des Brunnens in der Meisgengasse (1741–1821). Die Schreibweise für das Maisengässchen ist in den schriftlichen Quellen nicht einheitlich geregelt.

125 StAK-623, 5741: Brunnen und Wasserleitungen.

126 Vgl. Bär, Geschichte Koblenz, S. 280. Die Details sind enthalten in: StAK-623, 2301: Der Rechtsstreit der Stadt Koblenz gegen die Nachbarschaft des Brunnens auf der Löhr.

127 Vgl. Bär, Geschichte Koblenz, S. 281.

128 StAK-623, 5791: Nicht datierter Vertragsentwurf.

129 StAK-623, 5791: Brunnen in Koblenz (Verzeichnis).

130 Vgl. Büschenfeld, Flüsse und Kloaken, S. 55.

131 Vgl. Engelke, Quellen, S. 273: Trinkwasser und Kretinismus. Naturhistorischer Verein der preußischen Rheinlande und Westfalen. Bericht über die 16. General-Versammlung zu Bonn. In: Kölnische Zeitung,  24. Juni 1859.

132 Vgl. Engelke, Quellen, S. 273.

133 Vgl. Schnappauf, Frühe Wasserversorgung, S. 26.

134 Vgl. Büschenfeld, Flüsse und Kloaken, S. 55.

135 Vgl. Ernst Grahn in DVÖG 9/1877. Zitiert nach Büschenfeld,

Flüsse und Kloaken, S. 56.

136 Gockel, Wasserversorgung, S. 23.

137 LHA Ko-655,18, 1072: Brief Kuhls an die Bürgermeisterei Koblenz-Land, 30. April 1870.

138 LHA Ko-539,1, 498: Brief des Koblenzer Oberbürgermeisters Karl Heinrich Lottner an die Bezirksregierung, 11. Juli 1879.

139 Einsmann, Hermann Ludwig, Die Wasserversorgung der Stadt Coblenz, in: Deutschlands Städtebau – Coblenz. Anlässlich der rheinischen Jahrtausendfeier im Auftrage des Oberbürgermeisters Dr. [Karl] Russell bearbeitet von Dr. [Hans] Bellinghausen. 2. Auflage, Koblenz 1925, S. 136.

140 StAK, KH-84: Vorproject zur Wasserversorgung der Stadt Coblenz.

141 Vgl. Tippach, Koblenz, S. 146 ff.

142 Einen Abriss über das Leben und Wirken Ernst Grahns gibt: Gockel, Bernd, Ernst Grahn – ein in die Zukunft wirkender Mann, in: Gas- und Wasserfach, Heft 1969/10, S. 254–257. Vgl. auch StAK-623, Nr. 4489, Blatt 233: Fremdartige Requisitionen (Gasfabrik Budapest).

143 Grahn, Ernst, Die Wasserversorgung der Stadt Coblenz. Bericht über die diesjährigen Vorarbeiten verbunden mit dem Erläuterungsberichte zum Projecte für das Wasserwerk. Der städtischen Wasserleitungs-Commission erstattet von E[rnst] Grahn, Civil-Ingenieur, Koblenz 1884.

144 Vgl. Münch, Stadthygiene, S.43f.

145 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 186 ff.

146 Dazu: Vogt, Manfred/Horst. W. Müller. Trinkwasser für Ludwigshafen 1895–1995. Hg. von  den Technischen Werken Ludwigshafen, Abt. Wasserversorgung, Ludwigshafen 1995.

147 Grahn, Ernst, Die Wasserversorgung im Deutschen Reiche sowie einigen Nachbarländern. 2 Bde., Berlin 1898–1902, S. 376 ff.

148 Vgl. Berichte über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Coblenz 1888/1889, S. 48.

149 Vgl. Grahn, Pumpstation.

150 Vgl. Krabbe, Kommunalpolitik, S. 21.

151 Vgl. Lenger, Bürgertum, S. 137.

152 Vgl. Lenger, Bürgertum, S. 143.

153 StAK-623, 4405: Paul Friedrich Thieme war als Nachfolger des Ingenieurs Krackow seit 1874 im Amt.

154 Vgl. Grahn, Ernst, Die Pumpstation der Stadt Coblenz. Entworfen und gebaut von E[rnst] Grahn, Civil-Ingenieur in Koblenz. Zur Festschrift der 27. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure in Coblenz 1886, Köln 1886 (in StAK KH-84).

155 StAK-623, 5508: Erste Pläne zum Anschluss des Rittersturzes wurden bereits 1890 aufgestellt. Die Maßnahme wurde allerdings erst mit der Errichtung eines weiteren Pumpwerkes 1904 in Angriff genommen.

