Und hier die Streckenführung mit Komoot:
Ich hatte wieder einmal Glück: In Bautzen hatte es die ganze Nacht geregnet, sodass es am Morgen grau, aber trocken blieb. Und ehrlich gesagt, war es mir ganz recht, auch mal unterm wolkenverhangenen Himmel zu radeln. Ich hatte in den vergangenen Tagen doch sehr viel Sonne abbekommen. Wer nun fragt: Warum nur 55 Kilometer?, erhält die Antwort, dass die Etappe von Anfang an als Halbetappe geplant war. Ich wollte mir Görlitz einfach mal intensiver anschauen.
Die Tour nach Görlitz ist für Radler nur bedingt attraktiv. Über weite Strecken geht es entlang der Hauptverkehrsstraßen, die allerdings über weite Strecken von Radwegen flankiert werden. Aber wenn man einmal über kleine Kreis- und Gemeindestraßen umgeleitet wird, führen die Wege durch kleine, schöne Dörfer, die auf dieser Strecke zweisprachig benannt sind: auf Deutsch und Sorbisch. Wir befinden uns nämlich in einer Region, in der die kleine slawische Minderheit in Deutschland, die Sorben, lebt.
Die relativ simple Streckenführung hat den Vorteil, dass man fast durchgehend asphaltierte Strecken fährt. An einem Tag, an dem es von einem auf den anderen Augenblick regnen könnte, ist das sicherlich ein Vorzug. Und eigentlich kann man sich kaum verfahren. Als mich das Navi einmal auf einen matschigen Feldweg führen wollte habe ich gestreikt und bin einfach auf der Straße weitergefahren. Das war maximal ein Kilometer Umweg. Dafür versaue ich mir nicht Rad und Gepäcktaschen.
Görlitz ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Bautzen in der allgemeinen Wahrnehmung in der Regel völlig unter Wert weggeht. Dabei ist Bautzen nicht nur wegen seiner reichen Baukultur und seiner vielseitigen Gastronomie eine Anlaufstelle. Die Stadt ist auch für Radtouristen eine wichtige Anlaufstelle. Denn hier beginnt der schöne Spreeradweg, den ich jedoch nicht von Anfang an fahren wollte. Es sollte für mich ja nach Görlitz gehen.
Ein Wort zum Schwierigkeitsgrad der Strecke selbst: Die Angabe „mittelschwer“ in Komoot ist nur der Länge geschuldet. Die Strecke selbst hat es nämlich in sich. Denn es gibt viele Steigungen, die zwar nicht sonderlich steil sind, aber lang. Das Ganze umgerechnet auf ein Volletappe von 100 Kilometern – da wüsste man am Abend schon, was man gemacht hat…
Die Zufahrt nach Görlitz ist für Radler nicht ganz angenehm. Man rollt entlang der Hauptverkehrsstraßen in die Stadt hinein – und meistens ohne Radweg. Dafür entschädigt einem die Stadt mit der größten Denkmalzone, die ich außerhalb Italiens je gesehen. Görlitz hat nicht nur ein reiches kulturelles Erbe, sondern auch ein abwechslungsreiches Kulturleben, so dass man mehrere Tage in der Stadt verbringen könnte, ohne sich zu langweilen. Bei mir blieb es bei einer Staun-Rundfahrt und bei einem abendlichen Rundgang, was auch die Etappenlängen widerspiegelt. Von Bautzen nach Görlitz sind es nämlich nur 48 Kilometer. Ich hatte übrigens das Glück, dass das Wetter umschlug, und es noch ein sonniger, angenehme warmer Tag wurde. Untergekommen bin ich übrigens in der Pension Gina. Ein Geheimtipp. 35 Euro die Nacht in einem großen Zimmer, das wiederum Teil eines ehemaligen Wohnung eines gründerzeitlichen Gebäudes ist. Frühstücken konnte ich in einer Bäckerei-Konditorei auf dem Obermarkt.
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