Viele Städte mit antiken Wurzeln haben ein Amphitheater, Koblenz hat Fort Asterstein. Auch wenn der Vergleich hinken mag: Die Einzigartigkeit des Baudenkmals wird international anerkannt. Es kommt nicht von ungefähr, dass Vertreter des Koblenzer Amtes für Wirtschaftsförderung in der griechischen Stadt Serres ihren Aktionsplan vorstellten. Denn dort fand die Abschlusskonferenz eines EU-Projektes MAPS statt, das die Revitalisierung von einst militärisch genutzten Flächen vorsieht. Dabei wurden auch Möglichkeiten untersucht, die Arbeit im Rahmen von weiteren Projekten fortzusetzen. Immerhin: Im Rahmen von MAPS haben die Teilnehmer aus insgesamt neun Städten Aktionspläne nach einheitlichen Standards entwickelt. Dieser Schritt ist eine wichtige Voraussetzung bei der Suche nach Zuschüssen für die konkreten Sanierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen.
In Koblenz hat man ganz bewusst ein kleineres Objekt für die Teilnahme an dem Projekt der Europäischen Union ausgesucht, weil hier die Chance auf eine Realisierung besonders gut ist. Denn schon jetzt finden im Innenhof des ehemaligen preußischen Forts kleinere Kulturveranstaltungen statt – inklusive Konzerte und Lasershows. Dazu nutzt es die Arbeiterwohlfahrt bei Ferien- und Freizeitaktionen für Kinder und Jugendliche. Doch ein großes Ziel ist noch nicht in Sichtweite: die Befestigungsanlage zum Schauplatz von Veranstaltungen mit internationaler Strahlkraft zu machen – und zu einer Attraktion einer möglichen Bundesgartenschau 2031 im Mittelrheintal, bei der auch die ehemalige preußische Festung Koblenz und Ehrenbreitstein eine zentrale Rolle spielen soll.
Fort Asterstein als zu einem kulturell und touristisch nutzbaren Monument zu machen: Dieses Ziel hat auch aus Sicht internationaler Experten Priorität. Nicht nur die Teilnehmer aus den Projektstädten, sondern auch Professoren und Master-Studenten des Fachbereichs Raumplanung der Universität Serres favorisieren die kulturelle Nutzung. Als Alternativen wurden hochwertiges Wohnen oder ein Kongressort mit Wohnnutzung vorgeschlagen. Relativ kurzfristig, also zumindest als Übergangslösung, wäre an verkaufsoffenen Sonntagen ein Antikmarkt möglich.
Schon in das preiswerter erscheinende „Fernziel Veranstaltungsarena“ müssten mehrere Millionen Euro investiert werden. Und angesichts des erhofften Zuschlags für eine Bundesgartenschau im Mittelrheintal ist man optimistisch, langfristig die erforderlichen Mittel einzusammeln. Dazu kommt, dass der Außenbereich des Forts spätestens Ende 2019 neu gestaltet sein wird. Geld aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ macht es möglich. Inklusive des städtischen Anteils werden rund 2,6 Millionen Euro in die Außenanlagen und die Vernetzung der Feste Kaiser Franz in Lützel und eben auch für Fort Asterstein ausgegeben. Der Haken: Die Mittel sind nicht für die Sanierung der Bausubstanz vorgesehen.
Man sieht: Bei der Schätzung handelt es sich um ein Minimalprogramm, deshalb sollten die Träume nicht zu groß werden. Davor warnt auch Günther Neffgen von der Koblenzer Arbeiterwohlfahrt. Für Neffgen, der auch dem Vorstand des Vereins Freunde und Förderer von Fort Asterstein angehört, sind Vorschläge, mit denen unter anderem die Einrichtung eines Cafés auf dem Dach des Forts angeregt wird, zum jetzigen Zeitpunkt allein schon aus finanzieller Sicht unrealistisch, zumal noch umfassende Sicherungsmaßnahmen an der Bausubstanz erforderlich sind. Aus seiner Sicht muss das Monument, das einst zur preußischen Festung Koblenz und Ehrenbreitstein gehörte, zunächst einmal vernünftig erschlossen werden. Denn: Von Barrierefreiheit kann man bei den jetzigen Zugängen nicht reden. Und: Wenn wirklich ein größeres Publikum angestrebt wird, muss in puncto Sicherheit ebenfalls einiges getan werden. Das heißt: Es dürfte am Ende also deutlich teurer werden als jetzt vorsichtig berechnet.
Aktuell stellt sich die Frage, woher das Geld kommen soll – vor allem in dem Fall, dass es keinen Zuschlag für die Buga 2031 geben sollte. Oliver Hoffmann, Projektbeauftragter im Amt für Wirtschaftsförderung und Leiter des Büros Europa Direkt in Koblenz, geht davon aus, dass viele kleine Töpfe erschlossen werden müssen. Und deshalb regen er und Stadtratsmitglied Uwe Diederichs-Seidel, der auch Vorsitzender des Fördervereins ist, ein Patenschaftsmodell an. Unternehmen und Privatpersonen könnten dann kleinere Maßnahmen finanzieren und steuerlich geltend machen.
Auch wenn es im Falle von Fort Asterstein eine Rechnung mit noch mehreren Unbekannten gibt, erscheinen die Probleme im EU-Vergleich relativ harmlos. Denn in den acht Projektstädten haben die Herausforderungen zum Teil ganz andere Dimensionen, weil es sich um größere ehemalige Militärareale handelt, deren Dimensionen sich nur mit der Fritsch-Kaserne vergleichen lassen und wobei Lösungen hinsichtlich Wohnraum nicht immer sinnvoll sind. Oft erscheint es vernünftiger, kulturelle Bedürfnisse und den Wunsch nach Naherholungsgebieten zu erfüllen. Probleme und Fragen sind im Rahmen eines zweieinhalbjährigen Projektes final zu klären. Deshalb gilt es für alle Beteiligten nun, neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erkunden und – wenn möglich – Fördertöpfe anzuzapfen. Im September wird es ein großes Treffen unterschiedlicher EU-Projektteilnehmer mit städtebaulichen Schwerpunkten geben.
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