156 Vgl. Einsmann, Wasserversorgung, S. 136 f.

Vgl. auch Bentzen, E., Die Gas- und Wasserwerke der Stadt Koblenz, in: Schilling’s Journal für Gasbeleuchtung und verwandte Beleuchtungsarten sowie für die Wasserversorgung. Organ des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern. Herausgegeben von Dr. H. Bunte in Karlsruhe, München/Berlin 1905, S. 753–757.

157 Bentzen, Gas- und Wasserwerke, S. 757.

158 StAK, Fach 63: Pumpstation Oberwerth: Meldung 16. März 1904.

159 Bericht über die Verwaltung 1904, S. 74. StAK, Fach 63: Meldung, 21. Juli 1905. Die Inbetriebnahme erfolgte ohne Schlussabnahme durch die Baupolizeibehörde.

160 Einsmann, Wasserversorgung, S. 136.

161 Vgl. Einsmann, Wasserversorgung, S. 137.

162 StAK, Fach 63: Bauantrag, 28. Dezember 1915.

163 StAK-623, 3236: Personalakte des Oberingenieurs Wienke.

Wienke wurde später zum Direktor befördert. Er ging am 31. Dezember 1951 in den Ruhestand.

164 StAK-623, 3241: Personalakte des Direktors Einsmann.

165 Aus Furcht vor einer Sabotage der Wasserleitung hatten US-Soldaten ihr Lager direkt am Wasserwerk auf dem Oberwerth aufgeschlagen, Auch nach der Einnahme der Stadt im März 1945 wählten die Amerikaner diesen Standort.

166  Vgl. Einsmann, Wasserversorgung, S. 137.

167 Einsmann, Wasserversorgung, S. 137.

168 StAK-623; 4110: Polizeiverordnung zur Sicherung des Wasserwerks Oberwerth, 28. September 1927, § 1.

169 StAK-623, 9153: Ergebnisprotokoll über die außerordentliche hygienische Nachprüfung des Wasserwerkes, 29. Juni 1927.

170 LHA Ko-539,1, 491, S. 1–3: Bericht, 11. November 1926.

171 LHA Ko-539,1, 491, S. 8: Gutachten, 25. August 1925.

172 Coblenzer Volkszeitung, 12. Januar 1920.

173 Coblenzer Volkszeitung, 19. Januar 1920.

174 Coblenzer Volkszeitung, 19. Januar 1920.

175 StAK-623,  4405: „Geschäftsordnung für die Direction der städtischen Gas- und Wasserwerke“, 12. Januar 1887.

176 StAK-623, 9067: Vertrag zwischen der Stadt Koblenz und der Gasfernversorgung Mittelrhein (Abschrift).

177 Vgl. Krabbe, Kommunalverwaltung, S. 21.

178 Vgl. Münch, Stadthygiene, S. 79.

179 Vgl. Brix, Josef/Karl Imhoff/R. Weldert (Hg.), Die Stadtentwässerung in Deutschland. 2. Bde., Jena 1934. Bd. 1, S. 497.

180 Michel, Fritz, Der Ehrenbreitstein, Koblenz 1933, S. 23.

181 LHA Ko-441, 24933: Abschrift Garnisons-Baubezirk Koblenz, 15. Oktober 1888. Bericht über die Untersuchung der Ehrenbreitsteiner Wasserleitung aus der „Daubachs-Wiese“ und der „Korn’s Quelle“ (einschließlich einer genauen Beschreibung der Nebenleitungen). Die Korn’s Quelle lag vermutlich im Bereich der Straße vor dem späteren Sauerwassertor (Arenberger Straße).

182 Vgl. Wagner, Johann Jacob, Coblenz-Ehrenbreitstein. Biographische Nachrichten über einige ältere Coblenzer und Ehrenbreitsteiner Familien, Koblenz 1923, S. 160. Schwickerath, Marianne, Wo stand eigentlich die Philippsburg? Die ehemalige kurfürstliche Residenz in Ehrenbreitstein. 2. Auflage, Koblenz 1999, S. 167.

183 Vgl. Wagner, Biographische Nachrichten, S. 120 f.

184 Vgl. Wagner, Biographische Nachrichten, S. 120 f.

185 LHA Ko-441, 24919: Die Unterhaltung der Wasserleitungen in Ehrenbreitstein.

186 LHA Ko-441, 24919: Brief Kirns vom 3. Juni 1825.

187 LHA Ko-441, 13845: „Bericht über die Administration- und Rechtsangelegenheiten der fiscalischen Wasserleitung in Ehrenbreitstein“ vom       2. November 1841: Brief der Regierung an den Landrat, 24. März 1841.

188 LHA Ko-441, 24933: Brief Wasserbauinspektion an die Koblenzer Bezirksregierung, 2. Januar 1889.

189 LHA Ko-441, 24918: Die Unterhaltung der Wasserleitung zu Ehrenbreitstein.

190 Vgl. Böckling, Manfred/Erich Engelke, Die Wasserversorgung und Schienenfahrt auf der Festung Ehrenbreitstein. Konzept für eine themenorientierte Spezialführung. Erarbeitet für den Besucherdienst des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Koblenz 1995 [masch.], S. 5 f.

