Dr. Dr. Reinhard Kallenbach | Landeskundliche Forschung
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Eisenach-Gotha-Weimar 100 Km

Grau war es ja schon am vierten Tourtag gewesen, doch am fünften Tag schlug das Wetter vollends um. Es wurde deutlich kühler und es regnete. Eigentlich keine guten Voraussetzungen, um die thüringische Städtekette zu bereisen. Doch ich hatte Glück: Richtig nass wurde es nur in Gotha und da konnte ich in einem Café am Hauptmarkt eine ausgedehnte Mittagspause machen. Der vorgeschriebene "Maskenball" hatte auch dort dazu geführt, dass sich das Publikumsinteresse in engen Grenzen hielt - obwohl die kleinen Törtchen auch im überregionalen Vergleich preiswürdig ist.

 

Die Fahrt von Eisenach-Wutha nach Gera ist übrigens unspektakulär. Die Strecke ist gut ausgeschildert, und der Bamberger Hof liegt quasi direkt am Radweg. Ansonsten eine Tour durchs mitteldeutsche Landleben. Doch schon auf der Zufahrt nach Gotha wird es spannend - man fährt durch die Gartenstadtsiedlung "Am schmalen Rain", die ein bekanntes Positivbeispiel für die Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts und das Wirken der Wohnungsbaugenossenschaften ist. Mehr Details gibt es auf Wikipedia - und zwar hier:

 

Gartenstadtsiedlung Gotha

 

Man fragt sich fast zwangsläufig, warum heutige Neubaugebiete von fantasielosen Scheußlichkeiten geprägt werden. Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass das Bauhaus mehr Negatives angerichtet hat als es Positives bewirkt hat. Da werden mir sicherlich die meisten Architekten sicherlich widersprechen. Ich bleibe dabei: Der "Bauhaus-Historismus", der die ursprünglichen Absicht der Reformer sehr oft völlig verkennt,  hat maßgeblich dazu beigetragen, dass unsere Städte heute so schrecklich aussehen. Da hilft es nur bedingt, wenn fast jede Stadt ihre Kernbereiche liebevoll herausgeputzt hat. Natürlich hat auch die ehemalige Residenzstadt Gotha eine schöne Altstadt, allerdings ist sie derzeit eine Großbaustelle, weil der komplette Hauptmarkt samt Kanalisation erneuert wird.

 

Auch in Sachen Straßensanierung tut sich in Gotha einiges, sodass es gar nicht so leicht ist, wieder aus der Stadt herauszufinden. Die Beschilderung funktioniert nicht mehr, und die Navi-Software hat mich nur im Kreis rumgeführt. Ich bin dann irgendwann auf die Bundesstraße in Richtung Erfurt-Weimar gekommen, die zumindest im Stadtgebiet und im "Speckgürtel" von Gotha von Radwegen flankiert wird. Schön ist das nicht, ich versuchte mein Glück über Feldwege und landete - oh Wunder - auf dem regionalen Radwegenetz, dass mich bis vor die Tore von Erfurt führte. Die Landeshauptstadt ist immer eine Reise wert, nicht nur wegen der vielen Baudenkmäler, sondern vor allem auch wegen der vielen und mitunter preiswerten Lokale, in denen natürlich auch die Corona-Beschränkungen galten. Ich landete in einem SB-Restaurant. Steak mit Fetakäse, Brot und Salat für 7,70 Euro, da kann man nicht meckern, und geschmeckt hat es auch noch.

 

Und dann ging es am frühen Nachmittag weiter nach Weimar, wobei das Wetter immer besser wurden. Die Radwege sind übrigens gut ausgeschildert. Es gibt zwar einige Steigungen, diese halten sich aber in Grenzen, sodass man das auch ohne E-Antrieb schaffen kann. Etwas steiler, auf einer maximal 1,5 Meter langen Strecke, wird es nur kurz vor den Toren von Weimar - etwa auf Höhe der heutigen Gedenkstätte Buchenwald. Dafür gibt es dann eine schöne Abfahrt in die Kulturstadt.

 

Auch Weimar leidet unter der Corona-Krise, das ansonsten reiche kulturelle Leben ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Dass die Akteure erfinderisch ist, zeigte sich direkt nach meiner Ankunft im Hotel Amalienhof. Goethe-Lesung mit Musik war angesagt, natürlich unter Einhaltung aller vorgeschriebenen Abstände. Ich habe dennoch auf die Veranstaltung: Fünf Minuten nach meiner Ankunft Kultur - mich zog es da eher in Richtung Dusche. 

 

Das Hotel Amalienhof ist übrigens eine absolute Empfehlung. Das Boutiquehotel, das alle heute gültigen Standards erfüllt, ist schon fast selbst ein Museum. Und trotz Erweiterungen und Modernisierungen erinnert noch vieles an die klassischen Gasthöfe des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, die ja vielerorts verschwunden sind. Ein Sonderlob verdient sich das freundliche Personal. Und die Übernachtung in einem großen Einzelzimmer inklusive Frühstück hat gerade mal 55 Euro gekostet. Keine Frage: Das war das beste Preis-Leistungs-Verhältnis der Tour, zumal man vom Hotel ins historische Stadtzentrum gerade mal die Straßenseite wechseln muss. Und zum Goethehaus sind es nur wenige Schritte.

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