191 BA R133, Nr. 96: Bericht des Regierungsrates Dr. Jonen und des Regierungsbaumeisters Naud an das Reichsvermögensamt, 18. Dezember 1926. So war die erste Wasserleitung vom Riddelsborn bereits 1794 vom französischen Militär zerstört worden.

192 Vgl. Böckling, Manfred, Branntwein, Pulver, Rinder und Zisternen. Aspekte der Versorgung der preußischen Festung Ehrenbreitstein, in: Neue Forschungen zur Festung Koblenz und Ehrenbreitstein, Bd. 2. Hg. von Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz und der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung, Regensburg 2006, S. 94.

193 Zum Wiederaufbau: Koblenzer Festungsbau: Baukonstruktive Methoden und Praktiken im frühen 19. Jahrhundert, in: Neumann, Hans-Rudolf (Bearb.), Erhalt und Nutzung klassizistischer Großfestungen. Tagungsband. Internationale Fachtagung vom 8. bis 11. Juni 2005 veranstaltet von der Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtplanungsamt, und der Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Bauwesen. Hg. von der Landeshauptstadt Magdeburg, Mainz 2006, S. 111–122. Als erstes Bauwerk der „neuen“ Festung Ehrenbreitstein wurde die Contregarde links realisiert. Die Grundsteinlegung auf dem Oberehrenbreitstein erfolgte am 6. Juni 1817.

194 Siehe auch Böckling, Branntwein, S. 94: Der Wasserbedarf in der Festung wurde ursprünglich mit 5,2 Liter Wasser pro Mann und Tag berechnet. Um 1900 ging man von einem täglichen Wasserbedarf pro Kopf von 50 Litern aus. Pro Pferd wurden 100 Liter einkalkuliert.

195 BA R133, Nr. 96: Bericht des Regierungsrates Dr. Jonen und des Regierungsbaumeisters Naud an das Reichsvermögensamt in Berlin vom 18. Dezember 1926.

196 Vgl. Böckling, Wasserversorgung Festung, S. 9 und 11 f.: Die durch das Hinaufpumpen des Wassers gewonnene Fallhöhe erlaubte es, das Wasser durch Röhren in verschiedene Teil der Festung fließen zu lassen. Auf seinem Weg füllte das Wasser neun Zisternen der Festung. Diese Sammelbauwerke waren entweder in die Gebäude integriert oder in den Felsen eingetieft.

197 LHA Ko-441, 24919: Brief der Kommandantur an die Königliche Regierung Koblenz, 28. Mai 1823.

198 LHA Ko-441, 24918: Brief der Kommandantur an die Bezirksregierung. Brief Bezirksregierung an das preußische Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, 4. November 1850 (Konzept).

BA R133, Nr. 96: Bericht des Regierungsrates Dr. Jonen und des Regierungsbaumeisters Naud an das Reichsvermögensamt vom 18. Dezember 1926.

199 LHA Ko-441, 24919: Brief Huenes an die Königliche Regierung Koblenz, 18. Juli 1833.

200 BA R133, Nr. 96: Bericht des Regierungsrates Dr. Jonen und des Regierungsbaumeisters Naud an das Reichsvermögensamt in Berlin vom 18. Dezember 1926.

201 Die einfache Fließleitung war nur bis 1920 in Betrieb, obwohl der Vertrag zwischen der Fortifikation Koblenz und der Gemeinde Arenberg eine Nutzung der „Meerkatzquelle“ bis zum 31. März 1943 vorsah.

202 Vgl. Böckling, Wasserversorgung Festung, S. 9.

203 Vgl. Böckling, Branntwein, S. 96: Ausgenommen waren die Zisternen Niederer Schlosshof, Südtraverse, Südlicher Abschnitt und Helfenstein, die für die Notversorgung vorgehalten wurden.

204 Vgl. Böckling, Wasserversorgung Festung, S. 11.

205 BA R133, Nr. 96: Bericht des Regierungsrates Dr. Jonen und des Regierungsbaumeisters Naud an das Reichsvermögensamt in Berlin vom 18. Dezember 1926.

206 BA R133, Nr. 96: Bericht des Regierungsrates Dr. Jonen und des Regierungsbaumeisters Naud an das Reichsvermögensamt in Berlin vom 18. Dezember 1926. Als reichseigene Gebäude in der Stadt Ehrenbreitstein werden im Bericht die Häuser an der Großen Bleiche, das Militärlazarett im Teichert (der heute noch bestehende Martin-Gropius-Bau), das Traindepot, das Pageriegebäude, das Offizierskasino, das Proviantamt und die Münzkaserne genannt. Über den Ausgang der Verhandlungen sagt der Bericht jedoch nichts.

207 Siehe auch Böckling, Branntwein, S. 97: Zuvor mussten Wasserschüsseln in den Stuben für die morgendliche Hygiene genügen. Im Sommer nutzten die Soldaten allerdings mindestens zwei Mal pro Woche eine Badeanstalt am Rhein.

208 Vgl. Böckling, Wasserversorgung Festung, S. 16 ff.

209 Grundlegend zum Thema: Schneider, Konrad, „stets in frischer Füllung“. Zur Mineralwasserabfüllung vom 16. Jahrhundert bis in die Zeit des industriellen Füllbetriebs, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 31/2005, S. 203-255.

210 Vgl. Michel, Kunstdenkmäler, S. 458. Kallenbach, Sanierung Ehrenbreitstein, S. 271.

211 Herkunft und Qualifikation van Berghs sind aus den Akten im Stadtarchiv nicht eindeutig rekonstruierbar.

212 StAK-655,10, 578: Aufstellung Johann Jacob Kirns,15. Juli 1837.

213 StAK-655,10, 583: Abschrift des Briefs Christian Leopold von Buchs von Heidelberg nach Ehrenbreitstein vom 13. August 1834.

214 StAK-655,10, 580: Bericht Oeynhausens, 29. Januar 1837,

215 StAK-655,10, 583: Aufstellung Oeynhausens, 24. November 1834.

216 Johann Jakob Josef von Eyß war zunächst Beigeordneter. 1832 wurde er zum kommissarischen Bürgermeister ernannt. Regulärer Amtsinhaber war er ab 1836.

217 StAK, 655-10, 583: Aufruf vom 23. Februar 1836.

218 StAK-655,10, 587: Aktiensammlung.

219 StAK, 655-10, 579: Statuten der Aktiengesellschaft, 28. April 1836.

Desgl. in StAK-655,10, 583. Darin auch Genehmigung des Oberpräsidenten Ernst von Bodelschwingh vom 5. August 1836.

220 StAK, 655,10, 587: Liste der Aktionäre der Aktiengesellschaft.

221 StAK-655, 10, 584: Tagebuch der Ehrenbreitsteiner Bohrversuche

 für das Jahr 1837, S. 1.

222StAK-655, 10, 584: Tagebuch der Ehrenbreitsteiner Bohrversuche

 für das Jahr 1837, S. 3 f.

223 StAK-655,10, 585: Tagebuch der Ehrenbreitsteiner Bohrversuche

 für das Jahr 1839, S. 5 f. und S. 9.

224 StAK-655,10, 581: Korrespondenz vom 8. Februar, 14 März,          10. April und 22. Juni 1839.

225 StAK-655,10, 585: Abschrift des Zeitungsberichtes, 28. Juni 1839.

226 StAK-655,10, 586: Tagebuch der Ehrenbreitsteiner Bohrversuche

 für das Jahr 1839. Aufzeichnungen für Mai und Dezember.

227 StAK-655,10, 811: Öffentliche Bekanntmachung, 3. Mai 1844.

228 StAK-655,10, 113: Bohrversuche. Eintrag im beiliegenden Fremdenbuch, S. 29, 29. August 1845.

229 StAK-655, 10, 113: Bemerkung Kirns, 9. April 1845.

230 StAK-655,10, 811: Zeitungsausschnitt, 9. Mai 1845. Provenienz unklar, wahrscheinlich Rhein- und Mosel-Zeitung.

231 StAK-655,10, 811: Nicht näher datierter Zeitungsausschnitt unklarer Provenienz (Juni 1845).

232 Dazu: Schriftverkehr in StAK-655, 10, 113.

233 StAK-655.10, 577: Protokollauszug der Sitzung des Gemeinderates am 16. November 1882.

234 StAK-655,10, 866: „Zeitungsbericht“ der Bürgermeisterei für das zweite Quartal 1883, 14. Juni 1883.

235 Die Krüge wurden mit langen Stangen an der offenen Quelle gefüllt.

236 StAK-655,10, 577: Schriftverkehr zwischen den Pächtern und der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein.

237 StAK-655,10, 569: Schriftverkehr zwischen dem Pächter Johann Schuy und der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein.

238 StAK-655,10, 569: Aufstellung des Ehrenbreitsteiner Gemeindebaumeisters,  3. Oktober 1918.

239 LHA-441, 24932: Bericht, 23. Oktober 1899.

240 LHA Ko-441, 24932: Bericht der Wasserbauinspektion Mosel,             10. November 1899.

241 LHA Ko-441, 24932: Bericht des Korpsapothekers Dr. Oster vom Dezember 1899.

242 LHA Ko-441, 24932: Bericht des Oberstabsarztes Hünermann, hygienisch-bakteriologische Untersuchungsstation Koblenz, 1. Dezember 1899.

243 LHA Ko-441, 24932: Bericht Oberstabsarzt Hünermann.

244 LHA Ko-441, 24932: Bericht der hygienisch-bakteriologischen Unter-suchungsstation Koblenz, 1. Februar 1900.

245 LHA Ko-441, 24932: Bericht der hygienisch-bakteriologischen        Untersuchungsstation Koblenz, 1. Februar 1900.

246 LHA Ko-441, 24932: Intendantur 8. Armeekorps an die Bezirksregierung, 1. Dezember 1900.

247 LHA Ko-441, 24932: Königliche Wasser-Bauinspektion Mosel, Abschrift, Ende 1901.

248 LHA Ko-441, 13846: Bericht der hygienisch-bakteriologischen Untersuchungsstation Koblenz, 22. Dezember 1903.

249 LHA Ko-441, 24918: Brief Kommandantur an Bezirksregierung; Brief der Bezirksregierung an das preußische Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, 4. November 1850 (Konzept).

250 Zur Datierung: StAK-655,10, 860: Bericht der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein für das dritte Quartal 1899.

251 StAK-655, 10, 860: Bericht der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein für das vierte Quartal 1900, 19. Dezember 1900.

252 Vgl. Salomon, Hermann, Die städtische Abwässerbeseitigung in Deutschland. 2. Bde., Jena 1906/1907. Bd. 1,  S. 146.

253 StAK-655,10, 860: Bericht der Bürgermeisterei Ehrenbreitstein über das dritte Quartal 1908, 17. September 1908. Im Bericht für das zweite Quartal vom 17. Juni 1908 war nur von jeweils zwei Typhus- und Diphtheriefällen die Rede.

254 Vgl. Wagner, Johann Jacob, Die neuere Pfarrgeschichte Ehrenbreitsteins vom Untergang des Kurstaates bis zum Untergang des deutschen Kaiserreichs [masch.], Ehrenbreitstein o.?J.

255 LHA Ko-539,1, 1051: Brief Wasserwirtschaftsamt an die Bezirksregierung, 11. Januar 1932.

256 Grundsätzlich auch: Flach, Weimarer Zeit.

257 LHK Ko-403, 7756, S. 393 ff.: Brief der Königlichen Regierung Koblenz an das Oberpräsidium der Rheinprovinz vom 19. August 1907.

258 LHA Ko-403, 8800, S. 15: Aufstellung der Bezirksregierung, 30. April 1907.

259 Kölnische Zeitung vom 12. April 1930. Ausschnitt des Artikels in: LHA Ko-403, 15479, S. 247.

260 LHA Ko-403, 1579, S. 315: Bericht und Antrag des Provinzialausschusses über den derzeitigen Stand der ländlichen Wasserversorgung in der Rheinprovinz und über die weitere Förderung von ländlichen Wasserversorgungsanlagen (1929).

261 LHA Ko-403,15539, S. 251: Aufstellung vom 10. Januar 1929.

262 LHA Ko-403, 15550, S. 19: Denkschrift über die Förderung von ländlichen Wasserversorgungen aus dem sogenannten Westprogramm.

263 LHA Ko-403, 15550, S. 59–61: Anlage zur Denkschrift vom            4. Februar 1930.

264 LHA Ko-403, 15539, S. 636 f.: Bezirksregierung an Oberpräsidium,        3. Februar 1930.

265 LHA Ko-403, 15539, S. 651.

266 LHA Ko-539,1, 491: Wasserleitungen im Regierungsbezirk Koblenz. Brief, 20. Juli 1928.

267 LHA Ko-655,43, 888: Vertrag, 1. Juli 1884

268 LHA Ko-655,43, 680: Wasserleitung Vallendar.

269 LHA Ko-655,43, 680: Brief, 31. Juli 1897.

270 LHA Ko-65,43, 680: Niederschrift der Vallendarer Bürgerversammlung vom 25. Juli 1897.

271 LHA Ko-65,43, 680: Beschreibung des neuen Wasserwerks der Stadt Vallendar durch den Ingenieur Steinkamm, 23. Oktober 1897.

272 LHA Ko-655,43, 680: Brief des Bürgermeisters an die Bezirksregierung und den Landrat, Dezember 1897 (Konzept).

273 LHA Ko-655,43, 680: Ergebnis der am 5. Juli (1905?) vorgenommenen Besichtigung der Wasserleitung zu Vallendar.

274 Erläuterungsbericht zum Entwurfe einer Erweiterung des Wasserkes der Stadt Vallendar. Heinrich Scheven. Technisches Bureau. Projektierung und Ausführung von Zentralwasserversorgungs- Kanalisations- und Beleuchtungsanlagen. Spezialität: Filtration und Enteisung von Trink- und Nutzwasser. Begründet 1874 in Bochum. Düsseldorf, Hohenzollernstraße 23, 13. April 1907.

275 Vgl. Erläuterungsbericht Wasserwerk Vallendar, S. 2 ff.

276 Vgl. Erläuterungsbericht Wasserwerk Vallendar, S. 6 ff.

277 LHA Ko-655,43, 872: Sitzung der Stadtverordneten, 25. November 1912.

278 LHA Ko-655,43, 872: Mahnung Langenbachs 1919 und 1920.

279 LHA Ko-403, 15479, S. 71: Aufstellung vom 24. Dezember 1929.

280 LHA Ko-539,1, 1051: Vermerk Bürgermeister, 29. August 1930.

281 LHA Ko-403, 15479, S. 69: Aufstellung, 24. Dezember 1929.

282 LHA Ko-539,1, 1049: Verwendungsbescheinigungen, 14. Oktober 1930 und 6. Juli 1931.

283 LHA Ko-539,1, 1051: Abschrift der Bezirksregierung, 12. Juli 1934.

284 LHA Ko-655,43, 872: Denkschrift 1906.

285 LHA Ko-655,43, 872: General-Anzeiger. Ausschnitt des Artikels vom 15. November 1912.

286 LHA Ko-655, 43, 872: General-Anzeiger. Ausschnitt des Artikels vom  15. November 1912.

287 LHA Ko-655, 43,  872: Gutachten des Ingenieurs Breitung, 27. November 1920.

288 LHA Ko-539,1, Nr. 647: Kanalisierungen in Vallendar.

289 EVM-Hausakten: Prüfungsbemerkungen der Königlichen Versuchs- und Prüfanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung Berlin, 17. Juni 1908.

290 EVM-Hausakten: Der offizielle Vertragsabschluss erfolgte erst am   17. Mai 1909.

291 EVM-Hausakten: Auszug aus dem Verhandlungsbuch des Gemeinderates, 15. Mai 1908; Entwurf des Antrages auf Genehmigung von Provinzialbeihilfen, 20. Mai 1908.

292 EVM-Hausakten: „Gutachten über die Möglichkeit der Wasserversorgung der Gemeinden Urbar und Vallendar. Johannes Sponagel, Wasserversorgung Andernach, 24. April 1908.“

293 EVM-Hausakten: Regierungspräsident an den Landrat am 2. Mai 1908: „Reisebericht über die am 2. April stattgefundene Besichtigung der Vorarbeiten und der Quelle für die Wasserleitung Urbar.“

294 EVM-Hausakten: Reisebericht des Regierungsrates von Guerard, des Regierungs- und Baurates Lieber, des Bürgermeisters von Ehrenbreitstein und des Bachmeisters Scheer, 28. April 1908.

295 EVM-Hausakten: Auszug aus dem Verhandlungsbuch des

Gemeinderates von Urbar.

296 EVM-Hausakten: Regierungspräsident August von Hövel,

31. August 1908.

297 EVM-Hausakten: Schuldschein, 19. April 1908.

298 EVM-Hausakten: Regierungspräsident an Landrat Franz Andreas von Barton, 30. April 1909.

299 EVM-Hausakten: Präsident der Rheinprovinz, Dr. Clemens Freiherr von Schorlemer-Lüser, an Landeshauptmann der Rheinprovinz, 27. Mai 1909.

300 EVM-Hausakten: Auszug aus dem Verhandlungsbuch des Gemeinderates von Urbar; Brief des Bauwartes Kraft an Bürgermeister Vacano zu Ehrenbreitstein, 23. September 1909.

301 EVM-Hausakten: Brief des Bauwarts Kraft an Bürgermeister Vacano, 6. November 1909.

302 EVM-Hausakten: Auszug  Gemeinderatsprotokoll, 31. Mai 1910.

303 EVM-Hausakten: Briefe des Hauptmanns an das Bürgermeisteramt Ehrenbreitstein, 30. August 1912, und Konzept für die Erwiderung auf das Schreibens (undatiert).

304 EVM-Hausakten: Brief der Gemeinde Simmern an die Amtsbürgermeisterei Ehrenbreitstein, 6. August 1912.

305 EVM: Geologisches Gutachten zur Wasserversorgung von Urbar,     8. Oktober 1912.

306 EVM Hausakten: Gutachten vom 29. Oktober 1912.

307 EVM-Hausakten: Auszüge aus den Verhandlungsbüchern des Gemeinderates, 3./17. Oktober 1912; Erläuterungsbericht, 14. Januar 1912.

308 EVM-Hausakten: Vertrag, 24. August 1896.

309 EVM-Hausakten: „2. Ausfertigung des Vertrages zwischen dem Herrn Bürgermeister Vacano zu Ehrenbreistein und dem Ortsvorsteher Klee von Arenberg im Landkreise Coblenz einerseits und dem Militär-Bauamt Koblenz I im Auftrage der königlichen Intendantur des VIII. Armeekorps zu Koblenz, vorbehaltlich deren Genehmigung andererseits, 20. Februar 1909.

310 EVM-Hausakten: Bezirksregierung an Bürgermeister Stadt und Amt Vallendar, 24. Juni 1949.

311 EVM-Hausakten: Vertrag zwischen den Gemeinden Arenberg und Immendorf, 30. Oktober 1907.

312 LHA-539,1, 548: Die Kanalisation von Immendorf.

313 EVM-Hausakten: Vertrag zwischen der Gemeinde Arenberg und dem Dominikanerinnenkloster (undatierte Abschrift).

314 Zur Geschichte der Blei- und Zinkgrube: Schäfer, Helmut M., Die Grube Mühlenbach bei Koblenz-Arenberg, Koblenz 1991.

315 EVM-Hausakten: Vertrag zwischen der Gemeinde Arenberg und der „Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen zu Aachen“, 13. Juni 1900.

316 LHA Ko-403, 7758: Die Anlage von Wasserleitungen 1908/1909: Schreiben des preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten an das Oberpräsidium in Koblenz vom 9. März 1909.

317 LHA Ko-539,1, 1051: Wasserwirtschaftsamt an die Bezirksregierung Koblenz, 11. Januar 1932.

318 LHA Ko-539,1, 1051: Wasserwirtschaftsamt Koblenz an die Bezirksregierung Koblenz, 15. April 1944.

319 LHA Ko-539,1, 1051: Amtsbürgermeisterei an die Bezirksregierung Koblenz, 8. März 1944; EVM-Hausakten, Brief, 8. März 1944.

320 EVM-Hausakten: Vertrag zwischen der Gemeinde Arzheim und der Stadt Koblenz, 16. Juli 1938 bzw. 31. Juli 1938. EVM-Hausakten: Niederschrift, 26. Januar 1944: Die Stadt hatte damals an die Gemeinde Arzheim 4000 Mark für die Schürfrechte bezahlt.

321 EVM-Hausakten: Aktennotiz, 5. Mai 1943.

322 EVM-Hausakten: Brief des Bürgermeisters der Stadt und des Amtes Vallendar, Hillebrand an Direktor Ficke von der Stolberg-Zink AG, Bad Ems, 29. September 1943.

323 EVM-Hausakten: Brief der EVM an Stadtverwaltung Koblenz vom 25. Oktober 1943.

324 LHA Ko-539,1, 1051: Amtsbürgermeisterei Vallendar an Bezirksregierung, 8. März 1944. EVM-Hausakten: Notiz, 15. Dezember 1943.

325 EVM-Hausakten: Brief des Bürgermeisters von Stadt und Amt Vallendar, Hillebrand, an den Direktor Arbeitsamt Koblenz, 20. Juli 1944.

326 LHA Ko-403, 8800, S. 34 f.: Aufstellung der Königlichen Regierung Koblenz. 30. April 1907.

327 LHA Ko-403, 539,1, 1051: Wasserversorgung rechtsrheinischer Gebiete. Aufstellung ohne Datum (wahrscheinlich Oktober 1944).

328 LHA Ko-403, 14480, S. 507: Auflistung Rechnungsjahr 1928.

329 LHAKo-539,1, 1049: Verwendungsbescheinigung vom 12. September 1929.

330 LHA Ko-403, 15539, S. 110 f.: Aufstellung, 10. Januar 1929.

331 LHA Ko-539, 1, 1051: Verwendungsbescheinigung, 9. August 1929.

332 LHA Ko-539,1,447: Die Wasserversorgungsanlagen des Zweckverbandes Kaltenengers.

333 Die Angaben stammen aus den Hausakten der EVM.

334 LHA Ko-403, 15539, S. 134 f.: Aufstellung, 10. Januar 1929.

335 LHA Ko-655, 18,  829: Stadtverwaltung Koblenz an die Bürgermeisterei  Koblenz-Land, 22. Februar 1901.

336 LHA Ko-655, 18, 1129: Bericht des Bürgermeisters Koblenz-Land vom 19. April 1912.

337 LHA Ko-655, 18, 1129: Bericht des Bürgermeisters Koblenz-Land vom 19. April 1912.

338 LHA Ko-655, 18, 1129: Gemeinderatsbeschluss, 15. März 1913.

339 LHA Ko-655, 18, 1129: „Bitte der Einwohner um die Unterstützung in der Bestrebung nach Beschaffung einer eigenen Wasserleitung und um Schutz gegen Zwangsmaßregeln wegen dem Anschluß an eine fremde Wasserleitung“, 7. Mai 1913.

340 LHA Ko-655, 18, 1129: Genehmigung, 9. Juni 1913. Auszüge aus den Gemeinderatsprotokollen, 28. März und 2. April 1913.

341 Coblenzer Volkszeitung, 1. August 1913.

342 Coblenzer Volkszeitung, 1. August 1913.

343 Coblenzer Volkszeitung, 1. August 1913.

344 Coblenzer Volkszeitung, 1. August 1913.

345 LHA Ko-403, 15479, S. 425: Zusammenstellung für den Regierungsbezirk Koblenz für das Rechnungsjahr 1931.

346 LHA Ko-539,1, 1051: Brief des Landrates an den Vorsitzenden des Kreisausschusses, 31. Dezember 1929. Die Provinzial-Versicherungsanstalt hatte einen Zuschuss von 3000 Mark bewilligt.

347 LHA Ko-539,1, 1051: Brief des Direktors der Staatlichen Schlösser und Burgen an das Wasserwirtschaftsamt Koblenz, 11. Februar 1944.

348 LHA Ko-655,18,  1130: Beratung der Gemeindeältesten in Kapellen-Stolzenfels,  11. Januar 1935.

349 LHA Ko-655,18, 522: Bericht des Staatlichen Medizinal-Untersuchungsamtes Koblenz, 29. April 1930.

350 Zur wirtschaftlichen Situation in Metternich: Kleber, Hans-Peter, Vom Dorf zum Industriestandort, in: Metternich im Spiegel der Jahrhunderte. Beiträge zur Ortsgeschichte. Hg. von den Heimatfreunden Metternich, Koblenz 2002, S. 277–311.

351 Vgl. Engelke, Quellen, S. 274.

352 Vgl. Engelke, Quellen, S. 275.

353 Vgl. Engelke, Quellen, S. 276.

354 LHA Ko-655,18, 1302: Gutachten des Medizinalrates Dr. Steinebach, 26. April 1929.

355 LHA Ko-539,1, 1049: Verwendungsbescheinigung, 23. Januar 1932.

356 LHA Ko-538, 1, 1051: Brief des Bürgermeisters Koblenz-Land an das Kulturbauamt, 20. Januar 1932. LHA-655,18, Nr. 1302: Erläuterungsbericht für die Erweiterung der Wasserversorgungsanlage der Gemeinde Metternich.

357 LHA Ko-539, 1, 1051: Brief des Bürgermeisters Koblenz-Land an das Kulturbauamt, 20. Januar 1932.

358 LHA Ko-539, 1, 1051: Brief Gemeindeverwaltung, 20. Januar 1932.

359 Vgl. Kleber, Industriestandort, S. 217 ff.

360 EVM-Hausakten. Hauszeitschrift 21/89.

361 LHA-539, 1,  549: Die Kanalisation in Güls.

362 LHA Ko-403,  7753: Verzeichnis der Anträge auf Gewährung von Beihilfen zum Bau von Wasserleitungen, 1903/1904.

363 LHA Ko-403, 7763: Verzeichnis der von den Regierungspräsidenten beantragten Beihilfen zur Anlage von Wasserleitungen, S. 160 ff.

364 Vgl. Möhlig, Karl, Die Gemeindebrunnen in Alt-Güls, in: Brunnenbuch. Hg. anlässlich der Eröffnung des Gülser Dorfbrunnens. Ein Beitrag zur Geschichte des Stadtteils Güls, Koblenz 1989, S. 27 ff.

365 Die Details über die Geschichte der Gülser Wasserversorgung wurden entnommen aus: Heuser, Trinkwasser, S. 7 ff.

366 LHA Ko-403, 7753: Verzeichnis der Anträge auf Gewährung von Beihilfen zum Bau von Wasserleitungen.

367 LHA Ko-403,  15480, S. 513: Auflistung Rechnungsjahr 1928.

368 LHA Ko-539, 1, 1049: Bewilligungsbescheide, Dezember 1929 bis Februar 1930. LHA-539, 1, 1049: Brief des Amtsbürgermeisters in Winningen an die Vorgängerbehörde des späteren Wasserwirtschaftsamtes, 28. November 1929.

369 LHA Ko-655, 18, 1072: Gesuch, 8. März 1888.

370 LHA Ko-403, 7757: Anlage von Wasserleitungen 1907/1908, S. 275.

371 LHA Ko-403,  7757, S. 227.

372 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 24. Juli 1951.

373 Rhein-Post, 31. Januar 1952.

374 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 16. August 1951.

375 Rhein-Post, 3. März 1952.

376 Rhein-Zeitung, Ausgabe Koblenz, 7. März 1952.

377 Alle Angaben zur Lahnsteiner Wasserversorgung wurden übernommen aus: Lahnstein, 125 Jahre Gasversorgung,

100 Jahre Wasserversorgung.

378 Zur Geschichte der Wasserversorgung in Lahnstein: Geschichte der Stadt Lahnstein. Von Fritz Michel, weitergeführt von Peter Bucher. Hg. im Auftrag der Stadt Lahnstein von Franz-Josef Heyen, Lahnstein 1982, S. 123 und 222 f. Geschichte der Stadt Niederlahnstein. Von Fritz Michel, Niederlahnstein 1954, S. 71.

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